Filmkritik: „Hellbound – Hellraiser II“ (1989)

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HELLBOUND – HELLRAISER II

(HELLRAISER 2)

Story

 
 
 
Kirsty konnte den Zenobiten zwar entkommen, doch in der Klinik ist die Gefahr noch längst nicht vorüber, denn auch der Chefarzt ist im Besitz des geheimnisvollen Würfels.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Kritik

 
 
 
„Hellraiser“ war damals doch ziemlich erfolgreich, weshalb eine schnelle Fortsetzung her sollte. So kam es bereits 1988, also nur ein Jahr später, dazu, dass Pinhead und seine Zenobiten schon wieder die Kinoleinwand unsicher machen durften. Clive Barker war als Regisseur jedoch nicht mehr mit an Bord, wirkte aber immerhin noch am Drehbuch mit. Es war bereits damals damit zu rechnen, dass man hier zu schnell vorging und die Fortsetzung lieblos geraten würde. Das komplette Gegenteil ist allerdings der Fall: „Hellbound“ besitzt zwar nicht mehr die bedrohliche Atmosphäre des Erstlings, ist dafür aber noch viel abgefahrener, kreativer und aufwendiger geraten. Sicherlich wird das nicht jedem Fan des Originals geschmeckt haben, aber eine durchaus gelungene Fortsetzung hat man hier dennoch vor sich.
 
 
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Die Handlung setzt recht nahtlos an die Geschehnisse des ersten Teils an. Kirsty befindet sich nun in einer psychiatrischen Klinik und beharrt auf ihrer Geschichte mit den Zenobiten. Das will ihr natürlich niemand glauben. Nur der Chefarzt Dr. Channard wird schnell hellhörig. In Wirklichkeit ist er nämlich ebenfalls im Besitz des Würfels und er lässt sich die Matratze, auf der Julia verstorben ist, zu sich in die Klinik bringen. Sein Plan sieht nämlich vor, sie wieder zum Leben zu erwecken. Damit öffnen sich auch die Toren zur anderen Dimension und dieses Mal wollen sich die Zenobiten Kirsty nun wirklich holen. Das Drehbuch lässt sich insgesamt durchaus als gelungen betrachten, besitzt aber auch kleine Schattenseiten. Es ist sehr vorteilhaft, dass man es mit einer direkten Fortsetzung zu tun hat, welche die Story vertieft. Allerdings geht man hier schon deutlich weiter, als der erste Teil und zeigt Pinhead z.B. auch als Menschen. Das sorgt wiederum dafür, dass diese Zenobiten ein wenig entmystifiziert werden. Dafür erhält man im Gegenzug weitere Informationen und darf sogar Zeuge davon werden, wie so ein Zenobit entsteht. Alles in einem überwiegen die Vorteile ganz klar, nur darf man es mit der Logik nicht so eng sehen, denn manchmal hält sich das alles nicht an die eigenen Regeln und insgesamt driftet man in „Hellbound“ doch schon sehr in Fantasy ab.
 
 
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Daraus ergibt sich eine komplett neue Atmosphäre, die nicht mehr so viel gemein hat mit der albtraumhaften, bedrohlichen Stimmung des Originals. Ganz klar – Wenn die Zenobiten zu sehen sind, haben sie nichts von ihrer Bedrohung verloren, aber das gesamte Drumherum erinnert manchmal wirklich mehr an einen abenteuerlastigen Fantasyfilm. Deshalb ist die Atmosphäre sogar noch deutlich vielseitger, denn Horror gibt es natürlich zusätzlich immer noch genügend. Die surreale Komponente wurde ausgebaut und der visuelle Aspekt ist nun noch deutlich ausgeprägter. Man kann zwar nicht behaupten, dass Regisseur Tony Randel einem Cliva Barker in Sachen Inszenierung das Wasser reichen könnte, aber was er hier fabriziert hat, ist trotzdem alles andere als von schlechten Eltern. Randel lässt in „Hellbound“ nämlich schon ganz schön die Sau heraus. Lebte der erste Teil eher von subtilem Horror, der sich ruhig aufbaute, ist in der Fortsetzung eindeutig mehr los. Die starke Bildersprache ist dabei definitiv geblieben und es gibt immer wieder visuell sehr ansprechende Momente zu betrachten. Aus handwerklicher Sicht gibt es deshalb auch überhaupt nichts zu bemängeln.
 
 
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Auf die vielen Rückblenden am Anfang hätte man zwar verzichten dürfen, aber sowieso erinnert die erste Hälfte noch am ehesten an das Original. Hier hält man sich noch etwas mehr zurück. In der zweiten Hälfte, wenn man das Reich der Zenobiten betritt, geht es allerdings richtig zur Sache. Hier wird das Treiben ziemlich actionlastig und abenteuerlich. Für eine gute Portion Spannung ist dabei immer mal wieder gesorgt und das Geschehen bleibt zwar düster und ernst, lässt jedoch eine kleine Steigerung in Sachen Humor bereits erahnen. Da wirklich viel los ist, vergeht die Laufzeit von 100 Minuten ohne Längen, wenn man mal von den Rückblicken absieht. Selbstverständlich sind es erneut mit die Effekte, die für ein Staunen sorgen dürfen, denn diese sehen nicht weniger phänomenal aus. Außerdem gibt es von ihnen nun noch deutlich mehr zu sehen. Nicht immer artet das in Splatter aus, aber es fließt genügend Blut für den Gorehound. Daneben sehen die Zenobiten abermals hervorragend aus und allgemein hat man sich hier effektetechnisch herrlich ausgetobt. Selbst die Stop-Motion-Tricks sind immer noch viel charmanter, als die ganzen Effekte aus dem Computer es heute sein könnten.
 
 
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Bei den Darstellern konnte man nicht alle aus dem vorherigen Teil wieder für sich gewinnen, was aber nicht störend ist. Alleine dass Clare Higgins wieder in ihrer fiesen Rolle zu sehen ist und Ashley Laurence als Heldin nun auch eine richtige Hauptrolle übernehmen durfte, reicht völlig aus. Mit Kenneth Cranham hat man zudem einen gelungenen neuen Bösewicht besetzt und Doug Bradley darf als Pinhead nun auch mehr zu sehen sein. Einen anderen Pinhead als ihn kann man sich immer noch nicht vorstellen und spätere Teile beweisen gut, dass gerade Bradley es wunderbar verstand diese Figur zu verkörpern. Alle anderen machen ihre Sache ebenfalls ordentlich und der Score von Christopher Young kommt in „Hellbound“ auch noch besser zur Geltung.
 
 
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HELLRAISER 2 – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
„Hellbound – Hellraiser II“ ist absolut keine Fortsetzung, die ihr Original nur kopiert. Hier geht man völlig neue Wege und setzt die Geschichte aufwendig fort. Zwar geht durch diese aufwendige Herangehensweise gerade die albtraumhafte Atmosphäre abhanden, die den ersten Teil so stark machte, dafür bekommt man allerdings eine noch vielseitigere Stimmung, die zuweilen schon an Fantasy erinnert. Tricktechnisch wurde viel Aufwand betrieben und die Effekte sind einfach eine Wucht. Splatter gibt es ebenfalls genügend zu sehen. Dazu gesellt sich eine passende Inszenierung und die Darsteller sind zusätzlich wieder sehr gut. Während die erste Hälfte noch etwas mehr an das Original erinnert, bekommt man in der zweiten Hälfte einen wahrhaften Rausch an visueller Kreativität geboten und es wird reichlich actionlastig. Mit dem wirklich sehr starken, ersten Teil kann das nicht ganz mithalten, aber „Hellbound“ ist trotzdem fantastisch anzusehen und durchaus gelungen!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellbound – Hellraiser II“ hatte es ebenfalls wie sein Vorgänger nicht leicht mit der Zensur in Deutschland. Die Fortsetzung erschien hierzulane nur in einer stark gekürzten Fassung auf VHS. Diese landete 1989 auf die Liste der jugendgefährdenden Medien. 2014 wurde der Kultfilm jedoch vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 liess man „Hellbound – Hellraiser II“ von der FSK neu prüfen und erhielt für die ungeschnittene Fassung eine Freigabe ab 18 Jahren (keine Jugendfreigabe). Demnach sind alle im Handel aktuell erhältlichen Fassung auf Blu-ray und DVD ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

Filmkritik: „Blood Flower“ (2022)

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BLOOD FLOWER

(HARUM MALAM)

Story

 
 
 

Als ein Teenager mit einer besonderen, übernatürlichen Gabe verstärkt Visionen eines Dämons erhält, muss er sich dem Kampf mit der satanischen Macht stellen.

 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Kritik

 
 
 
Filme aus Malaysia sieht wohl selbst der experimentelle Filmfreund nicht alle Tage. Einen Horrorfilm aus diesem Land zu entdecken, kann man sicher als noch seltener bezeichnen. Doch dass auch aus diesem Land mit guter Genrekost zu rechnen ist, beweist „Blood Flower“ eindrucksvoll. Dabei geht der Film eine schöne Symbiose aus fernöstlichen Traditionen und den westlichen Sehgewohnheiten ein und lässt sich bestimmt als kleiner Geheimtip bezeichnen.
 
