Filmkritik: „The Farm“ (2018)
THE FARM
Story
Der etwas andere Backwood-Slasher: Ein junges Paar gerät in die Fänge einer ominösen Sekte, die Verzehr und Handel mit Menschenfleisch betreibt.
THE FARM – Kritik
Bei einem Horrorfilm, der sich THE FARM schimpft, dürfte der Titel Programm sein. Der werden schnell mal Filme wie TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder WRONG TURN ins Gedächtnis gebracht, in denen ungepflegte Hinterwäldler auf einer Farm Menschen abschlachten und anschließend verspeisen. Wer demzufolge meint, dass der hier vorgestellte THE FARM eine ähnliche Richtung einschlagen wird, liegt nicht unbedingt falsch. Dennoch steckt diesmal mehr dahinter. Newcomer HANS STJERNSWÄRD will eine Botschaft vermitteln und die dürfte nicht jedem Horrorfan schmecken. Statt unerträglichem Splatter-Rausch hat der Regisseur im Spielfilmdebüt Kritik verbaut. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei THE FARM um einen Backwood-Slasher handelt ein sonderbares Vorgehen. Dennoch funktioniert’s. Selbst sonst nicht so aufmerksame Zuschauer werden den Tadel an unserer Gesellschaft vernehmen. Irgendwie verrückt!
THE FARM beginnt eigentlich wie jeder Hinterwäldler-Slasher neueren Datums. Ein junges Paar aus der großen Stadt düst mit dem Auto durch scheinbar verlassene Ortschaften. Dabei trifft man auf unfreundliche Provinzmenschen, die gar nicht gut auf Städter zu sprechen sind. Die Warnungen in einem Restaurant nimmt man nicht ernst und so kommt, was kommen muss. Als Nora und Alec in einer ländlichen Jugendherberge absteigen, um Kraft für den Rest der Reise zu tanken, werden Sie von Einheimischen überwältigt auf eine Farm verschleppt und in Käfige gesperrt. Was folgt, ist für die Durchreisenden ein Martyrium, aus dem es offenbar kein Entkommen mehr gibt.
Okay, jetzt wird’s abgedreht. Auf dieser Farm wird verkehrte Welt gespielt. Die entpuppt sich nämlich schnell als skurriler Landwirtschaftsbetrieb in dem die Angestellten Tiermasken tragen und mit der Ware Mensch Geld verdienen. Letztere werden hier wie Tiere gehalten, gemästet und sogar gemolken. Hat man für die Gefangenen keine Verwendung mehr, werden sie geschlachtet und zu Fleisch verarbeitet. Klar, mag man meinen, das hat man schon in einigen Backwood-Slashern gesehen. Diesmal herrscht aber ein kritischer Unterton. Die Protagonisten werden hier sprichwörtlich gehalten wie Tiere. Empathie oder Mitgefühl gibt es nicht. Die Stimmung bleibt nüchtern und kühl, die Morde wenig reißerisch – eher routiniert und abgeklärt. Offenbar will Regisseur HANS STJERNSWÄRD Vergleiche aufstellen. Der tauscht einfach Tiere einer Masthaltung gegen Menschen aus und will damit zeigen, wie sich Tiere in gleicher Situation fühlen müssen. Eine interessante Prämisse, die THE FARM eher zu einem filmischen Experiment macht. Leider dürfte das aber nicht bei allen Fans des düsteren Genres gut ankommen. HANS STJERNSWÄRD verzichtet nämlich weitestgehend auf Charakterentwicklung, Dialoge und Hintergründe. Der Streifen fühlt sich eher an, wie eine auf Horror getrimmte Dokumentation. Die Opfer sind beliebig, verhalten sich ziemlich dämlich und auch deren Mörder bleiben im wahrsten Sinne des Wortes gesichtslos und anonym. Alles passiert einfach – nüchtern und distanziert, eben so wie es sich auch in jeder Tier-Mastanlage tagtäglich abspielt. Dass da kein Platz für Gewissensbisse ist, transferiert THE FARM ganz passend. So verhalten sich die Mörder im Film nicht wie Killer, sondern eben wie Menschen, die Töten müssen, um den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Angesichts dessen gehört THE FARM mit zu den kontroversesten Titeln des Jahres 2018. Wer mal über den Tellerrand schauen möchte und nicht unbedingt einen klassischen Backwood-Horrorstreifen erwartet, ist mit THE FARM gut bedient – auch wenn die metapherreiche Kritik an der Fleischindustrie und dem beinahe schon übertriebenen Verzehr von Fleisch vermutlich bei den meisten Zuschauern nur wenig Aufmerksamkeit finden wird.
