Filmkritik: „Tragedy Girls“ (2017)

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TRAGEDY GIRLS

Story

 
 
 
Zwei Mädchen gehen für mehr Likes und Fans über Leichen. Um den eigenen Internet-Blog zum Laufen zu bringen, wird man selbst zum Mörder.

 
 
 


 
 
 

TRAGEDY GIRLS – Kritik

 
 
 
Die Macht der Selbstinszenierung: Social Media. Was noch vor einigen Jahren als harmlose Möglichkeit gedient hat, um sich mit Freunden zu vernetzen und mit ihnen zu kommunizieren, dient mittlerweile ganz anderem Zweck. Schon lange nicht mehr geht es auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Konsorten darum, mit Freunden in Kontakt zu bleiben oder an deren Leben teilzuhaben. Wer heute im Gespräch bleiben möchte oder auffallen will, muss sich inszenieren – möglichst oft und ausreichend. Daher hat seit einiger Zeit ein regelrechter Run nach Followern, Likes und Shares im Internet begonnen, der nicht selten absurde Ausmaße erreicht. Auch der folgende TRAGEDY GIRLS setzt sich mit der Gier nach Anerkennung im Web auseinander, betrachtet die Thematik aber mit einem Augenzwinkern. Das Resultat entpuppt sich als schwarze Horror-Satire, die genau jene Geltungssucht an den Pranger stellt, aber dennoch Spaß bereitet. Dafür sorgen lockere Sprüche, attraktive Hauptdarstellerinnen und knackige Morde. Slasher-Fans wird’s freuen.
 
 
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Das Kleinstädtchen Rosedale hat seit einiger Zeit mit blutigen Morden zu kämpfen. Immer wieder werden ermordete Schüler gefunden, die übel zugerichtet vor allem den örtlichen Sheriff vor Rätsel stellen. Doch zwei Teenager wissen mehr. Die führen einen kleinen Internet-Blog in der Freizeit und berichten darauf über die schrecklichen Ereignisse. Leider halten sich Leserzahlen in Grenzen, was Sadie (BRIANNA HILDEBRAND) und McKayla (ALEXANDRA SHIPP) auf eine Idee bringt. Sie stellen Recherchen an und kommen dem Killer auf die Schliche. Der wird überwältigt, an einen Stuhl gebunden und fortan mit Hundefutter gefüttert. Doch statt das Böse der Polizei auszuhändigen, haben die Mädchen andere Pläne. Sie übernehmen einfach den Job des High-School-Mörders, bringen unbeliebte Mitschüler um die Ecke und haben so Neuigkeiten für Ihren Blog, um exklusiv berichten zu können. Doch die Sucht nach Likes und Fans hat auch so seine Schattenseiten. Zwar verzeichnet der „Tragedy Girls“-Blog schon bald hohe Zugriffszahlen, doch zwischen den Betreiberinnen kommt es zu Differenzen. Ob das perfide Spiel auffliegen wird?
 
 
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Alles etwas anders. TRAGEDY GIRLS ist zwar im Slasher-Genre beheimatet, geht die Sache jedoch frischer an. Statt die ewig gleiche Geschichte vom rastlosen Killer zu erzählen, der bestialisch Menschen ermordet und am Ende entlarvt wird, versucht TRAGEDY GIRLS frischen Wind ins angestaubte Schlitzer-Fach zu bringen. Bekannte Verläufe werden umgekrempelt. Zudem wird beinahe ungeniert mit Stereotypen und Klischees gespielt. So wird die Identität des Killers bereits zu Beginn gelüftet und das für Slasher typische Bluttreiben ins Absurdum getrieben. Wohl einer der Gründe, warum sich Regisseur TYLER MACINTYRE zum Projekt überreden lies. Der hatte zuvor die Horrorkomödie PATCHWORK gedreht, war aber über den Vorschlag als nächstes einen Slasher zu drehen alles andere als erfreut. Als man ihm aber erklärte, dass sich dieser Streifen vom grauen Rest abheben würde, las er das Drehbuch und war Feuer und Flamme. In der Tat verleibt TRAGEDY GIRLS dem totgefilmten Slasher neues Leben ein und geht so quasi gleichen Weg, wie der leider 2015 verstorbene WES CRAVEN mit dem Meta-Horror SCREAM. Statt neu aufzuwärmen und damit zu langweilen, persifliert man das Slasher-Genre und nimmt dessen Klischees und Abläufe aufs Korn. TRAGEDY GIRLS strotzt nur so vor Metakniffen auf das Slasher-Subgenre und unterhält Horrorfilm-Kenner mit teils überdeutlichen Genre-Verweisen. So werden bekannte Szenen aus Filmen wie HALLOWEEN, PROM NIGHT oder CARRIE zitiert – liebevoll und überzeichnet. Offenbar waren da selbst leidenschaftliche Fans bei der Arbeit. Anders lassen sich die vielen Verweise, Doppeldeutigkeiten und Insider-Gags nicht erklären, die sich wie eine Linie durch das Drehbuch des Films ziehen. TRAGEDY GIRLS ist ein Film von Slasher- für Slasherfans. Das ist unverkennbar. Der Film ist witzig, blutig und weit weg von den monotonen Abläufen mit denen der Slasherfilm seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Aufgrund dessen dürfte das Herz eines jeden Fans besagten Genres schneller schlagen und das nicht ohne Grund. TRAGEDY GIRLS ist eine clevere Splatter-Komödie, die Kultpotenzial besitzt. Da kann man nur hoffen, dass das Beispiel Schule macht und sich endlich mal Filmemacher daran machen, bekannte Genre-Formeln zu überdenken. Slasher so wie sie seit den Anfängen auch heute noch gedreht werden, will niemand mehr sehen. Neuerungen und Abwechslung tun Not. Daher weisen Filme wie SCREAM, FINAL GIRLS und auch TRAGEDY GIRLS den richtigen Weg. Unbedingt mehr davon.
 
 
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TRAGEDY GIRLS – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
Sexy, rabenschwarz und blutig – TRAGEDY GIRLS ist einer der besten Slasher der letzten Jahre. Der Grund hierfür ist ganz einfach. Regisseur TYLER MACINTYRE will mit seiner Horror-Satire nicht neu aufzuwärmen. Stattdessen bereichert er das angestaubte Slasher-Genre mit neuen Ideen und nimmt sich dabei nicht immer bierernst. Bekannte Abläufe und auch Klischees werden aufs Korn genommen. Das macht aus dem cleveren Meta-Slasher eine schwer unterhaltsame Angelegenheit, vor allem auch deshalb, weil TRAGEDY GIRLS andere Wege geht. Der Film will nicht ausschließlich dumme Teenager zeigen, die – wie im Slasher üblich – möglichst grausam zur Strecke gebracht werden. Der Streifen ist auch an einer Botschaft interessiert – für einen Slasher doch irgendwie unüblich. So wird hier die Geilheit nach Sensationsgier ebenfalls an den Pranger gestellt, wie die Sucht nach Geltungsgier im Internet. Wer daher Abwechslung benötigt und fernab bekannter Genre-Pfade wandeln möchte, ist mit TRAGEDY GIRLS gut beraten. Ein überraschender Partyslasher vor dem Herrn – Kultpotenzial inklusive! Die vielen positiven Stimmen auf einschlägigen Filmfestivals sprechen für sich. Wir können die hervorragende Resonanz nur bestätigen.
 
 
 


 
 
 

TRAGEDY GIRLS – Zensur

 
 
 
TRAGEDY GIRLS ist zwar eine Komödie, aber einige Gewaltszenen haben es in sich. So fällt ein Kopf auf eine Kreissäge und Macheten bohren sich durch Körper. Weiterhin zermatscht ein herabfallendes Gewicht den Schädel eines Fitnessraumnutzers und einer Filmfigur wird die Kehle aufgeschlitzt. Mit etwas Glück gibt es wegen dem humoristischen Unterton eine FSK16.
 
 
 


 
 
 

TRAGEDY GIRLS – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Gunpowder & Sky)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Detention – Nachsitzen kann tödlich sein (2011)
 
Final Girls (2015)
 
Scream – Schrei! (1996)
 
Heathers (1988)
 

Filmkritik: „Escape from Cannibal Farm“ (2017)

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ESCAPE FROM CANNIBAL FARM

Story

 
 
 
ESCAPE FROM CANNIBAL FARM fängt passabel an, wird aber schnell unfreiwillig albern. Eine Familie gerät an eine Sippe, die auf einer Farm Menschen mit der Kettensäge in kleine Wurstscheiben schneidet.

 
 
 


 
 
 

ESCAPE FROM CANNIBAL FARM – Kritik

 
 
 
Es war einmal ein kleiner Junge, der hat sich während seiner Jugend Horrorfilme im Überfluss angeschaut. Irgendwann kam ihn ein krasses Stück Genre-Kino vor die Funzel, das ihn derart beeindruckt hat, weshalb er später auch mal einen ähnlichen Schocker drehen wollte. So oder so ähnlich dürfte es zur Entstehung des folgenden Streifens gekommen sein, der bereits Dank plakativ gewähltem Titel mit der Tür ins Haus fällt und sich nicht um Subtilität oder Geheimniskrämerei kümmert. Bei ESCAPE FROM CANNIBAL FARM ist die Titelkreation Programm. Die klärt auf, dass es wohl etwas blutiger zugehen wird. Und in der Tat. Der Trailer erfreut durch härtere Gangart und zeigt, wo der Splatter-Frosch die Locken hat. Leider der einzig nennenswerte Bonus in diesem sonst eher stumpfsinnigen Plagiat eines umjubelten Horrorfilmklassikers. ESCAPE FROM CANNIBAL FARM ist eine blutige Schlachtplatte eines noch unerfahrenen Regisseurs, der sich erst noch im Genre ausprobieren und finden muss. Hier ist der Blutzoll zwar hoch, aber das Drehbuch hätte dringend einen Lektor benötigt. Offenbar war es dem (Horrorfilm-begeisterten) Regisseur wichtiger einen Film mit viel Rot zu inszenieren, der bei Gleichgesinnten gut ankommt. Nun ja, das Resultat ist – sagen wir mal so – zweckmäßig.
 
