FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2
(PET SEMATARY 2)
Story
Nachdem seine berühmte Mutter bei einem Filmdreh tragisch umkommt, zieht der traumatisierte Jeffrey mit seinem Vater in die Nähe eines gewissen Friedhofs, der angeblich Tote zum Leben erwecken soll…
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 – Kritik
So weltberühmt Mary Lamberts erste Filmadaption von Stephen King’s legendärer Haustierhorrorgeschichte auch ist, so wenig hatte ich bisher von Teil 2 gehört – weder als eins der schlechtesten Sequels aller Zeiten, noch als unterbewerteten Klassiker hatte ich je von diesem Film gehört, eben darum war mein Interesse hier also geweckt. Was hatte Frau Lambert dieses Mal nur für eine Vision im Sinn, die Geschichte ohne Romanvorlage weiterzuspinnen? 100 Minuten später entlockt die Antwort auf diese Frage mir schon nur noch ein müdes Gähnen, da sie tatsächlich der unspannendste Part dieses gesamten Projekts ist: Denn rein inhaltlich ist „Pet Sematary 2“ nicht mehr oder weniger als ein ziemlich unmotivierter Nachklapp, ein halbgares Remake mit den exakt selben Storybeats und Abläufen, nur dass es diesmal halt ein Hund statt einer Katze ist und ein Stiefvater statt des Sohnemannes. Wer eine wirkliche Neuheit, eine peinliche full-on-90s-Musikvideo-Inszenierung oder aber gar einen guten Horrorfilm will, der ist hier also definitiv an der falschen Adresse. Da Unterhaltungswert allerdings nicht nur diesen Attributen entspringen kann, schauen wir doch Mal, was es sonst so zu holen gibt.
Im stummen Retro-Menü, mit dem alten Coverdesign, aus einer immerhin vorbildlichen Auswahl an Sprachen und Untertiteln den O-Ton samt englischen Subs gefischt, dann startet der Film auch direkt relativ trashig mit einer Titlecard zu Nebel und Blut, dramatischen Geigen und einem Hund mit leuchtenden Augen. In einem alten Schloss wird ein Horrofilm gedreht, weil natürlich wird er das, wir sind schließlich in den Neunzigern und meta und cool und müssen darum direkt mit einer Film-im-Film-Szene anfangen. In dieser wird als Einstieg in die Handlung dann die explizite, ziemlich ausführliche und sadistische Zu-Tode-Elektrisierung von Jeffs Mutter inszeniert, woraufhin der trauernde Jeff mit seinem Vater Chase in ein neues Haus zieht. Seit Teil Eins scheint eine Umgehungsstraße für die wahnsinnigen LKW-Fahrer gebaut worden zu sein, denn von der konstanten Bedrohung Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorierender Lastwagenfahrer ist nichts über geblieben – stattdessen erinnert in den ersten Minuten nur ein müder Katzen-Jumpscare an den Vorgänger, sowie das Design des Friedhofs und einige recht erzwungene Querverweise im Dialog. Der Nachbarsjunge Drew sowie sein riesiger, flauschiger, süßer Hund „Zowie“ kommen vorbei und somit steht auch schon überdeutlich fest, welches Tier wohl dieses Mal zum Leben erweckt wird.