THE FARM – Fazit
Kontrovers und grausam: Definitiv der richtige Horrorthriller für Veganer. THE FARM könnte als Werbung der Tierschutzorganisation PETA durchgehen, die mittels Film Kritik an der gewissenlosen Fleischindustrie ausüben und zum bedachteren Genuss von Fleisch appellieren möchte. THE FARM ist zwar im Genre des Backwood-Slashers zuhause, aber kein typischer Vertreter dieser Gattung Film. Der Horror-Anteil hält sich in Grenzen, denn offenbar will hier jemand wachrütteln. Zwar wird blutig geschlachtet. Bei genauerer Betrachtung fällt aber auf, dass in THE FARM keine Kühe in der Wurstmaschine landen, sondern einfach Menschen gegen Tiere ausgetauscht wurden. Offensichtlich will man mit dem ungewöhnlichen Rollentausch deutlicher hervorheben, wie gering der Wert eines Tierlebens ist. So erleben Kühe, Schweine und Schafe tagtäglich Höllenängste und Qualen, bis sie irgendwann den erlösenden Gnadenschuss vom Metzger erhalten, um die Gier nach Billigfleisch befriedigen zu können. Genauso ergeht es in THE FARM nun der menschlichen Mastware. Regisseur HANS STJERNSWÄRD begleitet seine Protagonisten durch die diversen Etappen einer Masthaltung. Da werden Frauen geschwängert, damit man deren Milch abpumpen und vermarkten kann. Für deren Babys findet man keine Verwendung mehr, weshalb sie kurzerhand auf den Boden geworfen werden. Ist die menschliche Ware für nichts mehr zu gebrauchen, wird sie geschlachtet und landet auf dem Teller. Ganz so eben, wie wir es tagtäglich mit unseren Nutztieren machen. Die harsche Kritik hinterlässt – vor allem der unemotionalen, distanzierten und ungeschönten Inszenierung wegen – einen üblen Beigeschmack. Ein Grund mehr diesen Film mal genauer unter die Lupe zu nehmen und über den eigenen Fleischkonsum nachzudenken. Vielleicht gelingt es THE FARM zumindest einige Zuschauer ins Grübeln zu bringen. Wäre das der Fall, hat der kontroverse THE FARM seinen Zweck erfüllt.
THE FARM – Zensur
THE FARM hat nicht sehr viele Gewaltmomente zu bieten. Mit einem Hammer wird auf Köpfe geschlagen, ein Kopf wird mit einem Stein eingeschlagen und einer Filmfigur wird mit einem Messer ein Loch in den Hals geschnitten, damit diese ausbluten kann. Weiterhin wird ein Baby auf den Boden geworfen und eine Figur ausgeweidet. Klingt nicht nach sonderlich viel Gewalt. Dennoch darf man von einer Erwachsenenfreigabe mit rotem FSK-Sticker ausgehen.
THE FARM – Trailer
Marcel Demuth
(Rechte für Grafiken liegen bei Red Hound Films | Hans Stjernswärd Film Production)
Ähnche Filme:
Hotel zur Hölle (1980)
Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre (2003)
Escape from Cannibal Farm (2017)
Idylle (2015)
Filmkritik: „Devil’s Gate – Pforte zur Hölle“ (2017)
DEVIL’S GATE – PFORTE ZUR HÖLLE
(DEVIL’S GATE)
Story
Auf einer unheimlichen Farm passieren seltsame Dinge. Was die Polizei dort jedoch findet, geht weit über rationalen Menschenverstand hinaus.
