Filmkritik: „The Wailing“ (2016)

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THE WAILING: DIE BESESSENEN

(THE WAILING | GOKSEONG | GOKSUNG)

Story

 
 
 
Sehenswertes Gruselkino aus Fernost: In einem südkoreanischen Bergdorf geht es nicht mit rechten Dingen zu. Friedliebende Bewohner werden plötzlich zu kompromisslosen Mördern. Was ist hier nur im Gange?

 
 
 


 
 
 

THE WAILING – Kritik

 
 
 
Es passieren doch noch Wunder. Deutschland ist nicht unbedingt das Paradies für Fans asiatischer Filmproduktionen. Nur wenige Perlen aus Fernost schaffen es in deutsche Händlerregale, wo sie nicht selten ein bescheidenes Dasein fristen und irgendwann preislich reduziert in den Wühltischen bekannter Elektrofachmärkte landen. Ein deprimierender Kreislauf, der nicht sein muss, wenn sich mehr Cineasten die Zeit nehmen und vorurteilslos das begutachten würden, was da immer seltener von Asien nach Deutschland exportiert wird. Darunter befinden sich gern mal Geheimtipps zu denen auch der südkoreanische THE WAILING gehört. Der Film feierte seine Europa-Premiere auf dem Cannes-Filmfestival 2016 und hinterließ dort offenbar Eindruck – nicht nur bei Filmfans und Kritikern. Vermutlich einer der Gründe, warum das Ausnahmewerk vom Label PIERROT LE FOU nun in ansprechender Aufmachung veröffentlicht wird. Lobenswert!
 
 
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Irgendwo im südkoreanischen Hinterland passieren seltsame Dinge. Der kleine verschlafene Ort Goksung wird von mysteriösen Mordfällen heimgesucht, die die ganze Gegend schockieren. Offenbar verwandeln sich friedliebende Dorfbewohner grundlos in abgebrühte Killermaschinen und töten Familie und Freunde, bevor sie anschließend in eine Art Schockstarre verfallen. Doch worin liegen die Ursachen? Das fragt sich auch Polizist Jong-gu (KWAK DO-WON), der die Morde genauer untersucht. Er findet heraus, dass alle Täter von einem großflächigen Ausschlag betroffen sind, mit dem auch bald die Tochter des Gesetzeshüters zu kämpfen hat. Ist sie etwa die Nächste? Das lässt Alarmlocken beim Familienvater läuten. Der will seine Tochter beschützen – koste es was es wolle. Deshalb geht er Gerüchten auf den Grund, die verlauten lassen, dass ein neu hinzugezogener Japaner offenbar mit den Morden in Verbindung stehen soll. Schnell ist der zur Rede gestellt. Doch als man in einer Kammer seines Hauses Bilder von toten Einheimischen entdeckt, die für ominöse Rituale verwendet werden, verhärten sich Gerüchte, dass sich hier wohl das Böse ins Dorf eingeschlichen haben muss.
 
 
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Eine traurige aber zugleich verwirrende Geschichte über Aberglauben und Traditionen. Es ist nicht leicht THE WAILING (der im Original übrigens GOKSUNG heißt) in eine Schublade zu pressen. Der viel gelobte Film trotz jeglichen Genre-Konventionen und funktioniert als Familiendrama ebenso gut, wie als Mystery-Horror oder Okkult-Thriller. Dabei stets allgegenwärtig: subtile Kritik am aktuellen Zeitgeschehen. So scheint im ländlichen Asien immer noch der Glaube in den Köpfen zu sitzen, dass Dämonen und Geister für Schicksalsschläge und Missetaten verantwortlich zeichnen. Statt nach wissenschaftlichen Erklärungen zu suchen, verkriecht man sich in die Welt der Mystik und Folklore. Relikte längst vergangener Zeiten, die offenbar immer noch in den südkoreanischen Bergen verankert sich, wo Fortschritt dem Aberglauben weichen muss. Genau jene Thematik macht sich THE WAILING zu eigen, der sich als schwer zu durchschauende Gruselgeschichte entpuppt, die vom Stilmittel der Desorientierung Gebrauch macht. Regisseur NA HONG-JIN experimentiert im dritten Langfilm mit buddhistischen aber auch christlichen Angstmotiven und stiftet damit Verwirrung. Lang bleibt nämlich unklar, was denn hier der Grund für seltsame Ereignisse ist. Haben die Geschehnisse eine rationell erklärbaren Hintergrund oder sind tatsächlich paranormale Kräfte am Werk. Die Antwort darauf wird erst in den letzten Minuten des knapp zweieinhalbstündigen Kinostücks gelüftet, an dem Filmemacher NA HONG-JIN nach eigener Aussage sechs Jahre tüftelte. Der hatte offenbar genug von actionlastigen Filmen, die gradlinig inszeniert eher einfache Gemüter befriedigen sollten. Nach den international erfolgreichen Actionfilmen THE CHASER und THE YELLOW SEA hegte er einen anderen Anspruch. Den hat er mit THE WAILING definitiv erreicht, denn mit diesem Filmepos findet er den Spagat vom actionlastigen Blockbusterkino hin zu dramaturgisch vertrackten und abstrakteren Themen.
 
 
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THE WAILING – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 

Weniger Action, dafür mehr Hirn. Asiatischer Ausnahmefilm, der durch Komplexität und Tiefgang beeindruckt. Nach eher rasanten Thrillern, macht der südkoreanischen Regisseur NA HONG-JIN Ernst. THE WAILING – DIE BESESSENEN ist ein Gruselerlebnis par excellence. Was wie ein Mystery-Polizeikrimi beginnt, entwickelt sich schleichend zu einem verwirrenden Schauer-Albtraum, der die volle Konzentration seines Publikums beansprucht. Schlüssig ist hier auf den ersten Blick nichts. Wer sich aber unter die Oberfläche traut und forscht, bekommt einen der besten Genre-Vertreter zu sehen, die bis dato Südkorea hervorgebracht hat. Macher NA HONG-JIN hält im dritten Spielfilm das Spannungslevel konstant hoch. Was ist hier des Pudels Kern? Leicht durchschauen lässt sich THE WAILING nicht. Das Verwirrspiel hat Hintergrund, kritisiert Rassismus ebenso wie das sture Verharren in alten Traditionen. Offene Cineasten werden da hellhörig. Dennoch muss man schon eine gewisse Leidenschaft für fernöstliche Filme besitzen. Nicht jedem dürfte die langsame Erzählmethode und das Eintauchen in asiatischer Folklore zusagen.
 
 
 


 
 
 

THE WAILING – Zensur

 
 
 
Wer von THE WAILING Blut und Gewalt erwartet, wird enttäuscht werden. Der Fokus liegt auf subtiles Grauen. Es gibt meist nur die Resultate von Gewaltakten zu sehen. Meist sind das ermordete Dorfbewohner, die von anderen Familienmitgliedern getötet wurden. Hierzulande hat das koreanische Gruseldrama in ungeschnittener Form eine FSK16 erhalten.
 
 
 


 
 
 

THE WAILING – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) PIERROT LE FOU (Blu-ray KeepCase-Version)

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(c) PIERROT LE FOU (limitiertes Mediabook mit Blu-ray und DVD)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Goksung; Südkoreak 2016

Genre: Drama, Grusel

Ton: Deutsch DTS HD MA 5.1, Koreanisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2,35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 156 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover | limitiertes Mediabook

Extras: Making-of, Behind the Scenes, B-Roll, Interview, Trailer | zusätzlich im Mediabook: Film auf DVD, Booklet, Plakat

Release-Termin: 23.02.2018

 

The Wailing [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

The Wailing [Limitiertes Mediabook mit Blu-ray und DVD] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

THE WAILING – Mediabook

 
 
 
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THE WAILING – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei PIERROT LE FOU)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
A Tale of Two Sisters (2003)
 
I Saw the Devil (2010)
 
Manhole (2014)
 

Filmkritik: „Sacrifice – Todesopfer“ (2016)

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SACRIFICE – TODESOPFER

(SACRIFICE)

Story

 
 
 

Eine Frauenärztin verschlägt es samt ihres Gatten in die Provinz, wo sie einem mysteriösen Kult auf die Schliche kommt.

