Filmkritik: „Hellraiser – Deader“ (2005)

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HELLRAISER – DEADER

(HELLRAISER 7)

Story

 
 
 
Eine Reporterin nimmt die Fährte einer seltsamen Sekte auf und gerät dabei mit dem Würfel und Pinhead in Berührung.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 7 – Kritik

 
 
 
Warum sollte man ein funktionierendes System verändern? Nachdem „Hellraiser IV – Bloodline“ an den Kinokassen floppte, ging es über zur Direct-to-Video-Sektion und das fiel mit dem fünften Teil auch noch sehr passabel aus. Als dann jedoch die Regie zu Rick Bota überging, bekam man mit „Hellseeker“ einen eher beliebigen Mystery-Abklatsch, der mit der ursprünglichen Reihe noch weniger zu tun hatte, als es ohnehin vorher schon der Fall war. Immerhin lebte der sechste Teil aber noch von einem Querverweis, weil er Kirsty als Figur besaß. Das ist im mittlerweile siebten Teil „Hellraiser – Deader“ nun auch nicht mehr der Fall. Bota hat da sein System gefunden und legt eine lieblose Fortsetzung nach, an der man nicht mehr viele positive Aspekte finden kann.
 
 
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Die Reporterin Amy Klein gerät beruflich an Informationen über eine Sekte, die sich „Hellraiser – Deader“ nennt. Sie soll darüber recherchieren und dazu muss sie nach Bukarest. Der Anführer der Sekte befindet sich im Besitz des Würfels und natürlich hat das Ganze mit Pinhead zu tun. Es dauert nicht lange, bis Realität und Fiktion für Amy verschwimmen. Und damit wären wir auch gleich am größten Kritikpunkt angelangt: „Deader“ wärmt eine Vorgehensweise auf, die nun bereits die beiden Vorgänger an den Tag legten. Erneut spielt Pinhead quasi keinerlei Rolle und hat nur im Finale ein paar Minuten Screentime. Erneut spielt man ein surreales Spiel, nur fällt die Auflösung dieses Mal weniger einfallsreich aus. Da kommt man sich schon sehr arg wie in einem Mystery-TV-Film vor und für Überraschungen wird nicht gesorgt. Dass das Ganze mit Pinhead kombiniert wird, wirkt mittlerweile einfach nur noch beliebig und wäre diese Figur nicht vorhanden, würde man niemals auf den Titel „Hellraiser“ kommen.
 
 
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Dass der gesamte Rest eher kostengünstig gehalten werden sollte, bemerkt man schon daran, dass in Bukarest gedreht wurde. Die Schauplätze sind zwar in Ordnung und Bota macht seine Sache als Regisseur keinesfalls miserabel, aber echtes Herzblut steckt in „Hellraiser – Deader“ ganz sicher auch nicht drin. Es ist überhaupt nicht schwer zu erkennen, dass hier am ehesten mit dem Namen „Hellraiser“ weiter gutes Geld gemacht werden sollte. Hatte das zuvor immer noch einigermaßen funktioniert, so fehlt spätestens hier der Grund dafür. Es gibt keine neue Herangehensweise, es gibt keinerlei Querverweise zu vorherigen Teilen und so langweilt man sich doch durch eher belanglose rund 90 Minuten Laufzeit, die absolut keine Highlights aufzuweisen haben. Das startet zwar noch relativ solide, verliert sich aber spätestens in der zweiten Hälfte an der eigenen Belanglosigkeit.
 
 
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Daran kann auch ein Doug Bradley nichts ändern, der aber sowieso nur sehr wenige Minuten zu sehen ist, was man damals ja mittlerweile gewohnt sein durfte. Kari Wuhrer hingegen ist viel zu sehen und macht ihre Sache ganz ordentlich. Allgemein ist das Schauspiel auf einem erträglichen Niveau, wobei man den meisten Darstellern ihre Rollen nicht abnimmt. Von einer einfallsreichen Figurenzeichnung braucht man nicht mal zu sprechen und sowieso geht die eigentliche Idee von „Hellraiser“ immer mehr abhanden. So sehr man Bradley auch als Pinhead lieben mag, wenn er am Ende kurz in seiner obligatorischen Rolle vorbeischaut, nervt das schon fast. Selbst wenn man ein paar Zenobiten zu sehen bekommt, sehen diese einfach langweilig aus und obwohl „Hellraiser – Deader“ wieder etwas an Härtegrad gewonnen hat, wirkt das gesamte Treiben ziemlich zahm. Die wenigen Effekte sehen immerhin solide aus und es gibt ein paar wenige Momente, in denen das surreale Treiben noch für etwas Atmosphäre sorgt.
 
 
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HELLRAISER 7 – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Mit „Hellraiser – Deader“ hat man nun den Tiefpunkt der Reihe erreicht, der nicht mal mehr den Durchschnitt erreicht. Das war jedoch auch nur eine Frage der Zeit, denn so lieblos, wie man mit der Reihe umging, konnte das nicht ewig gut gehen. Die Story ist okay, besitzt jedoch keinen Reiz und die erneut sehr mysterylastige Atmosphäre bietet keinerlei Neuerungen. Pinhead verkommt noch mehr zur Randfigur, die einfach nicht mehr wichtig ist und der Unterhaltungswert ist gering, weil es von vornherein an Spannung mangelt. Die Atmosphäre ist stellenweise noch okay und den Darstellern kann man auch nicht viel vorwerfen, aber alles in einem hätte es spätestens „Hellraiser – Deader“ gar nicht mehr gebraucht!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 7 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Deader“ wurde in Deutschland auf DVD veröffentlicht und war frei ab 18 Jahren. Die Fassung war ungeschnitten. Eine UHD/Blu-ray-Auswertung steht bis heute aus.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 7 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei LEONINE)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser 4 – Bloodline (1996)
 
Hellraiser – Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser – Hellseeker“ (2002)

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HELLRAISER – HELLSEEKER

(HELLRAISER 6)

Story

 
 
 
Sechster Aufguss der „Hellraiser“-Reihe, fünfte Fortsetzung, zweite Direct-to-Video-Produktion, erste richtige Kopie des Vorgängers.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 6 – Kritik

 
 
 
Nachdem man den Heimkino-Markt bei „Hellraiser“ für sich entdeckt hatte, konnte alles etwas schneller gehen. Während es sonst fast obligatorische vier Jahre dauerte, bis es zu einem neuen Teil kam, brauchte es für „Hellraiser: Hellseeker“ nur kurze zwei Jahre. Für eine solche Produktion sind eben auch weniger Mittel notwendig. Ging „Hellraier V – Inferno“ gänzlich neue Wege und verabschiedete sich vom echten „Hellraiser“-Flair, so macht es „Hellseeker“ dem relativ billig nach und kann sich deshalb schon als Kopie bezeichnen lassen. Wer damit im Vorgänger nicht warm wurde, braucht diesen Teil erst gar nicht zu schauen. Wer das im Vorgänger hingegen gut fand, der bekommt immerhin noch durchschnittliche Filmkost geboten, der allerdings das gewisse Etwas fehlt.
 
 
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Überraschung: Kirsty ist wieder da! Sie ist nun verheiratet, hat in Trevor aber scheinbar keinen guten Ehemann gefunden. Das weiß Kirsty am Anfang jedoch scheinbar noch nicht. Ehe man sich versieht, ist sie nämlich auch schon tot; bei einem Autounfall mit Trevor gestorben. Er hingegen überlebt den Unfall, wird danach allerdings beschuldigt, am Tod von Kirsty verantwortlich zu sein. Außerdem häufen sich seltsame Visionen und Trevor droht so langsam den Verstand zu verlieren. Der Aufbau kommt einem doch ziemlich bekannt vor, weil der Vorgänger das eigentlich genau so gemacht hat. Da erhält ein scheinbar unschuldiger Mann plötzlich immer wieder schreckliche, albtraumhafte Visionen, in denen auch Pinhead mal kurz vorbeischaut. Wie das endet, wird man sich wohl denken können und trotzdem ist es gerade das Finale mit seiner Auflösung, welches noch etwas punkten kann. Ganz so plump ist es dann nämlich doch nicht geraten. Ansonsten lebt „Hellseeker“ natürlich am ehesten davon, dass man die Figur Kirsty zurückgeholt hat und sich deshalb als echte Fortsetzung fühlt. Den Zuschauer erreicht dies kaum, denn auch der sechste Teil steht mehr oder weniger für sich alleine und trotzdem war die Idee ganz nett.
 
 
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Das Ganze funktioniert am ehesten deshalb, weil man nicht nur die Figur Kirsty wieder zu sehen bekommt, sondern weil diese auch erneut von Ashley Laurence verkörpert wird. Zwar ist Laurence erschreckend wenig zu sehen und man bekommt fast das Gefühl einer Mogelpackung, doch am Ende wird ihre Figur doch noch etwas wichtiger und das besänftigt dann zum Glück. Dean Winters hat von allen am meisten zu tun, macht das nicht schlecht, aber irgendwie mangelt es ihm an Charisma, so dass man ihm nicht unbedingt total gerne zuschaut. Doug Bradley blieb dem Pinhead treu, darf aber wie im Vorgänger schon fast gar nicht zu sehen sein. Da war das noch eine Neuerung, die mutig erschien und im Endeffekt sogar funktionierte. Dass man diese Idee nun wiederholt und Pinhead erneut sehr selbstzweckhaft für die etwas andere Geschichte nutzt, weiß bei „Hellseeker“ deutlich weniger zu gefallen.
 
 
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Sowieso kupfert die Inszenierung ziemlich stark ab und bedient sich an den Elementen von „Hellraiser V – Inferno“. So geht es erneut sehr surreal zur Sache und der Protagonist kann sich schon bald nicht mehr sicher sein, ob das nun Realität, Einbildung oder ein schlechter Traum ist. Diese Szenen wurden teilweise ganz ordentlich gestaltet, bieten im Endeffekt aber nichts Neues. Dafür bekommt „Hellraiser – Hellseeker“ schon wieder eine etwas andere Atmosphäre, denn man fühlt sich nun eigentlich wie in einem Mysteryfilm. Horror ist da nicht mehr viel vorhanden und die vorherigen Zutaten bekommt man ebenfalls nur sehr selten zu spüren. Dafür wirkt das gesamte Geschehen fast wie eine etwas aufwendigere Episode von „X-Factor“. Düster und humorlos geht es dabei definitiv zur Sache, nur ist die Stimmung nicht gerade fesselnd und lässt den Zuschauer doch eher kalt.
 
