Filmkritik: „Formicula“ (1954)

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FORMICULA

(THEM!)

Story

 
 
 
Der Einsatz von Atombomben fordert einen hohen Tribut, denn abgesehen von den sowieso schon großen Schäden, mutieren auch Ameisen und sind plötzlich zwischen zwei und drei Metern groß.
 
 
 


 
 
 

FORMICULA – Kritik

 
 
 
Heutzutage ist man es gewohnt, dass es zahlreiche Tierhorrorfilme gibt, in denen unter anderem gerne riesige Insekten oder vorzugsweise auch Spinnen die Menschheit bedrohen. Doch alles muss irgendwann mal seinen Anfang haben und wenn es um die Ursprünge von diesem Subgenre des Horrorfilmes geht, kommt man am Titel „Formicula“ von 1954 nicht vorbei. Er war der erste der sogenannten „Bug Movies“ und brachte ein Jahr später den nicht minder bekannten „Tarantula“ hervor. Dieses Werk hat besonders die ganzen Filme in den 70er Jahren geprägt und darf sich deshalb alleine Klassiker nennen. Nun, fast 70 Jahre später, heißt das mitnichten, dass man es immer noch mit einem sehenswerten Film zu tun hat, aber „Formicula“ ist auf seine Art und Weise zeitlos und lässt sich selbst so viele Jahrzehnte später noch immer gut genießen.
 
 
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In der Wüste von New Mexico wird ein unter Schock stehendes Mädchen gefunden. Die Eltern sind tot, es werden weitere Leichen gefunden und merkwürdig ist, dass die Leichen allesamt einen sehr hohen Gehalt von Ameisensäure aufweisen. Der Biologe Dr. Medford und seine Tochter werden schnell zur Sache herangezogen und sie haben bereits früh einen furchtbaren Verdacht. Ameisen, die wegen Atomwaffentests genetisch mutiert sind, sind nun viel größer geraten und greifen Menschen an. Dieser Verdacht wird bald bewiesen, als man ein Nest findet und ein erster Versuch, die Bedrohung zu eliminieren, scheitert. War es das nun für die Menschheit? Aus heutiger Sicht besitzt diese Handlung natürlich überhaupt nichts Besonderes mehr, doch muss man betrachten, dass es damals eigentlich noch gar keine Filme in dieser Richtung gab. Im selben Jahr entstand in Japan der berühmte Film „Godzilla“, der sich einer ähnlichen Thematik widmete, doch ansonsten war dies eine völlig neue Herangehensweise. Ganz ohne Anspruch kommt das Drehbuch ebenfalls nicht daher, beschäftigt es sich doch mit der Auswirkung der Menschheit auf seine Umwelt. Ein bisschen Angst vor dem Kalten Krieg floss ebenfalls noch mit in die Geschichte ein. Wenn man diese Story nun also aus damaliger Sicht bewertet, ist sie clever und innovativ, sie funktioniert aber selbst heute noch gut, weil der Aufbau einfach gekonnt gestaltet wurde.
 
 
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So umgeht man ein Problem, welches selbst viele Filme von heute nicht umgehen können. Man zeigt die Bedrohung in Form der Riesenameisen nicht zu früh und auch nicht zu oft. Letzteres könnte einem niedrigen Budget zu verschulden sein, doch eigentlich ist der Grund egal, weil es eben prächtig funktioniert. Sowieso ist es besonders die Atmosphäre, die hier zu gefallen weiß. Alles fängt wie ein etwas mysteriöser Krimi an, in welchem eine gewisse Endzeitstimmung bereits mitschwingt. Erst nach und nach gesellen sich die Horror-Elemente mit hinzu, die man auch Science-Fiction nennen könnte. Grusel- oder Ekelfaktor besitzt das heute sicher nicht mehr, dafür sind die Effekte viel zu niedlich. Dass man die Ameisen mit großen Puppen dargestellt hat, wird heute niemanden mehr verschrecken können. Für damalige Verhältnisse waren diese Effekte aber sehr gut und es sieht eigentlich immer noch besser aus, als der ganze CGI-Einsatz von heute. In „Formicula“ steckt jedenfalls noch echte Handwerkskunst. Abgesehen von ein wenig herrlich verschrobenem Humor, ist die Stimmung düster, nahezu endzeitlich und das macht die Sichtung dann auch packend, selbst wenn von Spannung gar nicht so viel vorhanden ist.
 