 
 
 


 
 
 

SACRIFICE – Kritik

 
 
 
Totgeglaubte leben länger! Filmemacher PETER A. DOWLING war vor vielen Jahren mal kurzzeitig ziemlich gefragt. 2008 zeichnete der für die Regie des Horrorfilms STAGE NIGHT verantwortlich und steuerte einige Zeit zuvor sogar das Drehbuch zum Thriller FLIGHTPLAN mit JODIE FOSTER bei. Danach war plötzlich Funkstille. Lange war es still um den Regisseur – jetzt ist er wieder da und zwar mit einem Beispiel für derzeit so beliebten Okkult-Horror. Wer jetzt aber glaubt, dass mit SACRIFICE beunruhigende Dämonenaustreibungen oder blutige Rituale über den Fernseher sausen, der irrt. Viel mit Horror hat der Streifen nämlich nicht am Hut. SACRIFICE ist eher im Thriller-Genre beheimatet und richtet sich mit Puzzle- und Rätseltaktik an ein eher knobelerprobtes Krimi-Publikum, das mehr an Detektivarbeit interessiert ist und weniger blutiges Einerlei auf der Mattscheibe sehen will. Demzufolge steht ein okkultes Ratespiel über mysteriöse Ritualmorde im Mittelpunkt, das es zu lüften gilt. Kinogänger mit Vorliebe fürs Grobe dürfte so etwas natürlich langweilen.
 
 
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Wieder mal verirrt sich Schauspielerin RADHA MITCHELL in einen Film fernab von Liebe und Herzschmerz. Sie scheint Gefallen an Kinostreifen gefunden zu haben, wo es gerne mal deftig und düster zur Sache geht. Zuletzt war das mit dem Mystery-Film THE DARKNESS der Fall. Aber auch in der Videospielverfilmung SILENT HILL und dem Found-Footage-Schocker EVIDENCE schlug sie sich wacker als Heldin durch ungemütliche Albtraumszenarien. Auch im mysteriösen Sekten-Thriller SACRIFICE hat sie die Heldenrolle ergattert und verkörpert Tora, eine Frau mittleren Alters, die zwar als Frauenärztin Schwangere berät, aber selbst keine Kinder bekommen kann. Nach einer weiteren Fehlgeburt, entscheidet Gatte Duncan (RUPERT GRAVES), dass das Leben auf dem Land weitergeht. Fernab der Großstadthektik soll auf den schottischen Shetland-Inseln ein Gang heruntergefahren werden. Das Leben scheint hier stillzustehen und auch der angeschlagenen Tora geht es langsam wieder besser. Leider schreibt das Leben manchmal die sonderbarsten Geschichten. Als Tora hinter dem Haus im Boden den Körper einer übel zugerichteten Frau entdeckt, ist Schluss mit Erholung. Der Leichenfund wirft Fragen auf. Nicht nur, dass auf der Haut der Toten rätselhafte Symbole eingeritzt wurden; auch das Herz der Frau wurde offenbar bei lebendigem Leibe entfernt. Leider werden die Akten bald geschlossen, denn Wissenschaftler sind sich einig, dass diese Moorleiche bereits seit Jahrhunderten ihr Dasein unter der Erde fristet. Doch Frauenärztin Tora ist da anderer Meinung. Die vermutete einen frischen Mord, stellt eigene Ermittlungen an und wittert das Werk eines ominösen Kultes, der seit Jahrhunderten auf den Inseln sein Unwesen treibt.
 
 
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Spannende Sonntagabendunterhaltung – simpel gestrickt, aber immerhin kurzweilig. Leider hat SACRIFICE ein großes Problem. Der Film ist leicht zu durchschauen und wirkt an vielen Stellen vorhersehbar. Wieder einmal ist es eine Kleinstadt, die zusammenhält. Hier kennt jeder jeden und Traditionen sind dazu da, um sie aufrechtzuerhalten. Demzufolge weiß natürlich niemand von nichts – obwohl von Anfang an klar ist, dass auf dieser Insel der Teufel zu Hause ist. SACRIFICE orientiert sich an den typischen Vertreter der Gattung Kleinstadt-Okkult-Horror, wie er Anfang der Siebziger in Robin Hardys legendärem THE WICKER MAN seine Vorlage für die Ewigkeit fand. Wer zu viele Fragen stellt wird ausradiert – ebenso die, die beim Auflösen behilflich sind. Doch die Heldin ist hartnäckig und zeigt, was eine Harke ist. Sie kommt beim Recherchieren zwar nur schleppend voran, enttarnt aber am Ende die hinterlistige Saubande. Mit Originalität hat das nichts im Entferntesten zu tun. So geht es gradlinig voran und Anhaltspunkte werden schlüssig kombiniert. Leider wirkt das Detektivspiel teils sehr konstruiert, ändert aber nichts an der Tatsache, dass man unterhalten wird. SACRIFICE erinnert an die vielen skandinavischen Thriller, die in den letzten Jahren vor allem des kühl-trostlosen Filmlooks wegen auffallen und öfters auf den Öffentlich Rechtlichen TV-Sendern gezeigte werden. Wenn man also schön gefilmten, aber anspruchslosen Stoff fürs Abendprogramm benötigt, ist man hier gut aufgehoben. Richtige Nervennahrung oder gar Suspense-Horror sieht aber anders aus!
 
 
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SACRIFICE – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
SACRIFICE basiert auf dem erfolgreichen Roman von Autorin SHARON J. BOLTON, ist aber nichts Großes. Hinter dem geradlinig erzählter Sekten-Thriller ohne Überraschungen steckt einfach gut verdauliche Detektivarbeit, bei der man irgendwie nicht das Gefühl loswerden möchte, als wollte man hier anfänglich was fürs Fernsehen drehen. Demzufolge ist Gezeigtes nicht sonderlich anspruchsvoll, glänzt aber immerhin mit typisch schottischer Kulisse. Leider hat SACRIFICE nur wenig mit Horror am Hut. Vielmehr verbirgt sich hinter dem vielversprechenden Filmtitel ein kurzweiliger Okkult-Krimi mit Thriller-Elementen, den man sich anschauen kann, wenn mal gerade nichts in der Glotze kommt. Man macht aber auch nichts falsch, wenn man SACRIFICE einfach mal auslässt. Von missraten kann hier zwar nicht die Rede sein. Trotzdem kommt – wenn man das so sieht – mal wieder die Erkenntnis in den Kopf, dass manche Bücher nicht zwingend verfilmt werden müssen. SACRIFICE gehört ins Buchregal, aber nicht auf die Mattscheibe.
 
 
 


 
 
 

SACRIFICE – Zensur

 
 
 
Wer jetzt glaubt, dass hier Gewalt zelebriert wird, der irrt. SACRIFICE ist relativ harmlos. Es gibt nahezu kaum etwas zu sehen. Am Ende bekommt ein Bösewicht einen Dolch in den Körper gejagt. Wegen der düsteren Thematik über Morde und Rituale hat es aber immerhin für eine FSK16 gereicht.
 
 
 


 
 
 

SACRIFICE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) EUROVIDEO MEDIEN (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Sacrifice; Deutschland | Irland | USA 2016

Genre: Horror, Thriller, Mystery

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 | @50 Hz (1080p)

Laufzeit: ca. 87 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover

Extras: Trailershow, Originaltrailer

Release-Termin: 20.04.2017

 

Sacrifice – Todesopfer [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

SACRIFICE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei EUROVIDEO MEDIEN)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Wicker Man (1973)
 
The Wicker Man (2006)
 
Rosemaries Baby (1968)
 

Filmkritik: „Feed the Gods“ (2014)

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FEED THE GODS

Story

 
 
 
Zwei Brüder reisen in das idyllische Städtchen Tendale, um dort nach den leiblichen Eltern zu suchen, stoßen dabei jedoch auf ein Geheimnis, das besser hätte im Verborgenen bleiben sollen …

 
 
 


 
 
 

FEED THE GODS – Kritik

 
 
 
Was ist nur mit dem kanadischen Regisseur BRADEN CROFT passiert? Mit seinem sehenswerten und intelligenten Psychotrip HEMMORRHAGE wandelte er 2012 noch auf unkonventionellen Pfaden und erhielt für sein Ausnahme-Debüt viel Lob von Kritikern und Filmfans. Sein Zweitwerk mit dem Titel FEED THE GODS ist da schon aus einem ganz anderen Holz geschnitzt und überrascht mit weitaus kommerzieller Machart – vermutlich, um damit ein größeres Horror-Publikum zu erreichen und auch etwas Geld verdienen zu können. Leider lässt der neue Streifen die durchdachte und tiefgründige Inszenierung seines Vorgängers missen, was FEED THE GODS zu einer zwiespältigen Angelegenheit macht, da sich der Streifen an den aktuellen Horror-Mainstream orientiert und so weit hinter den Erwartungen zurückbleibt, die HEMMORRHAGE zuvor aufgebaut hatte.
 