 
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Ganz unschuldig ist die eher maue Figurenzeichnung daran sicherlich nicht. Man bekommt mit Trevor erneut eine Hauptfigur geboten, die nichts Gutes an sich hat, aber im Vorgänger besaß das einfach mehr Profil. „Hellraiser – Hellseeker“ macht es sich hier doch etwas zu leicht und so wirkt im Endeffekt auch der gesamte Hintergrund zu konstruiert. Am Anfang mag das noch seinen Reiz haben, doch die etwas zu substanzlose Geschichte verliert spätestens in der Mitte immer mehr an Unterhaltungswert, weil sich eigentlich nur alles wiederholt und man nicht genügend Tempo vorlegt. Erst im Finale wird dies wieder besser und versöhnlicher, denn der Twist wurde doch ganz hübsch aufbereitet. Hier merkt man endlich, dass man sich doch etwas mehr bei der Geschichte gedacht hat. Die knapp 90 Minuten vergehen somit zwar keineswegs ohne Längen, besitzen aber immerhin gute Momente. Brutalität sucht man hingegen fast vergebens, denn es ging wohl selten so harmlos zur Sache, wie in „Hellraiser – Hellseeker“, weshalb das Ganze schon 2002 mit einer Freigabe ab 16 Jahren abgesegnet wurde. Effekte gibt es also nicht viele zu sehen, Zenobiten schon gar nicht und Pinhead eben auch nur sehr kurz.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 6 – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser: Hellseeker“ ist kein schlechter Film, er leidet nur ganz schön darunter, dass er denselben Stil des Vorgängers aufwärmt. Erst gegen Ende erhält er noch seine eigene Handschrift, die dann auch überzeugen kann. Die Handlung ist also eine zwiespältige Angelegenheit geworden und nur weil Ashley Laurence wieder als Kirsty zu sehen ist, sollte man nicht unbedingt mit einer echten Fortsetzung rechnen. Die Darsteller sind passabel, waren aber schon mal besser, die Inszenierung ist okay, aber zu beliebig und der Unterhaltungswert besitzt seine Momente, davon jedoch etwas zu wenige. Außerdem ist die Herangehensweise, Pinhead erneut so wenig zu zeigen, in „Hellraiser – Hellseeker“ schon zu sehr kopiert. Die surreale und absolut ernste Atmosphäre kommt manchmal schön durch, aber visuell und effektetechnisch wird dem Zuschauer nicht so viel geboten. Deshalb bleibt es, trotz ordentlicher Ansätze, bei einem durchschnittlichen Werk und rückblickend betrachtet, muss sich somit leider sagen lassen, dass „Hellraiser V – Inferno“ der bis heute letzte, richtig gute Teil der Reihe gewesen ist!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 6 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Hellseeker“ wurde in Deutschland auf DVD veröffentlicht und war frei ab 16 Jahren. Die Fassung war ungeschnitten. Eine UHD/Blu-ray-Auswertung steht bis heute aus.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 6 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei LEONINE)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser 4 – Bloodline (1996)
 
Hellraiser – Inferno (2000)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser V – Inferno“ (2000)

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HELLRAISER V – INFERNO

(HELLRAISER 5)

Story

 
 
 
Ein auf die schiefe Bahn geratener Cop hat mit dem Wahnsinn zu tun, als er einen seltsamen Würfel findet und von dämonischen Erscheinungen geplagt wird.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Kritik

 
 
 
Püntklich im Vier-Jahres-Takt erschien 2000 der fünfte Teil von „Hellraiser“. Es sollte sich in der Zwischenzeit allerdings einiges verändert haben. Nachdem der vierte Teil an den Kinokassen nicht überzeugen konnte, erschien „Hellraiser V – Inferno“ als Direct-to-Video-Produktion. Der Name Clive Barker taucht nun nicht mal mehr als Produzent auf und als wären das noch nicht genug Neuerungen, entschied man sich auch noch für eine Art Etikettenschwindel. „Inferno“ hat mit „Hellraiser“ nämlich eigentlich nichts am Hut. Sieht man davon mal ab, bekommt man tatsächlich einen guten Psychothriller mit starker Atmosphäre geboten.
 
 
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Detective Joseph führt nicht unbedingt das Leben, welches man von einem ordentlichen Polizisten erwarten würde. Er betrügt seine Frau und konsumiert nebenbei fleißig Drogen. Als er eines Tages bei einem Tatort mit einem seltsamen Würfel in Berührung kommt, spitzt sich die Lage zu. Plötzlich hat Joseph immer wieder grauenvolle Visionen von dämonischen Gestalten. Nebenbei gilt es allerdings auch ein verschwundenes Kind zu finden, welches scheinbar noch lebt. Und was hat das alles mit dem Igenieur zu tun? Langsam aber sicher verliert Joseph seinen Verstand. Die Story gibt sich lange Zeit sehr kryptisch, obwohl es eigentlich von Anfang an nicht zu schwer sein sollte, die große Auflösung zu erahnen. Trotzdem funktioniert es gerade deshalb, weil alles sehr geheimnisvoll anmutet und man sich bedeutungsschwanger gibt. Am Ende ist das sicherlich nicht alles höchst logisch, doch das ist nicht weiter tragisch, denn das Drehbuch ist alles in einem dennoch durchdacht und erzählt eine zwar bekannte Geschichte, macht dies aber eigenständig genug. Außerdem gibt es da ja noch die Verbindung zu Pinhead und dem Würfel.
 
 
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Und gerade damit wird sich „Hellraiser V – Inferno“ ganz sicher nicht bei jedem Fan der Reihe beliebt machen. Im Endeffekt ist es nämlich durchaus so, dass der Film mit den vorherigen „Hellraiser“-Teilen nichts zu tun hat und streng genommen nicht mal wirklich etwas mit Pinhead bzw. den Zenobiten zu tun hat. Pinhead selbst ist vielleicht drei Minuten lang zu sehen. Die restlichen Zenobiten wirken eher wie andere dämonische Gestalten. Trotzdem ergibt diese Verbindung schon irgendwie Sinn, nur war das bestimmt nicht das, was Fans damals erwarteten. Stattdessen bekommt man einen lupenreinen Psychothriller geboten, der besonders von der Leistung eines Craig Sheffers lebt. Sheffer hat wirklich viel zu tun und es gibt kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Dabei spielt er den sich aufbauenden Wahnsinn sehr glaubwürdig und allgemein ist auch die Figurenzeichnung hier angenehm unkonventionell. Von vornherein ist klar, dass man es hier mit keinem Helden, nicht mal mit einem Antihelden zu tun hat. Nicholas Turturro weiß in einer Nebenrolle ebenfalls zu überzeugen und besonders James Remar macht etwas her. Nur Doug Bradley darf man dieses mal leider etwas arg wenig betrachten.
 
 
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Ein weiterer Pluspunkt ist die Inszenierung, was bei einem Blick auf den Regisseur gar nicht verwundert. Bei „Hellraiser V – Inferno“ führte nämlich Scott Derrickson Regie, der danach mit Werken wie „Sinister“ und „The Black Phone“ zum echten Genreliebling wurde. Hier hat man es mit einem frühen Werk von ihm zu tun, doch sein begabtes Handwerk merkt man Derrickson schon hier an. Mit doch einigermaßen simplen Mitteln erzeugt er hier eine starke Atmosphäre. Diese ist gerade deshalb so gelungen, weil sie sich eiskalt, düster und ohne den Hauch von Humor gibt. Das Geschehen besitzt von Anfang an eine surreale Note, die immer albtraumhafter wird und sich kontinuierlich steigert. Das vermag schon zu fesseln und dient mit einigen einprägsamen Szenen. Tatsächlich kommt das der Stimmung des ersten Teils relativ nahe, obwohl gar nicht so viel Horror mit im Spiel ist. Man kommt sich nämlich viel mehr wie in einem Psychothriller vor und somit wird man innerhalb der Reihe erneut mit Abwechslung bedient.
 
 
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Der Unterhaltungswert ist auf jeden Fall gut, selbst wenn die 100 Minuten Laufzeit zum Ende hin etwas an Zugkraft verlieren. Trotzdem ist es schön, wie konsequent man das Geschehen stets finsterer werden lässt, bis eigentlich gar keine Hoffnung mehr auf ein Happy-End besteht. Die größte Spannung entsteht dabei nicht, wobei es trotz des vorhersehbaren Endes stets interessant bleibt dem Treiben zu folgen. Action braucht man hier ebenfalls nicht zu erwarten, doch alleine diese rabenschwarze Atmosphäre unterhält genug. Nur zum Finale hin nutzt sich das surreale Geschehen dann so langsam etwas zu sehr ab. Wo sich kaum ein Pinhead aufhält, dort darf man dann auch nicht mit der großen Gewaltorgie rechnen. „Hellraiser V – Inferno“ ist wohl der bis dato harmloseste Teil der Reihe, benötigt grafische Gewalt jedoch auch gar nicht so sehr. Es gibt trotzdem ein paar Momente, die einigermaßen derb sind und eine Freigabe ab 18 Jahren gerade noch so rechtfertigen. Die wenigen Effekte sehen wie gewohnt ordentlich aus.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser V – Inferno“ hätte sich ganz einfach den Stempel „billiger Etikettenschwindel“ verdienen können, wenn er nicht doch ziemlich hochwertig gemacht worden wäre. Es war eine mutige Entscheidung, die Story so gänzlich anders zu erzählen, aber das wird ganz klar nicht jedem Fan der Reihe schmecken. Da man im Endeffekt aber einen wirklich gut funktionerenden Psychothriller geboten bekommt, der stark gespielt wird und mit einer abgrundtief finsteren Atmosphäre begeistern kann, verzeiht man es gerne, dass das Geschehen mit Pinhead und Co. eigentlich wenig bis gar nichts zu tun hat. Außerdem vermag die Inszenierung zu überzeugen und trotz kleinerer Längen kann man sich hier gut unterhalten lassen. Fakt ist aber auch, dass mit diesem fünften Teil ein Weg eingeleitet wurde, der die Nachfolger immer beliebiger machte. Im Falle von „Hellraiser V – Inferno“ ist das zum Glück noch nicht der Fall und man bekommt hier sehr solide Filmkost geboten, die eben nur wenig mit „Hellraiser“ zu tun hat!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser V – Inferno“ wurde in Deutschland ungeschnitten veröffentlicht und besitzt eine FSK18. Der Streifen ist ohne Problemlos in der ungeschittenen Fassung im stationären Handel erhältlich.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei StudioCanal)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser IV – Bloodline“ (1996)

