Filmkritik: „Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale“ (2020)

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BLOODY HELL – ONE HELL OF A FAIRY TALE

(BLOODY HELL)

Story

 
 
 
Ein Ex-Knacki im Urlaub gerät in die Hände einer äußerst unangenehmen Familie mit mysteriösen Beweggründen

 
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Kritik

 
 
Der australische Drehbuchautor und Regisseur Alister Grierson zeichnet sich bereits für diverse Werke wie „Sanctum“ oder „Kokoda“ verantwortlich, doch weder eine Comedy, noch einen allzu brutalen oder gar splatterigen Film hat er bisher inszeniert – umso erfreulicher also, dass „Bloody Hell“ nach langer Zeit mal wieder als Punktlandung im Bereich des reinen Unterhaltungsfilms zu sehen ist, da hier ohne Kompromisse, unnütze Dramaturgie oder totgeguckte Klischees ein höchst charismatischer und spannender Protagonist präsentiert wird, dessen innerer Monolog am laufenden Band Spaß macht, so aussichtslos die Situation auch wirkt. Aber der Reihe nach:
 
 

„In some versions you’re The Dark Knight, in others you’re The Joker!“

 
 
Nach einem atmosphärischen und gut fotografierten Opener im finnländischen Wald geht es zu gezupfter Countrygitarre nach Idaho, wo ein junger, gutaussehender Mann in der Bank ansteht, um „Maddy“, die hübsche Bankangestellte, zu sprechen. Die Rede ist von Rex, unserem von Ben O’Toole verkörperten Protagonisten, vermutlich in der bisherigen Rolle seines Lebens. Zackig geschnitten, professionell inszeniert und kurzweilig wird nun erzählt wie bewaffnete Bankräuber das Gebäude stürmen, Ben in Selbstjustiz alle davon fertigmacht, dafür als Held gefeiert wird, aber auch 8 Jahre ins Gefängnis kommt. Seines zweifelhaften Ruhms überdrüssig entscheidet er kurzerhand nach Finnland zu ziehen, um dort neu anzufangen.
 
 

„Fee Fi Fo Fum – I smell the blood of an American. May he alive, or may he dead, I grind his bones to make my bread.“

 
 
Direkt am Flughafen trifft Rex auf mehrere, ältere Finnen die irgend etwas unverständliches nuscheln, ihn merkwürdig beäugen und seine Paranoia auslösen, doch ein beruhigendes Selbstgespräch auf der Toilette später hat sich unser vermutlich nur überreagierender, PTSD- geplagter Protagonist genug beruhigt, um in den Flieger zu steigen. Jedes dieser Selbstgespräche zwischen Rex und seinem inneren Ich wird dabei durch technisch einwandfreie Szenen inszeniert, in denen O’Toole zweimal zu sehen ist und flüssig auf sich selbst reagiert, mit sich selbst diskutiert. Und so, durch einen Betäubungsgasangriff, ohne auch nur die kleinste Verschnaufpause, gelangen wir also nach weniger als 20 Minuten bereits nach Finland, wo Rex in einem dreckigen, schick beleuchteten Keller von der Decke baumelt und seinen rechten Unterschenkel vermisst…
 
 
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Wie so oft bei guten, überraschenden Filmen soll auch an dieser Stelle gar nicht weiter erzählt werden, denn auch wenn weder die Antagonisten, noch das Setting an sich allzu originell oder neu sind, so ist es hier einerseits das „Wie“, andererseits das „Warum“, das in einigen Flashbacks amüsant erzählt wird oder durch bissiges, witziges Writing immer wieder überzeugen kann. Die Selbstgespräche sind super realistisch und schwarzhumorig, die Kamerafahrten durch die Böden, Etagen und Decken des alten Hauses beeindruckend und flüssig, hauptsächlich aber reicht schon O’Toole in dieser sehr ungünstigen Situation beim Hadern mit sich selber, um zu unterhalten.
 
 
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Denn auch wenn mir eine Offenbarung sowie Ausführung jener etwas zu trashig und häufig gesehen ist, wir wenig über die Entführerfamilie erfahren und der Film sich im zweiten Akt mit zu viel Hintergrundgeschichte trotzdem noch etwas ausbremst, so überwiegt in erster Linie die Freude darüber, mal wieder einen charakterbasierten Film zu sehen, der um die Stärke seines Schauspielers und Drehbuchs weiß und darum nicht großartig versucht, mit Gore, Sadismus oder unnötig aneckenden Witzen auf sich aufmerksam zu machen.
 
 
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Was jedoch nicht heißen soll, dass „Bloody Hell“ harmlos wäre, ganz im Gegenteil: So amüsant und schwarzhumorig dieser Film auch sein mag, im der dramatische Kern ist tragisch, glaubhaft und funktioniert, wird gut erzählt und sorgt für mehr als nur die oberflächlichste Unterhaltung. Der Charakterwandel ist interessant nachzuvollziehen und wirkt nie zu aufgesetzt und auch wenn der Film es nie nötig hat, unbekannte Nebencharaktere für Gore-Einlagen zu töten, so ist der Gore, der dann später aufkommt, absolut schonungslos, wunderbar handgetrickst und geradezu kathartisch zu nennen. Man liest es schon raus, ich war höchst amüsiert von und zufrieden mit „Bloody Hell“: Trotz wenigen Settings und „kleiner“, simpler Story wurde hier ein großartig galliges, von vorne bis hinten frisches und spaßiges Script auf höchst brutale, clevere, sympathische Weise konsequent umgesetzt. Mit einem fantatischen Hauptdarsteller in einer auf ihn zugeschnittenen Rolle, spitzen Dialogen, höchst witzigen Galgenhumor-Einlagen, nicht zu unterschätzenden, brutalen Mini- Massakern und fast perfektem Pacing. Wäre ein Charakter ausgetauscht, eine Szene etwas umgeschrieben, ich wäre bei ganzen 8/10 Punkten, so aber schrappt der Film ganz knapp daran vorbei.
 
