Filmkritik: „Dawn Breaks Behind the Eyes“ (2021)

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DAWN BREAKS BEHIND THE EYES

Story

 
 
 
Als ein Ehepaar die Nacht in einem vererbten Schloss verbringen muss, kann noch keiner von den Beiden ahnen, was für Geheimnisse hier verborgen liegen.
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Kritik

 
 
 
Galt es lange Zeit fast als ein Axiom, dass deutsche Horrorfilme nichts taugen, gibt es mittlerweile einige Regisseure, die dem deutschen Genrefilm wieder frischen Wind verleihen. In letzter Zeit gab es nämlich schon ab und zu mal einen brauchbaren Horrorfilm aus deutschem Lande. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ möchte sich dazu gesellen und wird das Publikum sicherlich spalten. Hier hat man nämlich keinen gewöhnlichen Horrorfilm vor sich. Dafür aber ein enorm stilsicher gestaltetes Experiment, welches seine Wirkung nicht verfehlt.
 
 
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Dieter und Margot führen keine besonders harmonische Beziehung. Als sie ein Schloss erbt, begeben sich die Beiden dorthin, um eine Bestandsaufnahme tätigen zu können. Weil plötzlich die Autoschlüssel weg sind, muss das Ehepaar die Nacht im Schloss verbringen, doch es wird nicht ihre letzte Nacht hier sein. Irgendetwas beobachtet sie und will sie nicht mehr fortlassen. Etwas zur Handlung zu schreiben, ist nicht so leicht, wenn man spoilerfrei bleiben möchte, denn was sich in „Dawn Breaks Behind the Eyes“ wirklich abspielt, kann man anfangs noch gar nicht ahnen. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde, da bekommt der Zuschauer den großen Twist spendiert und von da an kann man sich erst recht nicht mehr sicher sein, wie das weitere Treiben verlaufen wird.
 
 
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Der Österreicher Kevin Kopacka will mit „Dawn Breaks Behind the Eyes“ viel erreichen. Dafür dass es sich erst um seinen zweiten Langfilm handelt, ist das eine mutige Herangehensweise, mit der man auch schnell scheitern könnte. Was hier so alles unter eine Decke gebracht wird, ist schon nicht von schlechten Eltern. Als Vorbild diente wohl ein bisschen „Die Göttliche Komödie“ von Dante und Themen wie Hölle und Fegefeuer haben es Kopacka scheinbar allgemein angetan. Das wurde nämlich schon in seinem Debüt „Hager“ behandelt, was ihm nicht wenig Aufmerksamkeit verlieh. In „Dawn Breaks Behind the Eyes“ paart sich die Literatur nun mit einer Hommage an das Gothic-Kino der 70er Jahre. Bereits bevor der Film richtig startet, kann man das daran erkennen, wie die Texttafeln gestaltet sind und wie der Score klingt. So fühlt man sich schon etwas an Großmeister Argento erinnert, selbst wenn man es hier mit keinem Giallo zu tun hat.
 
 
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Stattdessen gibt es phantastischen Horror, der zum Surrealismus neigt und nebenbei ein paar herrlich psychedelische Szenen besitzt. Allgemein schwebt stets eine Prise Philosophie in „Dawn Breaks Behind the Eyes“, aber diese wirkt herrlich wenig aufgesetzt. Zu der Art und Weise des Geschichtenerzählens muss man als Zuschauer natürlich einen Draht finden und der Stil wird nicht jedem gefallen. So darf man sicher nicht damit rechnen, dass einem hier irgendetwas erklärt wird. Die Lösung muss man schon für sich selbst finden. Das Drehbuch bietet reichlich Interpretationsfreiraum und wenn man mit dem Verlauf nicht zufrieden ist, dann ist das völlig legitim. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ gibt nämlich vor etwas zu sein, das er im Endeffekt nicht ist. Das macht die Sache allerdings auch aufregend und spannend. Außerdem erhält das Werk im weiteren Verlauf eine gewisse Meta-Ebene, die schon amüsant ist (drei Wochen Drehzeit etc.).
 
