Filmkritik: „Blaze“ (2022)

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BLAZE

Story

 
 
 

Als ein Mädchen Zeugin einer Vergewaltigung wird, flüchtet sie sich mehr und mehr in eine Art Fantasiewelt, die von einem Drachen bewohnt wird.

 
 
 


 
 
 

BLAZE – Kritik

 
 
 
Braucht man Horror, wenn man das Erwachsenwerden kennt? Ist dies nicht schon Horror genug? Weil es solche Fragen gibt, gibt es zwischen dem Coming-of-Age-Drama und dem Horrorfilm auch schon seit längerer Zeit keine klaren Grenzen mehr. Besonders im Independent-Bereich werden beide Genre gerne mal vermischt. Genau daran versucht sich auch „Blaze“, der mit einer simplen Geschichte daherkommt, die aber wirklich sehr künstlerisch aufbereitet wurde. Sofern sich der Zuschauer darüber bewusst ist, dass er hier absolut keinen Horrorfilm zu sehen bekommen wird, kann er mit der dargebotenen Qualität durchaus zufrieden sein.
 
 
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Die zwölfjährige Blaze, die alleine bei ihrem Vater aufwächst, wird eines Tages Zeugin einer Vergewaltigung. Es dauert nicht lange, bis Beweise aufgenommen wurden und man Blaze verhört, doch durch gute Anwälte seitens des Täters glaubt dem Mädchen niemand. Sie selbst haben das Ereignis und die Auswirkungen davon dermaßen schockiert, dass Blaze sich in ihre eigene Fantasiewelt zurückzieht, in der ein mächtiger Drache das Sagen hat. Doch wird das Problem dadurch eher verstärkt oder gemildert?
Das Drehbuch wirkt am Anfang völlig eindeutig und klar, wird hinterher jedoch noch deutlich mehr mit Interpretationsfreiräumen gespickt. Das wurde schon gut geschrieben und aus der simplen Eingangsprämisse hat man durchaus etwas gemacht. Allerdings ist der Erzählverlauf auch relativ sperrig und man kann die Geschehnisse nicht immer völlig greifen. Ob man damit nun etwas anfangen kann oder nicht, liegt am Ende also im Auge des Betrachters, denn so eigenwillig „Blaze“ auch erzählt wird und so viel Substanz er zwischen den Zeilen auch zu bieten haben mag, so fraglich ist ebenfalls, ob das jeden Zuschauer erreichen kann. Außerdem wird das typische Schema „Einleitung-Hauptteil-Schluss“ hier wenig befolgt, weshalb das Ganze manchmal schon ein wenig trocken wirkt.
 
 
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Definitiv kann man sagen, dass „Blaze“ ein Film ist, der von seinen Darstellern lebt. Und in erster Linie ist damit natürlich die Newcomerin Julia Savage gemeint. Sie verkörpert das selbstbewusste, aber irgendwie auch fragile Mädchen dermaßen authentisch, dass man gar nicht mehr an Schauspiel denkt. Das ist schon eine große Leistung, die man würdigen sollte. Daneben besitzt der Film mit Simon Baker ein Gesicht, welches man auch in Deutschland kennen dürfte. Baker ist in seiner recht umfangreichen Nebenrolle ebenfalls solide. Die restlichen Darsteller, von denen es nicht so viele zu sehen gibt, machen ihre Sache zweckdienlich, jedoch wenig auffällig. Die Figurenzeichnung lässt, genauso wie die Story, doch einiges an Interpretationsfreiraum offen, denn besonders viel erfährt man über die Charaktere eigentlich nicht. Dass es sich bei Blaze um ein heranwachsendes Mädchen handelt, das nicht nur die Problematik mit dem Erwachsenwerden bewältigen muss, sondern eben auch noch Zeugin einer schrecklichen Tat wurde, sorgt dabei für gewisse Merkmale, die das Ganze leicht markant wirken lassen. Eine tiefere Durchleuchtung fehlt dennoch und es wird nicht jedem Zuschauer leicht fallen, mit diesen Figuren warm zu werden.
 
 
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Und das Warmwerden fällt sicherlich auch nicht so leicht, wenn man nicht genau weiß auf welches Genre man sich hier einlässt. Mit Horror im ursprünglichen Sinne hat „Blaze“ nämlich atmosphärisch fast gar nichts zu tun. Es gibt ein paar Momente, die an einen Horrorfilm erinnern, aber ansonsten ist das hier ein waschechtes Coming-of-Age-Drama, welches sich eben nur an gewissen Elementen bedient, um die Geschichte eindrucksvoller zu erzählen. Natürlich gesellt sich auch noch eine Prise Fantasy mit hinzu, weil Regisseurin und Drehbuchautorin Del Kathryn Barton hier eben gerne mit dem Drachen spielt. Die Künstlerin, die mit „Blaze“ nach ein paar Kurzfilmen ihr Langfilmdebüt feierte, tobt sich stilistisch schon ziemlich aus. Da fühlt man sich in einem Moment an „Die unendliche Geschichte“ erinnert, nur um sich danach doch eher wieder wie in „Pan’s Labyrinth“ vorzukommen. Dabei klingen beide Vorbilder fast schon zu drastisch, denn „Blaze“ ist ein Film der unterschwelligen Töne. Es wird niemals zu viel und die Inszenierung hält sich, trotz einer gewissen Vielfalt, oftmals sehr zurück. Trotzdem oder gerade deshalb ist das von der Stimmung her ziemlich vielfältig und der sehr passende Indie-Soundtrack unterstützt die Atmosphäre nochmal sehr gut.
 
 
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Über den Unterhaltungswert kann man dennoch geteilter Meinung sein, denn selbst wenn „Blaze“ seine Faszination besitzen mag, so unterhält er doch nicht im typischen Sinne. Der gesamte Aufbau kommt sperrig daher und es dauert lange, bis mal etwas mehr geschieht. Dabei ist die Ausgangssituation schnell geklärt, nur danach nimmt der Film das Tempo völlig heraus. Das ist sichtbar bewusst so geschehen und auch gut so, aber Spannungselemente findet man deshalb eher weniger. Tatsächlich muss man sich mehr auf die Optik einlassen, denn dann bekommt man wunderbar unkonventionelle Momente geboten. Die recht simplen Puppen-Tricks kommen in Verbindung mit etwas CGI tatsächlich relativ effektiv daher und lassen den künstlerischen Werdegang der Regisseurin erahnen. Ob einem das nun reicht, um sich über ca. 100 Minuten gut unterhalten zu fühlen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Langweilig kann man das Endergebnis jedenfalls nicht nennen, höchstens etwas langatmig. Zum Finale nimmt das Geschehen noch etwas mehr an Fahrt auf, doch selbst hier hält sich das Ganze einigermaßen zurück. Das ist sympathisch, nur eben auch nicht besonders aufregend. Und wer hier Gewalt sucht, der wird sowieso nicht fündig, denn „Blaze“ ist am Ende absolut kein Horrorfilm, sondern ein Drama, welches keine drastischen Effekte benötigt, um seine Geschichte zu erzählen.

 
 


 
 
 

BLAZE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Blaze“ wird so manchem vor den Kopf stoßen, weil er scheinbar mit der Assoziation an Horror vermarktet werden soll. Selbst wenn es minimale Horror-Elemente gibt, so hat das Resultat nichts mit einem Horrorfilm zu tun. Hier hat man ein Coming-of-Age-Drama vor sich, welches mit reichlich Fantasie gestaltet wurde und eine simple Geschichte einprägsam erzählt. Auf höchst unterhaltsame Art und Weise geschieht dies nicht, denn es gibt kaum Spannungselemente, fast gar keine Action und auch nicht gerade viel Humor. Dafür besticht die Atmosphäre mit einem surrealen, manchmal recht improvisationswürdigen Verlauf, der auch nach Ende des Filmes noch ein wenig Nachwirkung zeigt. Die Darsteller, allen voran Julia Savage, liefern voll ab und die handwerkliche Arbeit ist sowohl eigenwillig, wie auch gekonnt gestaltet. Deshalb hat man hier auch einen wirklich gelungenen Film vor sich, der jedoch die richtige Stimmung erfordert und im Endeffekt doch etwas zu sperrig daherkommt, um eine noch größere Wirkung zu erzielen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Zensur

 
 
 
„Blaze“ besitzt fast gar keine grafische Gewalt. Zwar ist das Thema um Vergewaltigung nicht harmlos, wird aber niemals reißerisch verwendet und niemals zu drastisch dargestellt. Aufgrund des höheren Anspruchs sollte einer Freigabe ab 12 Jahren nichts im Wege stehen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei mk2 Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Pans Labyrinth (2006)
 
Raw (2016)
 
Hatching (2022)
 

Filmkritik: „Blood Flower“ (2022)

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BLOOD FLOWER

(HARUM MALAM)

Story

 
 
 

Als ein Teenager mit einer besonderen, übernatürlichen Gabe verstärkt Visionen eines Dämons erhält, muss er sich dem Kampf mit der satanischen Macht stellen.

 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Kritik

 
 
 
Filme aus Malaysia sieht wohl selbst der experimentelle Filmfreund nicht alle Tage. Einen Horrorfilm aus diesem Land zu entdecken, kann man sicher als noch seltener bezeichnen. Doch dass auch aus diesem Land mit guter Genrekost zu rechnen ist, beweist „Blood Flower“ eindrucksvoll. Dabei geht der Film eine schöne Symbiose aus fernöstlichen Traditionen und den westlichen Sehgewohnheiten ein und lässt sich bestimmt als kleiner Geheimtip bezeichnen.
 