 
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BLOODY HELL – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Bitterböse, witzige, sarkastische, höchst kurzweilige Comedy mit deftigen Gewalteinlagen, tragischer Backstory und fantastischer Performance von Ben O’Toole.
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale“ ist ungeschnitten und frei ab 18 Jahren.
 
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Splendid Film (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Splendid Film (2 Blu-rays im Mediabook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Bloody Hell; Australien | USA 2020

Genre: Horror, Thriller, Komödie

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 94 Minuten

FSK: keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im Keepcase | Mediabook

Extras: Making-of, Original-Trailer | zusätzlich im Mediabook: Film „We Summon the Darkness“ auf Blu-ray, 20-seitiges Booklet

Release-Termin: Mediabook | KeepCase: 24.09.2021

 

Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

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BLOODY HELL – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Splendid Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Aggression Scale – Der Killer in dir (2012)
 
Very Bad Things (1998)
 

Filmkritik: „Fatman“ (2020)

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FATMAN

Story

 
 
 
Als hätte der für die Regierung arbeitende Santa Clause nicht schon mit finanziellen Problemen und einer verrohenden Jugend genug Probleme, hetzt ein reicher Junge ihm nun noch einen Auftragskiller auf den Hals, der mit Mister Cringle eine ganz eigene Rechnung zu begleichen hat.
 
 
 


 
 
 

FATMAN – Kritik

 
 
Die mittlerweile über eine Dekade in der Filmbranche tätigen Brüder Eshom und Ian Nelms wagen sich nach ihrem 2004 entstandenen Langfilmdebüt „Squirrel Trap“, mehreren Kurzfilmen, dem Drama „Lost on Purpose“ und dem Mysterythriller „Small Town Crime“ erstmalig an eine genrelastigere, größere Produktion mit bekannten Namen und 20 Millionen Budget – doch größer heißt nicht immer besser und ein Starcast verspricht nicht immer einen guten Film – hat sich der Sprung zum Mainstream also gelohnt?
 

„Bring home the blue, Billy!“

 
Inmitten eines Schneesturms begrüßt Mel Gibson als Santa Clause den Zuschauer direkt im festlich anmutenden Menü, dessen Soundtrack gekonnt den Spagat zwischen Country/Western-Klängen und frohlockender Weihnachtsstimmung wagt. Das „Naughty or Nice“-Buch in seiner Hand weist direkt auf die Geschichte hin, der Film selber beginnt in einem schneebedeckten, kaminroten Haus, in dem der junge, reiche, verwöhnte Billy Wenan (Chance Hurstfield, den man aus „Good Boys“ kennen könnte) einen Brief an Santa schreibt und im schleifenübersäten Anzug von seiner Oma an die Preisausschreibung in der Schule erinnert wird.
 

„All I have is a loathing for a world that has forgotten.“

 
Schnitt und wir begegnen Santa Clause, der in diesem Film wunderbar bodenständig und „realistisch“ dargestellt wird, einen Deal mit der Regierung hat und sich während seiner Schießübungen mit seiner Frau (Marianne Jean-Baptiste) über die fehlende Finanzierung und aussichtslose Lage unterhält – mehr und mehr Kinder und Jugendliche werden nämlich straffällig und verdienen zu Weihnachten nicht mehr als ein Stück Kohle. Der letzte wichtige Charakter im Bunde ist nun der von Walton Goggins verkörperte Auftragskiller „Skinny Man“, der scheinbar regelmäßig Aufträge von Billy annimmt, so entführt er z.B. auch die diesjährige Gewinnerin des Schulwettbewerbs, damit Billy ihr in einer überraschend garstigen Szene mit Starkstromfolter per Autobatterie drohen kann – womit die Tonalität des Films auch nach etwa 20 Minuten bereits anschaulich vorgestellt wurde.
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Denn auch wenn die deutsche Blu-ray ein bleihaltiges Finale verspricht und damit auch nicht lügt, so ist „Fatman“ in erster Linie ein schwarzhumoriger Quasi-Weihnachtsfilm der von markanten Charakteren und leicht grotesken Situationen lebt, und kein Actionfilm. Die letzten 20 Minuten bestehen dabei zwar in der Tat aus ansprechend inszenierten Schießereien mit außergewöhnlichem Setting und befriedigenden Konfrontationen, doch bis dahin folgen wir tatsächlich „nur“ den beiden hauptsächlichen, sehr leicht nacherzählten Plotpoints: Santa, seine Frau und Elfen haben finanzielle Probleme und gehen darum einen Deal mit dem Militär ein, Billy ist unzufrieden mit seinem Weihnachtsgeschenk und hetzt darum den Skinny Man auf Santa.
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Das klingt vielleicht ermüdend simplistisch für rund 80 Minuten Unterhaltung vor der eigentlichen Auseinandersetzung der beiden, doch tatsächlich sind Writing und Schauspiel hier unterhaltsam bis kurios genug, damit sich nie Langeweile einstellt – Mel Gibson mimt einen überzeugenden, verbitterten aber trotzdem nicht wortkargen oder anstrengenden Santa Clause und Walton Goggins, bei Gott, dieser Mann versteht es einfach aufs Beste einvernehmlich einzigartige Charaktere zu verkörpern, die amoralisch und prinzipiell unsympathisch sind, aber durch sein Charisma, die Wortwahl – und auch Mode – doch ans Herz wachsen. Zynische, unschuldige Leute auf seinen Weg umbringende Auftragskiller hat man dabei sicherlich schon öfter gesehen, doch selten mit langer Schneejacke, Weihnachtstick und minderjährigen Auftraggebern.
 

