Filmkritik: „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (1991)

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TERMINATOR 2 – TAG DER ABRECHNUNG

(TERMINATOR 2: JUDGEMENT DAY)

Story

 
 
 
In der Fortsetzung zum Science-Fiction Hit „Terminator“ von 1984 geht es um nichts Geringeres, als um die Bedrohung der gesamten Existenz der Menschheit.
 
 
 


 
 
 

TERMINATOR 2 – Kritik

 
 
Mit „Terminator“ schafften es gleich zwei Größen der Filmwelt 1984 zum endgültigen Durchbruch. Die Rede ist natürlich von Regisseur James Cameron und von Darsteller Arnold Schwarzenegger. Obwohl das Budget gar nicht mal so groß war, erlangte der kleine, fiese Science-Fiction-Thriller schnell den Kultstatus, welcher sich allerdings erst ca. sieben Jahre später festigen sollte. Was Cameron 1991 nämlich mit der Fortsetzung „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ auf die Filmlandschaft los ließ, ist etwas, für das das Wort Superlative scheinbar erfunden wurde. „Terminator 2“ ist sicherlich nicht mehr so dreckig und düster, wie sein Vorgänger, aber er bietet alles, was perfektes Popcorn-Kino besitzen sollte und ist trotz seines Alters von mittlerweile über 30 Jahren noch kein bisschen angestaubt!
 
 
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Bereits im ersten Teil wurde versucht, die Geburt von John Connor zu verhindern, indem ein Terminator aus der Zukunft geschickt wurde, um seine Mutter Sarah Connor zu töten, bevor sie ihren Sohn überhaupt gebären kann. Das hat nicht geklappt und einige Jahre später wird schon wieder ein Terminator aus der Zukunft geschickt. Scheinbar genauso bedrohlich und böse, ist er dieses Mal jedoch da, um den jungen John Connor zu beschützen. In der Zukunft hat sich nämlich viel getan und es gilt als überlebenswichtig für die gesamte Menschheit, dass John überlebt. Gleichzeitig ist aber ein Nachfolgemodell des Terminators ebenfalls in die Gegenwart geschickt worden, um John zu eliminieren. Und somit darf ein epischer Kampf beginnen. „Terminator“ wirkte damals zwar wie reine Science-Fiction, ist aber gerade in der heutigen Zeit, in der es künstliche Intelligenzen gibt oder Kriegsführung teilweise schon automatisiert per Drohnen stattfindet, absolut kein dummer Film mehr. Er besitzt mehr Anspruch, als man meinen dürfte und „Terminator 2“ dehnt diesen nun noch aus. Es werden reichlich Fragen nach Ethik und Moral in den Raum geworfen, die man für einen solch bombastischen Blockbuster, der in erster Linie der Unterhaltung dienen soll, doch überraschend hochwertig behandelt. Davon mal abgesehen, wird die Geschichte einfach genial und echt clever fortgeführt. Es gibt sicherlich nicht viele Fortsetzungen, die dermaßen sinnvoll erscheinen, wie „Terminator 2“. Die zahlreichen Einfälle sind schlichtweg toll und der Aufbau der Handlung könnte besser gar nicht funktionieren.
 
 
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Tatsächlich liegt das in erster Linie an Arnold Schwarzenegger und der simplen Entscheidung ihn nun nicht mehr als Bösewicht, sondern als Beschützer auftreten zu lassen. Schwarzenegger hatte sich zuvor auch schon erfolgreich in Komödien versucht und war mittlerweile viel mehr als einfach nur ein „Conan“, weshalb er diese Rolle hier perfekt umsetzen konnte. Sicherlich hat der Mann, der den amerikanischen Traum zelebriert hat, schon immer ikonische Rollen geschmückt, aber wohl kaum eine dürfte so einprägsam gewesen sein, wie die in „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“. Über seine Schauspielkünste streitet man sich selbst heute noch gerne, doch seine Präsenz in diesem Film ist einfach phänomenal. Und das nutzt dann z.B. Edward Furlong in der Rolle des jungen John Connors genial aus bzw. das Drehbuch zaubert aus dem Zusammenspiel der beiden Charaktere Szenen, die man nie mehr vergisst. Furlong ist als rebellischer Teenager, der trotzdem seinen Tiefgrund besitzt, perfekt besetzt und kann glänzen. Wenn Schwarzenegger als quasi Ersatzvater-Figur dazu kommt, ist das einfach magisches Kino. So plakativ und konstruiert die Figurenzeichnung hier auch sein mag: Sie funktioniert in Perfektion und sorgt für höchstmögliche Sympathien.
 
 
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Selbstverständlich darf da auch eine Linda Hamilton nicht vergessen werden, die ihre Figur aus dem ersten Teil nun ganz anders auslegen darf und sich zur idealen Actionfigur mausert. Hamilton begeistert mit ihrer Präsenz, doch so richtig genial wird es erst, wenn man das Quartett der wichtigsten Figuren vollmacht. Robert Patrick ist nämlich als T-1000 ebenfalls grandios. Diese fiese Ausstrahlung begeistert nach wie vor, aber sowieso ist dieser Terminator phänomenal erdacht. Alleine diese einfache Idee, einen altmodischen Terminator gegen einen höher entwickelten antreten zu lassen, wird hier so kreativ ausgespielt, dass man sich davon nur unterhalten fühlen kann. Nein, „Terminator 2“ ist mit Sicherheit keine Charakterstudie und ja, das Drehbuch besitzt immense Logikfehler, aber die Art und Weise, wie dem Zuschauer das hier alles verkauft wird, könnte einfach nicht besser sein. Die zahlreichen Nebendarsteller haben bei der Wucht der vier Hauptdarsteller übrigens wenig Chance groß aufzufallen, doch Joe Morton gelingt es trotzdem wunderbar sich ins Gedächtnis zu spielen. Seine letzte Szene ist unvergesslich.
 
 
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Bei der Inszenierung kann der Lobgesang nicht aufhören. Mittlerweile mag man von James Cameron ja halten was man will, aber in den 80er und 90er Jahren hat er Großartiges abgeliefert. Schon in „Aliens“ bewies er dabei, wie stark er das Actiongenre versteht. Nun war „Terminator“ ein etwas kleinerer Film, aber „Terminator 2“ brach damals alle Rekorde. Produktionskosten von über 100 Millionen Dollar sind heute keine Seltenheit mehr, doch für damalige Verhältnisse war es ein Novum, dass ein Film so viel kostete. Und diese Kosten sieht man „Terminator 2“ vollkommen an. Der Action-Anteil wurde bezüglich des ersten Teils immens in die Höhe geschraubt, kann sich aber auch nach heutigen Standards echt noch sehen lassen. Von Anfang an herrscht hier Tempo, ohne dass es jemals zu gehetzt wirken würde. In der zweiten Hälfte steigert sich das von Minute zu Minute und es gibt so viele tolle Szenen, die sich ins Gedächtnis brennen, dass man „Terminator 2“ selbst dann kaum vergessen kann, wenn man ihn nur ein einziges Mal geschaut hat. Vor allen Dingen beweist Cameron immer wieder ein Händchen für sehr einprägsame Momente, weshalb der Film auch nicht gerade wenige Szenen besitzt, die immer wieder zitiert oder parodiert wurden.
 
 
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Wenn man vom handwerklichen Aspekt spricht, dann muss man zwangsläufig auch etwas näher auf die Effekte eingehen, die für den damaligen Stand einfach atemberaubend sind. Das heutige Publikum ist Computereffekte, viel CGI etc. völlig gewöhnt, doch selbst hochpreisige Produktionen erfüllen nicht immer den Standard. „Terminator 2“ sieht allerdings selbst heute noch unverschämt gut aus. Klar, an der Technik hat sich viel verbessert, aber man kann dennoch kaum behaupten, dass die Effekte hier angestaubt wirken oder veraltet aussehen. Hier wurde einfach ein perfekter Job gemacht! Die Pyro-Effekte sehen sowieso toll aus, aber alleine die Darstellung des flüssigen Metalls macht selbst heute noch Freude. Das liegt jedoch auch eben daran, dass „Terminator 2“ keine reine CGI-Party geworden ist, sondern dass hier handwerkliche Effekte mit etwas Computereinsatz verfeinert wurden. Das Resultat könnte selbst heute schöner kaum sein und bietet enorme Schauwerte.
 
 
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In seiner längsten Fassung, dem Ultimate Cut, läuft „Terminator 2“ stolze 156 Minuten und ist dabei zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise langweilig. Im Gegenteil: Umso länger das läuft, desto mehr ist man im Geschehen drin und spätestens in der zweiten Hälfte bekommt das nahezu epische Ausmaße. Die Action sieht genial aus, Spannung kommt regelmäßig auf und für Humor ist ebenfalls gesorgt. Es gibt ein paar herrlich komische Szenen und dazu ein paar ikonische Oneliner. Die Atmosphäre ist eigentlich auch sehr mainstreamig ausgefallen, denn es wird nie zu düster oder hoffnungslos und trotzdem besitzt der Film seine Härten und weniger optimistische Szenen. Wenn dann im Finale in atemberaubender Kulisse ein Abschied ansteht, darf man sogar mal kurz die Taschentücher zücken, so herzergreifend ist das geraten. Neben den vielen Science-Fiction- und Actionanteilen, gibt es nämlich auch einige Emotionen, die gerade aufgrund der sympathischen Figurenzeichnung so gut funktionieren. Daneben kommen einem noch Begriffe wie Fantasy, Horror und Komödie in den Sinn, weshalb die Atmosphäre sehr vielseitig ist. Und der Score von Brad Fiedel ist nach wie vor bombastisch und so eingängig, dass man ihn nur mit diesem Film verbinden kann.
 
 


 
 
 

TERMINATOR 2 – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
„Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ mag seine Logikfehler besitzen und er mag viel kommerzieller ausgerichtet sein, als sein Vorgänger, aber er stellt dennoch einen der besten Blockbuster Hollywoods dar und daran wird sich selbst in 50 Jahren nichts geändert haben. Selbst heute, gute 30 Jahre später, sehen die Effekte noch immer toll aus und der Bombast, der einem hier geboten wird, übertrifft so manch ein Marvel-Abenteuer von heute mit Leichtigkeit. Darüberhinaus besitzt „Terminator 2“ jedoch vor allen Dingen eines: Eine Seele. Die Figuren sind höchst sympathisch und die gesamte Geschichte wurde toll erdacht. Nebenbei ist das auch alles gar nicht so dumm und besitzt durchaus eine Portion Anspruch. Die enorm starken Leistungen der Darsteller machen das alles nur noch besser. Schwarzenegger war wohl niemals zuvor oder danach dermaßen ikonisch und nicht ohne Grund haben sich hier einige Oneliner verewigt. Doch auch die Inszenierung ist einfach meisterhaft und die handwerkliche Arbeit besitzt enorm hohe Qualitäten. Das ist spannend, lustig, brutal, atemberaubend, entspannend, kreativ, emotional und langweilt selbst bei der hohen Laufzeit niemals. Im Endeffekt stellt „Terminator 2“ perfekte Unterhaltung dar und verdient deshalb auch nur die Höchstpunktzahl, denn was Filme aus dem Mainstream betrifft, gehört er zu den besten seinr Art!
 
 
 


 
 
 

TERMINATOR 2 – Zensur

 
 
 
„Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ hatte nie Probleme mit der FSK. Er lief 1991 ungeschnitten mit FSK16-Freigabe in den meisten Kino. In einigen Kinos wurde der Film mit einer FSK-18-Freigabe angegeben, was natürlich vollkommener Quatsch war, weil der Film von der FSK eine Jugendfreigabe erhielt. Auf allen Heimkinomedien erschien „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ ebenfall komplett und ungeschnitten. Das hat sich auf in HD- und 4K-Zeiten nicht geändert. Mittlerweile gibt es so viele Veröffentlichungen des Kultfilms auf DVD, Blu-ray und 4K-UHD, dass der Käufer die Qual der Wahl hat. Hierbei kann sogar zwischen der Kinofassung dem längeren Director’s Cut gewählt werden. Weiter unten auf dieser Seite haben wir einige der letzten Releases zusammengefasst, die die Kaufentscheidung erleichtern sollten.
 
 
 


 
 
 

TERMINATOR 2 – Deutsche Blu-ray (Special Edition – Digital Remastered)

 
 
 
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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray im KeepCase // Special Edition – Digital Remastered)

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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray + 3D-Blu-ray im KeepCase)

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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray + 4K-UHD im KeeCase)

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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray + 4K-UHD im Steelbook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Terminator 2: Judgment Day; USA 1991

Genre: Thriller, Action, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch

Bild: 2.40:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 137 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Kinofassung (HD, ca. 137 Min.), Director’s Cut (HD, ca. 154 Min.), Extended Special Edition (HD, ca. 156 Min.) Audiokommentare von Cast & Crew, Neu: „T2 Reprogramming the Terminator“ mit brandneuen Interviews mit James Cameron und Arnold Schwarzenegger, Making of, „Terminierte Daten“: „Die Suche des T-1000“, „Die Zukunftssequenz“ wahlweise mit Audiokommentaren, Trailer

Release-Termin: BD-KeepCase: 23.11.2017 | 3D-KeepCase: 23.11.2017 | 4K-UHD-Steelbook: 09.12.2021 | 4K-UHD-KeepCase: 23.11.2017

 

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Terminator 2 – Tag der Abrechnung [Blu-ray + 4K-UHD im Steelbook] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

TERMINATOR 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei STUDIOCANAL)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Shocking Dark (1989)
 
Terminator (1984)
 
Terminator 3 – Rebellion der Maschinen (2003)
 
Terminator: Genisys (2015)
 
Terminator: Dark Fate (2019)
 

Filmkritik: „Zombie – Dawn of the Dead“ (1978)

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ZOMBIE – DAWN OF THE DEAD

(DAWN OF THE DEAD)

Story

 
 
 
Der wahrscheinlich einflussreichste und kultigste Zombie-Film aller Zeiten führt vier Protagonisten in ein Kaufhaus, in welchem sie sich gegen die drohende Apokalypse verteidigen müssen.