Durchgestylt und temporeich geht es in FEED THE GODS zu. CROFT eifert HOLLYWOOD nach und hat die Hauptrollen seines neusten Horrorwerks mit makellosen Gesichtern besetzt, die aber immerhin reichlich sympathisch agieren und sogar Humor besitzen. SHAWN ROBERTS (A LITTLE BIT ZOMBIE) und TYLER JOHNSTON (aus der TV-Serie SUPERNATURAL) verkörpern hier zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber gleiches Schicksal verbindet. Sie wurden von einer Pflegemutter großgezogen und kennen die leiblichen Eltern nicht. Als die Adoptivmutter stirbt und den Brüdern eine Kiste mit mysteriösen Gegenständen hinterlässt, beginnt für Kris und den älteren Will ein riskantes Abenteuer voller Gefahren. Unter den Hinterlassenschaften befindet sich ein altes Videoband, das die leiblichen Eltern zeigt und die Brüder samt Freundin auf die Idee bringt, den Spuren der verschollenen geglaubten Eltern zu folgen. Die führen in das kleine Städtchen Tendale, wo man über die Ankunft der Geschwister wenig erfreut ist. Glaubt man den Erzählungen der Einheimischen ranken Legenden über den Ort, die von einem Bigfoot-ähnlichen Wesen berichten, das in den Wäldern sein Unwesen treibt und von den Bewohnern gefüttert wird, damit es besänftigt werden kann. Schauergeschichten, die sich bald in bittere Realität verwandeln, denn in diesem Städtchen haben die Menschen einen Pakt mit dem Bösen geschlossen.
 
Rituale, Opfergaben, Götter und Pakte – Regisseur BRADEN CROFT hat so seine Probleme alles unter einem Hut zu bekommen, denn vor lauter Hektik vergisst er dem Zuschauer schlüssige Antworten zu liefern. Die Einwohner von Tendale verfüttern Neuankömmlinge an ein mysteriöses Waldwesen, um den Ort als Gegenleistung verlassen zu können. Warum sie jedoch die Morde ausgerechnet auf Videoband festhalten müssen und niemand dem Verschwinden dutzender Touristen nachgehen möchte, bleibt eines der vielen Mysterien, die FEED THE GODS nicht beantworten möchte. Ob der Regisseur hier etwas weniger Liebe zum Detail hat walten lassen oder schlichtweg Stoff für eine mögliche Fortsetzung benötigte wird wohl nie geklärt werden können. Fakt ist, dass viele Gegebenheit in diesem Monster-Horror schlichtweg keinen Sinn ergeben und den Zuschauer nach dem Abspann mit einem unbefriedigenden Gefühl vor der Glotze zurücklassen. FEED THE GODS wirkt unfertig und löchrig und das obwohl CROFT eigentlich fast alles richtig macht. Er kümmert sich um seine Helden, räumt ihnen eine ansprechende Charakterisierung ein und sorgt sich um Atmosphäre und Gruselfeeling – zumindest bis die unheimlichen Geschehnisse des Films entschlüsselt werden. Danach überschlagen sich die Ereignisse und zwischen Bigfoot-Trubel und Opfer-Riten scheint der Regisseur des Öfteren den roten Faden seiner selbst geschriebenen Geschichte aus den Augen zu verlieren, weil er im konfusen Monster-Treiben offensichtlich selbst gemerkt hat, dass vor Drehbeginn vielleicht doch noch mal jemand über das Drehbuch hätte lesen sollen.
 
Letztendlich ist FEED THE GODS trotzdem immer noch ein schwer unterhaltsamer Horrorfilm, dessen sympathische Hauptdarsteller mit reichlich Charme und Wortwitz manch Fehler in der Geschichte vergessen lassen. In diesem Film ist nicht das Monster der Star (das im Übrigen nur kurz vor Ende zu sehen ist), sondern seine Helden, die länger im Gedächtnis bleiben, als die haarsträubende Geschichte. Immerhin schafft CROFT das Kunststück, das unterversorgte Bigfoot-Genre endlich mal um einen halbwegs spannenden Beitrag zu bereichern. Er sieht vom Einsatz nervendem Found-Footage-Gewackel ab mit dem Waldmensch-Grusler wie EXISTS und WILLOW CREEK im Jahr 2014 um die Gunst der Zuschauerschar gebuhlt haben. Trotz Logiklücken hat er ganz nebenbei trotzdem einen der besseren Bigfoot-Horrorfilme neueren Datums inszeniert, der knapp 90 Minuten kurzweiligen Mystery-Horror verspricht, insofern man nach dem grandiosen Erstling HEMMORRHAGE die Erwartung herabschraubt. Da kann man nur hoffen, dass sich der kanadische Regisseur bei seiner nächsten Regie-Arbeit wieder dem unkonventionellen widmet oder im Falle kommerziellen Geschichten sorgfältiger am Drehbuch feilt. Denn dann dürfte uns mitunter ein neuer Geheimtipp ins Haus stehen – genügend Ideeninput bringt CROFT auf jeden Fall mit.
 
 
 


 
 
 

FEED THE GODS – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Ein schwer unterhaltsamer Bigfoot-Grusler, der den Zuschauer lang im Dunkeln tappen lässt und erst im letzten Akt verrät, worauf das Schauerabenteuer letztendlich hinauslaufen möchte. FEED THE GODS ist rätselhafter Bigfoot-Horror mit sympathischen Helden und reichlich Mystery, aber auch ziemlich vielen Logiklöchern, die mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu liefern. Trotz allem ist FEED THE GODS technisch souverän inszeniert und so straff durchgeplant, dass dem Zuschauer kaum Zeit bleibt, sich während der Sichtung Gedanken über Plotungereimtheiten zu machen. Die Suche nach Antworten beginnt erst weit nach Abspann, wenn sich der Herzschlag nach 90 Minuten Dauerhektik normalisiert hat und sich der Filmfan fragt, ob die vielen Mysterien der Handlung vielleicht bewusst nicht aufgelöst wurden, um eine mögliche Fortsetzung rechtfertigen zu können. Man wird sehen was die Zukunft bringen wird.
 
 
 


 
 
 

FEED THE GODS – Zensur

 
 
 
FEED THE GODS ist nicht sonderlich brutal. Es gibt ein paar Einschüsse zu sehen – das wars. Deshalb darf man davon ausgehen, dass der Streifen hierzulande unbeschadet die FSK passieren wird – mit einer Freigabe ab 16 Jahren versteht sich.
 
 
 


 
 
 

FEED THE GODS – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth (Hellraiser80)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Willow Creek (2013)
 
Exists (2014)
 
Night of the Bigfoot (1980)
 
Bigfoot – Die Legende lebt! (2012)
 
Abominable (2006)
 

Filmkritik: „Long Weekend – Thongsook 13“ (2013)

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LONG WEEKEND

THONGSOOK 13

Story

 
 
 
Sechs Jugendliche wollen auf einer verlassenen Insel – wo auch sonst – eine trinkfreudige Wochenendsause in einem Strandhaus veranstalten. Leider birgt das friedliche Eiland auch eine dunkle Vergangenheit. Früher wurden dort während des sogenannten Blutmondes geheimnisvolle Opferriten durchgeführt, um die Geister der Insel zu besänftigen. Hätten die Kids gewusst, dass ihr Feiervorhaben in genau jenen Ritualzyklus fällt, wären sie vermutlich zu Haus geblieben …
 
 
 


 
 
 

LONG WEEKEND – Kritik

 
 
