Filmkritik: „Deadly Games – Tödliche Spiele“ (1982)

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DEADLY GAMES – TÖDLICHE SPIELE

(DEADLY GAMES)

Story

 
 
 
Nach dem mysteriösen Selbstmord ihrer Schwester trifft die Journalistin Keegan auf Freundinnen von früher und macht sich mit einem freundlichen Cop und seinem undurchschaubaren Kollegen auf die Suche nach der Wahrheit, während ein vermummter Killer auf freiem Fuß ist…
 
 
 


 
 
 

DEADLY GAMES – Kritik

 
 
 
Der wohl bekannteste Film des Regisseurs Scott Mansfield ist ein unterdurchschnittlich bewerteter, charakterbasierter und langsamer Slasher aus dem Jahr 1982, der spätestens durch seinen hochpolierten Arrow Video-Release in Großbritannien eine neue Generation an Genrefans erreicht hat. Nachdem der Titel in Deutschland bisher nur auf Videokassette oder im TV zu sehen war, erfolgte nun auch die hiesige Blu-ray- und DVD-Auswertung – hat sich das Warten gelohnt? Das Menü strahlt durch die Frisuren, Farben und Outfits der drei Personen, die rings um ein Brettspiel herum sitzen und dabei von der Kamera umkreist werden, direkt vollen 80’s Flair aus und wurde mit einem Pop/Rock-Song der Zeit untermalt, beherbergt trotz zweier Interviews und Bildergalerien nur leider keine Untertitel. Zu spärlicher, leicht okkulter Musik zünden schwarze Lederhandschuhe Zigaretten an und drücken diese aus, auf dem Brettspielboard aus dem Menü steht ein Aschenbecher.
 
 

„I had this starnge feeling that I was being watched.“

 
 
Schnitt und eine pelztragende Frau kommt nachts mit ihrem laut Popmusik spielendem Auto daheim an, steht daraufhin verträumt im Türrahmen und lässt sich vom Mondlicht bescheinen, zieht sich langsam aus und fängt an, ihre Brüste zu streicheln. Statt mit peinlicher Musik unterlegt, in die Länge gezogen und konsequenzlos wie in einem Softporno, wird die Szene – sowie ein Großteil des Films – stattdessen äußerst gekonnt, behutsam und mit längeren, versierten Kamerabewegungen ästhetisch von Kameramann R. Michael Stringer, der unter anderem auch „Double Exposure“ oder David Carradines Regiedebüt „Americana“ gedreht hat, eingefangen. So unüblich dieser Filmanfang bisher auch scheint, in einer so künstlerischen wie alptraumhaft-leeren Einstellung sieht man nun, wie eine Gestalt in einer einzelnen Telefonzelle an der Landstraße vor dem Haus der Frau steht und sie bedrohliche Anrufe erhält, bevor er zur Tat schreitet. In einer POV-Einstellung stalken wir unser Opfer, nachdem sie noch einige Zeit halbnackt bleibt, zieht sie dann doch ein Hemd an. Zu dunklen Glocken im Soundtrack bricht der schwer atmende, komplett in Schwarz gekleidete, vermummte Killer in das Haus ein, ohne weiteres Zutun stürzt die Frau auf ihrer Flucht aus dem Fenster und landet in einer weiteren durchaus poetischen Einstellung vor ihrem Haus. Inszenatorisch die beste Szene des Films, auch wenn inhaltlich natürlich wieder den typisch misogynen Strukturen gefolgt wird, laut denen eine unkeusche Frau, die sich zur eigenen Unterhaltung auszieht und an ihrem nackten Körper ergötzt, vom männlichen Täter direkt daraufhin bestraft wird.
 