In einer unerwartet zynischen Szene wird unser Protagonist, der gerade seine Mutter verloren hat, als „celebrity boy“ in der Schule gemobbt, mehr an ein Comicheft denn an den King’schen Kleinstadtbösewicht erinnert in diesen Szenen der Anführer der Mobber, der weder vor der Gefährdung unschuldiger Tiere, noch vor physischer Gewalt zurückschreckt. Als letzte Komponente, jetzt wo der Friedhof und das zu begrabene Tier etabliert sind, fehlt nun noch die wohl größte Stütze des Films: Denn während der Originalfilm ohne Fred Gwynne’s kernige Performance als Jud Crandall nie derselbe gewesen wäre, so lebt gerade „Friedhof der Kuscheltiere 2“ ebenfalls von der zentralen Performance einer Schauspiellegende. So ist es nämlich der seine Frau und seinen Stiefsohn Drew terrorisierende, cholerische Sheriff Gus, gespielt von niemand geringerem als Clancy Brown, seinerzeit noch am Beginn seiner Schauspielkarriere, der in einer furchtbar unnatürlich und erzwungen geschriebenen Szene von null auf 100 schaltet und den Hund erschießt, damit dieser zu unpassendem 90s-Indie-Rock-Grunge und ohne einen Hauch der Atmosphäre des Originals unter ein paar Steinen begraben werden kann. Spätestens wenn Zombie-Zowie dann jedoch für einen kurzen Moment sein Herrchen angrinst und Drew daraufhin einen allzu peinlichen Alptraum davon hat, wie seine Mutter auf einmal einen Hundekopf bekommt, kommt man als Zuschauer dann doch auf die Idee, hier eventuell in eine Falle getappt zu sein.
Wollte „Friedhof der Kuscheltiere 2“ etwa nie ein ernsthafter Horrorfilm sein, ist das hier nicht nur schlecht gealtert und darum trashig, sondern auch vor 30 Jahren schon bewusst komödiantisch, drüber und selbstironisch gemeint gewesen? Die Hoffnung stirbt zuletzt, nur ernst nehmen kann man dieses langatmige, vorhersehbare, billig die Stationen des Originals abklappernde Quasi-Remake von jetzt an leider kaum noch. Als wären die Traumszenen nämlich noch nicht peinlich genug, haben diese unglaublich unglaubwürdigen Bullies sich inmitten eines Trinkgelages zu Halloween nämlich minutenlang mucksmäuschenstill auf dem Tierfriedhof versteckt, in der Hoffnung, dass Jeff vorbeikommt, nur um diesen dann mit einer per Seilkonstruktion in den Bäumen hängenden Schaufensterpuppe, die ihn an seine tote Mutter erinnern soll, zu erschrecken. Den Aufwand hinter dieser Aktion muss man sich erstmal vorstellen, leider versucht der Film zumindest diese Szenen aber durchaus ernst zu meinen.
Hat man diese Irrsinnigkeit überlebt, folgt die Krone der gekünstelten, unnatürlichen Scriptentscheidungen: Nachdem unser cholerischer Gus, der gerade äußerst unnachvollziehbar und krude den Hund erschossen hat, nämlich die Party sprengt und auch auf dem Friedhof auftaucht, versucht dieser tatsächlich seinen Stiefsohn mit einem Kreuz umzubringen, wird dabei aber von dem Zombiehund angefallen und zu Tode gebissen. Da der Antagonist des Films aber natürlich nicht einfach nach der Hälfte der Laufzeit verschwinden darf, beleben unsere Protagonisten ihn jetzt einfach selbst und freiwillig wieder, indem sie ihn weder finden lassen noch ein Krankenhaus oder seine Frau anrufen, nein, natürlich muss er gefriedhoft werden. Dass sich neben Clancy Brown noch ein junger Edward Furlong als Protagonist, Größen wie Anthony Edwards oder Wilbur Fitzgerald in Nebenrollen, Russell Carpenter – die Cinematografin von u.a. „Titanic“ – hinter der Kamera finden lassen, sich die Regisseurin des Klassen besseren Vorgängers für diesen Film verantwortlich zeichnet – das alles wirkt zu diesem Zeitpunkt kaum noch glaubhaft. Doch ist man auf reinen Unterhaltungsfaktor aus, auf reine Kurzweil und ein möglichst gnädiges Absitzen der restlichen ~45 Minuten Laufzeit, dann wird man von nun an immerhin belohnt: Denn Clancy Brown darf ab jetzt aufdrehen.