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HELLRAISER IV – BLOODLINE

(HELLRAISER 4)

Story

 
 
 
Pinhead darf im vierten, und ursprünglich als letzten der Reihe geplanten, Teil selbst im Weltall sein Unwesen treiben.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Kritik

 
 
 
Hellraiser III – Hell on Earth“ konnte an den Kinokassen, im Gegensatz zum zweiten Teil, wieder mehr Geld einspielen, weshalb klar war, dass diese Reihe noch nicht am Ende angelangt ist. Es vergingen jedoch erneut ca. vier Jahre, bis es dann zu „Hellraiser IV – Bloodline“ kam. Dieser Film hatte in seiner Entstehung nicht gerade wenige Schwierigkeiten. Die ursprüngliche Fassung drehte der Spezialeffektekünstler Kevin Yagher, jedoch waren das Studio und er sich nicht unbedingt einig, wie das fertige Resultat aussehen sollte. Deshalb verließ Yagher das Projekt, es fanden Nachdrehs und umfangreiche Veränderungen im Schnitt statt, weshalb als Regisseur am Ende das Pseudonym Alan Smithee stand. Ein gutes Zeichen ist das eigentlich selten und tatsächlich hätte „Hellraiser IV“ das Zeug dazu gehabt zur bisher besten Fortsetzung zu werden. Leider hat man die Sache dafür aber zu oberflächlich behandelt, so dass im Endeffekt doch nur eine weitere gute Fortsetzung vorhanden bleibt.
 
 
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Besonders die Story von Peter Atkins besitzt dabei ihren Reiz, denn nachdem Pinhead als Figur genügend durchleuchtet wurde, widmet man sich nun dem Würfel und seinen Geheimnissen. So gibt es einen Rückblick ins 18. Jahrhundert, in welchem ein Spielzeugmacher den Würfel nach vorgegebenen Vorlagen anfertigte. Schnell muss er feststellen, dass dies einem dämonischen Spiel dient und die Familie L’Merchant soll selbst viele Jahre später noch mit dieser Sache zu tun haben. Dies führt uns dann auch gleich an den Anfang, der sich weit in der Zukunft und somit im Weltall abspielt. Es gibt ja einige Filmreihen, die später gerne mal ins Weltall auswanderten, um etwas Abwechslung mit ins Geschehen zu bringen. Bei „Hellraiser“ geschieht dies jedoch nicht auf trashige Art und Weise und ergibt im Endeffekt schon einen Sinn. Das Drehbuch ist dabei durchaus interessant geschrieben und beleuchtet gekonnt die Vergangenheit des Würfels. Schade ist hingegen nur, dass es recht oberflächlich bleibt und man sich niemals traut genauer in die Tiefe zu gehen.
 
 
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Hier lag wohl auch das Problem mit Regisseur Yagher, denn dem schwebte eine andere Herangehensweise, als dem Studio vor. So sollte „Hellraiser IV – Bloodline“ ursprünglich schon eine etwas höhere Laufzeit besitzen und Pinhead erst gegen Ende zeigen. Da sich das Geschehen insgesamt über drei Zeitepochen hinweg abspielt, die nicht gänzlich chronologisch stattfinden, wäre die Version von Yagher wahrscheinlich der bessere Film geworden. Doch auch so kann man sich über mangelnde Abwechslung wohl kaum beklagen. Das beginnt im Weltall und bekommt deshalb erstmals auch Science-Fiction-Anteile, wandert dann ins 18. Jahrhundert, in die 90er Jahre, um im Finale wieder im Weltall zu spielen. Aus handwerklicher Sicht ist das definitiv gelungen. Die Weltall-Szenen sehen zwar nicht unbedingt prächtig aus, gehen für diese Preiskategorie jedoch in Ordnung. Bei der Gestaltung der Vergangenheit hat man sich Mühe gegeben und allgemein ist die Inszenierung, selbst wenn sie im fertigen Produkt nicht mehr von einem einzigen Regisseur stammt, doch ordentlich geraten.
 
 
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Am erfreulichsten ist wohl die Atmosphäre geworden, denn wo Pinhead in „Hellraiser III – Hell on Earth“ schon fast zum humorvollen Sprücheklopfer wurde, so besinnt sich „Hellraiser IV – Bloodline“ wieder zurück zu den Wurzeln der Reihe. Pinhead und die restlichen Zenobiten sind eine echte Bedrohung und nicht dazu da, um dem Zuschauer Spaß zu machen. Das ist düster, ernst und besitzt deutlich mehr Horror, als man das vom dritten Teil behaupten konnte. Fantasy-Anteile, die den zweiten Teil ausmachten, sind ebenfalls nur sehr begrenzt vorhanden, dafür gibt es eben etwas Sci-Fi. Die Laufzeit ist mit 81 Minuten ziemlich kurz ausgefallen, was eigentlich schade ist, weil hier doch mehr Substanz vorhanden gewesen wäre, wenn man dies nur zugelassen hätte. So gehen die Zeitwechsel doch teilweise etwas flott. Dafür kann man sich hingegen nicht über Längen beklagen, denn das Treiben ist sehr abwechslungsreich, fast etwas zu episodenhaft, somit jedoch stets kurzweilig.
 
 
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Die Darsteller können sich ebenfalls sehen lassen. Bruce Ramsay hat hier die größte Aufgabe, denn er spielt gleich drei Rollen und macht das sicherlich nicht perfekt, aber mit dem nötigen Ehrgeiz, so dass man mit dieser Leistung zufrieden sein kann. Auch Valentina Vargas weiß zu überzeugen und insgesamt enttäuscht hier kein Schauspieler. Fehlen darf selbstverständlich auch Doug Bradley nicht, der als Pinhead wieder etwas weniger zu sehen ist, seine Szenen aber vollkommen an sich reißt. Allgemein sind die Zenobiten weniger zu sehen, als in den beiden Vorgängern, aber das tut dem Film ganz gut. Ein heimlicher Star bleiben da natürlich mal wieder die Effekte, die in „Hellraiser IV“ nicht ganz so zahlreich vorkommen, sich aber fast immer sehr gut sehen lassen können. Eine Splatterwucht hat man hier nicht vor sich, aber es gibt vereinzelt immer mal wieder hübsch derbe Szenen, die den Gorehound mit handgemachten Effekten überzeugen können.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Aus „Hellraiser IV – Bloodline“ hätte mehr werden können. Er hätte als Finale der Reihe nahezu die Qualität des Originals erreichen können, aber das Studio wollte diese Marke natürlich noch nicht aufgeben. Dabei ist ein manchmal leicht zerfahrenes Werk entstanden, welches trotzdem genügend roten Faden besitzt und den Hintergrund um den Würfel interessant erzählt. Atmophärisch geht es wieder mehr in Richtung Teil 1 und die Zenobiten sorgen wieder für mehr Bedrohung, als Bespaßung. Das ist handwerklich gut und mit dem nötigen Aufwand gemacht, besitzt viel Abwechslung und eine eigentlich schon zu kurze Laufzeit. Dafür haben Längen keine Chance und das actionreiche Finale macht dann doch wieder Laune. Gute Effekte, solide Darsteller und eine angenehme Portion Splatter runden das Ergebnis gelungen ab und so hat man mit „Hellraiser IV“ immerhin einen weiteren, brauchbaren Teil der Reihe vor sich!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser IV – Bloodline“ wurde in Deutschland auf VHS und DVD veröffentlicht. Leider waren beiden Fassungen geschnitten. Kurioserweise ereilte dem Horrorklassiker erst elf Jahre nach Erscheinen in Deutschland eine Indexierung. Heißt: 2007 wurde „Hellraiser IV“ auf dem Index gesetzt. 2016 sah die BPjM keinen Grund mehr darin Teil vier auf dem Index zu lassen und strich ihn von der Liste der jugendgefährdenden Medien. Es folgte eine ungeschnittene, ungeprüfte deutsche Blu-ray-Auswertung, die jedoch nicht FSK-geprüft wurde. Bisher steht die FSK-Prüfung für diesen Titel aus, damit die ungeschnittene Fassung auch im stationären Handel angeboten werden darf. „Hellraiser IV – Bloodline“ dürfte aber problemlos die FSK-Kennzeichnung „keine Jugendfreigabe“ erhalten.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei 84 Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser III – Hell on Earth“ (1992)

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HELLRAISER III – HELL ON EARTH

(HELLRAISER 3)

Story

 
 
 
Im dritten Teil der legendären Hellraiser-Reihe darf Pinhead eine gesamte Kleinstadt unsicher machen.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Kritik

 
 
 
Nach dem Erfolg von „Hellraiser – Das Tor zu Hölle“ wollte man schnellstmöglich eine Fortsetzung haben und mit „Hellbound – Hellraiser II“ kam es zu einem würdigen Nachfolger, der an den amerikanischen Kinokassen jedoch hinter den Erwartungen zurückblieb, was laut Regisseur Tony Randel an einem schlecht gewählten Startdatum lag. Wohl auch deshalb wurde es also erstmal ruhig um die Reihe, wobei von vornherein genügend Pläne für weitere Fortsetzungen parat lagen. Aus diesen wurde jedoch nicht wirklich etwas und als „Hellraiser III“ 1992 veröffentlicht wurde, hatte sich eine ganze Menge getan. Clive Barker hatte mit dem Resultat nun kaum noch etwas am Hut und schon die Trailer ließen vermuten, dass die Reihe nun doch eher in Richtung Trash schielen wird. Ja, im Endeffekt ist „Hellraiser III“ deutlich stumpfer als seine Vorgänger, aber eine menge Spaß macht er trotzdem noch.
 
