PSYCH:9
Story
Roslyn (Sara Foster) ist eine jungverheiratete Frau und trägt eine schwere Kindheit im Gepäck. Ihre Ehe mit Cole (Gabriel Mann) bröckelt, weil es mit dem Nachwuchs nicht klappen will und Roslyn auch sonst kaum noch Nähe zulässt. Sie beschließt, in einem geschlossenen Krankenhaus zu arbeiten, wo in der Nachtschicht Patientenakten archiviert und verpackt werden sollen. Doch der Job wird für die ohnehin schon traumatisierte Frau zum Albtraum. Sie beginnt Geräusche in dem menschenleeren Gebäude zu hören und scheint Personen auf den flackernden Aufnahmen der Überwachungskamera zu sehen. Als Detektiv Marling (Michael Biehn) in der Klinik auftaucht und der verängstigten Roslyn von einem Serienkiller erzählt, der seit geraumer Zeit sein Unwesen in der Gegend treiben soll, wird die labile Psyche der jungen Dame auf eine harte Probe gestellt …
PSYCH:9 – Kritik
Düsteres Setting ist immer gute Voraussetzung für einen ansprechend gruseligen Horrorschocker. Dabei erfreuen sich neben unheimlichen Herrenhäusern (THE OTHERS) vor allem leerstehende Psychiatrien (THE WARD) und Krankenhäuser (SILENT HILL) großer Beliebtheit. Auch der Thriller PSYCH:9 gehört zu jener Sorte Film, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mehr mit gruseliger Atmosphäre zu überzeugen, als knöcheltief im Blut zu waten. Eigentlich keine schlechte Idee, sich in Zeiten ekelerregender Splatterexzesse wieder traditionellen Werten zuzuwenden und sich mit dem subtilen Grusel zu beschäftigen – wären da nicht ein Dutzend Ungereimtheiten, die dem Film schwer zu schaffen machen. Bereits 2010 entstand der britische Psychothriller von Nachwuchstalent ANDREW SHORTELL, der für seinen ersten Langfilm sogar namhafte Schauspieler wie 80er-Ikone MICHAEL BIEHN (ALIENS, TERMINATOR) gewinnen konnte. BIEHN spielt einen Detective, der die Morde an jungen Frauen untersuchen soll und auf der Spur nach einem fiesen Killer ist. Er stößt auf die junge Roslyn Hanniger (SARAH FORSTER), die die Nachtschicht in einem leerstehenden Krankenhaus übernommen hat, um Patientenakten zu archivieren und zusammenzupacken. Die hat jedoch einiges in ihrer Kindheit erlebt, so dass sie plötzlich merkwürdige Geräusche wahrnimmt und glaubt in der geschlossenen Klinik Geister zu sehen. Ganz auf Kosten ihres labilen Geisteszustandes, der allmählich in den Wahnsinn kippt.
PSYCH:9 ist eine dieser kleinen Mogelpackungen, die mit viel Tamtam versucht zu verschleiern, was sie eigentlich ist. Als düsterer Horrorfilm getarnt, offenbart sich dem Zuschauer schnell, dass der Mysteryanteil in diesem Film nur schmückendes Beiwerk ist. Stattdessen erzählt PSYCH:9 die psychische Verwandlung einer arg traumatisierten Heldin, die bald Fiktion nicht mehr von Realität unterscheiden kann. Verwunderlich ist das alles natürlich nicht, wurde Protagonistin Roslyn in früher Kindheit vom Vater missbraucht, von der Mutter fast in den Tod getrieben und war Patientin in genau jener Klinik, deren Akten sie nun aufbereitet. Während sie schnell Freundschaft mit Psychiater Dr. Clement (CARY ELWES) schließt und sich dem Doktor anvertraut, beginnt mit ihrer Arbeit in jenem Gemäuer auch die Aufarbeitung ihrer verdrängten Kindheitserinnerungen, die mittels Tagträumen und Rückblenden ausführlich bebildert werden. Einfach macht es Regisseur SHORTELL dem Zuschauer dabei nicht, denn zwischen all den diversen Elementen aus verschiedenen Filmgenres, verliert der Filmfreund schnell den roten Faden. Während wir anfänglich typische Zutaten aus Mystery-, Slasher-, und Geisterfilmen zu Gesicht bekommen, setzt PSYCH:9 im Verlauf seiner Handlung vermehrt auf psychologischen Horror, der sich jedoch letztendlich in ein deprimierendes Drama verwandelt. Das komplexe Gestrüpp zu durchdringen dürfte dabei den meisten Zuschauern recht schwer fallen, zumal der Film nur selten wirklich schlüssig alle Handlungsstränge plausibel erklärt, was wiederum eigene Interpretationsmöglichkeiten ermöglicht.
Immerhin, auch wenn die zu komplexe Geschichte nicht selten für ausreichend Verwirrung sorgt und PSYCH:9 krampfhaft bedrohlich und furchteinflößend sein will (was der Film rein gar nicht nötig hätte, weil er ja kein Horrorfilm ist), so muss man SARA FORSTER für die herausragende Leistung als paranoide Roslyn Hanniger ein großes Lob aussprechen. Zwar wirkt ihre Rolle nur selten sympathisch; der geistige Verfall der Leidtragenden ist von so beachtlicher Intensität, dass es etwas schade ist erleben zu müssen, wie derart Talent in einem unstrukturierten Genrefilm wie diesen verbraten werden musste. Was bleibt ist ein erschütterndes Drama, dass unlogischerweise als Horrorfilm konzipiert wurde und aufgrund der vollkommen überfrachteten Geschichte leider zu oft über die eigenen Füße stolpert. Wer eine Vorliebe für psychologische Thriller besitzt, über einige Erklärungsdefizite hinwegsehen und diverse Längen verschmerzen kann, dem sei die Sichtung von PSYCH:9 ans Herz gelegt. Wer hier Blut, Gewalt und Splatter erwartet – liegt gänzlich falsch!
PSYCH:9 – Fazit
Beklemmender Psychotrip mit erschütternden Wendungen. Leider wirkt die gesamte Inszenierung, trotz überraschendem Twist oft zu überladen und wenig schlüssig. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Zum Glück retten die hervorragenden Schauspieler den unausgegorenen Spuk vor dem Untergang. PSYCH:9 ist kein Horrorfilm im herkömmlichen Sinne – sondern vielmehr ein Drama mit düsteren Elementen, um den Zuschauer auf falsche Fährten zu locken.
PSYCH:9 – Zensur
Wirklich blutig oder brutal wird es in PSYCH:9 nicht. Bis auf 2-3 kurze Einstellungen gibt es hier nix zu sehen, was die hiesige FSK daran hindern könnte den Film in Deutschland auch für Jugendliche zugänglich zu machen. PSYCH:9 wird frei ab 16 Jahren sein.
PSYCH:9 – Trailer
Marcel Demuth / Hellraiser80
Ähnche Filme:
It´s in the Blood (2012)
Under the Bed – Es lauert im Dunkeln (2012)