Filmkritik: „Chemical Peel“ (2014)

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CHEMICAL PEEL

Story

 
 
 
Der Tod kommt auf leisen Sohlen: Nach einem Zugunglück tritt Giftgas aus den Wagons und bahnt sich den Weg zu einer abgeschiedenen Hütte in der sechs Freundinnen einen Junggesellinnenabschied feiern. Die verbarrikadieren sich im Haus und warten auf Rettung.

 
 
 


 
 
 

CHEMICAL PEEL – Kritik

 
 
 
Immer wieder gern gesehen und im Genre doch stark vernachlässigt: Body-Horror. Zuletzt hat den ELI ROTH vor bereits zwölf Jahren mit CABIN FEVER recht erfolgreich aus der Versenkung geholt, bevor er sich mit cineastischen Filmgurken wie HOSTEL 2 (2007) oder THE GREEN INFERNO (2013) selbst in Aus katapultierte. Weil sich der Virus-Schocker gut verkaufen lies, mussten zwei Fortsetzungen folgen, die aber nicht mehr an die Popularität des Erstlings anknüpfen konnten.
 
Trotz eher zwiespältigen Ruf und bisher durchwachsenem Schaffen hat sich ROTH mittlerweile eine treue Fanbase aufbauen können, zu der vermutlich auch Regisseur HANK BRAXTAN gehören dürfte. Der hat sich für seinen CHEMICAL PEEL ziemlich unverfroren bei CABIN FEVER bedient und im Gegensatz zum Hütten-Horror äußerst kreativ am Ekel-Faktor geschraubt, damit sich dem Zuschauer möglichst schnell der Magen umdreht. Ein Zugunglück und austretendes Giftgas wird hier für eine unvorhersehbare Kette von Ereignissen verantwortlich gemacht, die für sechs Protagonistinnen ein tödliches Ende zur Folge haben wird. Die wollten eigentlich irgendwo abgeschieden einen Junggesellinnenabschied feiern, werden aber in einem Ferienhaus von giftigem Nebel überrascht, der Lungen verätzen lässt und aus Organen Mett macht. Für Horror-Fans eine feine Sache bringt doch BRAXTAN teils ziemlich unappetitlichen Melt-Horror (= Horror in dem Körper zerlaufen oder zerfließen) zurück auf die Mattscheibe, der seit PLANET SATURN LÄSST SCHÖN GRÜSSEN (1977) und dem kultigen Indie STREET TRASH (1987) leider ziemlich rar im Horror-Bereich geworden ist.
 
In CHEMICAL PEEL werden nicht nur Reizmägen auf eine harte Probe stellt. Sechs Bilderbuch-Zicklein haben sich ausgerechnet jenen Tag für Anfeindungen und Intrigen ausgesucht, an dem ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Kein leichtes Unterfangen für den Zuschauer, dessen Geduld durch unerträglichen Zicken-Terror überstrapaziert wird, schließlich wird hier nicht selten gegackert wie im Hühnerstall, was CHEMICAL PEEL nicht sonderlich förderlich ist. Die Mädchen kramen nach längst vergessenen Geschichten, um sich gegenseitig in die Enge treiben zu können. Es werden Rachepläne geschmiedet und an eigenes Wohl gedacht. Vertraut ist sich am Ende hier keine der Anwesenden, obwohl anfänglich eigentlich von Freundschaft gefaselt wird. Stattdessen legt man sich gegenseitig Steine in den Weg, was in einer Situation wie der in CHEMICAL PEEL logischerweise kaum von Nutzen sein dürfte.
 
Unsympathische Charaktere müssen spektakulär sterben. Eine Regel, die sich im Horrorfilm immer wieder großer Beliebtheit erfreut. Macher HANK BRAXTAN macht es schwarzhumorig und verpasst seinen Terror-Ziegen einen makabren und ebenso blutigen Denkzettel. Nach einer erfolgreichen Flucht vor der biologischen Gefahr und endlosen Diskussionen später, geht es denn Frauen an den Kragen. Die tödlichen Dämpfe verschaffen sich einen Weg von draußen nach innen und sorgen für reichlich groteske Melt-Momente, die das Herz eines jeden Splatterfans schneller schlagen lassen dürften. So darf sich der Gorehound an einer Brechreiz erregenden „Wechseldusche“ einer Heldin erfreuen, die nur der Vorbote einiger Extravaganzen ist, die CHEMICAL PEEL dann doch besser machen, als man anfangs wahrscheinlich vermutet hat.
 