 
 
 


 
 
 

DAWN OF THE DEAD – Kritik

 
 
Wohl niemand hat den Zombiefilm dermaßen geprägt, wie George A. Romero. Zwar wurden Zombies auch schon weit vor 1968 thematisiert, doch Romero verpackte bissige Gesellschaftskritik mit in den Horror und so wurde schon sein Erstling „Night of the Living Dead“ zu einem Kultstreifen, der bis heute nichts von seiner Atmosphäre eingebüßt hat. Es sollte ca. zehn Jahre dauern, bis Romero seinen Ruf als Meister der Zombies ausbaute. 1978 war es soweit und „Dawn of the Dead“ (in Deutschland schlicht mit „Zombie“ oder auch „Zombies im Kaufhaus“ betitelt) erblickte das Licht der Kinoleinwände. Dieses Mal in Farbe und mit deutlich mehr Aufwand. Romero hat hier schlichtweg DEN Klassiker des Zombiefilms gedreht und er löste damit eine regelrechte Welle von ähnlichen Werken (oftmals aus Italien) aus, die sich bis Mitte/Ende der 80er Jahre erfolgreich hielt. Es gibt an diesem Film eigentlich nichts auszusetzen, denn selbst kleinere Fehler können diesem Meisterwerk nichts anhaben.
 
 

 
 
In „Night of the Living Dead“ wurde das Übel mit den Zombies eingeleitet. Seitdem ist einige Zeit vergangen und „Dawn of the Dead“ steigt mitten in ein apokalyptisches Szenario ein. Stephen arbeitet als Verkehrsberichtserstatter und bekommt deshalb die Gelegenheit mit einem Hubschrauber abzuhauen. Seine Freundin Francine kommt mit, ebenso wie die beiden SWAT-Beamten Peter und Roger. Das gesamte Land wird von Zombies überfallen und die Vier suchen nach einem sicheren Ort. Sie finden ein ganzes Einkaufszentrum, in welchem es Verpflegung im Überfluss gibt. Nachdem man ein paar Zombies aus dem Weg geräumt hat, scheint es hier sicher zu sein, doch der Schein trügt.
 
 
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Romero verstand es wunderbar seine Horrorfilme mit reichlich Gesellschaftskritik zu füllen und es ist ihm wohl niemals mehr so genial gelungen, wie in „Dawn of the Dead“. Die Idee mit dem Einkaufszentrum ist einfach perfekt und lässt so viele Deutungen zu, dass es zwangsläufig anspruchsvoll wird. Wenn die Zombies nach ihrem Tod zu dem Ort zurückkehren, der ihnen wohl trotzdem in Erinnerung geblieben ist, wenn selbst die vier Protagonisten dem Kapitalismus frönen, dann besitzt das ein Niveau, welches man im Horrorfilm sonst eher vergeblich sucht. Das Drehbuch an sich ist natürlich ziemlich simpel, doch 1978 war das noch erlaubt, denn hier war der Zombiefilm noch längst nicht so ausgelutscht, wie heutzutage. Es sind die Ideen, die auch über 40 Jahre später noch faszinieren und deshalb gibt es an der Handlung absolut nichts auszusetzen.
 
 
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Ein weiterer Punkt, der „Dawn of the Dead“ so stark macht, ist selbstverständlich sein Splatter-Gehalt. Gleich am Anfang geht es schon mächtig zur Sache und im Finale fliegen die Gedärme regelrecht durch die Gegend. Mit Tom Savini (der auch eine kleine Rolle übernahm) hatte Romero einen der besten, wenn nicht den besten Effekte-Künstler zur Verfügung und der konnte sich hier so richtig austoben. Bei den Zombies muss man kleinere Abstriche machen, denn die sind manchmal einfach nur etwas angemalt. Allerdings muss man auch beachten, dass „Dawn of the Dead“ keineswegs eine Big-Budget-Produktion war. Dafür kann sich die handwerkliche Arbeit umso mehr sehen lassen und der handgemachte Splatter kann auch heute noch ein Strahlen ins Gesicht jedes Gorehounds zaubern.
 
 
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Einen Überblick über die verschiedenen Fassungen zu bewahren, ist nicht so leicht, denn es existieren zig Schnittversionen von „Dawn of the Dead“. In Deutschland wurde er damals natürlich beschlagnahmt (was mittlerweile zum Glück rückgängig gemacht wurde) und so gab es viele gekürzte Fassungen. Zusätzlich exisitiert die Long-Version, ein Romero- und ein Argento-Cut. In der längsten Fassung läuft der Film fast zweieinhalb Stunden, doch in Deutschland ist die gängigste Version wohl die zweistündige. Diese reicht auch aus, denn nicht jede kleine Handlungserweiterung ist notwendig.
 
 
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Neben allen bisherigen Glorifizierungen, muss man den saustarken Unterhaltungwert ebenfalls loben. Dieser kommt am ehesten zustande, weil der Aufbau so genial geraten ist. Ohne eine richtige Einleitung geht es sofort zur Sache und schon in der ersten Viertelstunde kommt es zu genügend Action. Im mittleren Teil wird es dann etwas ruhiger und hier kommt sogar eine richtige Feel-Good-Stimmung auf. Wenn die vier Protagonisten es sich im Einkaufszentrum gut gehen lassen, kann man das als Zuschauer bestens nachvollziehen und ist fast schon neidisch auf diese Situation. „Dawn of the Dead“ ist nicht einfach nur eine brutale Schlachtplatte geworden, er macht zeitweise auch einfach sehr viel Spaß und ist unerwartet locker. Natürlich ist die Gefahr keineswegs vorüber und so bahnt sich ein Finale an, welches wirklich alle Register zieht. Hier gibt es nochmals reichlich Splatter zu sehen und es kommt eine gute Portion Spannung auf. Egal ob nun 120 oder 140 Minuten – Der Unterhaltungswert ist perfekt. Keine Sekunde scheint überflüssig und dass einem der Film trotz seiner Kurzweiligkeit manchmal etwas lang vorkommt, sorgt nur für ein noch epischeres Gefühl.
 
 
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Bei den Darstellern braucht man nicht unbedingt nach Perfektion zu suchen, wobei trotzdem jeder sehr ordentlich spielt. Besonders David Emge besitzt ein paar Momente, die etwas holprig wirken, doch das stört niemals. Ken Foree sieht man sehr gerne zu und sein Mitwirken erbrachte ihm in Horrorkreisen hinterher einen gewissen Kultstatus. Auch Scott H. Reiniger besitzt eine ordentliche Ausstrahlung und Gaylen Ross macht das Quartett souverän voll. Alle anderen Darsteller besitzen nur kleinere Rollen und stehen nicht im Mittelpunkt, doch auch hier wurde viel Aufwand betrieben und man hat sehr große Massen an Statisten etc. versammelt. Dass „Dawn of the Dead“ überhaupt Spannung erzeugen kann, liegt selbstverständlich auch an einer gelungenen Figurenzeichnung. Die vier Hauptcharaktere sind nicht perfekt, besitzen ihre Ecken und Kanten, verhalten sich manchmal auch ein wenig dämlich, doch sie funktionieren als Menschen, sind sympathisch genug und man kann mit ihnen mitfiebern. Hier wurde nahezu alles richtig gemacht.
 
 
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Einen kleinen Extra-Absatz verdient zum Schluss noch der tolle Soundtrack der italienischen Progressive-Rock-Band Goblin, die schon so manch einen Film mit ihrer Musik verfeinert hat. Es ist also kein Wunder, dass oftmals auf den Soundtrack zurückgegriffen wird und die Musik oft zu hören ist. Die Melodien prägen sich sofort ein, wurden sogar für andere Zombiefilme später erneut verwendet und alleine wenn man diese Musik hört, ist das Feeling vom Film sofort wieder da. Und wenn dann noch das offene Ende folgt, kann man noch heute eine Gänsehaut bekommen.
 
 
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DAWN OF THE DEAD – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
So stark, wie bei „Dawn of the Dead“ war George A. Romero nie wieder. Zwar war auch „Night of the Living Dead“ sehr gut und die beiden Nachfolger „Day of the Dead“ und „Land of the Dead“ („Diary of the Dead“ und „Survival of the Dead“ werden hier bewusst verschwiegen) konnten ein tolles Niveau halten, aber hiermit hat Romero wirklich sein Meisterwerk erschaffen. Es fängt schon bei der genialen Handlung an, die beweist, dass man mit simplen Ideen ein perfektes Drehbuch schreiben kann. Weiter geht es mit einer tollen Inszenierung und einer handwerklich hervorragenden Arbeit, der man es überhaupt nicht anmerkt, dass das Budget nicht so groß war. Dann wären da natürlich die zahlreichen Effekte, die reichlich Splatter bieten, welcher auch heute noch toll aussieht. Dass der Film kleinere Macken, keine perfekten Darsteller und auch ein paar etwas dümmliche Verhaltensweisen der Figuren besitzt, macht ihn eigentlich nur noch sympathischer. Der Unterhaltunswert könnte höher nicht sein und der fabelhafte Soundtrack rundet das Ganze ideal ab. „Dawn of the Dead“ ist auch über 40 Jahre später noch ein actionreicher, spannender, aber auch amüsanter, lockerer und vor allen Dingen echt brutaler Zombiefilm, der seinen Kultstatus zurecht erlangt hat, eine unschlagbare Atmosphäre besitzt und wohl den besten Zombiefilm aller Zeiten darstellt!
 
 


 
 
 

DAWN OF THE DEAD – Zensur

 
 
 
„Zombie – Dawn of the Dead“ hatte in Deutschland eine bewegte Zensurvergangenheit. Der Film lief damals in einer leicht gekürzten Fassung in den deutschen Kinos, die auf dem Argento Cut beruhte. Letzterer wurde in allen europäischen Ländern veröffentlicht, während der sogenannte Romero Cut in englischsprachigen Ländern sowie Nord- und Südamerika herausgebracht wurde. Beide Fassung unterscheiden sich in Musik und Alternativszenen. Die erste deutsche VHS von Marketing Film war um fast 13 Minuten geschnitten und wurde 1983 indiziert. Es folgte eine Neuauflage von VPS, die zwar mehr Handlung enthielt aber in sämtlichen Gewaltszenen zensiert wurde. 1991 wurde die erste VHS von Marketing Film beschlagnahmt. Es folgten diverse Indizierungen und Beschlagnahmungen aller erdenklicher Fassungen und Veröffentlichungen, die in Deutschland und im Ausland herausgebracht wurden. Erst das Label Astro veröffentlichte „Zombie – Dawn of the Dead“ zum ersten mal im ungekürzten Argento Cut auf Laser Disk und VHS. Das Label Laser Paradise zog nach und brachte selbigen auf DVD heraus. Während der Klassiker in den letzten Jahren mehrfach ungeschnitten im deutschsprachigen Ausland auf DVD und Blu-ray ungeprüft veröffentlicht wurde, passierte im Januar 2019 in Deutschland ein Wunder. Dort wurde die Beschlagnahme von „Zombie – Dawn of the Dead“ nach 28 Jahren aufgehoben. Es folgte Index- und Listenstreichungen diverser Fassungen. Ende Mai 2019 wurde der Argento Cut neu von der FSK geprüft und mit „Keine Jugendfreigabe“ bewertet. Demzufolge dürfen die „Zombies im kaufhaus“ nun auch zum ersten mal auch dort ungeschnitten verkauft werden. Das nahm das Label Koch Film zum Anlass, um „Zombie“ erstmalig auf Blu-ray zu releasen. Hierzu hat der Käufer die Qual der Wahl zwischen vielen tollen Veröffentlichungen mit massig an Bonusmaterial!
 