 
Wenn uns der Horrorfilm eins gelehrt hat, dann dass man Außenseitern besser keine gemeinen Streiche spielt, denn derart rücksichtsloses Verhalten wird im Genre eigentlich immer mit dem Tod bestraft. Bereits in Filmen wie Kings CARRIE (1976) oder dem Slasher BRENNENDE RACHE (1981) war das der Fall. Hier wurde Außenseitern derart übel mitgespielt, dass die Geschehnisse eine ungeahnte Wendung erfuhren und im Blutbad enden mussten. Auch in Thailand finden jene beständigen Horror-Regeln im Film immer wieder Verwendung. So auch in LONG WEEKEND – einem weiteren Teenie-Grusler, der freilich nichts mit dem australischen Öko-Horror von COLIN EGGLESTON zu tun hat, dem im Jahr 2008 unter gleichem Titel eine aufgehübschte Neuverfilmung folgen musste. Im thailändischen LONG WEEKEND ist es nicht Mutter Natur, die mit Umweltsündern kurzen Prozess veranstaltet, sondern eine Gruppe Thai-Kids, die unbeabsichtigt einen geheimnisvollen Schrein nach einem fiesen Streich an einem Mitschüler entweihen und die Missgunst böser Geister auf den Plan rufen. Einzelgänger und Schul-Mobbingopfer CHINAWUT INDRACUSIN fungiert hier als Medium, in dessen Körper die zornigen Geister schlüpfen nachdem dieser von seinen Klassenkameraden in eine Art Opferkammer gesperrt und seines Schutzamuletts beraubt wurde. Wenig später ist die Hölle los, denn der Rechner leistet ganze Arbeit, schließlich sind fast alle Horror-Elemente in LONG WEEKEND (der sich übrigens im Original THONGSOOK 13 schimpft) computeranimiert. Regisseur TAWEEWAT WANTHA (was für ein Zungenbrecher) übertreibt es in seinem glattgebügeltem Gruselstück ein wenig arg mit CGI-Gespuke. Zwar können sich die Spezialeffekte durchaus sehen lassen; der Film ist jedoch teilweise derart effektüberladen, dass das Wesentliche aus den Augen verloren wird. WANTHA verschwendet wenig Zeit mit der Charakterentwicklung. Stattdessen legt der Filmemacher Wert auf einem unhomogenen Klangteppich, der von anhaltendem Gewitterdonner begleitet wird und künstlich aus den TV-Boxen grummelt. Letzterer wurde zudem derart laut eingespielt, dass der Zuschauer permanent damit beschäftigt ist die Lautstärke des Fernsehapparats zu regulieren, weil ihm der Donnergeröll zu laut und die Dialoge zu leise abgemischt wurden. Die künstlichen, durch Lautstärke verursachten Schreckmomente hat LONG WEEKEND jedoch auch bitter nötig, denn ein Gruselfaktor ist kaum zu verzeichnen. Wie soll der auch entstehen, wenn ein atmosphärischer Erzählstrang und der konstant steigende Spannungsbogen zugunsten oberflächlicher Effekthascherei vernachlässigt wurde.
 
LONG WEEKEND oder THONGSOOK 13 ist jugendkonformer Teenie-Horror, der sich offensichtlich an ein junges Publikum richtet. Filmische Experimente werden nicht gewagt, stattdessen wird sich an den Konventionen des modernen Horrorkinos orientiert. Für den Zuschauer bedeutet das: Stereotype Helden, die nach dem Prinzip der 10 kleinen Negerlein das Zeitliche segnen müssen, damit der Horrorfan auch etwas Gewalt zu sehen bekommt. Für Geister-Horror aus Fernost kommt die überraschend schaufreudig daher, so dass sich auch der ein oder andere europäische Horrorfan mit LONG WEEKEND anfreunden dürfte. Warum an der hauchdünnen Handlung ausgerechnet vier (!) Autoren gleichzeitig kritzeln mussten, dürfte jedoch für immer ein Mysterium bleiben. Vermutlich war der aufgezwungene Schluss-Twist nicht anders zu bewerkstelligen.
 
 
 


 
 
 

LONG WEEKEND – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
(Er)Schreckreiche Geisterhatz aus Thailand mit bitterbösem Ausgang. LONG WEEKEND (oder THONGSOOK 13, so wie er ins seinem Entstehungsland ins Kino gebracht wurde) ist garantiert nichts für Liebhaber des Old-School-Horrors. Die Macher haben sichtlich viel Spaß mit den Fähigkeiten von Hochleistungsrechner gehabt und reichlich Bath in Computereffekte fließen lassen. Die sehen zwar ganz brauchbar aus, können aber nicht verbergen, dass das Drehbuch zum Film kaum vom Hocker reißen will. In LONG WEEKEND treffen stereotype Kids auf animierte Geister und werden nacheinander in den Filmhimmel transferiert. Gruselig ist das zwar nicht, dafür aber ziemlich schockintensiv, weil die Ton-Macher dreist an den Lautstärkereglern ihrer Mischpulte hantiert haben. Unterm Strich ist der thailändische Horrortrip keine Offenbarung – Mainstream verwöhnte Kids haben an diesem halbherzigen Spuk-Quark vermutlich trotzdem ihre Freude.
 
 
 


 
 
 

LONG WEEKEND – Zensur

 
 
 
Einiges an Gewalt wird geboten. So wird ein Kopf im Motorboot-Motor zermatscht und Gegenstände durch Köpfe gejagt. Wir rechnen mit einer Freigabe für Erwachsene: KEINE JUGENDFREIGABE.
 
 
 


 
 
 

LONG WEEKEND – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth (Hellraiser80)

 
 
 
Ähnliche Filme:
 
Phobia (2009)
 
House of Dust (2013)
 
The Damned (2013)
 
The Quiet Ones (2013)
 

Filmreview: „Kristy – Lauf um dein Leben“ (2014)

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KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN

Story

 
 
 
Studentin Justine Wells (Haley Bennett) ist allein auf dem Campus und erhält unangemeldeten Besuch von vier vermummten Gestalten, die der Hochschülerin nach dem Leben trachten wollen …
 
 
 


 
 
 

KRISTY – Kritik

 
 
 
Wann lernen Killer in Horrorfilmen endlich, dass man nicht mit (Hoch)Schülerinnen gemeinen Schabernack treibt, die intellektuell in einer ganz anderen Liga spielen. Seit jeher sind nämlich jene Protagonistinnen dafür prädestiniert, den immer gleichen Kampf gegen unzureichend intelligentes Pack aufzunehmen, dessen Ausgang ohnehin stets vorbestimmt ist. Auch Jahrzehnte nachdem der Slasher durch MARIO BAVA ins Leben gerufen wurde, haben sich die Regeln jenes Sub-Genres kaum verändert. Das meist „anständige“ Final Girl darf in derart Filmen nicht nur reichlich kreischen, sondern legt den Bösewichten am Ende eigentlich immer das Handwerk. Im Gegensatz zu JAMIE LEE CURTIES in HALLOWEEN (1978) ist so eine Racheakt heute natürlich wesentlich blutiger, schließlich erwartet der Horrorfan im Jahr 2014 von einer Heldin, dass die sich mit dem grobschlächtige Handwerk auskennt.
 
KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN (im Original auch als RANDOM bezeichnet) ist ein weiterer Streifen aus der Reihe „Ich komm dich zu Hause besuchen und befördere dich ins Jenseits“-Werke, die sich zur Zeit im Kino und auf dem Heimkinomarkt großer Beliebtheit erfreuen. Offensichtlich von aktuellen Horror-Erfolgen wie THE PURGE und YOU’RE NEXT inspiriert, darf sich hier eine taffe Einzelkämpferin gegen eine Truppe vermummter Irrer behaupten, die mal wieder nichts anderes zu tun haben, als ahnungslose Studentinnen möglichst gemeingefährlich zu terrorisieren. DONKEY PUNCH-Regisseur OLIVER BLACKBURN lässt nach längerer Regiepause wieder von sich hören und versucht mit konventionell gestrickter Horror-Ware den Einstieg zurück in die Filmwelt. Der ist ihm tatsächlich geglückt, denn nur selten gelingt Filmemachern der Sprung zurück ins Rampenlicht mit Low-Budget-Horror von der Stange. Es geht um die attraktive Justine, die leider nicht wie der Rest ihrer Freunde Thanksgiving zu Hause feiern kann, weil ihr das Geld für die Reise zu den Eltern fehlt. Daher beschließt sie sich eine schöne Zeit auf dem Campus zu bereiten, schließlich ist sie hier ja nicht ganz allein. Einige Sicherheitsbeamte und der Hausmeister sind vor Ort, damit sich die Studentin in den langen Fluren der Universität auch sicher fühlen kann. Weil KRISTY ein Horrorfilm ist dürfte klar sein, dass das nicht lang der Fall sein wird, denn an einer Tankstelle macht die strebsame Hochschülerin Bekanntschaft mit einer gar bedrohlichen Zeitgenossin, die scheinbar nicht alle Latte am Zaun zu haben scheint. Nach einer beängstigenden Verfolgungsjagd flüchtet Justine zurück auf den Campus, hat aber nicht mit der Hartnäckigkeit ihrer Verfolgerin gerechnet, die sich natürlich an die Fersen ihres Opfers heftet und nur eins will: Den Tod ihres ahnungslosen Opfers. Den wollen auch drei weitere Gestalten, die sich der Terrorsause anschließen und eine grausamen Jagd auf die verängstigte Studentin einläuten.
 
