MEN – WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN
(MEN)
Story
Nach einer persönlichen Tragödie zieht sich Harper allein in die wunderschöne englische Landschaft zurück, in der Hoffnung, einen Ort der Heilung zu finden. Aber jemand oder etwas aus den umliegenden Wäldern scheint sie zu verfolgen. Was als schwelende Angst beginnt, wird zu einem voll entwickelten Albtraum.
MEN – Kritik
Betrachtet man Alex Garland’s neuesten Film auf der oberflächlichsten Ebene, so handelt dieser von einer jungen Frau, die nach einem harten Schicksalsschlag die Flucht ins Landidyll sucht, nur um dort von zunehmend aufdringlicher und gruseliger werdenden Männern bedrängt zu werden. Zieht man den bewusst offensichtlich gewählten Titel sowie aktuellen Zeitgeist für eine marginale Kontextualisierung des Geschehens hinzu, gelangt man schnell zu dem Schluss, dass es sich hier wohl um einen Film über das Patriarchat, über Sexismus und Misogynie handeln muss. Und in der Tat: Übergriffige, sexistische, ihre Machtposition ausnutzende Männer bevölkern das dörfliche Ambiente und sorgen mit fortschreitender Laufzeit für mehr und mehr Momente sehr greifbaren Schreckens. Doch wer in den letzten Jahren aufmerksam Horrorfilme geguckt hat, der wird die Klischees, Tropen und niedergetrampelten Pfade allegorischer, sich am Puls der Zeit befindender, mit einer traumatischen Backstory aufgeladener Hochglanz-Horrorfilme der Veröffentlichungs- und Produktionsschmiede A24 und ihrer zahlreichen Fans inzwischen auswendig kennen und spätestens dann mutet es doch komisch an, dass der Drehbuchautor von „Ex Machina“ und „Annihilation“ hier derartige „Standardkost“ abgeliefert haben soll. Klar: Jessie Buckley liefert eine emotional fordernde und extrem abwechslungsreiche Performance, das Colourgrading des Films ist zum Niederknien malerisch geworden, der Soundtrack ist stimmig und technisch kann man von einer kleinen Offenbarung sprechen. Doch Trends gefolgt, vorhersehbare Filme abgeliefert oder Altbekanntes neu aufgewärmt hat Garland bisher noch nie; im Gegenteil, seine Filme glänzten gerade durch originelle Ansätze oder spannende Verquickungen unterschiedlicher Genreaspekte – ist es also wirklich „so einfach“?
Meiner Meinung nach nicht. Denn was nach zwar reichlich vorhersehbaren, aber trotzdem kurzweiligen, da technisch sowie schauspielerisch brillanten, sowie gerissen mit bewusst merkwürdigen CGI-Effekte und obskuren Andeutungen implementierenden, ersten 60 Minuten langsam aber sicher offensichtlich wird; das ist die absolute Offensichtlichkeit des Plots selbst. Sobald eine gewisse Schlüsselszene nämlich abläuft, kann der geneigte Genrefan innerlich bereits abschalten, da jegliches Mysterium dahin und der Plot gelöst scheint – doch was dann im dritten Akt und krönendem Finale des Films folgt, spottet jeder Beschreibung.
Beziehungsweise, nicht ganz: In einer technisch erneut herausragenden Verquickung von einmalig drastischen, praktischen Effekten und bewusst kaschiertem CGI bekommt der gemeine „Horrorfan“, der viel zitierte „Gorebauer“ nämlich mit voller Inbrunst derart übertrieben und lächerlich seinen Fleischklumpen zugeworfen, dass selbst unsere Protagonistin gelangweilt das Weite sucht. Und als wäre diese nebensächliche Geste noch nicht genug, kann Garland es sich nicht nehmen lassen, diese inzwischen überdeutlich ausbuchstabierte Karikatur einer A24-Horrormetapher auszubuchstabieren, den sprichwörtlichen Holzhammer lachend über dem Kopf des Zuschauers zu zerbrechen.
Hat man in den letzten zehn Jahren keinen Horrorfilm geguckt, so kann „Men“ eventuell noch als solcher funktionieren, ist er doch deutlich kurzweiliger, spannender und auch dramatischer als „Lamb“, der seine Pointe deutlich ernster und lethargischer vorbereitet. Doch kennt man sich im Horrordschungel aus, ist die eigentliche Offenbarung und Überraschung viel mehr die, wie frech und witzig und over-the-top Alex Garland hier ein ganzes Genre vorführt, das man wohl als „Post A24 Arthousehorror“ zusammenfassen kann. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß.
MEN – Fazit
Herrlich, genau das hat die nicht enden wollende Welle langsamer, durchschaubar metaphorischer, charakterbasierter Arthouse-Horrorfilme gebraucht. Trotz ernster Themen und der mysteriösen Prämisse mehr Genreparodie denn ernstzunehmender Horrorfilm und trotz Schlusspointe nie langweilig bis dahin.
MEN – Zensur
Die deutsche Fassung von „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
MEN – Deutsche Blu-ray
(c) PLAION PICTURES (Blu-ray im KeepCase)
(c) PLAION PICTURES (Blu-ray + 4K-UHD im Mediabook)
(c) PLAION PICTURES (Blu-ray + 4K-UHD im Steelbook)
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Men; Großbritannien 2021
Genre: Horror, Drama, Science Fiction
Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1.85:1 | @23,976 Hz
Laufzeit: ca. 100 Min.
FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)
Verpackung: KeepCase | Mediabook | Steelbook
Extras:Interview mit Alex Garland, Rebirth: The Making of Men, Teaser & Trailer | zusätzlich im Mediabook: Film auf 4K-UHD-Disc, Umfangreiches Booklet von Leonhard Elias Lemke
Release-Termin: KeepCase + Mediabook: 27.10.2022
Men – Was dich sucht, wird dich finden [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen
MEN – Trailer
Alexander Brunkhorst
(Rechte für Grafiken liegen bei PLAION PICTURES)
Ähnche Filme:
The Invitation – Bis dass der Tod uns scheidet (2022)
Get Out (2017)
mother! (2017)