 
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Der Teenager Iqbal hat es nicht leicht. Er hat eine Begabung, die ihn zum Heillehrling macht. Auch seine Mutter besitzt dieses Talent und deshalb exorzieren sie gemeinsam mit dem Vater Dämonen aus besessenen Menschen aus. Eines Tages geht das Ganze jedoch schief und die Mutter von Iqbal stirbt dabei. Danach möchte der Vater nichts mehr von dieser Welt wissen. Stattdessen, um etwas Geld zu verdienen, pflegt er die aufwendigen Planzen eines Nachbarn. Dummerweise hat der in seinem Gewächshaus jedoch eine bedrohliche Kraft eingesperrt, die von Iqbal und anderen Kindern befreit wird. Plötzlich hat Iqbal immer wieder schreckliche Visionen und es ist ganz klar, dass er es hier mit einer Übermacht zu tun hat, die Grauenvolles will. Die Story ist gerade deshalb interessant, weil man es hier eben mal nicht mit dem typischen katholischen Dämonen zu tun bekommt, sondern mit malaysischen Mythen und einer anderen Religion. Vorwissen muss man darüber zwar nicht haben, um mit der Geschichte klar zu kommen, aber es fühlt sich eben doch alles anders an, als die x-te Variante eines typischen Exorzismus-Filmes. Nebenbei wird die Handlung dann auch noch ganz interessant vorgetragen. Zwar sind die Zutaten bekannt, aber wie man diese zusammensetzt, besitzt eine eigenständige Note. Außerdem bekommt das Ganze am Ende eine schlüssige Auflösung und deshalb lässt sich das Drehbuch als rundum gelungen bezeichnen.
 
 
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Wirklich interessant ist zudem die Atmosphäre, denn „Blood Flower“ ist kein reiner Exorzismus- und Dämonenfilm. Er bietet nebenbei ein paar vereinzelte Krimi-Elemente, hat ein bisschen Drama im Gepäck und schnuppert nicht ungern auch mal am Splatter-Kino. Diese Mischung mag überladen wirken, ist sie im Endeffekt aber nicht, weil alles stimmig zusammengefügt wurde. Dass es dabei abwechslungsreich zur Sache geht, versteht sich fast von selbst. So bekommt man klassischen Grusel, Jumpscares und ein paar echte Over-the-Top-Momente geboten. Ab und zu werden Ekeleffekte eingestreut und dann wäre da noch die Gewalt, die es in Filmen dieser Gattung in dieser Portion eher seltener zu sehen gibt. Manchmal artet das schon eher in Splatter aus und ist alles andere als harmlos. Gerade auch deshalb, weil selbst Kinder hier nicht verschont werden. Das ist schon ziemlich derb und besitzt zum Glück starke Effekte. Manches stammt zwar aus dem Computer, doch selbst diese Effekte sehen ordentlich aus. Der Gorehound, der sich also auch gerne mal etwas gruselt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Insgesamt ist der Grusel-Faktor zwar nicht sonderlich hoch und dennoch funktioniert die Stimmung prima, denn „Blood Flower“ ist ein echt düsterer und sehr ernster Film.
 
 
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Besonders aus handwerklicher Sicht vermag das Werk vollkommen zu überzeugen. Die gesamte Optik ist schon mal sehr gut und selbst wenn die Kulissen eher schlicht wirken, verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Regisseur Dain Said weiß schon genau, was er da macht und bietet dem Zuschauer eine prächtige Inszenierung. Besonders daran ist zudem, dass es zwar fremde Zutaten gibt und man deutlich spüren kann, es hier eben mit keinem westlichen Film zu tun zu haben, es einem nebenbei aber dennoch leicht gemacht wird Einlass in diese Welt zu finden. Gerade deshalb ist auch der Unterhaltungswert ziemlich hoch. Nach der kleinen Vorgeschichte gibt es nur eine weitere kleine Einleitung, bis das Treiben an Fahrt aufnimmt. Sobald der Dämon erst mal frei ist, gibt es auch verstärkt Horror-Szenen. Diese werden immer nur kurz mal für etwas Familiendrama unterbrochen. Das hätte nicht zwangsläufig sein müssen, stört aber auch nicht. Die Figurenzeichnung macht es sich hier insgesamt etwas einfach und bietet reichlich viele Klischeetypen, doch für genügend Sympathien wird gesorgt und somit kann man dem restlichen Verlauf gespannt folgen.
 
 
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Und dieser hat es dann durchaus noch in sich. In der zweiten Hälfte gönnt man dem Zuschauer kaum noch Pausen und da wird der dämonische Terror schön zelebriert. Dabei geht es sogar ziemlich actionreich zur Sache. So vergehen die 102 Minuten Laufzeit reichlich flott und Längen sind nahezu keine zu finden. Dass man gerne zuschaut, liegt sicherlich nebenbei auch noch an den guten Darstellerleistungen. Besonders positiv auffallend sind dabei Idan Aedan als Iqbal, Bront Palarae als sein Vater Norman und Arnie Shasha als Ah Boy. Diese haben auch definitiv am meisten zu tun und gerade wenn es um die Darstellung der Besessenheit geht, wird das schon enorm stark gespielt. Alle anderen Schauspieler liefern jedoch ebenfalls ab. Zum Score kann man auch nur positive Worte verlieren und soundtechnisch ist hier sowieso eine ganze Menge los.

 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
„Blood Flower“ setzt nicht unbedingt auf subtile Töne und bietet actionreiche, abgefahrene Horrorkost, die nebenbei reichlich abwechslungsreich daherkommt und so manch eine Zutat bietet, die man von dem Genre eher weniger gewöhnt ist. Gerade deshalb ist das interessant und trotzdem fällt es nicht schwer einen Zugang zu diesem Werk zu finden. Handwerklich ist das schon sehr schick gestaltet, die Inszenierung sitzt und die Atmosphäre bietet derben Horror, den man so schnell sicher nicht vergessen wird. Dass das nebenbei ordentlich gespielt wird und die Story bis zum Schluss interessant bleibt, rundet das Ganze gelungen ab. Außerdem gibt es einige tolle Effekte zu sehen und es geht echt nicht harmlos zur Sache. Von daher eine ganz klare Empfehlung an alle, die auch mal den etwas anderen Exorzismus-Film sehen wollen!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Zensur

 
 
 
„Blood Flower“ ist alles andere als harmlos. Hier werden selbst Kinder blutig umgebracht, es gibt einige Ekeleffekte und immer mal wieder eine gute Portion Splatter zu sehen. Alles andere als eine Freigabe ab 18 Jahren wäre deshalb unrealistisch!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Reel Suspects)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Medium (2021)
 
Abyzou 82022)
 

Filmkritik: „The Leech“ (2022)

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THE LEECH

Story

 
 
 

Nachdem ein Priester einem hilfsbedürftigen Mann Einlass in sein Haus gewährt hat, wird sein Glaube auf eine harte Probe gestellt.

 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Kritik

 
 
 
Die erste Jahreshälfte ist noch nicht einmal herum, da darf man sich schon einen Weihnachtsfilm anschauen. Warum auch nicht – Wird die Thematik hier doch nochmal extra mit christlichem Glauben serviert und Ostern war ja auch gerade eben erst. „The Leech“ ist allerdings sowieso schwer zu kategorisieren und wird längst nicht jedem gefallen. Dabei ist mit den einfachsten Mitteln aber dennoch ein einprägsamer Film entstanden, den man zwar nicht mögen muss, der aber dennoch eine gewisse Eigenständigkeit besitzt.
 
 
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Der Priester David versucht alles, um seine Gemeinde in die Kirche zu locken, aber er schafft es nur bedingt. Der herzensgute Mensch ist sich keiner guten Tat zu schade und als er dem hilfsbedürftigen Terry begegnet, lädt er ihn auch gleich schon zu sich nach Hause ein, um dort ein Dach über vier Wänden zu haben. David kann noch nicht ahnen, dass sich auch die Freundin von Terry bald dazu gesellen wird und dass er sich dann nur noch mit der Sünde konfrontiert sehen soll. Eine Story ist hier eigentlich nur marginal vorhanden und dennoch hat „The Leech“ einiges zu erzählen. In der Handlung lässt sich nämlich durchaus bissige Gesellschaftskritik, sowie auch eine gehörige Portion Satire entdecken. Außerdem besitzt das Drehbuch doch etwas Interpretationsfreiraum, weil längst nicht alles so klar erscheint, wie das auf den ersten Blick vielleicht der Fall sein mag. Schlüssig aufgeklärt wird allerdings nichts und am Ende ist man auch nicht unbedingt schlauer, als zuvor. Deshalb muss man sich mit dieser Art der Geschichtenerzählung schon anfreunden müssen. Gelingt einem dies, dann wird man mit einer unkonventiollen Story belohnt, die zwar aus bekannten Zutaten besteht, diese aber eben völlig anders zusammensetzt.
 
 
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Auch mit dem Stil von „The Leech“ muss man sich durchaus anfreunden können. Der Film wurde nämlich wirklich reichlich minimal gehalten. Der Hauptschauplatz ist ein schlichtes Haus, welches nun sicherlich keine großen Schauwerte mit sich bringt. Obwohl es öfter mal einen kurzen Kulissenwechsel gibt, kommt einem der Begriff „Kammerspiel“ in den Sinn. Regisseur Eric Pennycoff, der mit „The Leech“ seinen zweiten Langfilm realisierte, macht eigentlich überhaupt nichts Außergewöhnliches und dennoch gelingt es ihm mit der Inszenierung zu punkten. Der gesamte Film ist so schlicht gehalten, dass es schon wieder bemerkenswert ist. Noch bemerkenswerter ist, dass er trotz dieser Einfachkeit irgendwie fesselnd wirkt. Dies liegt an einer Atmosphäre, die man schwer zuordnen kann. Die gesamte Stimmung befindet sich irgendwo zwischen rabenschwarzer Komödie und Drama. Ein wenig Horror gesellt sich ebenfalls hinzu, dann wäre da noch die Sache mit der Religion und schlussendlich spielt sich ja auch alles an Weihnachten ab. Viel Weihnachts-Stimmung kommt mitnichten auf und trotzdem ist dieses Element nicht zu vernachlässigen. Wirklich lustig ist das eigentlich nie und dennoch macht der Film teilweise Spaß. Nebenbei besitzt er jedoch auch eine unterschwellige Bedrohung. Man kann förmlich spüren, wie sich hier das Unheil anbahnt und deshalb wirken manche Szenen dann schon fast beklemmend in ihrer simplen Art.
 