 
 


 
 
 

CHEMICAL PEEL – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
CABIN FEVER meets STREET TRASH. CHEMICAL PEEL ist garantiert nichts für schwache Reizmägen, denn hier erbrechen Heldinnen die eigenen Innereien und waschen sich bei einer Dusche mit chemisch verseuchtem Wasser das Fleisch von den Knochen. Der Ekel-Horror ist zurück, wenngleich er auch unter einigen Schwächen zu leiden hat. Die sind hier im Drehbuch zu suchen, denn im Falle von CHEMICAL PEELING haben mal wieder ziemlich viele kreative Köpfe an der Umsetzung gefeilt, so dass der Horror-Brei etwas versalzen wurde. Die Protagonisten sind das Problem, denn der Zuschauer bekommt hier intrigantes Geschnatter vor die Linse, das so ziemlich schnell zu nerven beginnt. Immerhin findet Regisseur HANK BRAXTAN im letzten Drittel die Zicken-Notbremse und entschädigt mit handwerklich souverän inszeniertem und schwarzhumorigem Splatter-Quatsch. Am Ende stellt sich die Frage, warum es von Melt-Horror eigentlich nicht mehr Streifen ähnlicher Machart gibt. In Zeiten immer wieder gleicher Rache, Folter- und Slasher-Gurken bietet so ein Schmelz-Schocker endlich mal nötige Abwechslung.
 
 
 


 
 
 

CHEMICAL PEEL – Zensur

 
 
 
In CHEMICAL PEEL geht es recht deftig zu. Ein unfreiwilliger Kopfschuss, blutiger Husten und zermatschte Köpfe. Alles recht explizit und zeigefreudig. Wir gehen von einer ungeschnittenen „keine Jugendfreigabe“ aus.
 
 
 


 
 
 

CHEMICAL PEEL – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth (Hellraiser80)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Septic Man (2013)
 
Thanatomorphose (2012)
 
Street Trash (1987)
 
Slime City (1988)
 
Body Melt (1993)
 

Filmreview: „Dark Touch“ (2013)

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DARK TOUCH

Story

 
 
 
Die kleine Neve (Missy Keating) hat Furchtbares durchgemacht. Nachdem die Eltern und der kleine Bruder bei einem mysteriösen Ereignis ums Leben gekommen sind, wird sie von den befreundeten Galins aufgenommen und liebevoll betreut. Doch jedwede Form von Zuneigung stößt das verstörte Mädchen mit heftigen Widerstand zurück. Neves Wut und Verzweiflung manifestieren sich in Telekinese und richten unerwarteten Schaden an. Ihre unzugängliche Art stößt bei den Pflegeeltern auf Unverständnis. Während Schulpsychologin Tanya (Charlotte Flyvholm) Neves Verhalten auf elterlichen Missbrauch zurückführt, ist die Pflegemutter schnell am Ende mit ihrem Latein …
 
 
 


 
 
 

DARK TOUCH – Kritik

 
 
 
Frankreich ist immer für eine Überraschung gut. Da schwappte 2003 mit HIGH TENSION (2003) eine neue Terrorwelle über den Globus und ließ die amerikanische Traumfabrik neidvoll nach Europa glotzen. Nun viele Jahre nach Extremhorror Made in France ist es bei unseren Nachbarn recht ruhig geworden, haben sich die bekannteren französische Genre-Regisseure nach Amerika abgesetzt und verdienen sich dort ein goldenes Näschen. Immerhin hat die Französin MARIA DE VAN mit ihrem gar verstörenden Gruselstreifen DARK TOUCH mal wieder frischen Gruselstoff aus Europa in die Kinos gebracht. Der Film ist zwar eine Kooperation zwischen Frankreich, Irland und Schweden steht aber mit seiner gar grausigen Bildsprache jüngsten europäischen Horrorfilmen wie LIVID (Frankreich, 2011), JULIA´S EYES (Spanien, 2010) oder THE AWAKENING (England, 2011) in Sachen subtiler Schrecken in nichts nach. DE VAN hat bereits mit ihren kontroversen Streifen IN MY SKIN (2002) und DONT LOOK BACK (2009) für Aufsehen in der Filmszene gesorgt. Die Filmemacherin kümmert sich in ihren Werken mit einer unbändigen Leidenschaft um das Verhältnis von Frauen zu ihren Körpern. Der Körperhorror ist auch in ihrem ersten englischsprachigen Streifen DARK TOUCH Programm, wobei sich diesmal alles um ein elfjähriges Mädchen dreht, die nach dem sexuellen Übergriff durch ihre Eltern lernen muss, sich neu mit ihrer Umwelt zu arrangieren. Dabei wird der Zuschauer auf erschreckend eindringliche Weise mit den kindlichen Qualen der Hauptdarstellerin konfrontiert, die ihre Wut in Form von Telekinese freien Lauf lassen muss und damit erheblichen Schaden anrichtet. Da sausen Möbel unkontrolliert durch das Kinderzimmer, Scherben zerspringen wie von Geisterhand und Feuer flackert an den Wänden. Wer beim unkontrolliertem Möbelrücken hilflos im Weg steht, wird kurzum ausradiert, wobei natürlich all diejenigen auf der Todesliste stehen, die zuletzt ihrem Spross Böses angetan haben.
 