„Captain, we’ve discovered the most efficient and productive way to eat is simple carbs and sugars, six times a day.“

 
Ohne den weiteren Verlauf, die amüsanten Szenen und Verknüpfungen zwischen Militär, Chris Cringle, den Elfen und dem Skinny Man also spoilern zu wollen, bleibt nur noch das stets gewitzte und passende Editing zu loben, so wie der Mal groovige und zur Autofahrt-Montage passende, dann wieder mit Geigen und Trommeln Spannung erzeugende Soundtrack. Und wer ob des Weihnachtsfaktors abgeschreckt oder zugeneigt ist, dem sei so oder so eine Entwarnung gegeben: Der Film hält perfekt die Waage und schafft es trotz Blutvergiessens „wholesome“ und sympathisch zu sein; spielt in etwa von November bis Januar des nächsten Jahres, benutzt liebevoll „Carol of the bells“ und andere klassische Weihnachtsstücke, spielt das saisonale Setting aber nie als übertriebenes Gimmick aus. Etwas mehr Straffung und ein oder zwei Zwischenszenen weniger hätte „Fatman“ definitiv gebrauchen können, auch bleibt der Plot von einem gewissen Zeitpunkt an recht überraschungsarm und das Finale kann in seiner Unentschlossenheit bzw. vorgegaukelten Härte ebenfalls den Gesamteindruck trüben – doch als frecher, relativ origineller, post(?)moderner Weihnachtsfilm mit einer verdammt spaßigen Performance von Goggins sowie einer handvoll selten so kombinierter Ideen taugen diese 100 Minuten allemal.
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FATMAN – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Unterhaltsamer, witziger, blutiger Killer vs. Santa-Film mit ungeahnten Plotpoints und spielfreudigem Walton Goggins. 7/10 und 3.5/5 Zuckerstangen*
 
(*Die Zuckerstangenskala gilt zur Anzeige der Weihnachtlichkeit des Films in Sachen Sets, Handlung, Dialog, Mode, Thematik, Musik, Dekoration und Stimmung)
 
 


 
 
 

FATMAN – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Fatman“ ist ungeschnitten und für Zuschauer ab 16 Jahren geeignet.
 
 
 


 
 
 

FATMAN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Splendid Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Fatman; Großbritannien | Kanada | USA 2020

Genre: Thriller, Action, Fantasy, Komödien

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.40:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 100 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase mit Wechselcover

Extras: Trailer, B-roll, Featurettes, Interview mit Mel Gibson

Release-Termin: KeepCase: 26.02.2021

 

Fatman [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

FATMAN – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Splendid Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Better Watch Out (2016)
 
Becky (2019)
 
The Aggression Scale – Der Killer in dir (2012)
 
A Christmas Horror Story (2015)
 
Bad Santa (2003)
 

Filmkritik: „Cadillac Man“ (1990)

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CADILLAC MAN

Story

 
 
Joey (Robin Williams) verdingt sich als Autoverkäufer in Queens, New York und hat gerade ganz gewaltig die Scheiße am Schuh. Sein Boss bedroht seine Karriere im Geschäft mit immer neuen, tafferen Nachwuchsverkäufer-Großmäulern, die deutlich jünger als er sind, seine geschiedene Frau quält ihn mit eingeforderten Unterhaltszahlungen für die von zuhause abgehauene Tochter und zwei Geliebte wollen auch noch finanziert werden. Als Joeys Vertrag durch eine Erfolgs-Deadline so gut wie verloren ist und auch noch ein örtlicher Mafioso sein Darlehen zurückfordert, wird seine Filiale plötzlich zum Schauplatz einer Geiselnahme…

 
 
 


 
 
 

CADILLAC MAN – Kritik

 
 
Diese bitterböse schwarze Komödie, damals in Europa deutlich besser angekommen als in ihrer US-amerikanischen Heimat, ist besonders eines: Ein echter New-York-Film. Man kennt solche akkurat beobachteten und überspitzt auf die Leinwand gebrachten Drehbuch-Momentaufnahmen aus dieser einzigartigen Metropole der Metropolen natürlich von Meistern wie Woody Allen oder dem leider bereits verstorbenen Sidney Lumet. CADILLAC MAN atmet aber jene gleiche Luft von sinnloser Hektik, jederzeit zuschlagen könnender Tragik und humorvoll-zynischer Lebensbewältigung, die der Zuschauer von NYC-Filmen kennt und im Idealfall auch liebt.
 
