Filmkritik: „Sisu – Rache ist süß“ (2022)

sisu-2022-poster
 
 
 

SISU – RACHE IST SÜSS

(SISU)

Story

 
 
 
Wer einem Finnen sein Gold stehlen will, sollte sich besser auf den Tod gefasst machen – ganz egal ob man eine Armee an Nazis hinter sich hat oder nicht.
 
 
 


 
 
 

SISU – Kritik

 
 
 
„Sisu – Rache ist süß“ ist einer dieser Filme, auf die man sich freuen konnte. Das liegt natürlich an zahlreichen übertriebenen Behauptungen, die davon schwärmten, dass selbst ein John Wick hier einpacken kann, aber auch ganz einfach daran, dass die Prämisse mit ihrer Einfachkeit einladend wirkte. Dem Hype wird das Resultat am Ende nicht ganz gerecht, aber wer einfach mal wieder sein Hirn ausschalten möchte und brutale Action genießen mag, der wird hier absolut bedient!
 
 
sisu-2022-bild-1
 
 
Ende des Zweiten Weltkrieges findet der Goldgräber Aatami endlich den großen Fund in Finnland. Dummerweiser sind auch Nazis in der Gegend, die gerne das Gold haben möchten und eine Begegnung bleibt nicht lange aus. Allerdings wissen die Nazis nicht, dass Aatami nicht irgendwer ist. Der ehemalige Kommandant denkt gar nicht daran, sich sein Gold einfach stehlen zu lassen und bittet die Nazis zum gnadenlosen Kampf. Viel simpler könnte diese Story kaum sein. Es gibt hier wirklich so gut wie gar keinen Hintergrund, nur eben den, dass sich das Geschehen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges abspielt. Der Plot beschreibt dann auch nur die typische „Einer gegen alle“ Geschichte und das Ganze besitzt eigentlich so gar kein Alleinstellungsmerkmal. Dank einiger kreativer Ideen im Drehbuch gelingt es „Sisu“ dennoch ein wenig eigenständig zu wirken. Sei es alleine der Titel, der hier mehrmals erklärt wird oder sei es die Übermenschlichkeit der Hauptfigur – Das Ganze hat schon etwas!
 
 
sisu-2022-bild-2
 
 
Es ist beliebt im Actiongenre, dass die Hauptfigur einfach alle Kontrahenten fertig macht und das wird nicht selten gerne auf die Spitze getrieben. Wahrscheinlich gibt es deshalb auch die teilweise ungerechtfertigten Vergleiche zu „John Wick“. Nein, „Sisu“ hat mit diesen Filmen überhaupt nichts am Hut, selbst wenn hier ebenfalls mehrere Hunde mit dabei sein. Aber in Sachen eines übermenschlichen Helden wird der Film sämtlichen Vertretern mehr als gerecht. Die Hauptfigur, die sich noch wortkarger gibt, als es Charles Bronson jemals hätte tun können, lässt von Anfang an niemals den Zweifel aufkommen, den Kampf gegen die Übermacht nicht bestehen zu können. Jorma Tommila hat wirklich so gut wie kein Wort zu sprechen und überzeugt in der Hauptrolle dennoch famos, weil er eine unglaubliche Präsenz besitzt, die einfach in ihren Bann zieht. Außerdem kauft man ihm diese übermenschlichen Fähigkeiten einfach ab. Die restlichen Darsteller, die allesamt nur kleinere Nebenrollen verkörpern, fallen hingegen etwas ab. So gibt es keinen markanten Endgegner und sowieso werden die Nazis teilweise schon fast als etwas zu dämlich dargestellt. Das braucht die Prämisse aber eben, damit das unrealistische Szenario funktionieren kann.
 
 
sisu-2022-bild-5
 
 
Intensive Unterhaltung entsteht daraus eher weniger, weil das alles zu stumpf gestaltet wurde. Es macht aber sowieso eher den Anschein, als wolle „Sisu“ den Zuschauer einfach nur gut unterhalten und das ist ihm gelungen. Es gibt nur ein paar wenige Momente, wie etwa im kurzen Finale, in denen es minimal unangenehm wird, doch der Feel-Good-Faktor kehrt rettend schnell zurück und man bekommt schon bald wieder das Grinsen im Gesicht. Regisseur Jalmari Helander, der schon mit seinem „Rare Exports“ auf sich aufmerksam machen konnte, pfeift auf Realismus und lässt seinen Helden einfach alles überstehen. Hauptsache die Nazis müssen leiden und nicht mal das wird mit sämtlicher Härte durchgezogen. Denn obwohl „Sisu“ alles andere als harmlos ist, zeigt er nicht alles, was er zeigen hätte können. Das besitzt gleich zu Beginn eine kompromisslose Brutalität, die danach jedoch nur noch vereinzelt vorkommt. Da es so überzogen zur Sache geht, wäre sogar eine Freigabe ab 16 Jahren aus dem momentanen Standard denkbar gewesen. Trotzdem macht die gute Portion Splatter Spaß und dass einige Effekte aus dem Computer stammen, kann man hier einigermaßen gut verzeihen.
 
 
sisu-2022-bild-4
 
 
Mit seinen rund 90 Minuten Laufzeit ist „Sisu“ zudem angenehm kurz ausgefallen. Dabei weiß besonders der Anfang zu gefallen, der sich im Stile alter Western-Klassiker gibt. Dialoge gibt es hier nämlich gar keine zu hören. Dafür gibt es tolle Landschaften und einen einsamen Helden zu sehen, der zudem noch auf einem Pferd reitet. Nach einer Viertelstunde ist mit dieser Ruhe abrupt Schluss und von da an dominiert die Action, die zwar nicht durchgehend vorhanden ist, aber immer wieder sehr brachial erscheint. Spannend ist das Ganze eher weniger, weil auch nie der Zweifel daran besteht, dass der Held es nicht schaffen könnte, aber ein paar abgefahrene Szenen hat man auf jeden Fall erschaffen. Die Szene vor dem Abspann ist dann etwas vorhersehbar, aber trotzdem bekommt man mit „Sisu“ spaßige und kurzweilige Unterhaltung geboten, die zudem noch einen sehr schönen und passenden Score besitzt.
 
 


 
 
 

SISU – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Hirn aus, Augen an und dann einfach genießen. „Sisu – Rache ist süß“ ist ein dialogarmer Actionfilm, der sich auf das Wesentliche reduziert und ein paar herrliche Over-the-Top-Momente kreiert. Die Story ist dabei zu vernachlässigen und gibt nicht viel. Damit geht auch die Figurenzeichnung einher, die eben so gut wie nichts hergibt, aber mit dem Helden hat man dennoch einen einprägsamen Charakter erschaffen, der gerade deshalb so gut funktioniert, weil er mit starker Präsenz gespielt wird. Davon hätte sich der Bösewicht gerne eine Scheibe abschneiden dürfen und spannend ist das gesamte Treiben auch eher weniger. Dafür ist es aber verspielt gestaltet und in Kapitel unterteilt, ist handwerklich gut gemacht und besitzt ein paar abgefahrene Actionszenen, die dann auch nicht an der nötigen Brutalität geizen. Eine etwas bodenständigere Art und Weise, wie z.B. in „Rambo“ (der einen hier nicht selten in den Sinn kommt), wäre an manchen Stellen wünschenswert gewesen, aber das Resultat ist amüsant und erinnert an das gute, alte Exploitations-Kino!
 
 
 


 
 
 

SISU – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Sisu – Rache ist süß“ läuft aktuell in Deutschland im Kino und ist frei ab 18 Jahren. Die Fassung war ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

SISU – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Sony Pictures Germany)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Rambo II – Der Auftrag (1985)
 
Rambo III (1988)
 
John Rambo (2008)
 

Filmkritik: „Hellraiser V – Inferno“ (2000)

hellraiser-5-poster
 
 
 

HELLRAISER V – INFERNO

(HELLRAISER 5)

Story

 
 
 
Ein auf die schiefe Bahn geratener Cop hat mit dem Wahnsinn zu tun, als er einen seltsamen Würfel findet und von dämonischen Erscheinungen geplagt wird.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Kritik

 
 
 
Püntklich im Vier-Jahres-Takt erschien 2000 der fünfte Teil von „Hellraiser“. Es sollte sich in der Zwischenzeit allerdings einiges verändert haben. Nachdem der vierte Teil an den Kinokassen nicht überzeugen konnte, erschien „Hellraiser V – Inferno“ als Direct-to-Video-Produktion. Der Name Clive Barker taucht nun nicht mal mehr als Produzent auf und als wären das noch nicht genug Neuerungen, entschied man sich auch noch für eine Art Etikettenschwindel. „Inferno“ hat mit „Hellraiser“ nämlich eigentlich nichts am Hut. Sieht man davon mal ab, bekommt man tatsächlich einen guten Psychothriller mit starker Atmosphäre geboten.
 
 
hellraiser-5-bild-4
 
 
Detective Joseph führt nicht unbedingt das Leben, welches man von einem ordentlichen Polizisten erwarten würde. Er betrügt seine Frau und konsumiert nebenbei fleißig Drogen. Als er eines Tages bei einem Tatort mit einem seltsamen Würfel in Berührung kommt, spitzt sich die Lage zu. Plötzlich hat Joseph immer wieder grauenvolle Visionen von dämonischen Gestalten. Nebenbei gilt es allerdings auch ein verschwundenes Kind zu finden, welches scheinbar noch lebt. Und was hat das alles mit dem Igenieur zu tun? Langsam aber sicher verliert Joseph seinen Verstand. Die Story gibt sich lange Zeit sehr kryptisch, obwohl es eigentlich von Anfang an nicht zu schwer sein sollte, die große Auflösung zu erahnen. Trotzdem funktioniert es gerade deshalb, weil alles sehr geheimnisvoll anmutet und man sich bedeutungsschwanger gibt. Am Ende ist das sicherlich nicht alles höchst logisch, doch das ist nicht weiter tragisch, denn das Drehbuch ist alles in einem dennoch durchdacht und erzählt eine zwar bekannte Geschichte, macht dies aber eigenständig genug. Außerdem gibt es da ja noch die Verbindung zu Pinhead und dem Würfel.
 