 
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Ob man das nun als unterhaltsam empfindet oder nicht, liegt ganz an den eigenen Sehgewohnheiten. Viel geschieht in „The Leech“ jedenfalls nicht. Überwiegend besteht das Werk aus Dialogen und manchmal kommt es auch zu leicht surrealen Momenten. Blutiger wird es erst im Finale, wobei auch hier niemals nur ansatzweise irgendwelche Grenzen überschritten werden. Spannung entsteht so an sich keine und dennoch ist eine Spur davon vorhanden, was an der bereits zuvor genannten unterschwelligen Bedrohung liegt. „The Leech“ ist mit seinen 82 Minuten zum Glück nicht zu lang ausgefallen und besitzt demnach eigentlich auch keine Längen, wobei man schon etwas geduldig sein sollte. Am Ende wird man dafür mit so manch einer verschrobenen Szene belohnt. Selbst wenn das Finale nicht unbedingt das halten kann, was man sich als Zuschauer erhofft hat, ist es doch gerade die Kombination mit einer gewissen Dramatik, die einen hier zu fesseln vermag.
 
 
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Und damit dass so gut funktionieren kann, braucht es natürlich ordentliche Schauspieler, die „The Leech“ zum Glück vorzuweisen hat. Graham Skipper macht seine Sache als Priester auf jeden Fall sehr gut. Man kauft ihm die Rolle ab und baut auch einen gewissen Draht zu seiner Figur auf. Dafür braucht es keine ausgefeilte Figurenzeichnung, denn dieser klischeehafte Charakter wird durch das authentische Schauspiel zum Leben erweckt. Und genauso ergeht es auch dem heimlichen Star des Filmes – Jeremy Gardner. Es macht schon Spaß Gardner dabei zuzusehen, wie er einfach hemmungslos auf alles pfeift und sich dabei doch stets noch etwas Charisma bewahrt. Ansonsten ist Taylor Zaudtke ebenfalls nicht schlecht und abgsehen davon spielt tatsächlich kaum jemand mit, was das Kammerspielartige natürlich noch mal verstärkt.
 
 


 
 
 

THE LEECH – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„The Leech“ wird sicher nicht der nächste Weihnachtsfilm-Hit, aber er hat das Zeug zum unkonventionellen Weihnachtsfilm-Tip. Mit Horror hat das Ganze nun tatsächlich nicht so viel zu tun und trotztdem passt die Bezeichnung. Mit Komödie hat es ebenfalls nicht so viel zu tun und selbst hier passt die Kategorisierung. Insgesamt ist das von der Atmosphäre her sehr vielseitig und nicht so leicht zu greifen, weil es schwarzhumorig, bedrohlich, spaßig und sogar recht dramatisch zur Sache geht. Auf jeden Fall ist das eine packende Stimmung, die hier kreiert wurde, die zum Glück durch sehr ordentliche Darstellerleistungen transportiert wird. Die Inszenierung passt, Score und Soundtrack sind gut, die Story besitzt genügend Substanz, um nicht als zu belanglos durchzugehen und man fühlt sich solide unterhalten. Letzeres allerdings auch nur, wenn man mit der sehr minimalistischen Herangehensweise klar kommt. Konventionell ist das absolut nicht und es wäre sogar noch mehr Potenzial vorhanden gewesen, aber trotzdem besitzt „The Leech“ das gewisse Etwas, welches ihn nicht so schnell vergessen machen wird!
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Zensur

 
 
 
„The Leech“ besitzt nur wenig grafische Gewalt. Es gibt Drogenkonsum zu sehen, aber Blut wird nur gegen Ende vergossen und es artet nie in Splatter aus. Eine Freigabe ab 16 Jahren wäre deshalb angebracht.
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei MPI Media Group)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Killer Joe (2011)
 
Stille Nacht, Horror Nacht (1984)

 

Filmkritik: „Hunt Her, Kill Her“ (2022)

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HUNT HER, KILL HER

(NIGHT SHIFT)

Story

 
 
 

Für eine junge Frau wird der neue Job als Hausmeisterin in der Nachtschicht zum reinen Überlebenskampf, als ein paar maskierte Männer einbrechen.

 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Kritik

 
 
 
Um den Zuschauer zu überzeugen, braucht es nicht immer Innovationen. Besonders im Terror-Kino ist die Hauptsache, dass die Inszenierung packend gestaltet wurde. Ist dies der Fall, ist eine clevere Story schon gar nicht mehr so wichtig. Genau das hat sich scheinbar auch das Regie-Duo Greg Swinson und Ryan Thiessen gedacht. Ihr „Hunt Her, Kill Her“, der im Original den passenderen Titel „Night Shift“ erhalten hat, wurde völlig auf das Wesentliche reduziert. Damit gewinnt man nun wirklich keine Innovationspreise, aber ein spannendes Filmchen für Zwischendurch ist durchaus entstanden, was eben an der enorm gelungenen Inszenierung liegt.
 
 
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Karen muss dringend Geld für ihre Tochter und sich verdienen, weshalb sie einen unangenehmen Job als Hausmeisterin in der Nachtschicht annimmt. Die riesige Lagerhalle ist nachts komplett verlassen und da gruselt es Karen schon ein wenig. Das ist auch völlig berechtigt, wie sie bald herausfinden muss. Ein paar maskierte Männer dringen nämlich in die Lagerhalle ein und wollen Karen an den Kragen. Für diese bleibt nur eine Wahl: Kämpfen, um zu überleben. Sehr viel reduzierter kann so eine Story eigentlich kaum sein. Das ist eine Home-Invasion-Geschichte, nur dass sie sich dieses Mal eben am Arbeitsplatz abspielt. Deshalb ist der Schauplatz natürlich auch etwas größer. Es geht dann im gesamten Verlauf wirklich nur um den Überlebenskampf und Überraschungen bleiben dabei größtenteils aus. Nur am Ende versucht das Drehbuch doch noch etwas mehr aus der Sache zu machen und eine kleine Wendung einzubauen. Als Zuschauer sollte man dabei nicht so sehr auf Logik achten, denn einige Ungereimtheiten ergeben sich hier schon. Sieht man davon jedoch mal ab, dann funktioniert diese geradlinige Story gut.
 
 
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Und das liegt vor allen Dingen an einer gekonnten Inszenierung. Unfassbar, dass das Regie-Duo Swinson-Thiessen 2006 bereits mal einen Film drehten, danach aber sage und schreibe 16 Jahre gewartet haben, um ihr zweites Werk „Hunt Her, Kill Her“ zu realisieren. Die Inszenierung kann sich auf jeden Fall sehen lassen und die Beiden verstehen ihr Handwerk. Dass sich der gesamte Film nur in der Lagerhalle abspielt, ist hier absolut nicht negativ sondern passend. Besonders die schön effektiven Kamerfahrten durch die langen Gänge und Flure sorgen enorm für Stimmung. Das ist schon wunderbar dynamisch gestaltet und selbst wenn es etwas monoton zur Sache geht, so sorgt doch gerade diese gelungene Inszenierung immer wieder für genügend Abwechslung. Dass das Werk nebenbei kein hohes Budget hatte, bemerkt man niemals negativ, denn besonders die reduzierte Herangehensweise kann hier doch punkten. Dass es nebenbei so schnörkellos und kompromisslos zur Sache geht, sorgt für eine ernste Atmosphäre, die überhaupt keinen Platz für Humor vorsieht. „Hunt Her, Kill Her“ ist düster (ganz selten auch mal im optischen Sinne etwas zu dunkel) und bietet feinen Terror.
 
 
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Dass dieser funktioniert, liegt wiederum an einer guten Figurenzeichnung. Mit Karen hat man nämlich ein Opfer erschaffen, welches absolut nicht künstlich wirkt und einen authentischen Eindruck hinterlässt. Sie weiß sich zu wehren, wird jedoch nie zu übermächtig, ihr geschehen Missgeschicke, sie verhält sich aber nie dämlich. Dazu gibt es noch eine marginale Hintergrundgeschichte und schon hat man eine Protagonistin vor sich mit der man durchaus mitfiebern kann. Da ist es schön, dass mit Natalie Terrazzino eine geeignete Darstellerin gefunden wurde, die das völlig stimmig verkörpert und mit der Leistung punkten kann. Die restlichen, sehr wenigen Darsteller sind überwiegend maskiert und können deshalb nur schwer negativ auffallen. Von daher ist in diesem Punkt wirklich alles im grünen Bereich.
 
 
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Etwas schwächer fällt da lediglich der Unterhaltungswert aus, wobei das schon Jammern auf hohem Niveau ist. Da die Einleitung kurz ausfällt und „Hunt Her, Kill Her“ nach 20 Minuten sofort auf’s Gaspedal drückt, fällt es ihm hinterher etwas schwer die Spannung stets oben zu halten. Das Szenario verändert sich nämlich nicht mehr und deshalb besitzen die restlichen 70 Minuten dann leider ein paar Längen. An einer guten Portion Spannung ändert dies nichts und es bleibt insgesamt kurzweilig genug, es wäre nur nicht verkehrt gewesen, wenn man in der zweiten Hälfte noch irgendeine Neuerung eingebaut hätte, die für ein wenig Abwechslung sorgen kann. Der actionreiche Überlebenskampf sorgt im Endeffekt aber immer wieder für genügend Suspense, so dass man zufrieden sein kann. Und auch der Härtegrad ist passend. „Hunt Her, Kill Her“ ist definitiv keine Schlachtplatte geworden, aber wenn Gewalt notwendig ist, wird diese auch ausreichend zelebriert. Man ist heutzutage eindeutig Härteres gewohnt und dennoch gibt es ein paar Szenen, die echt nicht zimperlich sind. Die handgemachten Effekte sehen relativ simpel aus, erfüllen ihren Zweck aber ebenso gut, wie ein passender Score und allgemein eine hervorragende Soundkulisse.