 
 


 
 
 

DAWN OF THE DEAD – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Koch Films (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Koch Films (1 UHD + 2 Blu-rays im Mediabook – Cover A)

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(c) Koch Films (1 UHD + 2 Blu-rays im Mediabook – Cover B)

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(c) Koch Films (1 UHD + 3 Blu-rays in der Retro-Edition – Cover B)

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(c) Koch Films (1 UHD + 3 Blu-rays in der Retro-Edition – Cover B)

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(c) Koch Films (1 UHD + 6 Blu-rays + 1 CD in der Limited Special Edition)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Dawn of the Dead; Italien | USA 1978

Genre: Thriller, Horror, Drama, Klassiker

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 119 Minuten

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase mit Wechselcover, Mediabook, VHS-Verpackung, Sammlerbox

Extra – KeepCase: Unzensierte Argento-Fassung auf Blu-ray, Audiokommentar von Komponist Claudio Simonetti (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel), Englische Trailer, Deutsche Trailer, TV-Spots, Trailer Europäische Fassung, Radio Spots

Extras – Mediabook: Unzensierte Argento-Fassung auf Blu-ray, Audiokommentar von Komponist Claudio Simonetti (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel), Englische Trailer, Deutsche Trailer, TV-Spots, Trailer Europäische Fassung, Radio Spots 18-seitiges Booklet mit einem Text von Peter Osteried, Interview mit Regisseur George A. Romero, Interview mit Produzent Dario Argento, Interview mit Make-Up-Artist Tom Savini, Interview mit Stuntman Taso Stavrakis, Interview mit Filmemacher Nicolas Winding Refn, Bela B. trifft George Romero, Über die italienische Fassung, Bildergalerie, 4K-UHD-Fassung des Argento Cuts

Extras – VHS Retro Edition:Unzensierte Argento-Fassung auf Blu-ray, Audiokommentar von Komponist Claudio Simonetti (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel), Englische Trailer, Deutsche Trailer, TV-Spots, Trailer Europäische Fassung, Radio Spots, Interview mit Regisseur George A. Romero, Interview mit Produzent Dario Argento, Interview mit Make-Up-Artist Tom Savini, Interview mit Stuntman Taso Stavrakis, Interview mit Filmemacher Nicolas Winding Refn, Bela B. trifft George Romero, Über die italienische Fassung, Bildergalerie, 4K-UHD-Fassung des Argento Cuts, Jörg Buttgereit und Kai Nowak über „Zombie“ in Deutschland, Biennale 2016 Pressekonferenz, Biennale 2016 Einführung, Deutscher TV-Beitrag über die Dreharbeiten, Home Videos mit Kommentar von Robert Langer, Home Videos mit Kommentar von Ralph Langer, Monroville Mall Tour, Super-8-Fassung

Extras – Special Limited Edition: Edler Schuber mit Titel in Heißfolienprägung und Spotlackierung, 28-seitiges Booklet in DINA4, Nachdruck des Deutschen Pressehefts in DINA4, 2 einseitig bedruckte Filmplakate (89×59 cm), 6 hochglanz Art-Cards (32×32 cm), Unzensierte Argento-Fassung auf Blu-ray, Audiokommentar von Komponist Claudio Simonetti (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel), Englische Trailer, Deutsche Trailer, TV-Spots, Trailer Europäische Fassung, Radio Spots, 4K-UHD-Fassung des Argento Cuts, Vollbild Argento-Fassung in HD, US-Kinofassung in HD (Romero Cut), Extended Cannes-Fassung in HD, Interview mit Regisseur George A. Romero, Interview mit Produzent Dario Argento, Interview mit Make-Up-Artist Tom Savini, Interview mit Stuntman Taso Stavrakis, Interview mit Filmemacher Nicolas Winding Refn, Bela B. trifft George Romero, Über die italienische Fassung, Bildergalerie, Jörg Buttgereit und Kai Nowak über „Zombie“ in Deutschland, Biennale 2016 Pressekonferenz, Biennale 2016 Einführung, Deutscher TV-Beitrag über die Dreharbeiten, Home Videos mit Kommentar von Robert Langer, Home Videos mit Kommentar von Ralph Langer, Monroville Mall Tour, Super-8-Fassung, Soundtrack-CD

Release-Termin: KeepCase | Mediabooks | Retro-VHS-Edition | Limitied Special Edition: 17.12.2020

 

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DAWN OF THE DEAD – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Koch Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Die Nacht der lebenden Toten (1968)
 
Zombie 2 – Day of the Dead (1985)
 
Land of the Dead (2005)
 
Diary of the Dead (2007)
 
Survival of the Dead (2009)
 

Filmkritik: „Theater des Grauens“ (1973)

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THEATER DES GRAUENS

(THEATRE OF BLOOD)

Story

 
 
 

Edward Lionheart (Vincent Price) ist ein very britischer Shakespeare-Schauspieler, und das mit Leib und Seele. Allerdings sind seine Interpretationen der Stücke des größten Dramatikers englischer Zunge auf der eher hackfleischigen Seite des bühnenhandwerklichen Spektrums angesiedelt. Sowas wie Subtilität oder feinere Nuancen der Theaterdarsteller-Kunst müssen in Lionhearts Spiel meist der Brachialität des sprichwörtlichen Elefanten in der filigranen Kulisse des Kaffeegeschirrs weichen. Nachdem der Ruf des Mimen von spitzfedrigen Kritiker-Würstchen einmal zu oft der Lächerlichkeit preisgegeben wird, nimmt sich der sensible Künstler das Leben. So. Seltsamerweise widerfahren den Kritikern nach Lionhearts Ableben, einem nach dem anderen, gar grausame Dinge: Sie fallen einem perversem Mordknecht zum Opfer, der die Schreiberlinge nach der Façon der Mordopfer in Shakespeares Dramen um die Ecke bringt…

 
 
 


 
 
 

THEATER DES GRAUENS – Kritik

 
 
 
Oh, Vincent Price! Du wölfischster aller Horrorfilm-Böslinge. Du heimlich doch gutherziger Grusel-Onkel aus dem 30-Kilo-Fernseher von früher. Du schnarrender Overacting-Grandseigneur für die Ewigkeit. Sir Lord Vincent Price, gnadenloser Drehbuchfresser und ab einem gewissen Karrierezeitpunkt nur noch Vincent-Price-Darsteller, zieht in THEATER DES GRAUENS alle Register seines stets so sympathischen Knallchargen-Könnens.
 
 
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Es dürfte auch den Taubnesseln unter den Horrorfilmfans klar sein, wer da nach dem Abtreten des Bühnenstars mit der groben Kelle aufräumt unter dem frechen Journalistengesindel. Natürlich ist’s der alte Meister Löwenherz selbst, der die Stücke William Shakespeares neurotisch genug verinnerlicht hat, um solch brutale Mordmaßnahmen zur Anwendung bringen zu können. So werden die Lästermäuler – übrigens allesamt verkörpert von großen englischen 70er-Nebendarsteller-Widerlingen kotelettenlastigster Schmierlappigkeit – etwa, wie in RICHARD III. in einem Weinfass ertränkt oder bekommen, wie bei DER KAUFMANN VON VENEDIG, das Herz herausgesäbelt. Einer vom unvergleichlichen Miss-Marple-Perversling Robert Morley gespielten Kritikaster setzt ein als Starkoch verkleideter Lionheart das zarte Fleisch seiner betüdelten Pudel als Pastetenfüllung vor, die der feiste Gourmet unwissentlich mit großem Genuss verschlingt. Diese zutiefst PETA-untaugliche Untat ist von der Barbarenkönigin in TITUS ANDRONICUS inspiriert. Ja, Lionheart alias Price wirft sich für seine Rachemord-Szenarien in schrägste Kostüme und schreckt auch vor der wilden Verkörperung eines tuntigen Frisörs nicht zurück, um eine Kritikerin unter der Trockenhaube zu frittieren. Unterstützt wird er von seiner Tochter, die ganz nach dem größenwahnsinnigen Gusto ihres Vaters, Edwina heißt und von Emma Peel höchstselbst, Diana Rigg that is, gegeben wird und obendrein einer Horde dezent zombieartiger Obdachloser. Die waren’s nämlich, die den selbstmitleidigen Lionheart nach seinem Suizidversuch gerettet haben. Ein Handlungselement, das wir in der Zukunft bei Maestro Tim Burton wiederfinden – und der ist bekanntermaßen riesiger Verehrer von Vincent Price. Dessen letzte Rolle ist gar in Burtons EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN.
 
 
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THEATER DES GRAUENS ist nun nicht wirklich ein ernsthafter Horrorfilm. Direkt im Anschluss an die beiden erfolgreichen DR. PHIBES Filme entstanden und sich der gleichen Zehn-kleine-Negerlein-Handlung bedienend, funktioniert er als Persiflage oder zumindest humoristisches Update. Dazu gehört noch nicht einmal viel Fabulierungskunst auf unserer Seite, gilt zu erkennen, wie Regisseur Douglas Hickox (Vater des WAXWORKS-Schöpfers Anthony H.) gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller das Gerüst des Films dazu nutzt, den Kritikern von Vincent Price‘ nennen wir sie eigentümlichen Schauspielfähigkeiten im wahren Leben die Zunge herauszustrecken. Ein Glück, dass dessen Selbstbewusstsein und vor allem Selbstironie zeitlebens groß genug waren, sich die körperliche Anstrengung eines grausamen Rachefeldzugs zu ersparen.
 
 
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THEATER DES GRAUENS – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
Ein Rating von vollen zehn! Donnerknispel, das seht Ihr hier auch nicht so oft, nech? Wenn aber ein Film des Horror-Unter-Unter-Unter-Genres „Vincent Price führt sich auf wie die Axt im Walde“ derart gekonnt alle Lampen ausballert wie THEATER DES GRAUENS das tut, dann ist selbstredend die Höchstwertung angebracht. Mindestens. Und jetzt raus hier und die Scheibe des Films kaufen!
 
 
 


 
 
 

THEATER DES GRAUENS – Zensur

 
 
 
THEATER DES GRAUENS lief bereits bei seiner deutschen Kinoauswertung ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 16 Jahren über die Kinoleinwände. Das hat sich auch bei der VHS- und Videoauswertung nicht geändert. Nun erschien die deutsche HD-Veröffentlichung. Diese ist auch ungeschnitten und wurde mit einer FSK16 eingestuft.
 
 
 


 
 
 

THEATER DES GRAUENS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) NSM Records (Blu-ray KeepCase)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover A – auf 444 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover B – auf 333 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover C – auf 222 Stück limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Theatre of Blood; Großbritannien 1973

Genre: Horror, Horror, Komödien

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.66:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 104 Min.

FSK: KeepCase: FSK16 (ungeschnittene Fassung) | Mediabook: ungeprüft (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wechselcover | Mediabook

Extras: Audiokommentar mit Daniel Perée vom Wicked Vision-Magazin, Bildergalerie, Filmographien, Originaltrailer | zusätzlich im Mediabook: 16-seitiges Booklet mit Text von Nando Rohner und den Film auf DVD

Veröffentlichung: Mediabook: 26.08.2016 | KeepCase: 27.09.2017

 
 
NSM hat 2017 drei limitierte Mediabooks mit zusätzlichem Booklet zum Film veröffentlicht. Seit September 2017 kann man THEATER DES GRAUENS auch als deutsche Blu-ray im KeepCase erwerben. Die darin enthaltene Filmfassung ist selbstverständlich ebenso ungeschnitten.
 
 

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THEATER DES GRAUENS – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Die Rechte aller verwendeten Bilder und fürs Packshot liegen bei NSM Records)

 
 
 
Ähnliche Filme:
 
Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes (1971)
 
Die Rückkehr des Dr. Phibes (1972)
 
Das Schreckenshaus des Dr. Death (1974)
 

Filmkritik: „Rattennest – Kiss me Deadly“ (1955)

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RATTENNEST – KISS ME DEADLY

(KISS ME DEADLY)

Story

 
 
 
Privatdetektiv und generelles Wrack Mike Hammer verdient seine Brötchen mit Kleckerkram wie dem Ausspionieren untreuer Ehegatten. Eines Abends nimmt er die aus der Klapsmühle ausgebüxte Christina per Anhalter mit. Das Auto wird von Gangstern angehalten und Hammer muss mit ansehen, wie die junge Frau zu Tode gefoltert wird. Jetzt ist der Ehrgeiz des abgerissenen Schnüfflers getriggert und er mischt sich in Dinge ein, die alles übertreffen, was er oder die Zuschauer erwartet haben.

 
 
 


 
 
 

RATTENNEST – Kritik

 
 
 
Meine Damen und Herren, liebe Kinder und Tiere: Hiermit stellen wir, die Heinzelmännchen hinter dem Filmblog Eures Vertrauens, Euch ein veritables Heavyweight unter den Filmen vor. Nicht nur im Bereich Gangsterfilm, im Bereich Film Noir, nö, allgemein ist RATTENNEST, eine kalte Dusche unter den Kriminalfilmen, einer der besten Filme der Fünfziger und gleichzeitig ein Tritt in die Weichteile für den unvorbereiteten Zuseher. Das ultra-pessimistische Genre spielt ja immer mit der Umkehrung von Licht und Schatten, Gut und Böse. Charakterzeichnungen fallen selten eindeutig aus. Dieser Film aus der Meisterhand des großen Robert Aldrich dreht die Regler noch ein paar Grad in Richtung Weltuntergang.
 
 
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So ist Hammer auch nicht weniger skrupellos und mindestens genau so brutal wie die Lumpen, denen er hinterherjagt. Die Fairness des Western-Sheriffs mit weißem Hut geht dem Whiskeytrinker und Faustkämpfer eine Handbreit am Hinterteil vorbei. Er ist an einem Punkt angelangt, an dem ihm Sieg oder Niederlage egal ist, Hauptsache er nimmt ein paar der Anderen mit in die Hölle. Die Figur des „hard boiled“, also hartgesottenen Nihilisten-Detektivs Mike Hammer ist neben der des Philip Marlowe eine der wenigen wiederkehrenden im Kontext der „Schwarzen Serie“ Hollywoods. In den Achtzigern gibt es sogar eine oft gesendete Fernsehserie mit Stacy Keach. Im Original hier wird er von Ralph Meeker gespielt, einem vielbeschäftigten Film- und Fernsehschauspieler, der bereits in dieser frühen Rolle sein Ticket für die ewige Ruhmeshalle ikonengleicher Darstellerleistungen lösen kann.
 
 
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Der Plot, diese halluzinative Reise in die Gedärme der irrealen Stadt Los Angeles, wo Kleinkriminelle im Auftrag einer ganz großen Verschwörung handeln, spiegelt sich in Filmen wider, die noch Jahrzehnte später entstehen und ebenfalls zum anerkannten Kanon amerikanischer Kultfilme gerechnet werden. Da hätten wir zum Beispiel REPO MAN (1984), THE BIG LEBOWSKI (1998) und ganz besonders PULP FICTION von 1994, in dem der geheimnisvolle Koffer, hinter dem in RATTENNEST alle her sind, einen direkten Auftritt hat. RATTENNEST ist ein Film Noir allerhöchster Qualität, ein wahrer Top-Fünf-Film. Wer sich in diesem entdeckenswerten Genre noch nicht auskennt oder noch nicht weiß, wo er anfangen soll: Hier wäre ein guter Vorschlag.
 
 
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RATTENNEST – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
RATTENNEST ist zweifelsohne einer der bedeutendsten Film Noirs. Ein buchstäblich pechschwarzes Meisterwerk des Nihilismus, wie er Hollywood ein paar Jahre später in Zensur-Schwierigkeiten bringen soll. Ein Film für die einsame Insel. Wenn man dort Filme schauen sollte natürlich.
 
