JUNGLE WARRIOR
(TOMBIRUO)
Story
Ein deformierter, mit übernatürlichen Kräften ausgestatteter Dschungelheld rächt den Tod seines Vaters.
JUNGLE WARRIOR – Kritik
Wer bei dem Cover und Titel dieser Produktion spontan an einen malaiischen Tarzan denkt, der wird durch das epische, wenngleich auch billige Menü mit Zeitlupenaction und beeindruckenden Landschaftsaufnahmen so halb bestätigt – klar, im Dschungel spielt der Film und dass ein einzelner Protagonist dort lebt, mutet erst einmal ähnlich an. Doch die Tierwelt ist in „Tombiruo“ mal so gar nicht wichtig, von Lianen wird sich nicht geschwungen und so actionlastig dürfte Tarzan auch nie gewesen sein – was genau verbirgt sich hier also?
„In diesem Dschungel lebt ein Dämon.“
Es statet mit malerischen Naturaufnahmen und einer mediokren CGI-Libelle, dann folgt direkt Tombiruos Hintergrundgeschichte (Kampf im Regen, seine Mutter wurde vergewaltigt, die Hebamme rettet noch das Baby) sowie die Information, dass es sich tatsächlich um eine Romanverfilmung handelt. CGI-Baumwurzeln (oder doch Lianen) holen das Boot mit dem Baby zu sich, der Wald beansprucht diesen Krieger, in dem „ein Sturm wütet“, also für sich. Viel Voiceover einer alten Schamanin prophezeit Großes für unseren jungen Helden, sein Ziehvater reicht ihm nun seine leider eher lächerliche als ikonische Holzmaske, um den epischen neunminütigen Opener des Films zu beenden.
„Du hast das Gesicht der Götter!“
Na wenn das so ist, wieso dann die Maske? Wie dem auch sei, ganze 10000 Menschen sollen mal eben für ein „umstrittenes Dammprojekt“ umgesiedelt werden, der Firmenboss ist demnach natürlich böse und reckless, gleichzeitig wird auch noch ein Dorf angegriffen und Tombiruo eilt freilich zur Rettung herbei. Das Maß an Zerstörung, die Kameraarbeit und die Choreographien können sich in dieser Szene sogar sehen lassen, einzig die alle paar Sekunden zum letzten Schlag einsetzende Zeitlupe hat (bewusst?) einen sehr künstlichen Videospiel-Charakter, da es wirklich ein genau so funktionierendes System in zahlreichen Brawlern gibt. Tombiruo’s Dschungel/Ziehvater wird hinterrückt erschossen, Blutspucken in Zeitlupe folgt, tosende Trompeten setzen ein, der ganze Wald bebt im Angesicht dieser schreienden Uungerechtigkeit. Das Haus brennt lichterloh und ich dachte schon das wars mit der Actionsequenz, stattdessen springt unser Held nachfolgend noch mir-nichts-dir-nichts auf ein fahrendes Auto, prügelt sich während der Fahrt routiniert rein, steckt problemlos alles an Verletzungen weg und lässt seine CGI-Wurzeln dabei natürlich noch helfen.
Das wäre in einer „Asylum“-Produktion z.B. eine furchtbar hässlich und anstrengend editierte Szene mit miesen Effekten und ohne jeden Körperkontakt, hier aber war ich tatsächlich überraschend unterhalten und angetan von der technischen Grundkompetenz die dieser, für mich völlig aus dem Nichts kommende, Titel doch aufweisen kann.
Ein echtes Auto crasht endlos rotierend den grünen Hügel runter, eine junge Reporterin wird als erwartete, weitere Protagonistin etabliert und zweifelt natürlich noch ein wenig an der Existenz des legendären Dschungelmenschen mit der Holzmaske. Dieser schneidet sich währenddessen selber und grunzt als erste Dialogzeile in tiefer Affenstimme „Vergib mir Vater“, was den Charakter leider direkt wieder weniger cool oder mysteriös macht. In der wohl härtesten, kompaktesten, wildesten Szene des Films überfällt der Jungle Warrior nun eine Fabrik des bösen Firmenchefs, nur damit sich diese sich aber leider mit Gasgranaten füllt und als Falle herausstellt – was macht man da als übernatürlicher Protagonist nun? Genau, man schreit so laut dass die Scheiben platzen und das Gas entweichen kann, rammt sich mit schierer Körperkraft durch das Rolltor, erledigt mit ein paar wuchtigen Martial-Arts-Einlagen die Gegner und rennt dann trotz blutigen Armdurchschusses einfach wieder weg. Großartig auch, wie die Action dieser Szene aus der ersten Perspektive gedreht wurde, was für wohlige „Hardcore“-Erinnerungen sorgt.