 
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Der Teenager Iqbal hat es nicht leicht. Er hat eine Begabung, die ihn zum Heillehrling macht. Auch seine Mutter besitzt dieses Talent und deshalb exorzieren sie gemeinsam mit dem Vater Dämonen aus besessenen Menschen aus. Eines Tages geht das Ganze jedoch schief und die Mutter von Iqbal stirbt dabei. Danach möchte der Vater nichts mehr von dieser Welt wissen. Stattdessen, um etwas Geld zu verdienen, pflegt er die aufwendigen Planzen eines Nachbarn. Dummerweise hat der in seinem Gewächshaus jedoch eine bedrohliche Kraft eingesperrt, die von Iqbal und anderen Kindern befreit wird. Plötzlich hat Iqbal immer wieder schreckliche Visionen und es ist ganz klar, dass er es hier mit einer Übermacht zu tun hat, die Grauenvolles will. Die Story ist gerade deshalb interessant, weil man es hier eben mal nicht mit dem typischen katholischen Dämonen zu tun bekommt, sondern mit malaysischen Mythen und einer anderen Religion. Vorwissen muss man darüber zwar nicht haben, um mit der Geschichte klar zu kommen, aber es fühlt sich eben doch alles anders an, als die x-te Variante eines typischen Exorzismus-Filmes. Nebenbei wird die Handlung dann auch noch ganz interessant vorgetragen. Zwar sind die Zutaten bekannt, aber wie man diese zusammensetzt, besitzt eine eigenständige Note. Außerdem bekommt das Ganze am Ende eine schlüssige Auflösung und deshalb lässt sich das Drehbuch als rundum gelungen bezeichnen.
 
 
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Wirklich interessant ist zudem die Atmosphäre, denn „Blood Flower“ ist kein reiner Exorzismus- und Dämonenfilm. Er bietet nebenbei ein paar vereinzelte Krimi-Elemente, hat ein bisschen Drama im Gepäck und schnuppert nicht ungern auch mal am Splatter-Kino. Diese Mischung mag überladen wirken, ist sie im Endeffekt aber nicht, weil alles stimmig zusammengefügt wurde. Dass es dabei abwechslungsreich zur Sache geht, versteht sich fast von selbst. So bekommt man klassischen Grusel, Jumpscares und ein paar echte Over-the-Top-Momente geboten. Ab und zu werden Ekeleffekte eingestreut und dann wäre da noch die Gewalt, die es in Filmen dieser Gattung in dieser Portion eher seltener zu sehen gibt. Manchmal artet das schon eher in Splatter aus und ist alles andere als harmlos. Gerade auch deshalb, weil selbst Kinder hier nicht verschont werden. Das ist schon ziemlich derb und besitzt zum Glück starke Effekte. Manches stammt zwar aus dem Computer, doch selbst diese Effekte sehen ordentlich aus. Der Gorehound, der sich also auch gerne mal etwas gruselt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Insgesamt ist der Grusel-Faktor zwar nicht sonderlich hoch und dennoch funktioniert die Stimmung prima, denn „Blood Flower“ ist ein echt düsterer und sehr ernster Film.
 
 
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Besonders aus handwerklicher Sicht vermag das Werk vollkommen zu überzeugen. Die gesamte Optik ist schon mal sehr gut und selbst wenn die Kulissen eher schlicht wirken, verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Regisseur Dain Said weiß schon genau, was er da macht und bietet dem Zuschauer eine prächtige Inszenierung. Besonders daran ist zudem, dass es zwar fremde Zutaten gibt und man deutlich spüren kann, es hier eben mit keinem westlichen Film zu tun zu haben, es einem nebenbei aber dennoch leicht gemacht wird Einlass in diese Welt zu finden. Gerade deshalb ist auch der Unterhaltungswert ziemlich hoch. Nach der kleinen Vorgeschichte gibt es nur eine weitere kleine Einleitung, bis das Treiben an Fahrt aufnimmt. Sobald der Dämon erst mal frei ist, gibt es auch verstärkt Horror-Szenen. Diese werden immer nur kurz mal für etwas Familiendrama unterbrochen. Das hätte nicht zwangsläufig sein müssen, stört aber auch nicht. Die Figurenzeichnung macht es sich hier insgesamt etwas einfach und bietet reichlich viele Klischeetypen, doch für genügend Sympathien wird gesorgt und somit kann man dem restlichen Verlauf gespannt folgen.
 
 
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Und dieser hat es dann durchaus noch in sich. In der zweiten Hälfte gönnt man dem Zuschauer kaum noch Pausen und da wird der dämonische Terror schön zelebriert. Dabei geht es sogar ziemlich actionreich zur Sache. So vergehen die 102 Minuten Laufzeit reichlich flott und Längen sind nahezu keine zu finden. Dass man gerne zuschaut, liegt sicherlich nebenbei auch noch an den guten Darstellerleistungen. Besonders positiv auffallend sind dabei Idan Aedan als Iqbal, Bront Palarae als sein Vater Norman und Arnie Shasha als Ah Boy. Diese haben auch definitiv am meisten zu tun und gerade wenn es um die Darstellung der Besessenheit geht, wird das schon enorm stark gespielt. Alle anderen Schauspieler liefern jedoch ebenfalls ab. Zum Score kann man auch nur positive Worte verlieren und soundtechnisch ist hier sowieso eine ganze Menge los.

 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
„Blood Flower“ setzt nicht unbedingt auf subtile Töne und bietet actionreiche, abgefahrene Horrorkost, die nebenbei reichlich abwechslungsreich daherkommt und so manch eine Zutat bietet, die man von dem Genre eher weniger gewöhnt ist. Gerade deshalb ist das interessant und trotzdem fällt es nicht schwer einen Zugang zu diesem Werk zu finden. Handwerklich ist das schon sehr schick gestaltet, die Inszenierung sitzt und die Atmosphäre bietet derben Horror, den man so schnell sicher nicht vergessen wird. Dass das nebenbei ordentlich gespielt wird und die Story bis zum Schluss interessant bleibt, rundet das Ganze gelungen ab. Außerdem gibt es einige tolle Effekte zu sehen und es geht echt nicht harmlos zur Sache. Von daher eine ganz klare Empfehlung an alle, die auch mal den etwas anderen Exorzismus-Film sehen wollen!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Zensur

 
 
 
„Blood Flower“ ist alles andere als harmlos. Hier werden selbst Kinder blutig umgebracht, es gibt einige Ekeleffekte und immer mal wieder eine gute Portion Splatter zu sehen. Alles andere als eine Freigabe ab 18 Jahren wäre deshalb unrealistisch!
 
 
 


 
 
 

BLOOD FLOWER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Reel Suspects)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Medium (2021)
 
Abyzou 82022)
 

Filmkritik: „Death Race 2050“ (2016)

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DEATH RACE 2050

Story

 
 
 
Amerika im Jahr 2050 – allmächtige Großkonzerne regieren das Land. Die Bevölkerung wird mit brutaler Virtual-Reality-Unterhaltung ruhiggestellt. Den Höhepunkt bildet das jährliche Todesrennen: ein skrupelloses Autorennen quer durchs Land, bei dem die Teams nicht nur gegen die Zeit fahren, sondern Bonuspunkte erhalten, wenn sie möglichst viele unschuldige Passanten zur Strecke bringen. Der gefeierte Champion ist Frankenstein (Manu Bennett) – halb Mensch, halb Maschine. Er ahnt nicht, dass sein Co-Pilot als Spion für den Widerstand arbeitet und nur ein Ziel hat: der martialischen Renntradition ein Ende zu setzen.
 
 
 


 
 
 

DEATH RACE 2050 – Kritik

 
 
 
Dicke Autos, pralle Kurven, kernige Sprüche und Action ohne Ende – heute kein Geheimrezept mehr für erfolgreiche Blockbuster. Genannte Elemente haben sich seit einigen Jahrzehnten in Kombination mit einem oberflächlichen Handlungsstrang als ein bewährtes Konzept für die Generierung millionenschwerer Einnahmen profiliert. Sei es nun Teil 32 von The Fast and the Furious oder ein anderer Titel, der von dümmlich dreinblickenden Hauptdarstellern wie Vin Diesel getragen wird: die durchschnittliche Masse unserer Gesellschaft hat das Unterhaltungsniveau der römischen Gladiatorenspiele anscheinend nie überwunden. Mit einem prophetischen Gemüt ausgestattet, produziert Roger Corman darum bereits im Jahr 1975 eine Persiflage auf all die sensationsgeilen Actionfilme des 21.Jahrhunderts. Mit DEATH RACE 2000 gelingt ihm ein Trashmovie, dass die kommenden Ausmaße der anlaufenden Unterhaltungsindustrie exakt voraussagt und gleichzeitig dem Betrachter einen Spiegel vor Augen hält: beim Death Race treten mehrere Fahrer gegeneinander an, um während einer Rennfahrt möglichst viele Fußgänger zu töten, was hier als „punkten“ bezeichnet wird.
 
 
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Die trashigen Actionsequenzen des Films sind unterhaltend während gleichzeitig genau diese Form der Unterhaltung in Frage gestellt wird. Nach einigen weniger erfolgreichen Sequels und Remakes entschließt sich Roger Corman persönlich im Jahr 2017 ein Remake mit der Bezeichnung DEATH RACE 2050 zu produzieren. Ob dieses Projekt mit Erfolg versehen ist, soll im Folgenden geklärt werden: In den ersten Minuten von DEATH RACE 2050 wird bereits deutlich, dass hier sehr viel Wert auf eine authentische Übertragung des Materials gelegt wurde: sowohl die Protagonisten als auch das Death Race sind ähnlich abgefahren wie das Original: auch hier wird durch das Töten von Fußgängern „gepunktet“ und somit fließen neben der benötigten Zeit auch die Anzahl der getöteten Menschen in den Score der Rennfahrer ein. Neben der authentischen Übertragung des Gesamtkonzepts ist auch die Hauptrolle des Remakes mit dem Namen Frankenstein aus dem Original entliehen, ein düsterer, maskierter Rennfahrer, der ohne Herz und Seele allein den Sieg im Kopf zu haben scheint.
 