 
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Von nervenden und unsympathischen Figuren, die (Gott sei Dank) Bekanntschaft mit der Kettensäge machen. Ein Wochenendtrip mit Familie und Wohnwagen. Das wollen Mutter und Stiefvater Harver. Die sammeln die drei Kinder ein und nehmen auch gleich noch den Fast-Schwiegersohn in spe mit auf die Reise ins britische Hinterland. Das kommt natürlich bei den Kids gar nicht gut an. Die müssen Handys und Laptop abgeben und sollen das Wochenende ohne Elektrosmog überstehen. Eine unglückliche Entscheidung, denn auf Elektrogeräte wird man bald angewiesen sein. So brennt während der Nachtruhe plötzlich das Zelt der Eltern lichterloh. Dumm nur, dass die Mutter darin geschlafen hat und schlimmste Verbrennungen erleidet. Wie kann das sein? Handelt es sich hier um Brandstiftung? Aber selbstverständlich. In dieser Gegend haust eine seltsame Sippe, die es nicht gut mit Durchreisenden meint. Auf einer Farm werden die zu Gulasch verarbeitet und das Fleisch an gut zahlende Kunden verkauft. Ganz ähnliches Schicksal müssen nun auch unsere Wohnwagen-Camper befürchten. Die werden zu besagter Farm verschleppt und in Käfige gesperrt. Ein Teenager mit Menschenhaut-Maske und Kettensäge hält Wache. Das kommt einen doch irgendwie bekannt vor.
 
 
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Was für ein Blödsinn. ESCAPE FROM CANNIBAL FARM macht in visueller Hinsicht eine hervorragende Figur. Das Szenario ist atmosphärisch, düster und dreckig. Zumindest hier erinnert der Streifen gut und gerne mal an jenen Film, von dem sich ESCAPE FROM CANNIBAL FARM offensichtlich hat inspirieren lassen: dem TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Was aber bitter aufstößt ist das haarsträubende Drehbuch mit dem sich dieser Backwood-Slasher mehr schlecht als recht über die Runden schlägt. Der Film übertrumpft sich förmlich selbst mit unerwarteten Wendungen, die aber so konstruiert wirken, dass sich einem beinahe schon die Zehennägel kräuseln. So wird hier unter fadenscheinigen Gründen nicht nur Menschenfleisch zubereitet. Ein abstruser Streit zwischen Familien lässt vor allem Feingeister die Haare zu Berge stehen. Der Zank muss – wie hätte es anders auch sein sollen – im Blutrausch ausgetragen werden, damit Gorehounds etwas zu sehen bekommen. Doch nicht nur die einfältige Handlung hinterlässt Magengrummeln. Auch seltsames Schauspiel macht den Horrorthriller zum Geduldsspiel. Hier sind zwar talentierte Darsteller am Winseln. Dennoch spielen die Akteure derart überzogen, dass man meinen könnte, hier eine Parodie auf das legendäre Meisterwerk aus der Mache des 2017 verstorbenen TOBE HOOPER zu sehen. Auch wenn ESCAPE FROM CANNIBAL FARM einige zynische Momente zu bieten hat, ist der Streifen weit weg von lustig. Man meint Gezeigtes im wahrsten Sinne des Wortes ernst, was vor allem mit Hilfe von deftigen Gewaltmomenten unterstrichen wird. Demzufolge bleibt schleierhaft, was sich Regisseur, Drehbuchautor und Produzent CHARLIE STEED mit seinem unausgereiften Plagiat zum berüchtigten TEXAS CHAINSAW MASSACRE gedacht hat. Was soll der Quatsch und warum eine so aufgeblähte Handlung, wenn alles ohnehin nur auf ein Blut- und Eingeweidefest hinausläuft? Fans heftiger Gewaltmomente wie WRONG TURN, INBRED und dem Remake zu THE HILLS HAVE EYES wird’s vermutlich weniger stören. Die bekommen als Entschädigung für Sondermüll gut getrickste Spezialeffekte vor die Linse und ein paar knackige Szenen in denen die Motorsäge knattert. ESCAPE FROM CANNIBAL FARM ist nur für Hardcore-Backwood-Horror-Fans geeignet. Für alle anderen dürfte diese britische Blutsauerei zur Farce werden.
 
 
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ESCAPE FROM CANNIBAL FARM – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
The British Chainsaw Massacre. Es hätte so schön werden können: Eine Familie gerät an Hinterwäldler und muss sich mit spitzem Werkzeug zur Wehr setzen, um dem Schicksal entkommen zu können. Leider schießt sich ESCAPE FROM CANNIBAL FARM mit üblen Nebensträngen und schwachsinnigen Wendungen selbst ins Aus. Die Erklärungsversuche für das im Film zelebrierte Massaker sind nicht nur unglaubhaft. Das Splatterfest wirkt dilettantisch und konstruiert. Hier wird eine simple Ausgangssituation mit komischen Nebenhandlungen aufgebläht, die ohnehin darauf hinauslaufen wird, möglichst viele blutige Szenen zu zeigen. Wozu der ganze überflüssige Schnickschnack? Die Frage darauf dürfte wohl nur Regisseur CHARLIE STEED beantworten können. Fakt ist, dass das unnötige Füllmaterial ESCAPE FROM CANNIBAL FARM zu lang macht und das Treiben zu schwerfällig gestaltet. Manchmal funktioniert gradlinig und simpel gestrickt besser – vor allem dann, wenn man sich in einem Subgenre bewegt, das ohnehin nur auf die niederen Instinkte des Zuschauers abzielt.
 
 
 


 
 
 

ESCAPE FROM CANNIBAL FARM – Zensur

 
 
 
ESCAPE FROM CANNIBAL FARM hat schon fiese Szenen zu bieten. Hinsichtlich Spezialeffekte fährt der Backwood-Slasher groß auf und gibt sich äußerst zeigefreudig. Es werden Hände abgerissen, nachdem ein Protagonist einen Käfig angefasst hat, der unter Starkstrom steht. Weiterhin verbrennt eine Filmfigur in einem Ofen. Eine andere kann gerade noch so aus einem brennenden Zelt gezogen werden, sieht danach aber nicht mehr ganz so frisch aus. Da im Film eine Kettensäge rattert, muss diese natürlich auch zum Einsatz kommen. Diese wird zweckentfremdet und für das Abschneiden von Gesichtshaut benötigt. Hierzulande bleibt fraglich ob ESCAPE FROM CANNIBAL FARM ungeschnitten erscheinen wird. Einige der Szenen sind hart anzuschauen und kommen allein deshalb zum Einsatz, um zu schockieren. Sollte die FSK einen guten Tag haben, könnte es gut sein, dass der Kannibalen-Kracher vollständig mit einer Erwachsenenfreigabe passieren wird. Wir rechnen aber eher mit dem Schlimmsten.
 
 
 


 
 
 

ESCAPE FROM CANNIBAL FARM – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Dark Temple Motion Pictures)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Wrong Turn (2003)
 
Inbred (2011)
 
Killbillies (2015)
 
The Horde (2016)
 
The Hills Have Eyes (2006)
 
The Texas Chainsaw Massacre (1974)
 

Filmkritik: „Nails“ (2017)

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NAILS

(P.O.V.)

Story

 
 
 

Eine Patientin (SHAUNA MACDONALD aus den THE DESCENT-Filmen) mit Nahtoderfahrung muss sich in einem düsteren Krankenhaus erholen und macht dort Bekanntschaft mit einer bösen Präsenz.

 
 
 


 
 
 

NAILS – Kritik

 
 
 
Ob in Herrenhäusern, Irrenanstalten, Landhäusern oder Krankenhäusern – nirgendwo ist man vor rastlosen Seelen sicher, die vor allem im Horrorfilm meist nur ein Ziel haben: Möglichst viel Angst und Schrecken verbreiten. Leider sind Geister aber mittlerweile nicht mehr so furchteinflößend, wie noch vor 30 Jahren. Der Grund ist im beinahe inflationären Drehen von Geisterfilmen zu suchen, das vor allem in den letzten 15 Jahren durch minderwertige Low-Budget-Produktionen vorangetrieben wurde. Viele derer haben nämlich dem Geisterfilm den Schrecken genommen, weil man mit überschaubarem Budget schnelles Geld verdienen wollte. Nicht selten folgten enttäuschte Gesichter, weil statt intelligenter Gruselei pure Langeweile geboten wurde. Da wurden Geisterfilme nach immer wieder gleichen Schema inszeniert, bis Filmfans dankend abgewunken haben. Für die wenigen sehenswerten Streifen dieses Subgenres eine Schmach. Diese gehen in der Masse an schlechten Produktionen unter. Doch wir von FILMCHECKER picken heraus, damit auch kein nennenswerter Gruselbeitrag verpasst wird.
 
 
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Kein guter Tag für Sportlerin Dana (SHAUNA MACDONALD aus HOWL). Die macht sich eines Morgens aus dem Haus, um etwas Joggen zu gehen. Leider endet der Lauf im Krankenhaus, denn die attraktive Mittdreißigerin wird von einem Auto umgefahren und dabei schwer verletzt. Als sie wieder aus dem Koma erwacht, ist ihre Welt nicht mehr so, wie sie mal war. Dana wird künstlich beatmet und kann nur noch unter Anstrengungen sprechen. Deshalb dient ihr ein Sprachcomputer als Hilfe, der die Kommunikation erleichtern soll. Leider steht die Genesung unter keinen guten Stern. Im Krankenhaus passieren nämlich bald seltsame Dinge. Eine mysteriöse Gestalt macht der Patientin das Leben schwer. Die schleicht sich nachts in Danas Zimmer und will ihr offenbar nichts Gutes. Ist hier etwa ein Geist am Schaffen? Selbstverständlich, schließlich ist NAILS im Horrorgenre beheimatet und versucht mit subtilem Grauen die Nerven des Zuschauers zu strapazieren. Sonderlich beansprucht werden die – bis auf einige Schockmomente – leider nicht. NAILS sieht zwar hübsch aus, ist aber nichts fürs DVD-Regal. Der Grund: Dem Film fehlen Neuerungen und Logik wurde aus dem Drehbuch radiert. Zudem hat man das hier Gezeigte bis zum Erbrechen (besser) gesehen. Bedauerlich!
 