 
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Ein Szenario wie CADILLAC MAN, sehen wir hier doch de facto die Gefährdung von Leben durch einen bewaffneten Geiselgangster, der selbst am Ende seiner Kräfte steht und nicht mehr weiter weiß, lebt von seiner Besetzung. Die muss vollends authentisches Lokalkolorit bieten und nicht zuletzt durch die – in breitem „New Yawk“-Dialekt vorgetragenen, nein, rausgeschossenen – Dialoge überzeugen. Hier funktioniert das Ganze perfekt. Allein das Casting von Fran Drescher (drei Jahre vor ihrem Durchbruch als DIE NANNY) als eine von Joeys Liebschaften – die andere, nicht weniger toll, Lori Petty, – ist schlicht ein Geniestreich. Einen fieser-näselnden Queens-Akzent als die trashige Frannie hat allerhöchstens noch Donald Trump und der ist hier gottseidank nicht an Bord. Tim Robbins als verzweifelter Gangster zeigt einmal mehr, wie wandlungsfähig und talentiert er ist und die kleineren Rollen, etwa die kotzbrockigen Mafia-Visagen, sind mitten aus dem Big-Apple-Leben gegriffen und könnten auch bei Martin Scorsese mitspielen.
 
 
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Und dann ist da der Star des Films: Robin Williams hat sein Leben lang darunter gelitten, auf hyperaktive, von-null-auf-hundert-in-drei-Sekunden explodierende Kasperrollen festgelegt zu sein, für die er zugegebenermaßen weltberühmt geworden war. CADILLAC MAN gehört zu seinen gänzlich anders angelegten Leistungen als Schauspieler. Leistungen, die er, bei aller Komik, auch nuanciert und mit einem gewaltigen Batzen gebrochener Lebensmüdigkeit auf Zelluloid verewigt. So sind es Filme wie CADILLAC MAN oder TÖTET SMOOCHY (2002), an denen sich der sensible Starkomiker festhalten konnte, wenn die Depression über seine Wahrnehmung durch das Publikum wieder die Oberhand gewinnen wollte. Leider hat das am Ende nicht gereicht.
 
 
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CADILLAC MAN – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Robin Williams nimmt uns nicht mit im Cadillac. Er katapultiert uns in eine Achterbahn aus tiefschwarzer Komik, die nicht selten übelkeiterregende Loopings nachvollziehbar emotionaler Verzweiflung schlägt. CADILLAC MAN ist ein bitterböser New Yorker Seitenhieb auf den neurotischen US-Kapitalismus, an dessen Ende nicht mehr wirklich klar ist, ob der Erfolg nur durch Fleiß und Ellenbogeneinsatz oder doch durch die Unberechenbarkeit des Schicksals zu erreichen ist. Toller Film, der eine Wiederentdeckung lohnt.
 
 


 
 
 

CADILLAC MAN – Zensur

 
 
 
CADILLAC MAN hatte nie Probleme mit der FSK. Ob im Kino, auf VHS und auf DVD – der Streifen war stets frei ab 16 Jahren und ungeschnitten. Das hat sich auch bei der nun erhältlichen Blu-ray nicht geändert. Pünktlich zum 30. Jahrestag hat der Anbieter WICKED VISION den Streifen neu auf Blu-ray aufgelegt. Sammler und Filmfans können die schwarze Komödie im Webshop der WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH kaufen. Anders als im Handel bekommt man dort hin und wieder bei Bestellungen Goodies mit ins Paket gesteckt.
 
 
 


 
 
 

CADILLAC MAN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked Vision (Scanavo Box – Limitiert auf 1000 Stück)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN

Originaltitel: Cadillac Man; USA 1990

Genre: Komödien, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 98 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Scanavo Box mit Wendecover

Extras: Audiokommentar mit Reggiseur Roger Donaldson, Bildergalerie, Deutscher Trailer, Originaltrailer, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach, DVD-Fassung des Films

Veröffentlichung: Scanavo Box: 29.05.2020

 
 

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Cadillac Man (30th Anniversary Edition) [Blu-ray + DVD] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

CADILLAC MAN – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Die Rechte aller verwendeten Bilder und fürs Packshot liegen bei WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH | Donau Film)

 
 
 
Ähnliche Filme:
 
Tötet Smoochy (2002)
 
Car Dogs (2015)
 

Filmkritik: „The Greasy Strangler“ (2016)

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THE GREASY STRANGLER – DER BRATTFETT-KILLER

(THE GREASY STRANGLER)

Story

 
 
 
Die Beziehung von Vater Big Ronnie (MICHAEL ST. MICHAELS) und seinem Sohn Big Brayden (SKY ELOBAR) gerät aus den Fugen, nachdem eine Frau in die Leben der beiden einfällt und ein Killer im Viertel die Runde macht.

 
 
 


 
 
 

THE GREASY STRANGLER – Kritik

 
 
 
In Zeiten, in denen im Horror-Genre offenbar nur noch recycelt wird, dem großen Hollywood sowieso die Ideen ausgehen und man im Privatfernsehen ausschließlich gescripteten Reality-Kram vorgesetzt bekommt, tun Filme wie THE GREASY STRANGLER Not. Filme, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Irgendwo zwischen Arthouse, Trash und Groteske wird dem Zuschauer hier filmischer Irrsinn geboten, für den man unbedingt gewappnet sein sollte. Wer hier einen Film nach klassischem Aufbau erwartet, wird zügig eines Besseren belehrt. Der Streifen besitzt weder Spannungsbogen, noch glaubhafte Interaktionen oder gar Sympathieträger in der Besetzung. Stattdessen werden Geschmacklosigkeiten am laufenden Band serviert und die stets gleichen Szenenverläufe abgespult. Rein gar nichts macht hier Sinn. Das dürfte bei den meisten Zuschauern auf Unverständnis stoßen – ist aber so gewollt, denn in diesem schwer kategorisierbaren Film soll cineastische Anarchie regieren. Wer sich demzufolge auf dieses Sammelsurium der Skurrilitäten einlässt und für knappe 90 Minuten den Verstand ausschaltet, könnte einen der abgefahrensten Filme des Jahres 2016 zu sehen bekommen. Letzterer, der Verstand, ist hier ohnehin überflüssig, denn THE GREASY STRANGLER furzt sprichwörtlich auf Konventionen und sorgt mit seinem schwarzen Humor und Bekenntnis zum Bad Taste für allerhand Schmunzler. Das haben auch die Zuschauer des FANTASY FILMFEST 2016 erkannt, wo der Streifen seine Deutschlandpremiere feierte und dort gerade wegen seiner schräg-sonderbaren Machart von der Mehrheit des Publikums wohlwollend angenommen wurde. Offenbar haben die Macher mit ihrem sonderbaren Filmexperiment genau den Nerv gelangweilter Filmnerds getroffen. Anders lassen sich wohl die vielen Lobeshymnen im Netz nicht erklären, die THE GREASY STRANGLER (zu Deutsch: DER SCHMIERIGE WÜRGER) sogar von alteingesessenen Cineasten erhalten hat.
 