 
hellraiser-5-bild-2
 
 
Und gerade damit wird sich „Hellraiser V – Inferno“ ganz sicher nicht bei jedem Fan der Reihe beliebt machen. Im Endeffekt ist es nämlich durchaus so, dass der Film mit den vorherigen „Hellraiser“-Teilen nichts zu tun hat und streng genommen nicht mal wirklich etwas mit Pinhead bzw. den Zenobiten zu tun hat. Pinhead selbst ist vielleicht drei Minuten lang zu sehen. Die restlichen Zenobiten wirken eher wie andere dämonische Gestalten. Trotzdem ergibt diese Verbindung schon irgendwie Sinn, nur war das bestimmt nicht das, was Fans damals erwarteten. Stattdessen bekommt man einen lupenreinen Psychothriller geboten, der besonders von der Leistung eines Craig Sheffers lebt. Sheffer hat wirklich viel zu tun und es gibt kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Dabei spielt er den sich aufbauenden Wahnsinn sehr glaubwürdig und allgemein ist auch die Figurenzeichnung hier angenehm unkonventionell. Von vornherein ist klar, dass man es hier mit keinem Helden, nicht mal mit einem Antihelden zu tun hat. Nicholas Turturro weiß in einer Nebenrolle ebenfalls zu überzeugen und besonders James Remar macht etwas her. Nur Doug Bradley darf man dieses mal leider etwas arg wenig betrachten.
 
 
hellraiser-5-bild-3
 
 
Ein weiterer Pluspunkt ist die Inszenierung, was bei einem Blick auf den Regisseur gar nicht verwundert. Bei „Hellraiser V – Inferno“ führte nämlich Scott Derrickson Regie, der danach mit Werken wie „Sinister“ und „The Black Phone“ zum echten Genreliebling wurde. Hier hat man es mit einem frühen Werk von ihm zu tun, doch sein begabtes Handwerk merkt man Derrickson schon hier an. Mit doch einigermaßen simplen Mitteln erzeugt er hier eine starke Atmosphäre. Diese ist gerade deshalb so gelungen, weil sie sich eiskalt, düster und ohne den Hauch von Humor gibt. Das Geschehen besitzt von Anfang an eine surreale Note, die immer albtraumhafter wird und sich kontinuierlich steigert. Das vermag schon zu fesseln und dient mit einigen einprägsamen Szenen. Tatsächlich kommt das der Stimmung des ersten Teils relativ nahe, obwohl gar nicht so viel Horror mit im Spiel ist. Man kommt sich nämlich viel mehr wie in einem Psychothriller vor und somit wird man innerhalb der Reihe erneut mit Abwechslung bedient.
 
 
hellraiser-5-bild-1
 
 
Der Unterhaltungswert ist auf jeden Fall gut, selbst wenn die 100 Minuten Laufzeit zum Ende hin etwas an Zugkraft verlieren. Trotzdem ist es schön, wie konsequent man das Geschehen stets finsterer werden lässt, bis eigentlich gar keine Hoffnung mehr auf ein Happy-End besteht. Die größte Spannung entsteht dabei nicht, wobei es trotz des vorhersehbaren Endes stets interessant bleibt dem Treiben zu folgen. Action braucht man hier ebenfalls nicht zu erwarten, doch alleine diese rabenschwarze Atmosphäre unterhält genug. Nur zum Finale hin nutzt sich das surreale Geschehen dann so langsam etwas zu sehr ab. Wo sich kaum ein Pinhead aufhält, dort darf man dann auch nicht mit der großen Gewaltorgie rechnen. „Hellraiser V – Inferno“ ist wohl der bis dato harmloseste Teil der Reihe, benötigt grafische Gewalt jedoch auch gar nicht so sehr. Es gibt trotzdem ein paar Momente, die einigermaßen derb sind und eine Freigabe ab 18 Jahren gerade noch so rechtfertigen. Die wenigen Effekte sehen wie gewohnt ordentlich aus.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser V – Inferno“ hätte sich ganz einfach den Stempel „billiger Etikettenschwindel“ verdienen können, wenn er nicht doch ziemlich hochwertig gemacht worden wäre. Es war eine mutige Entscheidung, die Story so gänzlich anders zu erzählen, aber das wird ganz klar nicht jedem Fan der Reihe schmecken. Da man im Endeffekt aber einen wirklich gut funktionerenden Psychothriller geboten bekommt, der stark gespielt wird und mit einer abgrundtief finsteren Atmosphäre begeistern kann, verzeiht man es gerne, dass das Geschehen mit Pinhead und Co. eigentlich wenig bis gar nichts zu tun hat. Außerdem vermag die Inszenierung zu überzeugen und trotz kleinerer Längen kann man sich hier gut unterhalten lassen. Fakt ist aber auch, dass mit diesem fünften Teil ein Weg eingeleitet wurde, der die Nachfolger immer beliebiger machte. Im Falle von „Hellraiser V – Inferno“ ist das zum Glück noch nicht der Fall und man bekommt hier sehr solide Filmkost geboten, die eben nur wenig mit „Hellraiser“ zu tun hat!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser V – Inferno“ wurde in Deutschland ungeschnitten veröffentlicht und besitzt eine FSK18. Der Streifen ist ohne Problemlos in der ungeschittenen Fassung im stationären Handel erhältlich.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 5 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei StudioCanal)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser IV – Bloodline“ (1996)

hellraiser-4-poster
 
 
 

HELLRAISER IV – BLOODLINE

(HELLRAISER 4)

Story

 
 
 
Pinhead darf im vierten, und ursprünglich als letzten der Reihe geplanten, Teil selbst im Weltall sein Unwesen treiben.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Kritik

 
 
 
Hellraiser III – Hell on Earth“ konnte an den Kinokassen, im Gegensatz zum zweiten Teil, wieder mehr Geld einspielen, weshalb klar war, dass diese Reihe noch nicht am Ende angelangt ist. Es vergingen jedoch erneut ca. vier Jahre, bis es dann zu „Hellraiser IV – Bloodline“ kam. Dieser Film hatte in seiner Entstehung nicht gerade wenige Schwierigkeiten. Die ursprüngliche Fassung drehte der Spezialeffektekünstler Kevin Yagher, jedoch waren das Studio und er sich nicht unbedingt einig, wie das fertige Resultat aussehen sollte. Deshalb verließ Yagher das Projekt, es fanden Nachdrehs und umfangreiche Veränderungen im Schnitt statt, weshalb als Regisseur am Ende das Pseudonym Alan Smithee stand. Ein gutes Zeichen ist das eigentlich selten und tatsächlich hätte „Hellraiser IV“ das Zeug dazu gehabt zur bisher besten Fortsetzung zu werden. Leider hat man die Sache dafür aber zu oberflächlich behandelt, so dass im Endeffekt doch nur eine weitere gute Fortsetzung vorhanden bleibt.
 
 
hellraiser-4-bild-3
 
 
Besonders die Story von Peter Atkins besitzt dabei ihren Reiz, denn nachdem Pinhead als Figur genügend durchleuchtet wurde, widmet man sich nun dem Würfel und seinen Geheimnissen. So gibt es einen Rückblick ins 18. Jahrhundert, in welchem ein Spielzeugmacher den Würfel nach vorgegebenen Vorlagen anfertigte. Schnell muss er feststellen, dass dies einem dämonischen Spiel dient und die Familie L’Merchant soll selbst viele Jahre später noch mit dieser Sache zu tun haben. Dies führt uns dann auch gleich an den Anfang, der sich weit in der Zukunft und somit im Weltall abspielt. Es gibt ja einige Filmreihen, die später gerne mal ins Weltall auswanderten, um etwas Abwechslung mit ins Geschehen zu bringen. Bei „Hellraiser“ geschieht dies jedoch nicht auf trashige Art und Weise und ergibt im Endeffekt schon einen Sinn. Das Drehbuch ist dabei durchaus interessant geschrieben und beleuchtet gekonnt die Vergangenheit des Würfels. Schade ist hingegen nur, dass es recht oberflächlich bleibt und man sich niemals traut genauer in die Tiefe zu gehen.
 
 
hellraiser-4-bild-2
 
 
Hier lag wohl auch das Problem mit Regisseur Yagher, denn dem schwebte eine andere Herangehensweise, als dem Studio vor. So sollte „Hellraiser IV – Bloodline“ ursprünglich schon eine etwas höhere Laufzeit besitzen und Pinhead erst gegen Ende zeigen. Da sich das Geschehen insgesamt über drei Zeitepochen hinweg abspielt, die nicht gänzlich chronologisch stattfinden, wäre die Version von Yagher wahrscheinlich der bessere Film geworden. Doch auch so kann man sich über mangelnde Abwechslung wohl kaum beklagen. Das beginnt im Weltall und bekommt deshalb erstmals auch Science-Fiction-Anteile, wandert dann ins 18. Jahrhundert, in die 90er Jahre, um im Finale wieder im Weltall zu spielen. Aus handwerklicher Sicht ist das definitiv gelungen. Die Weltall-Szenen sehen zwar nicht unbedingt prächtig aus, gehen für diese Preiskategorie jedoch in Ordnung. Bei der Gestaltung der Vergangenheit hat man sich Mühe gegeben und allgemein ist die Inszenierung, selbst wenn sie im fertigen Produkt nicht mehr von einem einzigen Regisseur stammt, doch ordentlich geraten.
 
 
hellraiser-4-bild-4
 
 
Am erfreulichsten ist wohl die Atmosphäre geworden, denn wo Pinhead in „Hellraiser III – Hell on Earth“ schon fast zum humorvollen Sprücheklopfer wurde, so besinnt sich „Hellraiser IV – Bloodline“ wieder zurück zu den Wurzeln der Reihe. Pinhead und die restlichen Zenobiten sind eine echte Bedrohung und nicht dazu da, um dem Zuschauer Spaß zu machen. Das ist düster, ernst und besitzt deutlich mehr Horror, als man das vom dritten Teil behaupten konnte. Fantasy-Anteile, die den zweiten Teil ausmachten, sind ebenfalls nur sehr begrenzt vorhanden, dafür gibt es eben etwas Sci-Fi. Die Laufzeit ist mit 81 Minuten ziemlich kurz ausgefallen, was eigentlich schade ist, weil hier doch mehr Substanz vorhanden gewesen wäre, wenn man dies nur zugelassen hätte. So gehen die Zeitwechsel doch teilweise etwas flott. Dafür kann man sich hingegen nicht über Längen beklagen, denn das Treiben ist sehr abwechslungsreich, fast etwas zu episodenhaft, somit jedoch stets kurzweilig.
 
