Filmkritik: „Nightsiren“ (2022)

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NIGHTSIREN

Story

 
 
 
Eine junge Frau kehrt in ihr Heimatdorf zurück und muss sich der Anschuldigung stellen, eine Hexe zu sein.

 
 
 


 
 
 

NIGHTSIREN – Kritik

 
 
The Witch“ ist bestimmt nicht unschuldig daran, dass der Folkhorror momentan ziemlich beliebt ist. Immer mal wieder gibt es die kleinen Indie-Filme, die sich mit dem Hexen-Thema auf ruhige, dramatische und nicht auf effekthascherische Art und Weise beschäftigen. Hierzu zählt auch „Nightsiren“, der sich größtenteils mehr wie ein reines Drama anfühlt, seine kleine Hexengeschichte aber auch für die Anprangerung gesellschaftlicher Werte nutzt. Dabei ist ein ambitioniertes Werk entstanden, welches für ein Arthouse-Publikum sicherlich ansprechend ist, nebenbei aber auch mit einigen Längen zu kämpfen hat.
 
 
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Šarlota kehrte ihrem abgelegenen Heimatdorf in den Karpaten für einige Jahre den Rücken, weil ihre Vergangenheit mit dem Tod ihrer Mutter und ihrer Schwester hier zu schmerzhaft war. Doch weil die junge Frau mit eben dieser Vergangenheit abschließen möchte, kehrt sie zurück. Im Dorf hat sich nichts geändert; hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gibt ein veraltetes Frauenbild, man geht seltsamen Bräuchen nach und über die Rückkehr von Šarlota ist man nicht besonders glücklich. Es gibt nämlich Geschichten über Hexen und besonders die Männer glauben daran. Und es dauert nicht lange, bis die junge Frau auch verdächtigt wird, eine solche zu sein. Die Story ist durchaus interessant, weil sie einen anderen Ansatz wählt, als die weiteren Vertreter des Folkhorrors. Da reist man nämlich meistens in die Vergangenheit, doch „Nightsiren“ erzählt die Geschichte in der Gegenwart, die sich trotzdem nicht gerade modern anfühlt. Damit wird vor allen Dingen erreicht, dass man als Zuschauer wahrnimmt, wie wenig sich in der Welt in mehreren hundert Jahren eigentlich getan hat; wie rückständig viele Verhaltensweisen und Ansichten noch immer sind. Aus dieser Gesellschaftskritik bezieht das Drehbuch eine nicht unerhebliche Portion Anspruch, die zu gefallen weiß. Gleichzeitig wird der Fokus aber manchmal auch zu stark in Richtung Drama gelenkt.
 
 
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Die Vergangenheit von Šarlota wird nämlich manchmal doch etwas zu plakativ genutzt, um auch ja den dramatischen Effekt zu erzielen. Sowieso kommt es einem so vor, als wolle „Nightsiren“ manchmal etwas zu viel. Denn neben dem gesamten Drama, gibt es trotzdem die Horror-Elemente, die zwar nur geringfügig vorhanden sind, eine gewisse Übernatürlichkeit aber zumindest andeuten. Und genau hier beißt sich die Story dann manchmal auch ein wenig. Der Geschichte hätte es definitiv gut getan, wenn solche Andeutungen fallen gelassen worden wären. Denn selbst ohne diese hätte „Nightsiren“ seine solide Atmosphäre gehabt. Dafür sorgt alleine der Schauplatz, der mit schönen Naturkulissen überzeugen kann und gut eingefangen wurde. Regisseurin Tereza Nvotová, für die dies wohl der erste Ausflug ins Horrorgenre darstellte, zaubert da ein paar wirklich hübsche Szenen hervor. Highlight ist sicherlich ein psychedelischer, surrealer Trip im Wald. Hier spürt man verstärkt die Horror-Elemente, aber ansonsten dominiert oftmals das ruhige Drama. Auch hier wurde alles sauber inszeniert, selbst wenn der Film manchmal etwas zu sprunghaft wirkt. Aus handwerklicher Sicht ist „Nightsiren“ absolut überzeugend und beweist mal wieder, dass nicht immer das höchste Budget hinter solchen Werken stecken muss.
 