DEVIL’S GATE – Kritik
Ist es eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ein Film von Festival zu Festival gereicht wird? Nicht selten steckt dahinter Kalkül. Viele Festival-Initiatoren zeigen sehenswerte Filme, um möglichst viele Besucher in die Vorstellungen locken zu können. Aber das Einreichen von Filmen kann auch einem anderen Zweck dienen. So kann es gut sein, dass Filme keinen Verleih finden und daher so lange auf diversen Festivals ihr Dasein fristen bis sich endlich ein Einkäufer findet. Im Falle von DEVIL’S GATE können wir aber Entwarnung geben. Auch dieser Streifen wurde auf einschlägigen Veranstaltungen wie dem FRIGHTFEST oder dem TRIBECA FILMFESTIVAL aufgeführt, vermutlich aber nicht mit dem Hintergrund unbedingt ein Käufer für die Heimkinoauswertung zu finden. Diesen dürfte erwähnter Indie-Horror ohnehin schnell gefunden haben, denn DEVIL’S GATE ist weit weg von schlecht und bringt gute Horrorunterhaltung ins gemütliche Wohnzimmer. Darauf dürfen sich Genre-Fans freuen.
Was ist denn hier nicht in Ordnung? Das denkt sich auch FBI-Agentin Daria Francis (AMANDA SCHULL). Die muss sich im ländlichen Amerika mit einem Fall beschäftigen, der viele Fragen aufwirft. Im Fokus der Ermittlungen steht Familienvater Jackson Pritchard (MILO VENTIMIGLIA aus STATIC und KISS OF THE DAMNED). Seit einer Ewigkeit sind nämlich dessen Frau und der gemeinsame Sohn verschwunden. Man glaubt an Mord. Doch der ortsansässige Sheriff Conrad ‚Colt‘ Salter (SHAWN ASHMORE aus HATCHET 2 und FROZEN) kennt den Beschuldigten seit der Kindheit persönlich und vermutet andere Ursachen. Grund genug sich auf der heruntergekommenen Ranch besagter Familie umzuschauen. Dort stößt man auf das verstörte Familienoberhaupt, das über den Besuch der Gesetzeshüter so gar nicht erfreut ist. Offenbart versucht er die Farm vor etwas zu beschützen, das es mit der Familie nicht sonderlich gut meint. Und in der Tat. Im Keller erhält man erste Hinweise. Dort haust in einem Käfig ein Wesen, das keinesfalls menschlich ist. Da stellt sich glatt die Frage, was in diesem Heim nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Antwort darauf sucht man in dieser Kritik vergebens. Jeder noch so kleine Spoiler raubt nämlich DEVIL’S GATE die Spannung.