 
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Von ranzigem Frittenfett und übergroßen Monster-Penissen. In THE GREASY STRANGLER leben Vater und Sohn so in den Tag hinein. Sie verdienen sich den Lebensunterhalt damit, Touristen durch Los Angeles zu lotsen und an den meistberüchtigten Discotheken Halt zu machen. Doch die tägliche Routine wird von einer Begegnung mit Folgen gestört. Bei einer dieser Führungen ist nämlich die wissbegierige Janet (ELIZABETH DE RAZZO) am Start. Die interessiert sich nicht nur für die Clubs und Diskos erwähnter Großstadt, sondern hat auch bald ein Auge auf den Guildo-Horn-gleichen Reiseführer Big Brayden geworfen. Das will dem eifersüchtigen Vater so gar nicht gefallen. Der sieht seine tägliche Ration Frittiertes in Gefahr, die vom Sohnemann höchstpersönlich allabendlich auf den Tisch gebracht wird. So versucht Vater Big Ronnie dem Sohn das Mädchen auszureden. Als das nicht funktioniert, müssen schärfere Geschütze ausfahren werden. Der knöchrige Eigenbrötler dreht den Spieß einfach um und versucht die Aufmerksamkeit der attraktiven Schönheit für sich zu gewinnen. Doch der groteske Konkurrenzkampf zwischen Vater und Sohn ist bald das kleinere Übel. In der Gegend treibt derweil ein mit Fett besudelter Killer sein Unwesen. Der erwürgt seine Opfer mit kräftiger Hand und versetzt das Viertel in Angst und Schrecken. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Bis Einzelgänger Big Brayden eine waghalsige Vermutung aufstellt und sein bis dato geregeltes Leben auf den Kopf stellt.
 
 
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Was es nicht alles gibt. Schaut man sich nämlich die Produzentenliste genauer an, fällt ein bekannter Name ins Auge. Kein geringerer als Herr-der-Ringe-Frodo ELIJAH WOOD hat als Geldgeber fungiert. Das ist etwas ungewöhnlich, vor allem auch deshalb, weil der bekannte Schauspieler selbst durch millionenschwere Blockbuster bekannt wurde und nun einen der wohl ungewöhnlichsten Filme der letzten Jahre mitproduziert hat. Absurder Humor wird geboten, der nicht jedermanns Sache sein wird und in seiner teils sinnbefreiten Machart an die vielen Filme des französischen Regisseurs QUENTIN DUPIEUX erinnert. Letztgenannter überraschte zuletzt mit Anti-Filmen wie REALITY, RUBBER oder WRONG COPS (übrigens ebenso gelobte FANTASY FILMFEST-Beiträge) und scharte damit sogar eine kleine Fangemeinde zusammen, die in seinen sonderbaren Werken große Filmkunst sahen. Gleiches trifft irgendwie auch auf THE GREASY STRANGLER zu, der eine faszinierende Aura des Blödsinns entfacht, der man sich leider nicht entziehen kann. Was hier über die Leinwand flimmert ist so unterirdisch, dass man meinen könnte, Gedrehtes käme von einem anderen Planeten. Helge Schneider goes international. Zu sehen gibt es ekelerregende Protagonisten, die entweder nackt frittiertes Essen futtern oder mit einem rosa T-Shirt bekleidet durch die Straßen von Los Angeles watscheln. Dazwischen lauscht man simplen Dialogen und sieht dabei zu wie sich schmierige Typen gegenseitig ins Gesicht furzen. Als wäre das nicht alles bereits grenzwertig genug, baumeln auch noch übergroße Geschlechtsteile vor der Kamera oder reiben sich unästhetische Körper im Liebesakt aneinander. Nein, die gezeigten Bilder in THE GREASY STRANGLER bekommt man so schnell nicht wieder aus dem Kopf und das ist auch gut so. Regisseur JIM HOSKING traut sich zu zeigen, was sonst niemand wagt auf die Leinwand zu bringen. Der Mut das Publikum gegen sich aufzubringen macht THE GREASY STRANGLER besonders und rechtfertigt allein schon die Sichtung dieses ominösen Kinospektakels, das sich keinen Deut darum schert, was der Zuschauer davon hält. Demzufolge sollte man diese Obskurität moderner Filmkunst auch mit einer gehörigen Portion Ironie genießen, denn ein tieferer Sinn erschließt sich zu keinem Zeitpunkt. Wer sich dessen bewusst ist und zelebrierten Irrsinn mit (Bier und) einem Augenzwinkern sieht, wird gut unterhalten werden. Alles andere wäre vertane Zeit.
 