„The dog isn’t sick, it’s dead!“
Den ganzen Nebenplot um den Hundeblut identifizierenden Tierarzt hätte man sich sparen können, auch profitiert dieser Film nicht von noch mehr Zeit, die einzig darauf verschwendet wird, Verbindungen zu Teil 1 aufzubauen – doch sobald Sheriff Gus Gilbert als untote, charmante, langsam dahin rottende, aber eben auch seiner Frau das Top vom Leib reißende, Sprüche reißende Karikatur einer Bedrohung in den Film tritt, kann man tatsächlich von kurzweiliger Unterhaltung sprechen. Jeglichen Anspruch an Logik erneut aus dem Fenster werfend, wird die untote und meist wortkarge Reinkarnationen des Sheriffs nämlich einfach hingenommen, bevor dieser Streifen sich im letzten Drittel endgültig als nie ernst zu nehmend offenbart. Clancy Brown lacht und wütet und tötet fast schon in Slasher-Manier Teenager, haut One-Liner raus und hat sichtlich Spaß an seiner inzwischen fast schon charismatischen Rolle, rettet, was zu retten ist. Unpassender 90’s Alternative Industrial Rock/Metal läuft, eine Mutter wird mit ihrem Sohn frontal in den Gegenverkehr gecrasht, das Begraben neuer Leichen hört gar nicht mehr auf und die Tonalität ist weit entfernt von jeder Koherenz. Dass sich im tatsächlich halbwegs stimmigen Finale noch einige wirklich starke Effekte verbergen, der Film in dieser Hinsicht allgemein recht hart und ruppig anmuten kann, möchte ich gar nicht bestreiten – nur ist jegliches Zuschauerinteresse an dieser Farce zu dem Zeitpunkt leider schon lange dahin.
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 – Fazit
Alberner, unnötiger, anstrengender, zäher und vorhersehbarer Nachklapp, der den Vorgänger teils 1:1 kopiert und nur durch einen motiviert-wahnsinnigen Clancy Brown sowie einige Effekte oder WTF-Momente überhaupt noch unterhalten kann.
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 – Zensur
„Friedhof der Kuscheltiere 2“ erschien in den 1990ern in zwei Fassungen: Einmal in der ungeschnittenen FSK18-Fassung und einmal geschnitten mit FSK16. Die ungekürzte Fassung wurde schnell indiziert und stand von 1993 bis 2016 auf dem Index. Am 30.12.2016 wurde die Fortsetzung von der Indizierungsliste gestrichen. Wenig später folgte eine FSK-Prüfung. Die FSK gab den Streifen ungeschnitten für volljährige Zuschauer frei. Im Jahr 2022 wurde das Sequel erneut von der FSK geprüft und erhielt in der ungeschnittenen Fassung eine Freigabe ab 16 Jahren. Diese befindet sich demzufolge auf allen aktuellen Blu-ray und DVD-Auswertungen. Übrigens: Die aktuelle Blu-ray besitzt einen roten FSK-Sticker, obwohl „Friedhof der Kuscheltiere 2“ mittlerweile ungeschnitten frei ab 16 Jahren ist. Das liegt daran, weil auf der Heimkinoscheibe Bonusmaterial zu finden ist, das von der FSK höher eingestuft wurde als der Hauptfilm.
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 – Deutsche Blu-ray
(c) Paramount Home Entertainment (Blu-ray im KeepCase)
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Pet Sematary II; USA 1992
Genre: Horror, Thriller, Drama, Fantasy
Ton: Deutsch DD 2.0, Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch (Hörfilmfassung) DD 5.1, Französisch DD 2.0, Italienisch DD 2.0, Spanisch DD 2.0, Ungarisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch, Chinesisch (traditionell), Dänisch, Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Ungarisch
Bild: 1.78:1 | @23,976 Hz
Laufzeit: ca. 100 Min.
FSK: Film: FSK16 (ungeschnittene Fassung) | Blu-ray wegen Bonusmaterial: Keine Jugendfreigabe
Verpackung: KeepCase
Extras: Trailer, Trailershow
Release-Termin: 18.08.2022
Friedhof der Kuscheltiere 2 [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE 2 – Trailer
Alexander Brunkhorst
(Rechte für Grafiken liegen bei Paramount Home Entertainment)
Ähnche Filme:
Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Friedhof der Kuscheltiere (1989)
Geschichten aus der Schattenwelt (1990)
Stephen Kings Nachtschicht (1990)