 
 


 
 
 

RATTENNEST – Zensur

 
 
 
Das Film-Noir-Thriller-Drama RATTENNEST – KISS ME DEADLY lief damals im Kino gekürzt. Auch die späteren TV-Ausstrahlungen waren nie komplett. Im DVD-Zeitalter änderte sich das aber. Bereits die erste DVD-Veröffentlichung war ungeschnitten und frei ab 18 Jahren. Das ist nun auch bei der erhältlichen Blu-ray der Fall. Die besitzt das rote FSK-Siegel und bietet den Film in der ungeschnittenen Originalfassung.
 
 
 


 
 
 

RATTENNEST – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Koch Films | Explosive Media (Blu-ray im Keepcase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Kiss me Deadly; USA 1955

Genre: Krimi

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 106 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover

Extras: Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Original Kinotrailer

Release-Termin: 13.02.2020

 

Rattennest – Kiss Me Deadly [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

RATTENNEST – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Abbildungen in dieser Kritik liegen bei Koch Films | Explosive Media)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Asphalt-Dschungel (1950)
 
Die Narbenhand (1942)
 
Tote schlafen fest (1946)
 

Filmkritik: „Dracula“ (1958)

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DRACULA

Story

 
 
 

Die Geschichte ist, da sind wir uns sicher, bekannt. Trotzdem hier gern noch einmal: Jonathan Harker, ein junger, unbedarfter Jurist und Immobilien-Mensch, wird von seiner Londoner Firma auf eine umständliche Geschäftsreise in einen der hintersten Winkel der Karpaten geschickt. Hier erwartet ihm, auf seinem Schloss, das die Einwohner der benachbarten Dörfer meiden wie die Pest, Graf Dracula, Der zurückgezogene Spross eines uralten Adelsgeschlechts will sich ein repräsentatives Anwesen auf der Insel zulegen und entdeckt auf einem Bild Mina, die Gattin des Engländers. Sie erinnert den Rumänen an seine große Liebe und er reist, nach der Vampirisierung seines Besuchers, auf dem Seeweg nach England und hat die Pest an Bord. Angekommen bringt Graf Dracula die höheren Töchter der Hauptstadt in Nöte und später um ihr Blut. Vampir-Forscher Professor van Helsing, die Bekannten des Maklers und seiner Familie sind dem spitzzahnigen Schrecken auf den Fersen.

 
 
 


 
 
 

DRACULA – Kritik

 
 
 
Der in London lebende Ire Bram Stoker setzt der Ende des 19. Jahrhunderts zur Staatsräson erhobenen Lust-Unterdrückung im England von Königin Victoria ein gar schauriges Literaturdenkmal, ja vermutlich die erste Horror-Story für die Ewigkeit. Dutzende Verfilmungen hat seine Düster-Fabel vom das britische Mutterland überfallenden Fledermaus-Herrscher aus dem wilden Osten seit der Stummfilm-Zeit hervorgebracht. Mit der Übernahme Christopher Lees verändert sich die Figur des Grafen unumkehrbar.
 
 
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Nach Murnaus unsterblichem „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922), der Stokers Charaktere urheberrechtsbedingt nicht nutzen durfte, geht die erste Darstellung des Grafen an Bela Lugosi. Mit dem von dem Ungarn gespielten Nachzehrer in Tod Brownings „Dracula“ (1931) hat dieser Titel-Bösewicht aus dem Hause Hammer nun aber so gar nichts mehr gemein. Hier ist der mit Abstand berühmteste Literatur-Vampir mit adligem Stammbaum auf einmal kein merkwürdiger, osteuropäischer Spukschloss-Charmeur mit dem exotischen Gestus eines gut abgehangenen Bühnenschauspielers mehr. Sir Christopher Lees wild-interessante Züge mit ihrer jederzeit ins Wölfische, überhaupt Raubtierhafte umschaltbaren Durchsetzungskraft bringen zwar noch immer ein gewisses Quäntchen Exotik mit, nur macht sich der Schauspieler diese Färbung seines Charakters Eigenschaft zu Nutze, um die eindeutig sexuell zu verstehende Praktik der Verführung zum Eindringen seiner Fangzähne in zarte Damenhälse eben als aggressive Form von Sexualität dastehen zu lassen. Sein Graf Dracula ist ein strenger, schwarzhaariger Sex-Tyrann von nahezu zwei Metern Größe, dessen Biss seine – bevorzugt natürlich weiblichen – Opfer in devoter Hörigkeit zitternd und auf der Matratze kauernd zurücklässt. Da hat mancher von sich selbst überraschte Kulturwissenschaftler schon Sadomasochismus reinprojiziert, dass die Wände gewackelt haben. Lees Performance wird immer mit dem Grafen verbunden sein, Interpretationen durch andere Schauspieler nur noch dann zulassen, wenn sie sich – wie bei beim dandyhaften Gary Oldman 1992 etwa – ihre eigene Form von Überzeichnung erlaubten.
 
 
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Abraham van Helsing, ewiger und gerne von Peter Cushing gegebener Fachmann im Umgang mit Knoblauch, Kruzifix und Holzpflock, muss Jahrzehnte auf seinen Auftritt als Star des eigenen Films warten. Das Kinoverbrechen, das man sich 2004 getraut und auf dem man bei Universal gerne ein komplettes Universum – so wie ́s Marvel/Disney gegenwärtig ausreizt – der Monsterfilme aufgebaut hätte, ist ein kolossaler Schuss in den Ofen. Hugh Jackman trägt den viel cooleren (?) Vornamen Gabriel und reist als Steampunk-Quasi-Superheld durch einen blassgrünen Alptraum aus PlayStation 2-Effekten und Hirnfurz-Handlung, der manchen Zuschauer schreiend aus dem Saal zu jagen vermag. Super-Bad-Guy Dracula gründet hier mit anderen Monstern einen Club der Bösewichter. Ein ganz schreckliches Zeitdokument. Das halbgare „The Mummy“-Filmchen mit Tom Cruise beweist vor ein paar Jahren die eindeutige Lern-Resistenz auf Seiten des Studios.
 
 
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DRACULA – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
Volle Punktzahl, allein schon aus historischen Gründen. „Dracula“ ist eine der Säulen, auf denen der Ruhm von Hammer Films und der gute Ruf britischen/europäischen Horrorkinos allgemein fußt. Gehört ohne Frage in jede respektable Filmsammlung und sieht in seiner restaurierten Fassung auch noch so knackig frisch aus wie seit seiner Leinwandzeit nicht mehr.
 
 
 


 
 
 

DRACULA – Zensur

 
 
 
DRACULA von 1958 wurde vom britischen Filmprüfungskomitee BBFC fürs Kino geschnitten, lief in deutschen Kinos mit einer Freigabe ab 16 Jahren und erhielt auf VHS eine Freigabe ab 12. Jahrzehntelang galten diese von der BBFC herausgeschnittenen Szenen als verschollen. Doch im September 2011 wurden die letzten Filmrollen mit genau diesen Szenen in Japan gefunden. Demzufolge entstand eine Langfassung mit diesen Szenen. Beide Filmfassungen – also die ursprüngliche Fassung mit den herausgeschnittenen Szenen und die mit den gefundenen Szenen – sind nun auch in Deutschland auf Blu-ray und DVD zu haben. Beide Filmfassungen sind von der FSK neu geprüft worden. Sie sind für Zwölfjährige geeignet.
 
 
 


 
 
 

DRACULA – Deutsche Blu-ray (2. Neuauflage)

 
 
 
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(c) Studio Hamburg (Blu-ray im KeepCase) – 2. Neuauflage

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Dracula; Großbritannien 1958

Genre: Horror, Mystery, Klassiker

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.66:1 (1080p) | @24 Hz

Laufzeit: ca. 82 Min.

FSK: FSK12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover

Extras: Enthält zwei restaurierte Fassungen: 1. Fassung von Warner Bros., 2. Fassung von Hammer Film (2012), Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen – Uwe Sommerlad & Volker Kronz, Super 8 Fassung, Englischer Trailer, Deutscher Trailer, Werberatschläge, Bildergalerie mit Musik

Release-Termin: 27.09.2019

 

Dracula – Restaurierte Fassung (2. Neuauflage) [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
DRACULA von 1985 hat in Deutschland schon so einige Blu-ray-Veröffentlichungen spendiert bekommen. Zuerst erschien er als Blu-ray im Mediabook und im KeepCase von STUDIO HAMBURG ohne Bonusmaterial. Anschließend brachte ANOLIS mehrere Sondereditionen auf den Markt für die sie jede Menge Bonus sammelten und sogar extra produzieren ließen. Nun wirft STUDIO HAMBURG noch einmal eine Blu-ray-Fassung (2. Neuauflage) auf den Markt. Diesmal mit besserer Bildqualität, zwei verschiedenen Filmfassungen und etwas Bonusmaterial. Letzteres entspricht zum Teil dem, was bereits auf den Scheiben vom Anbieter ANOLIS enthalten war. Wer aber das komplette Bonus-Paket sein Eigen nennen möchte, muss zwangsweise doch zu den teureren Veröffentlichungen aus dem Hause ANOLIS greifen. Nur dort sind umfangreiche Zusatzmaterialien vorhanden.
 
 


 
 
 

DRACULA – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei STUDIO HAMBURG)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Draculas Rückkehr (1968)
 
Wie schmeckt das Blut von Dracula (1970)
 
Dracula braucht frisches Blut (1973)
 
Dracula jagt Minimädchen (1972)
 

Filmkritik: „The Autopsy of Jane Doe“ (2016)

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THE AUTOPSY OF JANE DOE

Story

 
 
 
Der Körper der toten Jane Doe (so wie nicht identifizierte Personen in den USA genannt werden) stellt Pathologe Tommy Tilden (BRIAN COX aus MINDSCAPE) und dessen Sohn Austin Tilden (EMILE HIRSCH) vor große Herausforderungen. Die sollen die Todesursache finden und bekommen es dabei schnell mit der Angst zu tun.

 
 
 


 
 
 

THE AUTOPSY OF JANE DOE – Kritik

 
 
 
Keine Lust mehr auf schlechte Horrorfilme, die Lebenszeit rauben und die Laune verderben? Das Jahr 2016 hat sich im Angstkino nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Viele miserable Horrorfilme haben das Licht des Zelluloidhimmels erblickt, die den Zuschauer in der Regel mit Langeweile und schlechten Effekten gestraft haben. Offenbar hat das der Regisseur ANDRÉ ØVREDAL erkannt. Der brachte im Jahr 2010 mit TROLLHUNTER eine originelle Mockumentary in die Kinos und hinterließ wegen spektakulärer Effekte selbst in Hollywood Eindruck. Den hinterlässt der Norweger nun auch sechs Jahre nach seiner beeindruckenden Trolljagd. Statt Fabelwesen und Wackelkamera geht es der Filmemacher diesmal subtiler an. In THE AUTOPSY OF JANE DOE möchte er den Zuschauer das Fürchten lehren und ist darin wirklich gut. Selten hat man solch knisternde Hochspannung im Horrorfilm ertragen müssen. Deshalb erscheint es auch nicht übertrieben, wenn man behauptet, dass THE AUTOPSY OF JANE DOE zum Besten gehört, was 2016 im Kino zu bieten hatte.
 
 
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Der Mystery-Horror THE AUTOPSY OF JANE DOE ist nichts für die Splatter- und Gewaltfraktion. Darin findet die Polizei in einem Haus Erschütterndes. Übel verstümmelten Leichen lassen auf einen Mehrfachmord schließen. Doch im Keller stößt man auf weitaus Schlimmeres. Dort ziehen die Beamten den Körper einer mysteriösen Schönheit aus einer Grube, den zuvor wohl jemand im Boden vergraben wollte. Zwei Pathologen sollen den unversehrten Körper untersuchen und die Todesursache bestimmen. Leider stellen sich die Untersuchungen als großes Problem heraus, denn offenbar stimmt etwas mit dem Leichnam nicht. Hand- und Fußgelenke sind gebrochen. Auch die Zunge fehlt. Zudem findet man im Magen der Toten ein Tuch mit mysteriösen Schriftzeichen. Was anfänglich wie ein Mord an einer Frau ausschaut, die von Menschenhändlern zum Sex gezwungen wurde, entwickelt sich bald zum Mysterium. Je weiter die Männer in den Körper der geheimnisvollen Schönheit vordringen, desto mehr Fragen fallen auf. Was musste diese Frau ertragen? Antworten, die schon bald das Leben der beiden Pathologen in Gefahr bringen wird, weil sich plötzlich seltsame Dinge ereignen.
 
 
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Wenn ein lebloser Körper auf dem Seziertisch liegt. Das weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Streifen. Unter dem Titel DIE LEICHE DER ANNA FRITZ wurde bereits 2016 ein spanischer Psychothriller in die Läden gebracht, der sich einer ähnlichen Ausgangssituation bediente. Auch in diesem Streifen stieß man auf die Leiche einer mysteriösen Schönheit, der wenig später für Chaos sorgte. Während sich dort jedoch drei Freunde am toten Körper einer bekannten Schauspielerin vergingen und sich aus Angst vor Konsequenz gegenseitig an die Gurgel sprangen, überzeugt THE AUTOPSY OF JANE DOE durch weniger kontroversen Inhalt. Dieser Streifen verfolgt andere Intensionen. Der Gruselthriller will Angst einjagen und ist zu aller Überraschung damit auch noch äußerst erfolgreich. Hier geht es im wahrsten Sinne des Wortes übernatürlich zu. Was anfänglich wie eine normales Leichensezierung beginnt, entwickelt sich im späteren Verlauf für die beiden Hauptprotagonisten zum nicht enden wollenden Albtraum. Dabei orientiert sich THE AUTOPSY OF JANE DOE beim Aufbau am klassischen Horror. Das bedeutet, dass sich Regisseur ANDRÉ ØVREDAL weniger den lauten Schocks und Jump Scares widmet. Stattdessen spielt er virtuos mit Licht und Schatten. Eine unheilverkündende Geräuschkulisse tut ihr Übriges.
 
