BLOOD DINER
Story
In einem amerikanischen Schnellrestaurant geht’s hart zur Sache. Aber der Reihe nach: Vor zwanzig Jahren bringt der irre Anwar der obskuren altägyptischen Göttin seiner Wahl, Sheetar heißt die Gute, Menschenopfer. Bis ihm die Polizei eines schönen Tages den Deckel drauf macht. Zum Glück (?) hat der Psychopriester seinen beiden Neffen eine halbwegs ordentliche Okkultisten-Ausbildung angedeihen lassen, so dass die Burschen jetzt dort ansetzen können, wo der Onkel gezwungenermaßen aufhören musste. Zeitgemäß führen die beiden jetzt ein beliebtes vegetarisches Restaurant. Den Onkel, na ja, sein Gehirn zumindest, haben sie schon wiedererweckt, weiter geht die religiöse Betätigung mit der alten Pyramidenhexe. Aus Leichenteilen wollen sich die Brüder ihre Sheetar-Gottheit basteln und eine große Zeremonie mit zombifizierten Restaurantbesitzern veranstalten. Wenn das die ernährungsbewussten Gäste wüssten..
BLOOD DINER – Kritik
Wenn das gerade Gelesene jetzt wie BLOOD FEAST (1963) oder allgemein den frühen Splatterfilmen von Herschell Gordon Lewis klingt, dann ist das hier ausnahmsweise weder Zufall noch ungeschickt kaschierte Drehbuchklauerei. Regisseurin Jackie Kong wollte mit BLOOD DINER tatsächlich die Fortsetzung zum erwähnten Ur-Splatterfilm drehen. Der zum Plan passende Alternativtitel BLOOD FEAST II kursiert zwar, ist aber eine eher inoffizielle Sache, BLOOD DINER damit mehr Tribut als Teil des Franchises. Die chinesisch-amerikanische Regisseurin war in den Achtzigern an vorderster Front der Lewis-Bewunderer. Damals, als die Filmjournalisten-Welt den findigen Filmemacher aus Chicago langsam aber sicher in den Status des ernstzunehmenden Autoren emporschrieb, lebte Jackie Kong in Kalifornien und zollte ihrem großen Vorbild filmisches Tribut. Mit BLOOD DINER ist ihr das auch ganz vortrefflich gelungen. Später siedelte sie nach Deutschland über und vertrieb raubkopierte Videokassetten von Lewis Filmen.
In BLOOD DINER wird eine Mixtur serviert, die seit den Gory Eighties nur selten nicht von Erfolg gekrönt bleiben sollte. Kruder, detailversessen drastisch zur Aufführung gebrachter Spezialeffekt-Splatter mit Humoreinlagen, die durch die Bank vollkommen jenseits des guten Geschmacks angesiedelt sind und den leichter zu beeindruckenden Zuschauer abwechselnd kichern oder würgen lassen sollen. Auf diesem Rezept fußt das Gesamtkonzept der New Yorker Troma-Films bis heute. Peter Jacksons Frühphase mit BAD TASTE oder BRAINDEAD und Kultfilme wie RE-ANIMATOR basieren ebenfalls auf dieser Prämisse. Im Gegensatz zu vielen einfach nur anstrengend schrillen Gore-Bomben mit taktlosem Humorzwang, die man bei halbwegs gesundem Hirn nach fünfzehn Minuten aus dem Player nehmen und in der Mitte durchbrechen möchte, besitzt BLOOD DINER aber tatsächlich eine Rechtfertigung. Die nämlich als Tributfilm einer in der Geschichte des B-Films bewanderten Regisseurin, als frühes Beispiel des Untergenres Funsplatter und als dunkelschwarze Horrorkomödie, die sogar funktioniert.
BLOOD DINER war zu VHS-Zeiten und sogar den Anfangstagen digitalen Heimkinos schwer verstümmelt. Nachdem dann modernerer, festivalerprobter Funsplatter zu einem respektablen Einkommensfeld für verschiedenste Publisher hierzulande geworden war, durfte auch das heimische Publikum in den Genuss der vollen Schlachtplatte aus dem Hause Kong kommen. Ein Vintage-Produkt nennt man das in der Feinkost dann wohl.
BLOOD DINER – Fazit
Debiler Humor ohne Rücksicht auf Geschmacksgrenzen, wirklich schweinisch-drastische Metzeleffekte und die nicht zu verleugnende Stimmung seiner Entstehungszeit. BLOOD DINER ist ein Freunden von Llyod Kaufmanns Film-Psychiatrie Troma und Funsplatter-Fans klar empfohlenes Filmchen aus vergangenen Tagen.
BLOOD DINER – Zensur
BLOOD DINER wurde zu VHS-Hochzeiten von der FSK ab 18 Jahren freigegeben und wurde ungewöhnlicherweise nicht indiziert. Dennoch musste der Film für eine Freigabe Federn lassen. Der erste ungeschnittene DVD-Release erfolgte über das deutschsprachige Ausland (Label: DRAGON) und war ungeprüft. Für eine reguläre, deutsche DVD-Veröffentlichung im Jahr 2009 bemühte man sich um eine Neuprüfung und konnte eine Jugendfreigabe für die ungeschnittene Fassung bewirken: FSK 16. Auch die nun erhältliche HD-Version steht ungeschnitten im Handel und kann bereits von Jugendlichen gekauft werden.
BLOOD DINER – Deutsche Blu-ray
(c) New Vision Films / Edel Germany (Kaufhaus-Fassung im KeepCase)
(c) CMV (Mediabook – limitiert auf 250 Stück)
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Blood Diner; USA 1987
Genre: Horror, Komödie
Ton: Deutsch DD 2.0, Englisch DD 2.0
Untertitel: Keine
Bild: 1,78:1
Laufzeit: ca. 88 Min.
FSK: FSK 16 (ungeschnittene Fassung)
Verpackung: KeepCase mit Wechselcover | Mediabook (auf 250 Stück limitiert)
Extras: Trailershow
Release-Termin: KeepCase-Variante: 27.03.2015 | Mediabook-Variante: 24.04.2015
Blood Diner [Blu-ray KeepCase-Variante] ungeschnitten auf AMAZON kaufen
BLOOD DINER – Trailer
Christian Ladewig
Die Rechte aller für die Review verwendeten Bilder liegen bei NEW VISION FILMS / EDEL GERMANY
Ähnche Filme:
American Burger (2014)
Braindead (1992)
Bad Taste (1987)