Filmkritik: „Parasiten-Mörder“ (1975)

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PARASITEN-MÖRDER

(SHIVERS)

Story

 
 
 
Ein außer Kontrolle geratenes Experiment macht normale Menschen zu sexbesessenen, gewalttätigen Bestien. Aufzuhalten scheint diese Seuche nicht mehr zu sein.
 
 
 


 
 
 

PARASITEN-MÖRDER – Kritik

 
 
 
Bevor David Cronenberg mit Titeln wie „Scanners“ oder „Videodrome“ zur absoluten A-Liga des Horrorfilms aufstieg, musste er auch mal klein anfangen. „Parasiten-Mörder“ lässt sich als sein erster Erfolg an den Kinokassen betrachten und wurde damals recht zwiespältig aufgenommen. Einen kleinen Skandal gab es zusätzlich auch noch, weil der Film zum Teil mit kanadischen Steuergeldern finanziert wurde. Einen echten Abbruch hat das der Karriere von Cronenberg bekannterweise nicht getan, selbst wenn es für ihn erstmal etwas schwieriger wurde seine Filme finanziert zu bekommen. Dass der Regisseur sich bei „Parasiten-Mörder“ noch ein wenig warmlaufen musste, bemerkt man zwar deutlich, aber trotzdem sind seine Markenzeichen schon gut erkennbar und der Film ist zwar aus heutiger Sicht ziemlich angestaubt, kann für Trash-Fans jedoch noch immer eine Sichtung wert sein.
 
 
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Ein Wissenschaftler hat mit Parasiten herumexperimentiert, um so den Organen von Menschen zu helfen. Leider lief alles schief, denn die Parasiten sorgen im Wirt nicht für den gewünschten Effekt. Stattdessen verwandeln sich die betroffenen Menschen in echte Tiere – Sie können nur noch an die Fleischeslust denken, knabbern auch schon mal ganz gerne an anderen Menschen herum und sind so nur noch triebgesteuert. Als der Ausbruch in einem Apartment-Komplex bekannt wird, versucht ein Arzt alles, um einen noch größeren Ausbruch zu verhindern, doch das stellt sich als schwierig heraus. David Cronenberg hat das Drehbuch natürlich selbst geschrieben und so simpel die Story auch sein mag, sie besitzt schon zahlreiche Markenzeichen von ihm. So geht es, wie nicht selten bei Cronenberg, elementar um Sex und diese Thematik wird für eine größere Gesellschaftskritik benutzt. So krude die Mischung aus Sex und Gewalt damals auch gewirkt haben möchte, man kann ihr einen gewissen Anspruch nicht absprechen. Hinzu gesellen sich Ideen des Regisseurs, die aus heutiger Sicht vielleicht nichts Besonderes mehr sein mögen, für damals aber eben doch kreativ waren. Ein ähnliches Szenario wurde in den folgenden Jahrzehnten jedenfalls immer wieder umgesetzt und im Jahre 1975 durfte man das wohl noch relativ originell und auch kontrovers nennen.
 
 
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Der Mitbegründer des Body-Horrors dreht in „Parasiten-Mörder“ zwar noch nicht völlig auf, aber Elemente von diesem Subgenre sind schon deutlich erkennbar. Zu aufwendig konnte man das sicher nicht gestalten, denn der Film hat nicht viel Geld gekostet und wurde innerhalb von kurzer Zeit gedreht. Das bemerkt man zwar, aber Cronenberg bewies schon früh, dass in ihm ein genialer Regisseur steckt. Und so besitzt auch „Parasiten-Mörder“ immer wieder sehr stark gestaltete Szenen, die eine unverfälschte Handschrift besitzen. Dass man nun knapp 50 Jahre später nicht mehr sonderlich schockiert ist vom Ergebnis, liegt nun mal an der Zeit. Für seine damalige Zeit war der Film sicher recht kontrovers, doch heute ist er berechtigterweise bereits ab 16 Jahren freigegeben. Splatter oder Gore sind nur wenig zu sehen und die rote Farbe sieht nun wirklich arg künstlich aus. Die Szenen mit den Parasiten wurden simpel gestaltet, sehen aber trotzdem ganz gut aus. So wie eigentlich alle Effekte hier, die einfacher Natur sind. Was selbstverständlich nicht fehlen darf, ist eine gute Portion nackte Haut.
 
 
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Von den Darstellern sollte man nicht zu viel erwarten und die meisten Leistungen sind eher weniger gut. Dafür machen Paul Hampton und Lynn Lowry, als einzige, die man überhaupt als Hauptdarsteller wahrnehmen kann, ihre Sache aber passabel. Ansonsten bekommt man ein paar Charaktere serviert, die eben in diesem Apartment-Komplex leben, die in ihrer Zeichnung aber sehr oberflächlich bleiben. Identifikationsfiguren sind da eher rar gesät und das macht sich dann z.B. auch im Unterhaltungswert bemerkbar. Eine echte Spannung will in „Parasiten-Mörder“ nämlich leider nicht aufkommen. Der Aufbau der ersten Hälfte ist gut gemacht und lässt eine gewisse Bedrohung entstehen, es gibt aber dennoch ein bisschen Leerlauf und die knapp 90 Minuten Laufzeit haben so ihre kleineren Längen. Hinterher wird das Geschehen zwar actionreicher, aber eben nicht wirklich packender, so dass man nicht gerade von Cronenbergs unterhaltsamsten Werk sprechen kann.
 
