Filmkritik: „Der goldene Tempel der Amazonen“ (1986)

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DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN

(LES AMAZONES DU TEMPLE D’OR)

Story

 
 
 
Eine junge Frau sucht nach Amazonen, die ihre Eltern auf dem Gewissen haben.
 
 
 


 
 
 

DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN – Kritik

 
 
 
Wenn mal wieder der Name Jess Franco auf dem Programm steht, dann kann man sich ziemlich sicher sein, die nächste Trash-Granate voll von unfreiwilliger Komik betrachten zu dürfen. Wobei der Fall bei „Der goldene Tempel der Amazonen“ nicht ganz so leicht ist. Es gab wohl zahlreiche Uneinigkeiten und Streitereien bei der Veröffentlichung. So drehte Franco zwar einen Großteil der Szenen, aber weil der Film nicht vollständig war, heuerte man Alain Payet an, der am ehesten im Pornobereich unterwegs war. Er drehte ein paar neue Szenen und zusammen mit diesen entstand dann das Endprodukt. Selbst wenn man Franco dieses Werk also nicht zwangsläufig zurechnet, ist es doch eigentlich fast sein Film. Das bemerkt man an einigen Stellen auch. Wer dem Trash nicht abgeneigt ist, kommt hier zuweilen schon auf seine Kosten, wobei man natürlich niemals auch nur ansatzweise mit einem guten Film rechnen sollte.
 
 
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Als Liana noch ein kleines Mädchen war, wurden ihre Eltern von Amazonen getötet, weil der Vater Gold aus dem heiligen Tempel gestohlen hatte. Liana kann sich in den Dschungel retten und wächst fortan hier auf. Erst als ein alter Freund der Familie viele Jahre später von dem Vorfall erfährt, berichtet er Liana was geschehen ist und da schwört sie natürlich sofort Rache. Auf dem Weg zum Tempel der Amazonen begegnet Liana noch so manch einem Weggefährten. Das ist in der Tat reichlich abenteuerlich, was uns das Drehbuch hier auftischt. Am Anfang kann man sich glatt an Disney erinnert fühlen, wenn Liana fröhlich durch den Dschungel rennt und alle Tiere ihr dabei helfen sich wohlzufühlen. Auch später behält „Der goldene Tempel der Amazonen“ sich seine naive Art und Weise stets bei. Das sorgt für höchst skurrile Szenen, die man teilweise wohl eher in einem Kinderfilm erwarten würde, aber auch für reichlich Dummheit. Tatsächlich muss man dies aber gar nicht so negativ betrachten, denn irgendwie hat diese naive Herangehensweise etwas. Sie sorgt für einen harmlosen Abenteuerspaß, der seine Geschichte immerhin recht schlüssig vorträgt und erst hinterher den roten Faden manchmal leicht zu vergessen droht.
 
 
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Harmlos ist ein gutes Stichwort, denn bei Namen wie Franco oder Payet dürfte man nun mit reichlich viel Sexploitation rechnen, doch im Endeffekt bietet „Der goldene Tempel der Amazonen“ davon kaum etwas. Okay, nackte Haut gibt es reichlich zu sehen. Diese lässt man sich auch gerne gefallen, explizit wird es jedoch niemals. Splatter oder Gore sucht man hingegen vergebens. Es wird nur selten mal blutig und dann sind die Effekte auch sehr simpel. Dass sich dies mal auf dem Index befand, ist wirklich lächerlich, denn heute könnte man das schon fast ab 12 Jahren freigeben. Leider bemerkt man auch oftmals, dass es an einem brauchbaren Budget mangelte. Besonders die Szenen im Tempel und die ganzen Kostüme sehen doch eher nach einer Amateur-Veranstaltung aus. Dafür sind die ganzen Szenen mit den Tieren, die in einem Tierpark gedreht wurden, wirklich gut gelungen, sowie die Naturaufnahmen allgemein. Dass Franco nicht zwangsläufig ein mieser Regisseur war, konnte er schon einige Male beweisen und auch hier ist die Qualität nicht immer so schlecht, wie man es vom Trash dieser Art erwarten dürfte.
 