 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Hunt Her, Kill Her“ ist ein völlig auf ein Minimum reduzierter Invasion-Horrorthriller, der mit einer effektiven Machart punkten kann. Die simple Story verliert eigentlich erst am etwas unlogischen Ende ihren Reiz, doch sowieso lebt dieses Werk am ehesten von seiner starken Inszenierung, die den begrenzten Schauplatz hervorragend einzufangen weiß. Die Hauptdarstellerin spielt das sehr gut, die Figurenzeichnung ist erfreulich sympathisch und sämtliche Verhaltensweisen angenehm logisch. Hinterher kommen zwar ein paar Längen auf, weil das Geschehen doch etwas monoton ist, aber genügend Spannung gibt es zwischendurch immer wieder, so dass man sich gut unterhalten fühlt. Ganz klar ist, dass „Hunt Her, Kill Her“ nicht der große Wurf ist, aber das will er auch gar nicht sein. Dies ist ein kleiner, aber wirklich stimmungsvoller Film, den man sich als Fan solcher Werke bestens anschauen kann!
 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Zensur

 
 
 
„Hunt Her, Kill Her“ stellt keine selbstzweckhafte Schlachtplatte dar, zeigt Gewalt aber auch wenn es nötig ist. Da es jedoch eher selten so richtig grafisch wird sollte einer Freigabe ab 16 Jahren eigentlich nichts im Wege stehen, wobei es in Deutschland auch schon harmlosere Werke zu einer Freigabe ab 18 Jahren geschafft haben!
 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Lighthouse Film | Raven Banner Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Vicious: Nacht der Gewalt (2020)
 
Kidnapped (2010)
 

Filmkritik: „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ (2022)

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HELLRAISER – DAS SCHLOSS ZUR HÖLLE

(HELLRAISER)

Story

 
 
 
Remake des Kulthorrorfilms aus den 80er Jahren, in welchem die Abgründe des berüchtigten Würfels abermals erforscht werden.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Kritik

 
 
 
Als Clive Barker 1987 seinen eigenen Roman selbst verfilmte und das Resultat „Hellraiser“ taufte, konnte man noch nicht ahnen, wie viele Fortsetzungen Pinhead nach sich ziehen sollte. Es konnte allerdings auch niemand ahnen, dass die Qualität dabei so schwankend sein würde. Nach zwei durchaus gelungenen Fortsetzungen, verweilte die Reihe bis zum fünften Teil immer noch in soliden Gefilden, bis sich mit der Zeit eine gewisse Ernüchterung breit machte, die eher in durchschnittlichen Werken resultierte. Trotzdem war bis zu „Hellworld“ kein Teil so richtig mies. Als die Weinstein Company jedoch so langsam die Rechte am Franchise zu verlieren drohte, schmissen sie 2011 den unsagbar schlechten „Revelations“ auf den Markt. Doug Bradley war erstmals nicht mehr Pinhead und das Ergebnis war eine Schande. 2018 kam es zur nächsten überflüssigen Titelschändung namens „Judgement„. Danach wurde es zum Glück wieder still um Pinhead und seine Zenobiten, denn scheinbar wurde der Name „Hellraiser“ nur noch für billigste C-Movies missbraucht. Allerdings war schon seit langer Zeit ein echtes Remake geplant, welches jedoch immer wieder Probleme in seiner Realisierung hatte. Nun, 2023, kann man auch in Deutschland Zeuge davon werden, ob Pinhead endlich gerettet wird. Und eines kann man bereits vorwegnehmen: „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ ist nicht so schlecht, wie seine beiden billigen Vorgänger, er kann mit dem Original jedoch nicht mal ansatzweise mithalten und ist somit leider ein weiteres, überflüssiges Exemplar in dieser Reihe!
 
 
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Es geht nun also alles von vorne los. Die vom Schicksal gebeutelte Riley weiß noch nicht, dass sie sich bald einer Gefahr stellen muss, die sie gar nicht begreifen kann. Riley hatte in der Vergangenheit immer wieder mit Drogen und den falschen Menschen zu tun. Genau aus diesem Grund ist sie auch Teil eines Diebstahls. Dabei wird ein ominöser, rätselhafter Würfel gestohlen, der das Portal in eine andere Dimension öffnet. Noch bevor Riley begreifen kann, welche Gefahr sie dort gerade eingeladen hat, sterben auch schon geliebte Menschen. Und am Ende gilt es nun mal das Rätsel zu lösen und am besten kein Begehren zu besitzen. So simpel die Idee von Clive Barker auch war, so genial und faszinierend wurde sie damals im Originalfilm umgesetzt. Sei es das Verschwimmen der Grenzen von Lust und Leid oder seien es auch einfach nur diese phänomenalen Gestalten namens Zenobiten, die einfach für pure Angst sorgten. Übrig geblieben, ist davon im Remake nun nicht mehr sonderlich viel. „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ muss 2022/2023 alles deutlich mehr erklären, damit sein Publikum auch ja versteht, worum es hier eigentlich geht. Gerade dadurch verliert sich aber ein großer Teil des Reizes. Außerdem wird die Geschichte, wie sie einst von Barker erfunden wurde, kaum noch so erzählt, wie es wohl damals gedacht war. Hier verschwimmen keine Grenzen, hier ist alles voneinander getrennt. Eine geheimnisvolle, faszinierende Erzählung gelingt somit eigentlich gar nicht, selbst wenn der Aufbau des Drehbuchs an sich solide funktioniert.
 
 
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Man spürt jedoch bereits bei der Atmosphäre bestens, dass „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ in der modernen Zeit einfach nicht funktionieren kann. Zumindest nicht so, wie sich die Macher dies hier vorgestellt haben. Da fehlt von Anfang an jegliche Bedrohung. Es mangelt an Faszination für das Grauen. Selbst wenn die Zenobiten zum Glück immer noch klasse aussehen und weniger (sichtbare) Computereffekte besitzen, als man befürchten durfte, so strahlen sie in diesem Remake kaum noch diese angsteinflößende Wirkung aus. Dass der/die neue Pinhead nun weiblich sein musste, macht da nicht mal einen großen Unterschied. Pinhead sieht zwar weiterhin gelungen aus, es mangelt dieser Figur aber schlichtweg an einprägsamer Ausstrahlung. Ob man Jamie Clayton daran die Schuld geben kann, darf sogar bezweifelt werden, weil sie ihre Sache doch ordentlich macht. Es ist viel mehr dem lauen Drehbuch und dem Umgang mit diesen Wesen zu verschulden, dass man sich selten wie in einem albtraumhaften Horrorfilm vorkommt.
 
 
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Außerdem darf man sich fragen, weshalb „Hellraiser“ von 2022 denn nun runde zwei Stunden Laufzeit besitzen muss. Diese braucht er nämlich mitnichten. So plätschert die erste Hälfte doch recht ereignislos vor sich her, leitet viel ein, tut dies aber durchaus zu langatmig. Es geschieht nicht viel und die maue Figurenzeichnung gibt nun echt nicht so viel her, dass man diese Charaktere weiter ausleuchten müsste. Übrigens kann auch niemand der nichtssagenden Darsteller da besonders viel reißen. Odessa A’zion spielt das keineswegs schlecht, doch ihre Figur ist viel zu uninteressant, um in Erinnerung zu bleiben. Und so ergeht es jedem Charakter. Deshalb wird es auch mit der Spannung nichts, weil man diesen Protagonisten oder auch Antagonisten weder das schlimmste Ende, noch das Happy-End erwünscht. Es lässt einen einfach kalt. Dass sich das Verhalten einzelner Personen zunehmend als unlogisch erweist, sei da mal nur eine Randnotiz, die gar nicht besonders stark mit ins Gesamturteil fällt.
 
 
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Deutlich kritischer muss man sich mit der Inszenierung auseinandersetzen. Der lang geplante Film hatte dabei schon so manch einen Namen an Regisseur im Gepäck. Sehr interessant wäre dieses Remake so zum Beispiel sicherlich unter der Regie von Pascal Laugier geworden. Am Ende sollte es jedoch David Bruckner werden, der im Horrorkreis nun sicherlich nicht den schlechtesten Ruf besitzt, diesem hier allerdings leider kaum gerecht werden kann. Handwerklich ist „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ auf jeden Fall gut gemacht. Die Kulissen sind manchmal etwas langweilig, doch das geht schon alles in Ordnung. Nur leider gehen mangelnde Atmosphäre und zu konventionelle Inszenierung hier eben Hand in Hand. Das eine hat mit dem anderen zu tun. Am Ende kommt man sich so vor, als wollte man „Hellraiser“ an ein jüngeres Publikum bringen, welches die Philosophie des Originals wahrscheinlich gar nicht begreifen kann. Deshalb geht es auch relativ zahm zur Sache. Obwohl es einige grafische Härten gibt, die an sich ausreichend wären, fühlt sich der Film stets viel zu harmlos, ja nahezu zu bequem, an. Da fehlt diese rohe Finsternis des Originals. Immerhin muss man aber gestehen, dass es in der zweiten Hälfte durchaus besser wird und das recht lange Finale dann doch noch etwas mehr Stimmung aufkommen lässt. Das reicht zwar nicht für einen besonders guten Unterhaltungswert, stimmt am Ende aber etwas versöhnlicher.
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ von 2022 besitzt gute Ansätze, ein paar nette Ideen und einen noch deutlich aufwendigeren Würfel. Gemacht wurde daraus aber leider lediglich ein Horrorfilm von der Stange und der Titel wäre nach einem solchen Werk niemals zum Kult geworden. Das Drehbuch ist okay und würde an sich funktionieren, wenn die Vorlage nicht einfach viel besser wäre. Dass man sich die Zenobiten gerne anschaut, diese gut getrickst wurden und es ab und zu auch mal etwas blutiger zur Sache gehen darf, sind definitiv positive Aspekte. Diese können ihre Wirkung nur gerade deshalb kaum entfalten, weil die Figurenzeichnung langweilig ist und die Darsteller darüber nicht hinwegtäuschen können. Außerdem wirkt die Inszenierung zu beliebig und daraus entsteht eine dermaßen konventionelle Horror-Atmosphäre, dass man sich in der Durchschnitts-Landschaft an Veröffentlichungen suhlt. Die unnötig zu hohe Laufzeit macht das nicht besser. Es wird in der zweiten Hälfte wirklich angenehmer und dann gibt es ein paar gute Szenen, doch insgesamt ist hier so gut wie nichts, was den Reiz am Original ausmachte, vorhanden und deshalb braucht man dieses Remake auch nicht, selbst wenn es nicht ärgerlich schlecht ausgefallen ist!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ ist ungeschnitten und frei ab 18 Jahren.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Paramount Home Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1988)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Terrifier 2“ (2022)

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TERRIFIER 2

Story

 
 
 
Art the Clown ist zurück – Ja dieses Mal besucht er sogar das Kino. Kommerzieller geht er deshalb aber nicht vor, im Gegenteil: Art metzelt sich brachialer als jemals zuvor durch über zwei Stunden Splatterkino.
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Kritik

 
 
 
Damien Leone ist das gelungen, was im Horrorgenre heutzutage kaum noch jemandem gelingt: Er hat eine ikonische Figur kreiert, die in ein paar Jahren vielleicht das Zeug zum Kult hat, wie es damals Jason, Freddy oder Michael Myers gelungen ist. Beeindruckend ist mit welch simplen Mitteln Leone das geschafft hat, aber sein Art the Clown ist wirklich eingängig, optisch einfach einprägsam. Nachdem der erste Solofilm von Art, „Terrifier“, ein völlig selbstzweckhafter, nahezu storyloser Splatterstreifen war, war sich die Filmwelt doch recht einig, dass Art Potenzial hat, der Rest aber echt zu simpel gestrickt war. Leone arbeitete an einer Fortsetzung, die nun alle Zweifler bekehren sollte. Völlig überraschend kam der Film dann sogar in die Kinos. Noch überraschender war die Tatsache, dass das Publikum angetan war und dem Werk somit einen hohen Gewinn erbrachte. Damit dürfte Damien Leone nun viele Schritte weiter auf der Karriereleiter aufsteigen. „Terrifier 2“ wird seine Fortsetzungen erhalten und von Leone dürfen wir wohl weiterhin brutalstes Genrekino erwarten. Aber ist „Terrifier 2“ denn eigentlich auch gut oder wieder nur ein lediglich auf Brutalität reduzierter Hype, der dann viel versprochen hat und wenig einhält? Tatsächlich ist der Film überraschend gut geworden. Er passt sogar ins Kino und stellt seinen Vorgänger mit Leichtigkeit in den Schatten.
 
