Filmkritik: „You’ll Never Find Me“ (2023)

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YOU’LL NEVER FIND ME

Story

 
 
 
Ein einsamer Mann in einem Trailer bekommt nachts während eines Sturms Besuch von einer fremden Frau. Da sind Probleme wohl vorprogrammiert.
 
 
 


 
 
 

YOU’LL NEVER FIND ME – Kritik

 
 
 
Das Kammerspiel ist auch im Horrorbereich immer wieder beliebt, jedoch wirklich schwer zu bedienen. Den Zuschauer über eine gewisse Laufzeit hinweg gut zu unterhalten, selbst wenn Schauplatz und Anzahl der Darsteller arg begrenzt sind, ist eben keine leichte Aufgabe. Hier muss dann besonders die Geschichte für Interesse sorgen, die Inszenierung muss ihren Zweck erfüllen und gute Schauspieler sind ebenfalls von Vorteil. „You’ll Never Find Me“ versucht sich an einem solchen Kammerspiel und ist als Langfilmdebüt schon eine gewagte Sache, nebenbei jedoch auch reichlich ambitioniert. Zum Glück sind alle erforderlichen Zutaten vorhanden, so dass man als Fan des subtilen, ruhigen Horrors voll auf seine Kosten kommen kann, wenn man sich denn auf die Geschichte einlassen will. Dabei bleibt das ganz große Highlight zwar aus und trotzdem weiß das Werk über weite Strecken solide zu fesseln.
 
 
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Patrick lebt einsam und zurückgezogen in einem Trailer am Rande einer Wohnwagensiedlung. Es ist zwei Uhr nachts und draußen tobt ein mächtiges Unwetter, als es plötzlich an seiner Tür klopft. Da staunt Patrick nicht schlecht, als er einer jungen Frau ohne Schuhe die Türe öffnet und sie behauptet vom Strand zu kommen. Patrick glaubt ihr zwar kein Wort, lässt sie aber dennoch hinein. Ein Telefon besitzt er nicht und bei dem Sturm ist es zu gefährlich nach draußen zu gehen, weshalb die junge Frau zwangsläufig festsitzt. Und sie traut Patrick genauso wenig, wie er ihr. Doch wer hier wirklich Grund zur Paranoia hat, soll lange im Unklaren bleiben. Das Drehbuch macht sich schon einen Spaß daraus, den Zuschauer an der Nase herumzuführen. Ständig werden irgendwelche Andeutungen gemacht, die man schwer greifen kann und die einen wieder in eine andere Richtung locken. Man ist stets hin- und hergerissen, welchen von beiden Personen man denn jetzt eher die Daumen drücken soll und wer hier eigentlich das Opfer sein soll. Die Geschichte beginnt noch recht bodenständig und ruhig, wird im weiteren Verlauf jedoch immer diffuser. Man sollte also schon ein Faible für den kleinen Mindfuck haben, ansonsten könnte die Art des Geschichtenerzählens einen hier auch stören. Am Ende soll dann allerdings alles schlüssig aufgelöst werden und das gelingt „You’ll Never Find Me“ einigermaßen gut. Die Erklärung ist zwar simpel, erfüllt ihren Zweck jedoch.
 
 
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Trotzdem muss man sagen, dass das Ende nicht unbedingt das Highlight vom Film ist und der Weg dorthin deutlich interessanter ausgefallen ist. Dass sich das Regie-Duo Josiah Allen und Indianna Bell von der Horrorserie „Spuk in Hill House“ haben inspirieren lassen, bemerkt man deutlich. Es gab dort eine herrlich kammerspielartige, sehr intensive Episode, in welcher ein permanentes Unwetter sehr wichtig war und für mächtig Stimmung sorgte. Es gelingt Allen und Bell, die zuvor nur Kurzfilme miteinander drehten, zwar nicht ganz an diese geniale Atmosphäre anzuknüpfen, allerdings nutzen sie den Sturm und den Regen trotzdem sehr gekonnt. Ständig hört man die bedrohlichen Geräusche von draußen, während man in einem kleinen Trailer nahezu gefangen wirkt. Optisch ist vom Unwetter weniger zu vernehmen, aber schon allein die gelungene Soundkulisse erfüllt ihren Zweck hier sehr gut. Der Wohnwagen bietet dabei wirklich nicht viel Räumlichkeit, was das Ganze schön klaustrophobisch werden lässt und dennoch ist es erstaunlich, wie geräumig der begrenzte Schauplatz durch die exzellente Kameraarbeit wirken kann. Obwohl nahezu alles sich wirklich nur in diesem Trailer abspielt, wirkt das niemals zu monoton. Im Gegenteil: Es macht sogar einen ziemlich abwechslungsreichen Eindruck.
 