 
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Kaum Beleuchtung, heruntergekommene Aufenthaltsräume, nicht funktionierende Fahrstühle und kaum Personal. Würde man sich in einem Krankenhaus behandeln lassen, das Erinnerungen an SILENT HILL ins Gedächtnis ruft? NAILS punktet zweifelsohne durch Atmosphäre und Schockmomente, ist aber bei genauerer Betrachtung ziemlicher Blödsinn. Sicherlich sollte man es bei einem Geisterfilm nicht unbedingt genau mit der Logik nehmen. Was Regisseur DENNIS BARTOK hier aber zumutet, ist dann doch weit weg von plausiblem Geisterspuk. Dabei fängt der Streifen eigentlich gut an und hat in der ersten Hälfte schlagfertige Argumente. So wird Heldin Dana von einer unheimlichen Präsenz attackiert und muss alles über sich ergehen lassen, weil sie nach einem Unfall im eigenen Körper gefangen ist und sich nicht bewegen kann. Niemand will der gepeinigten Patientin Glauben schenken, weshalb diese in der Vergangenheit des Hospitals forscht und einige Leichen im Keller findet. Soweit, so gut. Leider wird aus dem konventionellen Geisterkrimi bald lauter Budenzauber, denn Macher DENNIS BARTOK will offenbar mit großem Finale glänzen und wirft die langsam zuvor aufgebaute Spannung über Bord. Da verwandelt sich der grundsolide Horrorthriller plötzlich zur hektischen Geisterbahn, die eigensinnige Wege geht und viele Fragen aufwirft. Spätestens jetzt muss man das Hirn ausschalten, denn Figuren handeln plötzlich von Sinnen und erfüllen bei ihrer Flucht vor einem zornigen Gespenst jedes erdenkliche Klischee, das man in der Ramschkiste für Gruselstreifen finden konnte. Immerhin weicht Macher DENNIS BARTOK nicht von seinem Plan ab den Zuschauer mit möglichst unvorbereiteten Schocks zu erwischen. Die sind reichlich vorhanden und dürften hin und wieder im Sessel zusammenzucken lassen. Dennoch ist NAILS nicht das Gelbe vom Ei. Der Film spielt zu vorhersehbar mit der Angst des Zuschauers. Zudem handelt es sich bei der nicht gerade klugen Geschichte um ein Handlungsgestrüpp aus Zufälligkeiten. Der Geist wird nämlich nicht ohne Grund dreißig Jahre nach seinem Ableben aktiv. Als hätte es der Zuschauer geahnt, steht die rastlose Seele in Verbindung mit Patientin Dana – was für ein Zufall. Etwas mehr Einfallsreichtum und Kreativität hätten NAILS sichtlich gut getan. So ist der visuell stimmige Gruselthriller zwar immer noch kurzweilig, aber weit weg von gut. NAILS ist eine Empfehlung für Hardcore-Geisterfans, die nicht ohne ihre tägliche Dosis Gruselschauer schlafen können. Wer jedoch Grusel mit Kopf erwartet, ist hier an der falschen Adresse.
 
 
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NAILS – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Düstere Geisterbahn mit Schockmomenten, die sitzen. Ein Krankenhaus mit tragischer Vergangenheit, eine Patientin mit Draht zum Jenseits und ein Geist, der dort durch Gänge spukt und schon mal bessere Tage hatte. NAILS ist für erfahrene Horrorfans eine Nullnummer, weil er zu konventionelle Pfade geht und dem Zuschauer schnell zu verstehen gibt, wohin die Reise gehen soll. Da bleiben Überraschungen aus und die Langweile folgt auf dem Fuß. Das schien Regisseur DENNIS BARTOK wohl bewusst gewesen zu sein. Der überfrachtet seinen Horrorfilm mit lauten Schreckmomenten und reißt so eingeschlummerte Zuschauer aus dem Schlaf. Vieles in NAILS ist haarsträubend, macht keinen Sinn und bleibt unbeantwortet. So spukt hier ein Geist dreißig Jahre nach seinem Ableben durch ein Krankenhaus und bringt plötzlich Angestellte um. Warum ihm das nicht schon vorher in den Sinn gekommen ist, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage nach dem Sinn dieses Krankenhauses. Das scheint ein Problem mit dem Licht zu haben und besitzt offenbar nur drei Patienten. Zudem sind kaum Angestellte zu sehen und auf Nachfrage der Patienten darf man hier Überwachungskameras im Zimmern anbringen – ahja! Auf etwas mehr Glaubwürdigkeit – trotz Genrefilm – hätte man Rücksicht nehmen können. Der Zuschauer ist doch nicht doof.
 
 
 


 
 
 

NAILS – Zensur

 
 
 
NAILS hat – wie es bei einem Geisterfilm zu erwarten war – kaum Gewaltmomente zu bieten. Zu Beginn schockiert ein Unfall mit Fahrerflucht. Später entdeckt man bei der Filmheldin mysteriöse Wundmale am Körper. Im Finale kratzt der Geist im Film Wörter in den Körper seines Opfers und würgt es zudem mehrmals auf unsanfte Weise. Außerdem müssen Personen sterben, die der Filmheldin nahe stehen. Wie diese aber ihr Leben lassen müssen, wird nur angedeutet. Demzufolge erhält NAILS wohl problemfrei eine FSK16.

 
 
 


 
 
 

NAILS – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Fantastic Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Slumber (2017)
 
Entity – Es gibt kein Entrinnen vor dem Unsichtbaren, das uns verfolgt (1981)
 
Paranormal Resurrection – Die Schatten der Ex (2014)
 
Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt (1999)
 
Backtrack – Tote vergessen nicht (2015)
 

Filmkritik: „Nightmare – Schlaf nicht ein!“ (2017)

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NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN!

(SLUMBER)

Story

 
 
 

Eine Schlafforscherin bekommt einen besonders seltsamen Fall auf den Tisch, für den sie den rationalen Menschenverstand ausschalten muss, um ihn überhaupt verstehen zu können.

 
 
 


 
 
 

NIGHTMARE – Kritik

 
 
 
Seit einiger Zeit scheinen Filme über Schlafparalyse schwer im Kommen zu sein. Wir hatten hierzu schon des Öfteren Streifen vorgestellt, in denen Protagonisten während einer Schlaflähmung mit finsteren Gestalten Bekanntschaft gemacht haben. Dass diese Thematik Stoff für Horrorfilme liefert, ist nicht unbegründet. Millionen Betroffene leiden nämlich regelmäßig unter diesem beängstigenden Phänomen bei dem man sich zwar im Wachzustand befindet, aber leider nicht bewegen kann. Was beunruhigend klingt, ist jedoch vollkommen natürlich. Damit man sich nämlich in der Traumphase nicht ununterbrochen bewegt und vielleicht noch verletzt, lähmt der Körper zum Schutz die Muskulatur. Diese Starre wird aber wieder aufgehoben, sobald der Wachzustand eintritt. Dennoch kann es hin und wieder einmal vorkommen, dass es dem Körper nicht sofort gelingt, die Schlaflähmung vom Schlafzustand zu trennen. Das hat zur Folge, dass die Schlafparalyse nicht mit dem Aufwachen endet, sondern auch noch bis in den Wachzustand anhält. Für die meisten Leidtragenden eine beängstigende Erfahrung, die gerade dann Panik auslöst, wenn man zuvor in einem Albtraum gefangen war. Die Betroffenen sehen sich hierbei schutzlos ausgeliefert. Einige derer berichten sogar von Schattenwesen, die ihnen während der Paralyse-Phase nach dem Leben trachten wollten. Wenn das nicht Berichte sind, aus denen sich Horrorfilme machen lassen. Jene Vermutung hatte wohl auch Newcomer JONATHAN HOPKINS. Der probiert sich mit NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN (Originaltitel: SLUMBER) im Angsteinjagen aus. Entstanden ist ein solider Gruseltrip ohne Höhepunkte. Die nächste Regiearbeit kann nur besser werden.
 
 
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Von Albträumen und Schlafstarre. NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN erzählt die Geschichte von Schlafforscherin Dr. Alice Arnolds (MAGGIE Q – bekannt aus actiongeladenen Kinoblockbustern). Die hat als Kind den schlafwandelnden Bruder verloren, der offenbar wegen einer unheimlichen Präsenz aus dem Schlaf gerissen wurde und anschließend aus dem Fenster fiel. Seither ist die Forscherin traumatisiert und von Schuldgefühlen geplagt. Doch das Leben muss weitergehen. Leider wird die Schlafexpertin bald von der Vergangenheit eingeholt. Neue Patienten werden nämlich von seltsamen Vorkommnissen geplagt und suchen Hilfe. Alice nimmt sich der leidgeplagten Familie Morgan an und versucht Lösungen zu finden. Die Familie kann nämlich nicht mehr in Ruhe schlafen und hat Angst vor der Nachtruhe. Ist da etwa Traumdämon FREDDY KRUEGER zugange? Im Falle von NIGHTMARE ist es eine andere Kreatur, die es auf den Sohn der Familie Morgan abgesehen hat. Der wird von einem hinterlistigen Dämon heimgesucht, der Schlaflähmung ausnutzt, um dem Jungen schlimme Dinge während der Nachtruhe anzutun. Die Eltern sind machtlos und auch Dr. Arnolds weiß nicht so recht, wie sie mit dem Problem umgehen soll. Weil der kleine Patient jedoch die Forscherin an den eigenen Bruder erinnert, beginnt sie den rationalen Verstand auszuschalten und sich mit dem Okkulten zu beschäftigen. Leider bringt sich die Ärztin damit selbst in Gefahr.
 
 
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Hat sich hier wohl jemand von der Dokumentation THE NIGHTMARE inspirieren lassen? NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN fasst nämlich auch die Thematik von boshaften Wesen auf, die Menschen während einer Schlaflähmung heimsuchen. Das macht neugierig. Aber irgendwie ist NIGHTMARE weder Fisch noch Fleisch. Der Film folgt einer konventionellen Handlung bei der Überraschungen und vor allem Köpfchen fehlen. Schnell wird nämlich klar, was hier passieren wird und welche Wege man geht, um den Spuk beenden zu können. So werden die Patienten während der Nachtruhe von unschönen Erlebnissen geplagt, denen niemand Glauben schenken möchte. Schlafmedizinerin Dr. Alice Arnolds nimmt sich ihrer an und liest ein paar Bücher über Traumdämonen, um am Ende ihre eigene Angst vor der Vergangenheit bewältigen zu können. Oh ja, da hat sich jemand wirklich Mühe beim Schreiben von Skript und Drehbuch gegeben. Wenn es handlungstechnisch nicht klappt, muss eben ein Ass aus dem Ärmel geschüttelt werden. Das nennt sich Atmosphäre und beschert NIGHTMARE zumindest hin und wieder stimmungsvolle Momente, die wohliges Gruseln garantieren. Sind die Patienten nämlich mit Träumen beschäftigt und macht sich ein Traumdämon am kleinen, schlafgelähmten Daniel Morgan (LUCAS BOND) zu schaffen, dürfen sich Besitzer moderner Heimkinoanlagen freuen. Die Tontechniker haben ganze Arbeit geleistet. Da grummelt es plötzlich aus allen Boxen und Gänsehaut entsteht auch ohne plakative Schockmomente. Subtiles Angsteinjagen nennt man das, was im Grunde nichts Schlechtes ist. Dennoch hätte eine klügere Handlung NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN bei weitem besser gemacht. So geht der Streifen – trotz halbwegs unverbrauchter Thematik – im Sumpf beliebiger Gruselstreifen unter. Es gibt eben mittlerweile zu viele Horrorfilme, die wöchentlich veröffentlicht werden. In Amerika weitaus mehr, als hier in Deutschland. Da bedarf es etwas mehr Tiefgang und Raffinesse, um aus der Masse an unbedeutender Genre-Ware hervorstechen zu können.
 