 
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Art the Clown war zwar eigentlich tot, aber aus mysteriösen Gründen wird er wiederbelebt. Natürlich muss er dann auch sofort mit dem Töten weitermachen. Danach spielt sich das Treiben ein Jahr später an Halloween ab. Hier haben die Geschwister Sienna und Jonathan immer wieder seltsame Träume und Visionen von einem mordenden Clown und einem beängstigenden, kleinen Clown-Mädchen. Außerdem scheint die Sache etwas mit dem verrückt gewordenen und danach verstorbenen Vater von ihnen zu tun zu haben. Und überhaupt: Was ist Art the Clown eigentlich? Wer darauf eine echte Antwort erwartet, wird sich enttäuscht sehen und dennoch ist das Drehbuch von „Terrifier 2“ deutlich besser gelungen, als im ersten Teil. Dieser hatte nämlich streng genommen gar keine Geschichte, ja nicht mal eine Hauptfigur. Daraus hat Leone scheinbar gelernt und er spinnt seine Story um den Clown interessant weiter. Dabei wirft er eigentlich noch mehr Fragen auf, als welche beantwortet werden, doch das macht den Verlauf der Handlung tatsächlich recht aufregend. Wenn es da sogar eine Portion Fantasy mit ins Drehbuch schaffft, ist das ungewöhnlich, doch gerade deshalb funktioniert es so gut.
 
 
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Ungewöhnlich ist „Terrifier 2“ sowieso. Das wird schon bei einem Blick auf die Laufzeit klar. 138 Minuten ist für diese Art von Film eigentlich schon ein Novum. Im direkten Vergleich: „Terrifier“ lief lediglich 84 Minuten lang. Nun war zu befürchten, dass diese Laufzeit einfach viel zu gigantisch ist und ja, es hätte sie nicht zwangsläufig gebraucht. Man hätte das gesamte Treiben gut und gerne eine halbe Stunde verkürzen können. Trotzdem stört diese viel zu lange Laufzeit überraschend wenig, denn so viele Längen kommen gar nicht mal auf. Das liegt auch mit an der echt starken Inszenierung von Leone. Er treibt die Hinauszögerungen gerne mal auf die Spitze, lässt so aber auch Spannung und Atmosphäre entstehen. Wenn es dazu ständig einen Synthwave-Soundtrack zu hören gibt, könnte der Nostalgiefaktor kaum höher sein. Die Jahreszeit um Halloween wird ordentlich genutzt und wenn Art seine bösen Späße mit seinen Opfern treibt, dann fühlt man sich tatsächlich mal wieder an eine Zeit erinnert, in der Horrorfilme noch eine gewisse Faszination in einem selbst ausübten.
 
 
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Was das Besondere daran ist, ist gar nicht so leicht zu erklären, denn eigentlich mordet sich in „Terrifier 2“ einfach nur ein diabolischer Clown durch die Gegend. Allerdings funktioniert Art the Clown als Figur bemerkenswert gut. Das liegt vor allen Dingen an der gelungenen Optik, aber auch an David Howard Thornton, der mit seiner Mimik und Gestik alles richtig macht. Auch die Tatsache, dass der Clown trotz seiner enorm brutalen Taten immer wieder für Humor sorgt, macht das Geschehen abwechlungsreich. Und dann wäre da noch die erstaunliche Tatsache, dass Leone aus einem Budget von geschätzt ca. 250.000 Dollar unverschämt viel herausholt. Ja, „Terrifier 2“ hat es tatsächlich verdient im Kino zu laufen, denn alleine optisch ist er absolut gelungen. Die Schauwerte wurden ordentlich in die Höhe getrieben, es gibt starke Kulissen und das sehr lange Finale in der Geisterbahn ist einfach nur toll anzuschauen. Die Kameraarbeit weiß zu gefallen und eigentlich kann man die gesamte handwerkliche Arbeit nur loben.
 
 
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Dazu gehören selbstverständlich auch die Effekte. Es gibt immer wieder Nachrichten, die einen Hype auslösen – Wie in etwa, dass Zuschauer in Ohnmacht gefallen sind. Da werden die Erwartungen am Ende aber auch schnell mal zu hoch getrieben. Allerdings kann man aufatmen: „Terrifier 2“ ist wirklich brachial und zeigt Splatter, wie man ihn nicht oft zu sehen bekommt, schon gar nicht im Mainstream-Kino. Bereits im ersten Teil tobte sich Leone, von dem die Effekte auch selbst mit stammen, ordentlich aus, aber in der Fortsetzung steigert er sich natürlich erheblich. Es geht äußerst kreativ, unheimlich blutig und auch sadistisch zur Sache. Das ist teilweise jedoch schon wieder so übertrieben, dass es einem erfahrenen Genre-Zuschauer nicht schocken dürfte. Außerdem muss man sagen, sind die Effekte, so grandios sie auch von Hand getrickst wurden, einfach trotzdem als solche erkennbar. Man kann den Moralapostel also zu Hause lassen: „Terrifier 2“ ist nur ein Film. Als solcher ist er teilweise zwar echt grausam brutal, aber irgendwie gelingt es ihm auch, diese Tatsache schon fast amüsant darzustellen. Weiterhin ist es erstaunlich, dass er selbst ohne diese brachialen Szenen ganz ordentlich funktionieren würde.
 
 
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Das liegt daran, dass man hier einen schönen Kampf „Gut gegen Böse“ kreiert hat. Mit Sienna hat Art nun endlich einen richtigen Gegenspieler und Lauren LaVera spielt das zum Glück auch noch angenehm. Sowieso sind die Darsteller allesamt nicht schlecht für diese Preiskategorie. Ebenfalls ist die Figurenzeichnung erfreulich. Natürlich gibt es überwiegend Stereotypen, die belanglos sind, aber niemand wirkt hier störend. Selbst das Verhalten von vielen Charakteren ist nicht unbedingt unrealistisch oder gar nervig. Deshalb verfolgt man das Geschehen auch recht interessiert und kann in manchen Momenten sogar mit den Hauptfiguren mitfiebern. Und genau deshalb ist „Terrifier 2“ trotz übertriebener Überlänge niemals zu langweilig. Das Finale entpuppt sich zwar ebenfalls als zu lang, doch irgendwie macht es auch Spaß, dass es nicht zu Ende gehen mag. Man bekommt dafür nämlich einfach zu starke Bilder geboten, die teilweise schon fast ins Surreale abdriften. Und wenn dann noch eine Post-Credit-Szene erscheint, ist man tatsächlich auf den dritten Teil heiß. Von daher: Alles richtig gemacht Herr Leone!
 
 

 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Terrifier 2“ ist eine echte Überraschung und das in jeglicher Hinsicht. Damien Leone schraubt weiter am Kultpotenzial seiner Figur Art the Clown und hat sich spätestens jetzt einen echten Namen gemacht. Das Drehbuch hat er besser geschrieben. Es ist zwar immer noch simpel, besitzt aber einfach ordentliche Ideen. Diese Kreativität besitzt auch die Inszenierung und die Bilder, die hier entworfen werden, faszinieren einfach. Daraus entsteht eine tolle Atmosphäre, die von amüsant bis ekelerregend nahezu jede Facette abdeckt. Nicht mal die Darsteller machen dem einen Strich durch die Rechnung und auch die Figurenzeichnung könnte viel mieser sein. Daneben wird der Gorehound mehr als befriedigt, denn „Terrifier 2“ besitzt eine rohe Gewalt, die man von Kinofilmen so nicht gewohnt ist. Außerdem sind die Effekte wirklich sehr gut geworden. Sowieso ist die gesamte handwerkliche Arbeit eine Freude. Das ist mit 138 Minuten Laufzeit zwar wirklich zu lang ausgefallen, unterhält trotzdem überraschend gut und macht im Endeffekt einfach Spaß. Sollte Leone die Qualität nochmals steigern können, dürfte „Terrifier 3“ dann ein Meisterwerk werden!
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Zensur

 
 
 
Im Kino lief „Terrifier 2“ trotz Anlaufschiwerigkeiten (die FSK verweigerte anfangs mehrfach die Freigabe) am Ende doch ungeschnitten. Anders sieht es bei der deutschen Heimkinoversion aus. Hier kannte die FSK keine Gnade und verlangte vom Rechteinhaber Schnitte für eine Freigabe. Demzufolge ist die deutsche Kaufhaus-Fassung von „Terrifier 2“ geschnitten und frei ab 18 Jahren. Anbieter NAMELESS MEDIA hat schon verkündet, dass ein ungeprüftes Mediabook erscheinen wird. Die darin enthaltene Fassung wird uncut sein.
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Terrifier 2; USA 2022

Genre: Horror, Splatter

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.78:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 135 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (geschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Originaltrailer, Trailer-Show

Release-Termin: KeepCase: 06.04.2023

 

Terrifier 2 [Blu-ray im KeepCase] auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Terrifier (2016)
 
All Hallows‘ Eve (2013)
 
Laid to Rest (2009)
 
ChromeSkull: Laid to Rest 2 (2011)
 

Filmkritik: „The Killing Tree“ (2022)

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THE KILLING TREE

(DEMONIC CHRISTMAS TREE)

Story

 
 
 
Ein verstorbener Mörder kehrt als Weihnachtsbaum zurück und macht das, was er am besten kann: Töten
 
 
 


 
 
 

THE KILLING TREE – Kritik

 
 
 
Als Trashfan besitzt man immer das hohe Risiko eine absolute Gurke zu erwischen. Es ist eben auch nicht so einfach den „richtigen“ Trash zu finden. Manche Filme sind so schlecht gemacht, dass das Trashherz höher schlägt, andere wiederum sind dermaßen schlecht, dass man sich einfach nur ärgern möchte. Zu letzterer Kategorie gehört „The Killing Tree“. Dieser Film ist einfach nur dilettantisch gemacht, besitzt nebenbei aber auch nicht den Hauch von Herzblut und ist deshalb vollkommen unsympathisch.
 