 
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Am Ende des zweiten Teils wurde Pinhead in eine Art Skulptur verwandelt und fristet dort nun sein starres Leben. Bis er eines Tages erneut zum Leben erweckt wird; natürlich durch Blut. Die Journalistin Joey macht von Anfang an seltsame Entdeckungen in der Gegend und es soll nicht lange dauern, bis sie sich Pinhead stellen muss. Da sie im Besitz des Würfels ist und sogar die Unterstützung von Pinheads menschlichem Ich ihr eigen nennen darf, hat Joey vielleicht sogar Chancen, diesen Kampf zu gewinnen. Tony Randel führte zwar nicht mehr selbst Regie, war aber noch mit am Drehbuch beteiligt und selbst wenn „Hellraiser III – Hell on Earth“ relativ eigenständig daherkommt, so kann man immer noch von einer direkten Fortsetzung sprechen. Dabei entmystifiziert man die Figur von Pinhead noch mehr, so sehr, dass er sich nun sogar selbst bekämpfen darf. Einer inneren Logik, die von Teil zu Teil Bestand hält, folgt das Szenario dabei nicht mehr, weshalb das Hirn lieber ausgeschaltet bleibt. Schön ist allerdings, dass man das Thema Lust und Leid wieder verstärkt in den Vordergrund rückt. Außerdem hat man eine Geschichte zu erzählen, die nicht uninteressant ist und deshalb gibt es am Drehbuch eigentlich auch nichts auszusetzen.
 
 
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Schon im zweiten Teil musste man sich an einen Richtungswechsel gewöhnen und das ändert sich auch bei „Hellraiser III“ nicht. Während „Hellbound – Hellraiser II“ doch sehr stark in Richtung Fantasy schielte, geht es hier wieder horrorlastiger zur Sache, nur von der Bedrohung ist eigentlich nichts mehr übrig geblieben. Pinhead selbst ist zwar noch kein Sprücheklopfer, wie es Freddy Krueger wurde, aber er darf schon deutlich humorvoller agieren, selbst wenn dieser Humor zynisch ist, versteht sich. Albtraumhaft wirkt daran nichts mehr und düsterer, ernster Horror sieht definitiv anders aus. Dafür kommt eine Komponente mit ins Spiel, die man bisher nicht gewohnt war von der Reihe – Nämlich der Spaß. Ja, „Hellraiser III“ ist doch eine amüsante Angelegenheit geworden, die schon reichlich Laune macht und ansprechend inszeniert wurde. Regisseur Anthony Hickox hatte durch „Waxwork“ schon Erfahrung mit der Horrorkomödie und das spürt man hier doch relativ deutlich. Er inszeniert das Geschehen völlig übertrieben, aber irgendwie passt das und bringt nochmals Abwechslung in die Reihe.
 
 
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Dabei geht es größtenteils nicht so übertrieben zur Sache, wie man bei einem Blick auf den Trailer vermuten konnte. In der ersten Stunde wird tatsächlich überwiegend eine Geschichte erzählt, die nur vereinzelt durch ein paar derbe Momente unterbrochen wird. Das letzte Drittel macht dann allerdings keinerlei Gefangene mehr und dreht richtig durch. Schon alleine die kurze „Disco-Sequenz“ ist prachtvoll, aber auch der Kampf auf offener Straße macht richtig etwas her. Sowieso ist das Finale richtig gut geworden, weil der Kampf zwischen Joey und Pinhead Spaß macht und trotzdem spannend zugleich ist. Außerdem hat man es bei „Hellraiser III – Hell on Earth“ wohl mit dem bisher brutalsten Teil der Reihe zu tun. Zwar sind die meisten Effekte immer nur sehr kurz zu sehen, aber der Bodycount ist hoch und ein paar Momente sind reichlich derb. Die von handgemachten Effekte sehen bestens aus und selbst die veralteten Computereffekte besitzen noch ihren Charme. Außerdem bekommt man neue Zenobiten zu sehen, die zu überzeugen wissen.
 
 
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Der visuelle Effekt lässt zwar etwas nach, aber die surrealen Traum-Momente hat man dennoch schön beibehalten. Und ein kleiner roter Faden ist dann auch noch vorhanden, weil es ein kurzes Wiedersehen mit Ashley Laurence zu sehen gibt. Ansonsten sorgt natürlich am ehesten Doug Bradley als Pinhead für Kontinuität. Er darf hier sehr aktiv sein, ist sowohl ohne Kostüm einige Male zu sehen, wie auch als Pinhead so präsent wie nie zuvor. Und Bradley macht das einfach großartig. Die restlichen Darsteller wissen allerdings auch zu überzeugen. So nimmt man Terry Farrell die kämpferische Frau durchaus ab und die vielen Nebenrollen erfüllen ihren Zweck allesamt solide. Dass die Figurenzeichnung nun stumpfer wird, passt eigentlich ganz gut. Abgesehen von den Zenobiten bleibt davon niemand besonders lange in Erinnerung und trotzdem ist das alles noch markant genug geraten. Der Score klingt wie gehabt und wird dieses Mal noch durch eine ganze Menge Hardrock ergänzt, was seine Krönung im passenden Song „Hellraiser“ findet, der hier von Lemmy und nicht von Ozzy performt wurde.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser III – Hell on Earth“ kann seinen beiden Vorgängern zwar nicht ganz das Wasser reichen, ist aber trotzdem noch eine sehr brauchbare Fortsetzung geworden. Das wird natürlich nicht jeder so sehen und man muss sich schon damit anfreunden können, dass es nun amüsanter zur Sache geht, aber Laune macht der Streifen auf jeden Fall. Das ist über lange Zeit hinweg tatsächlich noch recht bodenständig und erzählt recht viel Story, wird dann aber spätestens im langen Finale reichlich abgefahren. Dann splattert es auch mächtig und die Effekte sind wie immer sehr schön anzuschauen. Die Inszenierung ist etwas stumpfer, besitzt nicht mehr so eine faszinierende Bildersprache, macht dafür aber Spaß und deshalb ist auch der Unterhaltungswert sehr ordentlich. Die Darsteller agieren brauchbar und wer auf Pinhead abfährt, wird hier einfach sehr stark bedient. Ein blutiger, spaßiger Horrorfilm, der nicht mehr viel mit dem Original gemeinsam hat, auf seine Art und Weise aber dennoch gelungen ist und die Reihe souverän ergänzt!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser III – Hell on Earth“ hatte es ebenfalls wie sein Vorgänger nicht leicht mit der Zensur in Deutschland. Film Nummer 3 wurde in Deutschland im Jahr 1993 auf dem Index gesetzt. Erst 2013 wurde der Streifen vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 wurde der Film in seiner Rated-R-Kinofassung und in der Unrated-Fassung von Turbine Medien durch die FSK neu geprüft. Beide ungeschnittenen Filmfassungen erhielten die Freigabe: keine Jugendfreigabe.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellbound – Hellraiser II“ (1989)

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HELLBOUND – HELLRAISER II

(HELLRAISER 2)

Story

 
 
 
Kirsty konnte den Zenobiten zwar entkommen, doch in der Klinik ist die Gefahr noch längst nicht vorüber, denn auch der Chefarzt ist im Besitz des geheimnisvollen Würfels.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Kritik

 
 
 
„Hellraiser“ war damals doch ziemlich erfolgreich, weshalb eine schnelle Fortsetzung her sollte. So kam es bereits 1988, also nur ein Jahr später, dazu, dass Pinhead und seine Zenobiten schon wieder die Kinoleinwand unsicher machen durften. Clive Barker war als Regisseur jedoch nicht mehr mit an Bord, wirkte aber immerhin noch am Drehbuch mit. Es war bereits damals damit zu rechnen, dass man hier zu schnell vorging und die Fortsetzung lieblos geraten würde. Das komplette Gegenteil ist allerdings der Fall: „Hellbound“ besitzt zwar nicht mehr die bedrohliche Atmosphäre des Erstlings, ist dafür aber noch viel abgefahrener, kreativer und aufwendiger geraten. Sicherlich wird das nicht jedem Fan des Originals geschmeckt haben, aber eine durchaus gelungene Fortsetzung hat man hier dennoch vor sich.
 
 
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Die Handlung setzt recht nahtlos an die Geschehnisse des ersten Teils an. Kirsty befindet sich nun in einer psychiatrischen Klinik und beharrt auf ihrer Geschichte mit den Zenobiten. Das will ihr natürlich niemand glauben. Nur der Chefarzt Dr. Channard wird schnell hellhörig. In Wirklichkeit ist er nämlich ebenfalls im Besitz des Würfels und er lässt sich die Matratze, auf der Julia verstorben ist, zu sich in die Klinik bringen. Sein Plan sieht nämlich vor, sie wieder zum Leben zu erwecken. Damit öffnen sich auch die Toren zur anderen Dimension und dieses Mal wollen sich die Zenobiten Kirsty nun wirklich holen. Das Drehbuch lässt sich insgesamt durchaus als gelungen betrachten, besitzt aber auch kleine Schattenseiten. Es ist sehr vorteilhaft, dass man es mit einer direkten Fortsetzung zu tun hat, welche die Story vertieft. Allerdings geht man hier schon deutlich weiter, als der erste Teil und zeigt Pinhead z.B. auch als Menschen. Das sorgt wiederum dafür, dass diese Zenobiten ein wenig entmystifiziert werden. Dafür erhält man im Gegenzug weitere Informationen und darf sogar Zeuge davon werden, wie so ein Zenobit entsteht. Alles in einem überwiegen die Vorteile ganz klar, nur darf man es mit der Logik nicht so eng sehen, denn manchmal hält sich das alles nicht an die eigenen Regeln und insgesamt driftet man in „Hellbound“ doch schon sehr in Fantasy ab.
 