 
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Demgegenüber sind Frankensteins Gegner in der Neuverfilmung vollkommen neu gewählt: anstelle von durchgeknallten Neonazis und italienischen Mafiosi stehen Frankenstein im Remake die schwarze Rapperin Minerva Jefferson und ein unfreiwilliger Vertreter der LGBTQ+ Bewegung mit dem Namen Jed Perfectus als Konkurrenz gegenüber. Politisch betrachtet hat die Wahl der neuen Gegner Frankensteins natürlich Biss: Menschen in die tödliche Rennfahrt zu involvieren, deren Subkulturen heute im Allgemeinen als progressive Wegbereiter für Toleranz und Gleichberechtigung verstanden werden, zeigt ein weiteres Mal Cormans rabenschwarze Seele.
 
 
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Neben diesen Unterschieden bei der Besetzung der Protagonisten fällt aber auch die vollkommen andere Drehtechnik auf: während das Original der 70er Jahre noch mit relativ seriöser Kameraarbeit und einer im Grunde ernsthaften, teilweise geradezu trockenen Regieführung einen gesellschaftskritischen Film, mit schwarzem Humor vorstellte, ist das Remake ein vollkommen irrsinniges Spektakel geworden. Hier wird kein Bild länger als fünf Sekunden gehalten und besonders bei den Rennfahrten sind die wilden Kameraperspektiven und Schnitte nicht mit dem Vorgänger zu vergleichen.
 
 
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Interessant ist neben den unterschiedlichen Macharten der beiden Filme aber auch das unterschiedliche Niveau an Nudity: das Remake stellt nicht eine vollkommen enthemmte Version des Klassikers dar, ganz im Gegenteil zeigt das Original aus den siebziger Jahren an zahlreichen Stellen ungeschnitten und unzensiert besonders die weiblichen Protagonisten so wie Gott sie geschaffen hat. Es schwingt im Original also jede Menge Stoff aus der freien Liebe und Hippie-Bewegung mit, der uns heute abhanden gekommen ist. Anstelle dessen setzt das Remake lieber auf jede Menge blutrünstiger Trashszenen und spart nicht mit Gedärm, dass dem Kameramann um die Ohren geflogen sein muss.

 
 


 
 
 

DEATH RACE 2050 – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
Alles in allem lässt sich das Remake vom Original mit einer einfachen Formel unterscheiden: In jeglicher Hinsicht wesentlich abgedrehter und dafür ohne nackte Brüste. Dennoch ist DEATH RACE 2050 auf jeden Fall einen echter Hingucker.
 
 
 


 
 
 

DEATH RACE 2050 – Zensur

 
 
 
DEATH RACE 2050 hat eine Freigabe ab 18 Jahren erhalten und ist ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

DEATH RACE 2050 – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Universal Pictures Germany GmbH (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Cinestrange Extreme (Mediabook Cover A mit Blu-ray + DVD)

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(c) Cinestrange Extreme (Mediabook Cover B mit Blu-ray + DVD)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Death Race 2050; USA 2016

Genre: Action, Komödien, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS 5.1, Italienisch DTS 5.1, Japanisch DTS 5.1, Spanisch DTS 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Hindi, Isländisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch

Bild: 1.78:1

Laufzeit: ca. 93 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase | Mediabook

Extras: Das Making-of von Roger Cormans „Death Race 2050“ (10:14 Min.), Der Stil von 2050 (06:27 Min.), Autos! Autos! Autos! (04:31 Min.), Casting-Auto-Touren (08:51 Min.), Unveröffentlichte Szenen (06:19 Min.), | zusätzlich im Mediabook: Hauptfilm auf DVD, 24-Seitiges Booklet von Nando Rohner

Release-Termin: KeepCase: 16.02.2017 | Mediabook: 21.10.2022

 

„Death Race 2050“ ungeschnitten im CINESTRANGE SHOP bestellen

 
 


 
 
 

DEATH RACE 2050 – Trailer

 
 


 
 
 

Oleg Katschingski

(Rechte für Grafiken liegen bei Cinestrange Extreme | Universal Pictures Germany GmbH)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Death Race (2008)
 
Frankensteins Todesrennen (1975)
 
Death Race 3000 (2008)
 
Giganten mit stählernen Fäusten (1978)
 

Filmkritik: „Orphan – Das Waisenkind“ (2009)

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ORPHAN – DAS WAISENKIND

(ORPHAN)

Story

 
 
 
Böse Kinder müssen nicht immer vom Teufel besessen sein, wie uns „Orphan – Das Waisenkind“ 2009 eindrucksvoll bewies.
 
 
 


 
 
 

ORPHAN – Kritik

 
 
 
Das Horrorsubgenre „Evil Child“ wurde schon oftmals bedient. Als Klassiker kann hier wohl „Das Omen“ aufgeführt werden, doch es muss nicht immer mit Satan höchstpersönlich zu tun haben. „Orphan – Das Waisenkind“ überraschte 2009 vor allen Dingen mit einem Twist, der sich gewaschen hat. Natürlich verliert das Werk bei einem Rewatch etwas von seiner Wirkung, aber selbst nach mehrmaligem Schauen besitzt der Film noch immer seinen Reiz, weil er einfach clever und wirkungsvoll gestaltet wurde.
 
 
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Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick wenig originell. Eine Familie adoptiert ein Mädchen aus dem Waisenhaus. Am Anfang läuft alles wunderbar, doch irgendetwas scheint mit dem Mädchen nicht zu stimmen. Das bemerkt vor allen Dingen die Mutter und natürlich will ihr niemand glauben, bis es dann fast schon zu spät ist. So ausgelutscht die Prämisse anfangs auch erscheinen mag, so viel macht man hier aber auch daraus. Die Dramaturgie stimmt einfach. Sämtliche Probleme erscheinen realitätsnah und dienen dem Plot wunderbar. Hinzu gesellt sich ein gekonnter Aufbau. Alles beginnt schön ruhig, nahezu friedlich und erst nach für nach häufen sich dann die Horror-Elemente. Wobei der Horror hier schon fast eher im Stile eines Psychothrillers aufkommt. Übernatürliche Elemente benötigt „Orphan – Das Waisenkind“ nämlich absolut nicht. Das wirkliche Highlight ist dann natürlich die finale Wendung, welche damals einfach äußerst überraschend daherkam. Selbstverständlich gibt es ein paar Logikfehler und genretypisch ist nicht alles am Verlauf völlig glaubwürdig. Trotzdem kann sich das Drehbuch sehen lassen und funktioniert auch 14 Jahre später noch wunderbar.
 
 
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Das liegt vor allen Dingen an zwei Punkten. Zunächst wäre da eine wirkungsvolle Inszenierung, die auf billige Schockeffekte verzichtet und dafür eher eine Art Suspense hervorzaubert. Ganz ohne Effekthascherei baut „Orphan – Das Waisenkind“ eine bedrohliche Stimmung auf und ist teilweise herrlich böse. Selbst wenn man das Geschehen schon kennt, entsteht hier regelmäßig eine angenehme Portion Spannung, welche die rund zwei Stunden Laufzeit zügig vergehen lässt. Außerdem hätten wir da eine hervorragende Isabelle Fuhrman. Das zur Drehzeit erst elfjährige Mädchen liefert wirklich eine eindrucksvolle Leistung ab. Es ist schon bemerkenswert, wie sich ihr Schauspiel in Sekundenschnelle von unschuldig zu diabolisch wandelt. Über den Rest der Darsteller kann man allerdings ebenfalls nicht meckern und Vera Farmiga liefert, wie gewohnt, sehr ordentlich ab.
 
 
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ORPHAN – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
„Orphan – Das Waisenkind“ ist ein origineller, kleiner, fieser Horrorthriller, der auf unnötige Effekte verzichtet und dafür eine Geschichte mit einem grandiosen Twist erzählt. Die Inszenierung sitzt, die düstere Atmosphäre erzielt ihre Wirkung und die Darsteller können völlig überzeugen. Selbst wenn die Ausgangssituation langweilig erscheinen mag, hat man aus dieser richtig viel gemacht. Der Freund solcher Werke wird hier jedenfalls zwei Stunden lang effektiv und spannend unterhalten. Auch aus heutiger Sicht durchaus noch sehr empfehlenswert! Übrigens erschien mit „Orphan: First Kill“ im Jahr 2022 ein Prequel, das aber nicht mehr an die Originalität des Originalfilms heranreichen konnte.
 
 
 


 
 
 

ORPHAN – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Orphan – Das Waisenkind“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Viel Gewalt wird im Film nicht gezeigt, weshalb die niedrige Freigabe gerechtfertigt ist.
 
 
 


 
 
 

ORPHAN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) StudioCanal (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Orphan; USA 2009

Genre: Horror, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DD 2.0, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bild: 1.77:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 123 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Manns kleine Teufel: Böse Saat und fiese Kinder, Geschnittene Szenen und alternatives Ende, Interviews, Trailer, BD-Live

Release-Termin: KeepCase: 18.03.2010

 

Orphan – Das Waisenkind [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 

ORPHAN – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei StudioCanal)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Stranger – Rückkehr aus der Vergangenheit (1990)
 
Das zweite Gesicht (1993)
 
Orphan: First Kill (2022)
 

Filmkritik: „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980)

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THE FOG – NEBEL DES GRAUENS

(THE FOG)

Story

 
 
 
Im Klassiker von John Carpenter wartet das Grauen im dichten Nebel und eine schreckliche Vergangenheit ist dafür verantwortlich.
 
 
 


 
 
 

THE FOG – Kritik

 
 
 
Nebel ist aus atmosphärischen Horrorfilme nicht wegzudenken und kann, richtig eingesetzt, für eine optimale Stimmung sorgen. Er passt aber auch perfekt zu diesem Genre, denn Nebel schränkt unsere Sicht ein. Die Angst vor dem, was man nicht sehen kann, ist immer groß und John Carpenter kam dann auf die simple, aber höchst effektive Idee den Nebel gleich zu seinem Hauptstar in einem Film zu machen. „The Fog – Nebel des Grauens“ wirkt auf wunderbare Art angestaubt und altmodisch, funktioniert aber selbst heute über 40 Jahre nach seinem Erscheinen noch richtig gut. Dafür ist am ehesten Carpenter selbst verantwortlich, denn der zaubert hier einfach eine ganz tolle Inszenierung hervor.
 