 
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NIGHTMARE – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Atmosphärischer Gruselstreifen, der das Phänomen Schlafparalyse und die Angst vor Schlaflähmung zum Thema macht. Leider ist die Geschichte zum Film schnell erzählt und hat auch kaum Überraschungen zu bieten. Das macht NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN beliebig, bei dem man das Gefühl nicht loswerden möchte, als hätten die Macher Potenzial verschenkt. Das geradlinige Drehbuch folgt einer klischeehaften und vorhersehbaren Handlung, die immerhin subtile Gruselstimmung heraufbeschwört. So können auch weniger in Horrorfilmen erfahrene Zuschauer bedenkenlos zuschauen, ohne gleich selbst mit Einschlafproblemen kämpfen zu müssen. NIGHTMARE ist ein Gruselfilm gedreht nach Schema F, der sich vor allem an ein Publikum richtet, das eine Vorliebe für Old-School-Gruselei besitzt. Hier gibt es weder Gewalt noch Kreaturen aus dem Computer zu sehen. Stattdessen spielt man mit Licht, Schatten und der Phantasie des Zuschauers, um Gänsehaut entstehen zu lassen. Auf den Filmbösewicht darf man in NIGHTMARE übrigens nur kurz einen (verschwommenen) Blick werfen. Danach sieht man den Traumdämon kein weiteres Mal. Ein raffinierter Schachzug, um das Kopfkino des Zuschauers zu aktivieren. Dennoch ist NIGHTMARE kein Horror-Hit. Einmal gesehen, hat man ihn schon wieder vergessen. Dazu fehlen dem Gruselfilm Alleinstellungsmerkmale.
 
 
 


 
 
 

NIGHTMARE – Zensur

 
 
 
NIGHTMARE – SCHLAF NICHT EIN (OT: SLUMBER) ist eher ein subtiler Gruselfilm, der mit der Angst der Schlaflähmung spielt. Gewalt gibt es hier – bis auf eine kurze Szene – gar nicht zu sehen. Darin würgt ein besorgter Familienvater in Rage Schlafforscherin Alice. Eigentlich wäre der Film FSK12-tauglich. Weil der Film wegen seiner düsteren Atmosphäre an einigen Stellen dann doch etwas sehr verstörend wirkt, hat NIGHTMARE eine FSK16 erhalten.
 
 
 


 
 
 

NIGHTMARE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Slumber; USA | Großbritannien 2017

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Keine

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 85 Min.

FSK: Film: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wendecover (alternatives Filmmotiv)

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: 05.04.2018

 

Nightmare [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

NIGHTMARE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Vertical Entertainment | TIBERIUS FILM)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Nightmare (2015)
 
Dead Awake (2016)
 
The Shadow Man (2017)
 
Paranormal Resurrection (2014)
 

Filmkritik: „The Sandman“ (2017)

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THE SANDMAN

Story

 
 
 

Ein kleines Mädchen hat die Fähigkeit eine böse Kreatur heraufzubeschwören, die jeden tötet, der dem Kind zu nahe kommt.

 
 
 


 
 
 

THE SANDMAN – Kritik

 
 
 
Es gibt Dinge, die passen einfach nicht zusammen. So hätte man es wohl nie für möglich gehalten, dass Superhelden-Schöpfer STAN LEE irgendwann mal mit dem eher für schlechte Eigenproduktionen bekannten TV-Sender SYFY gemeinsame Sache machen würde. Der berühmte Comicautor schuf für Marvel Comics eine Reihe von klassischen Superhelden. Darunter Figuren wie SPIDER-MAN, HULK oder auch den SANDMAN. Letzterer taucht – um Comicfans zu beruhigen – nicht in der folgenden SYFY-Produktion auf. Lee hat zwar diesen Film mitproduziert, dürfte aber gleich gewittert haben, dass man Superheldenfilme besser nicht von so Buden wie SYFY produzieren lässt. In der Regel folgt nämlich da die Katastrophe auf dem Fuß. Demzufolge hat der hier vorgestellte THE SANDMAN nichts mit dem gleichnamigen Comic-Helden am Hut, der als WILLIAM BAKER in den SPIDER-MAN-Comics sein Unwesen treibt. Stattdessen wir eine eigenständige Geschichte über ein kleines Mädchen erzählt, die in gewisser Weise auch über Superkräfte verfügt – damit aber offenbar nicht umzugehen weiß. Damit gehört sie eigentlich in die aus X-MEN bekannte Schule für Mutanten.
 
 
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In THE SANDMAN werden Albträume wahr und das auch noch im wahrsten Sinn des Wortes. Die kleine Madison (SHAE SMOLIK aus THE HATRED) befindet sich mit dem Vater auf der Flucht. Das hat auch seinen Grund, denn egal wo sich die kleine Familie aufhält – dort sterben die Menschen. Offenbar ist das Mädchen verflucht. Die wird von einem Monster verfolgt, welches sie aus einem Buch kennt, das ihr der Vater vor langer Zeit geschenkt hat. Leider segnet auch der bald das Zeitliche, weshalb sich die verstörte Madison in die Obhut von Tante Claire (sympathisch und glaubhaft: HAYLIE DUFF) begeben muss, die fortan auf ihre Nichte achtgeben soll. Das scheint aber gar nicht so einfach zu sein, wie anfangs gedacht. Die Kleine wird nämlich auch im neuen Heim zur tödlichen Bedrohung. Auch hier ist man vor der bösen Kreatur nicht sicher, die aus nicht erklärbaren Gründen mit dem Kind in Verbindung stehen muss. Doch bald weiß man mehr. Nach mehrmaligen Bitten taut Madison endlich auf und beginnt sich Tante Claire zu öffnen. Die erfährt vom mordlüsternen Sandmann, der immer dann erscheint, wenn die Nichte wütend wird und es mit der Angst zu tun bekommt. Da stellt sich die Frage, wie man einen solchen Bodyguard wieder losbekommt? Eine komplizierte Angelegenheit für die man ins Unterbewusstsein der kleinen Filmheldin eindringen muss.
 
 
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Nicht schon wieder ein SYFY ORIGINAL FILM. Wer fleißig die Kritiken auf FILMCHECKER liest, wird mittlerweile erkannt haben, dass wir keine Fans von SYFY-Eigenproduktionen sind. Die rühmen sich nämlich nicht gerade mit Einfallsreichtum, quälen die Netzhaut mit schlechten Spezialeffekten und sind immer nach gleichen, simplen Muster gestrickt. Zu aller Überraschung gilt die ermüdende SYFY-Rezeptur nicht unbedingt für den Kreaturen-Streifen THE SANDMAN, der – vermutlich wegen STAN LEE im Schlepptau – passabler ausgefallen ist, als man es von einer SYFY-Produktion erwartet hätte. THE SANDMAN schafft es über einige Strecken richtig spannend zu werden und besitzt sogar Unterhaltungswert. So versucht Regisseur und Drehbuchautor PETER SULLIVAN das Geheimnis der ominösen Filmkreatur möglichst lang zu bewahren, um den Zuschauer so vor der Glotze halten zu können. Erst am Ende wird die Katze aus dem Sack gelassen und die Geschichte erhält den nötigen Feinschliff. Da werden Erklärungen gegeben und Fragen beantwortet. Das obligatorische Finale inklusive einem für Horrorfilme wichtigen Schlusskampf fehlt natürlich auch nicht. Horrorfans kommen da auf Ihre Kosten – vor allem auch deshalb, weil TOBIN BELL (aus den SAW-Film) in einer Nebenrolle zu sehen ist, diesmal aber keine Spiele spielen will.
 
 
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Dass THE SANDMAN nicht unbedingt für die große Leinwand gemacht wurde, ist unverkennbar. Der Streifen schaut nämlich sehr nach TV-Produktion aus und dürfte vermutlich auch nur dort sein Dasein fristen. Die TV-Optik kommt aber nicht von ungefähr. Filmemacher PETER SULLIVAN ist ein echtes Arbeitstier und dreht unaufhaltsam Trivial-Unterhaltung fürs Fernsehen. Da ist er beim SYFY-Channel an der richtigen Adresse. Dort betreibt man nämlich ähnlichen Sport und lässt Filme am Fließband von TV-erfahrenen Regisseuren drehen, damit eigene Sendeplätze gefüllt werden können. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen katastrophal und nicht mal für Trash-Liebhaber zumutbar. Da fällt ein Film wie THE SANDMAN aus der Reihe. Bis auf einige Sandeffekte, die etwas ungeschickt mit Hilfe des Computers erzeugt wurden, kann diese SYFY-Produktion mehr als gedacht. Zwar wird auch hier das Rad nicht neu erfunden. Kurzweilige Unterhaltung ist aber garantiert. Manchmal geschehen doch noch Wunder.
 
 
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THE SANDMAN – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Ein schwer unterhaltsames Creature-Feature und die wohl bisher beste Eigenproduktion des SYFY-Channels. THE SANDMAN hat alles, was man von einem Monsterfilm erwartet. Ein boshaftes Wesen ist am Start, sympathische Filmhelden lassen mitfiebern und auch der Actiongrad lässt kaum Wünsche offen. Leider sieht man THE SANDMAN an, dass er fürs amerikanische Fernsehen gedreht wurde. Viel Budget war wohl nicht vorhanden gewesen, was den Streifen leider etwas günstig ausschauen lässt. Im Unterschied zu den meisten hauseigenen SYFY-Produktionen werden hier nicht ausschließlich Statisten durch Szenarien getrieben, die dann nacheinander das Leben lassen müssen. THE SANDMAN erzählt zu aller Überraschung auch mal eine Geschichte und schielt dabei sogar kurz gen Superhelden-Genre. So verfügt eine der Filmfiguren über geheimnisvolle Kräfte und muss damit lernen umzugehen. Der Superhelden-Einschlag verwundert aber nicht. Mit Comic-Ikone STAN LEE als Produzent ist nämlich jemand mit Superhelden-Erfahrung an Bord. THE SANDMAN ist ein kurzweiliges, unterhaltsames und ab und an sogar spannendes B-Movie. Kann man ohne Bedenken mal hineinschauen.
 
 
 


 
 
 

THE SANDMAN – Zensur

 
 
 
THE SANDMAN ist nicht sonderlich brutal. Was das Monster mit seinen Opfern macht, wird nicht explizit gezeigt. Am Ende kommt es erst so richtig in Fahrt und findet Gefallen am Töten von Menschen. Das Töten geht sehr schnell. Sonderlich viele Schauwerte gibt es demnach nicht zu sehen. THE SANDMAN dürfte ohne Probleme eine FSK16 erhalten.

