Filmkritik: „Hellraiser IV – Bloodline“ (1996)

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HELLRAISER IV – BLOODLINE

(HELLRAISER 4)

Story

 
 
 
Pinhead darf im vierten, und ursprünglich als letzten der Reihe geplanten, Teil selbst im Weltall sein Unwesen treiben.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Kritik

 
 
 
Hellraiser III – Hell on Earth“ konnte an den Kinokassen, im Gegensatz zum zweiten Teil, wieder mehr Geld einspielen, weshalb klar war, dass diese Reihe noch nicht am Ende angelangt ist. Es vergingen jedoch erneut ca. vier Jahre, bis es dann zu „Hellraiser IV – Bloodline“ kam. Dieser Film hatte in seiner Entstehung nicht gerade wenige Schwierigkeiten. Die ursprüngliche Fassung drehte der Spezialeffektekünstler Kevin Yagher, jedoch waren das Studio und er sich nicht unbedingt einig, wie das fertige Resultat aussehen sollte. Deshalb verließ Yagher das Projekt, es fanden Nachdrehs und umfangreiche Veränderungen im Schnitt statt, weshalb als Regisseur am Ende das Pseudonym Alan Smithee stand. Ein gutes Zeichen ist das eigentlich selten und tatsächlich hätte „Hellraiser IV“ das Zeug dazu gehabt zur bisher besten Fortsetzung zu werden. Leider hat man die Sache dafür aber zu oberflächlich behandelt, so dass im Endeffekt doch nur eine weitere gute Fortsetzung vorhanden bleibt.
 
 
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Besonders die Story von Peter Atkins besitzt dabei ihren Reiz, denn nachdem Pinhead als Figur genügend durchleuchtet wurde, widmet man sich nun dem Würfel und seinen Geheimnissen. So gibt es einen Rückblick ins 18. Jahrhundert, in welchem ein Spielzeugmacher den Würfel nach vorgegebenen Vorlagen anfertigte. Schnell muss er feststellen, dass dies einem dämonischen Spiel dient und die Familie L’Merchant soll selbst viele Jahre später noch mit dieser Sache zu tun haben. Dies führt uns dann auch gleich an den Anfang, der sich weit in der Zukunft und somit im Weltall abspielt. Es gibt ja einige Filmreihen, die später gerne mal ins Weltall auswanderten, um etwas Abwechslung mit ins Geschehen zu bringen. Bei „Hellraiser“ geschieht dies jedoch nicht auf trashige Art und Weise und ergibt im Endeffekt schon einen Sinn. Das Drehbuch ist dabei durchaus interessant geschrieben und beleuchtet gekonnt die Vergangenheit des Würfels. Schade ist hingegen nur, dass es recht oberflächlich bleibt und man sich niemals traut genauer in die Tiefe zu gehen.
 
 
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Hier lag wohl auch das Problem mit Regisseur Yagher, denn dem schwebte eine andere Herangehensweise, als dem Studio vor. So sollte „Hellraiser IV – Bloodline“ ursprünglich schon eine etwas höhere Laufzeit besitzen und Pinhead erst gegen Ende zeigen. Da sich das Geschehen insgesamt über drei Zeitepochen hinweg abspielt, die nicht gänzlich chronologisch stattfinden, wäre die Version von Yagher wahrscheinlich der bessere Film geworden. Doch auch so kann man sich über mangelnde Abwechslung wohl kaum beklagen. Das beginnt im Weltall und bekommt deshalb erstmals auch Science-Fiction-Anteile, wandert dann ins 18. Jahrhundert, in die 90er Jahre, um im Finale wieder im Weltall zu spielen. Aus handwerklicher Sicht ist das definitiv gelungen. Die Weltall-Szenen sehen zwar nicht unbedingt prächtig aus, gehen für diese Preiskategorie jedoch in Ordnung. Bei der Gestaltung der Vergangenheit hat man sich Mühe gegeben und allgemein ist die Inszenierung, selbst wenn sie im fertigen Produkt nicht mehr von einem einzigen Regisseur stammt, doch ordentlich geraten.
 
