SLAPFACE
Story
Als wäre das Leben von zwei Brüdern nach dem Tod der Eltern nicht schon schwer genug, kommt auch noch ein dunkles Wesen aus dem Wald mit dazu.
SLAPFACE – Kritik
Indie-Filme sind wohl so ziemlich in allen Bereichen immer sehr gefragt, denn wenn Filmemacher ihr eigenes Ding durchziehen können, das nicht darauf aus ist möglichst viele Einnahmen zu machen, ist das Ganze einfach deutlich interessanter. Besonders interessant wird es, wenn es bei Indie-Produktionen in den Horrorbereich geht, weil Horrorfilme in der Regel doch ganz gerne konventionell erscheinen. „Slapface“ ist ein solcher Indie-Horrorfilme, der eigentlich mehr Drama darstellt, aber die übernatürliche Komponente nutzt, um dieses intensiver zu gestalten.
Lucas und Tom haben ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist das Leben nicht mehr das, was es einst war. Besonders Lucas kommt kaum noch klar und wird zusätzlich regelmäßig Opfer von Mobbing. Sein älterer Bruder Tom ist dem Alkohol verfallen und wenn es mal wieder etwas zu regeln gibt unter den Brüdern, wird das Spiel Slapface gespielt. Eines Tages macht Lucas in einer Ruine im Wald jedoch eine anfangs erschreckende Entdeckung. Hier haust ein dunkles Wesen, welches jedoch scheinbar gerne mit dem Jungen befreundet wäre. Dies soll fatale Konsequenzen mit sich tragen. Wenn Kinder auf übernatürliche Wesen treffen, ist das sicher nichts, was man nicht schon etliche Male gesehen hat. Auch eine dramatische Coming-of-Age-Geschichte mit einzubauen, klingt jetzt erst mal wenig originell. „Slapface“ besteht eigentlich lediglich aus Zutaten, die man bereits gut kennt, verbindet diese jedoch auf seine eigene Art und Weise. Obwohl das Ergebnis trotzdem nicht gerade originell ist, besitzt das Drehbuch eine gewisse Eigenständigkeit. Dabei ist es vor allen Dingen das Ende, welches das Publikum spalten dürfte. Hier wird einem nämlich keine klare Antwort präsentiert und ein Interpretationsfreiraum bleibt vorhanden. Das Problem: So richtig stimmig wirkt keine Erklärung, die man sich zusammenreimen kann und das sorgt dann schon für kleine Abzüge.
Regisseur und Drehbuchautor Jeremiah Kipp hat diesen Stoff bereits vor ein paar Jahren schon mal als Kurzfilm umgesetzt und ist sowieso am ehesten mit Kurzfilmen unterwegs, von denen er schon etliche gedreht hat. Erfahrung hat der Mann hinter der Kamera also und das merkt man „Slapface“ durchaus an. Dabei ist es vor allen Dingen der Minimalismus, der das Geschehen so effektiv macht. Hier gibt es kaum Effekte zu betrachten und die Kulissen sind schlicht. Trotzdem hat man ein paar eindrucksvolle Bilder hervor gezaubert und allgemein ist das handwerklich sehr stilsicher gemacht. Das bemerkt man auch an der Atmosphäre, die hier entsteht. Es braucht eine Weile, bis sich diese entfalten kann, doch wenn man sich auf das Szenario einlässt, wird man irgendwann von ihr gefesselt. Es ist vor allen Dingen das Drama, welches gut funktioniert, welches eine gewisse Trostlosigkeit versprüht und betroffen machen kann. Die Horror-Elemente sind da nur ein netter Zusatz. Hier braucht man keine billigen Jumpscares zu befürchten. Auch der Horror entfaltet sich nur langsam.
Genau diese Langsamkeit macht „Slapface“ allerdings auch ein bisschen anstrengend. Man braucht schon Geduld für den Film, der sich trotz seiner relativ kurzen Laufzeit von nur 85 Minuten niemals so richtig kurzweilig anfühlt. Besonders die erste Hälfte wirkt nahezu schleppend, lässt keine Spannung aufkommen und ist fast etwas zu ereignislos. Trotzdem sind schon hier Szenen vorhanden, die Neugierde aufkommen lassen und wenn man am Ball bleibt, wird man belohnt. Nicht, weil es hinterher viel actionreicher zur Sache gehen würde, sondern weil sich das Geschehen gekonnt aufbaut und somit im Endeffekt auch stets unterhaltsamer wird. Das kleine Finale bietet dann doch noch ein paar Effekte mehr und nach dem sehr offenen Ende denkt man noch etwas über das Gesehene nach. Ein Zeichen dafür, dass „Slapface“ irgendetwas richtig gemacht haben muss. Richtig gut ist übrigens auch der Score, der effektiv eingesetzt wird.
Ansonsten lebt der Film unbedingt noch von seinen beiden Hauptdarstellern. Die Leistung von Mike Manning ist ja schon echt ordentlich, wird aber definitiv noch von der von August Maturo getoppt. Das Spiel des damals 14-jährigen ist eindringlich und echt intensiv. In den recht überschaubaren Nebenrollen wissen ansonsten noch Mirabelle Lee und Libe Barer zu überzeugen, doch der Fokus liegt hier schon deutlich auf den beiden Hauptdarstellern. Da diese so ordentlich abliefern, ist es auch schön, dass man sich bei der Figurenzeichnung Gedanken gemacht hat, denn die Charaktere wirken niemals zu künstlich und besitzen ihre Tiefe. So funktioniert das Drama natürlich auch gleich noch mal deutlich besser.
SLAPFACE – Fazit
„Slapface“ erfindet das Rad nicht neu, besteht aus bekannten Zutaten und braut sich daraus seinen eigenen Mix aus Coming-of-Drama und Horrorfilm zusammen. Das Ergebnis lebt von einer trostlosen, packenden Atmosphäre und wird von zwei hervorragenden Hauptdarstellern getragen. Leider wirkt das offene Ende nicht komplett durchdacht, da die verschiedenen Lösungsansätze es sich entweder zu einfach machen würden oder aber keinen echten Sinn ergeben. Somit bleibt trotzdem ein Werk, über welches man sich Gedanken machen kann. Dass es dabei sehr langsam und minimalistisch zur Sache geht, macht den Unterhaltungswert alles andere als optimal, aber wenn man sich auf den ruhigen Ton einstellt, wird man am Ende doch mit einer fesselnden Stimmung belohnt, die einen mehr und mehr in ihren Bann zieht. Handwerklich ist das geschickt gemacht, der Score klingt bestens und somit kann man eine Empfehlung an alle aussprechen, die es gerne etwas unspektakulärer haben!
SLAPFACE – Zensur
„Slapface“ bietet nur wenig grafische Gewalt. Daher dürfte der Streifen von der FSK eine Freigabe ab 16 erhalten.
SLAPFACE – Trailer
Benjamin Falk
(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film)
Ähnche Filme:
The Devil’s Backbone (2001)
I Am Not a Serial Killer (2016)
Our House (2018)