 
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Daraus ergibt sich eine komplett neue Atmosphäre, die nicht mehr so viel gemein hat mit der albtraumhaften, bedrohlichen Stimmung des Originals. Ganz klar – Wenn die Zenobiten zu sehen sind, haben sie nichts von ihrer Bedrohung verloren, aber das gesamte Drumherum erinnert manchmal wirklich mehr an einen abenteuerlastigen Fantasyfilm. Deshalb ist die Atmosphäre sogar noch deutlich vielseitger, denn Horror gibt es natürlich zusätzlich immer noch genügend. Die surreale Komponente wurde ausgebaut und der visuelle Aspekt ist nun noch deutlich ausgeprägter. Man kann zwar nicht behaupten, dass Regisseur Tony Randel einem Cliva Barker in Sachen Inszenierung das Wasser reichen könnte, aber was er hier fabriziert hat, ist trotzdem alles andere als von schlechten Eltern. Randel lässt in „Hellbound“ nämlich schon ganz schön die Sau heraus. Lebte der erste Teil eher von subtilem Horror, der sich ruhig aufbaute, ist in der Fortsetzung eindeutig mehr los. Die starke Bildersprache ist dabei definitiv geblieben und es gibt immer wieder visuell sehr ansprechende Momente zu betrachten. Aus handwerklicher Sicht gibt es deshalb auch überhaupt nichts zu bemängeln.
 
 
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Auf die vielen Rückblenden am Anfang hätte man zwar verzichten dürfen, aber sowieso erinnert die erste Hälfte noch am ehesten an das Original. Hier hält man sich noch etwas mehr zurück. In der zweiten Hälfte, wenn man das Reich der Zenobiten betritt, geht es allerdings richtig zur Sache. Hier wird das Treiben ziemlich actionlastig und abenteuerlich. Für eine gute Portion Spannung ist dabei immer mal wieder gesorgt und das Geschehen bleibt zwar düster und ernst, lässt jedoch eine kleine Steigerung in Sachen Humor bereits erahnen. Da wirklich viel los ist, vergeht die Laufzeit von 100 Minuten ohne Längen, wenn man mal von den Rückblicken absieht. Selbstverständlich sind es erneut mit die Effekte, die für ein Staunen sorgen dürfen, denn diese sehen nicht weniger phänomenal aus. Außerdem gibt es von ihnen nun noch deutlich mehr zu sehen. Nicht immer artet das in Splatter aus, aber es fließt genügend Blut für den Gorehound. Daneben sehen die Zenobiten abermals hervorragend aus und allgemein hat man sich hier effektetechnisch herrlich ausgetobt. Selbst die Stop-Motion-Tricks sind immer noch viel charmanter, als die ganzen Effekte aus dem Computer es heute sein könnten.
 
 
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Bei den Darstellern konnte man nicht alle aus dem vorherigen Teil wieder für sich gewinnen, was aber nicht störend ist. Alleine dass Clare Higgins wieder in ihrer fiesen Rolle zu sehen ist und Ashley Laurence als Heldin nun auch eine richtige Hauptrolle übernehmen durfte, reicht völlig aus. Mit Kenneth Cranham hat man zudem einen gelungenen neuen Bösewicht besetzt und Doug Bradley darf als Pinhead nun auch mehr zu sehen sein. Einen anderen Pinhead als ihn kann man sich immer noch nicht vorstellen und spätere Teile beweisen gut, dass gerade Bradley es wunderbar verstand diese Figur zu verkörpern. Alle anderen machen ihre Sache ebenfalls ordentlich und der Score von Christopher Young kommt in „Hellbound“ auch noch besser zur Geltung.
 
 
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HELLRAISER 2 – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
„Hellbound – Hellraiser II“ ist absolut keine Fortsetzung, die ihr Original nur kopiert. Hier geht man völlig neue Wege und setzt die Geschichte aufwendig fort. Zwar geht durch diese aufwendige Herangehensweise gerade die albtraumhafte Atmosphäre abhanden, die den ersten Teil so stark machte, dafür bekommt man allerdings eine noch vielseitigere Stimmung, die zuweilen schon an Fantasy erinnert. Tricktechnisch wurde viel Aufwand betrieben und die Effekte sind einfach eine Wucht. Splatter gibt es ebenfalls genügend zu sehen. Dazu gesellt sich eine passende Inszenierung und die Darsteller sind zusätzlich wieder sehr gut. Während die erste Hälfte noch etwas mehr an das Original erinnert, bekommt man in der zweiten Hälfte einen wahrhaften Rausch an visueller Kreativität geboten und es wird reichlich actionlastig. Mit dem wirklich sehr starken, ersten Teil kann das nicht ganz mithalten, aber „Hellbound“ ist trotzdem fantastisch anzusehen und durchaus gelungen!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellbound – Hellraiser II“ hatte es ebenfalls wie sein Vorgänger nicht leicht mit der Zensur in Deutschland. Die Fortsetzung erschien hierzulane nur in einer stark gekürzten Fassung auf VHS. Diese landete 1989 auf die Liste der jugendgefährdenden Medien. 2014 wurde der Kultfilm jedoch vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 liess man „Hellbound – Hellraiser II“ von der FSK neu prüfen und erhielt für die ungeschnittene Fassung eine Freigabe ab 18 Jahren (keine Jugendfreigabe). Demnach sind alle im Handel aktuell erhältlichen Fassung auf Blu-ray und DVD ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ (1987)

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HELLRAISER – DAS TOR ZUR HÖLLE

(HELLRAISER)

Story

 
 
 
Wer mit dem ominösen Würfel spielt, kann die Pforten zu anderen Dimensionen öffnen. Und wer sich hierhin verliert, geht auf ein Spiel ein, welches über die Grenzen der Lust hinausgeht.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Kritik

 
 
 
Nach dem doch recht enttäuschenden Remake von „Hellraiser“ kann man eigentlich nur eines tun: Sich die originale Reihe, insbesondere den ersten Teil, nochmal genüsslich anschauen. Dabei besteht natürlich immer das kleine Risiko, dass sich die Sehgewohnheiten so sehr verändert haben, dass einem das Original gar nicht mehr so gut gefällt, wie es früher einst der Fall war. „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ bleibt allerdings weiterhin ein Werk, welches im Horrorgenre einmalig ist und welches nicht nur von seinem Nostalgie-Faktor lebt. Selbst wenn das aus heutiger Sicht nicht mehr alles perfekt erscheinen mag, ist dieser unkonventionelle Horrorfilm immer noch eine Wucht, die man sich weiterhin ruhig alle paar Jahre anschauen darf.
 
 
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Basierend auf seiner Novelle „The Hellbound Heart“ drehte Clive Barker mit „Hellraiser“ seinen ersten Langfilm. Zuvor hatte er nur wenige Kurzfilme gedreht und Barker, der vom Hauptberuf her immer Autor war, zeigte schon hier, dass er auch als Regisseur durchaus etwas auf dem Kasten hat. Zwar folgten nicht mehr viele Filme, doch Barker blieb sich stets treu, verfilmte immer nur seine eigenen literarischen Vorlagen und da verwundert es kaum, dass er genau wissen musste, wie er seinen textlichen Stoff umzusetzen hat. In „Hellraiser“ geht es nun jedenfalls um den mysteriösen Würfel. Wer in seinem Besitz ist und das Rätsel löst, kommt mit den Zenobiten in Kontakt. Dies sind Reisende, von manchen auch als Dämonen angesehen, die gerne den Schmerz des Menschen erkunden. Frank nannte sich stolzer Besitzer von diesem Würfel, doch es kostete ihn sein Leben. Sein Bruder Larry zieht einige Zeit später mit seiner Frau in das verlassene Haus von Frank. Dabei kann er nicht ahnen, dass ein kleiner Unfall mit Blut bewirkt, dass das Herz von Frank wieder zu schlagen beginnt. Und außerdem sind dann auch die Zenobiten auf der Jagd nach Frank, denn niemand darf ihrer Hölle entkommen.
 
 
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Was sich einigermaßen simpel anhört und dies, zugegebenermaßen, auch ist, wird dennoch mit einer kleinen Portion Anspruch versehen. In „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ geht es mal nicht um irgendwelche Teenager, die sich mit einer Gefahr konfrontiert sehen. Hier spielen Lust und Leid, Begierde, Grenzenlosigkeit, Verrat und Betrug eine Rolle. Selbst wenn die sexuelle Komponente niemals stark gezeigt wird, so fühlt man sich ein wenig an BDSM erinnert und die Kombination von Lust und Leid liegt hier ständig in der Luft. Das ist auf jeden Fall ein Horrorfilm für Erwachsene, selbst wenn die FSK das mittlerweile anders sieht. „Hellraiser“ hatte damals erhebliche Schwierigkeiten in Deutschland, doch wie gewaltvoll es mittlerweile salonfähig ist, zeigt die neue Einstufung ab 16 Jahren. Sicherlich darf man hier keine Splatter-Granate erwarten, aber es gibt doch ein paar äußerst deftige Szenen und von daher wäre eine Freigabe für Erwachsene auch immer noch gerechtfertigt.
 
 
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Selbst wenn das Grundgerüst der Handlung relativ einfach erscheint, gibt es hier genügend Zutaten, die „Hellraiser“ ikonisch wirken lassen. Sei es diese Puzzlebox oder seien es einfach nur die Zenobiten an sich, die absolut zurecht zu Kultfiguren wurden. Besonders Pinhead, der hier noch nicht so genannt wird, hat es mit Jason Voorhees, Michael Myers und Freddy Krueger auf eine Stufe geschafft, aber sein Aussehen ist auch einfach genial. Doug Bradley, der das gekonnt spielt, konnte man sich danach gar nicht mehr aus dem Horrorbereich weg denken. Auch die anderen Zenobiten sehen stark aus. Es ist gerade der Kunst zu verdanken, eben nicht zu viel zu zeigen, dass diese Kreaturen einen so bleibenden Eindruck hinterlassen. Mehr zu sehen sind sie nämlich lediglich im letzten Drittel und selbst hier hält sich das in Grenzen. Der Horror lässt sich sowieso gerne Zeit. Lange Zeit gibt sich „Hellraiser“ sehr ruhig, nahezu unspektakulär, wirkt zuweilen fast wie ein Beziehungsdrama. Und trotzdem ist da von Anfang an dieser mehr als bedrohliche Unterton.
 