 
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Über die Darsteller kann man sich ebenfalls nicht beklagen. Am meisten zu tun haben Natalia Germani und Eva Mores. Beide sind mit ihrer Leistung eher unauffällig, aber das passt und funktioniert. Es gibt einige Nebenfiguren, die allerdings selten im Fokus stehen. Auch hier wird alles passabel gespielt und niemand fällt negativ auf. Zudem lässt sich sagen, dass man sich bei der Figurenzeichnung schon gewisse Gedanken gemacht hat. Es gibt hier zwar keine neuen Zutaten, aber trotzdem ist es interessant, wie altertümlich die „modernen“ Menschen hier doch wirken. So ist das Verhalten der Charaktere sogar relativ nachvollziehbar und authentisch. Einen größeren Draht baut man zu diesen Figuren wohl eher nicht auf und zu lange wird das nicht in Erinnerung bleiben, für die Dauer des Filmes reicht es allerdings aus.
 
 
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Leider gestaltet sich diese Dauer aber auch als ein wenig zu lang. Mit seinen 109 Minuten Laufzeit, bietet „Nightsiren“ nicht unbedingt Kurzweil. Spannung sucht man eher vergebens, Action kommt eigentlich gar nicht vor und die Szenen, die etwas mit Horror zu tun haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Deshalb muss man schon das ruhige Drama bevorzugen, wenn man mit diesem Werk seine Freude haben will. Zum Finale hin spitzt sich die Lage noch etwas zu und dann gibt es auch noch so eine Art Wendung, die allerdings nur bedingt funktioniert und ein wenig holprig daherkommt. Aber selbst wenn es 20 Minuten weniger Laufzeit auch getan hätten, so langweilt „Nightsiren“ doch eigentlich nie so richtig, denn dafür ist er dann doch zu ansprechend gemacht. Die Unterteilung in Kapitel ergibt hier erfreulich viel Sinn und dass es überwiegend dermaßen bodenständig zur Sache geht, ist ebenfalls sympathisch. Deshalb bekommt man auch nur sehr wenige Effekte und nahezu gar kein Blut zu sehen. Dafür gibt es eine gute Portion nackte Haut zu betrachten. Die Freigabe ab 16 Jahren ist aufgrund des düsteren Tons gerechtfertigt. Der Score hört sich passend an, kann aber keine eigenen Akzente setzen.
 
 

 
 


 
 
 

NIGHTSIREN – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
„Nightsiren“ ist ein ruhiges, manchmal recht beklemmendes Drama, welches den Horror aus der Realität bezieht und nur wenige Andeutungen an etwas Übernatürliches besitzt. Gerade diese wenigen Andeutungen hätten dann auch gar nicht sein müssen. Hier wäre mehr Konsequenz sogar effektiver gewesen. Trotzdem ist das Drehbuch weitestgehend gelungen, weil die Gesellschaftskritik sitzt und die Herangehensweise clever ist. Sicherlich durfte man Folkhorror schon intensiver betrachten, aber die handwerkliche Arbeit weiß zu überzeugen und ein paar Bilder sind wirklich einprägsam. Der gesamte Film ist es im Endeffekt eher weniger, denn dafür besitzt er zu viele Längen und zu wenig Spannung. Außerdem wirkt das Drama manchmal schon etwas zu künstlich erzwungen. Durch eine gelungene Atmosphäre wird man dennoch solide unterhalten. Die Darsteller sind ordentlich, die Kulissen machen etwas her und die bodenständige Art und Weise ist erfrischend. Von daher ist „Nightsiren“ keineswegs der große Wurf, aber durchaus einen Blick wert!
 
 


 
 
 

NIGHTSIREN – Zensur

 
 
 
„Nightsiren“ wurde in Deutschland ungeschnitten veröffentlicht und hat eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten.
 
 
 


 
 
 

NIGHTSIREN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Busch Media Group (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Nightsiren; Slowakei | Tschechien 2022

Genre: Horror, Drama, Mystery

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Slowakisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 104 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im Keepcase

Extras: Original-Trailer, Trailershow

Release-Termin: KeepCase: 26.05.2023

 

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NIGHTSIREN – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Busch Media Group)

 
 
 
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The Witch (2015)
 
Hagazussa – Der Hexenfluch (2017)
 
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