Wie es sich für einen Slasher nun mal gehört, verlaufen die Handlungsstränge nach bekanntem Schema. Täter und Opfer liefern sich eine unerbittliche Schlacht, die selbstverständlich nur einen Sieger kennt. Während zu Beginn die Fieslinge ganz klar im Vorteil liegen und noch mit Taktik versuchen der ahnungslosen Justine Angst einzujagen, haben selbige nicht mit der Klugheit ihrer Gegenspielerin gerechnet, die es leider gar nicht lustig findet, dass zig Unwissende im Verlauf der Hetzjagd ihr Leben lassen mussten. Sie stellt sich ihren Ängsten und bekämpft die maskierten Killer mit ihren eigenen Waffen. Die erhalten am Ende die wohlverdiente Strafe und der Zuschauer ist verblüfft darüber, was für ein kurzweiliges Filmvergnügen soeben über den Bildschirm geflimmert ist. Auch wenn OLIVER BLCKBURN das Genre mit seinem KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN freilich nicht revolutioniert hat, ist ihm doch ein zügig inszenierter Thriller gelungen, der trotz bekannter Klischees kaum Längen besitzt. Die bunte Mischung aus Slasher, Home-Invasion-Schocker und Terrorfilm verfügt über einen stetig steigenden Spannungsbogen, der von der Unwissenheit des Zuschauers zerrt. Der erfährt wie die Heldin des Films erst kurz vor dem Abspann von den Hintergründen der perfiden Jagd. Das Motiv sind Ritualmorde, die eng in Verbindung mit dem Internet stehen – einem weitläufigen Tummelplatz finsterer Gestalten, die dort ungehindert ihren perversen Phantasien nachgehen können ohne ertappt zu werden.
 
Mit KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN hat OLIVER BLACKBURN eine weitere Horror-Version des 90er-Hits KEVIN ALLEIN ZU HAUS gedreht, der natürlich auch den für Slasher-Streifen obligatorischen Mankos unterliegt. Opfer und Killer verhalten sich wie immer selten dämlich und Wutausbrüche erfahrener Filmfans dürften nicht ausbleiben, wenn Protagonistin Justine Dinge tut, die normal denkende Menschen wohl niemals in solche Situationen anstellen würden. Ebenso hirnriesig ist die Tatsache, dass die vier Täter partout über den Aufenthaltsort ihres Opfer bescheid wissen und sich auf dem riesigen Unigelände wie von Geisterhand von einem Ort zum nächsten bewegen können. Trotz zig Logikfehler ist jedoch weitaus ausschlaggebender, dass ein Horrorfilm unterhält und nicht langweilt. KRISTY ist schnörkellose Suspense-Unterhaltung ohne Längen und das ist die Hauptsache. Wer nach THE PURGE, THE STRANGERS und all den packenden Terror-Slashern in letzter Zeit immer noch nicht die Nase voll hat von ungebetenen Gästen, darf selbstverständlich gern in KRISTY mit um das Leben von Heldin Justine laufen. Zeitverschwendung ist dieser handwerklich hervorragend umgesetzt Horror-Trip mit Sicherheit nicht.

 
 
 


 
 
 

KRISTY – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Alles beim Alten und doch irgendwie kurzweilig. DONKEY PUNCH-Regisseur OLIVER BLACKBURN hat Altbekanntes neu aufbereitet und unterhält trotz Logikbarrieren und Horror-Klischees ungemein. Die finstere Mischung aus Terrorfilm, Slasher und Home-Invasion-Schocker besitzt Tempo, was man bei vielen Indie-Horrorfilmen neueren Datums schmerzlich vermisst. Damit lässt sich nämlich manch Ungereimtheit im Drehbuch geschickt vertuscht, schließlich bleibt bei temporeich inszenierter Horror-Ware kaum Zeit, sich Gedanken über Filmfehler zu machen. Erstaunlicherweise wurde KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN so ziemlich unblutig umgesetzt, was nicht dem aktuellen Horror-Trend entspricht. Der Fokus liegt vermehrt auf Suspense und Terror, was dem Streifen jedoch sichtlich gut steht. Somit gehört KRISTY auf jedem Fall zu den besseren Vertretern der momentan immer noch lukrativen Horror-Welle, der es hätte auch gut und gern ins Kino schaffen können. Wer die Möglichkeit hat BLACKBURNS Slasher-Flick auf der großen Leinwand sehen zu können, sollte die Gelegenheit nutzen. Dort wird er vermutlich seine ganz Wirkung entfalten können, denn KRISTY ist ohne Zweifel ein spannungsgelandener Slasher für Fans von Schockern wie THE STRANGERS und THE PURGE.
 
 
 


 
 
 

KRISTY – Zensur

 
 
 
KRISTY – LAUF UM DEIN LEBEN ist nicht sonderlich brutal. Gegen Ende werden die Täter recht kreativ um die Ecke gebracht. Die Brutalität des Racheakts hält sich in Grenzen. Das sah auch die FSK so und hat KRISTY bereits für Jugendliche ab 16 Jahren freigegeben.
 
 
 


 
 
 

KRISTY – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film / Sunfilm

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Random; USA 2014

Genre: Thriller, Horror

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Englisch DTS-HD MA 7.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 85 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Originaltrailer, Trailershow

Release-Termin: 07.08.2014

 

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KRISTY – Trailer

 
 
 


 
 

Hellraiser80/ Marcel Demuth

 
 
 
Ähnliche Filme:
 
The Aggression Scale (2011)
 
The Purge (2013)
 
Home Sweet Home (2013)
 

Filmreview: „Deep in the Darkness“ (2014)

Deep-in-the-Darkness-2014
 
 
 

DEEP IN THE DARKNKESS

Story

 
 
 
In der amerikanischen Kleinstadt Ashborough ist etwas Böses in Gange. Als Dr. Michael Cayle die Praxis des verstorbenen Mr. Ferris übernimmt, häufen sich seltsame Ereignisse, deren Ursache sich unter dem Ort versteckt. In Höhlen unter der Erde haust das Böse, dessen Existenz von den Einheimischen seit Jahrhunderten verschwiegen wird …
 
 
 


 
 
 

DEEP IN THE DARKNKESS – Kritik

 
 
 
Das Böse versteckt sich im Horrorfilm allzu gern hinter der friedliebenden Fassade amerikanischer Kleinstädte. Ob HALLOWEEN, CRITTERS oder KINDER DES ZORNS – das ländliche Amerika ist nicht frei von Gefahren, lauern hier doch meist ausgefuchste Serienkiller, fiese Monster oder gefräßige Aliens ganz geduldig auf ihre ahnungslosen Opfer. Auch einige Protagonisten in DEEP IN THE DARKNESS machen unerfreuliche Bekanntschaft mit den Schattenseiten der abgeschiedenen Kleinstadtidylle, denn da wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, liegt nicht immer der Hund begraben. Der Horrorfilm hat gelehrt, dass meist Bewohner jener Orte finstere Geheimnisse hüten, an denen sich Filmhelden Zuflucht und Geborgenheit versprochen haben. Schnüffeln diese sich dann durch die unheimliche Chronik der Ortschaft passiert es nicht selten, dass sich verschlafene Städtchen als Vorhof der Hölle entpuppen. Horror-Sender CHILLER legt nach ANIMAL und CHILLING VISIONS: 5 SENSES OF FEAR hausgemachten Horrorstoff nach und macht dem amerikanischen SYFY-Channel mit eigens produzierten Filmen Konkurrenz. DEEP IN THE DARKNESS heißt die neue Eigenkreation made by CHILLER FILMS, jenem hauseigenem Filmstudio das frisches Gruselmaterial für den TV-Kanal CHILLER produziert, damit Sendeplätze gefüllt werden können. Horror-Fans freut es, denn die Gruselwerkstatt hat schon einige Male bewiesen, dass Potenzial für solide Unterhaltung vorhanden ist.
 
