Filmkritik: „Skinamarink“ (2022)

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SKINAMARINK

Story

 
 
 
Zwei Kleinkinder erwachen nachts und von den Eltern fehlt jegliche Spur. Türen verschwinden, Stimmen sprechen aus der Dunkelheit – Ein wahrer Albtraum beginnt.
 
 
 


 
 
 

SKINAMARINK – Kritik

 
 
 
Es gibt sie in regelmäßigen Abständen immer mal wieder, diese kleinen Filme, die mit einem äußerst niedrigen Budget realisiert wurden und dann im Kino plötzlich ein Vielfaches davon einspielen. Was damals bei „The Blair Witch Project“ funktionierte und was „Paranormal Activity“ gleich mehrmals wiederholte, gelang nun auch dem Werk mit dem merkwürdigen Namen „Skinamarink“. Das Budget befand sich im niedrigen fünfstelligen Bereich, dafür konnten aber mehrere Millionen eingespielt werden. Die professionellen Kritiken überschlugen sich mit Lob und die Bilder, die man vorab sehen konnte, erinnerten wirklich etwas an „Paranormal Activity“. Grund genug sich auf das nächste Horror-Highlight zu freuen, aber Pustekuchen! „Skinamarink“ macht einem da einen enormen Strich durch die Rechnung. Das hier ist kein Film, sondern ein Arthouse-Experiment, welches man wohl niemals im Kino vermutet hätte. Schaut man sich die Bewertungen von „normalen“ Menschen an, relativiert sich die hohe Meinung der professionellen Kritiker auch schon bald. Eines ist sicher: „Skinamarink“ ist diskussionswürdig und über Kunst lässt sich nicht streiten. Das hier ist ein klarer Fall von „Love it or hate it“. Man kann eigentlich gar nicht zwischen den Stühlen sitzen. Dem Autor dieser Zeilen hat der „Film“ aber leider so überhaupt nicht zugesagt.
 
 
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Es geht los mit einem längeren Standbild. Zwei Kinder befinden sich in einem Flur, sie sind aber nicht komplett zu sehen. Weitere Standbilder von Räumen, mal mit eingeschaltetem Licht, mal dunkel, folgen und es wird bald klar, dass die Geschwister (vier und sechs Jahre alt) ihren Papa suchen. Der ist scheinbar nicht da. Merkwürdig ist aber auch, dass Türen verschwinden, Gegenstände an der Wand kleben und das Haus ein seltsames Eigenleben zu führen scheint. Das Einzige, was hier noch Sicherheit vorgaukelt, ist der Fernseher, in welchem alte Cartoons laufen. Doch auch der kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Stimme aus dem Dunkel zu den Kindern spricht. Das mag sich nun erstmal vielversprechend anhören, aber mehr geschieht auch gar nicht. Eine echte Geschichte besitzt „Skinamarink“ nicht. Das Ganze soll natürlich schön mysteriös sein und Erklärungen bieten man dem Zuschauer deshalb erst gar nicht. Deshalb ist schon ein gewisser Interpretationsfreiraum vorhanden, der sich aber nicht entfalten kann, da die Handlung sich stets verweigert, als eine solche erkennbar zu sein. Es ist quasi keinerlei Dramaturgie vorhanden und das Drehbuch könnte genauso gut improvisiert sein.
 
 
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Passend dazu verweigert sich Regisseur Kyle Edward Ball sämtlichen Stilmitteln, die zu einem Film gehören. Ball konnte bereits mit seinem Youtube-Kanal auf sich aufmerksam machen, wo er auch schon audiovisuelle Albträume erschuf. „Skinamarink“ ist sein Filmdebüt, aber was Ball hier fabriziert, ist eigentlich nicht greifbar. In der ersten halben Stunde gibt es fast nur längere Standbilder zu sehen. Ein Highlight ist es, wenn sich eine Tür minimal bewegt, das Licht mal an- oder ausgeht. Wer nun hofft, dass sich Geduld bezahlt machen wird, irrt sich gewaltig, denn diesen Stil behält Ball konsequent bei. Zwar gesellt sich mit der Zeit eine übernatürliche Bedrohung mit hinzu, von der sieht man aber ebenso wenig, wie von den Darstellern. Wer sich fragt, wie ein Horrorfilm einzig und allein mit zwei Kleinkindern funktionieren soll, der bekommt hier keine Antwort. „Skinamarink“ ist nämlich so gestaltet, dass von den Kindern oder von anderen Darstellern fast nie etwas zu sehen ist. So bleiben nur die Räume und der Fernseher, was es zu beobachten gilt.
 
