Filmkritik: „John Wick: Kapitel 4“ (2023)

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JOHN WICK: KAPITEL 4

(JOHN WICK 4)

Story

 
 
 
John Wick muss sich bereits zum vierten Mal gegen all die bösen Auftragskiller in der Welt zur Wehr setzen und lässt den Bodycount damit in neue Dimensionen aufsteigen.
 
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Kritik

 
 
 
Bereits in meiner Kritik zum dritten Teil von „John Wick“ leitete ich mit dem Satz „John Wick ist ein Phänomen“ ein. Schon dort schrieb ich, dass die Einnahmen von Teil zu Teil gestiegen sind und das Publikum scheinbar nicht genug bekommen kann von dieser Figur. Nun, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, denn geändert hat sich daran absolut nichts. Schon wieder werden innerhalb weniger Tage Rekorde gebrochen und man darf gespannt sein, ob nach diesem Teil wirklich Schluss sein soll mit dieser (zu) lukrativen Reihe. Serien, Spin-off-Kinofilme etc. wurden bereits angekündigt und sind in der Mache, aber ein „John Wick 5“ erscheint alles andere als unrealistisch bei diesen Einspielergebnissen. Vielleicht lässt man sich damit jedoch besser etwas Zeit, denn so phänomenal „John Wick: Kapitel 4“ auch wieder aussehen mag – Die Reihe erschöpft sich so langsam an ihren eigenen Standards.
 
 
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Es erübrigt sich hier an dieser Stelle eigentlich etwas zur Handlung zur schreiben, denn im Endeffekt geht es sowieso wieder nur um das alte Szenario: John Wick muss sich allen stellen, die seinen Tod wollen. Und das sind eben nicht wenige. Manche versuchen es wegen des Geldes, manche werden dazu gezwungen und manche geraten auch einfach nur in die Sache mit hinein. Es war schon spätestens im zweiten Teil dieser Reihe die Kunst, aus diesem Minimum an Handlung das Maximum herauszuholen. Das hat man geschafft indem man eine fiktive Killer-Welt erschaffen hat, die ihren ganz eigenen Regeln folgt. Daran knüpft selbstverständlich auch „John Wick: Kapitel 4“ an. Abermals gibt es ein paar neue Regeln, an die man sich halten muss. Der Zuschauer, der dabei effektiv nachdenkt, der hat sowieso verloren. Man muss das alles so hinnehmen und sollte keine Fragen stellen, denn das würde den Spaß doch deutlich vermiesen. Allerdings fällt schon auf, dass die kreativen Ideen so langsam nachlassen. Entweder weil Derek Kolstad scheinbar als Drehbuchautor nicht mehr mit an Bord war oder einfach, weil es diesem Universum mittlerweile nicht mehr viel hinzuzufügen gibt?
 
 
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Man muss aber so fair sein und sagen, dass die Story in dieser Reihe noch nie die Hauptrolle spielte. Viel wichtiger ist da stylishe Action und hier liefert „John Wick: Kapitel 4“ obligatorisch ab. Alleine für die Schauwerte lohnt sich ein Kinobesuch. Egal ob anfangs kurz in der Wüste, ob mal wieder in einem super-stylishen Club oder ob in Paris – Man bekommt hier zu jedem Zeitpunkt etwas für das Auge geboten. Dabei kann man nicht mal behaupten, dass sich Regisseur Chad Stahelski mittlerweile nicht sogar selbst kopiert. Die meisten Einstellungen und Choreographien kommen einem sehr bekannt und vertraut vor. Und dennoch funktioniert es. Diese Reihe hat seine ganz eigenen Markenzeichen kreiert und diese werden natürlich bedient. So dürfen zahlreiche Nahkampf-Szenen mit Schusswaffen ebensowenig fehlen, wie der Einsatz eines Hundes. Trotzdem gelingt es Stahelski ab und an noch für den „Wow-Effekt“ zu sorgen. Etwa dann, wenn eine Szene komplett aus der Vogelperspektive gedreht wurde. Spätestens dann ist man von dieser Inszenierung doch wieder geflasht und mag all die Schwächen gerne verzeihen.
 
 
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Und Schwächen könnte man genügend finden, wenn man nur ein wenig an der Oberfläche kratzt. Eine sehr offensichtliche, förmlich ins-Gesicht-springende Schwäche ist die Laufzeit von sage und schreibe 169 Minuten! Klar, bisher wurde jeder Teil länger, aber diese Laufzeit erscheint so exorbitant hoch für diese Art von Film, dass man schon von Größenwahn sprechen könnte. Und nein, es hätte diese lange Spieldauer auch auf gar keinen Fall gebraucht. Sie stellt „John Wick: Kapitel 4“ im Endeffekt kein echtes Bein, macht ihn aber weniger kurzweilig, als er hätte sein können. Andererseits ist so Platz für unkonventionelle Entschleunigung. Das bemerkt man besonders in der ersten halben Stunde, in der es fast noch gar keine Action zu sehen gibt. Auch danach lässt man sich immer mal wieder gerne Zeit für ausufernde Szenen, in denen zwar wenig Gehaltvolles von sich gegeben wird, in denen man aber immerhin die Bilder genießen kann. Wenn dann am Ende der Abspann erscheint, fühlt man sich aufgrund der hohen Laufzeit etwas geschafft, fragt sich aber tatsächlich gleichzeitig, ob der Film denn nun wirklich so lang war.
 