 
hellraiser-4-bild-1
 
 
Die Darsteller können sich ebenfalls sehen lassen. Bruce Ramsay hat hier die größte Aufgabe, denn er spielt gleich drei Rollen und macht das sicherlich nicht perfekt, aber mit dem nötigen Ehrgeiz, so dass man mit dieser Leistung zufrieden sein kann. Auch Valentina Vargas weiß zu überzeugen und insgesamt enttäuscht hier kein Schauspieler. Fehlen darf selbstverständlich auch Doug Bradley nicht, der als Pinhead wieder etwas weniger zu sehen ist, seine Szenen aber vollkommen an sich reißt. Allgemein sind die Zenobiten weniger zu sehen, als in den beiden Vorgängern, aber das tut dem Film ganz gut. Ein heimlicher Star bleiben da natürlich mal wieder die Effekte, die in „Hellraiser IV“ nicht ganz so zahlreich vorkommen, sich aber fast immer sehr gut sehen lassen können. Eine Splatterwucht hat man hier nicht vor sich, aber es gibt vereinzelt immer mal wieder hübsch derbe Szenen, die den Gorehound mit handgemachten Effekten überzeugen können.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Aus „Hellraiser IV – Bloodline“ hätte mehr werden können. Er hätte als Finale der Reihe nahezu die Qualität des Originals erreichen können, aber das Studio wollte diese Marke natürlich noch nicht aufgeben. Dabei ist ein manchmal leicht zerfahrenes Werk entstanden, welches trotzdem genügend roten Faden besitzt und den Hintergrund um den Würfel interessant erzählt. Atmophärisch geht es wieder mehr in Richtung Teil 1 und die Zenobiten sorgen wieder für mehr Bedrohung, als Bespaßung. Das ist handwerklich gut und mit dem nötigen Aufwand gemacht, besitzt viel Abwechslung und eine eigentlich schon zu kurze Laufzeit. Dafür haben Längen keine Chance und das actionreiche Finale macht dann doch wieder Laune. Gute Effekte, solide Darsteller und eine angenehme Portion Splatter runden das Ergebnis gelungen ab und so hat man mit „Hellraiser IV“ immerhin einen weiteren, brauchbaren Teil der Reihe vor sich!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser IV – Bloodline“ wurde in Deutschland auf VHS und DVD veröffentlicht. Leider waren beiden Fassungen geschnitten. Kurioserweise ereilte dem Horrorklassiker erst elf Jahre nach Erscheinen in Deutschland eine Indexierung. Heißt: 2007 wurde „Hellraiser IV“ auf dem Index gesetzt. 2016 sah die BPjM keinen Grund mehr darin Teil vier auf dem Index zu lassen und strich ihn von der Liste der jugendgefährdenden Medien. Es folgte eine ungeschnittene, ungeprüfte deutsche Blu-ray-Auswertung, die jedoch nicht FSK-geprüft wurde. Bisher steht die FSK-Prüfung für diesen Titel aus, damit die ungeschnittene Fassung auch im stationären Handel angeboten werden darf. „Hellraiser IV – Bloodline“ dürfte aber problemlos die FSK-Kennzeichnung „keine Jugendfreigabe“ erhalten.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei 84 Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Hellraiser III – Hell on Earth“ (1992)

hellraiser-3-poster
 
 
 

HELLRAISER III – HELL ON EARTH

(HELLRAISER 3)

Story

 
 
 
Im dritten Teil der legendären Hellraiser-Reihe darf Pinhead eine gesamte Kleinstadt unsicher machen.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Kritik

 
 
 
Nach dem Erfolg von „Hellraiser – Das Tor zu Hölle“ wollte man schnellstmöglich eine Fortsetzung haben und mit „Hellbound – Hellraiser II“ kam es zu einem würdigen Nachfolger, der an den amerikanischen Kinokassen jedoch hinter den Erwartungen zurückblieb, was laut Regisseur Tony Randel an einem schlecht gewählten Startdatum lag. Wohl auch deshalb wurde es also erstmal ruhig um die Reihe, wobei von vornherein genügend Pläne für weitere Fortsetzungen parat lagen. Aus diesen wurde jedoch nicht wirklich etwas und als „Hellraiser III“ 1992 veröffentlicht wurde, hatte sich eine ganze Menge getan. Clive Barker hatte mit dem Resultat nun kaum noch etwas am Hut und schon die Trailer ließen vermuten, dass die Reihe nun doch eher in Richtung Trash schielen wird. Ja, im Endeffekt ist „Hellraiser III“ deutlich stumpfer als seine Vorgänger, aber eine menge Spaß macht er trotzdem noch.
 
 
hellraiser-3-bild-3
 
 
Am Ende des zweiten Teils wurde Pinhead in eine Art Skulptur verwandelt und fristet dort nun sein starres Leben. Bis er eines Tages erneut zum Leben erweckt wird; natürlich durch Blut. Die Journalistin Joey macht von Anfang an seltsame Entdeckungen in der Gegend und es soll nicht lange dauern, bis sie sich Pinhead stellen muss. Da sie im Besitz des Würfels ist und sogar die Unterstützung von Pinheads menschlichem Ich ihr eigen nennen darf, hat Joey vielleicht sogar Chancen, diesen Kampf zu gewinnen. Tony Randel führte zwar nicht mehr selbst Regie, war aber noch mit am Drehbuch beteiligt und selbst wenn „Hellraiser III – Hell on Earth“ relativ eigenständig daherkommt, so kann man immer noch von einer direkten Fortsetzung sprechen. Dabei entmystifiziert man die Figur von Pinhead noch mehr, so sehr, dass er sich nun sogar selbst bekämpfen darf. Einer inneren Logik, die von Teil zu Teil Bestand hält, folgt das Szenario dabei nicht mehr, weshalb das Hirn lieber ausgeschaltet bleibt. Schön ist allerdings, dass man das Thema Lust und Leid wieder verstärkt in den Vordergrund rückt. Außerdem hat man eine Geschichte zu erzählen, die nicht uninteressant ist und deshalb gibt es am Drehbuch eigentlich auch nichts auszusetzen.
 
 
hellraiser-3-bild-1
 
 
Schon im zweiten Teil musste man sich an einen Richtungswechsel gewöhnen und das ändert sich auch bei „Hellraiser III“ nicht. Während „Hellbound – Hellraiser II“ doch sehr stark in Richtung Fantasy schielte, geht es hier wieder horrorlastiger zur Sache, nur von der Bedrohung ist eigentlich nichts mehr übrig geblieben. Pinhead selbst ist zwar noch kein Sprücheklopfer, wie es Freddy Krueger wurde, aber er darf schon deutlich humorvoller agieren, selbst wenn dieser Humor zynisch ist, versteht sich. Albtraumhaft wirkt daran nichts mehr und düsterer, ernster Horror sieht definitiv anders aus. Dafür kommt eine Komponente mit ins Spiel, die man bisher nicht gewohnt war von der Reihe – Nämlich der Spaß. Ja, „Hellraiser III“ ist doch eine amüsante Angelegenheit geworden, die schon reichlich Laune macht und ansprechend inszeniert wurde. Regisseur Anthony Hickox hatte durch „Waxwork“ schon Erfahrung mit der Horrorkomödie und das spürt man hier doch relativ deutlich. Er inszeniert das Geschehen völlig übertrieben, aber irgendwie passt das und bringt nochmals Abwechslung in die Reihe.
 
 
hellraiser-3-bild-2
 
 
Dabei geht es größtenteils nicht so übertrieben zur Sache, wie man bei einem Blick auf den Trailer vermuten konnte. In der ersten Stunde wird tatsächlich überwiegend eine Geschichte erzählt, die nur vereinzelt durch ein paar derbe Momente unterbrochen wird. Das letzte Drittel macht dann allerdings keinerlei Gefangene mehr und dreht richtig durch. Schon alleine die kurze „Disco-Sequenz“ ist prachtvoll, aber auch der Kampf auf offener Straße macht richtig etwas her. Sowieso ist das Finale richtig gut geworden, weil der Kampf zwischen Joey und Pinhead Spaß macht und trotzdem spannend zugleich ist. Außerdem hat man es bei „Hellraiser III – Hell on Earth“ wohl mit dem bisher brutalsten Teil der Reihe zu tun. Zwar sind die meisten Effekte immer nur sehr kurz zu sehen, aber der Bodycount ist hoch und ein paar Momente sind reichlich derb. Die von handgemachten Effekte sehen bestens aus und selbst die veralteten Computereffekte besitzen noch ihren Charme. Außerdem bekommt man neue Zenobiten zu sehen, die zu überzeugen wissen.
 
 
hellraiser-3-bild-4
 
 
Der visuelle Effekt lässt zwar etwas nach, aber die surrealen Traum-Momente hat man dennoch schön beibehalten. Und ein kleiner roter Faden ist dann auch noch vorhanden, weil es ein kurzes Wiedersehen mit Ashley Laurence zu sehen gibt. Ansonsten sorgt natürlich am ehesten Doug Bradley als Pinhead für Kontinuität. Er darf hier sehr aktiv sein, ist sowohl ohne Kostüm einige Male zu sehen, wie auch als Pinhead so präsent wie nie zuvor. Und Bradley macht das einfach großartig. Die restlichen Darsteller wissen allerdings auch zu überzeugen. So nimmt man Terry Farrell die kämpferische Frau durchaus ab und die vielen Nebenrollen erfüllen ihren Zweck allesamt solide. Dass die Figurenzeichnung nun stumpfer wird, passt eigentlich ganz gut. Abgesehen von den Zenobiten bleibt davon niemand besonders lange in Erinnerung und trotzdem ist das alles noch markant genug geraten. Der Score klingt wie gehabt und wird dieses Mal noch durch eine ganze Menge Hardrock ergänzt, was seine Krönung im passenden Song „Hellraiser“ findet, der hier von Lemmy und nicht von Ozzy performt wurde.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser III – Hell on Earth“ kann seinen beiden Vorgängern zwar nicht ganz das Wasser reichen, ist aber trotzdem noch eine sehr brauchbare Fortsetzung geworden. Das wird natürlich nicht jeder so sehen und man muss sich schon damit anfreunden können, dass es nun amüsanter zur Sache geht, aber Laune macht der Streifen auf jeden Fall. Das ist über lange Zeit hinweg tatsächlich noch recht bodenständig und erzählt recht viel Story, wird dann aber spätestens im langen Finale reichlich abgefahren. Dann splattert es auch mächtig und die Effekte sind wie immer sehr schön anzuschauen. Die Inszenierung ist etwas stumpfer, besitzt nicht mehr so eine faszinierende Bildersprache, macht dafür aber Spaß und deshalb ist auch der Unterhaltungswert sehr ordentlich. Die Darsteller agieren brauchbar und wer auf Pinhead abfährt, wird hier einfach sehr stark bedient. Ein blutiger, spaßiger Horrorfilm, der nicht mehr viel mit dem Original gemeinsam hat, auf seine Art und Weise aber dennoch gelungen ist und die Reihe souverän ergänzt!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser III – Hell on Earth“ hatte es ebenfalls wie sein Vorgänger nicht leicht mit der Zensur in Deutschland. Film Nummer 3 wurde in Deutschland im Jahr 1993 auf dem Index gesetzt. Erst 2013 wurde der Streifen vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 wurde der Film in seiner Rated-R-Kinofassung und in der Unrated-Fassung von Turbine Medien durch die FSK neu geprüft. Beide ungeschnittenen Filmfassungen erhielten die Freigabe: keine Jugendfreigabe.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 3 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1989)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Evil Dead Rise“ (2023)

evild-dead-rise-2023-poster
 
 
 