 

„You have a great smile!“

 
 
Keegan Lawrence, die Schwester des Opfers, eine Reporterin und leider auch unsere Protagonistin, trampelt ohne jede Rücksicht auf dem Tatort rum, an dem sie auf Cop Roger Lane trifft, der ihr in Rekordzeit Komplimente macht. Im Dialog offenbart sich, dass Keegan kein gutes Verhältnis zu ihrer Schwester hatte, auch wurden Zigarettenstummel am Tatort gefunden – der Killer aus dem Intro wird es also sein. Wäre das Schauspiel nicht so hölzern und die Interaktion so unglaubwürdig, man könnte gar von einer weitere gelungenen Szene reden. In „Big Joe’s Coffee Shop“ trifft Keegan auf ein paar Klassenkameradinnen und hält etwas smalltalk, aufgrund des unzusammenhängend wirkenden Editings und der ungelenken Dialoge fiel es mir aber schwer, hier zu folgen oder wirklich relevante Informationen zu entnehmen.
 
 
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Die nächste der stimmungsvoll beleuchteten und behutsam gefilmten Locations ist ein altes Kino mit Empore und rotem Samt, in dem zwei Typen namens Billy und Joel hocken und ohne Musik ein großformatiges Brettspiel spielen, während alte Horrorfilme laufen oder besprochen werden; oder auch die Frage nach einhändiger Strangulation. Billy, von jungen Katzen umringt und mit einer verspiegelten Sonnenbrille im Gesicht, sitzt im roten Licht und raucht, erneut macht sich die Optik des Films positiv bemerkbar. Wenig später sollen diese beiden Charaktere allerdings für leichte „The Room“-Vibes sorgen, wenn sie reichlich unpointiert in kuriosen Outfits im Park stehen und einen Football werfen, wie es im „Citizen Kane of Bad Movies“ von Tommy Wiseau auch geschieht. Fast schon beiläufig offenbart uns der Film nach kurzer Zeit nun den Killer, was sich zwar in einem schicken Unterwasser-Kill entlädt, gleichzeitig aber auch die wenige Spannung tötet, die noch vorhanden war. So ist es Rogers Frau, die ertrinkt, kurz nachdem sie ihm eine Affäre gestanden hat – hmmm…
 
 
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„Sport im Park“ wäre eine ganz gute Überschnitt für den nächsten Abschnitt auf dem Weg zur Halbzeit, denn wenn unsere Protagonistin mit vier weiteren Frauen am Spielrand sitzt und den Männern beim Spielen zuguckt, bleibt sich unterhaltungstechnisch leider nur noch an die Betonungen und Dialogzeilen zu klammern, die dermaßen schlecht oder bekloppt performt sind, dass sie wieder Spaß machen. Andere Kuriositäten am Rande, wie die Stellen, an denen sich Roger Lane wie ein Teenager mit angewinkelten Beinen auf die Küchentheke setzt, gibt es zwar auch – doch hauptsächlich wird „Deadly Games“ zu einer ziemlich trockenen und unspannenden Angelegenheit, in der die gefühlt geistig abwesendste und schlechteste Schauspielerin den meisten Dialog bekommen hat, da es sich um unsere Protagonistin handelt. Jo Ann Harris` überschaubare Filmographie mag einige Highlights beinhalten, ihre Performance in diesem Streifen wirkt jedoch gänzlich unbedarft. Billy, der Kinomitarbeiter mit der verspiegelten Brille, immerhin das erfahren wir, ist wohl dicke mit Roger befreundet, seitdem beide in Vietnam waren, dort wurde Ersterer auch verwundet. Nun sitzt Billy am Spielfeldrand da er keinen Sport ausüben kann, aber ist das gleich ein Grund zur Verunsicherung?
 
 
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Die erste Hälfte des Films und das langsame Pacing überstanden, folgt eine kurios editierte Szene, in der unser stalkender Killer sein Opfer quasi in seinem Auge abgespielt sieht. Das mutet merkwürdig futuristisch und technologisch an, hat für sich genommen aber durchaus einen gewissen Charme. Diesen gilt es nun auch im Kopf zu behalten, da langgezogene sowie langweilige, romantische Szenen folgen, die offenbaren, dass man sich hier wirklich um die Protagonistin, Roger und deren Schicksale kümmern soll. Was klappen könnte, wäre der Plot spannender oder motivierter, das Schauspiel besser, die Charakterentwicklung tiefergehender. So aber quält man sich durch langweilige Blödel/Dating-Montagen mit deutlich zu ernster und gewollt emotionaler Musik, die das Tempo völlig herausnehmen – verschnitten allenfalls damit, wie unser skimaskentragender Antagonist alleine sein Brettspiel spielt.
 