 
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Antonio Bay ist eine ruhige Kleinstadt in Kalifornien an der Küste, mit einem Leuchtturm und sympathischen Einwohnern. Doch am 100. Jahrestag der Stadtgründung soll etwas Schreckliches geschehen. Ein dichter Nebel macht sich vom Meer auf in die Kleinstadt und in diesem Nebel wartet das Grauen. Was hat dies mit dem Tagebuch auf sich, welches Pater Malone einen Abend zuvor gefunden hat? Und was ist in der Vergangenheit geschehen, dass sich scheinbar unheimliche Gestalten im Nebel befinden, um sich zu rächen? Man kann ganz klar sagen, dass die Handlung dünn ist und nicht zu den Highlights von „The Fog – Nebel des Grauens“ gehört. Das ist aber gar nicht schlimm, denn bei Carpenter waren es meist die simplen Ideen, die dann mit ihrer Umsetzung zu überzeugen wussten. Die Hintergrundgeschichte um Schuld und Sühne funktioniert dann aber ganz solide und sorgt noch für etwas Spannung, wenn man den Verlauf der Geschichte noch nicht kennt. Insgesamt wurde das einfache Drehbuch souverän geschrieben, es ist aber trotzdem viel mehr die Umsetzung, die aus dem Werk einen so tollen Horrorfilm macht.
 
 
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Wie John Carpenter den Nebel einsetzt, ist nämlich einfach klasse. Er ist wirklich sehr dicht, leuchtet zudem noch und sorgt für einen wohligen Grusel. Wenn dann noch die Kreaturen zu sehen sind, Augen ganz einfach rot leuchten, dann könnte das zwar kaum viel simpler gestaltet sein, aber es funktioniert ganz prächtig. Das liegt auch mit an einem optimalen Spannungsaufbau. Carpenter lässt sich viel Zeit und steigert den Schrecken zum Finale hin immer mehr. Nebenbei baut er eine wunderbar sympathische Kleinstadt-Atmosphäre auf und auch der Einsatz vom Leuchtturm ist toll. Selbstverständlich ist bei Carpenter auch der Score von Bedeutung, den er natürlich selbst komponiert hat. Wenn sich seine eingängigen Melodien mit den Bildern kombinieren, ist das einfach großartig. „The Fog – Nebel des Grauens“ bietet so richtig schön altmodischen Grusel, der auch wirklich unheimlich ist und eine echt starke Atmosphäre besitzt.
 
 
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Der Unterhaltungswert funktioniert aufgrund der klasse Inszenierung ebenfalls sehr gut, obwohl sich die Ereignisse in „The Fog – Nebel des Grauens“ niemals überschlagen. Der Horror bleibt fast immer subtil und wird fast nie reißerisch. Ein paar kleine Gewalteskapaden dürfen natürlich nicht fehlen, aber sie stehen absolut nicht im Vordergrund. Viel mehr geht es darum ein Geheimnis zu lüften und wenn es dann abends wird, bereitet Carpenter sein Finale mit viel Gefühl vor. Obwohl das Tempo eher gemächlich ist, baut sich da eine angenehme Spannung auf. Genügend Standortwechsel gibt es ebenfalls und allgemein wirken die Kulissen fantastisch. Mit seiner Laufzeit von genau 90 Minuten besitzt das die ideale Laufzeit und so kommt es zu keinerlei Längen. Nebenbei darf man noch ein paar sehr schöne Effekte betrachten. Alleine die Kreaturen aus dem Nebel wurden toll dargestellt und wirken richtig unheimlich.
 
 
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Dass die Figurenzeichnung bei einem Werk wie „The Fog – Nebel des Grauens“ nun nicht so wichtig sein wird, kann man sich mit Sicherheit denken. Tatsächlich ist sie sogar ganz schön schwach, weil man nur sehr wenig über die Charaktere erfährt und sie im Endeffekt allesamt belanglos bleiben. Das stellt dem Werk allerdings überhaupt kein Bein, denn die Figuren sind alle sympathisch und deshalb fällt es kaum auf, dass sie nicht besonders markant gestaltet wurden. Außerdem gibt es da ja dann auch noch solide Darsteller, die ihren Job angenehm machen. Carpenter arbeitete erneut mit Jamie Lee Curtis zusammen, die hier einfach nur sympathisch wirkt. Mit Tom Atkins hat man damals natürlich auch nie etwas falsch gemacht. Hal Holbrook ist passend besetzt und Janet Leigh schaut auch ein paar Male vorbei. Adrienne Barbeau ist charismatisch. Von den Schauspielern werden ganz sicher keine großen Leistungen erwartet, aber trotzdem gibt es in diesem Punkt keinen Grund zu meckern.
 
 
 


 
 
 

THE FOG – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
Damals von den Kritikern eher verrissen, heute längst Kult, ist „The Fog – Nebel des Grauens“ ein Werk, welches von seiner tollen Inszenierung lebt. Das Drehbuch ist sehr einfach gehalten, besitzt aber immerhin eine funktionierende Hintergrundgeschichte, die Figurenzeichnung könnte ebenfalls kaum simpler sein, ist aber wenigstens absolut sympathisch. Am ehesten sollte man sich diesen Film wegen seinen großartigen Bildern anschauen. Carpenter baut mit diesen nämlich eine wunderbare Atmosphäre auf, die auf altmodische Art und Weise richtig viel Grusel entstehen lässt. Das ist so richtig schön subtil gestaltet und macht mit seiner unheimlichen Stimmung auch heute noch sehr viel Spaß. Die gesamte handwerkliche Arbeit ist zudem ordentlich und die Darsteller wissen ebenfalls zu gefallen. Außerdem macht der Score wie immer Freude. Vielleicht ist „The Fog – Nebel des Grauens“ nicht der beste Film von Carpenter, aber er gehört auf jeden Fall zu seinen Top-Werken und beweist, wie viel man aus einer simplen Idee herausholen kann!
 
 
 


 
 
 

THE FOG – Zensur

 
 
 
Carpenters „The Fog – Nebel des Grauens“ war schon im Kino, auf VHS und DVD frei ab 16 Jahren und ungeschnitten. Auch die aktuellen 4K/HD-veröffentlichungen sind ebenfalls FSK16 und ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

THE FOG – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Kinowelt – KeepCase Blu-ray

 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Fog; USA 1980

Genre: Horror, Thriller, Klassiker

Ton: Deutsch DTS-HD HR 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS-HD HR 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch

Bild: 2,35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 90 Min.

Medium Blu-ray im Keepcase mit Wendecover

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Trailer

Release: 10.10.2008

 

The Fog – Nebel des Grauens [Blu-ray – Erstauflage] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

THE FOG – Deutsche Blu-ray Neuauflage (2018)

 
 
 
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(c) StudioCanal – KeepCase Blu-ray (2 Blu-rays)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Fog; USA 1980

Genre: Horror, Thriller, Klassiker

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch PCM 2.0, Französisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 90 Min.

Medium Blu-ray im KeepCase

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Extras: Audiokommentar mit John Carpenter und Debra Hill (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französischen Untertitel), Audiokommentar mit Adrienne Barbeau, Tom Atkins und Tommy Lee Wallace (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französischen Untertitel), Retro-Dokumentation: „Vergeltung: John Carpenters ‚The Fog'“ (44:15 Min.), Featurette: „The Shape of the Things to come: John Carpenter Un-Filmed“ (8:44 Min.), Featurette: „Horrors Hallowed Ground mit Sean Clark“ (20:22 Min.), Einführung von John Carpenter (SD, 8:17 Min.), Geschnittene Szenen (4:10 Min.), Das Storyboard (1:26 Min.), Szenenanalyse von John Carpenter (SD, 3:30 Min.), Die Angst im Film (7:42 Min.), TV-Spots (1:36 Min.), Kinotrailer (2:50 Min.),, Bildergalerie inklusive Hinter den Kulissen (8:02 Min.)

Release 08.11.2018

 

The Fog – Nebel des Grauens [Blu-ray – 2 Disc-Neuauflage] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

THE FOG – Deutsche 4K-UHD-Blu-ray

 
 
 
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(c) StudioCanal – KeepCase UHD (1 Blu-ray + 1 UHD)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Fog; USA 1980

Genre: Horror, Thriller, Klassiker

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch PCM 2.0, Französisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch

Bild: 3840x2160p UHD (2.35:1) | @24 Hz 4K native, Dolby Vision, HDR10

Laufzeit: ca. 90 Min.

Medium 4K-UHD-Blu-ray im KeepCase

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Extras: Audiokommentar mit John Carpenter und Debra Hill (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französischen Untertitel), Audiokommentar mit Adrienne Barbeau, Tom Atkins und Tommy Lee Wallace (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französischen Untertitel)

Release 14.02.2019

 

The Fog – Nebel des Grauens [4K-UHD + Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

THE FOG – Trailer

 
 


 
 

Benjamin Falk

(Das Copyright der für diese Review genutzten Grafiken liegen bei Studiocanal)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Fog – Nebel des Grauens (2005)
 
Die Rückkehr der reitenden Leichen (1973)
 
Der Nebel (2007)
 

Filmkritik: „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ (2022)

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MEN – WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN

(MEN)

Story

 
 
 
Nach einer persönlichen Tragödie zieht sich Harper allein in die wunderschöne englische Landschaft zurück, in der Hoffnung, einen Ort der Heilung zu finden. Aber jemand oder etwas aus den umliegenden Wäldern scheint sie zu verfolgen. Was als schwelende Angst beginnt, wird zu einem voll entwickelten Albtraum.
 