 
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Der Hauptfokus in THE AUTOPSY OF JANE DOE liegt aber nicht ausschließlich auf Angst und Grusel. Ein stetig steigender Spannungsbogen ist hier die eigentliche Geheimzutat, denn Regisseur ANDRÉ ØVREDAL hält lang geheim, was es denn nun eigentlich mit dem makellosen Frauenkörper auf sich hat. Erst nach und nach kommen die beiden Pathologen hinter das Mysterium und entschlüsseln dabei ein Rätsel, das eiskalt das Blut in den Adern gefrieren lässt. Mehr über den packenden Plot zu verraten, wäre unfair all jenen gegenüber, die sich endlich mal wieder im (Heim)Kino vor Angst in die Hosen machen wollen. THE AUTOPSY OF JANE DOE schafft das ohne Weiteres. Da kann man nur ehrfürchtig seinen Hut ziehen, denn THE AUTOPSY OF JANE DOE ist definitiv einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Chapeau!
 
 
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THE AUTOPSY OF JANE DOE – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
Eine schaurige Glanzleistung! Ohne Zweifel der beste Horrorfilm aus dem Jahr 2016. Europa zeigt Hollywood einmal mehr eindrucksvoll, wie man anständige Gruselstreifen inszeniert. Statt Gewalt und ausgeklügelte Spezialeffekte aus dem Computer, reichen in der Regel Licht und Schatten aus, um möglichst effektives Grauen heraufbeschwören zu können. Zudem sind nach wie vor gute und vor allem neue Ideen die Quintessenz für sehenswerte Horrorfilme, denn niemand möchte stets recycelten Blödsinn vor die Linse bekommen, den man schon in zig anderen Filmen zu sehen bekommen hat. Der britische Mystery-Horror THE AUTOPSY OF JANE DOE zeigt allen wie es geht. Spannung ist alles und die kommt eben nur dann zustande, wenn man sein Handwerk beherrscht und sich auch mal den Kopf über neue Geschichten zerbricht. Somit gehören die ersten 50 Minuten dieses Horrorthrillers zum Besten, was man seit zehn Jahren im Horror-Genre zu sehen bekommen hat. Wer eine empfindliche Blase besitzt, sollte demzufolge vor Filmbeginn noch einmal auf die Toilette gehen. THE AUTOPSY OF JANE DOE zieht wegen seiner geheimnisvollen Handlung so in den Bann, dass ein Toilettengang danach unmöglich sein wird. Weil der norwegische Regisseur ANDRÉ ØVREDAL hier ganze Arbeit geleistet hat, darf man davon ausgehen, dass bald Produzenten aus Hollywood klingeln werden. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, wenn europäische Indie-Filmemacher plötzlich Horrorfilme in der Traumfabrik drehen. Der bisher erfolgreichste Horror-Export aus Europa: ALEXANDRE AJA. Dem Franzosen hat sein Beitrag zur neuen französische Terror-Welle den Weg nach ganz Oben geebnet. Mal sehen, wie weit ANDRÉ ØVREDAL kommen wird.
 
 
 


 
 
 

THE AUTOPSY OF JANE DOE – Zensur

 
 
 
Gewalt gibt es im Film kaum zu sehen. Ein Messer wird in einen Brustkorb gerammt und eine Axt kommt versehentlich zum Einsatz. Weiterhin gibt es übel zugerichtete Leichen zu Beginn zu sehen und ein Mann erliegt an den Verletzungen eines Sturzes aus großer Höhe. Die eigentlichen Schauwerte reduzieren sich auf die Obduktion einer Leiche. Die hier gezeigten Spezialeffekte dürften nichts für Zartbesaitete sein, denn in THE AUTOPSY OF JANE DOE wird äußerst realistisch der Körper einer Frau geöffnet. Trotz Leichenöffnung hat der Film eine FSK16 erhalten.
 
 
 


 
 
 

THE AUTOPSY OF JANE DOE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Universum Film (Blu-ray KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Autopsy of Jane Doe; Großbritannien | USA 2016

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bild: 2.40:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 86 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray ohne Wechselcover

Extras: Interviews, Trailer

Veröffentlichung: KeepCase: 20.10.2016

 
 

The Autopsy of Jane Doe [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

THE AUTOPSY OF JANE DOE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte Film für Grafiken liegen bei Universum Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Aftermath (1994)
 
Die Leiche der Anna Fritz (2015)
 
The Body (2012)
 

Filmkritik: „Forbidden Zone“ (1980)

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FORBIDDEN ZONE

(TOTALER SPERRBEZIRK)

Story

 
 
 
Ein Abbruchhaus in Venice Beach: Der stilecht in rassistisches Blackface-Make-Up gepackte Zuhälter Huckleberry P. Jones muss ein Paket mit Heroin verstecken und öffnet aus Versehen eine geheime Tür im Keller. Dahinter liegt die FORBIDDEN ZONE. Die sechste Dimension ist das. Vier und fünf werden einfach übersprungen. Huckleberry sieht zu, dass er Land gewinnt. Verständlich. Der recht depressive, schwedischstämmige Teerfabrikarbeiter Mister Hercules kauft das Haus. Mit ihm ziehen seine ebenso dauergeschlauchte Frau, der meistens stumme, ab und an jiddisch murmelnde Großvater, die nach einem Schüleraustausch zur Französin gewordene Tochter Susan (jetzt Frenchy) und ihr Bruder Flash in das sehr spezielle Haus ein. Frenchy hat auf dem Schulhof – da redet man über so was – von der sechsten Dimension gehört. Das erzählt sie am Frühstückstisch, nachdem erst mal ein völlig durchgedrehtes Jazzstück aufgeführt worden ist und sich die Familienmitglieder in ausreichendem Maß gegenseitig auf die Köpfe geschlagen haben. In ihrer Schilderung des Schulalltags liefert die Französin eine Playback-Performance von Josephine Bakers hübschem Comedy-Liedchen „La Tonkinoise“ ab. Vor einer Schulklasse, die komplett aus Freaks besteht. Unter anderem Blaxploitation-Zuhälter, glatzköpfige Mutanten, und der Führer. Wieder daheim geht sie in den Keller und stürzt sich in jugendlichem Leichtsinn und dem Morgenmantel, den sie grundsätzlich trägt, mitten hinein ins Dimensionsportal. Dieses Portal ist ein riesiger gemalter Verdauungstrakt, der die Reisenden an ihrem Ziel auch dementsprechend ausscheidet. Als Kackawürste mit braunen Kissen. Drüben angekommen wandert Frenchy planlos umher und betrachtet sich die Musiknummern, die von den zahlreichen Bewohnern des Schattenreichs aufgeführt werden. Sowohl die Nummern, als auch ihre „Stars“, sind alle jenseits von Gut und Böse. Flash und der Großvater begeben sich auf Rettungsmission. Chef in der Zone ist König Fausto, gespielt von Hervé Villechaize, dem Zwerg aus „Fantasy Island“ und dem James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Er sitzt an einer Banketttafel, über der nackte Menschen als Kronleuchter angebracht sind. Fausto ist immer scharf und freut sich über Frischfleisch aus der Welt oberhalb des Kellers. Seine Frau Doris (Susan Tyrell, Warhol-Schauspielerin und Exfreundin des kleinwüchsigen Potenzgenerals) ist die klassische böse Märchenkönigin und seine Tochter ein über-kalifornisches Surfergirl, das grundsätzlich mit nackten Möpsen rumrennt und kreischt. Hier sind ohne Zweifel Tabletten im Spiel. Sofort macht sich Eifersucht auf Frenchy breit, die allein schon aufgrund des verwandten Akzents des Königs Aufmerksamkeit sicher hat. Die schäumende Queen Doris lässt sie einkerkern. Dort verwest auch die rechtmäßige Königin der sechsten Dimension – Fausto und Doris sind nur Emporkömmlinge. Ihr Töchterchen soll Frenchy angemessen foltern und dann auf dem elektrischen Stuhl oder dem Richtblock des Henkers enden lassen. Das Rettungskommando für das Rettungskommando lässt nicht lange auf sich warten. Pa Hercules selbst und Frenchys pickliger Schulkumpel Squeezit transportieren sich in die sechste Dimension. Sie besuchen den Teufel, der gerade mit seiner Jazz Big Band Probe hat und bitten ihn um Hilfe. Der sitzt da einfach in einer der vielen Höhlen an seiner Heimorgel. Natürlich.

 
 
 


 
 
 

FORBIDDEN ZONE – Kritik

 
 
 
Kennen sie die schwarzweißen Zeichentrickfilme der Fleischer Studios? „Betty Boop“, die bekannteste Schöpfung der nach New York ausgewanderten Österreicher, doch bestimmt? Diese recht krude animierten und nach viel Substanzenmissbrauch ihrer Zeichner hergestellten Cartoons sind schwindelerregend verrückt. Viele der Filmchen wurden über die Jahre wegen zu offener Rauschgiftreferenzen, Sex- und Gewaltszenen oder rassistischer Figuren Opfer von Verbotskampagnen. FORBIDDEN ZONE ist die 1980 entstandene Realfilmversion dieser Cartoons aus den Zwanziger bis Vierziger Jahren. Bloß noch brutaler, noch sexbesessener, noch bedrogter und noch überzogener. Oh, und als Halbplayback-Musical. Während der Realfilmszenen werden immer wieder animierte Hintergründe verwendet. Die Schauspieler hat man hierfür fotografiert und von Hand eingefügt.
 
 
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Was für Gastauftritte! In einem Flashback auf Squeezits unglückliche Kindheit taucht kein geringerer als Joe Spinell aus Ekel-Kult-Horrorfilm „Maniac“ natürlich, auf, der sich über den schmächtigen Sohn seiner Affäre lustig macht. Der Teufel ist Danny Elfman, Bruder des Regisseurs und Begründer der „Mystic Knights Of The Oingo Boingo“, jener durchgedrehten Theatergruppe hinter THE FORBIDDEN ZONE. Satan ist hier ein fracktragender Bandleader, der mit seinem Orchester eine ordentliche Version von Cab Calloways Hot-Jazz-Standard „Minnie The Moocher“ zum Besten gibt und gleichzeitig Squeezit den Kopf abschlägt. Der wird dann in ein Hühnchen verwandelt, sein Kopf schwebt frei durch den Rest des Films. Zu dem Zeitpunkt ist das Hirn von sechzig Minuten Laufzeit bereits so weichgekocht, dass man diese Szene als völlig normal empfindet. Der Mensch ist an sich einfach nicht gebaut für eine spirituelle Kleinhirn-Grillparty wie THE FORBIDDEN ZONE, sollte sich aber weiterentwickeln. Später wurde Elfman natürlich zu einem der erfolgreichsten Komponisten für Film- und Fernsehsoundtracks, Standardkomponist für die Filme Tim Burtons und Schreiber der „Simpsons“-Titelmelodie. Die Musik, zum Teil Playback, zum Teil eigene, sehr geile Songs, variiert zwischen altem Jazz für große Orchester und dem hektischen, perkussiven New Wave, den Danny Elfman bis in seine Soundtracks immer wieder aufgreifen sollte. Oingo Boingo, seine Band in den Achtzigern, war aus den Mystic Knights hervorgegangen.
 
 
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Richard Elfman, Dannys Bruder, ist seit Jahren schon ein mittelhohes Tier bei den Geldverdienern von Scientology. Interessante Gedankengänge bei dem Mann. Von Gehirnzellen zu Marmelade verarbeitendem Filmgut zur Vereinigung fürs Abkochen selbstoptimierungsgeiler Finanzjongleure. Ganz groß. Mit Punkten nicht zu bewertendes Kino, weil nicht mit anderen Filmen zu vergleichen..
 
 
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FORBIDDEN ZONE – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
FORBIDDEN ZONE sollten Personen meiden, die von sich behaupten, geistig voll bei der Sache zu sein. Allen anderen eröffnet sich eine phantasievoll gedrechselte Klapsenwelt, die in der Filmgeschichte keine Parallelen hat und sogar musikalisch richtig knallt. „The Rocky Horror Picture Show“ nachdem man an einer psychedelischen röte geleckt hat. Gerüchten zufolge gibt es Menschen, die FORBIDDEN ZONE nicht gut finden. Sollte das stimmen, sind das zweifelsohne kranke Perverse, die eingeschläfert werden müssten. Dieser Film sollte in Schulen zum Pflichtprogramm gehören.
 
 
 


 
 
 

FORBIDDEN ZONE – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von FORBIDDEN ZONE ist für Jugendliche geeignet. Auf der erhältlichen DVD befindet sich die ungeschnittene Fassung: FSK16.
 
 
 


 
 
 

FORBIDDEN ZONE – Deutsche DVD

 
 
 
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(c) CMV (Kleine Hardbox Cover A)

 
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(c) CMV CMV (Kleine Hardbox Cover B)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Forbidden Zone; USA 1980

Genre: Komödie

Ton: Deutsch DD 2.0, Englisch DD 2.0

Untertitel: Keine

Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)

Laufzeit: ca. 70 Min.