 
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Eine recht ikonische Aufnahme, die auch für diverse Releases benutzt wurde, folgt, wenn der Killer einer der Frauen aus dem Café in der Parkgarage auflauert, dort aber von den Security Guards erwischt wird. Der Schein der Taschenlampe auf der schwarz vermummten Gestalt, den Arm bedrohlich um den Hals ihres Opfers gelegt – das hat schon was. Und nach über einer Stunde Laufzeit tut sich für die letzten 23 Minuten auch in Sachen Story oder „Spannung“ langsam mal wieder was: Nachdem Roger, der alte Casanova, für die mittlerweile dritte halbnackte Frau in dem Film sorgt, was bei einem so ernsten und ruhigen Genrevertreter fernab der „Blood ’n Boobs“-Partyslasher durchaus ungewöhnlich ist, erfährt Keegan von dem Opfer aus der Parkgarage von dem Vorfall und der offensichtlichste Plottwist überhaupt wird endlich ausbuchstabiert.
 
 
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Eine Einstellung der kerzenbeschienenen Bar hat sich positiv eingeprägt, auch sehr cool wie während einer Autofahrt die Hand im schwarzen Lederhandschuh auf der Rückbank auftaucht, leider wird folgend aber das absolute Standardprogramm abgespult: Eine einsame Frau, die weinend und schreiend durch die Nacht rennt, dabei stürzt, in einer gruseligen Location endet und dort eingeholt wird, schnelles Atmen, POV-Shots, das kleine Einmaleins wirklich – nur, dass sich die Opfer üblicherweise nicht freiwillig lebendig begraben lassen (?). Visuelle Schmankerl wie das ausgehende Licht, der Backstagebereich voller Schaufensterpuppen oder die lange Kamerafahrt durch den Kellerraum des Kinos können sich zwar sehen lassen, kommen aber zu spät und kurz: „Deadly Games“ hätte mit einem besseren Cast und Script, deutlicher Straffung und einem weniger offensichtlichen Twist funktionieren können, ist für einen Slasher aber zu spannungsarm und blutleer, für ein Charakterdrama dafür zu oberflächlich – als Subgenre-Fan aus Komplettierungsgründen, für die Cinematografie oder einzelne, spaßig-dumme Szenen vielleicht einen Blick wert, aber wahrlich keine Empfehlung.
 
 


 
 
 

DEADLY GAMES – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Größtenteils vorhersehbarer, sehr langsamer und charakterbasierter, dafür aber zu durchschnittlich geschriebener sowie schlecht gespielter Killerthriller mit einem guten Schuss Romanze und einem Set- sowie Bilddesign, das Welten über dem restlichen Niveau des Films schwebt.
 
 
 


 
 
 

DEADLY GAMES – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Deadly Games – Tödliche Spiele“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Der Film schaffte es bisher nur auf Video oder ins TV. Dort war er jedoch immer ungeschnitten und FSK16. Das hat sich auch bei der ersten deutschen Auswertung auf Disc nicht geändert. Die darauf enthaltene Fassung ist ebenso komplett und bereits für Jugendliche geeignet.
 
 
 


 
 
 

DEADLY GAMES – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) White Pearl Classics (Blu-ray im KeepCase)

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(c) White Pearl Classics (Blu-ray + DVD im Mediabook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Deadly Games; USA 1982

Genre: Horror, Mystery

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: keine

Bild: 1.85:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 95 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase | Mediabook

Extras: Interview mit Schauspielerin Jere Rae Mansfield, Interview mit Spezialeffekt- und Stuntkoordinator John Eggett | zusätzlich im Mediabook: Film auf DVD, umfangreiches Booklet

Release-Termin: KeepCase + Mediabook: 21.10.2022

 

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DEADLY GAMES – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei White Pearl Classics)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Dangerous Game – Tödliche Spiele (1988)
 
Hotline – Die Stimme des Todes (1982)
 
Höllenfeuer (1972)
 

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