 
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Ein Ehepaar mordet sich an Weihnachten gerne durch die Gegend, doch dieses Mal kommt ihnen die Polizei in die Quere und der Mann wird erschossen. Als das nächste Weihnachtsfest ansteht, fühlt sich seine Frau einsam und deshalb versucht sie ihren Mann mit einem alten Ritual wieder lebendig zu machen. Das gelingt sogar halbwegs, nur dummerweise steckt der Killer nun in einem Weihnachtsbaum fest. Allerdings findet er schon bald heraus, dass es sich auch in dieser Form gut Leute umbringen lässt.
Der Idee kann man, zumindest aus Trash-Sicht, nicht mal große Vorwürfe machen. So kreativ ist es zwar nicht, wenn nun ein Weihnachtsbaum als Killer umherstreift „Treevenge“ hat es deutlich amüsanter vorgemacht), doch für einen bekloppten Spaß hätte das ausreichen können. Selbst die Hintergrundgeschichte um das mordende Ehepaar ist okay. Das ist zwar alles Humbug und sehr simpel geschrieben, doch mit einer besseren Inszenierung wäre da deutlich mehr drin gewesen.
 
 
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Da macht Regisseur Rhys Frake-Waterfield aber nun allen einen Strich durch die Rechnung. Kürzlich konnte Frake-Waterfiled mit „Winnie the Pooh“ als Horrorfilm auf sich aufmerksam machen und scheint damit eine neue Nische für sich gefunden zu haben. Was er bei „The Killing Tree“ abliefert, könnte amateurhafter jedoch kaum sein. Die Kulissen sehen billig aus, Schauwerte gibt es eigentlich keine, ja selbst die „Party“ wirkt so lahm, dass man sich wundern muss. Am Schlimmsten ist jedoch dieser Weihnachtsbaum. In allen Ehren, dass man nicht komplett auf CGI gesetzt hat, aber den Größenunterschied müsste mir mal jemand erklären. So ist der Baum, wenn von einem geschmückten Mann gespielt, vielleicht um die zwei Meter groß. Stammt der Baum aus dem Computer sind es irgendetwas zwischen 10 und 20 Metern. Das ist aber nur ein Fehler von vielen Filmfehlern. Anschlussfehler, schlechte Schnitte etc. sind hier reichlich zu entdecken. Das ist so unsauber gemacht, dass man zu jedem Zeitpunkt bemerkt, wie wenig Liebe in das Werk gesteckt wurde. Aus handwerklicher Sicht ist das nun wirklich schwer zu ertragen.
 
 
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Von den Darstellern sollte man jedoch nicht viel mehr erwarten. Lediglich Sarah Alexandra Marks kann mit ihrem niedlichen Blick noch marginal punkten und stört nicht zu sehr. Alle anderen kann man getrost in die Tonne kloppen. Nicht, dass jemand viel zu tun hätte, aber die Leistungen wirken bestenfalls uninspiriert. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die deutsche Synchronisation schon recht früh anfängt zu nerven. Das lässt sich aber auch von den Charakteren behaupten. Die Figurenzeichnung ist natürlich total künstlich, doch das allein wäre nicht so tragisch gewesen. Allerdings quatschen die Figuren nur belangloses, blödes Zeug und niemand erhält auch nur eine markante Eigenschaft.
 
 
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Bis auf den Baum natürlich, doch hier vermiesen einem die Effekte den Spaß. Hat man auf „handgemachte“ Effekte gesetzt, könnte das einfacher gar nicht gestaltet sein. Da läuft ein Mann mit etwas künstlicher Tanne durch die Gegend. Und natürlich tragen Weihnachtsbäume auch Schuhe! Stammen die Effekte aus dem Computer, sieht das grauenvoll aus. Übrigens sind auch die einzigen splatterigen Momente so schlecht animiert, dass sie keinerlei Brutalität besitzen. Sowieso ist „The Killing Tree“ einfach nur harmlos. Die Freigabe ab 18 Jahren kommt nur durch ein paar Trailer auf der Bluray zustande. Viel passiert in dem Werk auch gar nicht. Die eine Hälfte besteht aus langweiligem Gelaber und die andere aus lustlosen Morden. Das Finale setzt der Albernheit dann noch die Krone auf. Von Spannung oder Witz ist jedenfalls weit und breit keine Spur. Da kann man nur froh sein, dass die Laufzeit mit ihren rund 70 Minuten gnädig kurz ausgefallen ist, wobei von Kurzweil dennoch keine Rede sein kann.
 
 


 
 
 

THE KILLING TREE – Fazit

 
 
 
2 Punkte Final
 
 
 
Die Idee hätte funktionieren können und der Story kann man dieses Mal ausnahmsweise gar nicht die großen Vorwürfe machen. Die handwerkliche Arbeit zerstört allerdings alles. „The Killing Tree“ ist stümperhaft gemacht, besteht aus vielen Fehlern und lässt keinerlei Leidenschaft für den Beruf des Regisseurs erkennen. Genau deshalb ist er auch nicht amüsant. Dieses Werk gehört ganz klar zu den Trash-Werken, die ärgerlich sind, weil sie nur dazu da sind, den Zuschauern ihr Geld aus den Taschen zu ziehen. Die Effekte sind mies, die Darsteller taugen nichts und der Unterhaltungswert ist gering. Ja, manche Stellen sind so schlecht gestaltet, dass man schon mal kurz Schmunzeln kann, aber wer für dieses Jahr auf der Suche nach einem guten Weihnachtshorrorfilm ist, lässt von „The Killing Tree“ trotzdem besser die Finger. Einen schlecht geschmückten Weihnachtsbaum 70 Minuten anschauen, dürfte wertvoller sein!
 
 
 


 
 
 

THE KILLING TREE – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „The Killing Tree“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Wegen höher von der FSK eingestuftem Bonusmaterial befindet sich aber auf der Disc ein roter FSK-Sticker.
 
 
 


 
 
 

THE KILLING TREE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) White Pearl Classics / Daredo (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Demonic Christmas Tree; Großbritannien 2022

Genre: Horror

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Keine

Bild: 2.35:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 73 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Originaltrailer, Trailer-Show

Release-Termin: KeepCase: 18.11.2022

 

The Killing Tree [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

THE KILLING TREE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei White Pearl Classics / Daredo)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Treevenge (2008)
 
Jack Frost – Der eiskalte Killer (1997)
 

Filmkritik: „The Devil’s Light“ (2022)

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THE DEVIL’S LIGHT

(PREY FOR THE DEVIL)

Story

 
 
 
Weil es in der Welt immer schlimmer wird mit dämonischer Besessenheit, eröffnet die katholische Kirche seit langem mal wieder eine Schule, um Priester im Exorzismus auszubilden.
 
 
 


 
 
 

THE DEVIL’S LIGHT – Kritik

 
 
 
Neben Vampiren, Werwölfen und Zombies ist auch auf den guten, alten Exorzismus-Horror stets Verlass. Das Problem, welches dies mit sich bringt ist nur folgendes: Wie soll man diesem so oft bedienten Thema noch irgendwelche neuen Facetten hinzufügen? „The Devil’s Light“ hat darauf leider, trotz guter Ansätze, keine Antwort und bietet Mainstream-Horror von der Stange, wie es beliebiger und gewöhnlicher kaum sein könnte.
 
 
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Dabei ist die Ausgangssituation doch gar nicht mal so uninteressant. Schwester Ann dient in einer Schule für Exorzismus und sieht sich jeden Tag mit dem katholischen Frauenbild konfrontiert. Sie darf die Patienten zwar pflegen, aber wenn es um die wichtigen Dinge geht, hat sie als Frau eben nichts zu sagen. Bis zum Tag, als Pater Quinn sie unterrichten möchte. Er scheint mehr in der jungen, hingebungsvollen Frau zu sehen. Doch Ann plagt in Wirklichkeit die eigene, dunkle Vergangenheit und zufälligerweise hat das etwas mit einem jungen Mädchen zu tun, an der gerade erst ein Exorzismus gescheitert ist. Die Grundidee ist keineswegs übel und hätte sogar recht viel Potenzial gehabt. Wenn man sich hier nämlich mit dem Frauenbild der katholischen Kirche beschäftigt, darf tatsächlich so etwas wie Kritik entstehen. Nur leider liegt „The Devil’s Light“ daran im Endeffekt nicht besonders viel. Das Drehbuch nutzt dies lediglich als Prämisse für eine völlig gewöhnliche Geschichte. Auch die Sache mit der Exorzismus-Schule klingt auf dem Papier deutlich interessanter, als sie es am Ende ist. Der Verlauf der Story ist generisch und schon recht früh vorhersehbar. Da kann auch die Wendung zum Schluss nicht überraschen. Leider hat man es sich hier doch zu bequem mit den Klischees gemacht.
 