FSK: FSK 16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Kleine Hardbox – in 2 verschiedenen Covermotiven erhältlich

Extras: Entfernte Szenen ( 5:44 ), Original Trailer ( 0:45 ), Japanische Promotion ( 3:51 ), Dokumentation „A Look into Forbidden Zone“ ( 35:46 ), Outtakes ( 10:49 ), Musikvideo „Private Life“ von Oingo Boingo ( 3:40 ), Zwei Szenen aus „The Hercules Family“ ( 5:25 ), Audiokommentar eines nicht näher vorgestellten Sprechers, kolorierte Version

Release-Termin: 24.01.2014

 

Forbidden Zone – Total Sperrbezirk (DVD – Hardbox Cover A) ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

FORBIDDEN ZONE – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

Die Rechte aller für die Review verwendeten Bilder liegen bei CMV

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Rocky Horror Picture Show (1975)
 
Eraserhead (1977)
 
Fantasia (1940)
 
Charlie und die Schokoladenfabrik (2005)
 

Filmreview: „Montana Sacra – Der heilige Berg“ (1973)

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MONTANA SACRA – DER HEILIGE BERG

Story

 
 
 
Als ein Dieb einen hohen Turm erklimmt, trifft er dort in einem riesigen Regenbogenzimmer auf den Alchemisten. Dieser ist im Begriff eine Gruppe von Leuten um sich zu versammeln, um sich auf die Reise zum „heiligen Berg“ zu machen damit sie dort zu Göttern werden …
 
 
 


 
 
 

DER HEILIGE BERG – Kritik

 
 
 
Alejandro Jodorowsky ist einer der obskursten Filmemacher aller Zeiten. Sein Leben und sein künstlerisches Schaffen lassen sich nur schwer in Worte fassen, denn es gibt kaum etwas, das dieser Mann nicht gemacht hat, und es gibt kaum eine größere Persönlichkeit, die Jodorowsky nicht kennengelernt hat. Er ist Schriftsteller, Dichter, Musiker, arbeitete an mehreren Comics, inszenierte Theaterstücke und ist Regisseur von Filmen, bei denen man sich heute kaum vorstellen kann, dass es Leute gab, die diese Werke finanziell unterstützt haben. Es sind Filme, welche sich nicht nur abseits des Mainstreams bewegen oder als Sparten-Kino bezeichnet werden können, nein, Jodorowsky erschuf mit seinen Arbeiten eine ganz neue Spezies von Filmen. Im höchsten Maße surrealistisch, ist es nur schwer zu fassen, was Jodorowsky einem wirklich erzählen möchte. Seine Hauptcharaktere sind meist Außenseiter und die Welt, in der sie leben, ein verrücktes Labyrinth. Seine Filme gleichen traumartigen Reisen und die Geschichten sind geprägt durch Jodorowskys spirituelles Wesen und wohl nicht zuletzt durch seinen Konsum von Drogen. Seine absolutes Meistwerkwerk des Außergewöhnlichen stellt wohl DER HEILIGE BERG (The Holy Mountain, 1973) dar, welcher hier in Deutschland auch unter dem Titel MONTANA SACRA bekannt ist.
 
Nach dem Erfolg seines Vorgängerfilmes EL TOPO (1970) war Alejandro Jodorowsky ein Name des Underground-Kinos. Nach dem „Summer of Love“ erreichte die Hippie-Bewegung in den USA 1969 mit dem damaligen Woodstock Festival ihren Höhepunkt. Die Beatles trafen mit Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band den Zeitgeist, wie kaum eine andere Band. Pink Floyd feierten ihre ersten großen Erfolge und Filme wie Roger Cormans THE TRIP (1967), Stanley Kubricks 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968) oder Dennis Hoppers EASY RIDER (1969) waren Kino-Hits. Jodorowskys EL TOPO kam also zu einem Zeitpunkt in die Kinos, als die Hippie-Bewegung schon begann abzuklingen. Dennoch fand der Streifen großen Zuspruch, u.a. vom Beatles-Mitglied John Lennon. Dieser konnte seinen damaligen Manager Allen Klein davon überzeugen Jodorowskys nächsten Film, DER HEILIGE BERG, finanziell zu unterstützen. Dieser Deal sollte Alejandro Jodorowsky später zum Verhängnis werden, da er und Klein in einen Streit um zukünftige Projekte gerieten. Jodorowsky hatte fortan keine Kontrolle mehr über seine Filme EL TOPO und DER HEILIGE BERG. Letzterer sollte jedoch auch deswegen in die Filmgeschichte eingehen, da Jodorowsky von den 1,5 Millionen Dollar Produktionsbudget gerade einmal die Hälfte verbrauchte und die andere Hälfte zurückgab.
 
 

„Most directors make films with their eyes. I make films with my balls.“
ALEJANDRO JODOROWSKY

 
 
Nicht nur DER HEILIGE BERG selbst, auch dessen Entstehungsgeschichte ist spektakulär. So verbrachte Alejandro Jodorowsky mehrere Tage vor Drehstart ohne Schlaf unter der Aufsicht eines Zen Meisters, schrieb das Drehbuch unter Einfluss von LSD und lebte mehrere Wochen lang mit der Crew des Filmes in einer Art Kommune, wo die Schauspieler, ebenfalls unter Einfluss von Drogen, spirituelle Erfahrungen machen sollten. Und wie genau kann man DER HEILIGEN BERG nun in Worte fassen? Es ist sehr schwer. Wie schon der Trailer verkündet, steht der Film außerhalb jeglicher Kritik. Ihn als eine „traumartige Reise“ oder einen „Trip“ zu bezeichnen ist noch nett gemeint. DER HEILIGE BERG ist unkonventionell und mutig. Einige Dinge die dieser Film zeigt, könnte man heute nicht mehr drehen. Auch wie der Film mit einigen anderen Dingen umgeht, wäre heutzutage undenkbar.
 
Der Film beginnt in einem Raum, verziert mit einem weißem Mosaik mit schwarzem Muster. Zwei Frauen gekleidet wie Marilyn Monroe und Bette Davis knien auf dem Boden. Hinter ihnen steht ein Mann (Alejandro Jodorowsky als der Alchemist), der einen tiefschwarzen Mantel und einen schwarzen großen Hut trägt. Er beginnt den Frauen die Haare kurz zu schneiden, um ihnen schließlich die Köpfe kahl zu rasieren. Danach folgt der psychedelische Vorspann, geprägt von außerordentlich schönen, aber verwirrenden Bildern, die Muster und Schmuck in allerlei Formen und Farben zeigen. Anschließend sehen wir eine Horde nackter kleiner Jungen, deren Genitalien grün angemalt sind, wie sie einen Mann, der Jesus ähnlich an einem Pfahl festgebunden ist, mit Steinen bewerfen. Dieser weiß sich schließlich zu befreien und verjagt die Horde Kinder, nur um anschließend mit einem Kleinwüchsigen, dessen Arme und Beine amputiert sind, etwas zu rauchen. Wer sich hier denkt, dass die Spitze des Eisberges an Absurdität schon erklommen ist, der irrt. Der Film weiß sich kurz darauf noch einmal zu überbieten. Und dann noch mal, und dann noch mal, und dann noch mal. Es wird nie wirklich klar, was Alejandro Jodorowsky von einem will. Ob er nur ein Thema behandelt oder mehrere. Es gibt in DER HEILIGE BERG immer wieder Elemente die, man als Satire und Gesellschaftskritik auffassen kann. So arbeiten mehrere Begleiter des Diebes und des Alchemisten für die Regierung oder es sind Leute der Oberschicht, von denen die meisten in ihren großen Industrien allerlei absurdes Zeug herstellen, das Leute bei der Stangen halten und sie manipulieren soll.
 
Zugegeben, die erste Hälfte des Filmes fällt wesentlich spektakulärer aus als die zweite. Wie auch schon EL TOPO, so ist DER HEILIGE BERG in zwei zusammenhängende Teile gegliedert, welche sich vom Ton her jedoch stärker voneinander unterscheiden. So ist die erste Hälfte eher ein hochstilisierter Gang durch ein buntes und explosives Labyrinth, in welchem episodenhaft die verschiedenen Charaktere vorgestellt werden. Die zweite Hälfte ist immer noch voll von einigen sehr verrückten Dingen, aber im Vergleich zur ersten wirkt sie etwas gediegener und naturalistischer. Sie beschreibt die Reise zum heiligen Berg.
 
 

„One does not go to the theater to escape from himself, but to reestablish contact with the mystery that we all are.“
ALEJANDRO JODOROWSKY

 
 
Ein kleines Manko des Filmes ist jedoch sein Ende, wobei man hier anmerken sollte, dass diese Meinung rein subjektiv ist. Von einem künstlerischen Standpunkt aus betrachtet, hat der Schluss durchaus seine Berechtigung. Jodorowsky hatte damit etwas zu sagen und es hätte wahrscheinlich kaum eine andere Möglichkeit gegeben, sich adäquat aus diesem Meer des Wahnsinns zu retten. Jedoch ist das Ende in höchstem Maße desillusionierend und weckt den Zuschauer aus einem scheinbar nicht enden wollenden halluzinogenen Alptraum auf. Man hätte gerne noch 5 Minuten, vielleicht auch eine Stunde länger schlafen wollen…
 
 
 


 
 
 

DER HEILIGE BERG – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
Alejandro Jodorowskys DER HEILIGE BERG ist ein Meisterwerk des Wahnsinns. Ein bunte und surreale Explosion von Bildern, von denen man nicht eine Sekunde lang seine Augen lassen sollte. Doch wie ist dieser Film zu bewerten? Eigentlich gar nicht. Jodorowskys halluzinogenes Werk kann man nicht wie einen gewöhnlichen Film bewerten. Im Grunde müsste man die Wertung für diesen Film auf „nicht gesehen haben“ oder „gesehen haben“ beschränken statt in Zahlen. Hat man ihn nicht gesehen wird man niemals eine solche Filmerfahrung machen wie bei diesem Streifen. Hat man ihn gesehen, erlebt man etwas wirklich Besonderes und lässt sich von Alejandro Jodorowsky auf einen außerordentlichen Trip mitnehmen. Wenn man den Film aber in Zahlen für das bewerten soll was er ist, so gibt es eigentlich keinen Grund ihm nicht die volle Punktzahl zu geben.
 
 
 


 
 
 

DER HEILIGE BERG – Zensur

 
 
 
DER HEILIGE BERG startete unter dem Titel MONTANA SACRA am 21.08.1974 in einer wahrscheinlich ungeschnittenen Fassung in den deutschen Kinos. 2006 wurde der Film einmalig wiederaufgeführt und 2008 auf Arte gezeigt. Auch hier ist nicht zu hundert Prozent sicher, ob die gezeigten Fassungen unzensiert waren. Die aktuell erhältliche Filmfassung von BILDSTÖRUNG ist zumindest komplett. Der Film trägt das FSK 18-Siegel.
 
 
 


 
 
 

DER HEILIGE BERG – Deutsche Blu-ray

 
 
 
alejandro jodorowsky blu-ray collection bildstoerung

(c) Bildstörung

 
 
 
Am 28. Februar 2014 veröffentlichte das unter Sammlern hoch angesehen Label Bildstörung in Zusammenarbeit mit dem Filmverleih Drop-Out Cinema seine Box „Die Filme von Alejandro Jodorowsky“ als separate DVD- und als Blu-ray-Version. Diese Box ist fantastisch und jedem der das abseitige Kino liebt wärmstens zu empfehlen! Enthalten sind Jodorowskys erster Spielfilm FANDO UND LIS (1968), EL TOPO (1970) und natürlich DER HEILIGE BERG (1973). Die Box ist nicht nur äußerst schön gestaltet, sie enthält auch ca. 8 Stunden Bonusmaterial sowie die Soundtracks von EL TOPO und DER HEILIGE BERG. Die Bild- und Ton-Qualität sind bei allen drei Filmen absolut Spitze. So toll haben Jodorowskys erste drei Spielfilme noch nie ausgesehen.
 
 
 

TECHNISCHE DATEN

DIE FILME VON ALEJANDRO JODOROWSKY Blu-ray Box
 
Originaltitel: El Topo – Mexico (1970) / The Holy Mountain – Mexiko, USA (1973)

Genre: Der Heilige Berg: Drama, Fantasy, Science Fiction / El Topo: Western

Ton: El Topo: Deutsch – LPCM Mono, Spanisch – DTS-HD 5.1 & LPCM Stereo / Der heilige Berg: Deutsch – LPCM Mono, Englisch – DTS-HD 5.1 & LPCM Stereo

Untertitel: Deutsch

Bild: El Topo: 1,33:1 (1080/24p) / Der heilige Berg: 2,35:1 (1080/24p)

Laufzeit: El Topo: 125 Min., Der heilige Berg: 113 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Schuber mit mehreren Digipacks

Extras: EXKLUSIVE BONUSFEATURES: Alejandro Jodorowskys Debütfilm FANDO UND LIS (1968, 93 Min.), 2 CDs mit den Originalsoundtracks zu EL TOPO und DER HEILIGE BERG, BONUSFEATURES: 3 Audiokommentare von Alejandro Jodorowsky zu seinen drei Spielfilmen, Jodorowskys wiederentdeckter Kurzfilm DIE KRAWATTE (1957, 21 Min.), Dokumentarfilm DIE KONSTELLATION JODOROWSKY (1994, 86 Min.), Entfallene Szenen zu DER HEILIGE BERG, Alejandro Jodorowsky über Tarot (7 Min.), Alejandro Jodorowsky über EL TOPO (5 Min.), Alejandro Jodorowsky trifft Nicolas Winding Refn [DRIVE, ONLY GOD FORGIVES] (20 Min.), Alejandro Jodorowsky auf dem Filmfest München 2013 (20 Min.), US-Trailer, Bildergalerien, 2 Booklets mit einem langen Interview mit Alejandro Jodorowsky von 1970, der Indizierungsbegründung zu EL TOPO und einem Essay von Claus Löser (alle Features mit deutschen UTs)

Release-Termin: 28.02.2014

 
 

JODOROWSKY Collection (2 Blu-rays, 2 DVDs, 2 CDs) ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 

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DER HEILIGE BERG – Trailer

 
 


 
 

Sam Freissler

 
 
 
Ähnche Filme:
 
El Topo (1973)
 
Santa Sangre (1989)
 

Filmreview: „The Lords of Salem“ (2012)

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THE LORDS OF SALEM

Story

 
 
 
Heidi LaRoc ist Radiomoderatorin von Salems beliebter Musikshow Salem Rocks. Zusammen mit ihrem Hund Troy bewohnt sie ein Apartment in der kleinen Stadt und versucht ihr Leben nach ihrer Drogenabhängigkeit wieder auf die Reihe zu bekommen. Eines Tages erhält sie in der Radiostation eine mysteriöse hölzerne Kiste, speziell an sie adressiert, mit Absender von den „Lords“. In dieser Kiste enthalten ist eine alte Schallplatte welche eine seltsame Melodie spielt, von welcher es Heidi zunehmend schlechter ergeht. Als sie sich entscheidet die Platte in ihrer Radiosendung zu spielen, entfesselt sie damit Salems düstere Vergangenheit. Halluzinationen und die merkwürdigen Ereignisse im Nachbarapartment nehmen sie psychisch immer schwerer in ihre Gewalt. Versinkt Heide in Wahnsinn oder sind die Lords of Salem tatsächlich zurück, um blutige Rache zu nehmen?
 
