Filmkritik: „Scalps“ (1987)


 
 
 

SCALPS

Story

 
 
 
In einem entlegenen Fort der Südstaatler kann Kommandant Colonel Connor das Kriegsende nicht akzeptieren. Seine Männer sollen weiterkämpfen; zunächst schickt er sie los, um die äußerst attraktive Häuptlingstochter Yari in den von ihm befehligten Militärposten zu holen. Weil aber deren Vater, Häuptling Schwarzer Adler, die Herausgabe der Schönheit strikt verweigert, richten die Soldaten unter den Indianern ein Massaker an und nehmen die aufgrund der Connorschen Order verschonte, sich allerdings vehement wehrende Yari unter Anwendung von Gewalt mit sich. Nach einem ersten gescheiterten Fluchtversuch während einer Rast an einem Fluss gelingt ihr beim zweiten Mal – diesmal nachts – das Entkommen. Ihr Weg führt sie zum Anwesen des allein lebenden Ranchers Matt. Dieser ist nach dem Tod seiner Frau Evelyne ein ähnlich überzeugter Indianerhasser wie Connor; er hat aber, da er früher selbst unter dem fiesen Colonel als Lieutenant gedient hat, aller Gewalt abgeschworen und führt ein zurückgezogenes Leben.
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Kritik

 
 
 
Wem der Name Bruno Mattei sofort ein Begriff ist, der hat definitiv ein Faible für Exploitation und das italienische Trashkino der 70er und 80er Jahre. Mattei bediente sich oftmals an einem aufkommenden Trend. So drehte er in den 70ern einige Frauengefängnisfilme und als dann dank Romero der Zombiefilm so richtig salonfähig wurde, hatte Mattei hier natürlich auch ein paar Beiträge zu liefern. Selbst wenn diese Werke selten eine passable Qualität boten, so waren sie damals doch erfolgreich genug und auch heute ist der Name Mattei noch berühmt-berüchtigt. In den 80er Jahren folgte eine kurze Zeit, in der er sich plötzlich mit dem Western, einem Genre, welches schon damals als tot galt, beschäftigte. Dies geschieht bei Mattei natürlich nicht ohne die entsprechende Portion Splatter und alleine schon deshalb ist „Scalps“, auch bekannt unter „Es geht um deinen Skalp Amigo“, ein Sonderling in seinem Genre. Man sollte allerdings nicht so unfair sein und dieses Werk nur auf seinen Gewaltgehalt reduzieren, denn tatsächlich ist hier mal etwas mehr Substanz vorhanden.
 
 
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Der Südstaatler Colonel Connor kann das Kriegsende nicht akzeptieren. Er und seine Leute bringen auch weiterhin zu gerne Indianer um. Die Indianerin Yari kann ihnen allerdings entkommen und findet Zuflucht beim Rancher Matt. Dieser kann Indianer eigentlich nicht leiden, hat mit dem Colonel aber auch noch ein Huhn zu rupfen. Also tun sich die Beiden zusammen, um sich zu rächen. Die Handlung ist äußerst simpel und bedient eigentlich nur Rache-Motive, aber bei einem Western ist das nicht unbedingt selten der Fall. Gut gelungen und auch eher ungewöhnlich ist hier jedenfalls das Zusammenspiel zwischen Indianern und Weißen. Viele Einfälle braucht das Drehbuch nicht. Das ist alles sehr direkt und besitzt keine feinen Nuancen. Für das, was dieser Film darstellen möchte, ist das aber vollkommen ausreichend und es funktioniert, was sicherlich auch mit daran liegt, dass es hier tatsächlich eine kleine Portion Anspruch gibt, die mal entgegen des oftmals rassistischen Untertons solcher Filme geht.
 
