Filmreview: „ATM“ (2011)

 

 

Der letzte Arbeitstag vor den Weihnachtsfeiertagen: die beiden besten Freunde und Arbeitskollegen Corey und David beschließen den Feierabend bei der betriebseigenen Weihnachtsfeier ausklingen zu lassen.

Kaum dort angekommen trifft der schüchterne David auf die hübsche Emily, die zwar in der gleichen Abteilung arbeitet wie er, aber bisher kaum ein Wort mit dem zurückhaltenden Chaoten gewechselt hat. Die anfänglichen Gesprächsblockaden sind schnell überwunden und die beiden erkennen schnell, dass sie sich einander hingezogen fühlen.

Nachdem die Feierlichkeit ein frühes Ende findet und sich die drei zusammen mit dem Auto auf dem Heimweg machen, ahnen sie noch nicht, dass ihr Zwischenstop an einem Bankautomaten, einen schicksalhaften Ausgang finden wird.

 

 

Mit „ATM“ hat erneut ein unbekannter Nachwuchsregisseur voll ins Schwarze getroffen.

Regisseur David Brooks, der sein Können zuvor mit kleinen Kurzfilmen unter Beweis stellen durfte, hat mit „ATM“ einen wahrlich kleinen fiesen und recht spannenden Thriller geschaffen, der relativ geradlinig und schnell zum Punkt kommt und auch ohne kassenträchtiges Blutvergießen für schweißtreibende Unterhaltung sorgen dürfte.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein ATM-Container, sprich einer der Geldausgabeautomaten, der unabhängig der Öffnungszeit einer Bankfiliale, 24 Stunden am Tag das Geldabheben ermöglicht, wobei das Kunststück des Films darin liegt, das knapp 80minütige Filmgeschehen allein auf den räumlich begrenzten Container und die drei Hauptfiguren zu konzentrieren.

Nachdem die drei Kollegen, die Geldausgabefiliale erreicht haben und das Gebäude betreten, werden sie von einer unbekannten Gestalt in einem dunklen Parka terrorisiert.

Jeder Versuch aus dem Container zu flüchten wird von dem unbekannten Fremden unterbunden und scheitert, jeder Hilfeversuch von Außen wird für den „Helfenden“ mit dem Tode bestraft. Wer der dunkle Kerl im schwarzen Wintermantel ist, sei an dieser Stelle nicht verraten, Fakt jedoch ist, dass sich vor allem die arg kurze Laufzeit und die straffe Inszenierung des Films positiv auf den Erzählfluss auswirken.

Der Film wirkt trotz beschränktem Handlungsspielraum (das gesamte Geschehen konzentriert sich auf das Innere des kleinen Bankcontainers) nie konstruiert, zäh und langweilig, dass Verhalten der drei Protagonisten ist kaum klischeebeladen, stehts nachvollziehbar und logisch.

Ein Kunststück, bedenkt man, dass die drei Schauspieler allein mit ihren Interaktionen und Emotionsausbrüchen versuchen müssen, den Film zu tragen. Regisseur David Brooks weiß zumindest wie er das Horrorpublikum zufrieden stellen muss. Das arg düstere und auswegslose Geschehen wird von einem überaus schroffen und markerschütternden Soundtrack unterstrichen, der in dieser Form seines Gleichen suchen dürfte. Immer dann, wenn die drei Freunde versuchen dem Unbekannten zu entkommen, ertönt ein lauter und hektischer Elektronsound, der vor allem Besitzern von Heimkinoanlagen die Nackenhaare zu Berge stehen lassen dürfte.

Lobenswert, denn diese akustische Spielerei ist bei weitem effektiver und gruseliger als so mancher Schreck- oder Ekeleffekt und dürfte interessierten Filmfans gehörig den Puls in die Höhe schießen lassen..

Soviel Lob, soviel Tadel – denn gerade zum Ende hin, wenn sich die Ereignisse überschlagen und „ATM“ zum lautstarken Finale aufbläst, kann der Thriller mit seiner etwas hanebüchenen Auflösung nicht überzeugen. Die Erklärungs-Ansätze scheinen logisch, die Handlungsbeweggründe des scheinbar unbekannten Psychopathen wirken aber auf den Zuschauer überaus unbefriedigend und vor allem deplaziert.

Das ist recht schade und enttäuschend, da der Film durch die Bank zu fesseln und zu überzeugen weiß, dass Ende jedoch ein enttäuschenden und faden Nachgeschmack hinterlässt, da man als Filmfan dann doch irgendwie eine doch etwas aussagekräftigere und vor allem kreativere Erklärung der Geschehnisse erwartet hätte.

Nichtsdestotrotz, mit „ATM“ hat der Nachwuchsregisseur David Brooks einen packenden, kleinen und fiesen Thriller geschaffen, der durch seine klaustrophobische und auswegslose Grundstimmung zu überzeugen weiß.