 
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Dies ist natürlich auch mit der effektiven Inszenierung zu verdanken, die mit simplen Ideen eine ganze Menge erreicht. Zum Beispiel ist jetzt einfach mal das Licht auf rot schalten, kein genialer, inszenatorischer Kniff, funktioniert aber dennoch ganz wunderbar. Allgemein ist das handwerklich wirklich gut gemacht und zum Ende hin dreht „You’ll Never Find Me“ dann auch noch ziemlich auf. Was zuvor eher ruhig und subtil wirkte, wird dann optisch und akustisch noch ganz schön verrückt. Daraus ergeben sich zwar starke Bilder, doch der krasse Umschwung reißt den Film auch ein wenig aus seiner ansonsten gradlinigen Bahn. Ob einem das gefällt oder nicht, ist absolute Geschmackssache – ordentlich gestaltet, wurde es aber auf jeden Fall. Und die Atmosphäre ist sowieso gelungen. Von Anfang an wird dem Zuschauer hier ein gewisses Unbehagen vermittelt. Auch hier wird das mit recht einfachen Mitteln erreicht, doch die Hauptsache ist ja, dass es funktioniert. Im weiteren Verlauf gesellen sich noch kleine Haunted-House-Elemente mit hinzu, doch im Endeffekt kann man wohl am ehesten von einem waschechten Mystery-Thriller sprechen.
 
 
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Und dieser ist für seine simple Prämisse doch erstaunlich kurzweilig. 95 Minuten (ohne Abspann) können bei dem kleinen Spielraum und den wenigen Darstellern schon sehr lang werden. „You’ll Never Find Me“ lässt sich aber fast als kurzweilig bezeichnen. Das ist sicherlich auch mit den zwei souveränen Schauspielern zu verdanken. Brendan Rock und Jordan Cowan machen ihre Sache beide sehr glaubwürdig, authentisch und man schaut ihnen gerne zu. Außerdem hört man ihnen auch gerne zu. Die Dialoge wirken unaufdringlich, nicht zu künstlich und besitzen teilweise sogar ein wenig düstere Poesie. Allein daraus ergibt sich ein zufriedenstellender Unterhaltungswert. Dass man als Zuschauer der Geschichte niemals trauen will, sich das Blatt immer mal wieder wendet und das Ganze so einfallsreich gestaltet wurde, erledigt dann den Rest, damit die Laufzeit zügig vergeht. Und immer wenn das Treiben droht langsam monoton zu werden, geschieht wieder etwas Unerwartetes. Nur das Ende mit seiner schlichten Auflösung kann da nicht mehr ganz mithalten. Effekte gibt es nicht besonders viele zu begutachten und besonders brutal geht es ebenfalls nicht zur Sache, weshalb die Freigabe ab 16 Jahren gerechtfertigt ist.

 
 


 
 
 

YOU’LL NEVER FIND ME – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„You’ll Never Find Me“ stellt auf jeden Fall eine Empfehlung für Freunde des übernatürlichen Kammerspiels dar. Das Drehbuch lockt den Zuschauer liebend gerne auf falsche Fährten und wurde interessant geschrieben. Selbst wenn die Auflösung am Ende längst nicht so spektakulär ist, wie man lange Zeit denken möchte, wirkt sie plausibel genug. Besonders die Inszenierung und die Kameraarbeit stechen positiv hervor, aber auch die beiden Darsteller erledigen ihren Job ordentlich. Für seine minimalistische Art ist der Film zudem überraschend unterhaltsam und kurzweilig. Das besitzt eine gelungene Grundstimmung und verbreitet eine angenehm-unangenehme Atmosphäre. Im Finale dreht das Szenario dann plötzlich ziemlich durch, wird lauter und hektischer, was sicher nicht jedermanns Sache sein wird, dafür aber noch ein paar visuelle Highlights parat hält. Sowieso muss man sich auf das Werk einlassen können, doch wenn einem dies gelingt, bekommt man einen wirklich gut gemachten, zeitweise sogar relativ spannenden Film geboten, der das Grundthema „Unwetter“ gut nutzt und sich gerade für ein Debüt echt sehen lassen kann!
 
 
 


 
 
 

YOU’LL NEVER FIND ME – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „You’ll Never Find Me“ läuft aktuell auf dem HARDLINE FILMFESTIVAL in Deutschland und ist frei ab 16 Jahren. Die Fassung war ungeschnitten. Ein Heimkinostart ist im Mai 2024 gefolgt. Die Heimkinofassung ist ebenso ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

YOU’LL NEVER FIND ME – Blu-ray

 
 
 
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(c) Meteor Film (KeepCase mit Blu-ray)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: You’ll never find me; USA 2023

Genre: Horror, Mystery, Thriller,

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 | @24 Hz

Laufzeit: ca. 99 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: kein Bonusmaterial

Release-Termin: KeepCase: 09.05.2024

 

You’ll never find me [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

YOU’LL NEVER FIND ME – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Meteor Film)

 
 
 
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