Ähnlich wie im kürzlich besprochenen DEAD SOULS hat sich CHILLER FILMS auch für den neuen Ausflug ins düstere Genre bei einem Horror-Roman bedient. Autor MICHAEL LAIMO lieferte bereits 2004 die Grundlage für DEEP IN THE DARKNESS und ließ sich hierfür vom TV-Streifen DON’T BE AFRAID OF THE DARK (1973) inspirieren, dem ja bekanntlich vor einigen Jahren die Gunst eines Remakes zuteil wurde. Leider haben, wie Remakes auch, Filmadaptionen lesenswerter Bücher meist keinen guten Ruf. Die kreative Vorstellungskraft manch phantasiebegabten Lesers lässt sich nun mal nicht so einfach in ebenso aussagekräftige Bilder fassen. DEEP IN THE DARKNESS macht da selbstverständlich keine Ausnahme, insofern man die Vorlage überhaupt kennt. Schraubt man jedoch die Erwartungen etwas herab und lässt den Hang zur Plausibilität außen vor, verspricht dieser Gruseltrip durchaus spannende Minuten.
 
Dr. Michael Cayle (SEAN PATRICK THOMAS) lässt den Trubel der Großstadt hinter sich und zieht samt Familie in die kleine Gemeinde Ashborough, New Hampshire. Ein nettes Eigenheim hat es ihm dort angetan, welches ihm für kleines Geld von Arztwitwe Mrs. Ferris verkauft wird. Ein lukratives Schnäppchen und eine gute Gelegenheit auch gleich im Ort zu praktizieren, was von den Einheimischen mehr als dankend angenommen wird. Dass der smarte Michael gerade wegen seiner dunklen Hautfarbe nicht so recht ins beschauliche Kleinstadtleben passen mag, interessiert hier niemanden, schließlich ist man im heimeligen Ashborough froh, dass hier überhaupt jemand behandeln will. Seltsamerweise scheint hier die Zeit stillzustehen, denn Handyempfang und Kabelfernsehen gibt es nicht. Zudem ist Sheriff Godbout um das Wohl seiner Mitmenschen besorgt. Eine strikte Ausgangssperre soll dafür sorgen, dass die Einwohner am frühen Abend nicht mehr die Häuser verlassen. Was kurios klingt, hat selbstverständlich auch seine Richtigkeit. Der Ort birgt seit Jahrhunderten ein grausiges Geheimnis. Unter der Erde haust ein Stamm von Wilden, welche die gesamte Stadt steuern und deren Existenz seit Generationen geheim gehalten wird. Regelmäßige Opfergaben sollen die Wesen milde stimmen und den Einwohnern ein sorgloses Leben in der kleinen Gemeinde ermöglichen. Für Dr. Michael Cayle durchaus Grund zu Besorgnis, sieht er doch das Wohl seiner Familie in Gefahr. Leider wird ein Umzug durch den Zusammenhalt der Bewohner erschwert, denn wer einmal seine Zelte in Ashborough aufgeschlagen hat, darf den Ort so schnell nicht wieder verlassen.
 
Egal welche CHILLER FILMS-Produktion man zu sehen bekommt, man mag das Gefühl nicht loswerden wollen, dass es sich die Filmschmiede zur Aufgabe gemacht hat, Streifen zu drehen, die an die beliebte GESCHICHTEN AUS DER GRUFT-Reihe erinnern. Wie einst die fürs TV konzipierte Comic-Serie glänzt die CHILLER- Hausmannskost durch stimmigem Aufbau und meist makabrem Ende. DEEP IN THE DARKNESS reiht sich so problemlos in die bis dato abwechslungsreich inszenierten CHILLER-Grusler ein und darf sogar als eine der bisher besten Produktionen des Studios gewertet werden. Hinter dem nicht üblen Mix aus THE WICKER MAN, THE DESCENT und ROSEMARIES BABY steckt COLIN THEYS, der sich schon einmal für DEAD SOULS und REMAINS OF THE WALKING DEAD auf den Regiestuhl begeben und zwei Gruselfilme für den Horror-Kanal CHILLER beigesteuert hat. Lobenswerterweise scheint THEYS von Film zu Film besser zu werden, denn DEEP IN THE DARKNESS entpuppt sich als klassisches Horror-Mär, dass vor allem mit geschickt getrickstem Monster-Design überrascht. Hier hat man sich zwar etwas zu dreist beim britischen Höhlen-Schocker THE DESCENT bedient; die wenigen Momente in denen die Kreaturen jedoch vor die Kamera sausen wurden charmant Old-School-like in Szene gesetzt. Sympathisch Old-School ist im Übrigen auch die gesamte Geschichte, denn DEEP IN THE DARKNESS ist eines jener Werke, in denen das Unheil subtil und langsam heraufbeschworen wird. Es verschwinden Tier- und Menschenkörper unter mysteriösen Umständen und die Bewohner des Ortes scheinen ungern mit Neuankömmlingen über das gut gehütete Stadtgeheimnis sprechen zu wollen. Seichter Mystery für empfindsame Gemüter ist bis zur Halbzeit garantiert, gelingt es doch Drehbuchautor JOHN DOOLAN die Spannung konsequent zu steigern, um die Auflösung des Spuks möglichst lang hinauszuzögern.
 
Mit SEAN PATRICK THOMAS hat man einen zugänglichen Helden gefunden, der nie mehr als der Zuschauer weiß. Während die Einheimischen aus Angst vor Konsequenzen wie ferngesteuert agieren, findet Filmfigur Dr. Michael Cayle immer mehr Teile eines Puzzles, die am Ende ein plausibles Ganzes ergeben. Für den Zuschauer ergeben jedoch viele Gegebenheiten im Film kaum Sinn, denn Autor JOHN DOOLAN hat Logik aus dem Drehbuch verbannt. DEEP IN THE DARKNESS strotzt nur so vor Unklarheiten und Plotlöchern. So will nicht einleuchten, warum in Ashborough weder Handyempfang noch Kabelfernsehen existiert, aber problemlos im Internet gesurft werden kann. Zudem bleibt die Frage ungeklärt, wie sich die Gemeinde selbst versorgt, wenn doch niemand die Stadt verlassen darf. Wie jedoch ausgerechnet ein Landarzt zu einer Kiste mit hochinfektiösen Killerviren kommt, die er selbstverständlich am Ende im Kampf gegen die fleischgeilen Kreaturen einsetzt, bleibt wohl ein ewiges Mysterium.
 
 
 


 
 
 

DEEP IN THE DARKNKESS – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Unheimliches Gruselmärchen mit einem Schuss THE DESCENT. Bereits Kult-Autor STEPHEN KING erkannte das Grusel-Potenzial amerikanischer Kleinstädte, in denen meist nicht alles so friedlich scheint, wie man es auf den ersten Blick vermuten würde. In vielen seiner Horrorgeschichten, versteckt sich das Grauen hinter der friedliebenden Fassade ländlicher Gemütlichkeit. Genau jene Richtung schlägt auch COLIN THEYS mit seinem DEEP IN THE DARKNESS ein und bringt nun schon zum dritten Mal Schauermaterial für den amerikanischen Horrorsender CHILLER ins Fernsehen. Sein DEEP IN THE DARKNESS ist ein charmant-altmodischer Grusel-Cocktail, der sich von Filmen wie THE DESCENT, THE WICKER MAN und ROSEMARIES BABY hat inspirieren lassen. Während der erste Teil der Handlung klassische Gänsehaut-Unterhaltung verspricht und sich das Grauen subtil durch die Geschichte frisst, gibt es in der zweiten Hälfte düsteres und temporeiches Horrorfutter für Fans des Genres. Großes Kompliment gilt hierbei den Schöpfern der Filmmonster, die zwar schlicht, aber durchaus beängstigend durch die Szenerie kriechen. Mit Sicherheit ist DEEP IN THE DARKNESS kein großer Wurf; dennoch hat Regisseur COLIN THEYS überdurchschnittlich gute Horrorunterhaltung gefertigt, die besser ist, als das was einem momentan im Handel als Horror verkauft wird.
 