 
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Dafür sieht man die Ameisen nämlich nicht oft genug. Sie tauchen erst nach einem Drittel zum ersten Mal auf und haben dann am Ende noch mal einen größeren Einsatz. Ansonsten reicht auch einfach die Andeutung ihrer Bedrohung aus. Und weil das eben alleine nicht genug wäre, werden dem Zuschauer nebenbei herrliche Bilder geboten. Dass „Formicula“ in Schwarzweiß gedreht wurde, ist ein echter Segen, denn dies verstärkt die Atmosphäre. Wenn man da die Bilder der Wüste betrachten darf, sieht das schon echt gut aus. Aber auch die Szenen in der Höhle oder in der Kanalisation sind hochwertig ausgefallen. Man merkt schon, dass Regisseur Gordon Douglas ein erfahrener Mann war, so wie wohl jeder, der hier involviert war. Die Kameraarbeit ist fantastisch und aus handwerklicher Sicht ist das zwar wirklich enorm veraltet und dennoch könnte sich manch ein Werk von heute gerne eine Scheibe davon abschneiden. Außerdem ist der Sound hervorzuheben. Das Geräusch der Ameisen kommt schön bedrohlich daher und auch der restliche Score passt ideal.
 
 
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Dass einem innerhalb der gut 90 Minuten Laufzeit nicht langweilig wird, liegt an dem gelungenen Aufbau, aber auch mit an der Tatsache, dass man sich auf keine echte Hauptfigur fokussiert. Zwar ist Edmund Gwenn als Dr. Medford definitiv das Highlight von „Formicula“, aber er dominiert nur die erste Hälfte und rückt dann stark in den Hintergrund. So haben auch andere gute Darsteller ihren Raum zur Entfaltung und von den darstellerischen Leistungen her ist das auf jeden Fall ordentlich. Doch auch die Figurenzeichnung macht etwas her. Natürlich werden hier einige Klischees geboten, doch viele davon waren damals vielleicht noch gar keine Klischees und sind es eher hinterher geworden. Interessant ist sicher auch das Frauenbild, welches man 1954 kaum so emanzipiert vermuten würde. Dass eine Frau mit zur Heldin werden und sich unter Männern mit in Gefahr begeben darf, ist für damalige Verhältnisse doch eher untypisch. Das macht den Film sogar nochmals sympathischer und die sehr gute deutsche Vertonung kann sich ebenfalls hören lassen. So schaut man dem Treiben selbst mit ein paar Längen gerne zu und darf am Ende überrascht sein, wenn es zwar ein Happy-End gibt, dieses aber doch sehr nachdenklich stimmt.
 
 


 
 
 

FORMICULA – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Formicula“ ist ein Klassiker des Bug Movies, ein Vorreiter für sehr, sehr viele Nachfolger und selbst heute noch ein sehenswerter Film. Die Effekte jagen keine Angst mehr ein, sondern laden eher zum Schmunzeln ein, sehen aber dennoch gut aus. Hinzu kommt eine wirklich gute Story, die damals noch längst nicht ausgelutscht war und mit dem nötigen Anspruch dienen kann. Es gibt zwar ein paar Längen, weil manchmal nicht so viel los, aber dafür ist der Film sogar relativ informativ und der Aufbau einfach gekonnt gestaltet. Besonders die starke Atmosphäre tröstet über mangelnde Spannung hinweg, die Darsteller sind gut und die Figurenzeichnung gar nicht mal so üblich, wie man vermuten würde. Tolle Bilder, eine generell ordentliche handwerkliche Arbeit und ein starker Sound runden das Gesamtergebnis wunderbar ab. Nein, spektakulär ist das aus heutiger Sicht nun wirklich nicht mehr, aber dass es trotzdem noch für stolze sieben Punkte reicht, sollte ein Beweis dafür sein, dass man sich „Formicula“ als Fan des Genres selbst heute noch gut anschauen kann!
 
 
 


 
 
 

FORMICULA – Zensur

 
 
 
„Formicula“ wurde in Farbe und in 3D geplant. Aus Kostengründen wurde der Film am Ende doch in s/w gedreht. In der Originalversion wurde in einer Szene Namen realer Persönlichkeiten erwähnt. Darauf folgte eine Klage, was dazu führte, dass diese Szene aus dem Film herausgeschnitten werden musste. In der ursprünglichen, deutschen Originalversion war diese Szene zwar enthalten. Dafür wurde sie aber um zusätzliche, warnende Texttafeln ergänzt. Außerdem besass die deutsche Fassuhng ein anderes Bildforman. Dank der Blu-ray-Auswertung von Plaion Pictures sind nun beide Versionen in HD abrufbar. Während „Formicula“ in der Kinoauswertung noch eine FSK16 besass, ist der Streifen nun in beiden Filmversionen frei ab 12 Jahren.
 
 
 


 
 
 

FORMICULA – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Plaion Pictures (Blu-ray im KeepCase / Schuber – ungeschnittene Fassung)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Them!; USA 1954

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 | @23,976 Hz | s/w

Laufzeit: 93 Minuten

FSK: FSK12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Schuber

Extras: Trailer, Outtake-Featurette, Vollbildfassung, Bildergalerie

Release-Termin: KeepCase: 18.01.2024

 

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FORMICULA – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Plaion Pictures)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Tarantula (1955)
 
Godzilla (1954)
 
Ants – Die Rache der schwarzen Königin (1977)
 

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