 
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Dafür besitzt der Film allerdings eine sehr gute Atmosphäre, die man nicht eindeutig zuordnen kann. Obwohl sich das gesamte Treiben in nur kurzer Zeit an begrenzten Schauplätzen abspielt, entsteht eine gewisse, apokalyptische, unheilvolle Stimmung. Die infizierten Menschen sind zwar keine Zombies, verhalten sich jedoch teilweise ein wenig so. Dazu gesellen sich die Elemente des Body-Horrors, die hier noch nicht für so viel Ekel sorgen können, aber dennoch nicht ganz ohne sind. Teilweise ist das wirklich ernstzunehmender Horror, der fast schon eine Kammerspiel-Atmosphäre mit sich bringt. Dann wiederum gibt es aber auch Szenen, die sich in erster Linie an ein Trash-Publikum richten. Manche Dinge kann man einfach nicht mehr ernst nehmen (was sicherlich auch an manch einer schlechten Darbietung liegt). Ja, in gewissen Momenten ist das Treiben sogar relativ holprig und doof. Daraus ergibt sich eine kuriose Mischung, die sich überraschenderweise gar nicht so sehr beißt und die Atmosphäre zu einem kleinen Highlight macht. Das böse, offene Ende passt dazu perfekt.
 
 
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PARASITEN-MÖRDER – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Mit „Parasiten-Mörder“ konnte Cronenberg seinen ersten, kleinen Achtungserfolg für sich verbuchen und man bemerkt seine Handschrift hier schon sehr. Allerdings sollte er seinen Stil erst später verfeinern und seine Möglichkeiten waren hier noch recht eingeschränkt. Die Story erfüllt ihren Zweck gut, bietet für Cronenberg bekannte Themen und setzt diese gewohnt kühl um. Die Inszenierung ist bereits hier ordentlich geraten, selbst wenn man dem Werk sein kleines Budget deutlich anmerkt. Die Darsteller agieren zwar soweit brauchbar, teilweise aber doch schon eher schlecht und die Figurenzeichnung ist auch nicht sonderlich gut gelungen, woran besonders der Unterhaltungswert etwas leidet. „Parasiten-Mörder“ ist leider nicht wirklich spannend oder aufregend, besitzt dafür aber eine klasse Atmosphäre, die vom ernsten Horror bis hin zum albernen Trash nahezu alle Facetten abdeckt. Aus heutiger Sicht ist der Film zwar eher harmlos, aber für damalige Verhältnisse wirkt die Mischung aus Sex und Gewalt schon recht derb. Das Resultat ist angestaubt, kann noch nicht mit den großen Werken von Cronenberg mithalten, ist für Fans seiner Werke aber durchaus sehenswert!
 
 
 


 
 
 

PARASITEN-MÖRDER – Zensur

 
 
 
Cronenbergs Body-Horror erschien auf Videokasette nur in gekürzter Form und wurde 1982 indiziert. Im Oktober 2007 kam es zu einer Listenstreichung des Horrorklassikers. Es folgte eine Neuprüfung durch die FSK, wo „Parasiten-Mörder“ eine FSK 16er-Freigabe in der ungeschnittenen Form erhielt. Im Jahr 2019 veröffentlichte NSM Records einige Mediabooks des Streifens in denen „Parasiten-Mörder“ zum ersten Mal auch auf Blu-ray zu finden war. Es folgte eine Auswertung auf 4K-UHD. Alle aktuell erhältlichen Filmfassungen auf Blu-ray und DVD sind ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

PARASITEN-MÖRDER – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) NSM RECORDS (Blu-ray im KeepCase – ungeschnittene Fassung)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Shivers; Kanada 1975

Genre: Horror, Thriller, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono) | Infos: Deutsch DTS-HD MA 5.1 = Deutsche Neusynchronisation (2002), Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono) = Deutsche Original Synchronisation (1975) mit angepasster Nachsynchro zu den Fehlstellen

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.78:1 | @23,976 Hzz

Laufzeit: 88 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Original Synchronisation (1975) in DTS-HD MA 2.0 Mono mit angepasster Nachsynchro zu den Fehlstellen, Neusynchronisation (2002) in DTS-HD MA 5.1, Audiokommentar mit David Cronenberg (Englisch, Ohne Untertitel), Audiokommentar mit Don Carmody (Englisch, Ohne Untertitel), Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Dr. Rolf Giesen, Celebrating Cinepix (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel), Good Night Nurse (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel), Mind Over Matter (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel),
Outside and Within (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel), Radio Spots (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel), Bildergalerie mit einem Audiointerview mit John Dunninge (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel),
Bildergalerie, Open Matte Fassung (R-rated) (SD, Deutsch, Englisch, Ohne Untertitel), Super 8 Fassung (SD, Englisch, Ohne Untertitel), Creative Cancer and the new Flesh – Featurette mit Marcus Stiglegger, David Cronenberg Interview (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Englische Untertitel), Deutscher Trailer (Re-Cut), Deutscher Trailer, Vintage Trailer, Original Trailer „Shivers“, Original Trailer „They came from within“, Neuer Englischer Trailer

Release-Termin: KeepCase: 25.01.2024

 

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PARASITEN-MÖRDER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei NSM Records)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Rabid – Der brüllende Tod (1977)
 
Slither – Voll auf den Schleim gegangen (2006)
 
Die Nacht der Creeps (1986)
 

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