EVIL DEAD RISE

(EVIL DEAD 5)

Story

 
 
 
Das Buch der Toten ist zurück und mit dem Buch kommen auch die Dämonen wieder, die sich dieses Mal in einem ganzen Apartmentkomplex austoben dürfen.
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Kritik

 
 
 
„Tanz der Teufel“ bzw. „Evil Dead“ erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, aber Fans der Reihe müssen immer etwas geduldig sein, bis sie neues Futter erhalten. Nach der eigentlichen Trilogie durfte man Ash über drei Staffeln in einer Serie begleiten und das Remake von 2013 spielte an den Kinokassen genug Geld ein, damit man sich sicher sein konnte, dass hier noch längst nicht Schluss war. Tatsächlich sollte es aber ca. zehn Jahre dauern, bis es zum nächsten Film kommt. Viele Pläne waren in der Zwischenzeit im Gespräch, doch konkret wurde es nie. Der offziell fünfte Teil der Reihe „Evil Dead Rise“ wurde nun eigentlich für einen Streaming-Dienst gedreht, schaffte es dann aber dennoch ins Kino. Dabei steht der Film völlig für sich alleine, hat nichts mit den vorherigen Teilen zu tun und fügt sich trotzdem gut ins Gesamtbild dieser Reihe ein. Außerdem bekommt man simple, aber effektive Unterhaltung geboten.
 
 
evild-dead-rise-2023-bild-2
 
 
Wenn man sich einen Film dieser Reihe anschaut, dann wird man wissen, dass man es mit keiner ausgefeilten Story zu tun bekommen wird. Es geht um das Buch der Toten und um die Dämonen, die durch dieses heraufbeschwört werden. Sobald jemand besessen ist, darf dann das Gemetzel starten. In „Evil Dead Rise“ gibt es eigentlich nur einen Unterschied zu den anderen Teilen: Das Geschehen spielt sich dieses Mal in einem Apartmentkomplex ab und nicht im Wald. Abgesehen von „Armee der Finsternis“ ist das natürlich eine Änderung, mit der sich nicht jeder Fan des Originals anfreunden werden kann. Es ist allerdings eine clevere und auch logische Entscheidung gewesen den Schauplatz zu verlegen, weil ansonsten das stets selbe Szenario abgespult wird. Und da es von solchen Werken mittlerweile eben sehr viele gibt, muss auch diese Reihe den Mut haben leicht veränderte Wege zu gehen. Tatsächlich ändert sich dadurch gar nicht so viel, denn isoliert und abgeschnitten sind die Protagonisten wegen eines Erdbebens trotzdem. Die Story bemüht sich nun wahrlich nicht um Innovationen und könnte simpler gestrickt kaum sein, funktioniert aufgrund ihrer Konsequenz jedoch dennoch ordentlich.
 
 
evild-dead-rise-2023-bild-1
 
 
Besonders Fans des Originals bekommen doch immer wieder genügend Futter geboten, um sich nostalgisch an die Vorlage erinnern zu können. Sei es gleich direkt der Anfang mit seiner Kameraführung oder seien es Kabel im Fahrstuhl, die an eine gewisse Szene im Wald mit Wurzeln erinnern – Die Hommage gelingt „Evil Dead Rise“ wirklich gut, denn es gibt immer wieder Momente, die gelungen auf das Original anspielen. Regisseur Lee Cronin, der bisher, abgesehen von einem Langfilm, eher mit Kurzfilmen oder der Beteiligung an Serien auf sich aufmerksam machte, hat seine Hausaufgaben definitiv gemacht. Seine Inszenierung funktioniert prächtig, ist einfallsreich und zaubert so manch eine Szene hervor, die man wirklich genießen kann. Ob das nun alles völlig eigenständig und unverwechselbar wirkt oder nicht, spielt dabei gar keine so große Rolle. Hauptsache die Inszenierung sitzt und da sie das durchaus tut, nebenbei mit genügend Kreativität dient, kann man hier vollkommen zufrieden sein.
 
 
evild-dead-rise-2023-bild-4
 
 
Hinzu gesellt sich eine gelungene Atmosphäre, die genau das bietet, was man von einem Film dieser Reihe erwarten darf. Schon das Original bot mehr Horror, als Witz, aber trotzdem konnte man nie von einem reinen Horrorfilm sprechen. Das ändert sich auch im Jahr 2023 nicht, denn dafür ist dann doch zu viel schwarzer, zynischer Humor vorhanden. Dieser äußert sich in derben Sprüchen und bösen Momenten, die auf ihre eigene Art und Weise einfach Spaß machen. Besonders zum Finale hin wird das Ganze dann auch zu abgedreht, um es überhaupt noch ernst nehmen zu können. Und trotzdem geht es teilweise schön bedrohlich zur Sache. Der Terror-Faktor ist jedenfalls nicht gering und an sich gibt sich die Stimmung reichlich düster. Zusätzlich wird manchmal enorm an der Spannungsschraube gedreht und eine ausweglose Situation wird schön auf die Spitze getrieben. Atmosphärisch ist das jedenfalls durchaus geglückt und der neue Schauplatz wirkt zudem völlig passend. Das Gefühl der Isolation ist nämlich auch hier absolut vorhanden.
 
 
evild-dead-rise-2023-bild-3
 
 
Selbst wenn die Innovationen ausbleiben, unterhält dieser Horror sehr solide und das liegt auch mit daran, dass man nie versucht mehr aus der Sache zu machen. So kommt es auch zu einer völlig angemessenen Laufzeit von nur rund 90 Minuten, welche besonders in heutiger Zeit, wo neue Kinofilme ja selten unter 120 Minuten laufen dürfen, angenehm kompakt daherkommt. Da gibt es die Horrorszene am Anfang, dann eine kleine Einleitung und nach einer halben Stunde wurde eigentlich alles gesagt. Von da an darf der Horror seinen Lauf nehmen und es gibt quasi keinerlei Pausen mehr. Also wird eine Stunde lang auf Vollgas gedrückt und so lassen sich kaum Längen vernehmen. Das ist manchmal herrlich spannend, ab und zu auch mal etwas beliebig, aber stets unterhaltsam. Hinzu gesellen sich passable Darstellerleistungen, die im Endeffekt gar nicht so sehr auffallen, aber eben auch niemals negativ. Die Figurenzeichnung ist ebenfalls sehr unauffällig, passt soweit jedoch. Die größten Sympathieträger findet man in „Evil Dead Rise“ wohl kaum, doch irgendwie gelingt es dem Werk dies gut zu verbergen. Wer hingegen vielleicht etwas enttäuscht sein dürfte, ist der Gorehound, der sich in der momentanen Kinozeit auf ein Gemetzel gefreut hat, welches Grenzen sprengt. Es geht ganz klar recht deftig zur Sache und die überwiegend von Hand gemachten Effekte sehen klasse aus, aber etwas mehr Splatter und ein höherer Bodycount hätten nun ebenfalls nicht geschadet.
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Evil Dead Rise“ ist ein angenehmer Film. Er zieht sein eigenes Ding durch und passt dennoch optimal in diese Reihe. Dass er es auch verdient hat, diesen Titel zu tragen, rechtfertigen alleine die schönen Anspielungen und Fans der Reihe werden sich hier schnell zu Hause fühlen. Obwohl die Story eigentlich nichts hergibt, die Darsteller mit ihren Leistungen kaum auffallen und auch die Figurenzeichnung mehr als schlicht ist, wirkt das hier alles sympathisch. Gerade der Kulissenwechsel tut der Reihe gut und die Inszenierung taugt auf jeden Fall etwas. Handwerklich ist das wirklich schön gestaltet und die Atmosphäre kann mit der alten Mischung aus echtem Horror-Terror und schwarzem Humor punkten. Selbstverständlich fehlt auch eine Kettensäge nicht und Bruce Campbell ist im O-Ton wenigstens mal zu hören. Lediglich im Splatter-Bereich hätte man noch etwas mehr die Sau herauslassen dürfen, wobei der Blutpegel trotzdem zufriedenstellend ist. Starke Effekte und ein guter Score runden das blutige Kino-Vergnügen solide ab. Der ganz große Wurf ist das sicher nicht, aber ein spannender, spaßiger und auch bedrohlicher Horrorfilm ist mit „Evil Dead Rise“ eindeutig geglückt und manchmal reicht das vollkommen aus!
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Evil Dead Rise“ läuft im Kino ungeschnitten und ist frei ab 18 Jahren. Sonderlich ausufernde und lang zelebrierte Gewaltexzesse wie im 2013er Remake gibt es hier nicht zu sehen. Zwar wird hin und wieder übertrieben gesplattert; die Gewalt ist aber derart überzogen, dass es bei der FSK keine Probleme mit der Freigabe der ungeschnittenen Fassung gab.
 
