Filmkritik: „The Leech“ (2022)

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THE LEECH

Story

 
 
 

Nachdem ein Priester einem hilfsbedürftigen Mann Einlass in sein Haus gewährt hat, wird sein Glaube auf eine harte Probe gestellt.

 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Kritik

 
 
 
Die erste Jahreshälfte ist noch nicht einmal herum, da darf man sich schon einen Weihnachtsfilm anschauen. Warum auch nicht – Wird die Thematik hier doch nochmal extra mit christlichem Glauben serviert und Ostern war ja auch gerade eben erst. „The Leech“ ist allerdings sowieso schwer zu kategorisieren und wird längst nicht jedem gefallen. Dabei ist mit den einfachsten Mitteln aber dennoch ein einprägsamer Film entstanden, den man zwar nicht mögen muss, der aber dennoch eine gewisse Eigenständigkeit besitzt.
 
 
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Der Priester David versucht alles, um seine Gemeinde in die Kirche zu locken, aber er schafft es nur bedingt. Der herzensgute Mensch ist sich keiner guten Tat zu schade und als er dem hilfsbedürftigen Terry begegnet, lädt er ihn auch gleich schon zu sich nach Hause ein, um dort ein Dach über vier Wänden zu haben. David kann noch nicht ahnen, dass sich auch die Freundin von Terry bald dazu gesellen wird und dass er sich dann nur noch mit der Sünde konfrontiert sehen soll. Eine Story ist hier eigentlich nur marginal vorhanden und dennoch hat „The Leech“ einiges zu erzählen. In der Handlung lässt sich nämlich durchaus bissige Gesellschaftskritik, sowie auch eine gehörige Portion Satire entdecken. Außerdem besitzt das Drehbuch doch etwas Interpretationsfreiraum, weil längst nicht alles so klar erscheint, wie das auf den ersten Blick vielleicht der Fall sein mag. Schlüssig aufgeklärt wird allerdings nichts und am Ende ist man auch nicht unbedingt schlauer, als zuvor. Deshalb muss man sich mit dieser Art der Geschichtenerzählung schon anfreunden müssen. Gelingt einem dies, dann wird man mit einer unkonventiollen Story belohnt, die zwar aus bekannten Zutaten besteht, diese aber eben völlig anders zusammensetzt.
 
 
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Auch mit dem Stil von „The Leech“ muss man sich durchaus anfreunden können. Der Film wurde nämlich wirklich reichlich minimal gehalten. Der Hauptschauplatz ist ein schlichtes Haus, welches nun sicherlich keine großen Schauwerte mit sich bringt. Obwohl es öfter mal einen kurzen Kulissenwechsel gibt, kommt einem der Begriff „Kammerspiel“ in den Sinn. Regisseur Eric Pennycoff, der mit „The Leech“ seinen zweiten Langfilm realisierte, macht eigentlich überhaupt nichts Außergewöhnliches und dennoch gelingt es ihm mit der Inszenierung zu punkten. Der gesamte Film ist so schlicht gehalten, dass es schon wieder bemerkenswert ist. Noch bemerkenswerter ist, dass er trotz dieser Einfachkeit irgendwie fesselnd wirkt. Dies liegt an einer Atmosphäre, die man schwer zuordnen kann. Die gesamte Stimmung befindet sich irgendwo zwischen rabenschwarzer Komödie und Drama. Ein wenig Horror gesellt sich ebenfalls hinzu, dann wäre da noch die Sache mit der Religion und schlussendlich spielt sich ja auch alles an Weihnachten ab. Viel Weihnachts-Stimmung kommt mitnichten auf und trotzdem ist dieses Element nicht zu vernachlässigen. Wirklich lustig ist das eigentlich nie und dennoch macht der Film teilweise Spaß. Nebenbei besitzt er jedoch auch eine unterschwellige Bedrohung. Man kann förmlich spüren, wie sich hier das Unheil anbahnt und deshalb wirken manche Szenen dann schon fast beklemmend in ihrer simplen Art.
 