 
 


 
 
 

MEN – Kritik

 
 
 
Betrachtet man Alex Garland’s neuesten Film auf der oberflächlichsten Ebene, so handelt dieser von einer jungen Frau, die nach einem harten Schicksalsschlag die Flucht ins Landidyll sucht, nur um dort von zunehmend aufdringlicher und gruseliger werdenden Männern bedrängt zu werden. Zieht man den bewusst offensichtlich gewählten Titel sowie aktuellen Zeitgeist für eine marginale Kontextualisierung des Geschehens hinzu, gelangt man schnell zu dem Schluss, dass es sich hier wohl um einen Film über das Patriarchat, über Sexismus und Misogynie handeln muss. Und in der Tat: Übergriffige, sexistische, ihre Machtposition ausnutzende Männer bevölkern das dörfliche Ambiente und sorgen mit fortschreitender Laufzeit für mehr und mehr Momente sehr greifbaren Schreckens. Doch wer in den letzten Jahren aufmerksam Horrorfilme geguckt hat, der wird die Klischees, Tropen und niedergetrampelten Pfade allegorischer, sich am Puls der Zeit befindender, mit einer traumatischen Backstory aufgeladener Hochglanz-Horrorfilme der Veröffentlichungs- und Produktionsschmiede A24 und ihrer zahlreichen Fans inzwischen auswendig kennen und spätestens dann mutet es doch komisch an, dass der Drehbuchautor von „Ex Machina“ und „Annihilation“ hier derartige „Standardkost“ abgeliefert haben soll. Klar: Jessie Buckley liefert eine emotional fordernde und extrem abwechslungsreiche Performance, das Colourgrading des Films ist zum Niederknien malerisch geworden, der Soundtrack ist stimmig und technisch kann man von einer kleinen Offenbarung sprechen. Doch Trends gefolgt, vorhersehbare Filme abgeliefert oder Altbekanntes neu aufgewärmt hat Garland bisher noch nie; im Gegenteil, seine Filme glänzten gerade durch originelle Ansätze oder spannende Verquickungen unterschiedlicher Genreaspekte – ist es also wirklich „so einfach“?
 
 
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Meiner Meinung nach nicht. Denn was nach zwar reichlich vorhersehbaren, aber trotzdem kurzweiligen, da technisch sowie schauspielerisch brillanten, sowie gerissen mit bewusst merkwürdigen CGI-Effekte und obskuren Andeutungen implementierenden, ersten 60 Minuten langsam aber sicher offensichtlich wird; das ist die absolute Offensichtlichkeit des Plots selbst. Sobald eine gewisse Schlüsselszene nämlich abläuft, kann der geneigte Genrefan innerlich bereits abschalten, da jegliches Mysterium dahin und der Plot gelöst scheint – doch was dann im dritten Akt und krönendem Finale des Films folgt, spottet jeder Beschreibung.
 
 
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Beziehungsweise, nicht ganz: In einer technisch erneut herausragenden Verquickung von einmalig drastischen, praktischen Effekten und bewusst kaschiertem CGI bekommt der gemeine „Horrorfan“, der viel zitierte „Gorebauer“ nämlich mit voller Inbrunst derart übertrieben und lächerlich seinen Fleischklumpen zugeworfen, dass selbst unsere Protagonistin gelangweilt das Weite sucht. Und als wäre diese nebensächliche Geste noch nicht genug, kann Garland es sich nicht nehmen lassen, diese inzwischen überdeutlich ausbuchstabierte Karikatur einer A24-Horrormetapher auszubuchstabieren, den sprichwörtlichen Holzhammer lachend über dem Kopf des Zuschauers zu zerbrechen.
 
 
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Hat man in den letzten zehn Jahren keinen Horrorfilm geguckt, so kann „Men“ eventuell noch als solcher funktionieren, ist er doch deutlich kurzweiliger, spannender und auch dramatischer als „Lamb“, der seine Pointe deutlich ernster und lethargischer vorbereitet. Doch kennt man sich im Horrordschungel aus, ist die eigentliche Offenbarung und Überraschung viel mehr die, wie frech und witzig und over-the-top Alex Garland hier ein ganzes Genre vorführt, das man wohl als „Post A24 Arthousehorror“ zusammenfassen kann. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß.

 
 


 
 
 

MEN – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
Herrlich, genau das hat die nicht enden wollende Welle langsamer, durchschaubar metaphorischer, charakterbasierter Arthouse-Horrorfilme gebraucht. Trotz ernster Themen und der mysteriösen Prämisse mehr Genreparodie denn ernstzunehmender Horrorfilm und trotz Schlusspointe nie langweilig bis dahin.
 
 
 


 
 
 

MEN – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

MEN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) PLAION PICTURES (Blu-ray im KeepCase)

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(c) PLAION PICTURES (Blu-ray + 4K-UHD im Mediabook)

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(c) PLAION PICTURES (Blu-ray + 4K-UHD im Steelbook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Men; Großbritannien 2021

Genre: Horror, Drama, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 100 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase | Mediabook | Steelbook

Extras:Interview mit Alex Garland, Rebirth: The Making of Men, Teaser & Trailer | zusätzlich im Mediabook: Film auf 4K-UHD-Disc, Umfangreiches Booklet von Leonhard Elias Lemke

Release-Termin: KeepCase + Mediabook: 27.10.2022

 

Men – Was dich sucht, wird dich finden [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

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MEN – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei PLAION PICTURES)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Invitation – Bis dass der Tod uns scheidet (2022)
 
Get Out (2017)
 
mother! (2017)
 

Filmkritik: „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (1990)

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TOTAL RECALL – DIE TOTALE ERINNERUNG

(TOTAL RECALL)

Story

 
 
 
Für einen normalen Menschen in der Zukunft wird die Prozedur einer Erinnerungs-Einpflanzung zum größten Abenteuer, als sich herausstellt, dass er diese gar nicht benötigt hätte.
 
 
 


 
 
 

TOTAL RECALL – Kritik

 
 
Wenn man sich die 80er und 90er Jahre so anschaut, ist es kaum verwunderlich, weshalb Arnold Schwarzenegger eine solch bemerkenswerte Karriere hatte und noch hat. Der Mann hat oftmals einfach mit den richtigen Regisseuren zusammengearbeitet und sich bei seinen Rollen niemals zu sehr festgelegt, obwohl er doch überwiegend einen gewissen Standard spielte. 1990 gab es dann eine Zusammenarbeit mit Paul Verhoeven, was nicht nur auf dem Papier interessant klingt. Dabei ist ein wunderbar unperfekter Film entstanden, der manchmal trashiger wirkt, als man das von Verhoeven gewohnt ist, gerade deshalb aber auch enorm viel Spaß macht.
 
 
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Wir befinden uns mal wieder in der Zukunft. Mittlerweile ist ein Leben auf dem Mars möglich und davon träumt auch Douglas, der ein recht ereignisloses Leben mit seiner Frau führt. Als er in der Werbung von einer Firma erfährt, die Menschen Erinnerungen ins Gehirn pflanzt, entschließt er sich dazu, eine Mars-Erinnerung haben zu wollen, um so ein wenig Farbe in sein tristes Leben zu bringen. Man kann die Erinnerungen nun sogar noch aufpeppen und Douglas will das Geheimagenten-Paket haben. Doch bei dem Eingriff läuft etwas schief. Plötzlich denkt Douglas wirklich, er sei ein Geheimagent, dabei hat man ihm diese Erinnerung noch gar nicht eingepflanzt. Was für ein Spiel wird hier gespielt?
 
 
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Obwohl man meinen könnte, dieses Spielchen recht schnell durchschaut zu haben, besitzt das Drehbuch genügend Wendungen, um den Zuschauer immer mal wieder zu überraschen. Im Kern ist die Story eigentlich sogar relativ düster und besitzt, für Verhoeven typisch, ein paar gesellschaftskritische Ansätze. Diese nutzt man hier jedoch nicht besonders stark aus und die an sich anspruchsvolle Geschichte wird hier eher für Blödsinn benutzt. Über Logik sollte man sich dabei nicht die größten Gedanken machen, denn das taten die Drehbuchautoren ebenfalls nicht. Kann man damit leben, bekommt man eine kreative, wendungsreiche Handlung geboten, die übrigens auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick basiert. Die Ideen sind wirklich gelungen und teilweise schön schräg.
 
 
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Sowieso ist „Total Recall – Die totale Erinnerung“ überraschend nah an einer Komödie dran. Das ist jetzt für Verhoeven zwar auch nicht unbedingt etwas Neues, aber dass man sich manchmal schon eher an Trash erinnert fühlt, ist nicht unbedingt zu erwarten, wenn man den Film zum ersten Mal schaut. Gerade weil Verhoeven drei Jahre zuvor mit „RoboCop“ bewies, wie brachial und dystopisch er vorgehen kann. Davon ist nun nicht mehr besonders viel übrig, nur das Science-Fiction-Genre wurde beibehalten und das bedient der Regisseur auch mal wieder prima. Ansonsten gibt es erstaunlich viel Humor. Manche Gags wirken nahezu platt und verwirren schon fast etwas. Die Grenze zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik verschwimmt hier jedenfalls manchmal etwas. Das sorgt allerdings für einen ungemein hohen Spaß-Faktor. Dieser raubt dem Geschehen zwar etwas die Spannung, so dass man nicht immer von packender Unterhaltung sprechen kann, aber dafür geht es dann doch wieder ganz schön derb zur Sache. Dass „Total Recall“ mittlerweile auf ab 16 Jahren heruntergestuft wurde, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Es gibt ultra brutale Shoot-outs und auch sonst so manch eine derbe Splatter-Szene. Die Effekte sehen teilweise etwas bizarr aus, wurden aber alle von Hand gemacht und können immer noch begeistern. Dass Verhoeven damals doch ein ordentliches Budget zur Verfügung hatte, kann man jedenfalls erkennen, denn selbst die ganzen Weltraum-Szenen wurden sehr gut getrickst.
 