 
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Absolut positiv hervorheben, muss man die Optik. Das Schloss Herrenhaus Vogelsang diente als Kulisse und macht schon mal etwas her. Wenn man altes Gothic-Kino ehren möchte, bietet sich eine solche Kulisse förmlich an. Kopacka weiß mit dieser aber auch bestens umzugehen. Gerade in der ersten halben Stunde zitiert sich der Regisseur durch zahlreiche Filme, behält dabei jedoch stets seinen eigenen Stil. Die etwas grobkörnigeren Aufnahmen passen perfekt und versetzen einen optisch sofort zurück in die 70er Jahre. Mit Horror hält sich „Dawn Breaks Behind the Eyes“ dann aber gar nicht so lange auf. Relativ früh erfolgt ein Stimmungsbruch. Plötzlich fühlt man sich fast mehr wie in einer lockeren Komödie, bis der Mindfuck dann im Finale seine Höhepunkte erzielt. Das kommt alles so unerwartet, dass man es gar nicht so richtig greifen kann.
 
 
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Genau dies macht den Film wahnsinnig unterhaltsam. Mit seinen 73 Minuten Laufzeit ist „Dawn Breaks Behind the Eyes“ zudem reichlich kurz ausgefallen, aber das passt hier perfekt, denn so kommt es zu keinerlei Längen. Da sich der Ton der Erzählung sowieso stets ändert, kann man sich über mangelnde Abwechslung absolut nicht beklagen. Das besitzt im Endeffekt zwar eigentlich keinerlei Spannung, bietet so gut wie keine Action und nicht mal echten Grusel findet man hier vor, aber trotzdem ist das Ergebnis sehr kurzweilig. Alleine diesen Bildern zuzuschauen, macht schon genügend Spaß. Außerdem muss man sagen, dass die Darsteller ihre Sache echt gut machen und die Dialoge überhaupt nicht hölzern klingen. Die Charaktere sind markant und die eingesetzte Musik ist ein echter Genuss. Nur wer viele Effekte sucht, wird nicht fündig. Es gibt im gesamten Film nur eine brutalere Szene und alles andere wurde relativ simpel getrickst. An der großartigen Bildersprache ändert dies jedoch nichts.

 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
„Dawn Breaks Behind the Eyes“ ist kein Film, den man so einfach empfehlen kann, denn er lebt von der Erwartungshaltung des Zuschauers. Gerade, weil dieser im Vorfeld nichts über die Wendung erfahren sollte, hat man es mit einer Überraschungstüte zu tun, ob einem das Werk gefällt oder nicht. Fakt ist, dass die Handlung sehr interessant geschrieben wurde und einfach geschickt mit den Erwartungen des Publikums spielt. Das ist philosophisch, surreal und psychedelisch oder um es einfacher zu machen: Nicht so leicht zu greifen. Nebenbei ist die Optik ein Genuss, die Inszenierung sitzt, allgemein ist die gesamte handwerkliche Arbeit enorm hochwertig. Die Atmosphäre besitzt viele Facetten und es ist einfach toll zu sehen, wie simpel Ideen sein können, wenn man sie nur kreativ genug umsetzt. Außerdem wissen die Darsteller zu überzeugen und Score sowie Soundtrack hören sich richtig gut an. Das Ergebnis ist ein insgesamt sogar ziemlich spaßiger und äußerst kurzweiliger Film. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ lässt sich im Endeffekt zwar nur sehr schwer als echter Horrorfilm bezeichnen, doch wer nicht in Schubladen denkt, sollte diesem höchst speziellen Werk aus deutschem Lande ruhig eine Chance geben. Es lohnt sich!
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Zensur

 
 
 
In einer Szene wird ein Penis abgerissen. Das ist aber auch der einzige Gore-Moment. Einer Freigabe ab 16 Jahren sollte nichts im Wege stehen.
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Sylenteye Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Suspiria (1977)
 
One Cut of the Dead (2017)
 
Gothic (1986)
 

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