 
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Und das ist eines von vielen Problemen des Werkes. Es gibt keine Identifikationsfigur für den Zuschauer, kein Charakter, mit dem er mitfiebern, dem er die Daumen drücken könnte. Selbst wenn die beiden Kinder da sind, so sind sie es doch gleichzeitig auch nicht, weil sie keinerlei Zeichnung erhalten und sowieso fast nie komplett zu sehen sind. Nimmt man dies mit dem Nichtvorhandensein einer Geschichte, entsteht komplette Belanglosigkeit. Es ist schon klar, was Ball mit „Skinamarink“ erreichen will. Er spielt auf die Urängste vor der Dunkelheit an, von der ja besonders Kinder betroffen sind. Er will das auch die Erwachsenen das wieder spüren. Deshalb hält die Kamera lange Zeit auf die Dunkelheit, so lange, dass unser Hirn irgendwann Schatten oder Konturen wahrnimmt und eine Gestalt vermutet. Dies geschieht natürlich auch mit Hilfe der vielen Filter, mit denen das Bild extrem verfremdet wurde. Optisch sieht das aus wie eine Videoaufnahme aus den 70ern, samt Bildfehler und vielem Bildrauschen. Hinzu gesellt sich ein Sound, der ebenfalls mit vielen Filtern behandelt wurde. „Skinamarink“ ist ein sehr stiller Film, in dem wenig gesprochen wird und der keinen typischen Score besitzt. Es ist aber durchgehend eine Art Rauschen oder Kratzen zu vernehmen. Wenn mal gesprochen wird, kann man nicht einordnen von wo es kommt, weil es irgendwie weit weg, aber doch noch nah genug klingt.
 
 
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Experimentell ist „Skinamarink“ deshalb auf jeden Fall und für das, was er sein möchte, wurde er durchaus gekonnt gestaltet. Besonders zum Ende hin häufen sich da noch zweideutige Bilder, die schon einen künstlerischen Anspruch besitzen und zum Interpretieren einladen. Das Problem ist nur, dass der Film 100 Minuten lang ist und sich als Kurzfilm deutlich besser gemacht hätte. Die lange Laufzeit wird durch ihren experimentellen Stil schon früh zur Geduldsprobe, weil einfach so gut wie nichts geschieht. Die gefühlt endlosen Standbilder hören niemals auf; in der Inszenierung kommt es niemals zu einem Fluss, weshalb auch keinerlei Spannung entsteht. Außerdem, und das wird sicher jeder anders empfinden, ist „Skinamarink“ einfach absolut nicht unheimlich. Da es keine Bezugspersonen gibt, da ein Schrecken nur angedeutet wird, lässt das gesamte Geschehen einen völlig kalt. Selbst alleine in einem dunklen Raum bringt die Sichtung keine Atmosphäre mit sich. Hinterher sind zwar schon ein paar Momente vorhanden, die an sich großes Potenzial hätten, aber leider kann sich dieses durch die Anti-Film-Einstellung niemals entfalten. Und deshalb bekommt man hier 100 Minuten gähnende Langeweile geboten, die sich noch deutlich länger anfühlt.
 
 
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SKINAMARINK – Fazit

 
 
 
3 Punkte Final
 
 
 
„Skinamarink“ verweigert sich allem, was mit einem normalen Film zu tun hätte und lässt sich deshalb eigentlich auch gar nicht als Film bewerten. Wer auf experimentellen Arthouse-Horror abfährt, könnte hier also voll auf seine Kosten kommen oder eben auch nicht. Das liegt ganz daran, ob einem das Konzept des Experiments zusagt. Auf jeden Fall sollte man sich darauf einstellen, dass es quasi keine Handlung gibt, keine Geschichte, die erzählt wird, keinerlei Szenen, die aufeinander aufbauen, eben absolut keine Dramaturgie. Auch Darsteller gibt es fast nicht zu sehen und eine Figurenzeichnung ist nicht vorhanden. Keine Szene bekommt einen normalen Aufbau, vieles verläuft im Nichts, Horror entsteht hier fast nur im Kopf, aber bebildert wird er kaum. Das mag für den ein oder anderen gruselig sein, für viele aber sicherlich auch nicht. Die Atmosphäre ist am ehesten noch surreal, aber nicht auf positive Art und Weise, weil sich „Skinamarink“ so sehr dagegen wehrt irgendwie greifbar zu sein, dass er sich in sich selbst verliert. Das mag künstlerisch wertvoll gestaltet sein und ist auf jeden Fall etwas, dass man absolut nicht alle Tage zu sehen bekommt, gleichzeitig aber auch so unterhaltsam, wie wenn der Fernseher die 100 Minuten Laufzeit lang einfach ausgeschaltet geblieben wäre. Muss man sich selbst ein Bild von machen, aber man sollte sich auf eine herbe Enttäuschung einstellen!
 
 
 


 
 
 

SKINAMARINK – Zensur

 
 
 
„Skinamarink“ hat keine blutigen Schauwerte zu bieten. Der Film zeigt Grauen auf subtile Weise. Dennoch hat der Streifen eine Freigabe ab 16 Jahren in der ungeschnittenen Fassung erhalten.
 
 
 


 
 
 

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TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Skinamarink; Kanada | USA 2022

Genre: Horror, Mystery, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 100 Min.

FSK: FSK12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase + Mediabooks

Extras: Audiokommentar von Regisseur Kyle Edward Ball und Kameramann Jamie McRae, Kinotrailer | zusätzlich im Mediabook: Filme auf DVD, 24-seitiges Booklet

Release-Termin: KeepCase + Mediabook: 13.10.2023

 

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SKINAMARINK – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Capelight Pictures)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Blair Witch Project (1999)
 
Paranormal Activity (2007)
 

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