 
 


 
 
 

DEEP IN THE DARKNKESS – Zensur

 
 
 
DEEP IN THE DARKNKESS ist ein eher zurückhaltendes Schauer-Märchen, das eher von Atmosphäre und Gruselgehalt lebt. Es gibt zu Beginn eine aufgeschlitzte Frau zu sehen und im späteren Verlauf eine düstere Operationsszene, in der einer der Kreaturen der Bauch aufgeschnitten wird, um ihr die Geburt mittels Kaiserschnitt erleichtern zu können. Brutal oder sinnlos blutig ist DEEP IN THE DARKNKESS demnach nicht und eine FSK16 vollkommen gerechtfertigt.
 
 
 


 
 
 

DEEP IN THE DARKNKESS – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth (Hellraiser80)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Underneath (2013)
 
The Descent (2005)
 
Needful Things – In einer kleinen Stadt (1993)
 
Beutegier (2009)
 
Humans – Sie haben überlebt (2009)
 
High Lane – Schau nicht nach unten! (2009)
 

Filmreview: „Nothing Left to Fear“ (2013)

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NOTHING LEFT TO FEAR

Story

 
 
 
Ein Pastor samt Familie wagt einen Neuanfang auf dem Land, der allerdings anders verläuft als erwartet. Denn hinter dem ländlichen Idyll des Kleinstädtchens Stull, im Bundesstaat Kansas versteckt sich das abgrundtief Böse …
 
 
 


 
 
 

NOTHING LEFT TO FEAR – Kritik

 
 
 
Beim Gruselhit NOTHING LEFT TO FEAR handelt es sich um den ersten selbst produzierten Horrorfilm des britisch-amerikanischen Rockmusikers SAUL HUDSON, der unter dem Namen SLASH vielen Rockmusikfans noch ein Begriff sein dürfte. In den 80er und frühen 90ern machte er sich als Leadgitarrist der bekannten Heavyrockband GUNS N´ROSES einen Namen und veröffentlichte auch diverse Solo-Alben. 2012 erhielt er auf dem legendären WALK OF FAME einen Stern und gründete im Jahr 2013 seine eigene Produktionsfirma SLASHER FILMS bei der der nun vorliegende NOTHING LEFT TO FEAR entstanden ist. Für den ersten Filmausflug konnte er Nachwuchsregisseur ANTHONY LEONARDI III gewinnen, der bereits an Hollywoodstreifen wie LONE RANGER (2013), WASSER FÜR DIE ELEFANTEN (2011) und RANGO (2011) mitgetüftelt und sogar tatkräftig das Team hinter CABIN IN THE WOODS (2012) mit herrlich grausigen Make-up-Künsten unterstützt hat. Mit NOTHING LEFT TO FEAR gibt er seinen Regieeinstand und das sogar auf ganz schön düstere Art und Weise, wobei einmal mehr erstaunt, was für ein Effekt-Feuerwerk mit gerade einmal drei Millionen US-Dollar Budget abgebrannt werden kann. Großbudgetierte Mainstream-Produktionen sollten sich an Filmen wie NOTHING LEFT TO FEAR ein Beispiel nehmen, denn LEONARDI beweist, dass man auch mit kleinem Geld gute Effekte auf die Beine stellen kann, insofern man die Kosten nur halbwegs im Blick behält und ein gewisses buchhalterisches Gespür entwickelt. Die letzte halbe Stunde seines Debüts verliert sich in einer waschechten Pixel- und CGI-Effekteschlacht, der man zu keiner Minute ansieht, dass hier eigentlich auf Sparflamme geköchelt werden musste. Hier zeigt sich, dass LEONARDI bei seinen Arbeiten an Blockbustern wie PIRATES OF THE CARIBBEAN – AM ENDE DER WELT (2007) und CONSTANTINE (2005) eine Menge Erfahrung gesammelt haben muss, die nun seinem ersten eigenen Spielfilm zugute kommt.
 
Atmosphäre steht bei NOTHING LEFT TO FEAR an oberster Stelle – im Horrorfilm der letzten Zeit war diese ja wahrlich zu kurz gekommen. Schaufreudiges Splattergematsche sucht der Zuschauer hier vergebens, so dass die von der MPAA erteilte Rated R-Freigabe nicht allzu sehr auf die Goldwaage gelegt werden sollte. NOTHING LEFT TO FEAR dreht sich um Pastor Dan (JAMES TRUPPER), der mit seiner Frau und den drei lebenslustigen Kids von der hektischen Großstadt hinaus ins idyllische Stull in Kansas zieht. Tochter Rebecca (REBEKAH BRANDES) findet schnell Gefallen am friedlichen Kleinstadtleben. Kein Wunder, verguckt sch das kesse Mädchen doch Hals über Kopf in den geheimnisvollen Schönling Noah (ETHAN PECK) und bemerkt leider viel zu spät, dass die Bewohner des Ortes mit den Zugezogenen ganz eigene Pläne hegen. Im Visier der Gemeinde steht die jüngste Pastorentochter Mary (JENNIFER STONE), die entführt und Teil eines okkultem Rituals wird. Natürlich endet das Vorhaben der Ortsansässigen für die neue Familie im Desaster. Mary wird von einer dämonischen Macht befallen, wandelt fortan mit weit aufgerissenem Schlund durch die Straßen des Städtchens und besitzt nur ein Ziel: die eigene Familie zu opfern. Denn glaubt man den Erzählungen, soll sich in Stull eines der sieben Tore zur Hölle befinden, das nach dem Blut der Unschuldigen giert.
 
Neu ist die Geschichte von der geheimnisvollen Kleinstadt und den noch geheimnisvolleren Sekten-Bewohnern wahrlich nicht. Der wohl bekannteste Vertreter dieser Gattung dürfte vermutlich die Videospielverfilmung SILENT HILL aus dem Jahre 2006 sein, die im direkten Vergleich zwar vollkommen andere Wege geht, NOTHING LEFT TO FEAR jedoch nicht unähnlich ist. Vor allem den gelungenen visuellen Effekten dürfte es zu danken sein, dass dem Zuschauer nicht nur einmal die sehenswerte Filmadaption des KONAMI-Gruseltrips ins Gedächtnis kommen dürfte. Das Böse manifestiert sich in Mary als eine Art dunkler Schleim und schwärzlicher Schimmelbefall, der alles und jeden bedeckt und auszehrt, der von dem leidgeplagten Mädchen berührt wird. Ähnlichkeiten zur Parallelwelt des SILENT HILL-Universum sind unverkennbar, wobei sich der Zuschauer spätestens im Finale in einer Kirche im KONAMI´schen Gruselrausch wähnen dürfte. Das überzeugt nämlich nicht nur mit schauriger Stimmung und einer unbequemen Atmosphäre, sondern verwandelt die ohnehin schon vom Zerfall bedrohte Mary in eine grausig-mutierte Kreatur, welche die Wände des Gotteshaus mit ihren Schimmelkulturen akkurat dekoriert. Leider bleibt NOTHING LEFT TO FEAR trotz der beunruhigenden visuellen Effekte nicht frei von Ungereimtheiten. Trotz des langsamen und stimmigen Aufbaus bleiben am Ende doch einige Fragen ungeklärt. Die Tatsache trübt den eigentlich hervorragenden Gesamteindruck, wobei natürlich Fans von subtilen Schauerstreifen auf jeden Fall zur Sichtung geraten sei. NOTHING LEFT TO FEAR kommt fast gänzlich ohne Blut aus und hält zumindest für weniger erfahrene Horrorfans einige überraschende Wendungen parat. Wer jedoch im Genre bewandert ist, weiß recht schnell wie der Hase hoppelt. Auch wenn Regie-Newcomer ANTHONY LEONARDI III mit seinem ersten Grusler nicht das Rad neu erfunden hat, ist sein Film in Zeiten ultra-derber Folterstreifen eine regelrechte Wohltat.
 
 
 


 
 
 

NOTHING LEFT TO FEAR – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Gelungenes CGI-Gewitter in einem Independent-Horrorfilm? Ja, das gibt’s und zwar in NOTHING LEFT TO FEAR – ein wunderbar altmodisches Gruselmärchen, mit tollen Effekten und Gänsehaut-verursachender Schauerstimmung, das überraschenderweise gänzlich ohne foltergeile Gewalt auskommt. Für Liebhaber zurückhaltender Horrorfilme Pflichtprogramm!
 