Eine abgelegene Farm, bedrohliche Wolken, ein religiöser Fanatiker und der Teufel im Titel. Dieser Film muss mit dem Okkulten zu tun haben, was wohl das Interesse eines Exorzisten auf den Plan rufen dürfte, der hier mit Weihwasser und Kruzifix zu Tate schreiten muss. Überraschenderweise macht Regisseur CLAY STAUB alles anderes. DEVIL’S GATE ist im anderen Subgenre Zuhause und treibt mit unerwarteten Handlungsverläufen die Spannung voran. Leider beinhaltet der Streifen viele Rätsel und überraschende Wendungen, was es an dieser Stelle schwer macht den Film zu rezensieren. Jede Information zu viel zerstört den nicht uninteressanten Plot, der hier immer nur knappe Hinweise darüber liefert, was letztendlich des Pudels Kern ist. Der Zuschauer wird stets häppchenweise mit Antworten versorgt, die am Ende ein rundes Ganzes ergeben. Erst dort macht der Mystery-Plot Sinn und verinnerlicht einmal mehr, dass selbst bekannte Geschichten immer noch gut funktionieren, wenn man sie in einem unvorhersehbaren Drehbuch niederschreibt, das nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt. Dass die erste eigene Arbeit von Regisseur CLAY STAUB eine atmosphärische wie spannende Glanznummer geworden ist, scheint nicht von ungefähr zu kommen. Der Macher war nämlich zuvor an einigen Horror-Produktionen beteiligt, bei denen er wohl das Einmaleins des Angstmachens studiert hat. So stand er als Regisseur der zweiten Unit an der Neuverfilmung des Kultstreifens DAWN OF THE DEAD und dem Prequel zu Carpenters THE THING zur Seite. Immerhin erfolgreiche Filme, die besser waren, als die meisten Neuinterpretationen geliebter Kultklassiker. Qualitativ bleibt Macher CLAY STAUB zumindest seinem Kurs treu. DEVIL’S GATE kann sich sehen lassen und dürfte Freunde unabhängigen Gruselkinos bestens unterhalten. Dank guter (aus TV-Serien bekannter) Schauspieler, professionell getrickster Kreaturen-Effekte und durchdachter Erzählweise ist aus diesem kleinen Grusel-Indie definitiv ein Geheimtipp geworden. Sollte man sich auf die Filmliste setzen.
DEVIL’S GATE – Fazit
Bedrohlich-düsteres Indie-Kino, das sich nicht gleich durchschauen lässt und bis zum Ende fesselt. DEVIL’S GATE gelingt das Kunststück, welches immer wenigeren unabhängig produzierten Horrorfilmen gelingt. Der Streifen erzählt eine Geschichte, die schnell in den Bann zieht und von der man unbedingt wissen will, wie sie ausgeht. Grund hierfür: Man hat sich beim Verfassen des Drehbuchs Gedanken gemacht und an einem Plot gebastelt, der den Zuschauer anfangs versucht in die Irre zu führen. Wohin die Reise wohl gehen wird? Das bleibt bis zur Hälfte ungewiss. Ein guter Schachzug, um das Publikum bei Laune zu halten. Offenbar war im Falle von DEVIL’S GATE jemand am Regler, der selbst Horrorfan ist und weiß, was Genre-Fans wollen. Letztere dürstet es nach spannenden Geschichten, die gute Unterhaltung versprechen. Das ist Regisseur CLAY STAUB definitiv gelungen. Der zitiert hier Altmeister wie JOHN CARPENTER oder TOBE HOOPER. Die permanent bedrohliche Kulisse tut da ihr Übriges. Essentiell für einen Horrorfilm. Dieser Mysterythriller ist zweifelsohne sehenswert. Bitte mehr von diesen kleinen, qualitativen Low-Budget-Schockern.
DEVIL’S GATE – Zensur
Viel Gewalt zeigt DEVIL’S GATE nicht. Ein Mann wird von einer Bärenfalle zerquetscht, Ein Bein wird mit einem metallischen Gegenstand durchbohrt, der Brustkorb eines Protagonisten wird aufgerissen und ein Gesicht wird ebenfalls weggeschossen. Hierzulande war eine FSK16 drin. Der Film wurde ungeschnitten veröffentlicht.
DEVIL’S GATE – Deutsche Blu-ray
(c) Black Hill Pictures GmbH (Blu-ray im Keepcase)
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Devil’s Gate; USA | Kanada 2017
Genre: Horror, Thriller
Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz
Laufzeit: ca. 98 Min.
FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)
Verpackung: KeepCase mit Wechselcover
Extras: Trailer, Bildergalerie
Release-Termin: 22.11.2018
Devil’s Gate – Pforte zur Hölle [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen
DEVIL’S GATE – Trailer
Marcel Demuth
(Rechte für Grafiken liegen bei Black Hill Pictures)
Ähnche Filme:
Extraterrestrial (2014)
The Recall (2017)
Dark Skies – Sie sind unter uns (2013)
Filmkritik: „Raised by Wolves“ (2014)
RAISED BY WOLVES
Story
Einige Kids wagen sich auf die Ranch eines ehemaligen Sektenanführers, dessen Geist hier scheinbar immer noch sein Unwesen treibt …
RAISED BY WOLVES – Kritik
Auch große Namen hinter Filmprojekten müssen nicht gleichzeitig Qualität bedeuten. Manchmal können auch Regisseure Filme vermasseln, die eigentlich bisher immer sehenswerte Horror-Hits in die Heimkinos gebracht haben. MITCHELL ALTIERI und PHIL FLORES sind im Genre mittlerweile keine Unbekannten mehr. Unter dem Namen BUTCHER BROTHERS ist ihnen vor einigen Jahren mit ihrem Indie-Grusler THE HAMILTONS (2006) ein Überraschungshit gelungen, der sechs Jahre später mit THE THOMPSONS erfolgreich fortgesetzt werden konnte. Für HOLY GHOST PEOPLE wagte MITCHELL ALTIERI im Jahr 2013 den Schritt in die „Selbstständigkeit“ und erhielt für sein Solo-Projekt von Kritikern und Fans nur lobende Worte, so dass der Regisseur darin bekräftigt wurde, noch einmal allein Regie zu führen. RAISED BY WOLVES heißt der filmische Schnellschuss, der vermutlich Beweis dafür ist, dass die BUTCHER BROTHERS erst einmal eine kreative Pause einlegen sollten, um nach guten Ideen für neue Filme zu suchen.
Es geht um einige Skater-Kids, die das Abenteuer suchen, weil sie mit ihrer Freizeit nichts anzufangen wissen. Der leere Pool einer verlassenen Ranch soll den ultimativen Kick zum Skateboarden bescheren. Dort hat einst Sektenguru Ernest Plainsong sein Unwesen getrieben und seinen minderjährigen Anhängern eingetrichtert, dass sie angeblich von Dämonen besessen wären. Die wurden paranoid und ermordeten sich gegenseitig. Nun, viele Jahre später scheinen sich die Ereignisse erneut so abzuspielen, wie sie sich in den 70ern zugetragen haben. Mit der Ankunft der neugierigen Teenager geschehen abermals seltsame Dinge auf dem Grundstück des verfallenen Anwesens, die erwartungsgemäß kein gutes Ende nehmen werden. Schnell sind die Körper der Kinder vom Bösen besessen, die sich wie Zombies durch die Flure der morschen Hütte bewegen und Jagd auf Jene veranstalten, die noch nicht vom Bösen infiziert wurden. Mikey (Evan Crooks) hält mit seiner Kamera alles auf Film fest und hat sogar einen Ersatzakku dabei, damit er das Massaker an seinen Freunden am Stück filmen kann.
Regisseur MITCHELL ALTIERI bedient sich für seinen RAISED BY WOLVES der momentan beliebten Sekten-Filmwelle, die bereits mit THE SACRAMENT, Apocalyptic und CHILDREN OF SORROW einige ähnliche Vertreter vorzuweisen hat, die in letzter Zeit das Licht der Zelluloid-Welt erblickt haben. Offensichtlich von den Morden der Charles Manson Family inspiriert, hat ALTIERI hier einen eher bescheidenen Beitrag zur zwiespältigen Found-Footage-Thematik geschaffen, der nicht einmal ansatzweise dem gerecht werden kann, was man eigentlich bisher von den BUTCHER BROTHER zu sehen bekommen hat. Viel zu sehr kopiert RAISED BY WOLVES jene Erfolgsformeln, die weitaus bessere „Wackelfilme“ zum Erfolg verholfen haben. Eigenständigkeit ist hier Fehl am Platz, denn das Meiste wirkt in diesem Horrorsüppchen derart lieblos zusammenstibitzt, dass ein frühzeitiges Abschalten vorprogrammiert sein dürfte, schließlich lässt sich ohnehin recht schnell vorausahnen, was den einfältigen Protagonisten am Ende blühen wird. Die gehören zu jenen unsympathischen Zeitgenossen, denen man ohnehin das grausame Ausradieren wünscht, ist es dem Zuschauer aufgrund der nicht vorhandenen Identifikationsfiguren ohnehin kaum möglich, überhaupt für einen der Jugendlichen Sympathien zu entwickeln.
