Filmkritik: „Der weiße Apache – Die Rache des Halbbluts“ (1986)

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DER WEISSE APACHE – DIE RACHE DES HALBBLUTS

(BIANCO APACHE)

Story

 
 
 
Ein Weißer, der unter Apachen groß geworden ist, versucht sich in der Welt seines Volkes zurecht zu finden und scheitert damit.
 
 
 


 
 
 

DER WEISSE APACHE – Kritik

 
 
 
Bruno Mattei ist sicher kein Name, bei dem der Freund von hochwertigen Filmen hellhörig wird. Sieht man es wiederum aus Trash-Sicht, dann dürfte die Vorfreude schon größer ausfallen. Mattei hat eigentlich nie wirklich hochwertige Werke gedreht und sich meist dem angebiedert, was gerade so in Mode war. Nur in den 80ern hatte er eine kurze Phase, in der es ihm der Western angetan hatte. 1986 drehte er gleich zwei davon. Den äußerst reißerischen, aber deshalb auch ziemlich unterhaltsamen „Scalps“ und den thematisch ähnlich veranlagten „Der weisse Apache“. Während ersterer sich tatsächlich gut anschauen lässt, ist letzterer schon eine Sache für sich. Hier bekommt man eine solch pralle Ladung Blödheit serviert, dass man schon an seinem Verstand zweifeln möchte. Ganz unterhaltsam ist das Ergebnis aber gerade deshalb doch irgendwie geraten.
 
 
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Ein paar Siedler werden von fiesen Banditen angegriffen. Dabei kommen alle um, nur eine schwangere Frau überlebt den Angriff schwer verletzt. Apachen bemerken den Vorfall, greifen ein und retten die Frau. Bei der Geburt ihres Sohnes unterliegt sie jedoch ihren schweren Verletzungen. Von nun an wächst das Baby, Shining Sky genannt, bei den Apachen auf. Zeitgleich kommt noch ein anderes Kind auf die Welt und so wachsen die „Halbbrüder“ gemeinsam auf. Das geht auch alles gut, bis sie Erwachsense sind und sich in dieselbe Frau verlieben. Aus dem Machtkampf resultiert ein Unfall, bei dem der „echte“ Apache stirbt. Shining Sky wird daraufhin in die Welt geschickt, um sein Volk zu erkunden und etwas vom echten Leben zu lernen. Da sieht er sich natürlich mit reichlich Rassismus konfrontiert und es gibt einige Probleme. Das Drehbuch ist hier echt nicht von schlechten Eltern und wirkt dermaßen beliebig, konfus und merkwürdig, dass man schon nicht schlecht staunt. Im Kern besitzt die Handlung sogar eine anspruchsvolle Seite, die sich gegen Rassismus ausspricht. Gemacht hat man daraus allerdings wenig, denn am Ende bedient man nur Stereotypen, erzählt eine reißerische Rache-Geschichte und bedient lediglich das, was man eigentlich anprangert. Dies geschieht auf eine sehr episodenhafte Art und Weise, so dass wenigstens der Aufbau für reichlich Abwechslung sorgt.
 
 
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Hochwertig geht es deshalb noch lange nicht zur Sache. Schon alleine die Dialoge dürften bei dem ein oder anderen Zuschauer dafür sorgen, dass er die Augen verdrehen muss. Sowieso kann man das gesamte Szenario niemals ernst nehmen, weil es manchmal enorm albern, ja fast schon lächerlich erscheint. Die wahnsinnig „authentischen“ Kostüme tragen mit dazu bei. Der verpuffende Ansatz von einer Rassismus-Kritik verstärkt diese Tatsache noch. Dass am Anfang alles rasend schnell erzählt wird, nur um hinterher den roten Faden zu verlieren, ebenfalls. Trotzdem muss man sagen, dass dies alles Punkte sind, die das Geschehen aus Trash-Augen relativ amüsant machen. Wer bei „Der weisse Apache“ nicht mit Humor bei der Sache ist, hat definitiv schnell verloren, denn dann könnte es doch eher ärgerlich werden. Die knapp 100 Minuten Laufzeit besitzen zwar so ihre kleinen Längen und zwischenzeitlich herrscht auch mal Leerlauf, aber wenn man sich auf den stumpfsinnigen Blödsinn einlässt, kann man sich doch tatsächlich dabei ertappen, halbwegs gut unterhalten zu werden.
 