 
 
 


 
 
 

THE SANDMAN – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Syfy | Lionsgate)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Scarecrow – Das Grauen stirbt nie (2013)
 
Husk (2011)
 
Neverknock (2017)
 
Red Clover (2012)
 

Filmkritik: „Never Hike Alone“ (2017)

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NEVER HIKE ALONE

Story

 
 
 

Blogger Kyle McLeod wandelt auf den Spuren des Kultkillers JASON VOORHEES und trifft dabei schnell auf den Antihelden höchstpersönlich. Mit blutigen Folgen.

 
 
 


 
 
 

NEVER HIKE ALONE – Kritik

 
 
 
Was Fans nicht alles für ihre Lieblings-Horrorfilmhelden tun. Die werden gern mal vergöttert wie richtige Stars, obwohl es eigentlich fiktive Figuren sind, die von irgendwelche Drehbuchschreibern und Tricktechnikern zum Leben erweckt wurden. Da werden nicht selten regelrechte Filmaltare im heimischen DVD-Regal gebaut, sich verkleidet wie der kultige Antiheld oder auch mal gern selbst zur Kamera gegriffen. Letzteres hat auch VINCENTE DISANTI gemacht. Der scheint ein großer Verfechter der wohl beliebtesten Slasher-Reihe der Welt zu sein und hat sich mit einem selbst gedrehten Fanfilm ein Denkmal gesetzt. Die Rede ist von NEVER HIKE ALONE – einem Horrorfilm, der durch Crowdfunding finanziert wurde und die legendäre FREITAG DER 13.-Filmserie rund um Kult-Killer JASON VOORHEES weiterspinnt. Entstanden ist professionelles Filmmaterial, das so souverän inszeniert wurde, dass man meinen könnte NEVER HIKE ALONE sei wirklich ein weiterer Ableger des Camp-Gemetzels, der vom tatsächlichen Rechteinhaber in Auftrag gegeben wurde. Leider scheint Filmstudio PARAMOUNT PICTURES nach dem finanziellen Flop RINGS kein sonderlich großes Interesse mehr am Franchise zu besitzen. Jegliche Pläne für Fortsetzungen wurden aufs Eis gelegt, obwohl Anhänger der Reihe sehnlichst auf ein neues Sequel warten. Umso mehr dürfte es FREITAG DER 13.-Fans freuen, was hier mit viel Herzblut entstanden ist. NEVER HIKE ALONE überzeugt durch gute Kameraarbeit, stimmungsvollen Klangteppich und punktgenaue Schocks. Da kann man nur hoffen, dass der Film Anklang findet und die Studiobosse von PARAMOUNT hellhörig macht, damit die Abenteuer rund um den Machete schwingenden Killer JASON in die nächste Runde gehen können.
 
 
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In NEVER HIKE ALONE will sich ein erfolgreicher Vlogger auf eine Erkundungsreise begeben mit dem Ziel das berüchtigte Camp am Crystal Lake zu finden in dem sich in den 1980ern Schauriges zugetragen hat. Dort ist ein ertrunkener Junge von den Toten zurückgekehrt, um den Tod seiner Mutter zu rächen. Dabei tötete er unzählige Jugendliche, die dort im Camp einfach nur Spaß haben wollten. Natürlich findet Kyle McLeod das legendäre Ferienlager nach langer Suche in den Wäldern. Doch er ist da nicht allein. Der Killer mit der Hockey-Maske treibt nämlich dort noch immer sein Unwesen und radiert jeden aus, der das Camp ohne Einladung betritt. Jene Erfahrung muss bald auch Kyle machen. Der trifft auf Serienmörder JASON VOORHEES und muss um sein Leben bangen. Er versucht zu flüchten. Doch die Flucht aus dem Camp ist gar nicht so leicht, wie gedacht. Der unkaputtbare Killer lässt sich nämlich nicht so leicht abschütteln und nimmt die Verfolgung auf. Ob es dem neugierigen Blogger gelingt, lebend zurück in die Zivilisation zu finden? Nach knapp 53 Minuten wird man es wissen.
 
 
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NEVER HIKE ALONE ist ein Film von Fans für Fans der beliebten Filmreihe. Obwohl der Streifen nicht einmal Spielfilmlänge erreicht, entwickelt der Slasher schnell eine bemerkenswerte Dynamik, die es vor allem in den letzten 20 Minuten versteht zu packen. Da erscheint die Horrorfilmikone endlich auf der Mattscheibe und nimmt eine atemstockende Verfolgungsjagd auf, die teilweise schon spannender ist, als einige der älteren Fortsetzungen zusammen. Bis jedoch gemetzelt werden kann, muss auch eine Geschichte erzählt werden. Die fokussiert sich auf die erste halbe Stunde und begleitet Held Kyle auf der Suche durch die Wälder nach dem sagenumwobene Schauer-Camp. Dabei macht Regisseur und Drehbuchautor VINCENTE DISANTI hin und wieder von Found-Footage-Elementen Gebrauch in denen der Hauptdarsteller durch Einsatz einer Handkamera mit dem Zuschauer spricht, um ihm alle wesentlichen Details seiner Suche zu erläutern. Offensichtlich scheint Filmemacher VINCENTE DISANTI die bisher zwölf gedrehten Filme um den Hockeymaskenmörder akribisch analysiert zu haben. Dessen Bewegungen und Gestiken wurden exakt aus den bereits veröffentlichten Filmen entnommen. Auch die Optik des Killers – der übrigens im Film auch kurz ohne Maske gezeigt wird – entspricht haargenau der Vorlage und macht NEVER HIKE ALONE deshalb zu einem Fanfilm, der wegen seiner Professionalität schon fast Kinoqualität erreicht.
 
 
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In Interviews erklärte Regisseur VINCENTE DISANTI, dass ihm die Idee zum Fanfilm ganz nebenbei kam. So baut er ein Jason-Kostüm und wollte davon im Wald einige Fotos machen. Das bereitete offenbar soviel Freude, dass daraus bald mehr wurde. So kam ihm eine Geschichte über einen Wanderer in den Sinn, der fernab der Zivilisation von JASON VOORHEES gejagt werden sollte. Von dieser Idee erzählte er DREW LEIGHTY – einem Produktionsassistenten mit dem er zusammen am Animationsfilm ROCK DOG arbeitete. Auch der war sofort Feuer und Flamme. So kam was kommen musste: Man trommelte ein kleines, ambitioniertes Team zusammen, das in den Wäldern Szenen für einen kleinen Filmtrailer anfertigte, um das Interesse all derer gewinnen zu können, die eine Leidenschaft für die FREITAG DER 13.-Filme besitzen. Das Feedback war überwältigend. Deshalb sammelt man Geld auf KICKSTARTER, um aus dem Trailer einen Fanfilm inszenieren zu können. Das kam schnell zusammen und die Dreharbeiten konnten starten. Der Rest ist Geschichte – das Resultat bemerkenswert.
 
 
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NEVER HIKE ALONE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Von einem dem es Leid war, vergebens auf eine weitere Fortsetzung von FREITAG DER 13. zu warten. Regisseur VINCENTE DISANTI ist großer JASON VOORHEES-Fan und wollte schon immer mal einen Film über seinen Lieblingskiller machen. Zwar landete er in der Filmindustrie, aber nicht dort, wo es ihm hätte ermöglicht werden können Filme zu drehen. Gleiches Schicksal erlitt auch DREW LEIGHTY. Der wollte sich schon immer mal als Schauspieler ausprobieren, wurde aber letztendlich „nur“ Produktionsassistent. Demzufolge taten sich beide zusammen und erfüllten sich Träume. Der eine machte den Film, den er schon immer mal machen wollte und der andere konnte darin seine Fähigkeiten als Schauspieler unter Beweis stellen. Entstanden ist etwas Großartiges, das vor allem Fans der legendären Filmreihe begeistern wird. Zwar ist NEVER HIKE ALONE nicht ganz so blutig ausgefallen, wie die Originalfilme des Franchise. Dennoch kann sich der professionell gemachte Fanfilm sehen lassen. Billig? Fehlanzeige! NEVER HIKE ALONE hinterlässt einen hochwertigen Eindruck und macht Lust auf mehr. Vielleicht schafft es der Streifen bis hoch in die Chefetage von PARAMOUNT und überzeugt die Studiobosse davon, dass Regisseur VINCENTE DISANTI nicht nur eingeschworener Fanboy ist, sondern auch der richtige Mann auf dem Regiestuhl für eine weitere Fortsetzung der Original-Filmreihe. Talente hat der Freitag-Fan definitiv.
 
 
 


 
 
 

NEVER HIKE ALONE – Zensur

 
 
 
Für einen inoffiziellen FREITAG DER 13.-Film ist der hier besprochene NEVER HIKE ALONE erstaunlich züchtig ausgefallen. Erst gegen Ende kommt etwas Gewalt ins Spiel, die aber nicht sonderlich zeigefreudig ausfällt. Ein Kopf wird von Jason zerquetscht, eine Machete bohrt sich durch Körper und auch Kultkiller Jason wird mit einer Axt bearbeitet. Sollte der Film überhaupt hierzulande erscheinen, dürfte der Slasher problemlos eine FSK16 erhalten.

 
 
 


 
 
 

NEVER HIKE ALONE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Womp Stomp Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Freitag der 13. (1980)
 
Freitag der 13. Teil 2 (1981)
 
Und wieder ist Freitag der 13. (1982)
 
Freitag der 13. – Das letzte Kapitel (1984)
 
Freitag der 13. Teil V – Ein neuer Anfang (1985)
 
Freitag der 13. – Jason lebt (1986)
 
Freitag der 13. – Jason im Blutrausch (1988)
 
Freitag, der 13. (2009)
 

Filmkritik: „Neverknock“ (2017)

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NEVERKNOCK

Story

 
 
 

Einige Jugendliche werden von einem Monster verfolgt, das deren Ängste kennt und sie damit in den Tod treibt.

 
 
 


 
 
 

NEVERKNOCK – Kritik

 
 
 
Was kann man eigentlich von einem Film erwarten, der vom amerikanischen Sender SYFY produziert wurde. Filmkenner wissen, dass das in der Regel nicht sonderlich viel ist, weil man dort gern den Weg des geringsten Widerstands geht. Für Horrorfilmfans heißt das nicht selten Streifen ohne Hirn, denn SYFY ist neben THE ASYLUM jene Produktionsstätte, wo einfältiger Horror am Fließband gewerkelt wird der Gehirnzellen lahmlegt. Qualitativ wird da gern mal auf Sparflamme geköchelt, was bedauerlich ist, denn mittlerweile muss man gute Horrorfilme mit der Lupe suchen. Die sind nämlich rar geworden, weil offenbar jeder nur schnelles Geld verdienen möchte und deshalb Mühen und Kosten scheut. Natürlich ist das beim folgenden Horrorstreifen nicht anders, der ebenso vom Sender SYFY fürs Halloween-TV-Programm 2017 gedreht wurde und vermutlich nur deshalb Daseinsberechtigung besitzt, um Sendeplatz füllen zu können. NEVERKNOCK schimpft sich der konventionell zusammengezimmerte Käse, der eigentlich kaum der Rede wert ist – aber immerhin zu den besseren SYFY-Produktionen gehört. Das soll schon etwas heißen.
 
