Filmkritik: „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ (2022)

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HELLRAISER – DAS SCHLOSS ZUR HÖLLE

(HELLRAISER)

Story

 
 
 
Remake des Kulthorrorfilms aus den 80er Jahren, in welchem die Abgründe des berüchtigten Würfels abermals erforscht werden.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Kritik

 
 
 
Als Clive Barker 1987 seinen eigenen Roman selbst verfilmte und das Resultat „Hellraiser“ taufte, konnte man noch nicht ahnen, wie viele Fortsetzungen Pinhead nach sich ziehen sollte. Es konnte allerdings auch niemand ahnen, dass die Qualität dabei so schwankend sein würde. Nach zwei durchaus gelungenen Fortsetzungen, verweilte die Reihe bis zum fünften Teil immer noch in soliden Gefilden, bis sich mit der Zeit eine gewisse Ernüchterung breit machte, die eher in durchschnittlichen Werken resultierte. Trotzdem war bis zu „Hellworld“ kein Teil so richtig mies. Als die Weinstein Company jedoch so langsam die Rechte am Franchise zu verlieren drohte, schmissen sie 2011 den unsagbar schlechten „Revelations“ auf den Markt. Doug Bradley war erstmals nicht mehr Pinhead und das Ergebnis war eine Schande. 2018 kam es zur nächsten überflüssigen Titelschändung namens „Judgement„. Danach wurde es zum Glück wieder still um Pinhead und seine Zenobiten, denn scheinbar wurde der Name „Hellraiser“ nur noch für billigste C-Movies missbraucht. Allerdings war schon seit langer Zeit ein echtes Remake geplant, welches jedoch immer wieder Probleme in seiner Realisierung hatte. Nun, 2023, kann man auch in Deutschland Zeuge davon werden, ob Pinhead endlich gerettet wird. Und eines kann man bereits vorwegnehmen: „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ ist nicht so schlecht, wie seine beiden billigen Vorgänger, er kann mit dem Original jedoch nicht mal ansatzweise mithalten und ist somit leider ein weiteres, überflüssiges Exemplar in dieser Reihe!
 
 
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Es geht nun also alles von vorne los. Die vom Schicksal gebeutelte Riley weiß noch nicht, dass sie sich bald einer Gefahr stellen muss, die sie gar nicht begreifen kann. Riley hatte in der Vergangenheit immer wieder mit Drogen und den falschen Menschen zu tun. Genau aus diesem Grund ist sie auch Teil eines Diebstahls. Dabei wird ein ominöser, rätselhafter Würfel gestohlen, der das Portal in eine andere Dimension öffnet. Noch bevor Riley begreifen kann, welche Gefahr sie dort gerade eingeladen hat, sterben auch schon geliebte Menschen. Und am Ende gilt es nun mal das Rätsel zu lösen und am besten kein Begehren zu besitzen. So simpel die Idee von Clive Barker auch war, so genial und faszinierend wurde sie damals im Originalfilm umgesetzt. Sei es das Verschwimmen der Grenzen von Lust und Leid oder seien es auch einfach nur diese phänomenalen Gestalten namens Zenobiten, die einfach für pure Angst sorgten. Übrig geblieben, ist davon im Remake nun nicht mehr sonderlich viel. „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ muss 2022/2023 alles deutlich mehr erklären, damit sein Publikum auch ja versteht, worum es hier eigentlich geht. Gerade dadurch verliert sich aber ein großer Teil des Reizes. Außerdem wird die Geschichte, wie sie einst von Barker erfunden wurde, kaum noch so erzählt, wie es wohl damals gedacht war. Hier verschwimmen keine Grenzen, hier ist alles voneinander getrennt. Eine geheimnisvolle, faszinierende Erzählung gelingt somit eigentlich gar nicht, selbst wenn der Aufbau des Drehbuchs an sich solide funktioniert.
 
 
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Man spürt jedoch bereits bei der Atmosphäre bestens, dass „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ in der modernen Zeit einfach nicht funktionieren kann. Zumindest nicht so, wie sich die Macher dies hier vorgestellt haben. Da fehlt von Anfang an jegliche Bedrohung. Es mangelt an Faszination für das Grauen. Selbst wenn die Zenobiten zum Glück immer noch klasse aussehen und weniger (sichtbare) Computereffekte besitzen, als man befürchten durfte, so strahlen sie in diesem Remake kaum noch diese angsteinflößende Wirkung aus. Dass der/die neue Pinhead nun weiblich sein musste, macht da nicht mal einen großen Unterschied. Pinhead sieht zwar weiterhin gelungen aus, es mangelt dieser Figur aber schlichtweg an einprägsamer Ausstrahlung. Ob man Jamie Clayton daran die Schuld geben kann, darf sogar bezweifelt werden, weil sie ihre Sache doch ordentlich macht. Es ist viel mehr dem lauen Drehbuch und dem Umgang mit diesen Wesen zu verschulden, dass man sich selten wie in einem albtraumhaften Horrorfilm vorkommt.
 