 
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Der Verdienst der Darsteller ist das sicher nicht oder vielleicht auch doch, weil man gute Leistungen in „Der weisse Apache“ wohl eher weniger finden wird. Echte Apachen gibt es natürlich keine zu sehen, dafür farbenfroh angemalte Italiener. Sebastian Harrison ist als Shining Sky, leuchtender Stern, völlig überfordert und funktioniert am ehesten, wenn er einfach wie ein Strahlemann durch die Gegend laufen/reiten darf. Alle anderen Darsteller sind mal mehr und mal weniger brauchbar, aber niemand kann so richtig überzeugen. Das wäre allerdings auch gar nicht angebracht gewesen, weil alleine diese dämliche Figurenzeichnung jegliches, gutes Schauspiel wieder zerstören würde. Man bekommt hier wirklich dermaßen reißerisch gestaltete Charaktere geboten, dass sowieso jeder Ansatz von Anspruch verpuffen würde. Dass man es nebenbei dennoch nicht hinbekommen hat einen markanten Bösewicht zu kreieren, ist sicher kein gutes Zeichen.
 
 
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Und was macht Regisseur Bruno Mattei? Mit „Scalps“ schien er Gefallen daran zu finden, den damals schon als tot geltenden Western mit Splatter-Elementen zu bereichern. Das hat dort auch erstaunlich gut funktioniert, weil eben auch die Geschichte brauchbar war. In „Der weisse Apache“ geht er jedoch etwas vom Gas. Zwar besitzt der Film seine reißerischen Brutalitäten, jedoch sind diese nicht unbedingt auffällig. Die Inszenierung ist auf jeden Fall brauchbar und Mattei hatte damals bereits so viele Werke gedreht, dass er einen gewissen Standard erfüllen konnte. Nur leider wirkt hier nichts so wirklich authentisch und im Laufe der Laufzeit wird man sich auch immer mehr über die Belanglosigkeit des Streifens bewusst. Nach einem tatsächlich noch recht einprägsamen ersten Drittel wird es mit zunehmender Laufzeit immer langweiliger. Die ganz brauchbare, handwerkliche Arbeit ändert daran nicht besonders viel. Die Bilder sind okay, teilweise sogar ganz hübsch anzusehen. Auch die Effekte sind passabel. Viel woran man sich erinnern kann, bietet „Der weisse Apache“ hingegen nicht. Und auch der Score klingt sehr beliebig.
 
 
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DER WEISSE APACHE – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
„Der weisse Apache“ dürfte kein Werk sein, welches dem echten Western-Freund gefällt. Der Trash-Fan könnte hier schon eher fündig werden, allerdings auch nur bedingt. Die Story ist schon mal komplett doof und lässt jeglichen Ansatz einer echten Kritik sofort im Nichts verpuffen. Mit dafür verantwortlich ist eine äußerst einfallslose Figurenzeichnung. Die Darsteller taugen nicht viel, die handwerkliche Arbeit ist zwar nicht schlecht, teilweise aber auch etwas lächerlich. Aus Trash-Augen entstehen somit immerhin manche Momente, die wirklich amüsant sind, aber ein spannender Film eben nicht. Ein bisschen derbe Gewalt und die allgemein sehr episodenhafte Aufmachung verhindern zu große Langeweile, doch am Ende bleibt ein beliebiges Werk, welches wenig markant wirkt und nicht gerade dazu einlädt in Erinnerung zu verweilen. Selbst wenn man das noch so gut reden möchte, hat es Mattei mit „Scalps“ eindeutig besser hinbekommen und den Durchschnitt erreicht er mit diesem „Nachfolger“ leider nicht. Witzig war es trotzdem irgendwie, zumindest teilweise!
 
 
 


 
 
 

DER WEISSE APACHE – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Der weiße Apache – Die Rache des Halbbluts“ ist ungeschnitten und frei ab 18 Jahren.
 
 
 


 
 
 

DER WEISSE APACHE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) White Pearl Classics / daredo (Blu-ray im KeepCase)

(c) White Pearl Classics / daredo (Blu-ray + DVD im Mediabook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Bianco Apache; Italien | Spanien 1986

Genre: Western

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: keine

Bild: 1.66:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 98 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase | Mediabook

Extras: Originaltrailer, Trailer-Show | zusätzlich im Mediabook: Booklet, Hauptfilm auf DVD

Release-Termin: Mediabook + KeepCase: 18.11.2022

 

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DER WEISSE APACHE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei White Pearl Classics / daredo)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Scalps (1986)
 
Siringo – Die Rache des Halbbluts (1996)
 

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