Statt blutrünstiges Gemetzel, versucht der Film mit Suspense und Hochspannung zu überzeugen, scheitert aber leider an der etwas zu unbefriedigend erklärten Auflösung.

Sei es drum, für ein Debütwerk außerordentlich sehenswert, da sieht man gern über ein paar klischeelastige Schnitzer in der Handlung und das etwas unfertige Ende ab. Man darf gespannt sein, was Regieneuling David Brooks als nächstes hervorzaubern wird, den Namen zumindest sollte man sich schon einmal gut einprägen!

 

 

 

Fazit 6,5/10 Punkte

 

Kleiner fieser Schocker, denen sich thrill-hungrige Filmfans unbedingt vormerken sollten

FSK-Prognose: ungeschnitten mit FSK16

 

 

Hellraiser80

16 Kommentare zu „Filmreview: „ATM“ (2011)

    1. Liegt wohl alles im Auge des Betrachters – und auch hier sage ich wieder: Filme sind immer eine Geschmacksfrage 😉

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  1. Also ich würde mal eher sagen, das er die Automaten knacken will und ihm leider die Leute dazwischen gefunkt haben. Das am Ende leider der Falsche für den „Killer“ gehalten wird, ist wohl eher nebensächlich und über sowas könnte ich mich aufregen. Ein absolut unnötiger Film.

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    1. Ähm, naja eine sehr abstrakte Mutmassung.
      Warum sollte er die 3 jungen Leute töten wollen, wenn sie 1.) gar nicht seine Identität erahnen können und 2.) es doch einfacher wäre zu warten bis die 3 den Container wieder verlassen haben. 😉

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    2. Ich könnte mich da eher über solche Mutmaßungen aufregen. 😉 Da frag ich mich immer, was man während eines Filmes so gemacht hat. Es ist doch recht eindeutig, dass er perfide genau vorher an den Plänen des Schauplatzes sitzt, um jeden toten Winkel aller Kameras zu ermitteln. Anschliessend wartet er auf Opfer und bleibt ABSICHTLICH ausserhalb der Reichweite der Kameras um sein Spiel zu treiben. Zudem manipuliert er auch die Aufzeichnungen so, dass am Ende nur zu sehen ist wie der jeweils letzte Überlebende als Täter gekennzeichnet wird. Und wie flimmerstunde richtig erkannt hat, wäre es deutlich einfacher, zu warten. 🙂 Es ist auch zu erkennen, dass Geld ihn nicht interessiert, da er den angebotenen Umschlag mit Wert in den Kofferraum geworfen hat. Das am Ende der falsche für den Killer gehalten wird, ist Hauptbestandteil des Films. Es geht um die Planung und das Spiel.

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  2. Hi Danke Euch beiden hat mir sehr geholfen!Solche Filme beschäftigen mich dann meist tagelang wenn ich nicht auf eine Antwort komme
    Nun kann ich wieder bessswr schlafen 🙂 Danke euch

    gruß Eddy

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  3. Also ich hab das so verstanden wegen den bauzeichnungen.
    Er kuckt sich die bauskizzen der umgebungen oder gebäude ganz genau an und achtet darauf wo die kameras stehen und tote Winkel damit er nicht endeckt wird und es am ende so aussieht als ob einer der opfer der killer ist.
    Finde die Idee echt gut aber der Film fand ich zu vorhersehbar, ein zweiter teil ist möglich.

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    1. So wird es vermutlich in etwa gewesen sein. Ein überaus perverser Serienkiller, der tagsüber als technischer Angestellter dieser Bankfilialen arbeitet, studiert genau die technischen Pläne dieser Automatenzellen um dann unschuldige „Besucher“ in den Tod zu treiben. Damit niemand seinem perfiden Spiel auf die Schliche kommt, manipuliert er die Geschehnisse so, dass anhand der Überwachungskameras es den Anschein hat, dass einer der Besucher die übrigen Kunden der Filiale abgemeuchelt hat!

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  4. Hallo liebe Leute
    Kann mir mal einer sagen was mir der/das Anfang/Ende sagen soll?Das es einen Teil 2 geben könnte wäre jetzt nicht die Antwort die ich erwarte.Eher Über den „Bauzeichner“am Anfang und am Abspann am Tisch rumkrizelt…was soll das bedeuten?
    So hat mir der Film aber ganz gut gefallen

    Danke und viele Grüße Eddy

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    1. Hmm, aber 6,5 Punkte sind doch schon weit über „Durchschnitt“?
      „ATM“ ist ein guter, kurzweiliger Thriller. Nur aufgrund des recht durchwachsenen und unbefriedigenden Endes von mir ein paar Punkte Abzug. Das hat mich etwas am Film gestört 😉

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