 
 


 
 
 

THE LORDS OF SALEM – Kritik

 
 
 
Rob Zombie ist einer der schwerbeschäftigsten Männer unserer Zeit. Neben seiner Musikkarriere, die seit Anfang der 90er Jahre steil bergauf geht und zuletzt Zombies neustes Album VENOMOUS RAT REGENERATION VENDOR (seit dem 19. April 2013 im Handel) hervorbrachte, ist er auch ein sehr erfolgreicher Regisseur mit einer treuen Fanbase geworden. Sein neuester Streifen THE LORDS OF SALEM läuft momentan mit einem limitierten Kinostart in den USA und ist seit Ende April in England auf DVD erhältlich. Zusätzlich veröffentlichte Rob Zombie zusammen mit B.K. Evenson eine Romanadaption von THE LORDS OF SALEM, welche auf Zombies originalem Drehbuchentwurf basiert und weitaus umfangreicher als der Film sein soll. Diese soll in deutscher Übersetzung am 9. Dezember 2013 hierzulande erscheinen. Allerdings steht eine hiesige Veröffentlichung des Filmes selbst noch aus.
 
 
 

„On a rare occasion, a special child appears.“


 
 
 
THE LORDS OF SALEM ist das erste Werk seit THE DEVIL’S REJECTS, in welchem Rob Zombie wieder eine komplett eigene Geschichte umsetzt. Verbrachte er die letzten vier Jahre in den Klauen der Weinstein Brüder, um dem HALLOWEEN-Franchise eine Frischzellenkur zu verpassen, welche in der Öffentlichkeit sowohl großen Zuspruch fand als auch Missmut unter den Fans der alten Filme um Michael Myers auslöste. Die Story von THE LORDS OF SALEM ist recht simpel und ganz nach Zombies Geschmack an die 70er Jahre angelehnt. Einer Zeit in der manche Rock-Alben Rückwärtsbotschaften enthielten und der Jugend auch sonstige satanische Gedanken einflößen sollten, wenn man den meisten christlichen Verbänden von damals Glauben schenken mag.
 
 
 

„Don’t you wanna ride it? Educated Horses“


 
 
 
Die Idee zum THE LORDS OF SALEM kam Rob Zombie schon vor vielen Jahren, als er zu Gast auf einer Hochzeit in Salem, Massachusetts war und ihn das Geschehen dort ziemlich langweilte. Aufgewachsen in Massachusetts erinnerte er sich an die geschichtlichen Hintergründe der kleinen Stadt. Genauer gesagt, an die Hexenprozesse von Salem (1692), in Folge derer 20 unschuldige Menschen der Hexerei bezichtigt und hingerichtet wurden. Doch was wäre, wenn nicht alle unschuldig waren? Was wäre, wenn einige der hingerichteten Menschen tatsächliche Hexen waren und diese einen Fluch auf das Städtchen Salem legten? Zombie begann mit dem Drehbuch welches er aber zu diesem Zeitpunkt nicht umsetzten konnte, da kein Studio sonderlich großes Interesse zeigte. Also wurden aus dem Drehbuch zunächst zwei Songs. „American Witch“ und „The Lords of Salem“ welche beide auf Rob Zombies 2006 erschienenen Album EDUCATED HORSES zu finden sind, sich aber mehr auf die eigentlichen Ereignisse von 1692 beziehen. Jahre später kamen die Produzenten von INSIDIOUS und PARANORMAL ACTIVITY auf Rob Zombie zu und fragten nach dem Anliegen, ob er nicht einen übernatürlichen Low-Budget Film für deren Studio schreiben und drehen wollte. Zombie willigte ein und bekam sogar vertraglich das Recht auf den Final Cut zugesichert.
Für seine Geschichte wandelte er die eigentlichen Ereignisse von 1692 etwas ab und orientiert sich eher an die Methoden europäischer Hexenprozesse, in welchen als Hexen und Hexer Beschuldigte verbrannt wurden oder auch in die „Eiserne Jungfrau“ mussten. Bei den Hexenprozessen von Salem griff man lediglich darauf zurück die Angeklagten zu hängen.
 
 
 
 
„Ich wollte einfach nur einen atmosphärischen Film machen. Oft scheint dabei der Plot sekundär zu sein. Die Filme die ich mag, eine Menge davon sind europäische, haben diesen besonderen Vibe. Wenn ich mir einige Werke von Dario Argento oder Lucio Fulci ansehe sage ich irgendwann zu mir selbst: „Moment mal, ich habe keine Ahnung was gerade los ist!“ Aber man ist gefangen in dieser Atmosphäre und dem Gefühl welche diese Filme einem vermitteln. Und genau das wollte ich für meinen Film. Eine sehr traumartige Atmosphäre. Auch wenn der Film eine Story hat der man folgt ging es mir in aller erster Linie darum dem Zuschauer das Gefühl eines surrealen Alptraums zu vermitteln.“

( ROB ZOMBIE IM INTERVIEW MIT JOBLOMOVIE NETWORK )


 
 
 
Mit THE LORDS OF SALEM beschreitet Rob Zombie völlig neue Wege und liefert einen der unkonventionellsten Horrorfilme der letzten Jahre ab. Vor allem kommt es Zombie auf die Atmosphäre und die Wirkung des Filmes an und das seine Charaktere im Vordergrund stehen. Dabei wirkt THE LORDS OF SALEM eher wie ein sehr düsteres und extremes Drama, was auch die Intention des Regisseurs war, der sein Werk nicht wie einen typischen Horrorfilm des Jahres 2013 drehen und aussehen lassen wollte und sich eher am Stil von Roman Polanski, Stanley Kubrick oder Ken Russell orientierte. Im Gegensatz zu seinen vorangegangenen Streifen, wie zum Beispiel THE DEVIL’S REJECTS oder HALLLOWEEN II gibt es in THE LORDS OF SALEM keine Hand-held Kamera Einlagen oder unruhige Szenen, wo Zombie die Kamera auch mal für kurze Momente unscharf werden ließ, um den Filmen einen raueren und spontaneren Touch zu geben. In THE LORDS OF SALEM ist die Kameraführung sehr ruhig. Alles ist klar strukturiert, komponiert und wirkt durch das Cinemascope 2,35:1 Format gigantisch. Und tatsächlich: THE LORDS OF SALEM hat die leichte Atmosphäre von ROSEMARIES BABY, mit der bildgewaltigen Ruhe eines Stanley Kubrick Filmes und den obskuren Ausbrüchen eines Ken Russell Streifens, wie zum Beispiel DIE TEUFEL. Dabei kopiert Zombie aber nicht einfach Motive aus diesen Klassikern, sondern bleibt gleichzeitig seiner alten Linie treu und schafft seine eigenen alptraumhaften Bilder. Man spürt deutlich, dass man einen Rob Zombie Film sieht. Gerade das psychedelische Ende von THE LORDS OF SALEM erinnert leicht an den Showdown von HAUS DER 1000 LEICHEN und macht den Eindruck eines 70er-Jahre-artigen halluzinogenen Musikvideos.
 
 
 
 
„Ich denke das Horror-Genre hat sich in eine Richtung hin entwickelt die nach dem Plan verläuft: ‚Gib mit dein iPhone und wir drehen den Film‘. […] Ich wollte das genaue Gegenteil von dem machen. Ich wollte dem Film den Look einer großen Produktion verpassen wo Cinematografie und all diese Dinge noch Wert haben.“

( ROB ZOMBIE IM INTERVIEW MIT DEM WALL STREET JOURNAL )


 
 
 
Nicht nur was den Look des Films und das echte Feeling eines 70er Jahre Okkult-Horrors anbelangt, so setzt Zombie auch in Sachen Schocks auf die altmodische Art und Weise den Zuschauer durch Bilder, Atmosphäre und unheimlichen Sounddesings innerlich zusammenfahren zu lassen, statt, wie man es heute viel zu oft sieht, einfach nur ein lautes Geräusch unter einen billigen Jumpscare zu legen. Oftmals passieren Dinge nur sehr langsam, leise oder sehen so bizarr aus, dass einem für einen kurzen Moment das Herz stehen bleibt. Zum Vergleich kann man THE LORDS OF SALEM in einem Atemzug mit Filmen wie DER EXORZIST, AMITYVILLE HORROR, DAS GRAUEN, SHINING oder SUSPIRIA nennen, welche ebenfalls auf ruhige unheimliche Schockmomente und unheimliche Bilder setzten.
 
 
 

„We’ve been waiting, Heidi… We’ve always been waiting.“


 
 
 
Die Riege an Schauspielern, die sich Rob Zombie für seinen neusten Streich ausgesucht hat, ist ebenfalls beachtlicht und dürfte für Fans des Horror-Genres einige Schauwerte bereithalten. So spielen Judy Geeson (DER ADLER IST GELANDET), Patricia Quinn (THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW) und Dee Wallace (THE HOWLING, CUJO, CRITTERS) die drei Schwestern, die im unteren Teil des Apartments wohnen. Ken Foree (DAWN OF THE DEAD, THE DEVIL’S REJECTS) und Maria Conchita Alonso (RUNNING MAN, PREDATOR 2) spielen in Nebenrollen und sogar Sid Haig (THE DEVIL’S REJECTS) und Michael Berryman (HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN) dürfen mal ganz kurz vorbeischauen. Doch zwei Leute sind die absoluten Showstealer in THE LORDS OF SALEM. Diese sind zum einen Rob Zombies Ehefrau Sheri Moon Zombie, welche hier die Hauptrolle der Figur Heidi übernimmt und bereits in allen vorangegangenen Filmen von Rob Zombie mitspielte. In THE LORDS OF SALEM spielt sie so gut wie noch nie und verleiht der anspruchsvollen Rolle Tiefe und Sympathie. Für ihr schauspielerisches Können spricht vor allem die Tatsache, dass der Zuschauer auch dann noch mit ihrer Figur mitfiebert, wenn diese zum Ende hin kaum noch Text hat und Sheri Moon Zombie nur noch über Mimik und Körpersprache, die Gefühle ihrer Rolle transportiert. Außerdem haben wir Meg Foster, die man aus Kultklassikern wie DER SMARAGDWALD (1985), MASTERS OF THE UNIVERSE oder SIE LEBEN! kennen dürfte. Foster spielt in THE LORDS OF SALEM die Anführerin des Hexenzirkels Margaret Morgan und nimmt diese Rolle voll und ganz ein. Man findet nichts Gütiges in dieser Figur. Die Bewegungen, ihre Aura, ihre Stimme und ihr Lachen wirken von Grund auf böse. Am Hexenzirkel wird darüber hinaus wieder Zombies Begeisterung für Charles Manson deutlich. Für seinen Film stellte er sich die Hexen wie ausgeflippte Manson-Hippies, bzw. Manson-Girls vor. Ein für Rob Zombies typisches Erkennungsmerkmal ist dabei ein Symbol auf der Stirn. Man erinnert sich an die Anhänger von Charles Manson, die sich damals während der Gerichtsverhandlung ein X in ihre Stirn ritzten. Dies schlug sich sowohl in Zombies Musik nieder (dem White Zombie Song „Real Solution #9“, als auch dem Cover von HELLBILLY DELUXE im Jahre 1998), sondern auch in seinen Filmen wie HAUS DER 1000 LEICHEN, HALLOWEEN II, oder nun eben auch THE LORDS OF SALEM, wo die Hexen das Zeichen ihres Zirkels ebenfalls auf der Stirn tragen.
 
 
 
 
„Ich würde eine Akustikgitarre nehmen und einen Violinenbogen benutzen um sie so zu stimmen das sie klingt wie eine Violine oder eine Viola. Ich benutzte viele recht unorthodoxe Methoden um den Soundtrack besonders und cool klingen zu lassen.“

( JOHN 5 IM INTERVIEW MIT NOISECREEP )


 
 
 
Für den Soundtrack zu THE LORDS OF SALEM holte sich Rob Zombie John 5, den Gitarristen seiner eigenen Band an Board, welcher damit ebenfalls Neuland betrat. Einen kompletten Film musikalisch einzuspielen war für ihn eine Herausforderung, bei der er jedoch sein Bestes gab. Neben einigen recht emotionalen Stücken finden sich auf dem Soundtrack auch recht hypnotisierende und sehr atmosphärische düstere Stücke wie zum Beispiel der Track „The Curse of Margaret Morgan“ oder allen voran das Stück „The Lords Theme“, welches einen hohen Wiedererkennungswert hat und sehr oft im Film zu hören ist. Ebenfalls auf dem Soundtrack vorzufinden sind wieder jede Menge alter Rock Songs, wie „Blinded by the Light“ von Manfred Mann’s Earth Band, „The Spirit of the Radio“ von Rush oder „All Tomorrow’s Parties“ von The Velvet Underground. Letzterem schrieb Rob Zombie eine besondere Bedeutung für den Film zu. So habe er zum Beispiel von Anfang an gewusst, dass dieser Song perfekt für THE LORDS OF SALEM sei. Ähnlich ging es Zombie bei der Auswahl des Songs „Free Bird“ von Lynyrd Skynyrd für THE DEVIL’S REJECTS oder „Nights in White Satin“ von The Moody Blues für HALLOWEEN II.
 