 
 


 
 
 

EVIL DEAD RISE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Warner Bros.)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Evil Dead (2013)
 
Tanz der Teufel (1981)
 
Blood Flower (2022)
 

Filmkritik: „Scalps“ (1987)


 
 
 

SCALPS

Story

 
 
 
In einem entlegenen Fort der Südstaatler kann Kommandant Colonel Connor das Kriegsende nicht akzeptieren. Seine Männer sollen weiterkämpfen; zunächst schickt er sie los, um die äußerst attraktive Häuptlingstochter Yari in den von ihm befehligten Militärposten zu holen. Weil aber deren Vater, Häuptling Schwarzer Adler, die Herausgabe der Schönheit strikt verweigert, richten die Soldaten unter den Indianern ein Massaker an und nehmen die aufgrund der Connorschen Order verschonte, sich allerdings vehement wehrende Yari unter Anwendung von Gewalt mit sich. Nach einem ersten gescheiterten Fluchtversuch während einer Rast an einem Fluss gelingt ihr beim zweiten Mal – diesmal nachts – das Entkommen. Ihr Weg führt sie zum Anwesen des allein lebenden Ranchers Matt. Dieser ist nach dem Tod seiner Frau Evelyne ein ähnlich überzeugter Indianerhasser wie Connor; er hat aber, da er früher selbst unter dem fiesen Colonel als Lieutenant gedient hat, aller Gewalt abgeschworen und führt ein zurückgezogenes Leben.
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Kritik

 
 
 
Wem der Name Bruno Mattei sofort ein Begriff ist, der hat definitiv ein Faible für Exploitation und das italienische Trashkino der 70er und 80er Jahre. Mattei bediente sich oftmals an einem aufkommenden Trend. So drehte er in den 70ern einige Frauengefängnisfilme und als dann dank Romero der Zombiefilm so richtig salonfähig wurde, hatte Mattei hier natürlich auch ein paar Beiträge zu liefern. Selbst wenn diese Werke selten eine passable Qualität boten, so waren sie damals doch erfolgreich genug und auch heute ist der Name Mattei noch berühmt-berüchtigt. In den 80er Jahren folgte eine kurze Zeit, in der er sich plötzlich mit dem Western, einem Genre, welches schon damals als tot galt, beschäftigte. Dies geschieht bei Mattei natürlich nicht ohne die entsprechende Portion Splatter und alleine schon deshalb ist „Scalps“, auch bekannt unter „Es geht um deinen Skalp Amigo“, ein Sonderling in seinem Genre. Man sollte allerdings nicht so unfair sein und dieses Werk nur auf seinen Gewaltgehalt reduzieren, denn tatsächlich ist hier mal etwas mehr Substanz vorhanden.
 
 
scalps-1987-bild-2
 
 
Der Südstaatler Colonel Connor kann das Kriegsende nicht akzeptieren. Er und seine Leute bringen auch weiterhin zu gerne Indianer um. Die Indianerin Yari kann ihnen allerdings entkommen und findet Zuflucht beim Rancher Matt. Dieser kann Indianer eigentlich nicht leiden, hat mit dem Colonel aber auch noch ein Huhn zu rupfen. Also tun sich die Beiden zusammen, um sich zu rächen. Die Handlung ist äußerst simpel und bedient eigentlich nur Rache-Motive, aber bei einem Western ist das nicht unbedingt selten der Fall. Gut gelungen und auch eher ungewöhnlich ist hier jedenfalls das Zusammenspiel zwischen Indianern und Weißen. Viele Einfälle braucht das Drehbuch nicht. Das ist alles sehr direkt und besitzt keine feinen Nuancen. Für das, was dieser Film darstellen möchte, ist das aber vollkommen ausreichend und es funktioniert, was sicherlich auch mit daran liegt, dass es hier tatsächlich eine kleine Portion Anspruch gibt, die mal entgegen des oftmals rassistischen Untertons solcher Filme geht.
 
 
scalps-1987-bild-1
 
 
Selbstverständlich geht es Bruno Mattei, der auch selbst am Drehbuch mit schrieb, im Endeffekt nicht sonderlich darum eine niveauvolle Geschichte zu erzählen und deshalb bedient das insgesamt auch alles eher den Selbstzweck und trotzdem gibt es immer wieder gut gemachte Momente, die von einer funktionierenden Dramaturgie geprägt sind. Auch handwerklich weiß das Werk vollkommen zu überzeugen. Die Schauplätze wissen zu gefallen und das geht hier wirklich als reiner Western durch. Erstaunlich ist auch, dass der Film sich über eine lange Zeit hinweg recht ruhig gibt. Die gesamte erste Hälfte leitet das Szenario ein. Das besitzt zwar ein paar Längen, ist jedoch nicht wirklich langweilig. Danach geht es dann allerdings zur Sache und dann spielt auch die Gewalt eine größere Rolle. Western sind gerne mal brutal, aber Splatter sucht man in solchen Werken meistens vergebens. Nicht so, wenn Mattei einen Western dreht. Es gibt ein paar äußerst brutale Szenen, die für dieses Genre schon übermäßig splatterig ausgefallen sind. Dem Gorehound, der dem Western nicht abgeneigt ist, wird das natürlich gut gefallen und die Effekte sind ebenfalls sehr brauchbar. Die Inszenierung ist wirklich gut und aus handwerklicher Sicht macht das alles etwas her.
 
 
scalps-1987-bild-3
 
 
Zudem muss man sagen, dass die Figurenzeichnung in „Scalps“ nicht schlecht geworden ist. Man beschäftigt sich schon etwas mit den Charakteren und sie wirken deshalb nicht zu stumpf. Dazu gesellen sich dann brauchbare Darstellerleistungen, die auf jeden Fall solide ausgefallen sind. Deshalb schaut man auch gerne zu, selbst wenn gerade nicht so viel geschieht. Wer brachiale Gewalt braucht, der bekommt diese dann in der zweiten Hälfte zu sehen. Das Finale haut da auch noch mal ganz gut rein. Selbst wenn niemals die größte Spannung aufkommt und Action nur sehr verteilt zu betrachten ist, so wirken die 100 Minuten Laufzeit niemals zu lang. Gerade weil „Scalps“ etwas zu erzählen hat und dies im Kombination mit späterer Effekthascherei macht, ist der Unterhaltungswert angenehm hoch. Hinzu gesellt sich ein guter Score, der das Geschehen passend abrundet.
 
 


 
 
 

SCALPS – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Scalps“ ist ein solider Western geworden, der sich nicht nur auf seine Brutalität reduzieren lässt, aber für einen Western eben doch mehr Splatter besitzt, als man es gewohnt ist. Die simple Handlung funktioniert, die Inszenierung ist gut und die Darsteller liefern ebenfalls brauchbare Leistungen. Das ist gar nicht so stumpf und billig, wie man vermuten könnte und besitzt durchaus seine Qualitäten. Ganz klar ist dies einer der besten Filme, die Mattei jemals realisiert hat, was ein Blick auf den im selben Jahr entstandenen „Der weiße Apache“ nur nochmals bestätigt. Ein brutaler, leicht reißerischer Western, der sich allerdings niemals im kompletten Selbstzweck verliert und dabei gut zu unterhalten vermag!
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Zensur

 
 
 
„Scalps“ erschien in Deutschland trotz FSK 18-Freigabe nur geschnitten auf Video. Auf DVD folgte neben der Cut-Fassung auch eine ungekürzte Version, die jedoch nicht FSK-geprüft wurde. Cinestrange Extreme veröffentlicht den Film nun erstmals auf Blu-ray in Deutschland – und das vollkommen ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
scalps-1987-mediabooks

(c) Cinestrange Extreme (Mediabook mit Blu-ray + DVD | Cover A auf 333 limitiert / Cover B auf 222 limitiert / Cover C auf 111 limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Scalps; Italien | Spanien 1987

Genre: Action, Drama, Western

Ton: Deutsch DD 2.0, Englisch DD 2.0, Italienisch DD 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.56:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 101 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Hauptfilm auf DVD, 24-seitiges Booklet „Jekyll, Freud und Mutationen“ von Harald Mühlbeyer, Bildergalerie, alternatives Intro

Release-Termin: Mediabook: 26.05.2023

 

Scalps ungeschnitten im CINESTRANGE EXTREME Shop bestellen

 
 


 
 
 

SCALPS – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Cinestrange Extreme)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Der weiße Apache – Die Rache des Halbbluts (1986)
 
Bone Tomahawk (2015)
 

Filmkritik: „Project Wolf Hunting“ (2022)

project-wolf-hunting-2022-poster
 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING

(NEUGDAESANYANG)

Story

 
 
 
Ein Gefangenentransport entwickelt sich zu einem äußerst blutigen Kampf zwischen Verbrechern und Polizisten und einer ominösen weiteren Partei.
 
 
 


 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING – Kritik

 
 
 
Das extreme Kino hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Alle paar Monate gibt es den nächsten Tabu-Brecher, der dermaßen extrem sein soll, dass er alles Vorherige in den Schatten stellt. Wie weit das noch gehen kann, ist fraglich, aber Fakt ist auch, dass längst nicht jeder Film, der so extrem sein soll, es am Ende auch ist. Bei „Project Wolf Hunting“ wurde der Hype schon wieder sehr groß gemacht, allerdings nicht nur von Kritikern, sondern auch von Fans matschiger Filmkost. Und am Ende kann man nur erstaunt sagen: Ja, dieses Werk ist eine Splatter-Wucht, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt. Doch taugt der Film auch sonst etwas?
 
 
project-wolf-hunting-2022-bild-2
 
 
Die Story macht jedenfalls am meisten Laune, wenn man nicht besonders viel über sie weiß. Da geht es um ein paar Schwerverbrecher, die von den Phillippinen nach Südkorea transportiert werden sollen. Da ein Pilotprojekt per Flugzeug einige Jahre zuvor gnadenlos schief gelaufen war, findet der Transport nun über ein großes Frachtschiff statt. Doch es dauert nicht lange, da gelingt es den Verbrechern auf freien Fuß zu kommen und somit liefert man sich natürlich ein brutales Duell mit den Einsatzkräften. Das wäre ja alles noch halbwegs normal, wenn nicht zufälligerweise auch ein geheimes Projekt mit auf dem Schiff wäre, welches bald alles noch schlimmer machen soll. Die Andeutung von dieser Gefahr gibt es schon relativ früh, aber was es damit auf sich hat, verrät die Geschichte erst deutlich später. Zwar kann man hier nicht unbedingt von einem großen Twist sprechen, aber trotzdem würde ein Spoiler den Spaß am Geschehen verringern. Verraten darf man lediglich, dass es hinterher einen recht drastischen Genre-Wechsel gibt, der trotzdem flüssig gelungen ist. Das Drehbuch besteht dabei aus eher simplen Ideen, die jedoch stimmig geschrieben wurden. Die größte Substanz besitzt das sicher nicht, aber alles funktioniert und man hält den Zuschauer schon bei der Stange.
 