 
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Selbstverständlich geht es Bruno Mattei, der auch selbst am Drehbuch mit schrieb, im Endeffekt nicht sonderlich darum eine niveauvolle Geschichte zu erzählen und deshalb bedient das insgesamt auch alles eher den Selbstzweck und trotzdem gibt es immer wieder gut gemachte Momente, die von einer funktionierenden Dramaturgie geprägt sind. Auch handwerklich weiß das Werk vollkommen zu überzeugen. Die Schauplätze wissen zu gefallen und das geht hier wirklich als reiner Western durch. Erstaunlich ist auch, dass der Film sich über eine lange Zeit hinweg recht ruhig gibt. Die gesamte erste Hälfte leitet das Szenario ein. Das besitzt zwar ein paar Längen, ist jedoch nicht wirklich langweilig. Danach geht es dann allerdings zur Sache und dann spielt auch die Gewalt eine größere Rolle. Western sind gerne mal brutal, aber Splatter sucht man in solchen Werken meistens vergebens. Nicht so, wenn Mattei einen Western dreht. Es gibt ein paar äußerst brutale Szenen, die für dieses Genre schon übermäßig splatterig ausgefallen sind. Dem Gorehound, der dem Western nicht abgeneigt ist, wird das natürlich gut gefallen und die Effekte sind ebenfalls sehr brauchbar. Die Inszenierung ist wirklich gut und aus handwerklicher Sicht macht das alles etwas her.
 
 
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Zudem muss man sagen, dass die Figurenzeichnung in „Scalps“ nicht schlecht geworden ist. Man beschäftigt sich schon etwas mit den Charakteren und sie wirken deshalb nicht zu stumpf. Dazu gesellen sich dann brauchbare Darstellerleistungen, die auf jeden Fall solide ausgefallen sind. Deshalb schaut man auch gerne zu, selbst wenn gerade nicht so viel geschieht. Wer brachiale Gewalt braucht, der bekommt diese dann in der zweiten Hälfte zu sehen. Das Finale haut da auch noch mal ganz gut rein. Selbst wenn niemals die größte Spannung aufkommt und Action nur sehr verteilt zu betrachten ist, so wirken die 100 Minuten Laufzeit niemals zu lang. Gerade weil „Scalps“ etwas zu erzählen hat und dies im Kombination mit späterer Effekthascherei macht, ist der Unterhaltungswert angenehm hoch. Hinzu gesellt sich ein guter Score, der das Geschehen passend abrundet.
 
 


 
 
 

SCALPS – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Scalps“ ist ein solider Western geworden, der sich nicht nur auf seine Brutalität reduzieren lässt, aber für einen Western eben doch mehr Splatter besitzt, als man es gewohnt ist. Die simple Handlung funktioniert, die Inszenierung ist gut und die Darsteller liefern ebenfalls brauchbare Leistungen. Das ist gar nicht so stumpf und billig, wie man vermuten könnte und besitzt durchaus seine Qualitäten. Ganz klar ist dies einer der besten Filme, die Mattei jemals realisiert hat, was ein Blick auf den im selben Jahr entstandenen „Der weiße Apache“ nur nochmals bestätigt. Ein brutaler, leicht reißerischer Western, der sich allerdings niemals im kompletten Selbstzweck verliert und dabei gut zu unterhalten vermag!
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Zensur

 
 
 
„Scalps“ erschien in Deutschland trotz FSK 18-Freigabe nur geschnitten auf Video. Auf DVD folgte neben der Cut-Fassung auch eine ungekürzte Version, die jedoch nicht FSK-geprüft wurde. Cinestrange Extreme veröffentlicht den Film nun erstmals auf Blu-ray in Deutschland – und das vollkommen ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

SCALPS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Cinestrange Extreme (Mediabook mit Blu-ray + DVD | Cover A auf 333 limitiert / Cover B auf 222 limitiert / Cover C auf 111 limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Scalps; Italien | Spanien 1987

Genre: Action, Drama, Western

Ton: Deutsch DD 2.0, Englisch DD 2.0, Italienisch DD 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.56:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 101 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Hauptfilm auf DVD, 24-seitiges Booklet „Jekyll, Freud und Mutationen“ von Harald Mühlbeyer, Bildergalerie, alternatives Intro

Release-Termin: Mediabook: 26.05.2023

 

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SCALPS – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Cinestrange Extreme)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Der weiße Apache – Die Rache des Halbbluts (1986)
 
Bone Tomahawk (2015)
 

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