 
THE LORDS OF SALEM ist ein Film, der sehr einfach zu hassen ist. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo sich die Sehgewohnheiten des Publikums sehr stark verändert haben, wird der Film mit seiner sehr altmodischen Erzählweise und seinem eigenwilligen Stil das Publikum spalten. Für Freunde des makaberen und düsteren Kinos wird THE LORDS OF SALEM jedoch ein Fest werden. Rob Zombie huldigt mit seinem neusten Werk sowohl Regielegenden wie Roman Polanski oder Ken Russell, als auch den 70er Jahre Okkult-Horror Film. THE LORDS OF SALEM ist atmosphärisch und spannend erzählt und einer der individuellsten und interessantesten (Horror-)Filme der letzten Jahre!
 
 
 


 
 
 

THE LORDS OF SALEM – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
THE LORDS OF SALEM ist ein bizarrer satanischer Fiebertraum wie ihn sich nur Rob Zombie erdenken konnte. Der Film kommt dabei weitestgehend ohne Splattereinlagen aus und versucht den Zuschauer durch seine starke Optik und düstere Atmosphäre in seinen Bann zu ziehen.
 
 
 


 
 
 

THE LORDS OF SALEM – Zensur

 
 
 
Der neue ROB ZOMBIE kommt erstaunlich züchtig daher, so dass THE LORDS OF SALEM hierzulande ungeschnitten mit FSK16 erscheinen in den Handel gekommen ist.
 
 
 


 
 
 

THE LORDS OF SALEM – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Lords of Salem; USA/Kanada 2012

Genre: Horror, Mystery, Thriller

Ton: Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p), 24Hz

Laufzeit: ca. 101 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wechselcover

Extras: Trailershow

 
 
 
Nachdem THE LORDS OF SALEM auf dem 2013er Fantasy Filmfest gelaufen ist, bringt Label UNIVERSAL nun auch die Blu-ray und die DVD in den Handel, wobei die Veröffentlichung für Fans vermutlich ein zweischneidiges Schwer darstellen dürfte. Der Bildtransfer ist als unglaublich hochwertig zu betiteln. Trotz teils extremen Filmkorns gibt es eine wunderbare Schärfe zu bestaunen. Das Bild kommt in (für Werke Zombies typischen) drüber und dreckiger Optik daher; erdige Farbtöne dominieren das Filmgeschehen. Der Schwarzwert ist hervorragend gewählt und verschluckt keine Details. Auch tonal ist der Streifen über jeden Zweifel erhaben, wobei der Soundtrack stets kraftvoll aus den Boxen wummert. Kein Wunder, haben wir doch mit Regisseur und Musiker ROB ZOMBIE einen erfahren Fachmann auf dem Gebiet der musikalischen Untermalung am Start. Der Surroundklang wurde perfekt abgemischt und kleine dezent platzierte Schockeffekte lassen hin und wieder den Subwoofer arbeiten. Die Ortung der Effekte ist gelungen und die Dialoge klar verständlich aus den vorderen Boxen zu verstehen. Bei der deutschen Übersetzung hat sich UNIVERSAL mächtig ins Zeug gelegt. Trotz der direkten Veröffentlichung auf dem hiesigen Heimkinomarkt hat der Rechteinhaber keine Kosten und Mühen gescheut und dem Streifen eine adäquate Synchronisation spendiert, so dass sich Zombie-Fans getrost zurücklehnen und genießen können. Leider hat auch dieses Release einen Wermutstropfen. Extras haben es nicht auf die Scheibe geschafft. Aus dem, für UNIVERSAL untypisch animierten Hauptmenü lassen sich keine Zusatzinformationen auswählen. Außer eine Trailershow wird dem Horrorfan nichts an Bonus serviert, was aufgrund der Aktualität des Streifens und der Beliebtheit des Regisseurs etwas unverständlich anmutet. Nicht einmal ein Audiokommentar oder ein kurzes Feature haben es auf die Blu-ray geschafft. Das ist schon etwas enttäuschend. Immerhin kann sich der Sammler über ein Wendecover freuen. Wer den Filmemacher mag wird ohnehin zugreifen. Allen anderen sei geraten abzuwarten, bis die Scheibe im Preis fällt.
 
 
 

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THE LORDS OF SALEM – Trailer

 
 
 


 
 

Sam Freissler

 
 
 
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Filmreview: „The ABC´s of Death“ (2012)

The ABCs of Death
 
 
 

The ABC´s of Death

Story

 
 
 
26 Todesarten und 26 Horror-Kurzgeschichten. Unter dem Slogan „The ABC´s of Death“ schildern 26 verschiedene Regisseure ihre ganz eigene Betrachtungsweise zum Thema Tod. Unter den anwesenden Filmemachern haben sich eine stattliche Anzahl bekannter Genre-Größen versammelt, die in der Horrorfilmszene nicht unbekannt sind:
Nacho Vigalondo“ („Timecrimes„), „Xavier Gens“ („Frontier(s)„) „Adam Wingard“ und „Simon Barrett“ („V / H / S „), „Jason Eisener“ (“ Hobo with a Shotgun „), „Ti West“ („The Innkeepers„) und „Ben Wheatley“ (“ Kill List „).
 
 
 


 
 
 

The ABC´s of Death – Kritik

 
 
 
Wenn sich 26 talentierte Köche zusammentun, um an einer Suppe köcheln, so kann man laut Erfahrung oftmals davon ausgehen, dass am Ende eine ziemlich versemmelte Soße bei rauskommen dürfte. Denkste, dachten sich 26 Regisseure und begannen an einem abendfüllenden Spielfilm zu tüfteln, der die Filmwelt vom Gegenteil überzeugen sollte. Unter dem Banner „The ABC´s of Death“ bekamen 25 von Ihnen die Aufgabe mit ca. 5000 US Dollar, einen etwas 10-minütigen Filmbeitrag zu kreieren, der sich mit einer möglichst perfiden Art des Sterbens beschäftigen sollte.
Damit nicht nur alteingesessene Filmhasen die Chance ergreifen konnten, ihr künstlerischen Visionen auf die große Leinwand zu transferieren, wurden auch potenzielle Hobby- und Nachwuchsregisseure dazu aufgefordert, ihr kreatives Schaffen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Kurzum wurde ein Youtube-Wettbewerb ins Leben gerufen, der diverse unbekannte Filmemacher dazu bewegte, eigene Kurzfilme zu drehen und sich mit selbigen für den noch fehlenden 26. Beitrag zu bewerben. Eine rege Teilnahme erfolgte, wobei sich der Brite „Lee Hardcastle“ mit seiner skurrilen Tonfiguren-Animation direkt in die Herzen der Jurymitglieder „kneten“ und sich auf diesem Wege den Buchstaben „T“ ergattern konnte.
 
Nach der Weltpremiere beim internationalen Filmfestival in Toronto wurde „The ABC´s of Death“ mit teilweise gemischten Gefühlen aufgenommen. „…Zu viele Filme, zu wenig qualitativ wertvolle Beiträge…“ ließen Kritiker verlauten und in der Tat, ein marginaler Teil der Gesamtwerks beinhaltet durchaus durchwachsene und gewöhnungsbedürftige Kost. Hierbei wären vor allem einige durchweg geschmacklose Beiträge zu nennen, die sich mit äußerst kontroversen Themen beschäftigen und sie zugleich in einen durchweg bizarre Background verfrachten. Einer dieser Beiträge ist „Ti West´s“ („House of the Devil„) „M is for Miscarriage„, in welchem eine Frau versucht ihre Fehlgeburt zu beseitigen.
West, der sich zuletzt mit zwei äußerst gelungen Spielfilmen als unkonventioneller Filmemacher behaupten konnte, hat sich mit seinem ziemlich lust- und geschmacklosen Beitrag keinen wirklichen Gefallen getan. Seine Erzählung wirkt durchweg uninspiriert, überflüssig und unwichtig, sodass man als Fan des Ausnahme-Regisseurs rein gar nicht glauben möchte, dass „West“ derart Nonsens für ein so ambitioniertes Werk, wie „The ABC´s of Death“ beigesteuert haben soll.
 
Doch nicht nur „Ti West“ allein, war der Aufgabe nicht annähernd gewachsen einen halbwegs einfallsreichen Kurzfilm zum Thema Tod beizusteuern, auch der Brite „Jason Eisener“ („Hobo with a Shotgun„) wusste mit dem ihm zugeteilten Buchstaben nichts wirklich Kreatives anzufangen. Sein Kurzfilm über einen in die Jahre gekommenen Hausmeister, der eine etwas abartige Vorliebe für die heranwachsenden Knaben einer Grundschule besitzt und mit Genuß deren Schweiß von den Sportbänken der Turnhalle schleckt und deshalb „bestraft“ wird, wirkt derb daneben und bereichert diesen Anthologie-Streifen in keinster Weise. Trotzdem, auch wenn sich in „The ABC´s of Death“ einige ziemlich misslungene Querschläger eingeschlichen haben, so sollte diese Kurzfilm-Parade von keinem Horrorfilm-Fan unbeachtet bleiben, der sich auch für Werke jenseits des Mainstreams interessiert. Die Produzenten „Tim League“ und „Ant Timpson“ haben mit ihrem „The ABC´s of Death“ ein kreativ ansprechendes Werk geschaffen, dass überwältigt und in derart umfangreichen Form seinesgleichen suchen dürfte. Ob zynisch-makaber, blutgierig-widerwärtig oder kunstvoll-experimentierfreudig; die Vielfalt der verschiedenen Segmente machen diesen außergewöhnlichen Anthologie-Streifen unglaublich abwechslungsreich und heben den Film weit über den Durchschnitt. Vor allem die unterschiedlichen Stile, mit welchen die diversen Regisseuren ihre kleinen Geschichten bereichern, sind nicht zu verkennen. Viele derer, haben das brillante Konzept zu ihrem Vorteil genutzt und kleine, kunstvolle Meisterwerke geschaffen, die es sogar schaffen, so etwas wie Anspruch in das ohnehin gebeutelte Horror-Genre zu bringen. Allen voran „Marcel Sarmiento“ („Deadgirl“), der mit seinem „D is for Dogfight“ einen unglaublich grandios gefilmten Schaukampf präsentiert, in dem sich Hund und Mensch gegenseitig in den Tod duellieren. Der, in Slow Motion abgedrehte Augenschmaus wirkt unverkennbar stimmig und derart klug ausgetüftelt, dass man diesem Segment fast schon Arthouse-lastige Züge zusprechen möchte und den Shorty zugleich auch als besten Filmbeitrag der gesamten Sammlung bezeichnen darf.
 
 
 
Wer als Horrorfilm-Freund die Nase voll hat, sich ständig mit dem immer wiederkehrenden Stereotypen und vorhersehbaren Klischees in Horrorfilmen umherschlagen zu müssen, sollte definitiv eine Auge auf den kommenden Kurzfilm-Kracher „The ABC´s of Death“ werfen. Hier schreiten zur Abwechslung einmal keine Kannibalen, Serienkiller, Geister oder Vampire schaufreudig zur Tat, sondern hier beschäftigen sich 26 ziemlich abwechslungsreiche Kurzfilme mit 26 perfiden Arten das Zeitliche zu segnen. „The ABC´s of Death“ schafft es gänzlich jeden Geschmack zu befriedigen. Aufgrund des enormen abwechslungsreichen Inszenierung dürfte hier jeder Filmfreund zumindest ein Episode finden, die seinem Geschmack perfekt zu unterstreichen weiß.
Der Gorehound bekommt mit „Xavier Gens“ („Frontier(s)„) „X for XXL“ ein derbes Splatter-Brett vor den Kopf gestoßen und auch Freunde überdreht asiatischer Skurrilitäten dürfen einmal mehr erkennen, dass die Asiaten in Bezug auf Horror und Gewalt einen vollkommen gewöhnungsbedürftigen Humor besitzen, welcher auf uns Europäern ziemlich grotesk und weltfremd wirkt. Gerade aufgrund der Vielfältigkeit der einzelnen Beiträge, sollte der Filmfreund im Laufe der zweistündigen Filmlaufzeit einige Pausen einlegen, um Gesehenes zu verarbeiten. Gerade weil die einzelnen Episoden nahtlos aneinander knüpfen und keine Rahmenhandlung existiert, die die Geschichten miteinander verbindet, dürfte dieses Kurgeschichten-Lexikon am Stück schwer zu verdauen sein. Trotzdem, die bemerkenswert internationale Vielfalt der einzelnen Beiträge beweist, dass guter Horror nicht zwangsläufig aus Amerika kommen muss, sondern eine weltweite Sprache spricht. Die Regisseure der einzelnen Geschichten stammen aus aller Herren Länder und ihre Stile bereichern das brillantes Konzept hinter „The ABC´s of Death“ ungemein. Idealerweise sollte man dieses Experiment vollkommen uneingenommen goutieren und auf sich wirken lassen – denn verdient hat es „The ABC´s of Death“ definitiv gesehen zu werden!
 
 
 


 
 
 

The ABC´s of Death – Fazit

 
 
 
10 Punkte Final
 
 
 
Skurril, makaber, einzigartig und uneingeschränkt sehenswert!
Eine Horrorfilmsammlung, welche man in dieser Form bisher noch nie gesehen hat.
 
 
 


 
 
 

The ABC´s of Death – Zensur

 
 
 
Da es in „The ABC´s of Death“ teilweise arg rabiat zur Sache geht („X is for XXL„) und vor allem die Episode „L for Libido“ mit dem  Thema „Pädophilie“ nicht gerade zimperlich umgeht, könnte es bei der FSK-Prüfung durchaus Probleme geben. Man kann nur hoffen, dass sich die FSK gnädig stimmen lässt und sich bei diesem sehenswerten Beitrag für den „Keine Jugenfreigabe„-Stempel entscheidet, ohne dafür Schnitte zu verlangen!
 
 
 


 
 
 

The ABC´s of Death – Trailer

 
 
 


 
 

Hellraiser80

 
 
 
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