 
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Auch wenn DARK TOUCH in seinen blutigsten Momenten etwas sehr an BRIAN DE PALMAS CARRIE (1976) erinnert, so ist DE VANS Mystery-Beitrag keines dieser plakativen Splatterfeste, die möglichst viel Tod und Leid auf Film bannen müssen. DARK TOUCH ist eher Drama als Horror. Die wenigen Todesszenen dienen einzig dem Zweck, die hilflose Verzweiflung und das angestaute Leid der kleinen Hauptdarstellerin in Bilder zu packen. Die Tochter von Ex-Boyzone Sänger RONAN KEATING legt in ihrer Rolle als schwer traumatisierte Neve eine erstaunliche Glanzleistung hin. Die kleine Darstellerin spricht zwar wenig, ihre Mimik dafür Bände. Nach den schrecklichen Ereignissen kann das geschundene Mädchen keinerlei Vertrauen aufbauen. Ihre Angst vor Berührungen und Nähe manifestiert sich in unkontrollierbarer Wut und Aggression. Bald schon kann die kleine Seele nicht mehr zwischen guten und bösen Intentionen unterscheiden und beginnt, sich mit ihren Peinigern zu identifizieren. Sie nutzt ihre Fähigkeit, um Anderen zu schaden und eine Kettenreaktion des Verderbens wird in Gang gesetzt, an deren Ende selbst die bestraft werden, die es eigentlich nur gut mit dem kleinen Mädchen gemeint haben. Auch wenn es vielleicht etwas geschmacklos anmutet, die Thematik des Kindesmissbrauchs und der Gewalt innerhalb der Familie zum Mittelpunkt eines Gruselfilms zu machen, so muss man doch Regisseurin MARIA DE VAN zugestehen, dass sie die Thematik mit der angemessenen Ernsthaftigkeit betrachtet. Der Film geht nah, vor allem dann wenn zwischen Neve und der Pflegefamilie scheinbar unlösbare Hindernisse liegen und man sich nicht verständigen kann. Unüberbrückbare Kommunikationsbarrieren treiben Pflegekind- und Familie auseinander und lassen DARK TOUCH ins Desaster driften. Auch wenn die wenigen Szenen des Missbrauchs fast schon poetisch dargestellt werden, ist das was Protagonistin Neve erlebt, schon ziemlich schwer verdaulich. Die Ambitionen der Täter bleiben ungeklärt, die emotionale und psychische Verfassung des Opfers wird in düsterer und leidvoller Bildsprache in den Mittelpunkt gerückt. Leider verderben die letzten zehn Minuten den ansonsten durchweg sehenswerten Mysteryfilm. Das Ende verliert sich in einem sehr überzogenem Horrorfinale und verfängt sich in einer haarsträubenden Mischung aus besagtem CARRIE und DORF DER VERDAMMTEN (1960). Die letzte Szene zeigt sich kompromisslos und hart – hier hätte man sich dann doch lieber in einem Happy End gewähnt. Nichtsdestotrotz ist DARK TOUCH definitiv eine Empfehlung wert und Diskussionsbedarf dürfte nach Sichtung auf jeden Fall gegeben sein!
 
 
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DARK TOUCH – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
DARK TOUCH ist Beweis dafür, dass die besten Filmideen der letzten Zeit aus Europa kommen. Ein eindringlich gespieltes und erschreckend brisantes Gruselstück, das mehr der kontroversen Thematik wegen Magengrummeln verursacht, anstatt aufgrund unheimlicher Bildsprache. DARK TOUCH ist definitiv eines des Gruselhighlights im Filmjahr 2013 – Grandios!
 
 
 


 
 
 

DARK TOUCH – Zensur

 
 
 
DARK TOUCH ist eher Drama als Horror. Es geht hier eher ruhig zugange, wobei auch einige Splatterszenen in typischer CARRIER-Manier gezeigt werden. Selbstzweckhaft sind die jedoch nicht, so dass DARK TOUCH in Deutschland mit FSK16 veröffentlicht wurde. Ungeschnitten versteht sich!
 
 
 


 
 
 

DARK TOUCH – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Maritim Pictures

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Dark Touch; Frankreich, Irland, Schweden 2013

Genre: Horror, Thriller, Drama

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Keine

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 91 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover und Glanzschuber

Extras: Trailershow, Originaltrailer

Release-Termin: 19.08.2016

 

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DARK TOUCH – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

(Rechte für Grafiken und Packshot liegen bei MARITIM PICTURES)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Carrie (1976)

Das Dorf der Dammten (1960)

Das Dorf der Verdammten (1995)

The Children (2008)

Teufelskind Jushua (2007)