 
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Wenn ein Exorzismus-Horrorfilm 2022/2023 noch jemanden hinterm Ofen hervorlocken soll, dann braucht man definitiv etwas mehr, als nur die typischen Zutaten. Solche gab es immerhin im Klassiker „Der Exorzist“ bereits zu sehen. Allerdings auch deutlich effektiver. In Zeiten der Effekte aus dem Computer vergessen Filmemacher leider immer mehr, dass die Bedrohung gerade dann entsteht, wenn etwas echt aussieht. Wenn sich Körperteile verrenken und kleine Kinder an die Decke krabbeln, hat das eben keinen Effekt, wenn man als Zuschauer sofort bemerkt, dass dies nur mittels CGI getrickst wurde. Ansonsten kann man „The Devil’s Light“ aus handwerklicher Sicht nur wenig Vorwürfe machen. Nur eben leider auch kein echtes Lob. Das wurde alles solide gefilmt, sieht völlig sauber aus, aber es besitzt einfach keine eigene Handschrift. Der deutsche Regisseur Daniel Stamm hat da mehr als ein Jahrzehnt zuvor mit „Der letzte Exorzismus“ jedenfalls deutlich mehr bewiesen, dass aus dem ausgelutschten Thema noch etwas herauszuholen ist. Hier spult er das Programm lieblos herunter und kann dabei keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
 
 
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Was sich in mangelnder Atmosphäre bemerkbar macht. Der Anfang ist noch passabel ausgefallen, weil man hier noch etwas mehr auf eine subtile Stimmung setzt. Doch schon bald verfällt „The Devil’s Light“ in ein Muster, welches die meisten neueren Horrorfilme aufweisen – Es muss spektakuläre Schockeffekte geben. Schade, dass von diesen wirklich null Reiz ausgeht. Das ist schon ordentlich getrickst, sieht nur eben nicht echt aus und allgemein verfehlt der Horror hier komplett seine Wirkung. Man muss schon wirklich sehr neu sein in diesem Genre, um sich hier zu fürchten. Doch selbst wenn der Grusel ausbleibt, hätte die Stimmung angenehm sein können. Selbst diese Chance verpasst man, denn dafür ist der Verlauf der Handlung einfach nicht interessant genug. Die sowieso nicht zu hohe Laufzeit von rund 90 Minuten zieht sich zum Ende ganz schön in die Länge. Da kann man schon froh sein, wenn man das Treiben überstanden hat ohne einzuschlafen.
 
 
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Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen. Jacqueline Byers spielt die einzige Hauptrolle souverän, kann den Film jedoch nicht alleine tragen. Es mangelt etwas an Ausstrahlung, aber trotzdem kann man mit dieser Leistung leben. Das lässt sich auch von Colin Salmon behaupten. Allgemein gibt es gar nicht so viele Schauspieler zu sehen. Negativ daran ist nur, dass die wenigen Hauptfiguren absolut nicht interessant genug ausgearbeitet wurden, um das Werk tragen zu können. Hier verlässt sich „The Devil’s Light“ dann wieder am liebsten auf Klischees, selbst wenn er doch deutlich mehr Substanz bieten könnte. So ist das Schicksal von Ann nicht gerade überraschend und sowieso nur reines Mittel zum Zweck. Die Rückblenden verleihen ihr nicht mehr Tiefe, sondern dehnen nur die Laufzeit. Echte Sympathien entstehen so keine, aber wenigstens sind die Charaktere auch nicht störend. Am Ende wirken diese Figuren jedoch so künstlich, wie der gesamte Horror mit seinen Effekten.

 
 


 
 
 

THE DEVIL’S LIGHT – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
„The Devil’s Light“ hätte ein besonderer Exorzismus-Film sein können, denn die Zutaten dafür besitzt er. Im Endeffekt reicht es dem Werk allerdings ein ganz generischer, austauschbarer, weiterer Horrorfilm zu sein, den man so in der Art schon tausende Male schlechter, aber auch schon etliche Male besser gesehen hat. Das Drehbuch macht echt zu wenig aus dem Potenzial und wirkt schon nach dem ersten Drittel lediglich beliebig. Aus handwerklicher Sicht ist das alles sauber gestaltet, den Darstellern kann man auch nichts vorwerfen, aber an Atmosphäre mangelt es erheblich und Grusel kommt einfach nicht auf. Außerdem ist der Verlauf der Geschichte wenig interessant, die Figurenzeichnung ist banal und die ganzen Schockeffekte verfehlen mit ihrer Künstlichkeit sämtliche Wirkung. Ärgerlich kann man das Ergebnis nun echt nicht nennen, aber von einem 90-minütigen Nickerchen hat man unter Umständen mehr.
 
 
 


 
 
 

THE DEVIL’S LIGHT – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „The Devil’s Light“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

THE DEVIL’S LIGHT – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Eurovideo Medien (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Prey For The Devil; USA 2022

Genre: Horror, Mystery, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch Dolby Atmos, Englisch Dolby TrueHD 7.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bild: 2.39:1 | @24 Hz

Laufzeit: ca. 93 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Audiokommentar, Making-of, Featurette Visual Effects, Speak No Evil: A Real Exorcist and Church Psychologist Discuss Possession

Release-Termin: KeepCase: 16.02.2023

 

The Devil’s Light [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

THE DEVIL’S LIGHT – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Eurovideo Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Crucifixion (2017)
 
Der letzte Exorzismus (2010)
 
Der Exorzist (1973)
 
Der Exorzismus von Emily Rose (2005)
 
Der Exorzist III (1989)
 

Filmkritik: „Piggy“ (2022)

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PIGGY

(CERDITA)

Story

 
 
 
Nicht jeder liebt die Sommerzeit. Für die übergewichtige Sara bedeutet „Sommer“ nur, dass sie ständig mit dem Gelächter, den Urteilen und Beschimpfungen der Schulschönheiten zu kämpfen hat. Doch dann taucht ein mysteriöser Unbekannter im Dorf auf und plötzlich sind Saras Peinigerinnen spurlos verschwunden. Endlich scheint sich jemand für sie einzusetzen. Sara ist die einzige Zeugin der brutalen Tat; ein wortloser Pakt, den keiner von beiden verraten wird, ist geschlossen. Das Verbrechen erschüttert das Dorf und bald beginnen die Ermittlungen. Doch anstatt Licht ins Dunkel zu bringen, setzt Sara alles daran, die Spuren zu verwischen.
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Kritik

 
 
 
Ach, was haben wir uns satt gesehen! Wir befinden uns im Jahr 2023 und stehen seit gut einem halben Jahrhundert im Fokus eines permanenten medialen Trommelfeuers. Die kulturindustrielle Walze hat uns plattgemacht, langsam, sanft und unbarmherzig. Was übrig bleibt, ist ein degenerierter Haufen, deformierte Gestalten mit blutenden Augen und einem konstanten Fiepen in den Gehörgängen. Seien wir also ehrlich: wir können nicht mehr! Wir ertragen kein weiteres Spin-off einer 20teiligen Horrorserie, wir können die ewig gleichen, vorgezeichneten Abläufe nicht mehr sehen, wir wissen, wie die Filme der Kulturindustrie enden, bevor wir auch nur ihre Intros betrachtet haben. Wir sind satt, so satt, dass Piggy auf die Bühnen springen muss, um uns wieder zum Fressen zu zwingen. Aber Moment, wir sind ja erst beim Teaser.
 
 
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Der Film Piggy wurde von Carlota Pereda im Jahr 2019 zunächst als Kurzfilm gedreht, das Konzept erschien jedoch so erfolgreich, dass hieraus im Jahr 2022 ein hundertminütiger Spielfilm entstand. Die Rollenbesetzung bleibt dabei im Großen und Ganzen die Gleiche. Insbesondere die Hauptrolle Sara wird von Laura Galán sowohl im Kurz- als auch im Spielfilm herausragend dargestellt. Letztendlich stellt sich bei einer solchen Metamorphose des Mediums natürlich die Frage, ob ein solcher Film überleben kann. Schließlich handelt es sich bei Kurz- und Spielfilmen um meilenweit entfernte Ausdrucksformen, die in mancherlei Hinsicht schon als Antagonismen betrachtet werden können.
 
 
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Und so sticht hier auch das schlichte Gewand der Handlung heraus: ein dickes Mädchen wird von anderen Jugendlichen des Dorfes permanent aufs Übelste gemobbt bis ein Serienkiller vorbeikommt und die Opfer-Täter Positionen umkehrt. Weder Hintergrundgeschichten noch erklärende Dialoge werden dem Zuschauer für ein tieferes Verständnis der Situation angeboten. Anstelle dessen brilliert Piggy mit Bildern: das zur Fratze verzerrte heulende Gesicht von Carlota Pereda inmitten des widerlichen Mobs, ihre halbnackte bemitleidenswerte Gestalt in der Wildnis und last but not least ihr kurzes Aufbegehren, ihr Wechsel in die Täterposition sind auf ganzer Linie überzeugend. Neben Piggies Bildgewalt überzeugen aber auch die psychologischen Aspekte, die hier eingebaut wurden: die attraktiven Girls, die auch als amerikanische Cheerleader durchgehen könnten, stellen bei Piggy nur mobbende Randfiguren dar. Während wir jahrzehntelang von Angstschreien dieser Figuren in Hauptrollen bekannter US-Produktionen gequält wurden, verstößt Piggy typische Besetzungen des amerikanischen Teenie-Horrors in die Peripherie des Geschehens. So wird der Schwerpunkt der Darstellung provokativ umgedreht. Die Peripherie der Story wird zum Zentrum, der Außenseiter stellt nun die Hauptrolle des Geschehens dar.
 
 
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Dieser Wechsel der Perspektive geschieht in einem Ausmaß, dass schon als zynisch betrachtet werden kann. Das immense Grauen, dass den entführten Schönheiten zustößt, kann als typische Substanz des amerikanischen Horrorkinos verstanden werden. In Piggy wird diese Substanz hingegen nur äußerst reduziert dargestellt, während hierfür das dargestellte Leid der gemobbten Sara in all seiner Trivialität von den Kameras vollständig ausgekostet wird.
 
 
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Piggy wird durch dieses Verfahren zu einem großen Fuck-you-Zeichen an die westliche Kulturindustrie. Sowohl die Auswahl der Protagonisten als auch der Plot stellen sich gegen alles, was dem westlichen Konsummenschen zu eigen geworden ist. Das ästhetische Empfinden des Zuschauers wird hier immer wieder neu auf die Probe gestellt, bis letztendlich die kleine dicke Sara in den Armen des Serienmörders ihre ganz eigene Form der Schönheit gewinnt und wir uns an dem existenziellen Elend der schreienden Cheerleader-Schönheiten laben können.
 