 
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Wie in den meisten Filmen, in denen er mitspielte, sorgt auch in „Total Recall“ mal wieder Arnold Schwarzenegger für den meisten Spaß. Sieht man ihn gerne, dann kommt man hier voll auf seine Kosten, weil er eine schöne Mischung aus brachialem Actionstar und sprücheklopfendem Komiker darbieten darf. Beides beherrscht der Österreicher und so kann er gar nicht enttäuschen. Seine Präsenz ist mal wieder eine echte Wucht. Wenn sich dann noch Michael Ironside als Fiesling dazu gesellt, bleibt eigentlich kaum ein Wunsch offen. Für den Sexappeal ist noch Sharon Stone in einer Nebenrolle mit dabei, die ihre Sache auch herrlich macht. Die ganzen weiteren Nebenrollen enttäuschen aus schauspielerischer Sicht aber ebenfalls nicht. Nur die Figurenzeichnung hätte hier an manchen Stellen noch etwas markanter geraten sein dürfen. An der Figur von Douglas gibt es jedoch überhaupt nichts auszusetzen. Hier hat man das Spiel mit den verschiedenen Charakteren doch sehr schön umgesetzt.
 
 
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Der Unterhaltungswert ist zudem reichlich hoch. Es gibt nur eine minimale Einleitung, bevor „Total Recall“ mit dem Tempo beginnt und sobald das Szenario richtig gestartet ist, gibt es auch eigentlich keinerlei Pausen mehr. Schon früh gesellen sich Actionszenen hinzu und das Treiben besitzt keinen Stillstand. Die Darstellung auf dem Mars ist bizarr-komisch und es ist immer genügend los. Da sich selbst zum Schluss storytechnisch noch etwas tut, bleibt man innerhalb der knapp zwei Stunden Laufzeit immer am Ball. Das scheinbar bewusst kitschige Ende lädt dann sogar noch etwas zum Nachdenken ein und besitzt sicher gewisse Interpretationsfreiräume. Ganz so dumm ist „Total Recall“ also dann doch nicht, wobei man mit diesem Werk am ehesten seinen Spaß haben kann. Das langgezogene Finale bietet tricktechnisch noch mal enorme Schauwerte und sowieso ist das handwerklich alles top gemacht. Der Score von Jerry Goldsmith hört sich gut an, lässt jedoch etwas die einprägsamen Melodien vermissen.
 
 


 
 
 

TOTAL RECALL – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
 
„Total Recall – Die totale Erinnerung“ ist eine sehr spaßige Mischung aus Action-Thriller und Science-Fiction geworden, die sich teilweise schon als Komödie bezeichnen lässt. Es gibt jedenfalls reichlich bizarre und absurde Szenen zu betrachten, die amüsant geraten sind. Das Drehbuch lässt zwar etwas anspruchsvolles Potenzial liegen, aber dennoch ist die Story einfallsreich, wendungsreich und kreativ geschrieben. Aus handwerklicher Sicht überzeugt der Film sowieso und Verhoeven ist voll in seinem Element. Die Effekte sehen wunderbar aus und Gewalt gibt es hier einige zu sehen. Außerdem macht Schwarzenegger einfach mal wieder Freude. Die restlichen Darsteller spielen ebenfalls gut, der Unterhaltungswert stimmt, es gibt viel Action, nur nicht ganz so viel Spannung. Dafür reichlich schrägen Humor und eine Atmosphäre, die nicht selten mal die Luft von Trash atmet. Insgesamt ein wirklich großes Vergnügen mit Fehlern, die aber irgendwie sogar ziemlich sympathisch sind!
 
 
 


 
 
 

TOTAL RECALL – Zensur

 
 
 
„Total Recall – Die totale Erinnerung“ wurde bereits für das R-Rating zensiert. Dennoch wurde in Ländern wie Australien, Finnland und Co. zusätzlich geschnitten. In Deutschland erschien der Streifen aber stehts in seiner ungeschnittenen Rated-R-Fassung und war frei ab 18 Jahren. Leider landete der Verhoeven-Film von 1991 bis 2011 für zwei Jahrzehnte auf dem Index. Seit 2011 gehört „Total Recall – Die totale Erinnerung“ zu den Ex-Indexfilmen. Der Actioner wurde neu geprüft und erhielt von der FSK eine Freigabe ab 16 Jahren in der ungeschnittenen Fassung. Alle aktuellen Blu-rays, DVDs und UHDs beinhalten diese ungeschnittene FSK16-Fassung.
 
 
 


 
 
 

TOTAL RECALL – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray im KeepCase)

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(c) STUDIOCANAL (Blu-ray + 4K-UHD im KeeCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Total Recall; USA 1990

Genre: Thriller, Action, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Deutsch PCM 2.0, Englisch Dolby Atmos, Englisch Dolby TrueHD 7.1, Englisch DTS-HD MA 2.0, Französisch DTS-HD MA 5.1, Spanisch DTS 2.0

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch, Lateinamerikanisches Spanisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 113 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Open your Mind: Die Filmmusik (21:24 Min., Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französische Untertitel), Dreamer within the dream: Die Entstehung von Total Recall (8:26 Min., Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französische Untertitel), Die Entstehung von Total Recall, Audiokommentar von Arnold Schwarzenegger und Paul Verhoeven (Englisch, Optionale Deutsche Untertitel, Optionale Französische Untertitel)

Release-Termin: BD-KeepCase: 19.11.2020 | 4K-UHD-KeepCase: 06.05.2021

 

Total Recall – Die totale Erinnerung [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

Total Recall – Die totale Erinnerung [Blu-ray + 4K-UHD im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

TOTAL RECALL – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei STUDIOCANAL)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Total Recall (2012)
 
Demolition Man (1993)
 
The 6th Day (2000)
 
Die Insel (2005)
 

Filmkritik: „Dawn Breaks Behind the Eyes“ (2021)

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DAWN BREAKS BEHIND THE EYES

Story

 
 
 
Als ein Ehepaar die Nacht in einem vererbten Schloss verbringen muss, kann noch keiner von den Beiden ahnen, was für Geheimnisse hier verborgen liegen.
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Kritik

 
 
 
Galt es lange Zeit fast als ein Axiom, dass deutsche Horrorfilme nichts taugen, gibt es mittlerweile einige Regisseure, die dem deutschen Genrefilm wieder frischen Wind verleihen. In letzter Zeit gab es nämlich schon ab und zu mal einen brauchbaren Horrorfilm aus deutschem Lande. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ möchte sich dazu gesellen und wird das Publikum sicherlich spalten. Hier hat man nämlich keinen gewöhnlichen Horrorfilm vor sich. Dafür aber ein enorm stilsicher gestaltetes Experiment, welches seine Wirkung nicht verfehlt.
 
 
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Dieter und Margot führen keine besonders harmonische Beziehung. Als sie ein Schloss erbt, begeben sich die Beiden dorthin, um eine Bestandsaufnahme tätigen zu können. Weil plötzlich die Autoschlüssel weg sind, muss das Ehepaar die Nacht im Schloss verbringen, doch es wird nicht ihre letzte Nacht hier sein. Irgendetwas beobachtet sie und will sie nicht mehr fortlassen. Etwas zur Handlung zu schreiben, ist nicht so leicht, wenn man spoilerfrei bleiben möchte, denn was sich in „Dawn Breaks Behind the Eyes“ wirklich abspielt, kann man anfangs noch gar nicht ahnen. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde, da bekommt der Zuschauer den großen Twist spendiert und von da an kann man sich erst recht nicht mehr sicher sein, wie das weitere Treiben verlaufen wird.
 
 
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Der Österreicher Kevin Kopacka will mit „Dawn Breaks Behind the Eyes“ viel erreichen. Dafür dass es sich erst um seinen zweiten Langfilm handelt, ist das eine mutige Herangehensweise, mit der man auch schnell scheitern könnte. Was hier so alles unter eine Decke gebracht wird, ist schon nicht von schlechten Eltern. Als Vorbild diente wohl ein bisschen „Die Göttliche Komödie“ von Dante und Themen wie Hölle und Fegefeuer haben es Kopacka scheinbar allgemein angetan. Das wurde nämlich schon in seinem Debüt „Hager“ behandelt, was ihm nicht wenig Aufmerksamkeit verlieh. In „Dawn Breaks Behind the Eyes“ paart sich die Literatur nun mit einer Hommage an das Gothic-Kino der 70er Jahre. Bereits bevor der Film richtig startet, kann man das daran erkennen, wie die Texttafeln gestaltet sind und wie der Score klingt. So fühlt man sich schon etwas an Großmeister Argento erinnert, selbst wenn man es hier mit keinem Giallo zu tun hat.
 
 
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Stattdessen gibt es phantastischen Horror, der zum Surrealismus neigt und nebenbei ein paar herrlich psychedelische Szenen besitzt. Allgemein schwebt stets eine Prise Philosophie in „Dawn Breaks Behind the Eyes“, aber diese wirkt herrlich wenig aufgesetzt. Zu der Art und Weise des Geschichtenerzählens muss man als Zuschauer natürlich einen Draht finden und der Stil wird nicht jedem gefallen. So darf man sicher nicht damit rechnen, dass einem hier irgendetwas erklärt wird. Die Lösung muss man schon für sich selbst finden. Das Drehbuch bietet reichlich Interpretationsfreiraum und wenn man mit dem Verlauf nicht zufrieden ist, dann ist das völlig legitim. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ gibt nämlich vor etwas zu sein, das er im Endeffekt nicht ist. Das macht die Sache allerdings auch aufregend und spannend. Außerdem erhält das Werk im weiteren Verlauf eine gewisse Meta-Ebene, die schon amüsant ist (drei Wochen Drehzeit etc.).
 