 
project-wolf-hunting-2022-bild-3
 
 
Dies geschieht natürlich in erster Linie durch eine überaus große Portion Gewalt, bei der das Kunstblut nun wirklich tonnenweise fließt. Bereits bei den ersten Gewaltakten geht es sehr brachial zur Sache, doch das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was sich hinterher noch so ereignet. Hier werden die Körper wirklich regelrecht zermatscht. Die Effekte stammen dabei überwiegend von Hand und selbst wenn das Blut viel zu übertrieben spritzt, sieht ein Großteil der Tricks nicht zu künstlich aus. Der Gorehound kommt hier also mehr als nur auf seine Kosten. Allerdings gibt es auch einen Nachteil, denn „Project Wolf Hunting“ zeigt schon früh so viel splatterige Brutalität, dass sich der Effekt im Laufe der Zeit verliert. Man stumpft nach einer gewissen Zeit immer mehr ab und eine sinnvollere Steigerung bis zum Ende wäre hier nicht verkehrt gewesen. Selbst wenn man ein großer Splatter-Fan ist, muss man erkennen, dass ein Fünkchen weniger hier vielleicht doch mehr gewesen wäre.
 
 
project-wolf-hunting-2022-bild-4
 
 
Nun, Regisseur Hongsun Kim wollte aber scheinbar so brachial auf die Kacke hauen, dass der Zuschauer das so schnell nicht mehr vergessen wird. Und ein einprägsames Werk ist ihm dabei definitiv gelungen, denn nicht jeden Tag sieht man, wie Körper so gnadenlos zerfetzt werden. Davon mal abgesehen handelt es sich bei „Project Wolf Hunting“ aber tatsächlich um einen recht konventionellen Unterhaltungsfilm, der eben nur die Zutaten etwas eigenständiger mischt. In der ersten Hälfte kommt man sich am ehesten wie in einer Mischung aus „Stirb langsam“ und „Alarmstufe: Rot“ vor, ehe sich dann hinterher leichte Horror-Motive dazu gesellen, die man auch ins Science-Fiction-Gefilde verfrachten könnte. Stets präsent bleibt dabei die Action, weshalb die Kategorie Actionfilm hier auch am ehesten passt. Die Kulissen stimmen und sind doch abwechslungsreicher, als man anfangs vermuten würde. Insgesamt gibt es aus handwerklicher Sicht wirklich nichts Großartiges zu bemängeln.
 
 
project-wolf-hunting-2022-bild-1
 
 
Die Darsteller erledigen ihren Job ebenfalls sehr souverän. Eine ganze schöne Taktik ist, dass man hier als Zuschauer gerne mal an der Nase herumgeführt wird, wer denn eigentlich der Endgegner sein wird. So kommt manch ein Ableben doch unerwartet spontan. Die Figurenzeichnung ist sowieso nicht schlecht gelungen. Sicherlich bedient man hier eher einen Standard und so sind auch die typischen Klischees vorhanden, aber dies geschieht doch mit der nötigen Raffinesse. Auf jeden Fall sind die Charaktere einprägsam und man folgt ihnen ganz gerne. Deshalb funktioniert der Unterhaltungswert gut, selbst wenn die rund zwei Stunden Laufzeit nicht ganz frei von Längen sind. Nach einer noch etwas gemächlichen Einleitung, macht „Project Wolf Hunting“ schon bald keine Gefangenen mehr. Im mittleren Teil besitzt das dann seine besten Szenen, bevor es im letzten Drittel doch etwas eintönig wird. Daran kann auch das eigentlich ordentliche Finale nicht mehr so viel verändern. Etwas mehr Spannung, die man eher in der ersten Hälfte verstärkt findet, hätte hinterher ebenfalls nicht geschadet. Score und Soundtrack passen gut und besonders die ganzen Sounds von zermatschenden Körpern gestalten sich hier als äußerst effektiv.
 
 


 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Project Wolf Hunting“ schießt in Sachen Splatter zwar echt völlig den Vogel ab und ist alleine deshalb nichts für ein Mainstream-Publikum, aber er ist nebenbei auch dermaßen übertrieben und bietet einen solchen Overkill an Gewalt, dass sich der Effekt schnell verliert und das Ganze dann nichts Schockierendes mehr an sich hat. Unterhaltsam ist das gerade für den Gorehound natürlich trotzdem, auch weil die Effekte sich sehen lassen können. Die Story ist eher simpel, erfüllt ihren Zweck aber ordentlich. Die gute handwerkliche Arbeit, eine passende Inszenierung und souveräne Darsteller runden das Ergebnis passend ab. Selbst wenn es kleinere Längen gibt, sorgt die abwechslungsreiche Atmosphäre doch für genügend Spaß und ab und zu auch mal für eine gute Portion Spannung. Wer ein matschiges Schlachtfest sehen will, kommt an „Project Wolf Hunting“ jedenfalls nicht vorbei und sollte es zur angedeuteten Fortsetzung kommen, wird es sicher schwierig diese Portion Splatter nochmals zu steigern!
 
 
 


 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING – Zensur

 
 
 
„Project Wolf Hunting“ lief im Kino zwar ungeschnitten mit „keine Jugendfreigabe“. Dennoch hatte der Streifen bei der FSK-Erstprüfung so seine Probleme. Die Prüfinstanz wollte den Actionfilm nicht ungeschnitten passieren lassen und verweigerte die Freigabe. Anbieter Capelight Pictures ging in Berufung und erhielt Recht. Der Streifen durfe ungeschnitten mit „keine Jugendfreigabe“ passieren. Anders sieht es jetzt aber bei der FSK-Prüfung für den Heimkinomarkt aus. Hier sind die Bewertungsrichtlinien strenger. Nachdem Capelight Pictures „Project Wolf Hunting“ bei der FSK zu Prüfung einreichte, verweigerte die FSK abermnals die Freigabe. Demzufolge entschied sich das Label den Actionthriller durch eine Juristenkommission prüfen zu lassen. Demzufolge besitzt nun die Heimkinofassung von „Project Wolf Hunting“ keine reguläre FSK-Freigabe; dafür aber ein Prüfsiegel durch eine Juristenkommission mit dem Hinweis: „SPIO/JK geprüft: keine schwere Jugendgefährdung“. Das ist zwar löblich. Eine nachträgliche Indizierung kann dadurch aber nicht ausgeschlossen werden. Immerhin kommen Filmfans so aber in den Genuss der ungeschnittenen Fassung.
 
 
 


 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING – Deutsche Blu-ray

 
 
 
project-wolf-hunting-2022-mediabook

(c) Capelight Pictures (Mediabook mit Blu-ray + DVD)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Neugdaesanyang; Südkorea 2022

Genre: Horror, Action, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Koreanisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 122 Min.

FSK: SPIO/JK geprüft: keine schwere Jugendgefährdung (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Hauptfilm auf DVD, 24-seitiges Booklet, Trailer

Release-Termin: Mediabook: 05.05.2023

 

Project Wolf Hunting ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

PROJECT WOLF HUNTING – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Capelight Pictures)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Sadness (2021)
 
Story of Ricky (1991)
 

Filmkritik: „Blaze“ (2022)

blaze-2022-poster
 
 
 

BLAZE

Story

 
 
 

Als ein Mädchen Zeugin einer Vergewaltigung wird, flüchtet sie sich mehr und mehr in eine Art Fantasiewelt, die von einem Drachen bewohnt wird.

 
 
 


 
 
 

BLAZE – Kritik

 
 
 
Braucht man Horror, wenn man das Erwachsenwerden kennt? Ist dies nicht schon Horror genug? Weil es solche Fragen gibt, gibt es zwischen dem Coming-of-Age-Drama und dem Horrorfilm auch schon seit längerer Zeit keine klaren Grenzen mehr. Besonders im Independent-Bereich werden beide Genre gerne mal vermischt. Genau daran versucht sich auch „Blaze“, der mit einer simplen Geschichte daherkommt, die aber wirklich sehr künstlerisch aufbereitet wurde. Sofern sich der Zuschauer darüber bewusst ist, dass er hier absolut keinen Horrorfilm zu sehen bekommen wird, kann er mit der dargebotenen Qualität durchaus zufrieden sein.
 
 
blaze-2022-bild-2
 
 
Die zwölfjährige Blaze, die alleine bei ihrem Vater aufwächst, wird eines Tages Zeugin einer Vergewaltigung. Es dauert nicht lange, bis Beweise aufgenommen wurden und man Blaze verhört, doch durch gute Anwälte seitens des Täters glaubt dem Mädchen niemand. Sie selbst haben das Ereignis und die Auswirkungen davon dermaßen schockiert, dass Blaze sich in ihre eigene Fantasiewelt zurückzieht, in der ein mächtiger Drache das Sagen hat. Doch wird das Problem dadurch eher verstärkt oder gemildert?
Das Drehbuch wirkt am Anfang völlig eindeutig und klar, wird hinterher jedoch noch deutlich mehr mit Interpretationsfreiräumen gespickt. Das wurde schon gut geschrieben und aus der simplen Eingangsprämisse hat man durchaus etwas gemacht. Allerdings ist der Erzählverlauf auch relativ sperrig und man kann die Geschehnisse nicht immer völlig greifen. Ob man damit nun etwas anfangen kann oder nicht, liegt am Ende also im Auge des Betrachters, denn so eigenwillig „Blaze“ auch erzählt wird und so viel Substanz er zwischen den Zeilen auch zu bieten haben mag, so fraglich ist ebenfalls, ob das jeden Zuschauer erreichen kann. Außerdem wird das typische Schema „Einleitung-Hauptteil-Schluss“ hier wenig befolgt, weshalb das Ganze manchmal schon ein wenig trocken wirkt.
 
 
blaze-2022-bild-3
 
 
Definitiv kann man sagen, dass „Blaze“ ein Film ist, der von seinen Darstellern lebt. Und in erster Linie ist damit natürlich die Newcomerin Julia Savage gemeint. Sie verkörpert das selbstbewusste, aber irgendwie auch fragile Mädchen dermaßen authentisch, dass man gar nicht mehr an Schauspiel denkt. Das ist schon eine große Leistung, die man würdigen sollte. Daneben besitzt der Film mit Simon Baker ein Gesicht, welches man auch in Deutschland kennen dürfte. Baker ist in seiner recht umfangreichen Nebenrolle ebenfalls solide. Die restlichen Darsteller, von denen es nicht so viele zu sehen gibt, machen ihre Sache zweckdienlich, jedoch wenig auffällig. Die Figurenzeichnung lässt, genauso wie die Story, doch einiges an Interpretationsfreiraum offen, denn besonders viel erfährt man über die Charaktere eigentlich nicht. Dass es sich bei Blaze um ein heranwachsendes Mädchen handelt, das nicht nur die Problematik mit dem Erwachsenwerden bewältigen muss, sondern eben auch noch Zeugin einer schrecklichen Tat wurde, sorgt dabei für gewisse Merkmale, die das Ganze leicht markant wirken lassen. Eine tiefere Durchleuchtung fehlt dennoch und es wird nicht jedem Zuschauer leicht fallen, mit diesen Figuren warm zu werden.
 