 
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Dies liegt selbstverständlich daran, dass der Zuschauer bereits in der kurzen Einleitung darauf vorbereitet wird, dass er es hier mit einer finsteren Macht zu tun hat. Der gesamte Aufbau danach ist vollkommen gelungen und frei von Längen, weil hier trotz eher geringeren Tempos viel in kurzer Zeit erzählt wird. Hinzu gesellen sich dann von Anfang an die phänomenalen Effekte. Das sieht schon alles reichlich toll aus, ist blutig, schleimig und natürlich von Hand getrickst. Abgesehen von minimalen, veralteten Computereffekten ist hier absolut alles genial gestaltet und macht auch aus heutiger Sicht noch etwas her. Schon allein diese starken Effekte sorgen für eine tolle Atmosphäre, aber insgesamt ist die Stimmung unschlagbar. Wenn die Zenobiten sich mal sehen lassen, strahlen sie eine unglaubliche Bedrohung aus. Mal ganz abgesehen davon, dass „Hellraiser“ eine sehr unkonventionelle Art des Bodyhorrors darstellt, gesellen sich hier mehrere Facetten zusammen, die das Ganze abwechslungsreich machen. Neben einer Art Drama mit leichten Kammerspiel-Anleihen gibt es nämlich auch surreale Aspekte und die Zenobiten erinnern dann fast noch an eine Art Gothic-Horror. Auf jeden Fall entsteht hier eine fesselnde, magische, fantasievolle und auch perverse, düstere und beklemmende Atmosphäre.
 
 
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Diese wird von den restlichen Darstellern sehr gut transportiert. Andrew Robinson und Clare Higgins funktionieren in ihren Rolle ausgezeichnet. Dass die eigentliche Heldin dann eher nur eine Nebenfigur spielt, ist ebenfalls ein Grund, weshalb in „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ alles etwas weniger konventionell verläuft. Ashley Laurence macht auf jeden Fall eine sehr gute Figur und sehr viel mehr Darsteller benötigt der Film auch gar nicht. Ebenfalls eine nahezu perfekte Figur macht Barker als Regisseur selbst, weil er seinen „Hellraiser“ so klasse inszeniert hat. Hier wird nicht mal Effekthascherei betrieben, weil alle Effekte ein Ziel verfolgen und selbst die Brutalität niemals zu selbstzweckhaft eingesetzt wird. Mit simplen Licht-Effekten, guten Sound-Spielereien und eben den tollen Masken der Zenobiten, zaubert Barker ein grauenvoll-schönes Zusammenspiel hervor. Das ist handwerklich trotz oder gerade wegen des nicht zu hohen Budgets wirklich ganz hervorragend gestaltet, besitzt nebenbei einen passenden Score und ein schön offenes Ende, welches ja sowieso noch längst nicht das Ende bedeuten sollte.

 
 


 
 
 

HELLRAISER – Fazit

 
 
 
9 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ mag aus heutiger Sicht, also 36 Jahre nach Erscheinung, ein wenig angestaubt wirken. Das heutige Horrorgenre bringt solche Perlen allerdings nicht mehr zustande und dass dieses Werk in seiner Art und Weise einzigartig bleibt, beweist das stumpfe Remake nur zu gut. Hier passt einfach alles zusammen. Es gibt eine simple, aber geheimnisvolle Geschichte zu verfolgen, die gerade nur so viel verrät, um ihr folgen zu können, ansonsten aber mysteriös bleibt und so von großem Reiz ist. Die Darsteller spielen das sehr gut, die Figuren sind einprägsam und besonders die Zenobiten haben sich ihren Kultstatus mehr als verdient. Die Inszenierung von Barker ist herrlich altmodisch und trotzdem kreativ, die Atmosphäre lebt von einer bedrohlichen Finsternis und das Zusammenspiel von Lust und Leid kommt hier trotz nur dezenter Andeutungen wunderbar zur Geltung. Daneben gibt es ganz starke Make-up-Effekte zu sehen und allgemein sind die Tricks hier eine Wucht. Außerdem ist das Ganze selbst aus heutiger Sicht nicht unbedingt harmlos und bietet ein paar tolle Splatter-Momente. Das ist immer noch unterhaltsam und einfach stark gemacht!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ ist mittlerweile ungeschnitten und frei ab 16 Jahren im stationären Handel erhältlich. Das war nicht immer so. So wurde „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ nur um eine über 2,5 Minuten gekürzte Fassung auf Video veröffentlicht, die trotz FSK18-Freigabe im Jahr 1988 auch noch auf dem Index landete. Erst 2011 erschien eine erste legalen Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray in Deutschland durch Kinowelt/Studiocanal. 2013 wurde der Kultfilm vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 folgte eine Neuprüfung durch die FSK. Diese attestierte dem Splatterfilm eine Freigabe ab 16 Jahren in der ungeschnittenen Fassung.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellbound – Hellraiser II (1988)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Evil Dead Rise“ (2023)

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EVIL DEAD RISE

(EVIL DEAD 5)

Story

 
 
 
Das Buch der Toten ist zurück und mit dem Buch kommen auch die Dämonen wieder, die sich dieses Mal in einem ganzen Apartmentkomplex austoben dürfen.
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Kritik

 
 
 
„Tanz der Teufel“ bzw. „Evil Dead“ erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, aber Fans der Reihe müssen immer etwas geduldig sein, bis sie neues Futter erhalten. Nach der eigentlichen Trilogie durfte man Ash über drei Staffeln in einer Serie begleiten und das Remake von 2013 spielte an den Kinokassen genug Geld ein, damit man sich sicher sein konnte, dass hier noch längst nicht Schluss war. Tatsächlich sollte es aber ca. zehn Jahre dauern, bis es zum nächsten Film kommt. Viele Pläne waren in der Zwischenzeit im Gespräch, doch konkret wurde es nie. Der offziell fünfte Teil der Reihe „Evil Dead Rise“ wurde nun eigentlich für einen Streaming-Dienst gedreht, schaffte es dann aber dennoch ins Kino. Dabei steht der Film völlig für sich alleine, hat nichts mit den vorherigen Teilen zu tun und fügt sich trotzdem gut ins Gesamtbild dieser Reihe ein. Außerdem bekommt man simple, aber effektive Unterhaltung geboten.
 
 
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Wenn man sich einen Film dieser Reihe anschaut, dann wird man wissen, dass man es mit keiner ausgefeilten Story zu tun bekommen wird. Es geht um das Buch der Toten und um die Dämonen, die durch dieses heraufbeschwört werden. Sobald jemand besessen ist, darf dann das Gemetzel starten. In „Evil Dead Rise“ gibt es eigentlich nur einen Unterschied zu den anderen Teilen: Das Geschehen spielt sich dieses Mal in einem Apartmentkomplex ab und nicht im Wald. Abgesehen von „Armee der Finsternis“ ist das natürlich eine Änderung, mit der sich nicht jeder Fan des Originals anfreunden werden kann. Es ist allerdings eine clevere und auch logische Entscheidung gewesen den Schauplatz zu verlegen, weil ansonsten das stets selbe Szenario abgespult wird. Und da es von solchen Werken mittlerweile eben sehr viele gibt, muss auch diese Reihe den Mut haben leicht veränderte Wege zu gehen. Tatsächlich ändert sich dadurch gar nicht so viel, denn isoliert und abgeschnitten sind die Protagonisten wegen eines Erdbebens trotzdem. Die Story bemüht sich nun wahrlich nicht um Innovationen und könnte simpler gestrickt kaum sein, funktioniert aufgrund ihrer Konsequenz jedoch dennoch ordentlich.
 
 
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Besonders Fans des Originals bekommen doch immer wieder genügend Futter geboten, um sich nostalgisch an die Vorlage erinnern zu können. Sei es gleich direkt der Anfang mit seiner Kameraführung oder seien es Kabel im Fahrstuhl, die an eine gewisse Szene im Wald mit Wurzeln erinnern – Die Hommage gelingt „Evil Dead Rise“ wirklich gut, denn es gibt immer wieder Momente, die gelungen auf das Original anspielen. Regisseur Lee Cronin, der bisher, abgesehen von einem Langfilm, eher mit Kurzfilmen oder der Beteiligung an Serien auf sich aufmerksam machte, hat seine Hausaufgaben definitiv gemacht. Seine Inszenierung funktioniert prächtig, ist einfallsreich und zaubert so manch eine Szene hervor, die man wirklich genießen kann. Ob das nun alles völlig eigenständig und unverwechselbar wirkt oder nicht, spielt dabei gar keine so große Rolle. Hauptsache die Inszenierung sitzt und da sie das durchaus tut, nebenbei mit genügend Kreativität dient, kann man hier vollkommen zufrieden sein.
 
 
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Hinzu gesellt sich eine gelungene Atmosphäre, die genau das bietet, was man von einem Film dieser Reihe erwarten darf. Schon das Original bot mehr Horror, als Witz, aber trotzdem konnte man nie von einem reinen Horrorfilm sprechen. Das ändert sich auch im Jahr 2023 nicht, denn dafür ist dann doch zu viel schwarzer, zynischer Humor vorhanden. Dieser äußert sich in derben Sprüchen und bösen Momenten, die auf ihre eigene Art und Weise einfach Spaß machen. Besonders zum Finale hin wird das Ganze dann auch zu abgedreht, um es überhaupt noch ernst nehmen zu können. Und trotzdem geht es teilweise schön bedrohlich zur Sache. Der Terror-Faktor ist jedenfalls nicht gering und an sich gibt sich die Stimmung reichlich düster. Zusätzlich wird manchmal enorm an der Spannungsschraube gedreht und eine ausweglose Situation wird schön auf die Spitze getrieben. Atmosphärisch ist das jedenfalls durchaus geglückt und der neue Schauplatz wirkt zudem völlig passend. Das Gefühl der Isolation ist nämlich auch hier absolut vorhanden.
 