 
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Ob man das nun als unterhaltsam empfindet oder nicht, liegt ganz an den eigenen Sehgewohnheiten. Viel geschieht in „The Leech“ jedenfalls nicht. Überwiegend besteht das Werk aus Dialogen und manchmal kommt es auch zu leicht surrealen Momenten. Blutiger wird es erst im Finale, wobei auch hier niemals nur ansatzweise irgendwelche Grenzen überschritten werden. Spannung entsteht so an sich keine und dennoch ist eine Spur davon vorhanden, was an der bereits zuvor genannten unterschwelligen Bedrohung liegt. „The Leech“ ist mit seinen 82 Minuten zum Glück nicht zu lang ausgefallen und besitzt demnach eigentlich auch keine Längen, wobei man schon etwas geduldig sein sollte. Am Ende wird man dafür mit so manch einer verschrobenen Szene belohnt. Selbst wenn das Finale nicht unbedingt das halten kann, was man sich als Zuschauer erhofft hat, ist es doch gerade die Kombination mit einer gewissen Dramatik, die einen hier zu fesseln vermag.
 
 
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Und damit dass so gut funktionieren kann, braucht es natürlich ordentliche Schauspieler, die „The Leech“ zum Glück vorzuweisen hat. Graham Skipper macht seine Sache als Priester auf jeden Fall sehr gut. Man kauft ihm die Rolle ab und baut auch einen gewissen Draht zu seiner Figur auf. Dafür braucht es keine ausgefeilte Figurenzeichnung, denn dieser klischeehafte Charakter wird durch das authentische Schauspiel zum Leben erweckt. Und genauso ergeht es auch dem heimlichen Star des Filmes – Jeremy Gardner. Es macht schon Spaß Gardner dabei zuzusehen, wie er einfach hemmungslos auf alles pfeift und sich dabei doch stets noch etwas Charisma bewahrt. Ansonsten ist Taylor Zaudtke ebenfalls nicht schlecht und abgsehen davon spielt tatsächlich kaum jemand mit, was das Kammerspielartige natürlich noch mal verstärkt.
 
 


 
 
 

THE LEECH – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„The Leech“ wird sicher nicht der nächste Weihnachtsfilm-Hit, aber er hat das Zeug zum unkonventionellen Weihnachtsfilm-Tip. Mit Horror hat das Ganze nun tatsächlich nicht so viel zu tun und trotztdem passt die Bezeichnung. Mit Komödie hat es ebenfalls nicht so viel zu tun und selbst hier passt die Kategorisierung. Insgesamt ist das von der Atmosphäre her sehr vielseitig und nicht so leicht zu greifen, weil es schwarzhumorig, bedrohlich, spaßig und sogar recht dramatisch zur Sache geht. Auf jeden Fall ist das eine packende Stimmung, die hier kreiert wurde, die zum Glück durch sehr ordentliche Darstellerleistungen transportiert wird. Die Inszenierung passt, Score und Soundtrack sind gut, die Story besitzt genügend Substanz, um nicht als zu belanglos durchzugehen und man fühlt sich solide unterhalten. Letzeres allerdings auch nur, wenn man mit der sehr minimalistischen Herangehensweise klar kommt. Konventionell ist das absolut nicht und es wäre sogar noch mehr Potenzial vorhanden gewesen, aber trotzdem besitzt „The Leech“ das gewisse Etwas, welches ihn nicht so schnell vergessen machen wird!
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Zensur

 
 
 
„The Leech“ besitzt nur wenig grafische Gewalt. Es gibt Drogenkonsum zu sehen, aber Blut wird nur gegen Ende vergossen und es artet nie in Splatter aus. Eine Freigabe ab 16 Jahren wäre deshalb angebracht.
 
 
 


 
 
 

THE LEECH – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei MPI Media Group)

 
 
 
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Killer Joe (2011)
 
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