 
blaze-2022-bild-4
 
 
Und das Warmwerden fällt sicherlich auch nicht so leicht, wenn man nicht genau weiß auf welches Genre man sich hier einlässt. Mit Horror im ursprünglichen Sinne hat „Blaze“ nämlich atmosphärisch fast gar nichts zu tun. Es gibt ein paar Momente, die an einen Horrorfilm erinnern, aber ansonsten ist das hier ein waschechtes Coming-of-Age-Drama, welches sich eben nur an gewissen Elementen bedient, um die Geschichte eindrucksvoller zu erzählen. Natürlich gesellt sich auch noch eine Prise Fantasy mit hinzu, weil Regisseurin und Drehbuchautorin Del Kathryn Barton hier eben gerne mit dem Drachen spielt. Die Künstlerin, die mit „Blaze“ nach ein paar Kurzfilmen ihr Langfilmdebüt feierte, tobt sich stilistisch schon ziemlich aus. Da fühlt man sich in einem Moment an „Die unendliche Geschichte“ erinnert, nur um sich danach doch eher wieder wie in „Pan’s Labyrinth“ vorzukommen. Dabei klingen beide Vorbilder fast schon zu drastisch, denn „Blaze“ ist ein Film der unterschwelligen Töne. Es wird niemals zu viel und die Inszenierung hält sich, trotz einer gewissen Vielfalt, oftmals sehr zurück. Trotzdem oder gerade deshalb ist das von der Stimmung her ziemlich vielfältig und der sehr passende Indie-Soundtrack unterstützt die Atmosphäre nochmal sehr gut.
 
 
blaze-2022-bild-1
 
 
Über den Unterhaltungswert kann man dennoch geteilter Meinung sein, denn selbst wenn „Blaze“ seine Faszination besitzen mag, so unterhält er doch nicht im typischen Sinne. Der gesamte Aufbau kommt sperrig daher und es dauert lange, bis mal etwas mehr geschieht. Dabei ist die Ausgangssituation schnell geklärt, nur danach nimmt der Film das Tempo völlig heraus. Das ist sichtbar bewusst so geschehen und auch gut so, aber Spannungselemente findet man deshalb eher weniger. Tatsächlich muss man sich mehr auf die Optik einlassen, denn dann bekommt man wunderbar unkonventionelle Momente geboten. Die recht simplen Puppen-Tricks kommen in Verbindung mit etwas CGI tatsächlich relativ effektiv daher und lassen den künstlerischen Werdegang der Regisseurin erahnen. Ob einem das nun reicht, um sich über ca. 100 Minuten gut unterhalten zu fühlen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Langweilig kann man das Endergebnis jedenfalls nicht nennen, höchstens etwas langatmig. Zum Finale nimmt das Geschehen noch etwas mehr an Fahrt auf, doch selbst hier hält sich das Ganze einigermaßen zurück. Das ist sympathisch, nur eben auch nicht besonders aufregend. Und wer hier Gewalt sucht, der wird sowieso nicht fündig, denn „Blaze“ ist am Ende absolut kein Horrorfilm, sondern ein Drama, welches keine drastischen Effekte benötigt, um seine Geschichte zu erzählen.

 
 


 
 
 

BLAZE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Blaze“ wird so manchem vor den Kopf stoßen, weil er scheinbar mit der Assoziation an Horror vermarktet werden soll. Selbst wenn es minimale Horror-Elemente gibt, so hat das Resultat nichts mit einem Horrorfilm zu tun. Hier hat man ein Coming-of-Age-Drama vor sich, welches mit reichlich Fantasie gestaltet wurde und eine simple Geschichte einprägsam erzählt. Auf höchst unterhaltsame Art und Weise geschieht dies nicht, denn es gibt kaum Spannungselemente, fast gar keine Action und auch nicht gerade viel Humor. Dafür besticht die Atmosphäre mit einem surrealen, manchmal recht improvisationswürdigen Verlauf, der auch nach Ende des Filmes noch ein wenig Nachwirkung zeigt. Die Darsteller, allen voran Julia Savage, liefern voll ab und die handwerkliche Arbeit ist sowohl eigenwillig, wie auch gekonnt gestaltet. Deshalb hat man hier auch einen wirklich gelungenen Film vor sich, der jedoch die richtige Stimmung erfordert und im Endeffekt doch etwas zu sperrig daherkommt, um eine noch größere Wirkung zu erzielen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Zensur

 
 
 
„Blaze“ besitzt fast gar keine grafische Gewalt. Zwar ist das Thema um Vergewaltigung nicht harmlos, wird aber niemals reißerisch verwendet und niemals zu drastisch dargestellt. Aufgrund des höheren Anspruchs sollte einer Freigabe ab 12 Jahren nichts im Wege stehen.
 
 
 


 
 
 

BLAZE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei mk2 Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Pans Labyrinth (2006)
 
Raw (2016)
 
Hatching (2022)
 

Filmkritik: „The Leech“ (2022)

the-leech-2023-poster
 
 
 

THE LEECH

Story

 
 
 

Nachdem ein Priester einem hilfsbedürftigen Mann Einlass in sein Haus gewährt hat, wird sein Glaube auf eine harte Probe gestellt.

 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Kritik

 
 
 
Die erste Jahreshälfte ist noch nicht einmal herum, da darf man sich schon einen Weihnachtsfilm anschauen. Warum auch nicht – Wird die Thematik hier doch nochmal extra mit christlichem Glauben serviert und Ostern war ja auch gerade eben erst. „The Leech“ ist allerdings sowieso schwer zu kategorisieren und wird längst nicht jedem gefallen. Dabei ist mit den einfachsten Mitteln aber dennoch ein einprägsamer Film entstanden, den man zwar nicht mögen muss, der aber dennoch eine gewisse Eigenständigkeit besitzt.
 
 
the-leech-2023-bild-2
 
 
Der Priester David versucht alles, um seine Gemeinde in die Kirche zu locken, aber er schafft es nur bedingt. Der herzensgute Mensch ist sich keiner guten Tat zu schade und als er dem hilfsbedürftigen Terry begegnet, lädt er ihn auch gleich schon zu sich nach Hause ein, um dort ein Dach über vier Wänden zu haben. David kann noch nicht ahnen, dass sich auch die Freundin von Terry bald dazu gesellen wird und dass er sich dann nur noch mit der Sünde konfrontiert sehen soll. Eine Story ist hier eigentlich nur marginal vorhanden und dennoch hat „The Leech“ einiges zu erzählen. In der Handlung lässt sich nämlich durchaus bissige Gesellschaftskritik, sowie auch eine gehörige Portion Satire entdecken. Außerdem besitzt das Drehbuch doch etwas Interpretationsfreiraum, weil längst nicht alles so klar erscheint, wie das auf den ersten Blick vielleicht der Fall sein mag. Schlüssig aufgeklärt wird allerdings nichts und am Ende ist man auch nicht unbedingt schlauer, als zuvor. Deshalb muss man sich mit dieser Art der Geschichtenerzählung schon anfreunden müssen. Gelingt einem dies, dann wird man mit einer unkonventiollen Story belohnt, die zwar aus bekannten Zutaten besteht, diese aber eben völlig anders zusammensetzt.
 
 
the-leech-2023-bild-1
 
 
Auch mit dem Stil von „The Leech“ muss man sich durchaus anfreunden können. Der Film wurde nämlich wirklich reichlich minimal gehalten. Der Hauptschauplatz ist ein schlichtes Haus, welches nun sicherlich keine großen Schauwerte mit sich bringt. Obwohl es öfter mal einen kurzen Kulissenwechsel gibt, kommt einem der Begriff „Kammerspiel“ in den Sinn. Regisseur Eric Pennycoff, der mit „The Leech“ seinen zweiten Langfilm realisierte, macht eigentlich überhaupt nichts Außergewöhnliches und dennoch gelingt es ihm mit der Inszenierung zu punkten. Der gesamte Film ist so schlicht gehalten, dass es schon wieder bemerkenswert ist. Noch bemerkenswerter ist, dass er trotz dieser Einfachkeit irgendwie fesselnd wirkt. Dies liegt an einer Atmosphäre, die man schwer zuordnen kann. Die gesamte Stimmung befindet sich irgendwo zwischen rabenschwarzer Komödie und Drama. Ein wenig Horror gesellt sich ebenfalls hinzu, dann wäre da noch die Sache mit der Religion und schlussendlich spielt sich ja auch alles an Weihnachten ab. Viel Weihnachts-Stimmung kommt mitnichten auf und trotzdem ist dieses Element nicht zu vernachlässigen. Wirklich lustig ist das eigentlich nie und dennoch macht der Film teilweise Spaß. Nebenbei besitzt er jedoch auch eine unterschwellige Bedrohung. Man kann förmlich spüren, wie sich hier das Unheil anbahnt und deshalb wirken manche Szenen dann schon fast beklemmend in ihrer simplen Art.
 
 
the-leech-2023-bild-4
 
 
Ob man das nun als unterhaltsam empfindet oder nicht, liegt ganz an den eigenen Sehgewohnheiten. Viel geschieht in „The Leech“ jedenfalls nicht. Überwiegend besteht das Werk aus Dialogen und manchmal kommt es auch zu leicht surrealen Momenten. Blutiger wird es erst im Finale, wobei auch hier niemals nur ansatzweise irgendwelche Grenzen überschritten werden. Spannung entsteht so an sich keine und dennoch ist eine Spur davon vorhanden, was an der bereits zuvor genannten unterschwelligen Bedrohung liegt. „The Leech“ ist mit seinen 82 Minuten zum Glück nicht zu lang ausgefallen und besitzt demnach eigentlich auch keine Längen, wobei man schon etwas geduldig sein sollte. Am Ende wird man dafür mit so manch einer verschrobenen Szene belohnt. Selbst wenn das Finale nicht unbedingt das halten kann, was man sich als Zuschauer erhofft hat, ist es doch gerade die Kombination mit einer gewissen Dramatik, die einen hier zu fesseln vermag.
 
 
the-leech-2023-bild-3
 
 
Und damit dass so gut funktionieren kann, braucht es natürlich ordentliche Schauspieler, die „The Leech“ zum Glück vorzuweisen hat. Graham Skipper macht seine Sache als Priester auf jeden Fall sehr gut. Man kauft ihm die Rolle ab und baut auch einen gewissen Draht zu seiner Figur auf. Dafür braucht es keine ausgefeilte Figurenzeichnung, denn dieser klischeehafte Charakter wird durch das authentische Schauspiel zum Leben erweckt. Und genauso ergeht es auch dem heimlichen Star des Filmes – Jeremy Gardner. Es macht schon Spaß Gardner dabei zuzusehen, wie er einfach hemmungslos auf alles pfeift und sich dabei doch stets noch etwas Charisma bewahrt. Ansonsten ist Taylor Zaudtke ebenfalls nicht schlecht und abgsehen davon spielt tatsächlich kaum jemand mit, was das Kammerspielartige natürlich noch mal verstärkt.
 