 
 


 
 
 

NOTHING LEFT TO FEAR – Zensur

 
 
 
NOTHING LEFT TO FEAR ist ein Beitrag für Fans subtiler Horrorstreifen. Blut gibt hier kaum zu sehen – Gewalt ebenfalls nicht. Dennoch ist NOTHING LEFT TO FEAR in Deutschland erst für 16-jährige erhältlich. Die hiesige Fassung ist aber ungeschnitten. Die deutsche Heimkinofassung ist aber kurioserweise erst ab 18 Jahren freigegeben.
 
 
 


 
 
 

NOTHING LEFT TO FEAR – Deutsche Blu-ray

 
 
 
Nothing left to Fear (Blu-ray)

(c) Splendid Film

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Nothing Left to Fear; USA 2013

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Niederländisch

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 101 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung) – Film eigentlich ab 16

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Trailershow

Release-Termin: 31.01.2014

 
 
 

Nothing Left to Fear [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

NOTHING LEFT TO FEAR – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Silent Hill: Revelation (2012)

Silent Hill (2006)

Needful Things (1993)

Filmreview: „Rites of Spring“ (2011)

"Rites of Spring" (2011) - Filmplakat, Filmcover
 
 
 

Rites of Spring

Story

 
 
 
Auf dem Weg nach Hause werden Rachel und ihre beste Freundin von einem unbekannten älteren Mann überwältigt und in eine abgelegene Scheune irgendwo am Rande der Stadt verschleppt, wo sie unfreiwilliger Weise Opfer eines seltsamen Rituals werden. Zeitgleich am anderen Ende der Stadt: Ben und seine Freunde planen den ganz großen Coup. Sie wollen die Tochter eines wohlhabenden Industrie-Hais entführen und für selbige ein ordentliches Lösegeld kassieren. Doch das Vorhaben misslingt und die 5 Freunde stoßen bei der erhofften Lösegeld-Übergabe auf die verstörte Rachel, die sich zwar aus den Fängen ihres Peinigers befreien konnte, dafür aber von einer beängstigenden Wesen verfolgt wird, das nur ein Ziel kennt: töten!
 
 
 


 
 
 

Rites of Spring – Kritik

 
 
 
Schon einmal Raufbold „Jason“ aus dem Kult-Klassiker „Freitag der 13.“ im Filmuniversum eines „Texas Chainsaw Massacre“ gesichtet, der aufgrund von „Kinder des Zorns“-ähnlichen Beweihräucherungen zurück ins Lebens gerufen wird und so sein Töten im Stil eines „Jeepers Creepers“ fortführt ? Wenn nicht, dann sollten sich findige Filmfreunde einmal den Horrorthriller „Rites of Spring“ zu Gemüte führen, denn dieser Schocker schaut wahrlich so aus, als hätte man zig bekannte Horrorfilme in einen Topf geworfen, aufgekocht und als köstlich aufgewärmtes Mahl noch einmal neu aufgetischt. Was sich eigentlich vollkommen bescheuert und überaus grotesk liest, wirkt dennoch in der Umsetzung erstaunlich homogen und überraschenderweise wie aus einem Guss. „Rites of Spring“ beginnt wie jeder typische 08/15 Backwood-Horrorfilm, der den Zuschauer versucht mit ekligen Folterquark bei Laune zu halten, doch schnell wird klar, dass Regie-Neuling Padraig Reynolds weit mehr auf den Kasten zu haben scheint, als NUR altbekannte Genre-Regeln und Horror-Klischees uninspiriert und gedankenlos neu zu recyclen.
 
„Rites of Spring“ entpuppt sich als traditionelles Monsterkino wie es im Buche steht. Schnörkellos, konsequent und erfreulicherweise richtig spannend. Das Tempo ist straff, die Kills deftig und das düster-dreckige Setting überzeugend. Trotzdem, hier ist nicht die Art und Weise Programm, mit der das mysteriöse Wesen zur Tat schreitet, sondern die Vorgehensweise mit welcher Regisseur Padraig Reynolds sein Geschichte schildert. Die Erzählweise seines „Rites of Spring“ lässt sich schon als arg seltsam betiteln, denn Reynolds lässt quasi zwei scheinbar vollkommen unterschiedliche Story-Zweige unabhängig voneinander parallel Revue passieren und knüpft diese gegen Ende hin virtuos zusammen. Während zu Beginn altbekannter Backwood-Horror die Geschehnisse prägen, mutiert „Rites of Spring“ gegen Filmmitte zu einen schweißtreibenden Entführungsthriller, der sich am Ende als knüppelharter Slasher-Flick-Flack entlädt. Unterhaltsam ist das allemal, gerade weil Reynolds es immer wieder schafft, gänzlich entgegen der Erwartungen des Zuschauers vollkommen falsche Fährten zu legen, die den Film immer wieder in eine ganz andere Richtung drängen. Auch fügen sich die Übergänge so unverhofft stimmig ineinander, dass man als Horrorfilmfreund wohlwollend die Arme ineinander verschränken und genüsslich dem munteren Treiben auf der Mattscheibe beiwohnen darf. Auch wenn Reynolds Film für ein Debüt-Werk beachtlich sehenswert ausgefallen ist, so kann er dennoch nicht vertuschen, dass der Zuschauer im Verlauf der Gegebenheiten mit einer Menge mysteriöser Zufälle konfrontiert und am Ende mit einer Menge Fragen allein zurückgelassen wird. Der Film bricht nach dem letzten Fight mit dem geheimnisvollen Wesen abrupt ab und liebäugelt als offenes Ende getarnt, vermutlich mit einer anschließenden Fortsetzung, die aufgrund der hervorragenden Machart von „Rites of Spring“ auf jeden Fall wünschenswert wäre!
 
Was will der Horrorfilmfreund denn mehr? „Rites of Spring“ ist spannend, blutig und gut durchdacht. Auch wenn einige Umstände schon etwas arg aufgezwungen-konstruiert wirken, kann man Nachwuchregisseur „Padraig Reynolds“ nicht vorhalten, einen x-beliebigen Horrorfilm gedreht zu haben, der sich wie so oft zu uninspiriert diverser Klassikern seines Genres bedient und den Zuschauer damit zu Tode langweilt. Sicher erkennen Filmfreunde sofort diversen Parallelen und Gegebenheiten aus bekannten anderen Filmen seiner Art. Dennoch, anstatt Filmfans erneut wieder nur mit belanglosen und klischeebeladenen Folter-, Backwood- oder Slasherfilm zu quälen, stibitzt Reynolds einfach die besten Zutaten aus besagten Subgenres und kreiert sie zu etwas ganz eigenem. Selten hat ein derart haarsträubender Cocktail aus diversen Subgenres und Horrorelementen zu gut harmoniert wie in „Rites of Spring“. Kein Wunder, munkelt man in der Filmszene, dass „Jeepers Creepers“-Erfinder „Victor Salva“ an dieser kleinen souveränen Indie-Produktion mit beteiligt gewesen sein soll. Und so verwundert es letztendlich auch kaum einen Horrorfilmfan, dass das seltsame Wesen in „Rites of Spring“ mit all seinen grotesken Abartigkeiten sehr an das Wesen aus Salvas „Jeepers Creepers“ erinnert.
 
 
 


 
 
 

Rites of Spring – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Man nehme etwas „Freitag der 13.“ kombiniere es mit „Jeepers Creepers“, würze es mit „Children of the Corn“ und garniere es zu „Texas Chainsaw Massacre“ – Klingt zwar geschmacklos, ist aber wirklich sehr sehr lecker!
 
 
 


 
 
 

Rites of Spring – Zensur

 
 
 
Sicherlich werden in „Rites of Spring“ Köpfe gespalten und Gliedmaßen abgetrennt, dennoch die optischen Grausamkeiten halten sich ersichtlich in Grenzen und der Film zelebriert auch kein Gorefest der Sonderklasse. Die optischen Leckereien sind rar gesät und haben dafür gesorgt, dass dieses Filmchen unbeschadet die FSK mit einer ungeschnittenen „Keine Jugendfreigabe“ passieren durfte.
 
 
 


 
 
 

Rites of Spring – Trailer

 
 
 


 
 
 

Hellraiser80

 
 
Ähnliche Filme:
 
 
Children of the Corn – Genesis (2011)

Mask Maker (2010)

Madison County (2011)