 
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Selbst wenn die Innovationen ausbleiben, unterhält dieser Horror sehr solide und das liegt auch mit daran, dass man nie versucht mehr aus der Sache zu machen. So kommt es auch zu einer völlig angemessenen Laufzeit von nur rund 90 Minuten, welche besonders in heutiger Zeit, wo neue Kinofilme ja selten unter 120 Minuten laufen dürfen, angenehm kompakt daherkommt. Da gibt es die Horrorszene am Anfang, dann eine kleine Einleitung und nach einer halben Stunde wurde eigentlich alles gesagt. Von da an darf der Horror seinen Lauf nehmen und es gibt quasi keinerlei Pausen mehr. Also wird eine Stunde lang auf Vollgas gedrückt und so lassen sich kaum Längen vernehmen. Das ist manchmal herrlich spannend, ab und zu auch mal etwas beliebig, aber stets unterhaltsam. Hinzu gesellen sich passable Darstellerleistungen, die im Endeffekt gar nicht so sehr auffallen, aber eben auch niemals negativ. Die Figurenzeichnung ist ebenfalls sehr unauffällig, passt soweit jedoch. Die größten Sympathieträger findet man in „Evil Dead Rise“ wohl kaum, doch irgendwie gelingt es dem Werk dies gut zu verbergen. Wer hingegen vielleicht etwas enttäuscht sein dürfte, ist der Gorehound, der sich in der momentanen Kinozeit auf ein Gemetzel gefreut hat, welches Grenzen sprengt. Es geht ganz klar recht deftig zur Sache und die überwiegend von Hand gemachten Effekte sehen klasse aus, aber etwas mehr Splatter und ein höherer Bodycount hätten nun ebenfalls nicht geschadet.
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Evil Dead Rise“ ist ein angenehmer Film. Er zieht sein eigenes Ding durch und passt dennoch optimal in diese Reihe. Dass er es auch verdient hat, diesen Titel zu tragen, rechtfertigen alleine die schönen Anspielungen und Fans der Reihe werden sich hier schnell zu Hause fühlen. Obwohl die Story eigentlich nichts hergibt, die Darsteller mit ihren Leistungen kaum auffallen und auch die Figurenzeichnung mehr als schlicht ist, wirkt das hier alles sympathisch. Gerade der Kulissenwechsel tut der Reihe gut und die Inszenierung taugt auf jeden Fall etwas. Handwerklich ist das wirklich schön gestaltet und die Atmosphäre kann mit der alten Mischung aus echtem Horror-Terror und schwarzem Humor punkten. Selbstverständlich fehlt auch eine Kettensäge nicht und Bruce Campbell ist im O-Ton wenigstens mal zu hören. Lediglich im Splatter-Bereich hätte man noch etwas mehr die Sau herauslassen dürfen, wobei der Blutpegel trotzdem zufriedenstellend ist. Starke Effekte und ein guter Score runden das blutige Kino-Vergnügen solide ab. Der ganz große Wurf ist das sicher nicht, aber ein spannender, spaßiger und auch bedrohlicher Horrorfilm ist mit „Evil Dead Rise“ eindeutig geglückt und manchmal reicht das vollkommen aus!
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Evil Dead Rise“ läuft im Kino ungeschnitten und ist frei ab 18 Jahren. Sonderlich ausufernde und lang zelebrierte Gewaltexzesse wie im 2013er Remake gibt es hier nicht zu sehen. Zwar wird hin und wieder übertrieben gesplattert; die Gewalt ist aber derart überzogen, dass es bei der FSK keine Probleme mit der Freigabe der ungeschnittenen Fassung gab.
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Warner Bros.)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Evil Dead (2013)
 
Tanz der Teufel (1981)
 
Blood Flower (2022)
 

Filmkritik: „Blaze“ (2022)

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BLAZE

Story

 
 
 

Als ein Mädchen Zeugin einer Vergewaltigung wird, flüchtet sie sich mehr und mehr in eine Art Fantasiewelt, die von einem Drachen bewohnt wird.

 
 
 


 
 
 

BLAZE – Kritik

 
 
 
Braucht man Horror, wenn man das Erwachsenwerden kennt? Ist dies nicht schon Horror genug? Weil es solche Fragen gibt, gibt es zwischen dem Coming-of-Age-Drama und dem Horrorfilm auch schon seit längerer Zeit keine klaren Grenzen mehr. Besonders im Independent-Bereich werden beide Genre gerne mal vermischt. Genau daran versucht sich auch „Blaze“, der mit einer simplen Geschichte daherkommt, die aber wirklich sehr künstlerisch aufbereitet wurde. Sofern sich der Zuschauer darüber bewusst ist, dass er hier absolut keinen Horrorfilm zu sehen bekommen wird, kann er mit der dargebotenen Qualität durchaus zufrieden sein.
 
 
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Die zwölfjährige Blaze, die alleine bei ihrem Vater aufwächst, wird eines Tages Zeugin einer Vergewaltigung. Es dauert nicht lange, bis Beweise aufgenommen wurden und man Blaze verhört, doch durch gute Anwälte seitens des Täters glaubt dem Mädchen niemand. Sie selbst haben das Ereignis und die Auswirkungen davon dermaßen schockiert, dass Blaze sich in ihre eigene Fantasiewelt zurückzieht, in der ein mächtiger Drache das Sagen hat. Doch wird das Problem dadurch eher verstärkt oder gemildert?
Das Drehbuch wirkt am Anfang völlig eindeutig und klar, wird hinterher jedoch noch deutlich mehr mit Interpretationsfreiräumen gespickt. Das wurde schon gut geschrieben und aus der simplen Eingangsprämisse hat man durchaus etwas gemacht. Allerdings ist der Erzählverlauf auch relativ sperrig und man kann die Geschehnisse nicht immer völlig greifen. Ob man damit nun etwas anfangen kann oder nicht, liegt am Ende also im Auge des Betrachters, denn so eigenwillig „Blaze“ auch erzählt wird und so viel Substanz er zwischen den Zeilen auch zu bieten haben mag, so fraglich ist ebenfalls, ob das jeden Zuschauer erreichen kann. Außerdem wird das typische Schema „Einleitung-Hauptteil-Schluss“ hier wenig befolgt, weshalb das Ganze manchmal schon ein wenig trocken wirkt.
 
 
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Definitiv kann man sagen, dass „Blaze“ ein Film ist, der von seinen Darstellern lebt. Und in erster Linie ist damit natürlich die Newcomerin Julia Savage gemeint. Sie verkörpert das selbstbewusste, aber irgendwie auch fragile Mädchen dermaßen authentisch, dass man gar nicht mehr an Schauspiel denkt. Das ist schon eine große Leistung, die man würdigen sollte. Daneben besitzt der Film mit Simon Baker ein Gesicht, welches man auch in Deutschland kennen dürfte. Baker ist in seiner recht umfangreichen Nebenrolle ebenfalls solide. Die restlichen Darsteller, von denen es nicht so viele zu sehen gibt, machen ihre Sache zweckdienlich, jedoch wenig auffällig. Die Figurenzeichnung lässt, genauso wie die Story, doch einiges an Interpretationsfreiraum offen, denn besonders viel erfährt man über die Charaktere eigentlich nicht. Dass es sich bei Blaze um ein heranwachsendes Mädchen handelt, das nicht nur die Problematik mit dem Erwachsenwerden bewältigen muss, sondern eben auch noch Zeugin einer schrecklichen Tat wurde, sorgt dabei für gewisse Merkmale, die das Ganze leicht markant wirken lassen. Eine tiefere Durchleuchtung fehlt dennoch und es wird nicht jedem Zuschauer leicht fallen, mit diesen Figuren warm zu werden.
 
 
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Und das Warmwerden fällt sicherlich auch nicht so leicht, wenn man nicht genau weiß auf welches Genre man sich hier einlässt. Mit Horror im ursprünglichen Sinne hat „Blaze“ nämlich atmosphärisch fast gar nichts zu tun. Es gibt ein paar Momente, die an einen Horrorfilm erinnern, aber ansonsten ist das hier ein waschechtes Coming-of-Age-Drama, welches sich eben nur an gewissen Elementen bedient, um die Geschichte eindrucksvoller zu erzählen. Natürlich gesellt sich auch noch eine Prise Fantasy mit hinzu, weil Regisseurin und Drehbuchautorin Del Kathryn Barton hier eben gerne mit dem Drachen spielt. Die Künstlerin, die mit „Blaze“ nach ein paar Kurzfilmen ihr Langfilmdebüt feierte, tobt sich stilistisch schon ziemlich aus. Da fühlt man sich in einem Moment an „Die unendliche Geschichte“ erinnert, nur um sich danach doch eher wieder wie in „Pan’s Labyrinth“ vorzukommen. Dabei klingen beide Vorbilder fast schon zu drastisch, denn „Blaze“ ist ein Film der unterschwelligen Töne. Es wird niemals zu viel und die Inszenierung hält sich, trotz einer gewissen Vielfalt, oftmals sehr zurück. Trotzdem oder gerade deshalb ist das von der Stimmung her ziemlich vielfältig und der sehr passende Indie-Soundtrack unterstützt die Atmosphäre nochmal sehr gut.
 