 
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THE GREASY STRANGLER – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Ein absurd-komisches Ekel-Fest für Fans von Kultregisseur QUENTIN DUPIEUX. Dieses skurrile Kinospektakel ist kein Film für Feingeister, Anstandsprediger oder Spaßbremsen. THE GREASY STRANGLER hat all das, was man eigentlich nicht in Kinofilmen sehen will: Hässliche Menschen, geschmacklose Outfits, stumpfsinnige Dialoge und eine sinnbefreite Handlung – Ekelmomente inklusive. Was nach Trash klingt, ist definitiv Trash – hat aber auch etwas von anarchistischer Kunst. Geboten wird eine gerne surreale Bilderflut an Geschmacklosigkeiten, die durchaus eine gewisse Faszination versprüht. Mut zeichnet THE GREASY STRANGER aus. Der Film folgt weder Konventionen, noch ist er an der Meinung des Publikums interessiert. Dieser Streifen folgt eigenen Regeln und das macht ihn interessant. Nichts macht hier Sinn oder entspricht gängigen Sehgewohnheiten. Ein gewisser Experimentiergeist ist da nicht von der Hand zu weisen. Regisseur JIM HOSKING (Segment „G“ in THE ABC’S OF DEATH 2) hat hier einen Antifilm inszeniert, der aber nur aufgeschlossenen Kinogängern zu empfehlen ist. Deshalb sollte man THE GREASY STRANGLER nicht mit der Hoffnung sehen, unterhalten zu werden. Wer das hier erwartet, wird enttäuscht werden. Sehen und wirken lassen, lautet die Devise. Dabei sollte der Kopf aus- und das Spaßzentrum eingeschaltet werden. Nur so wird man an THE GREASY STRANGLER Gefallen finden.
 
 
 


 
 
 

THE GREASY STRANGLER – Zensur

 
 
 
THE GREASY STRANGLER hat kaum blutige Schauwerte zu bieten. Ein paar kuriose Kills gibt es zu sehen, die aber derart grotesk zelebriert werden, dass Schmunzler nicht ausbleiben werden. Weil der Humor doch sehr speziell und derb ist, hat THE GREASY STRANGLER eine FSK16 erhalten.
 
 
 


 
 
 

THE GREASY STRANGLER – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Greasy Strangler; USA 2016

Genre: Komödie, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | 25 Hz

Laufzeit: ca. 93 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wechselcover

Extras: Originaltrailer, Trailershow

Veröffentlichung: 01.06.2016

 
 
 

The Greasy Strangler: Der Bratfett-Killer [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

THE GREASY STRANGLER – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Wrong (2012)
 
Wrong Cops (2013)
 
Rubber (2010)
 

Filmkritik: „The Badger Game“ (2014)

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THE BADGER GAME

Story

 
 
 
Kidnapping mit Hindernissen: Opfer Liam (SAM BOXLEITNER) will nicht mit seinen maskierten Erpressern kooperieren, denn die wollen von ihm Bares. Das führt letztendlich dazu, dass die chaotische Entführung für Täter und Opfer im Desaster endet.
 
 
 


 
 
 

THE BADGER GAME – Kritik

 
 
 
Komödie, Thriller, Folterstreifen oder Drama – zu welcher Gattung Film gehört THE BADGER GAME eigentlich? Bleiben wir einfach dabei, dass dieses schwarzhumorige Stück Independent-Kino von allem etwas beinhaltet, denn in eine Schublade stecken lässt sich der neue Streifen von THOMAS ZAMBECK und JOSHUA WAGNER (Drehbuchautor von MIMESIS – NIGHT OF THE LIVING DEAD) leider nicht. Als „sexy/bloody/violent/comedic thriller“ wurde das Projekt in einer Crowdfunding-Kampagne auf der Internetplattform KICKSTARTER beworben, wo das Regie-DUO 15.000 Dollar von hilfsbereiten Fans sammelte, damit der Film fertiggestellt werden konnte. Überhaupt scheint sich Crowdfunding in den letzten Jahren zu einem rentablen Sprungbrett für ambitionierte Nachwuchsfilmemacher entwickelt zu haben. Denn nur mit Hilfe dieser neuen Finanzierungsmethode konnten mutige (Horror)Filme entstehen, die ohne die Unterstützung spendabler Filmliebhaber wohl nie das Licht der Zelluloidwelt erblickt hätten.
 
 
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Man sollte nie die Rache betrogener Frauen unterschätzen, denn die kann grausam und unberechenbar sein. Mit selbiger hat der gutbetuchte Werbefachmann Liam nicht gerechnet. Der wechselt attraktive Frauen wie Hemden, obwohl die treusorgende Ehegattin zu Haus auf ihn wartet. Auch Alex (AUGIE DUKE aus SPRING) ist eine der vielen Schönheiten im Leben des Womanizers, die aus allen Wolken fällt, als plötzlich von der Ehefrau die Rede ist. Grund genug Rachepläne zu schmieden. Zusammen mit Bruder Kip (PATRICK CRONEN) sowie den beiden Freundinnen Shelly (JILLIAN LEIGH) und Jane (SASHA HIGGINS) schmiedet die Betrogene einen teuflischen Plan. Eine Entführung soll dem triebgesteuerten Casanova einen Denkzettel verpassen. Man will Lösegeld erpressen und dem Macho die Leviten lesen. Kooperiert Liam nicht, soll die Ehefrau vom Doppelleben ihres Mannes erfahren. Leider verlaufen die Dinge anders als erwartet, denn dem Entführten sind die Forderungen egal. Als der dann auch noch aus seinem Gefängnis flieht und ein Fremder von den Plänen der Freunde erfährt, gerät die gut durchdachte Racheaktion außer Kontrolle.
 