 
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In NEVERKNOCK wird Halloween für einige Freunde zum tödlichen Spaß. Die wollen besonders mutig sein und machen sich auf zu einem Haus in dem vor Jahren schreckliche Dinge passiert sind. Dort sind drei Jugendliche unter seltsamen Vorkommnissen ums Leben gekommen. Seither ranken sich allerhand Geschichten um das mysteriöse Gebäude. Die werden für unsere Helden bald auch bitterer Ernst. Als man nämlich an der Tür des Spukhauses klopft und sich versehentlich am morschen Eingang der Bude verletzt, erwacht das Gebäude zum Leben. Eine dunkle Gestalt wird aus seinem Schönheitsschlaf gerissen und folgt den Kumpels fortan auf Schritt und Tritt. Doch was will das Monster? Die Antwort darauf ist nicht sonderlich spektakulär. Das Wesen kennt die Ängste der jungen Leute und will sie damit konfrontieren. Für die meisten der Jugendlichen bedeutet das nichts Gutes. Die werden mit der etwas anderen Angstkonfrontation in den Tod getrieben und sterben grausam und blutig. Doch einige der Freunde haben einen Plan. Die versuchen einfach keine Angst mehr zu haben. Ob das der richtige Weg ist, um das Monster zu vertreiben. Nach unnötigen 90 Minuten wird man es wissen.
 
 
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Der kanadische NEVERKNOCK ist TV-Unterhaltung, wie man sie eigentlich viel zu oft auf der Mattscheibe zu sehen bekommt. Anspruch oder Originalität ist hier Mangelware, denn der Streifen wurde fürs (amerikanische) Massenpublikum gedreht und hat eigentlich kaum Substanz. Hier wird gerannt, geschrien und geweint. Einfallsreichtum? Fehlanzeige! NEVERKNOCK füllt Laufzeit, in dem er unsympathische Protagonisten mit abwechslungsreichen Ängsten ins Jenseits befördert. Die haben Furcht vor Feuer, Schlangen, Nadeln oder Blut, was zumindest jene bei Laune halten dürfte, die eine Leidenschaft für abwechslungsreiche Filmmorde besitzen. Leider wird das Sterben aber bald zum Geduldsspiel. NEVERKNOCK besitzt nämlich keinen Spannungsbogen und hangelt sich nur von Filmtod zu Filmtod. Dazwischen wird unnötig viel geflüchtet, um einem Monster zu entkommen, das offenbar unbesiegbar ist. Da macht sich schnell Müdigkeit breit, weil man die immer gleichen Szeneverläufe zu sehen bekommt und das Ableben der Helden egal bleibt. Letztere bestehen aus Stereotypen und besitzen – wie die Handlung – kaum Tiefe. Identifikationsmöglichkeiten bleiben da natürlich auf der Strecke und auch ein Mitfiebern wird so im Keim erstickt. Bei derart überflüssigem Horrorquatsch fragt man sich doch glatt, was Schauspielerin JODELLE FERLAND dazu bewegt hat, in diesem austauschbaren Horrorstreifen mitzuwirken. Die sah man in der Vergangenheit in großen Hollywood-Produktionen an der Seite von namhaften Darstellern. Darunter FALL 39, SILENT HILL und sogar einige TWILIGHT-Streifen. Vermutlich lag es am Geld. Offenbar zahlt SYFY gute Gage. Wäre nicht das erste Mail, das in Produktionen der Trash-Schmiede bekannte Gesichter aus Kino und Fernsehen zu sehen sind.
 
 
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NEVERKNOCK – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
Horror vom Fließband. Filme, wie NEVERKNOCK hat man schon zu oft gesehen. Der fürs TV gewerkelte Streifen wurde nach einfacher Formel gestrickt und hat nichts, was im Gedächtnis haften bleibt. Die Geschichte passt auf einen Bierdeckel und wurde unnötige in die Länge gezogen, damit man Laufzeit fürs Fernsehen zusammenbekommt. NEVERKNOCK tritt in die Fußstapfen von so Filmen wie LEPRECHAUN ORIGINS oder SCARECROW. Letzterer wurde ebenso von NEVERKNOCK-Regisseur SHELDON WILSON inszeniert, der praktisch gleichen Filmen hier noch einmal unter dem Titel NEVERKNOCK gedreht hat. Vergleicht man nämlich die beiden Filme miteinander, sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Die mordende Vogelscheuche aus SCARECROW wurde quasi gegen einen Angstfresser in NEVERKNOCK ausgetauscht. Klammert man die Monster aus, ist der Verlauf beider Handlungen nahezu identisch: Jugendliche müssen vor einem Monster flüchten und abwechslungsreich sterben. Originell ist was anderes. Um auch mal etwas Positives über NEVERKNOCK zu sagen: Handwerklich wurde solide Arbeit geleistet. Der Streifen schaut besser aus, als manch andere Low-Budget-Gurke der letzten Jahre. Auch beim Monsterdesign hat man sich Mühe gegeben. Statt CGI wurde auf Handarbeit zurückgegriffen. Dass sich darin ein Schauspieler im Gummikostüm windet, fällt zu keinem Zeitpunkt negativ auf. Dennoch ist Optik allein nicht alles. Das Fundament von NEVERKNOCK hat Risse. Die Geschichte zum Film liest sich nicht nur langweilig, sie ist es auch. Das sind keine guten Voraussetzungen für einen Film, der mit der Angst seiner Protagonisten und die des Zuschauers spielt.
 
 
 


 
 
 

NEVERKNOCK – Zensur

 
 
 
NEVERKNOCK ist ein TV-Film und hält sich dementsprechend auch zurück mit Schauwerten. Aber es gibt einige grafischen Gemeinheiten zu bestaunen. Ein Genick wird gebrochen, Nadeln bohren sich durch Körper und Verbrennungen gibt es auch zu sehen. Sollte der Film hierzulande veröffentlicht werden, dürfte eine FSK16 wahrscheinlich sein.

 
 
 


 
 
 

NEVERKNOCK – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei SyFy Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Scarecrow (2013)
 
Leprechaun Origins (2014)
 
Needle – Deinem Schicksal entkommst du nicht (2010)
 
Clive Barkers Dread (2009)
 

Filmkritik: „Truth or Dare“ (2017)

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TRUTH OR DARE

Story

 
 
 

Acht Studenten spielen in einem Spukhaus „Wahrheit oder Pflicht“. Dass das nicht gut ausgehen kann, dürfte auf der Hand liegen.

 
 
 


 
 
 

TRUTH OR DARE – Kritik

 
 
 
Wenn ein Produktionsstudio einen Film in Auftrag gibt, das sich vor allem durch Rachefilme einen Namen machen konnte, dürfte jeder Fan härterer Filmgangart hellhörig werden. CINETEL FILMS heißt der Laden, der für das Remake zu I SPIT ON YOUR GRAVE verantwortlich zeichnet und zwei Fortsetzungen folgen lies, weil die Neuverfilmung so gut ankam. Nun hat das Studio mal wieder einen Horrorfilm gedreht und versucht abermals mit der Angstsucht des Publikums Geld zu verdienen. Diesmal lässt man aber keine rächenden Kampfamazonen auf den Zuschauer los. In TRUTH OR DARE wird ein bekanntes Partyspiel zweckentfremdet, um nicht minder deftigen Gewaltquatsch auf die Mattscheibe zu bringen. Für den konnte man sogar eine Ikone des modernen Horrorfilms gewinnen. HEATHER LANGENKAMP wurde in den 1980ern durch NIGHTMARE – MÖRDERISCHE TRÄUME bekannt. Darin verkörperte sie einen furchtlosen Teenager, der es mit dem Filmmonster FREDDY KRUEGER aufnahm. Die großen Horrorzeiten sind aber längst vorbei. Mittlerweile verdient sich die Schauspielerin mit kleinen Rollen in Serien und B-Movies den Lebensunterhalt. Zu letzteren gehört auch der hier vorgestellte Film. Der wurde offenbar von jemandem inszeniert, der sich mit dem Drehen von Horrorfilmen auskennt. In der Tat gehen schon einige Genrestreifen auf das Konto von Regisseur NICK SIMON – darunter ein Slasher mit dem Titel THE GIRL IN THE PHOTOGRAPHS, welcher vom verstorbenen Kultregisseur WES CRAVEN im Jahr 2015 mitproduziert wurde. Von dem scheint Simon ein großer Verfechter zu sein, wie der Gastauftritt von HEATHER LANGENKAMP im Film TRUTH OR DARE vermuten lässt. Deren Karriere brachte nämlich Altmeister WES CRAVEN mit A NIGHTMARE ON ELM STREET ins Rollen. Das kann kein Zufall sein.
 
 
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Dummheit muss bestraft werden. Für acht College-Studenten wird grenzenloser Leichtsinn eine Lehre. Die mieten ein Haus an, wo sich in den 1980ern tragisches ereignet hat. Dort sind mehrere junge Leute unter schrecklichen Umständen ums Leben gekommen. Genau jene Bude hat man sich für eine Sause an Halloween ausgesucht. Doch zum Feiern kommt man gar nicht erst, denn hier lebt offenbar das Böse. So entpuppt sich die ausgesuchte Bretterbude als Spukhaus, wo plötzlich mysteriöse Dinge passieren. Alles beginnt nach einer Runde „Wahrheit oder Pflicht“. Da mischt sich plötzlich ein unsichtbarer Mitspieler unter die Anwesenden. Der treibt böse Späße und fordert von den Studenten unfassbare Taten. Kommt man den Aufgaben nicht nach oder hält man sich nicht an die Spielregeln, muss man einen grausamen Tod sterben. Da ist die Stimmung plötzlich im Keller – vor allem auch deshalb, weil kein Entkommen möglich ist. Die Türen und Fenster sind verriegelt, Handys funktionieren (mal wieder) nicht. Somit muss man sich den Aufgaben des unheimlichen Moderators stellen. Der will, dass man Stromkabel berührt, Knie zertrümmert oder verbranntes Fleisch eines der übrigen Mitspieler verspeist. Eine Runde Monopoly wäre wohl die bessere Alternative gewesen.
 