Tombiruo hat eine Vision von seinem toten Ziehvater, mit der Journalistin folgt natürlich noch eine doch sehr Tarzan-mäßige „Du bist mein Retter“//“Fürchte dich nicht vor mir!“-Szene, die Dialoge sind oft allzu pathetisch dick aufgetragen und einige Lens-Flare-Einstellungen unterstützen nur, wie künstlich die Beleuchtung in diesem Dschungel doch teilweise ist – von einem wirklich unironisch guten Film ist „Jungle Warrior“ also definitiv weit entfernt. Doch wann immer nicht gelabert sondern sich geschlagen wird, die Story zur Nebensächlichkeit verkommt und der Film seine technischen Muskeln spielen lassen kann, ist für Unterhaltung gesorgt.
„Schick deine Liebe aus dem Reich der Toten!“
Dass einige Bewegungen dabei immer wieder schneller abgespielt werden ist ein unnötiges Gimmick, trotzdem sind die Action-Einlagen unterm Strich die Highlights des Films, während der Rest schnell vergessen sein dürfte. Die Backstory der Schamanin schießt mit einem gesungenen „Ich bewahrte ihre Plazenta auf!“ den Vogel ab, nachdem der übliche und vorhersehbare Twist abgehandelt wurde betritt dann aber endlich wieder Absurdität der unterhaltsameren Natur die Bühne, durch einen Brille & Leder-Cowboyhut tragenden Antagonisten. Doch selbst ein reines Runterbrechen auf die Action und deren Künstlichkeit wird dieser Produktion nicht gerecht, wie durch einen entweder unfassbar gut getricksten, oder echten Flammenwerfer-Einsatz sowie einen durchaus gewitzten, fiesen kleinen Twist noch offensichtlich wird.
Der letzte Kampf geht mit Slow-Motion, Explosionen, Flammen, herumfliegendem Dreck, Blitzen, Donner und matschigen Böden nochmal in die Vollen und kann auch mit seinen Kamerabewegungen beeindrucken, einzig das überlang gestreckte, extrem kitschige und vorhersehbare Ende hätte es nicht gebraucht – 80 Minuten mit Abspann wären hier genug gewesen, doch diese Wucht und Größe an Action und Spektakel gibt es wohl oftmals einfach nicht, ohne die abrundende Portion Kitsch und Pathos dazu.
JUNGLE WARRIOR – Fazit
Bemüht epische, teils unfreiwillig komische, pseudomystische Actionkost mit stark inszenierten, wenn auch teils zu künstlichen, krachenden Actioneinlagen und viel Pathos drumherum. Als Genrefan definitiv einen Blick wert.
JUNGLE WARRIOR – Zensur
„Jungle Warrior“ heißt im Original „Tombiruo“ und wurde am 17.12.2021 erstmals in Deutschland in drei Mediabook-Auflagen veröffentlicht. Diese waren FSK-ungeprüft und ungeschnitten. Ende Juni 2022 erschien die von der FSK geprüfte Kaufhausfassung im günstigeren KeepCase. Die darin enthaltene Fassung ist ebenso ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
JUNGLE WARRIOR – Deutsche Blu-ray
(c) Nameless Media | Eurovideo Medien (Blu-ray im KeepCase)
(c) Nameless Media (Blu-ray + DVD im Mediabook – jeweils auf 333 Stück limitiert)
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Tombiruo; Malaysia 2017
Genre: Horror, Action, Drama
Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Malaiisch DTS-HD MA 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz
Laufzeit: ca. 92 Min.
FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)
Verpackung: KeepCase, Mediabook
Extras: Trailer, Making-of, zusätzlich im Mediabook: Film auf DVD, Booklet
Release-Termin: KeepCase: 30.06.2022
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JUNGLE WARRIOR – Trailer
Alexander Brunkhorst
(Rechte für Grafiken liegen bei Nameless Media | Eurovideo Medien)
Ähnche Filme:
Raging Fire (2021)
Predator (1987)
John Rambo (2008)