 


 
 
 

THE LEECH – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„The Leech“ wird sicher nicht der nächste Weihnachtsfilm-Hit, aber er hat das Zeug zum unkonventionellen Weihnachtsfilm-Tip. Mit Horror hat das Ganze nun tatsächlich nicht so viel zu tun und trotztdem passt die Bezeichnung. Mit Komödie hat es ebenfalls nicht so viel zu tun und selbst hier passt die Kategorisierung. Insgesamt ist das von der Atmosphäre her sehr vielseitig und nicht so leicht zu greifen, weil es schwarzhumorig, bedrohlich, spaßig und sogar recht dramatisch zur Sache geht. Auf jeden Fall ist das eine packende Stimmung, die hier kreiert wurde, die zum Glück durch sehr ordentliche Darstellerleistungen transportiert wird. Die Inszenierung passt, Score und Soundtrack sind gut, die Story besitzt genügend Substanz, um nicht als zu belanglos durchzugehen und man fühlt sich solide unterhalten. Letzeres allerdings auch nur, wenn man mit der sehr minimalistischen Herangehensweise klar kommt. Konventionell ist das absolut nicht und es wäre sogar noch mehr Potenzial vorhanden gewesen, aber trotzdem besitzt „The Leech“ das gewisse Etwas, welches ihn nicht so schnell vergessen machen wird!
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Zensur

 
 
 
„The Leech“ besitzt nur wenig grafische Gewalt. Es gibt Drogenkonsum zu sehen, aber Blut wird nur gegen Ende vergossen und es artet nie in Splatter aus. Eine Freigabe ab 16 Jahren wäre deshalb angebracht.
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei MPI Media Group)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Killer Joe (2011)
 
Stille Nacht, Horror Nacht (1984)

 

Filmkritik: „Hunt Her, Kill Her“ (2022)

hunt-her-kill-her-2022-poster
 
 
 

HUNT HER, KILL HER

(NIGHT SHIFT)

Story

 
 
 

Für eine junge Frau wird der neue Job als Hausmeisterin in der Nachtschicht zum reinen Überlebenskampf, als ein paar maskierte Männer einbrechen.

 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Kritik

 
 
 
Um den Zuschauer zu überzeugen, braucht es nicht immer Innovationen. Besonders im Terror-Kino ist die Hauptsache, dass die Inszenierung packend gestaltet wurde. Ist dies der Fall, ist eine clevere Story schon gar nicht mehr so wichtig. Genau das hat sich scheinbar auch das Regie-Duo Greg Swinson und Ryan Thiessen gedacht. Ihr „Hunt Her, Kill Her“, der im Original den passenderen Titel „Night Shift“ erhalten hat, wurde völlig auf das Wesentliche reduziert. Damit gewinnt man nun wirklich keine Innovationspreise, aber ein spannendes Filmchen für Zwischendurch ist durchaus entstanden, was eben an der enorm gelungenen Inszenierung liegt.
 
 
hunt-her-kill-her-2022-bild-2
 
 
Karen muss dringend Geld für ihre Tochter und sich verdienen, weshalb sie einen unangenehmen Job als Hausmeisterin in der Nachtschicht annimmt. Die riesige Lagerhalle ist nachts komplett verlassen und da gruselt es Karen schon ein wenig. Das ist auch völlig berechtigt, wie sie bald herausfinden muss. Ein paar maskierte Männer dringen nämlich in die Lagerhalle ein und wollen Karen an den Kragen. Für diese bleibt nur eine Wahl: Kämpfen, um zu überleben. Sehr viel reduzierter kann so eine Story eigentlich kaum sein. Das ist eine Home-Invasion-Geschichte, nur dass sie sich dieses Mal eben am Arbeitsplatz abspielt. Deshalb ist der Schauplatz natürlich auch etwas größer. Es geht dann im gesamten Verlauf wirklich nur um den Überlebenskampf und Überraschungen bleiben dabei größtenteils aus. Nur am Ende versucht das Drehbuch doch noch etwas mehr aus der Sache zu machen und eine kleine Wendung einzubauen. Als Zuschauer sollte man dabei nicht so sehr auf Logik achten, denn einige Ungereimtheiten ergeben sich hier schon. Sieht man davon jedoch mal ab, dann funktioniert diese geradlinige Story gut.
 
 
hunt-her-kill-her-2022-bild-4
 
 
Und das liegt vor allen Dingen an einer gekonnten Inszenierung. Unfassbar, dass das Regie-Duo Swinson-Thiessen 2006 bereits mal einen Film drehten, danach aber sage und schreibe 16 Jahre gewartet haben, um ihr zweites Werk „Hunt Her, Kill Her“ zu realisieren. Die Inszenierung kann sich auf jeden Fall sehen lassen und die Beiden verstehen ihr Handwerk. Dass sich der gesamte Film nur in der Lagerhalle abspielt, ist hier absolut nicht negativ sondern passend. Besonders die schön effektiven Kamerfahrten durch die langen Gänge und Flure sorgen enorm für Stimmung. Das ist schon wunderbar dynamisch gestaltet und selbst wenn es etwas monoton zur Sache geht, so sorgt doch gerade diese gelungene Inszenierung immer wieder für genügend Abwechslung. Dass das Werk nebenbei kein hohes Budget hatte, bemerkt man niemals negativ, denn besonders die reduzierte Herangehensweise kann hier doch punkten. Dass es nebenbei so schnörkellos und kompromisslos zur Sache geht, sorgt für eine ernste Atmosphäre, die überhaupt keinen Platz für Humor vorsieht. „Hunt Her, Kill Her“ ist düster (ganz selten auch mal im optischen Sinne etwas zu dunkel) und bietet feinen Terror.
 
 
hunt-her-kill-her-2022-bild-1
 
 
Dass dieser funktioniert, liegt wiederum an einer guten Figurenzeichnung. Mit Karen hat man nämlich ein Opfer erschaffen, welches absolut nicht künstlich wirkt und einen authentischen Eindruck hinterlässt. Sie weiß sich zu wehren, wird jedoch nie zu übermächtig, ihr geschehen Missgeschicke, sie verhält sich aber nie dämlich. Dazu gibt es noch eine marginale Hintergrundgeschichte und schon hat man eine Protagonistin vor sich mit der man durchaus mitfiebern kann. Da ist es schön, dass mit Natalie Terrazzino eine geeignete Darstellerin gefunden wurde, die das völlig stimmig verkörpert und mit der Leistung punkten kann. Die restlichen, sehr wenigen Darsteller sind überwiegend maskiert und können deshalb nur schwer negativ auffallen. Von daher ist in diesem Punkt wirklich alles im grünen Bereich.
 
 
hunt-her-kill-her-2022-bild-3
 
 
Etwas schwächer fällt da lediglich der Unterhaltungswert aus, wobei das schon Jammern auf hohem Niveau ist. Da die Einleitung kurz ausfällt und „Hunt Her, Kill Her“ nach 20 Minuten sofort auf’s Gaspedal drückt, fällt es ihm hinterher etwas schwer die Spannung stets oben zu halten. Das Szenario verändert sich nämlich nicht mehr und deshalb besitzen die restlichen 70 Minuten dann leider ein paar Längen. An einer guten Portion Spannung ändert dies nichts und es bleibt insgesamt kurzweilig genug, es wäre nur nicht verkehrt gewesen, wenn man in der zweiten Hälfte noch irgendeine Neuerung eingebaut hätte, die für ein wenig Abwechslung sorgen kann. Der actionreiche Überlebenskampf sorgt im Endeffekt aber immer wieder für genügend Suspense, so dass man zufrieden sein kann. Und auch der Härtegrad ist passend. „Hunt Her, Kill Her“ ist definitiv keine Schlachtplatte geworden, aber wenn Gewalt notwendig ist, wird diese auch ausreichend zelebriert. Man ist heutzutage eindeutig Härteres gewohnt und dennoch gibt es ein paar Szenen, die echt nicht zimperlich sind. Die handgemachten Effekte sehen relativ simpel aus, erfüllen ihren Zweck aber ebenso gut, wie ein passender Score und allgemein eine hervorragende Soundkulisse.

 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Hunt Her, Kill Her“ ist ein völlig auf ein Minimum reduzierter Invasion-Horrorthriller, der mit einer effektiven Machart punkten kann. Die simple Story verliert eigentlich erst am etwas unlogischen Ende ihren Reiz, doch sowieso lebt dieses Werk am ehesten von seiner starken Inszenierung, die den begrenzten Schauplatz hervorragend einzufangen weiß. Die Hauptdarstellerin spielt das sehr gut, die Figurenzeichnung ist erfreulich sympathisch und sämtliche Verhaltensweisen angenehm logisch. Hinterher kommen zwar ein paar Längen auf, weil das Geschehen doch etwas monoton ist, aber genügend Spannung gibt es zwischendurch immer wieder, so dass man sich gut unterhalten fühlt. Ganz klar ist, dass „Hunt Her, Kill Her“ nicht der große Wurf ist, aber das will er auch gar nicht sein. Dies ist ein kleiner, aber wirklich stimmungsvoller Film, den man sich als Fan solcher Werke bestens anschauen kann!
 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Zensur

 
 
 
„Hunt Her, Kill Her“ stellt keine selbstzweckhafte Schlachtplatte dar, zeigt Gewalt aber auch wenn es nötig ist. Da es jedoch eher selten so richtig grafisch wird sollte einer Freigabe ab 16 Jahren eigentlich nichts im Wege stehen, wobei es in Deutschland auch schon harmlosere Werke zu einer Freigabe ab 18 Jahren geschafft haben!
 
 
 


 
 
 

HUNT HER, KILL HER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Lighthouse Film | Raven Banner Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Vicious: Nacht der Gewalt (2020)
 
Kidnapped (2010)