 
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Außerdem darf man sich fragen, weshalb „Hellraiser“ von 2022 denn nun runde zwei Stunden Laufzeit besitzen muss. Diese braucht er nämlich mitnichten. So plätschert die erste Hälfte doch recht ereignislos vor sich her, leitet viel ein, tut dies aber durchaus zu langatmig. Es geschieht nicht viel und die maue Figurenzeichnung gibt nun echt nicht so viel her, dass man diese Charaktere weiter ausleuchten müsste. Übrigens kann auch niemand der nichtssagenden Darsteller da besonders viel reißen. Odessa A’zion spielt das keineswegs schlecht, doch ihre Figur ist viel zu uninteressant, um in Erinnerung zu bleiben. Und so ergeht es jedem Charakter. Deshalb wird es auch mit der Spannung nichts, weil man diesen Protagonisten oder auch Antagonisten weder das schlimmste Ende, noch das Happy-End erwünscht. Es lässt einen einfach kalt. Dass sich das Verhalten einzelner Personen zunehmend als unlogisch erweist, sei da mal nur eine Randnotiz, die gar nicht besonders stark mit ins Gesamturteil fällt.
 
 
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Deutlich kritischer muss man sich mit der Inszenierung auseinandersetzen. Der lang geplante Film hatte dabei schon so manch einen Namen an Regisseur im Gepäck. Sehr interessant wäre dieses Remake so zum Beispiel sicherlich unter der Regie von Pascal Laugier geworden. Am Ende sollte es jedoch David Bruckner werden, der im Horrorkreis nun sicherlich nicht den schlechtesten Ruf besitzt, diesem hier allerdings leider kaum gerecht werden kann. Handwerklich ist „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ auf jeden Fall gut gemacht. Die Kulissen sind manchmal etwas langweilig, doch das geht schon alles in Ordnung. Nur leider gehen mangelnde Atmosphäre und zu konventionelle Inszenierung hier eben Hand in Hand. Das eine hat mit dem anderen zu tun. Am Ende kommt man sich so vor, als wollte man „Hellraiser“ an ein jüngeres Publikum bringen, welches die Philosophie des Originals wahrscheinlich gar nicht begreifen kann. Deshalb geht es auch relativ zahm zur Sache. Obwohl es einige grafische Härten gibt, die an sich ausreichend wären, fühlt sich der Film stets viel zu harmlos, ja nahezu zu bequem, an. Da fehlt diese rohe Finsternis des Originals. Immerhin muss man aber gestehen, dass es in der zweiten Hälfte durchaus besser wird und das recht lange Finale dann doch noch etwas mehr Stimmung aufkommen lässt. Das reicht zwar nicht für einen besonders guten Unterhaltungswert, stimmt am Ende aber etwas versöhnlicher.
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ von 2022 besitzt gute Ansätze, ein paar nette Ideen und einen noch deutlich aufwendigeren Würfel. Gemacht wurde daraus aber leider lediglich ein Horrorfilm von der Stange und der Titel wäre nach einem solchen Werk niemals zum Kult geworden. Das Drehbuch ist okay und würde an sich funktionieren, wenn die Vorlage nicht einfach viel besser wäre. Dass man sich die Zenobiten gerne anschaut, diese gut getrickst wurden und es ab und zu auch mal etwas blutiger zur Sache gehen darf, sind definitiv positive Aspekte. Diese können ihre Wirkung nur gerade deshalb kaum entfalten, weil die Figurenzeichnung langweilig ist und die Darsteller darüber nicht hinwegtäuschen können. Außerdem wirkt die Inszenierung zu beliebig und daraus entsteht eine dermaßen konventionelle Horror-Atmosphäre, dass man sich in der Durchschnitts-Landschaft an Veröffentlichungen suhlt. Die unnötig zu hohe Laufzeit macht das nicht besser. Es wird in der zweiten Hälfte wirklich angenehmer und dann gibt es ein paar gute Szenen, doch insgesamt ist hier so gut wie nichts, was den Reiz am Original ausmachte, vorhanden und deshalb braucht man dieses Remake auch nicht, selbst wenn es nicht ärgerlich schlecht ausgefallen ist!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ ist ungeschnitten und frei ab 18 Jahren.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Paramount Home Entertainment)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (1987)
 
Hellbound – Hellraiser II (1988)
 
Hellraiser III – Hell on Earth (1992)
 
Hellraiser IV – Bloodline (1996)
 
Hellraiser: Inferno (2000)
 
Hellraiser – Hellseeker (2002)
 
Hellraiser – Deader (2005)
 
Hellraiser – Hellworld (2005)
 
Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung (2011)
 
Hellraiser: Judgment (2018)
 

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