 
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Böse Mächte spielen niemals fair. Das zeigt einmal mehr TRUTH OR DARE. Hier scheint eine boshafte Macht offenbar zu viel Langeweile zu haben und quält ahnungslose Studenten bis in den Tod. Sonderlich einfallsreich ist der Film leider nicht. Das ist auch kein Wunder, denn TRUTH OR DARE wurde fürs amerikanische Fernsehen produziert und richtet sich daher mit seichter Gruselei ans Massenpublikum. Konventioneller Ablauf ist daher die Folge. Die Figuren müssen nach Wegen suchen, wie der Spuk unbeschadet überstanden werden kann. Dabei entpuppt sich die Antwort als relativ plausibel. So müssen die drei Runden des Spiels innerhalb von 48 stunden beendet werden. Weil TRUTH OR DARE neue Wege scheut, ist der Ausgang vorhersehbar. Die Helden sterben nacheinander – abwechslungsreich und blutig. Parallelen zur FINAL DESTINATION-Reihe sind unverkennbar. Auch dort kam der Tod auf leisen Sohlen und sorgte mit unterschiedlichen Todesarten für Unterhaltung. Erfinderisch Sterben kann eben über ein dünnes Drehbuchtief hinweghelfen. Apropos Abwechslung: Auch wenn TRUTH OR DARE für seine rudimentäre Handlung wohl kaum einen Originalitätspreis gewinnen dürfte, zieht der Streifen einen Großteil seiner Spannung aus den verschiedenen Aufgabenstellungen. Die entscheiden über Leben und Tod und werden immer makabrer je näher sich der Streifen seiner Zielgeraden nähert. Da müssen Zähne gezogen oder Gift getrunken werden. Aber auch ein Runde russisches Roulette sorgt für kurzen Nervenkitzel. Handwerklich kann man nicht meckern. Von üblichem Low-Budget-Futter fürs Fernsehen ist TRUTH OR DARE weit entfernt. Die Effekte sind gut getrickst und auch die Darsteller können was. Von denen wird aber nicht viel abverlangt. Deren Rollen bleiben blass, weil sie nur als Kanonenfutter herhalten müssen. Dennoch ist TRUTH OR DARE nicht schlecht. Der Streifen ist kurzweilig und eignet sich demzufolge ideal für einen winterlichen Horrorfilmabend vorm Kamin.
 
 
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TRUTH OR DARE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
SAW meets FINAL DESTINATION. TRUTH OR DARE ist ein makabrer Horrorstreifen, der seinen Reiz aus zynischen Aufgabenstellungen zieht, die ahnungslose Protagonisten während eines Spiels lösen müssen. Wer keine Lust auf Spiele spielen hat, muss sterben – grausam und blutig. TRUTH OR DARE ist nichts Großes. Dafür sorgt der Streifen aber für Kurzweil und wurde zügig inszeniert, so dass der Zuschauer erst gar keine Zeit hat, sich über Sinn und Unsinn Gedanken zu machen. Schön, dass Horrorikone HEATHER LANGENKAMP mal wieder vorbeischaut. Die hat zwar nur eine kurze Rolle erhalten, dürfte aber alteingesessene Horrorfilmkenner in Verzückung setzen. Da werden Erinnerungen an die 1980er wach, wo man in Horrorfilmen gern mal mit Spezialeffekten experimentiert hat. Die sind auch in TRUTH OR DARE abwechslungsreich, wobei der Streifen vor allem gegen Ende ausgesprochen blutig daherkommt. Lobenswerterweise ist alles handgemacht. Etwas, das vor allem Puristen freuen dürfte. Werden doch mittlerweile gern mal (schlecht getrickste) Effekte aus dem Computer gezaubert. TRUTH OR DARE ist blutig, makaber und kurzweilig – was will das Horrorfanherz mehr?
 
 
 


 
 
 

TRUTH OR DARE – Zensur

 
 
 
Eigentlich wäre TRUTH OR DARE ein typischer FSK16-Kandidat. Doch das Finale hat es in sich. Da müssen sich Protagonisten Körperteile abschneiden, was dann doch sehr explizit zelebriert wird. Demzufolge dürfte der Streifen erst für ein erwachsenen Publikum geeignet sein.

 
 
 


 
 
 

TRUTH OR DARE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Cinetel Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Final Destination (2000)
 
Final Destination 2 (2003)
 
Final Destination 3 (2006)
 
13 Sins (2014)
 
Saw (2004)
 
The Midnight Game (2013)
 
Needle – Deinem Schicksal entkommst Du nicht (2010)
 

Filmkritik: „Like.Share.Follow.“ (2017)

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Story

 
 
 

Eine Stalkerin macht einem YouTube-Star das Leben zur Hölle, weil der ihre Liebe nicht erwidern will. Dank dem Internet beschafft sie sich alle Informationen über das Objekt ihrer Begierde und richtet damit Chaos an.

 
 
 


 
 
 

LIKE.SHARE.FOLLOW. – Kritik

 
 
 
Jeder kennt es, jeder nutzt es – aber niemand scheint einsehen zu wollen, dass das Internet auch Schattenseiten besitzt. Im Zuge der Anonymität können nämlich hier Menschen Schindluder treiben, für das sie oft nicht mal belangt werden können. Dabei sind es vor allem die sozialen Netzwerke, die in den letzten Jahren zum Tummelplatz zwielichter Gestalten geworden sind. Hier wird beleidigt, gemobbt oder manipuliert, was sich oft für Opfer zu einem nichtendenden Albtraum entwickelt. Die können zwar die Leitung kappen, aber so dem Horror nicht immer entkommen. Nicht selten geht der Albtraum in der Offline-Welt weiter, weil das Internet mittlerweile so forangeschritten ist, dass es alle Bereiche des „richtigen“ Lebens beeinflusst. Demzufolge sollte man Vorsicht walten lassen, welche intimen Details man über sich im Internet verbreitet. Es gibt immer Menschen, die derart sensible Informationen missbrauchen, um sie für eigene Zwecke zu verwenden. Leider kommen die Warnungen für den Protagonisten des folgenden Spielfilms zu spät. Cybermobbing und seine Folgen sind in diesem Thriller Programm. Der nennt sich LIKE.SHARE.FOLLOW und zeigt erschreckend, was passieren kann, wenn die Möglichkeiten des Internets in die Hände psychisch labiler Menschen geraten.
 
 
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Dass Gefahren im Internet lauern, müssen auch erfolgreiche Youtuber einsehen. Garrett (KEIYNAN LONSDALE) macht sein Leben zum viralen Erlebnis und hat damit schon zwei Millionen Menschen erreicht, die ihm tagtäglich auf seinem YouTube-Kanal folgen. Der Erfolg spült zwar Geld in die Kasse, hat aber auch negative Seiten. Ein hartnäckiger Fan (EMA HORVATH) empfindet nämlich mehr für den Internetstar. Michelle heißt die Gute und hat offenbar nicht alle Latten am Zaun. Sie findet einen Weg ins Leben des YouTube-Junkies und macht ihm dort das Leben zu Hölle. Erst landet sie mit dem begehrten Junggesellen im Bett. Als der von ihren Stalker-Qualitäten Wind bekommt und logischerweise nichts mehr mit der jungen Dame zu tun haben möchte, zeigt Michelle jedoch ihr wahres Gesicht. Sie betreibt Cybermobbing, stellt dem Objekt ihrer Begierde nach und schreckt auch nicht davor zurück, Angehörige der YouTube-Berühmtheit in Gefahr zu bringen. Da stellt sich schnell die Frage, ob es nicht besser wäre, den Stecker zu ziehen und Offline zu gehen. Doch Internetabstinenz macht den gestörten Fan nur wütender. Der hat pikante Videos und Bilder seines Opfers und stellt diese ins Internet, um dessen Ruf zu zerstören. Was folgt ist eine Lektion in Sachen bewusster Umgang mit dem Internet, denn was man dort leichtfertig veröffentlicht, kann erschreckende Konsequenzen haben.
 
 
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Die Leute hinter BLUMHOUSE PRODUCTION wissen, wonach es dem Kommerzpublikum dürstet. Die Produktionschmiede ist dafür bekannt, simpel gestrickten und auf Hochglanz polierten Mainstream-Horror für die breite Masse in Arbeit zu geben, der nicht überfordert – aber unterhält. Auch bei LIKE.SHARE.FOLLOW hatte das Produktionsstudio seine Finger mit im Spiel, was zumindest auf kurzweilige Unterhaltung hoffen lässt. Die wird definitiv geboten, denn der hier vorgestellte Psychothriller reiht sich souverän in die Schlange ähnlich gestrickter Stalker-Streifen wie SWIMFAN, MISERY oder EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE ein und hebt dabei sogar noch mahnend den Zeigefinger. Regisseur und Drehbuchschreiber GLENN GERS versucht eindringlich vor der unüberlegten Nutzung des Internets zu warnen, wo nicht immer Gefahren eingeschätzt werden, die durch leichtsinnigen Gebrauch auf Social-Media-Plattformen entstehen. So macht Protagonist Garrett sein Leben transparent. Der gibt im Netz zu viel von sich preis und macht sich dadurch angreifbar. Das Resultat ist Cybermobbing in seiner ganzen Form gegen das selbst Gesetzeshüter im Film nichts unternehmen können, weil Grenzen zwischen Recht und Unrecht nicht eindeutig erkennbar sind. Demzufolge sind die Geschehnisse in LIKE.SHARE.FOLLOW nicht weit hergeholt – wenngleich der Film im Finale dann doch etwas zwanghaft in die Horrorschublade gepresst wird. Dort wird nach blutigen Lösungen gesucht, um den Stalker-Spuk ein Ende bereiten zu können. Etwas zu einfach, weil im Grunde genommen so die meisten Filme mit Stalker-Problematik beendet werden. Vielleicht wäre es hier besser gewesen, wenn man den Film weniger konsequent abgeschlossen und nach unkonventionellen Lösungen gesucht hätte. Der nicht unspannend inszenierte LIKE.SHARE.FOLLOW wäre so vermutlich aus der Masse an Stalker-Thrillern hervorgestochen. Dennoch ist der Psychothriller weit weg von schlecht. Kann man sich durchaus mal ansehen.
 