 
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Absolut positiv hervorheben, muss man die Optik. Das Schloss Herrenhaus Vogelsang diente als Kulisse und macht schon mal etwas her. Wenn man altes Gothic-Kino ehren möchte, bietet sich eine solche Kulisse förmlich an. Kopacka weiß mit dieser aber auch bestens umzugehen. Gerade in der ersten halben Stunde zitiert sich der Regisseur durch zahlreiche Filme, behält dabei jedoch stets seinen eigenen Stil. Die etwas grobkörnigeren Aufnahmen passen perfekt und versetzen einen optisch sofort zurück in die 70er Jahre. Mit Horror hält sich „Dawn Breaks Behind the Eyes“ dann aber gar nicht so lange auf. Relativ früh erfolgt ein Stimmungsbruch. Plötzlich fühlt man sich fast mehr wie in einer lockeren Komödie, bis der Mindfuck dann im Finale seine Höhepunkte erzielt. Das kommt alles so unerwartet, dass man es gar nicht so richtig greifen kann.
 
 
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Genau dies macht den Film wahnsinnig unterhaltsam. Mit seinen 73 Minuten Laufzeit ist „Dawn Breaks Behind the Eyes“ zudem reichlich kurz ausgefallen, aber das passt hier perfekt, denn so kommt es zu keinerlei Längen. Da sich der Ton der Erzählung sowieso stets ändert, kann man sich über mangelnde Abwechslung absolut nicht beklagen. Das besitzt im Endeffekt zwar eigentlich keinerlei Spannung, bietet so gut wie keine Action und nicht mal echten Grusel findet man hier vor, aber trotzdem ist das Ergebnis sehr kurzweilig. Alleine diesen Bildern zuzuschauen, macht schon genügend Spaß. Außerdem muss man sagen, dass die Darsteller ihre Sache echt gut machen und die Dialoge überhaupt nicht hölzern klingen. Die Charaktere sind markant und die eingesetzte Musik ist ein echter Genuss. Nur wer viele Effekte sucht, wird nicht fündig. Es gibt im gesamten Film nur eine brutalere Szene und alles andere wurde relativ simpel getrickst. An der großartigen Bildersprache ändert dies jedoch nichts.

 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
„Dawn Breaks Behind the Eyes“ ist kein Film, den man so einfach empfehlen kann, denn er lebt von der Erwartungshaltung des Zuschauers. Gerade, weil dieser im Vorfeld nichts über die Wendung erfahren sollte, hat man es mit einer Überraschungstüte zu tun, ob einem das Werk gefällt oder nicht. Fakt ist, dass die Handlung sehr interessant geschrieben wurde und einfach geschickt mit den Erwartungen des Publikums spielt. Das ist philosophisch, surreal und psychedelisch oder um es einfacher zu machen: Nicht so leicht zu greifen. Nebenbei ist die Optik ein Genuss, die Inszenierung sitzt, allgemein ist die gesamte handwerkliche Arbeit enorm hochwertig. Die Atmosphäre besitzt viele Facetten und es ist einfach toll zu sehen, wie simpel Ideen sein können, wenn man sie nur kreativ genug umsetzt. Außerdem wissen die Darsteller zu überzeugen und Score sowie Soundtrack hören sich richtig gut an. Das Ergebnis ist ein insgesamt sogar ziemlich spaßiger und äußerst kurzweiliger Film. „Dawn Breaks Behind the Eyes“ lässt sich im Endeffekt zwar nur sehr schwer als echter Horrorfilm bezeichnen, doch wer nicht in Schubladen denkt, sollte diesem höchst speziellen Werk aus deutschem Lande ruhig eine Chance geben. Es lohnt sich!
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Zensur

 
 
 
In einer Szene wird ein Penis abgerissen. Das ist aber auch der einzige Gore-Moment. Einer Freigabe ab 16 Jahren sollte nichts im Wege stehen.
 
 
 


 
 
 

DAWN BREAKS BEHIND THE EYES – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Sylenteye Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Suspiria (1977)
 
One Cut of the Dead (2017)
 
Gothic (1986)
 

Filmkritik: „Titane“ (2021)

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TITANE

Story

 
 
 
Zwei tragische Schicksale prallen aufeinander, als die erotische Tänzerin Alexia auf den Feuerwehrkommandanten Vincent trifft und sich beider Narben der Vergangenheit schmerzhaft in die Gegenwart bohren.

 
 
 


 
 
 

TITANE – Kritik

 
 
Als Julia Ducournau vor mittlerweile sechs Jahren ihren zweiten abendfüllenden Spielfilm „Raw“ auf die Zuschauer und Festivals dieser Welt losließ, war zu Recht von einer wichtigen neuen Stimme im europäischen Genrekino die Rede. Radikal, erfrischend, kreativ, persönlich und trotzdem in jeder Einstellung künstlerisch wurden hier (unter anderem) die Ängste einer verunsicherten jungen Frau thematisiert, zwischen Coming-of-Age-Drama mit BodyhorrorMomenten, galligem Humor und philosophischen Fragestellungen.
 
 
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Der heißersehnte Nachfolger heißt nun „Titane“ und wer dachte dass „Raw“ bereits fordernd oder unangenehm war oder eine maximal selbstaufopfernde Hauptperformance lieferte, der wird hier tatsächlich noch eines Besseren belehrt – dafür gab es die goldene Palme in Cannes und viele enttäuschte bis empörte „Was soll das denn bitte?!“-Reaktionen in den Reviewsektionen der bekanntesten Onlineshopping-Vertreter. „Was man nicht verstehen kann, ist ja so abgefahren, das muss Kunst sein.“, schlußfolgert dort einer und auf Youtube hagelt es verzerrte Gesichter weil „WTF?! Sex with a car?!“ – denn ja, in diesem Film gibt es Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Maschine. Aber sehr viel reduktiver oder am Punkt vorbei können diese verstörenden, berührenden 108 Minuten Charakterdrama wirklich nicht zusammengefasst werden.
 
 
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Nach einem Unfall im Kindesalter hat unsere Protagonistin Alexia auf Lebenszeit eine Titanplatte im Schädel, kennen lernen tun wir sie nach vollnackten, realistisch statt voyeuristisch gefilmten Duschszenen dabei, wie sie einen aufdringlichen Fan umbringt. Eine phallusförmige Waffe wird in den Schädel gedrückt, weiße Flüssigkeit schäumt aus dem Mund des ehemals übergriffigen Begrabschers. Zusammen mit weiteren, schnell folgenden Nacktszenen beim Duschen, erotischen Tänzen und bildhübscher, kalter, nächtlicher Industriebilder könnte nun schnell der Eindruck eines weiteren, relativ durchschaubaren feministischen Horrorfilms aufkommen – doch so simpel bleibt es natürlich nicht.
 
 
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Ohne die Story nachzuerzählen oder spoilen zu wollen kann verraten werden, dass Geschlechterrollen und Schicksalsschläge jederzeit präsent und wichtig bleiben, doch die erste halbe Stunde nach den genannten Szenen jegliche Idee von Interpretationen in den Hintergrund rücken lässt, da sie so derart brutal, heftig, gnadenlos und verstörend daher kommt. Die unangenehmen Details und Nahaufnahmen eines „Raw“ konnte ich wahrlich besser verdauen, als diese grafischen und schonungslosen Einlagen schierer menschlicher Zerstörung, mit der der erste Akt dieser Unterkiefer herunterklappen lassender Geschichte beginnt. Jim Williams Score ist episch, aufbrausend, elegant und betörend aber auch dramatisch und so filmisch, wie es sich bei diesen durchgängig makellosen, wenn auch oft grausamen Bildern gehört.
 
 
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Dass Hauptdarstellerin Agathe Rousselle hier erst in ihrer dritten Rolle zu sehen ist, kann man wirklich kaum glauben. Egal wie nackt, dreckig, hässlich, blutverkrustet, hemmungslos heulend oder emotionslos Gräueltaten verübend, egal ob komplett unverständlich und antagonisisert oder menschlich und fast schon nachvollziehbar, in keiner Szene wird je vor irgendwas zurück geschreckt und weder für den Zuschauer noch Rousselle gibt es je Gnade zu erwarten. Das ist auf Spielfilmlänge vielleicht punktuell kräftezehrend, doch wie anstrengend und belastend die wochenlangen Dreharbeiten mit diesen Themen und Szenenanweisungen gewesen sein muss, kann man sich wirklich nicht ausmalen.
 
 
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Ein Stück weit weniger selbstzerstörerisch, dafür aber ebenso physisch präsent und gerade durch psychologische Facetten beeindruckend ist Vincent Lindons komplexe Rolle als Feuerwehrmann, der an seinem Alter, seiner Maskulinität und Vergangenheit zu kämpfen hat und für die einzig witzigen und hoffnungsvollen, mit emotionalsten Momente des Films sorgt. Würde die Jury jegliche Genre- und gerade Horrorfilme nicht so vernachlässigen, hier sollte es für beide Hauptperformances Oscars regnen.
 