 
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Tiermasken im Trailer und auf dem Cover legen die Vermutung nahe, dass hier Home-Invasion-Horror à la YOU’RE NEXT über die Mattscheibe flimmern wird. All jene, die von THE BADGER GAME grausame Metzelmomente erwarten, werden an dieser Stelle vorgewarnt, denn dieser Streifen hat mit jener Art von Filmen nichts gemein. THE BADGAR GAME ist ein zynisches Indie-Erlebnis mit unerwarteten Wendungen und weitaus makabrem Finale. Hier wird das bluttriefende Konzept gängiger Torturwerke über Bord geworfen. Obwohl die Protagonisten des Films immer wieder zum Folterwerkzeug greifen, bleibt unangenehmes Quälen aus. THE BADGER GAME beginnt wie jeder beliebige Folterstreifen. Dennoch distanzieren sich die Macher THOMAS ZAMBECK und JOSHUA WAGNER zügig vom sadistischen Treiben jenes polarisierenden Subgenres. Ihnen war es wichtig die dunkle Seite ihrer Figuren zutage zu fördern. Denn anders als man es anfangs erwarten würde, zeigen die vermeintlich sympathischen Entführer im späteren Verlauf, dass sie nicht weniger gewissenlos sind, als ihr hinterlistiges Opfer. Schauspielerisch ist das gebotene Kammerstück (die Haupthandlung spielt sich in einem dunklen Keller ab) für Low-Budget-Verhältnisse ganz ordentlich. Die Akteure zeigen zur Abwechslung, dass sie was können. In Filmen mit wenig Kapital ist das nicht die Regel. Vor allem im Horrorfilm fließt ein Großteil des wenigen Budgets in handgemachte Spezialeffekte, so dass nicht selten Laiendarsteller engagiert werden müssen, weil sonst das Geld nicht mehr ausreichen würde.
 
 
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THE BADGER GAME zeigt – wenn auch auf schwarzhumorige Weise – wie weit Menschen gehen, wenn schnelles Bargeld lockt. So läuft eine gut durchgeplante Entführung schnell aus dem Ruder und gute Freunde werden zu erbitterten Feinden. Der Zuschauer fungiert als Beobachter und erkennt schnell, dass diese Entführung im Chaos enden wird, handelt es sich doch bei den Tätern nicht um die hellsten Kerzen auf der Torte. Ein Missgeschick jagt das nächste und jeder der Beteiligten erhält am Ende die gerecht Strafe. Spätestens dann darf gelacht werden, ist doch Schadenfreude nun mal die schönste Freude. Trotz Humor und guter Ideen sollte nicht unerwähnt bleiben, dass THE BADGER GAME seine Längen hat. Eine straffere Inszenierung hätte durchaus Wunder bewirkt und das gemeinsame Machwerk der beiden Freunde und Regisseure THOMAS ZAMBECK und JOSHUA WAGNER unterhaltsamer gemacht. So ist THE BADGER GAME trotz Herzblut zwar ein solider Thriller; lang wird man sich an diesem durchwachsenen Genre-Mix nicht erinnern können. Denn dazu ist der Entführungsstreifen einfach zu weit davon entfernt ein guter Film zu sein.
 
 
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THE BADGER GAME – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
Der etwas andere Folterfilm: zynischer Entführungsthriller mit makabrem Ende. THE BADGER GAME beginnt wie jeder andere Folterfilm, schlägt aber schnell eine ganz andere Richtung ein. Die beiden Regisseure THOMAS ZAMBECK und JOSHUA WAGNER überraschen mit bitterbösen Wendungen und sorgen dank schwarzem Humor für schadenfrohe Schmunzler. Leider hat THE BADGER GAME mit erheblichen Längen zu kämpfen. Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn die beiden Regisseure noch einmal das eigene Drehbuch überflogen und einige Dialoge gestrafft hätten. Vor allem im Mittelteil zieht sich die Handlung wie Kaugummi, so dass man die Vorspultaste der Fernbedienung griffbereit halten sollte. Trotz mutigem Richtungswechsel – lang bleibt dieser Film nicht im Gedächtnis. Schade!
 
 


 
 
 

THE BADGER GAME – Zensur

 
 
 
Auch wenn THE BADGER GAME wie üblicher Folterbrei beginnt, die bebilderten Grausamkeiten halten sich in Grenzen. Ein Schädel wird im Off zerschmettert und ein Gesicht wird mittels Gartengerät „verschönert“. Außerdem wird eine Protagonistin erstickt. Hierzulande wird der Film eine FSK16 erhalten.
 