Konstruiert wirkende Panikmache durch planloses Umhergeirre ist auch in RAISED BY WOLVES Programm. Macher MITCHELL ALTIERI lässt die Kamera nie zur Ruhe kommen, die permanent damit beschäftigt ist, möglichst viele verzerrte Einstellungen zu zeigen, damit dem Zuschauer ganz schnell der Geduldsfaden reißt. Vor allem während der zweiten Filmhälfte wird das Nervenkostüm des Filmfans auf eine harte Probe gestellt. ALTIERI verlagert sein Szenario vom Tag in die Nacht und zeigt nur dass, was das Kameralicht preisgibt. Meist ist das jedoch nur Wand und Boden, denn mit fortschreitender Dunkelheit werden auch die Kids panischer, die bald nur noch verschreckt und orientierungslos durch das Gelände flitzen und reichlich zu kreischen haben. Aus Testosteron gesteuerten Jungs werden scheue Angsthasen und zuvor selbstbewusste Kampfamazonen schreien sich um Kopf und Kragen. Förderlich ist das dem Film leider nicht, zumal sich keiner der Protagonisten einige Minuten Zeit nimmt um darüber nachzudenken, wie man der Misere Herr werden könnte. Stattdessen scheint ALTIERI Spaß daran zu haben, mit immer gleichen Schockmomenten erschrecken zu wollen. Die reduzieren sich auf das meist wenig überraschende Erscheinen der dämonisch infizierte Skater-Freunde, die just dann in den Lichtkegel der Kamera stolpern, wenn diese endlich mal zur Ruhe kommt.
RAISED BY WOLVES ist kein guter Film. Hier hält der Horrorfan ein austauschbares Found-Footage-Debakel in den Händen, das aufgrund der Masse an ähnlich gestrickter Billig-Ware schnell wieder vergessen sein dürfte. Apropos: Während die männlichen Kollegen leidlich talentiert um ihr Überleben schreien, haben sie immerhin Ahnung vom Skaten. Leider reicht das nicht aus, um RAISED BY WOLVES halbwegs erträglich zu gestalten. Demnach sollten sich nur Fans der Wackelkamera auf diese Ranch wagen. Gegner der Found-Footage-Plage werden nämlich auch an diesem Schüttel-Ausflug rein gar keine Freude haben. Wir haben gewarnt!
RAISED BY WOLVES – Fazit
Beliebiges Wackel-Chaos ohne Höhepunkte, das nur von all jenen gesehen werden sollte, die sich jedes Found-Footage-Desaster reinziehen, um mitreden zu können. RAISED BY WOLVES besitzt weder neue Ideen noch gute Effekte, die den Streifen aus der Masse an ähnlichen Filmen hervorstechen lassen könnten. Ganz übel ist im Übrigen (was für eine Überraschung) die Kameraführung, die den Zuschauer mit heftigem Geschüttel scheinbar an den Rand des Wahnsinns treiben will. RAISED BY WOLVES ist überflüssiger Sekte-trifft-auf-Dämonen-Blödsinn, den man getrost im Händlerregal stehen lassen sollte. Daher: Den nächsten Found-Footage-Film, bitte – Schließlich gibt es ja nicht bereits genug solcher Streifen!
RAISED BY WOLVES – Zensur
Außer einigen Kratzern an Bein und Rücken sowie einem Rohr, das sich durch den Körper eines Protagonisten bohrt, gibt es in RAISED BY WOLVES kaum Gewalt zu sehen. Demnach darf man bedenkenlos mit einer ungeschnittenen FSK16 rechnen.
RAISED BY WOLVES – Trailer
Marcel Demuth (Hellraiser80)
Ähnche Filme:
The Sacrament (2013)
Apocalyptic (2014)
The Manson Family (2003)
Helter Skelter (2004)
Helter Skelter – Die Nacht der langen Messer (1976)