 
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„Titane“ als Langext zu beschreiben oder kritisieren, ohne Storydetails zu spoilern oder den Mehrwert der blinden Erstsichtung zu nehmen, ist kein einfaches Unterfangen und selbst Vergleiche zum jüngeren, verspielteren, unfokussierterem „Raw“ werden diesem Biest kaum gerecht. Zu eigen, zu drastisch, zu eindringlich ist diese viszerale, technisch fantastische Tour-de-force, als dass ich weitere Worte über ihre Oberfläche verlieren sollte – angucken, sinnieren, genießen
 
 


 
 
 

TITANE – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
Kunstvoll sowie emotional aufgeladener, distanzierter und unterkühlter, dann wieder tiefmenschlich und empathischer, einzigartiger Film mit zwei oscarwürdigen Performances, Mut zur Hässlichkeit, druckvollem Soundtrack und mehreren Szenen, die sich einbrennen.
 
 


 
 
 

TITANE – Zensur

 
 
 
Das Drama „Titane“ ist in Deutschland ungeschnitten und frei ab 16 Jahren zu haben.
 
 
 


 
 
 

TITANE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Koch Films (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Koch Films (Blu-ray + CD im Steelbook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Titane; Belgien | Frankreich 2021

Genre: Thriller, Drama, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.40:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 108 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im Keepcase mit Schuber | Steelbook

Extras: Trailershow, Interview mit der Regisseurin & Interview mit Regisseurin und Hauptdarstellern, Trailer | zusätzlich im Steelbook: Soundtrack auf CD

Release-Termin: KeepCase + Steelbook: 03.02.2022

 

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TITANE – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Koch Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Raw (2016)
 
Possessor (2020)
 
Der Samurai (2014)
 

Filmkritik: „Pig“ (2021)

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PIG

Story

 
 
 
Nachdem Rob sein Ein und Alles – sein Trüffelschwein – gestohlen wurde, tut er alles, um sein geliebtes Tier wiederzufinden.

 
 
 


 
 
 

PIG – Kritik

 
 
Die Sache mit der Erwartungshaltung ist eigentlich nicht so kompliziert, trotzdem schaffen es Film-News zusammen mit Trailern immer mal wieder, dem Zuschauer eine völlig andere Richtung vorzugaukeln, als er dann am Ende bekommt. Im Falle von „Pig“ liegt genau dies auch vor, denn als erste Informationen zum Film herauskamen, sprach die ganze Filmwelt plötzlich von „John Wick mit Schwein“. Der Vergleich ist nur leider völliger Blödsinn und jeder, der sich „Pig“ aufgrund dieser Beschreibung anschaut, kann nur zwangsläufig enttäuscht werden. Hier geht es nämlich weniger um Rache, als um Sinnfindung und man bekommt keinen Actionfilm, sondern ein lupenreines Drama geboten. Löst man sich also von der Erwartungshaltung, bekommt man tatsächlich einen richtig guten Film zu sehen.
 
 
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Robin Feld hat genug von der Gesellschaft und lebt zurückgezogen in einer Hütte im Wald mit seinem Trüffelschwein. Ab und zu kommt Amir vorbei, der Lebensmittel gegen Trüffel tauscht und somit der einzige, menschliche Kontakt für Robin ist. Doch eines nachts wird das Trüffelschwein von zwei Junkies gestohlen und Robin dabei niedergeschlagen. Sofort danach macht er sich auf die Suche, doch ist er dabei auf die Hilfe von Amir angewiesen. Dieser kann natürlich nicht verstehen, weshalb das Schwein so wichtig ist, aber für Rob ist dieses Schwein das Bedeutsamste auf der Welt. Was Amir ebenfalls nicht weiß: Früher war Rob ein begnadeter Koch mit einem tadellosen Ruf. Die Story ist irgendwie schon drollig und vor allen Dingen ganz schön eigenständig. Zwar braucht man nicht unbedingt mit der größten Logik zu rechnen, denn der Film macht sich ein paar Dinge schon etwas leicht, aber trotzdem weiß das Drehbuch zu überzeugen. Das liegt daran, dass es im Grunde genommen gar nicht um das Schwein an sich geht. „Pig“ dient fast eher als eine Art der Parabel und nutzt das Schwein als eine Metapher für die einzige Liebe, die Rob in seinem Leben noch kennt. Nach für nach erfährt der Zuschauer dann auch, was es mit diesem Rob eigentlich auf sich hat.
 
 
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Hier kann man die Figurenzeichnung durchaus loben, denn unser Protagonist ist anfangs kaum zu deuten. Robin resigniert, hält nichts von der oberflächlichen Außenwelt, doch erst mit der Zeit kann man seinen Charakter greifen. Er ist nicht sofort zugänglich und muss sich erst etwas erarbeitet werden. Dass dies nicht schwer fällt, ist vor allen Dingen Nicolas Cage zu verdanken. Ob man bei „Pig“ nun wirklich von der besten Rolle seines Lebens sprechen kann, ist fragwürdig. Dafür hat der Mann einfach in der Vergangenheit schon zu tolle Leistungen dargeboten, aber es ist auf jeden Fall die eigenartigste Rolle von Cage. Das liegt daran, dass er hier bemerkenswert ruhig agiert und von seinem bekannten Overacting absolut nichts mehr übrig ist. Und Cage steht diese resignierte, lebensmüde Rolle verdammt gut. Kein Wunder, dass die Kamera oftmals an seinem Gesicht klebt, denn was er hier alleine mit seinen Augen transportiert, ist wahrhaftig großes Kino. Alex Wolff kann da natürlich nicht ganz mithalten, aber sein Amir ist ebenfalls eine gute Rolle, die souverän verkörpert wird. Die Figurenzeichnung funktioniert gerade durch das Zusammenspiel der sehr unterschiedlichen Hauptfiguren. Es gibt dann auch nur diese beiden zu sehen, denn der Rest der Darsteller übernimmt nur winzig kleine Rollen. Hier kann Adam Arkin aber immerhin in wenigen Minuten auch noch mal beweisen, wie ausdrucksstark seine Performance sein kann.
 
 
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Regisseur Michael Sarnoski gab mit „Pig“ sein Regie-Debüt, was den Film nur noch bemerkenswerter macht. Zuvor schrieb er lediglich ein paar Drehbücher (was er hier zusammen mit Vanessa Block ebenfalls tat) und drehte ein paar Kurzfilme. Die Inszenierung kann sich auf jeden Fall sehen lassen und experimentiert nicht zu viel herum. Die Aufnahmen der Kamera sind ganz gerne mal leicht verwackelt, was dem Geschehen keinen so statischen Eindruck verleiht. Ansonsten folgt man den Bildern am ehesten, weil einen die Geschichte berührt und nicht weil man visuelle Aufregung sucht. Diese gibt es nämlich auch kaum zu sehen, dafür aber eine wunderschöne Atmosphäre, die einen in ihren Bann ziehen kann. „Pig“ ist anders und besitzt immer wieder Momente, in denen man sich als Zuschauer sogar leicht irritiert vorfinden kann, aber trotzdem wirken diese Emotionen erstaunlich authentisch. Zeitweise macht der Film sogar irgendwie Spaß, selbst wenn er im Grunde genommen recht traurig erscheint und ein paar ziemlich unangenehme Szenen besitzt.
 
 
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Eine davon gibt es bald nach der Ankunft in der Stadt zu sehen und diese ist auch so ziemlich die einzige, die etwas brutaler wird. Die Freigabe ab 16 Jahren ist trotzdem fast etwas zu übertrieben, weil die Message hinter dem Ganzen keinerlei Bösartigkeit besitzt. Im ersten Drittel kommt auch noch eine kleine Portion Action vor, aber die Rache rückt schon bald in den Hintergrund und dann beschäftigt man sich viel lieber mit den Charakteren. Hier übernimmt nun das reine Drama, welches sehr gefühlvoll ist. Obwohl der Film immer in Bewegung ist und fast schon an ein Roadmovie erinnert, sind die Szenen doch fast immer ruhig gehalten. Zu Längen kommt es aber trotzdem nicht, denn dafür ist alleine die Laufzeit viel zu gering. Mit gerade mal 90 Minuten ist „Pig“ fast schon etwas zu kurz geraten. Daran bemerkt man jedoch auch, wie gut die Figuren hier funktionieren, denn man folgt ihnen jede Minute lang aufmerksam. Das ist zwar eigentlich niemals spannend und trotzdem schön kurzweilig. Der leise Score mit seinen schönen Melodien begleitet vor allen Dingen die Atmosphäre wunderbar und könnte den einen oder anderen zu ein paar Tränchen verlocken.
 
 


 
 
 

PIG – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
„Pig“ ist ein eigenartiger und merkwürdiger Film, der etwas eigenwillig erscheint, eigenständig ist und seine Geschichte losgelöst von der realen Welt erzählt. Die Dialoge sind oftmals erstaunlich simpel und besitzen dennoch ihre Tiefe. Genau so wie die Charaktere, die man Stück für Stück etwas besser kennenlernt. Gerade wegen Nicolas Cage ist das so sehenswert, denn selten bis nie hat man den Mann dermaßen ruhig und gefühlvoll agieren sehen. Die Inszenierung funktioniert, die Emotionen sitzen und das Ergebnis ist trotz mancher Trauer reichlich warmherzig und schön. Selbst ohne viel Action oder Spannung wird man hier ordentlich unterhalten, aber man muss sich eben auf ein reines Drama gefasst machen. Zu rührselig wird dieses zum Glück nie und ein gewisser Hauch von Humor liegt ebenfalls in der Luft, aber gleichzeitig auch eine Prise Nihilismus. All diese Faktoren machen „Pig“ zu einem vielseitigen Film, den vielleicht nicht jeder gut finden wird, der aber sicher nicht so schnell aus der Erinnerung verschwinden wird!
 
 


 
 
 

PIG – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Pig“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

PIG – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) LEONINE (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Pig; USA | Großbritannien 2021

Genre: Drama, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bild: 2.40:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 96 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im Keepcase

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: KeepCase: 19.11.2021

 

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PIG – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei LEONINE)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Killing of a Sacred Deer (2017)