 
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LIKE.SHARE.FOLLOW. – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Sehenswerter Psychothriller, der sich einen bedachteren Umgang mit dem Internet wünscht. Schöne neue, aber auch gefährliche Welt. Wie bedrohlich das Internet tatsächlich ist, zeigt LIKE.SHARE.FOLLOW mehr als deutlich. Social-Media-Plattformen und egozentrische Nutzer werden hier an den Pranger gestellt. Von Letzteren gibt es immer mehr. Die verkaufen sprichwörtlich das eigene Leben, um mit Selbstinszenierung und Selbstbeweihräucherung möglichst viele Likes und ausreichend Anerkennung im Netz abstauben zu können. Virale Leichtfertigkeit ist jedoch nicht folgenfrei. So führt LIKE.SHARE.FOLLOW vor Augen, welche unerwartete Folgen grenzenlose Naivität, Unachtsamkeit und Geltungssucht haben können. Der Streifen beginnt harmlos. Doch der Ton ändert sich schon bald, denn schnell verwandelt sich das erheiternde Treiben in schonungslosen Psychoterror für den man gute Darsteller ausgewählt hat. Hier fällt vor allem Schauspielerin EMA HORVATH auf. Die macht zwar in ihrer Rolle den Anschein, als könne sie keiner Fliege etwas zu Leide tun, ist sie jedoch einmal in Fahrt, möchte man der von ihr gespielten Stalkerin Michelle besser nicht im Dunkeln begegnen. Da zeigt sich mal wieder, wie wichtig Schauspieler sind, die auch was können. Die beiden hervorragend gewählten Protagonisten tragen den Psychothriller beinahe allein und lassen die übrigen Darsteller verblassen. Wegen des guten Schauspiels schaut man doch gern über das klischeehafte Ende und einer unpassenden Pointe vorm Abspann hinweg. Letztere ist – trotz zynischem Unterton – vollkommen überflüssig.
 
 
 


 
 
 

LIKE.SHARE.FOLLOW. – Zensur

 
 
 
LIKE.SHARE.FOLLOW. hat kaum Gewalt zu bieten. Der Film ist eher im Psychofach beheimatet und schwört Horror auf psychologischem Wege herauf. Erst am Ende fließt etwas Blut. Ein Messer wird in einen Körper gestochen und ein Kaminhaken wird zweckentfremdet. Hierzulande dürfte der Film problemlos eine FSK16 erhalten.

 
 
 


 
 
 

LIKE.SHARE.FOLLOW. – Filmclip

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei Blumhouse Productions)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Boy Next Door (2015)
 
Fear – Wenn Liebe Angst macht (1996)
 
Come Back to Me (2014)
 
Crush – Gefährliches Verlangen (2013)
 
The Roommate (2011)
 
Misery (1990)
 
One Hour Foto (2002)
 

Filmkritik: „Mayhem“ (2017)

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MAYHEM

Story

 
 
 

Ein von einem Virus infizierter Angestellter wird plötzlich zur rasenden Killerbestie und will den Geschäftsführer zu Rede stellen, weil er gekündigt wurde.

 
 
 


 
 
 

MAYHEM – Kritik

 
 
 
In jeder Firma gibt es sie: hinterhältige Angestellte, die für die eigene Karriere über Leichen gehen. Da werden für eigene Interessen gern mal die Kollegen in die Pfanne gehauen, die sich dann für Dinge rechtfertigen müssen, von denen sie gar nichts wissen. Leider ist es im wahren Leben schon lange nicht mehr so, dass man mit Ehrlichkeit weiterkommt. In einer Ellenbogengesellschaft, in der nur Leistung zählt, muss man schon ein Schwein sein, um erfolgreich bestehen zu können. Genau jene These vertritt auch der Action-Splatter MAYHEM, der schwarzhumorig vermittelt, wie sich die derzeitige Unternehmenskultur entwickelt hat. Hier wird gehörig gegen Unternehmensführer gewettert, in deren Händen das Schicksal des kleinen Mannes liegt. Damit spricht man natürlich all jenen aus der Seele, die im Job nichts zu lachen haben und sich unterwerfen müssen. Für genau diese Menschen gibt es Filme wie MAYHEM, die vermitteln wollen, dass auch boshafte Angestellte und Unternehmensbosse irgendwann mal an ihren Meister geraten.
 
 
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Gute Kollegen, schlechte Kollegen. Von den Letzteren gibt es im rabenschwarzen Splatterfilm MAYHEM offenbar zu viele. Die sind nämlich dafür verantwortlich, dass Derek seinen Job verliert. Der arbeitet für eine erfolgreiche Anwaltskanzlei, wo hinter verschlossenen Türen gern mal Bürointrigen gesponnen werden. Eine derer fällt nun auch Derek zum Opfer. Prompt folgt die Kündigung. Doch mit der Entscheidung der Geschäftsleitung ist der Entlassende so gar nicht einverstanden. Der pocht auf sein Recht, stößt aber auf taube Ohren. Da nehmen die Geschehnisse eine eigenartige Wendung. Der Bürokomplex wird unter Quarantäne gestellt. Der Grund dafür ist ein mysteriöser Virus, der Menschen in gewaltbereite Kreaturen verwandelt. Mit dem haben sich fast alle Angestellten angesteckt und gehen sich nun gegenseitig an den Kragen. Eine gute Chance für Derek der Geschäftsleitung für ihre skrupellosen Praktiken den Marsch zu blasen. Der bewaffnet sich bis auf die Zähne und arbeitet sich bis hoch in die letzte Etage, wo sich die Büros der Chefriege befinden. Bis er dort jedoch angekommen ist, fließt viel Blut. Splatterfans wird es freuen.
 
 
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Einige FILMCHECKER-Leser haben jetzt vermutlich ein Déjà-vu. Wir können aber versichern, dass MAYHEM keine Fortsetzung und kein Remake zum vor einiger Zeit hier besprochenen Das BELKO EXPERIMENT ist. Die Vermutung ist nicht unbegründet. Beide Filme sind nämlich thematisch ähnlich und zeigen streitsüchtige Angestellte, die plötzlich zu aggressiven Killermaschinen mutieren und dabei weder Freund noch Feind kennen. Interessanterweise nimmt sich MAYHEM trotz brutaler Gangart gern mal selbst auf die Schippe. Die Inszenierung gleicht nicht selten einer Film-gewordenen Comicverfilmung, wo sich Protagonisten Prügel aussetzen und danach aufstehen, als wäre nichts gewesen. Doch damit nicht genug. MAYHEM strotzt nur so vor Zynismus und schwarzen Späßen. Obwohl sich viele Figuren im Film ihrem Schicksal bewusst sind, haben sie stets trockene Sprüche auf den Lippen. Das mildert den Härtegrad der vielen Gewalteskapaden, die mit fortlaufender Spielzeit von Regisseur JOE LYNCH genüsslich zelebriert werden. Mit Splatter, Action und boshaften Späßen hat der Filmemacher übrigens Erfahrung. Der feierte seinen Regiedebüt mit der günstig produzierten Fortsetzung zum Backwood-Slasher WRONG TURN und übernahm danach die Inszenierung eines Segments der zitatreichen Horror-Anthologie CHILLERAMA. Seither sind viele Jahre vergangen und Lynch scheint recht sicher auf seinem Regie-Posten zu sitzen. Vorbei sind die Zeiten schlechter Spezialeffekte und mäßiger Low-Budget-Produktionen. MAYHEM ist bis zum Ende durchgestylt und macht einen professionellen Eindruck. Hinzukommt, dass der Regisseur gern mal die Speed-Taste drückt und euphorische Zerstörungslust auslebt. Da kommen auch Actionfreunde auf Ihre Kosten, die gern Filme sehen in denen sich Menschen gegenseitig vermöbeln.
 
 
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Unterm Strich entpuppt sich MAYHEM als unterhaltsamer Party-Splatter, der hemmungslos mit miesen Menschen aufräumt. MAYHEM besitz einen beißend kritischen Unterton, der nicht nur mit skrupellosen Praktiken profitgeiler Unternehmensbosse aufräumt. Der Film spricht gern auch jedem Arbeitnehmer aus dem Herzen, der für seinen Job alles tut, aber dennoch ersetzbar ist, wenn es darauf ankommt. Da ist es am Ende fast schon eine Genugtuung, wenn den Bösewichten der Garaus gemacht wird und sie für ihre selbstsüchtigen Missetaten bestraft werden. Leider ist MAYHEM nur ein Film. Im echten Leben kommen diese Menschen meist ungeschoren davon – leider!
 
 


 
 
 

MAYHEM – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Der perfekte Partyfilm für hungrige Splatterfans. MAYHEM ist eine unsinnige Gewaltorgie, die man aber nicht ernstnehmen sollte. Das tut der Film nämlich selbst zu keiner Minute und zeigt wie sich ein gekündigter Arbeitnehmer in einem Hochhaus – ähnliche wie im Remake zu DREDD oder THE RAID – von unten nach oben durchmetzelt. Ziel ist die oberste Etage, wo der Geschäftsführer darüber entscheidet, wer aus dem Unternehmen fliegt und wer nicht. Bis er jedoch sein Ziel erreicht, muss er vielen kleinen Zwischengegnern die Rübe einschlagen, die ihm daran hindern den Oberbösewicht zur Rede zu stellen. MAYHEM gleicht in seiner brachialen Zerstörungs- und Wutorgie einem actiongeladenen Computerspiel. Die Figuren bestehen aus Stereotypen und viel Substanz ist auch nicht vorhanden. Aber intellektuell will MAYHEM überhaupt nicht sein. Regisseur JOE LYNCH will kurzweilig unterhalten. Das gelingt ihm ganz gut. In null Komma nichts befindet sich der Zuschauer im Geschehen und folgt einem gefrusteten Angestellten, der sich zynisch durch Büros metzelt. Wer eine Leidenschaft für Filme besitzt, die kaum Handlung, dafür viel Gewalt zu bieten haben, ist mit MAYHEM gut bedient. Angesichts überschaubarer Zutaten würde ein solcher Film auf FILMCHECKER normalerweise gnadenlos durchfallen. Weil MAYHEM sich selbst gern mal aufs Korn nimmt und einfach nur unterhalten will, drücken wir mal ein Auge zu. Zugegeben: wir haben uns zu keiner Minute gelangweilt.
 
 
 


 
 
 

MAYHEM – Zensur

 
 
 
In MAYHEM geht es nicht zimperlich zu. Hier kommen elektrische Sägen und Nagelpistolen zum Einsatz, um Arbeitskollegen das Lebenslicht auslöschen zu können. Gesplattert und geprügelt wird reichlich. Demzufolge ist der Film hierzulande erst für Volljährige geeignet. Die Grausamkeiten werden aber so überspitzt zelebriert, dass der Streifen eine ungeschnittene Fassung erhalten hat. Da ist das in der Kritik erwähnte BELKO EXPERIMENT brutaler.
 
 
 


 
 
 

MAYHEM – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Studio Hamburg (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Mayhem; USA 2017

Genre: Horror, Thriller, Action

Ton: Deutsch DD 5.1, Englisch DD 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.40:1 (1080i)

Laufzeit: ca. 88 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wendecover

Extras: Trailer

Release-Termin: 29.03.2018

 

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MAYHEM – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen liegen bei STUDIO HAMBURG)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Das Belko Experiment (2016)
 
Bloodsucking Bastards (2015)
 
Z-Office (2017)
 
Stalled (2013)
 
Botched (2007)