 
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Genutzt wird die hohe Laufzeit immerhin dafür, dass man so manch eine interessante Figur in den Raum wirft. Über Keanu Reeves braucht man als Hauptfigur wohl mittlerweile kaum noch zu sprechen. Er bleibt natürlich das Gesicht der Reihe, darf dabei so wortkarg agieren, wie man es gewohnt ist und macht für sein Alter weiterhin eine klasse Figur, selbst wenn man ihm anmerkt, dass die Schnelligkeit einfach nicht mehr vorhanden ist. Viel interessanter ist aber sowieso die weitere Besetzung. Donnie Yen wertet „John Wick: Kapitel 4“ ungemein auf und Scott Adkins zaubert mit seiner Performance einfach nur ein Lächeln auf das Gesicht jedes Fans von B-Action-Movies. Schon nur diese beiden Darsteller lohnen sich, aber es gibt natürlich auch ein Wiedersehen mit Ian McShane als Winston, Laurence Fishburne als König und dem leider erst vor kurzem verstorbenen Lance Reddick als Charon. Außerdem kann Shamier Anderson als Mr. Nobody überzeugen und einen Clancy Brown zu sehen, hat auch noch nie geschadet. Etwas schade bleibt hingegen die Performance von Bill Skarsgård. Nicht weil sie schlecht wäre, aber als neuer „Endgegner“ kann er schlichtweg nicht genügend überzeugen.
 
 
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Dies wiederum liegt auch mit an der Figurenzeichnung, die nicht in allen Fällen gelungen ist. Wenn man ehemaligen Freunden von John Wick einen Hintergrund verleiht, funktioniert das noch solide, aber wenn dann plötzlich der neue Endgegner aus dem Nichts auftaucht und nichts anderes macht, als einfach böse zu sein, ist das nicht markant genug. Da müssen es dann schon eher die markanten Actionszenen richten und wenn diese vorkommen, dann gelingt es ihnen auch. Allerdings sollte man auch hier vorsichtig sein. Für seine enorme Laufzeit besitzt „John Wick: Kapitel 4“ davon nämlich gar nicht so viele, wie man vermuten dürfte. Meistens ist es relativ schnell wieder vorbei. Nur in der letzten Stunde, wenn es den Film Richtung Finale zieht, wird es natürlich mehr. Da werden dann selbstverständlich keine Gefangenen gemacht und es geht übertrieben und brachial zur Sache. Das eigentliche Finale ist mit seiner „Western-Mentalität“ dann auch noch mal sehr sympathisch. Doch selbst wenn der Bodycount innerhalb von Minuten ins zweistellige und innerhalb des gesamten Filmes locker ins dreistellige geht – Brutal wirkt dieses Werk so gar nicht mehr. Explizite Gewalt fehlt vollkommen und jegliches Blut eines Einschusses stammt sichtbar aus dem Computer. Die Effekte sind zwar gut, doch die Freigabe ab 18 Jahren wirkt deutlich überzogen. Würde man ein paar Spitzen schneiden, dann könnte das mittlerweile fast ab 12 Jahren durchgehen, weil einfach alles nur noch überzogen ist und die Gewalt hier nie spürbar wird. Zum Schluss sollen der tolle Score und Soundtrack natürlich nicht unerwähnt bleiben. Beides ergänzt das turbulente Treiben wie immer sehr passend und stimmungsvoll!

 
 

 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„John Wick: Kapitel 4“ macht es einem so leicht, dass es eigentlich schon zu leicht ist. Soll heißen: Wer die Reihe bisher mochte, kann damit eigentlich gar nichts verkehrt machen, aber die Abnutzungserscheinungen sind trotzdem deutlich spürbar. Dass man sich dann noch dazu entschieden hat, dieses „Nichts“ an Handlung auf stolze 169 Minuten Laufzeit aufzublähen, macht es selbstverständlich nicht leichter. Das ist schon weiterhin echt gut gemacht, doch die Figur John Wick verliert so langsam einfach ihren Reiz. Außerdem hat das absolut nichts mehr mit „harter“ Action zu tun, da fast jegliche Brutalität hier den Effekt verliert. Am Ende bleibt ein handwerklich stark gemachter Film mit zu hoher Laufzeit, der wegen seiner Schauwerte dennoch zu unterhalten vermag. In den besten Momenten ist das genial stark gemacht und in den schlechtesten fragt man sich, warum man sich das überhaupt anschaut.
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Zensur

 
 
 
„John Wick: Kapitel 4“ hat schon einige recht deftige Kämpfe zu bieten. Die FSK hat die Kinofassung für Erwachsene ungeschnitten freigegeben. Ins Kino kommt daher nur, wer mindestens 18 Jahre als ist.
 
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei LEONINE)

 
 
 
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