 
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Am erfreulichsten ist wohl die Atmosphäre geworden, denn wo Pinhead in „Hellraiser III – Hell on Earth“ schon fast zum humorvollen Sprücheklopfer wurde, so besinnt sich „Hellraiser IV – Bloodline“ wieder zurück zu den Wurzeln der Reihe. Pinhead und die restlichen Zenobiten sind eine echte Bedrohung und nicht dazu da, um dem Zuschauer Spaß zu machen. Das ist düster, ernst und besitzt deutlich mehr Horror, als man das vom dritten Teil behaupten konnte. Fantasy-Anteile, die den zweiten Teil ausmachten, sind ebenfalls nur sehr begrenzt vorhanden, dafür gibt es eben etwas Sci-Fi. Die Laufzeit ist mit 81 Minuten ziemlich kurz ausgefallen, was eigentlich schade ist, weil hier doch mehr Substanz vorhanden gewesen wäre, wenn man dies nur zugelassen hätte. So gehen die Zeitwechsel doch teilweise etwas flott. Dafür kann man sich hingegen nicht über Längen beklagen, denn das Treiben ist sehr abwechslungsreich, fast etwas zu episodenhaft, somit jedoch stets kurzweilig.
 
 
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Die Darsteller können sich ebenfalls sehen lassen. Bruce Ramsay hat hier die größte Aufgabe, denn er spielt gleich drei Rollen und macht das sicherlich nicht perfekt, aber mit dem nötigen Ehrgeiz, so dass man mit dieser Leistung zufrieden sein kann. Auch Valentina Vargas weiß zu überzeugen und insgesamt enttäuscht hier kein Schauspieler. Fehlen darf selbstverständlich auch Doug Bradley nicht, der als Pinhead wieder etwas weniger zu sehen ist, seine Szenen aber vollkommen an sich reißt. Allgemein sind die Zenobiten weniger zu sehen, als in den beiden Vorgängern, aber das tut dem Film ganz gut. Ein heimlicher Star bleiben da natürlich mal wieder die Effekte, die in „Hellraiser IV“ nicht ganz so zahlreich vorkommen, sich aber fast immer sehr gut sehen lassen können. Eine Splatterwucht hat man hier nicht vor sich, aber es gibt vereinzelt immer mal wieder hübsch derbe Szenen, die den Gorehound mit handgemachten Effekten überzeugen können.
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Aus „Hellraiser IV – Bloodline“ hätte mehr werden können. Er hätte als Finale der Reihe nahezu die Qualität des Originals erreichen können, aber das Studio wollte diese Marke natürlich noch nicht aufgeben. Dabei ist ein manchmal leicht zerfahrenes Werk entstanden, welches trotzdem genügend roten Faden besitzt und den Hintergrund um den Würfel interessant erzählt. Atmophärisch geht es wieder mehr in Richtung Teil 1 und die Zenobiten sorgen wieder für mehr Bedrohung, als Bespaßung. Das ist handwerklich gut und mit dem nötigen Aufwand gemacht, besitzt viel Abwechslung und eine eigentlich schon zu kurze Laufzeit. Dafür haben Längen keine Chance und das actionreiche Finale macht dann doch wieder Laune. Gute Effekte, solide Darsteller und eine angenehme Portion Splatter runden das Ergebnis gelungen ab und so hat man mit „Hellraiser IV“ immerhin einen weiteren, brauchbaren Teil der Reihe vor sich!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser IV – Bloodline“ wurde in Deutschland auf VHS und DVD veröffentlicht. Leider waren beiden Fassungen geschnitten. Kurioserweise ereilte dem Horrorklassiker erst elf Jahre nach Erscheinen in Deutschland eine Indexierung. Heißt: 2007 wurde „Hellraiser IV“ auf dem Index gesetzt. 2016 sah die BPjM keinen Grund mehr darin Teil vier auf dem Index zu lassen und strich ihn von der Liste der jugendgefährdenden Medien. Es folgte eine ungeschnittene, ungeprüfte deutsche Blu-ray-Auswertung, die jedoch nicht FSK-geprüft wurde. Bisher steht die FSK-Prüfung für diesen Titel aus, damit die ungeschnittene Fassung auch im stationären Handel angeboten werden darf. „Hellraiser IV – Bloodline“ dürfte aber problemlos die FSK-Kennzeichnung „keine Jugendfreigabe“ erhalten.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER 4 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei 84 Entertainment)

 
 
 
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