 
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Über den Unterhaltungswert kann man dennoch geteilter Meinung sein, denn selbst wenn „Blaze“ seine Faszination besitzen mag, so unterhält er doch nicht im typischen Sinne. Der gesamte Aufbau kommt sperrig daher und es dauert lange, bis mal etwas mehr geschieht. Dabei ist die Ausgangssituation schnell geklärt, nur danach nimmt der Film das Tempo völlig heraus. Das ist sichtbar bewusst so geschehen und auch gut so, aber Spannungselemente findet man deshalb eher weniger. Tatsächlich muss man sich mehr auf die Optik einlassen, denn dann bekommt man wunderbar unkonventionelle Momente geboten. Die recht simplen Puppen-Tricks kommen in Verbindung mit etwas CGI tatsächlich relativ effektiv daher und lassen den künstlerischen Werdegang der Regisseurin erahnen. Ob einem das nun reicht, um sich über ca. 100 Minuten gut unterhalten zu fühlen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Langweilig kann man das Endergebnis jedenfalls nicht nennen, höchstens etwas langatmig. Zum Finale nimmt das Geschehen noch etwas mehr an Fahrt auf, doch selbst hier hält sich das Ganze einigermaßen zurück. Das ist sympathisch, nur eben auch nicht besonders aufregend. Und wer hier Gewalt sucht, der wird sowieso nicht fündig, denn „Blaze“ ist am Ende absolut kein Horrorfilm, sondern ein Drama, welches keine drastischen Effekte benötigt, um seine Geschichte zu erzählen.

 
 


 
 
 

BLAZE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Blaze“ wird so manchem vor den Kopf stoßen, weil er scheinbar mit der Assoziation an Horror vermarktet werden soll. Selbst wenn es minimale Horror-Elemente gibt, so hat das Resultat nichts mit einem Horrorfilm zu tun. Hier hat man ein Coming-of-Age-Drama vor sich, welches mit reichlich Fantasie gestaltet wurde und eine simple Geschichte einprägsam erzählt. Auf höchst unterhaltsame Art und Weise geschieht dies nicht, denn es gibt kaum Spannungselemente, fast gar keine Action und auch nicht gerade viel Humor. Dafür besticht die Atmosphäre mit einem surrealen, manchmal recht improvisationswürdigen Verlauf, der auch nach Ende des Filmes noch ein wenig Nachwirkung zeigt. Die Darsteller, allen voran Julia Savage, liefern voll ab und die handwerkliche Arbeit ist sowohl eigenwillig, wie auch gekonnt gestaltet. Deshalb hat man hier auch einen wirklich gelungenen Film vor sich, der jedoch die richtige Stimmung erfordert und im Endeffekt doch etwas zu sperrig daherkommt, um eine noch größere Wirkung zu erzielen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Zensur

 
 
 
„Blaze“ besitzt fast gar keine grafische Gewalt. Zwar ist das Thema um Vergewaltigung nicht harmlos, wird aber niemals reißerisch verwendet und niemals zu drastisch dargestellt. Aufgrund des höheren Anspruchs sollte einer Freigabe ab 12 Jahren nichts im Wege stehen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei mk2 Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Pans Labyrinth (2006)
 
Raw (2016)
 
Hatching (2022)
 

Filmkritik: „Blood Flower“ (2022)

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BLOOD FLOWER

(HARUM MALAM)

Story

 
 
 

Als ein Teenager mit einer besonderen, übernatürlichen Gabe verstärkt Visionen eines Dämons erhält, muss er sich dem Kampf mit der satanischen Macht stellen.

 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Kritik

 
 
 
Filme aus Malaysia sieht wohl selbst der experimentelle Filmfreund nicht alle Tage. Einen Horrorfilm aus diesem Land zu entdecken, kann man sicher als noch seltener bezeichnen. Doch dass auch aus diesem Land mit guter Genrekost zu rechnen ist, beweist „Blood Flower“ eindrucksvoll. Dabei geht der Film eine schöne Symbiose aus fernöstlichen Traditionen und den westlichen Sehgewohnheiten ein und lässt sich bestimmt als kleiner Geheimtip bezeichnen.
 
 
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Der Teenager Iqbal hat es nicht leicht. Er hat eine Begabung, die ihn zum Heillehrling macht. Auch seine Mutter besitzt dieses Talent und deshalb exorzieren sie gemeinsam mit dem Vater Dämonen aus besessenen Menschen aus. Eines Tages geht das Ganze jedoch schief und die Mutter von Iqbal stirbt dabei. Danach möchte der Vater nichts mehr von dieser Welt wissen. Stattdessen, um etwas Geld zu verdienen, pflegt er die aufwendigen Planzen eines Nachbarn. Dummerweise hat der in seinem Gewächshaus jedoch eine bedrohliche Kraft eingesperrt, die von Iqbal und anderen Kindern befreit wird. Plötzlich hat Iqbal immer wieder schreckliche Visionen und es ist ganz klar, dass er es hier mit einer Übermacht zu tun hat, die Grauenvolles will. Die Story ist gerade deshalb interessant, weil man es hier eben mal nicht mit dem typischen katholischen Dämonen zu tun bekommt, sondern mit malaysischen Mythen und einer anderen Religion. Vorwissen muss man darüber zwar nicht haben, um mit der Geschichte klar zu kommen, aber es fühlt sich eben doch alles anders an, als die x-te Variante eines typischen Exorzismus-Filmes. Nebenbei wird die Handlung dann auch noch ganz interessant vorgetragen. Zwar sind die Zutaten bekannt, aber wie man diese zusammensetzt, besitzt eine eigenständige Note. Außerdem bekommt das Ganze am Ende eine schlüssige Auflösung und deshalb lässt sich das Drehbuch als rundum gelungen bezeichnen.
 
 
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Wirklich interessant ist zudem die Atmosphäre, denn „Blood Flower“ ist kein reiner Exorzismus- und Dämonenfilm. Er bietet nebenbei ein paar vereinzelte Krimi-Elemente, hat ein bisschen Drama im Gepäck und schnuppert nicht ungern auch mal am Splatter-Kino. Diese Mischung mag überladen wirken, ist sie im Endeffekt aber nicht, weil alles stimmig zusammengefügt wurde. Dass es dabei abwechslungsreich zur Sache geht, versteht sich fast von selbst. So bekommt man klassischen Grusel, Jumpscares und ein paar echte Over-the-Top-Momente geboten. Ab und zu werden Ekeleffekte eingestreut und dann wäre da noch die Gewalt, die es in Filmen dieser Gattung in dieser Portion eher seltener zu sehen gibt. Manchmal artet das schon eher in Splatter aus und ist alles andere als harmlos. Gerade auch deshalb, weil selbst Kinder hier nicht verschont werden. Das ist schon ziemlich derb und besitzt zum Glück starke Effekte. Manches stammt zwar aus dem Computer, doch selbst diese Effekte sehen ordentlich aus. Der Gorehound, der sich also auch gerne mal etwas gruselt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Insgesamt ist der Grusel-Faktor zwar nicht sonderlich hoch und dennoch funktioniert die Stimmung prima, denn „Blood Flower“ ist ein echt düsterer und sehr ernster Film.
 
 
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Besonders aus handwerklicher Sicht vermag das Werk vollkommen zu überzeugen. Die gesamte Optik ist schon mal sehr gut und selbst wenn die Kulissen eher schlicht wirken, verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Regisseur Dain Said weiß schon genau, was er da macht und bietet dem Zuschauer eine prächtige Inszenierung. Besonders daran ist zudem, dass es zwar fremde Zutaten gibt und man deutlich spüren kann, es hier eben mit keinem westlichen Film zu tun zu haben, es einem nebenbei aber dennoch leicht gemacht wird Einlass in diese Welt zu finden. Gerade deshalb ist auch der Unterhaltungswert ziemlich hoch. Nach der kleinen Vorgeschichte gibt es nur eine weitere kleine Einleitung, bis das Treiben an Fahrt aufnimmt. Sobald der Dämon erst mal frei ist, gibt es auch verstärkt Horror-Szenen. Diese werden immer nur kurz mal für etwas Familiendrama unterbrochen. Das hätte nicht zwangsläufig sein müssen, stört aber auch nicht. Die Figurenzeichnung macht es sich hier insgesamt etwas einfach und bietet reichlich viele Klischeetypen, doch für genügend Sympathien wird gesorgt und somit kann man dem restlichen Verlauf gespannt folgen.
 
 
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Und dieser hat es dann durchaus noch in sich. In der zweiten Hälfte gönnt man dem Zuschauer kaum noch Pausen und da wird der dämonische Terror schön zelebriert. Dabei geht es sogar ziemlich actionreich zur Sache. So vergehen die 102 Minuten Laufzeit reichlich flott und Längen sind nahezu keine zu finden. Dass man gerne zuschaut, liegt sicherlich nebenbei auch noch an den guten Darstellerleistungen. Besonders positiv auffallend sind dabei Idan Aedan als Iqbal, Bront Palarae als sein Vater Norman und Arnie Shasha als Ah Boy. Diese haben auch definitiv am meisten zu tun und gerade wenn es um die Darstellung der Besessenheit geht, wird das schon enorm stark gespielt. Alle anderen Schauspieler liefern jedoch ebenfalls ab. Zum Score kann man auch nur positive Worte verlieren und soundtechnisch ist hier sowieso eine ganze Menge los.

 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
„Blood Flower“ setzt nicht unbedingt auf subtile Töne und bietet actionreiche, abgefahrene Horrorkost, die nebenbei reichlich abwechslungsreich daherkommt und so manch eine Zutat bietet, die man von dem Genre eher weniger gewöhnt ist. Gerade deshalb ist das interessant und trotzdem fällt es nicht schwer einen Zugang zu diesem Werk zu finden. Handwerklich ist das schon sehr schick gestaltet, die Inszenierung sitzt und die Atmosphäre bietet derben Horror, den man so schnell sicher nicht vergessen wird. Dass das nebenbei ordentlich gespielt wird und die Story bis zum Schluss interessant bleibt, rundet das Ganze gelungen ab. Außerdem gibt es einige tolle Effekte zu sehen und es geht echt nicht harmlos zur Sache. Von daher eine ganz klare Empfehlung an alle, die auch mal den etwas anderen Exorzismus-Film sehen wollen!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Zensur

 
 
 
„Blood Flower“ ist alles andere als harmlos. Hier werden selbst Kinder blutig umgebracht, es gibt einige Ekeleffekte und immer mal wieder eine gute Portion Splatter zu sehen. Alles andere als eine Freigabe ab 18 Jahren wäre deshalb unrealistisch!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Reel Suspects)

 
 
 
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