 


 
 
 

THE BADGER GAME – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth

 
 
 
Ähnche Filme:
 
A Simple Plan (1998)
 
Blood Simple – Eine mörderische Nacht (1984)
 

Filmkritik: „Wrong Cops“ (2013)

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WRONG COPS

Story

 
 
 
Officer Duke (Mark Burnham) hat keinen besonders guten Tag. Seine nebenberuflichen Geschäfte laufen schleppend, er trifft auf einen Teenager mit einem ganz grausamen Musikgeschmack und zu allem Überfluss platziert er eine der Kugeln seiner Dienstwaffe versehentlich in einem Nachbarn. Die überschüssige Leiche muss natürlich diskret beseitigt werden, also fordert Duke die Hilfe seiner Kollegen, darunter Officer Rough (Eric Judor) und Officer Sunshine (Steve Little) ein. Die wirklichen Probleme beginnen erst, als sich die vermeintliche Leiche als halbwegs lebendig herausstellt …
 
 
 


 
 
 

WRONG COPS – Kritik

 
 
 
Ein Junge radelt über eine Straße und hält vor einem Polizisten an, der auf ihn wartet. Der Junge entschuldigt seine Verspätung dadurch, dass er noch Kampfsportunterricht hatte und nicht früher da sein konnte. Die Entschuldigung des Jungen ist dem Cop scheißegal, um das feinzüngige Drehbuch zu zitieren. Er greift in eine Tüte, holt eine tote Ratte heraus, die am Bauch mehrmals mit Klebeband umwickelt wurde, und drückt sie dem Jungen in die Hand. Natürlich befindet sich in der Ratte ein Bündel feinstes Gras. In der ersten Szene von WRONG COPS ist die Tatsache, dass ein Beamter und ein Minderjähriger eine dubiose Transaktion über die Bühne bringen, noch das Normalste. Willkommen im Kopf von Quentin Dupieux.
 
Wer bereits einen Film des französischen Kino-Terroristen überstanden hat, dürfte eine ungefähre Vorstellung haben, was ihn in WRONG COPS erwartet. Seine Filme sind genau so schräg und wirr wie die Musik, die er seit einigen Jahren unter dem Alias „Mr. Oizo“ veröffentlicht. Die ersten größeren Wellen in der Filmwelt schlug er mit RUBBER, der selbstverständlich um einen Reifen geht, der ein Bewusstsein entwickelt und auf eine mörderische Hetzjagd geht. In seinem darauf folgenden Stück stellte Dupieux zumindest einen Menschen in den Mittelpunkt und zeigte in WRONG die haarsträubende und rätselhafte Suche eines Mannes nach seinem entlaufenen Hund.
Alle, die mit dem Stil von Dupieux noch nicht vertraut sind, kann man nur schwer auf das vorbereiten, was auf sie zukommt. Ein schmutziger, ausgewaschener und absichtlich schlechter optischer Stil, Bilder die offensichtlich von sturzbetrunken Kameramännern eingefangen wurden, ein mit Zufallsgenerator erzeugter Schnitt und natürlich ein Drehbuch, das dem Ganzen die Krone aufsetzt. Trotzdem ergibt sich aus diesen chaotischen Zutaten ein stimmiger Film, der von einer dichten akustischen Decke aus Mr. Oizos Meisterwerken zugedeckt wird. Die fast immer präsente, pulsierende und eingängige Musik passt unglaublich gut zu Dupieux’ exzentrischem Stil. Und wenn man die Liste der Songs durchgeht und dabei auf Titel wie „Polocaust“, „Camel Fuck“, „Cut Dick“ oder Peehurts“ stößt, weiß man sowieso, wo der Hammer hängt.
 
Der größte Vorzug von WRONG COPS im Vergleich zu seinen Vorgängern ist seine Zugänglichkeit. Während das Gehirn sich bei RUBBER oder WRONG im ständigen Krampf befindet und nicht entscheiden kann, ob es in dem Dschungel aus Worten und Bildern nach einer Bedeutung suchen oder sich der Flut aus Absurdität ergeben soll, macht Dupieux es in WRONG COPS etwas einfacher. Sein neuer Film ist vor allem eins, urkomisch. Die Geschichten der verschiedenen Cops, zwischen denen Dupieux mit einer rastlosen Willkürlichkeit hin- und her springt, machen ihn um einiges dynamischer und unterhaltsamer als beispielsweise WRONG. Unterstrichen wird dies erwartungsgemäß von einem tiefschwarzen und skurrilen Humor.
 
 
 


 
 
 

WRONG COPS – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
WRONG COPS ist die wohl schrägste und schwärzeste Komödie des Jahres. Natürlich ist WRONG COPS nichts für Jedermann. Quentin Dupieux sträubt sich erneut konsequent gegen alles Herkömmliche und dreht seinen Film genau so wie er es in seinem offensichtlich ungesunden Kopf für richtig hält. Das Ergebnis ist ein Werk, das sich genau wie seine Vorgänger fast an der Grenze zum Experimentalfilm befindet und bei vielen Zuschauern auf blankes Entsetzen und vehemente Ablehnung stoßen dürfte. Für alle, die der etwas „mutigeren“ Unterhaltung nicht abgeneigt sind, alle Geisteskranken und natürlich alle, die mit Mr. Oizos Wahnsinn etwas anfangen können, ist WRONG COPS ein unbedingt empfehlenswerter Film. Extrem schräg, extrem witzig, extrem Dupieux.
 
 
 


 
 
 

WRONG COPS – Zensur

 
 
 
Der Film hat zwar den gelegentlichen (und vor allem überraschenden) Exzess, aber der komplett außerirdische und lustige Stil des Films entschärft seine blutigeren Szenen deutlich. WRONG COPS wurde mit einer 16er-Freigabe durch die FSK gewunken.
 
 
 


 
 
 

WRONG COPS – Trailer

 
 


 
 

Timo Löhndorf

Mehr Kritiken von Timo gibt es auf dasnapalmduo.com zu lesen

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Rubber (2010)
 
Napoleon Dynamite (2004)
 
Wrong (2012)