 
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Ähnlich zwiespältig lassen sich wohl die Darsteller betrachten. Analía Ivars macht aus schauspielerischer Sicht echt keine gute Figur als Liana. Sie wirkt zwar irgendwie niedlich, aber agiert reichlich hölzern. Stanley Kapoul kann in seiner albernen Rolle wohl am ehesten in der deutschen Synchronisation überzeugen, weil diese von Donald Arthur stammt. Hinterher schaut William Berger mal noch kurz vorbei und von Jean-René Gossart sieht man zum Glück nicht viel, weil seine Leistung echt unerträglich ist. Die meisten der weiblichen Darsteller sind sowieso am ehesten dazu da, um für nackte Haut zu sorgen und die zahlreichen, kleinen Nebendarsteller stören wenigstens nicht zu sehr. Gute Leistungen sind hingegen eher weniger auszumachen.
 
 
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Dazu gesellt sich eine völlig plakative, dämliche Figurenzeichnung, die sich so auch ein Kind ausgedacht haben könnte. Allerdings entsteht daraus auch ein gewisser Unterhaltungswert. Wenn sich Liana auf den Weg zum Tempel macht und sich die Truppe auf dem Weg stetig vergrößert, dann kommt wirklich die Stimmung eines Abenteuerfilmes auf. Hinzu gesellt sich noch ein Schimpanse, der wohl definitiv die beste Schauspielerleistung von allen abgibt. Allgemein ist die Atmosphäre gar nicht so schlecht, nur im letzten Drittel verliert sie ihren naiven Charme immer mehr. Dafür kommt es selbstverständlich auch zu einigen Szenen, die nicht mit unfreiwilliger Komik geizen und teilweise ganz schön dämlich sind. So kommt der Trashfan immerhin auf seine Kosten. Mit seinen 85 Minuten Laufzeit ist das nicht zu lang ausgefallen. Selbst wenn von Spannung keine Spur ist, so muss man sich nicht zu sehr langweilen. Der Score ist von unterschiedlicher Qualität geprägt. Während die musikalische Begleitung der alten Szenen in Ordnung ist, ist die der nachgedrehten Szenen wirklich sehr billig.

 
 

 
 


 
 
 

DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
„Der goldene Tempel der Amazonen“ ist schon ein sehr skurriler Film, den man nicht wirklich empfehlen kann, der aber auch sicher nicht zu den schlechtesten Werken eines Jess Franco gehört. Für Fans der Sexploitation taugt er allerdings weniger, weil er außer viel nackter Haut keinerlei Gore oder Splatter besitzt. Auch kommt es eigentlich nie zu derben Momenten. Dafür gibt es eine kindlich-naive Story mit absurden Einfällen, die irgendwie niedlich sind. Die handwerkliche Arbeit ist dabei auf unterschiedlicher Qualität, denn während manche Szenen gut gefilmt wurden, wirken andere wiederum sehr billig. Von den Darstellern darf man nicht viel erwarten, die Figurenzeichnung ist doof, aber die Atmosphäre bietet tatsächlich Abenteuer und besonders der Trashfan kann sich hier doch ganz gut unterhalten fühlen. Manche Momente sind gar nicht so schlecht ausgefallen, andere hingegen wieder so blöd, dass sie fast schon wieder gut sind. Wer also nichts gegen ein harmloses, billiges Abenteuerfilmchen mit netter Atmosphäre und viel nackter Haut hat, der macht mit „Der goldene Tempel der Amazonen“ wenig verkehrt!
 
 
 


 
 
 

DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Der goldene Tempel der Amazonen“ erschien als VHS zwar ungeschnitten. Von 1987 bis 2012 landete der Erotikstreifen aber auf dem Index. In genau jener Zeit erfolgte auch die DVD-Auswertung. Im Jahr 2012 wurde der Streifen vom Index genommen. Mittlerweile ist der Streifen wieder frei zu haben und ab 18 Jahren erhältlich. Die nun erhältliche Blu-ray aus dem Hause White Pearl Movies ist ungeschnitten und besitzt ein rotes FSK-Zeichen.
 
 
 


 
 
 

DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) White Pearl Classics / daredo (Mediabook mit Blu-ray + DVD)

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(c) White Pearl Classics / daredo (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Les amazones du temple d’or; Frankreich 1986

Genre: Thriller, Trash, Erotik

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: keine

Bild: 1.66:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 86 Min.

FSK: Mediabook: keine Jugendfreigabe | KeepCase: keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook, KeepCase

Extras: Trailer | Zusätzlich im Mediabook: Booklet, Film auf DVD

Release-Termin: KeepCase | Mediabooks: 28.04.2023

 

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DER GOLDENE TEMPEL DER AMAZONEN – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei White Pearl Classics / daredo)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Obszönitäten – Mädchen, die sich lieben lassen (1971)
 
Mondo Cannibale 4 – Nackt unter Wilden (1983)
 

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