 


 
 
 

PIGGY – Fazit

 
 
 
9 Punkte Final
 
 
 
Piggy überzeugt auf ganzer Linie. Durch den avantgardistischen Stil, die überzeugende Leistung der Schauspieler und die bildgewaltige Darstellung können die mangelnden Hintergrundaspekte und oberflächlichen Dialoge ausgeblendet werden. Piggy funktioniert als ein ästhetisches Gesamtpaket, dass dem kommerziellen Barbie-Horror das Fressbrett stopft und sich gegen die Ästhetik der aufgeblasenen Körperteile stellt. Ein Film der Außenseiter und Randfiguren, der auch im SoWi-Unterricht zum Thema Stigmatisierungsprozesse gezeigt werden könnte. Einziges Manko ist meines Erachtens die Ausweglosigkeit, die im Finale präsentiert wird: sowohl Saras gesellschaftliche Opferrolle als auch ihr kurzzeitiges finales Aufblühen in der Täterposition können sie nicht vom Stigma erlösen. Sie ist verdammt dazu, Piggy zu sein, egal ob sie sich nun einfügt oder an ihren Peinigern rächt. Doch was wäre die Alternative? Wie könnte sie der Gesellschaft entkommen, die sie geschaffen hat?
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Piggy“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) PIERROT LE FOU (Blu-ray + DVD im Mediabook)

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(c) PIERROT LE FOU (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Cerdita; Spanien 2021

Genre: Horror, Abenteuer, Drama

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Spanisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.33:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 100 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook | KeepCase

Extras: Kurzfilm PIGGY (2018), Interview mit Regisseurin Carlota Pereda auf dem Fantasy Filmfest, Trailer | zusätzlich im Mediabook: 24-seitiges Booklet inklusive Interview, Poster, Film auf DVD

Release-Termin: Mediabook + KeepCase: 02.12.2022

 

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PIGGY – Trailer

 
 


 
 
 

Oleg Katschingski

(Rechte für Grafiken liegen bei PIERROT LE FOU)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Carrie – Des Satans jüngste Tochter (1976)
 
Schrei wenn Du kannst (2001)
 
The Prank (2013)
 

Filmkritik: „Orphan: First Kill“ (2022)

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ORPHAN: FIRST KILL

(ORPHAN 2)

Story

 
 
 
Wenn Esther 13 Jahre nach dem Original doch nochmal zurückkehrt, darf der Zuschauer schon skeptisch werden, wie das denn funktionieren soll.
 
 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Kritik

 
 
 
Ja, in der Filmbranche gibt es auch weiterhin fleißig Fortsetzungen. Auch zu jenen kleinen Perlen, die eigentlich als einzelnes Werk für sich stehen und als abgeschlossen betrachtet werden können. Jedenfalls ist es fraglich, ob jemals jemand eine Fortsetzung zu „Orphan – Das Waisenkind“ erwartet oder herbeigesehnt hat. Da die Geschichte zu Ende erzählt war, hat man sich ganz einfach für ein Prequel entschieden, was durchaus keine dumme Entscheidung war. Immerhin ist die Vorgeschichte von Esther noch nicht so stark durchleuchtet worden. Es sind zwar ein paar Probleme vorhanden, die skeptisch machen dürften, aber geht man unvoreingenommen an „Orphan: First Kill“ heran, dann bekommt man immerhin einen recht kurzweiligen Reißer geboten. Wer hingegen eine ähnliche Qualität erwartet, die das tolle Original bot, der hat bereits verloren.
 
 
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Dass Esther im ersten Teil gar kein Kind, sondern eine erwachsene Frau mit einer Hormonstörung war, die sie nur wie ein Kind aussehen ließ, dürfte jeder Kenner des Filmes mittlerweile wissen. Wie Esther zu einer mordenden Trickbetrügerin wurde, weiß man hingegen noch nicht. Also steigt „Orphan: First Kill“ in einer Prämisse ein, in welcher Leena Klammer sich erst noch für ihren zukünftigen Charakter Esther entscheiden muss. Nach einem Ausbruch aus der Psychiatrie findet sich schon bald eine Familie, die ihre Tochter vermisst. Zufällig ist das Aussehen ganz ähnlich und so versucht sich Leena bzw. Esther in ein funktionierendes Familienleben einzunisten.
Dass das nichts werden kann, ist klar, denn immerhin muss ja etwas geschehen sein damit der Anfang des ersten Teils einen Sinn ergibt. Dass es sich bei Esther um kein Kind handelt, weiß der Zuschauer bereits und somit kann man hier keine Überraschungen mehr bieten. Deshalb muss ein anderer großer Twist daher. Dieser kommt, zugegeben, ebenfalls sehr überraschend, ist aber gleichzeitig dermaßen unglaubwürdig, bizarr und konstruiert, dass er niemals eine solche Wirkung entfalten kann, wie der aus dem Original. Sowieso wird im Drehbuch hinterher alles sehr schnell abgehandelt und die gesamte Geschichte mag zwar als Prequel halbwegs Sinn ergeben, clever geschrieben wurde sie jedoch absolut nicht.
 
 
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Was zudem sofort skeptisch machen sollte, ist Hauptdarstellerin Isabelle Fuhrman. Im ersten Teil konnte sie das böse Kind grandios spielen. Da war sie aber auch noch ein Kind. Mittlerweile sind 13 Jahre vergangen und Fuhrman ist nun 25 Jahre alt. Trotzdem muss sie nochmal in die Rolle der Esther schlüpfen. Dazu muss man bedenken, dass es sich bei „Orphan: First Kill“ um keine Big-Budget-Produktion handelt, die mit dem neusten Stand der Technik einfach mal so alles und jeden digital verjüngern kann. Im Endeffekt haben sich die Macher schon Mühe gegeben, aber Fuhrman sieht trotzdem nicht mehr wie ein Kind aus. Das raubt dem gesamten Werk Glaubwürdigkeit. Gut gespielt wird diese Rolle von Fuhrman dennoch; da gibt es keinerlei Grund zu meckern. Auch die anderen Darsteller erledigen ihren Job solide. Hängen bleibt von den Leistungen allerdings nicht viel und auch die Figurenzeichnung ist weit weg von der Bodenständigkeit des ersten Teils. Es ist zwar schön, dass man versucht Leena Klammer noch mehr Profil zu verleihen, doch im Endeffekt bleibt es beim Versuch, denn wirklich geglückt ist es nicht.
 
 
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Sowieso ist es diese fehlende Bodenständigkeit, die im Vergleich zum Erstling eher störend ist. Dass die Gangart deutlich übertriebener sein wird, bemerkt man von Anfang an. Einen subtilen Spannungsaufbau sucht der Zuschauer vergebens. Stattdessen wird auf mehr Gewalt, mehr Effekte und mehr Action gesetzt. Regisseur William Brent Bell kennt sich in dem Genre zwar aus und liefert als Regisseur eine passable Leistung ab, aber eine eigene Handschrift erkennt man eher weniger und sowieso wirkt das alles ziemlich generisch. Für Freunde des ersten Teils ist es schön, dass ein paar Markenzeichen erhalten geblieben sind, doch im Endeffekt macht das alles einen reichlich beliebigen Eindruck. So enttäuscht dann auch die Atmosphäre eher. Das hat nun weder etwas mit richtigem Horror, noch etwas mit Psychothriller zu tun. Stattdessen kommt man sich fast wie in einer Groteske vor.
 
 
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Hat man sich damit erstmal abgefunden, kann man wenigstens halbwegs Spaß mit „Orphan: First Kill“ haben. Das Tempo ist wirklich enorm hoch und einen Leerlauf gibt es nicht. Sobald die haarsträubende Wendung heraus ist, geht der Film nochmal in eine ganz andere Richtung. Das Finale ist völlig unnötig übertrieben, aber man kann sich immerhin nicht über zu viel Langeweile beklagen. Insgesamt ist das gesamte Werk ganz schön bekloppt und lässt sich absolut nicht ernst nehmen. Das wäre an sich nicht schlimm, denn wenigstens kopiert man das Original somit nicht einfach, doch gerade wenn man sich den atmosphärisch sehr gelungenen ersten Teil ins Gedächtnis ruft, dann missfällt der eingeschlagene Weg hier doch etwas.
 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
„Orphan: First Kill“ ist eine unnötige Fortsetzung, die aber doch anders daherkommt, als das zu erwarten war. Das Drehbuch lässt sich nicht ernst nehmen, wartet mit einer völlig unglaubwürdigen Wendung auf und könnte schon fast als albern bezeichnet werden. Außerdem ist es ein großes Problem, dass man Isabelle Fuhrman das Kind einfach nicht mehr abnimmt. Gespielt wird das dennoch brauchbar und auch aus handwerklicher Sicht lassen sich nur wenig Vorwürfe machen. Loben kann man das Ergebnis hingegen jedoch auch nicht wirklich. Die Atmosphäre versagt leider und ist zu grotesk, während der Unterhaltungswert dank eines hohen Tempos wenigstens solide ist. Am Ende bleibt ein recht durchschnittlicher Film, den man lieben oder hassen kann, den man aber auf gar keinen Fall mit dem starken Original vergleichen kann. Insgesamt etwas merkwürdig und trotzdem vergessenswert!
 
 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Orphan: First Kill“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Sonderlich blutig ist der Film nicht.
 
 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) StudioCanal (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Orphan: First Kill; Kanada 2022

Genre: Horror, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Englisch DTS-HD MA 7.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 99 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Behind the Scenes, Trailer

Release-Termin: KeepCase: 26.01.2023

 

Orphan: First Kill [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Deutsche UHD

 
 
 
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(c) StudioCanal (4K-UHD und Blu-ray im KeepCase + Teil 1 auf Blu-ray)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Orphan: First Kill; Kanada 2022

Genre: Horror, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Englisch DTS-HD MA 7.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 3840x2160p UHD – 1.85:1 | @24 Hz 4K native, HDR10

Laufzeit: ca. 99 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Behind the Scenes, Trailer, Film auf Blu-ray, Bonus-Bluray mit Bonus-Film „Orphan – Das Waisenkind“

Release-Termin: KeepCase: 26.01.2023

 

Orphan: First Kill [4K-UHD + Blu-ray + Bonus Blu-ray „Orphan – Das Waisenkind“ im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

ORPHAN: FIRST KILL – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei StudioCanal)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Stranger – Rückkehr aus der Vergangenheit (1990)
 
Das zweite Gesicht (1993)
 
Orphan – Das Waisenkind (2009)