Filmkritik: „Sisu – Rache ist süß“ (2022)

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SISU – RACHE IST SÜSS

(SISU)

Story

 
 
 
Wer einem Finnen sein Gold stehlen will, sollte sich besser auf den Tod gefasst machen – ganz egal ob man eine Armee an Nazis hinter sich hat oder nicht.
 
 
 


 
 
 

SISU – Kritik

 
 
 
„Sisu – Rache ist süß“ ist einer dieser Filme, auf die man sich freuen konnte. Das liegt natürlich an zahlreichen übertriebenen Behauptungen, die davon schwärmten, dass selbst ein John Wick hier einpacken kann, aber auch ganz einfach daran, dass die Prämisse mit ihrer Einfachkeit einladend wirkte. Dem Hype wird das Resultat am Ende nicht ganz gerecht, aber wer einfach mal wieder sein Hirn ausschalten möchte und brutale Action genießen mag, der wird hier absolut bedient!
 
 
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Ende des Zweiten Weltkrieges findet der Goldgräber Aatami endlich den großen Fund in Finnland. Dummerweiser sind auch Nazis in der Gegend, die gerne das Gold haben möchten und eine Begegnung bleibt nicht lange aus. Allerdings wissen die Nazis nicht, dass Aatami nicht irgendwer ist. Der ehemalige Kommandant denkt gar nicht daran, sich sein Gold einfach stehlen zu lassen und bittet die Nazis zum gnadenlosen Kampf. Viel simpler könnte diese Story kaum sein. Es gibt hier wirklich so gut wie gar keinen Hintergrund, nur eben den, dass sich das Geschehen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges abspielt. Der Plot beschreibt dann auch nur die typische „Einer gegen alle“ Geschichte und das Ganze besitzt eigentlich so gar kein Alleinstellungsmerkmal. Dank einiger kreativer Ideen im Drehbuch gelingt es „Sisu“ dennoch ein wenig eigenständig zu wirken. Sei es alleine der Titel, der hier mehrmals erklärt wird oder sei es die Übermenschlichkeit der Hauptfigur – Das Ganze hat schon etwas!
 
 
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Es ist beliebt im Actiongenre, dass die Hauptfigur einfach alle Kontrahenten fertig macht und das wird nicht selten gerne auf die Spitze getrieben. Wahrscheinlich gibt es deshalb auch die teilweise ungerechtfertigten Vergleiche zu „John Wick“. Nein, „Sisu“ hat mit diesen Filmen überhaupt nichts am Hut, selbst wenn hier ebenfalls mehrere Hunde mit dabei sein. Aber in Sachen eines übermenschlichen Helden wird der Film sämtlichen Vertretern mehr als gerecht. Die Hauptfigur, die sich noch wortkarger gibt, als es Charles Bronson jemals hätte tun können, lässt von Anfang an niemals den Zweifel aufkommen, den Kampf gegen die Übermacht nicht bestehen zu können. Jorma Tommila hat wirklich so gut wie kein Wort zu sprechen und überzeugt in der Hauptrolle dennoch famos, weil er eine unglaubliche Präsenz besitzt, die einfach in ihren Bann zieht. Außerdem kauft man ihm diese übermenschlichen Fähigkeiten einfach ab. Die restlichen Darsteller, die allesamt nur kleinere Nebenrollen verkörpern, fallen hingegen etwas ab. So gibt es keinen markanten Endgegner und sowieso werden die Nazis teilweise schon fast als etwas zu dämlich dargestellt. Das braucht die Prämisse aber eben, damit das unrealistische Szenario funktionieren kann.
 
 
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Intensive Unterhaltung entsteht daraus eher weniger, weil das alles zu stumpf gestaltet wurde. Es macht aber sowieso eher den Anschein, als wolle „Sisu“ den Zuschauer einfach nur gut unterhalten und das ist ihm gelungen. Es gibt nur ein paar wenige Momente, wie etwa im kurzen Finale, in denen es minimal unangenehm wird, doch der Feel-Good-Faktor kehrt rettend schnell zurück und man bekommt schon bald wieder das Grinsen im Gesicht. Regisseur Jalmari Helander, der schon mit seinem „Rare Exports“ auf sich aufmerksam machen konnte, pfeift auf Realismus und lässt seinen Helden einfach alles überstehen. Hauptsache die Nazis müssen leiden und nicht mal das wird mit sämtlicher Härte durchgezogen. Denn obwohl „Sisu“ alles andere als harmlos ist, zeigt er nicht alles, was er zeigen hätte können. Das besitzt gleich zu Beginn eine kompromisslose Brutalität, die danach jedoch nur noch vereinzelt vorkommt. Da es so überzogen zur Sache geht, wäre sogar eine Freigabe ab 16 Jahren aus dem momentanen Standard denkbar gewesen. Trotzdem macht die gute Portion Splatter Spaß und dass einige Effekte aus dem Computer stammen, kann man hier einigermaßen gut verzeihen.
 
 
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Mit seinen rund 90 Minuten Laufzeit ist „Sisu“ zudem angenehm kurz ausgefallen. Dabei weiß besonders der Anfang zu gefallen, der sich im Stile alter Western-Klassiker gibt. Dialoge gibt es hier nämlich gar keine zu hören. Dafür gibt es tolle Landschaften und einen einsamen Helden zu sehen, der zudem noch auf einem Pferd reitet. Nach einer Viertelstunde ist mit dieser Ruhe abrupt Schluss und von da an dominiert die Action, die zwar nicht durchgehend vorhanden ist, aber immer wieder sehr brachial erscheint. Spannend ist das Ganze eher weniger, weil auch nie der Zweifel daran besteht, dass der Held es nicht schaffen könnte, aber ein paar abgefahrene Szenen hat man auf jeden Fall erschaffen. Die Szene vor dem Abspann ist dann etwas vorhersehbar, aber trotzdem bekommt man mit „Sisu“ spaßige und kurzweilige Unterhaltung geboten, die zudem noch einen sehr schönen und passenden Score besitzt.
 
 


 
 
 

SISU – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Hirn aus, Augen an und dann einfach genießen. „Sisu – Rache ist süß“ ist ein dialogarmer Actionfilm, der sich auf das Wesentliche reduziert und ein paar herrliche Over-the-Top-Momente kreiert. Die Story ist dabei zu vernachlässigen und gibt nicht viel. Damit geht auch die Figurenzeichnung einher, die eben so gut wie nichts hergibt, aber mit dem Helden hat man dennoch einen einprägsamen Charakter erschaffen, der gerade deshalb so gut funktioniert, weil er mit starker Präsenz gespielt wird. Davon hätte sich der Bösewicht gerne eine Scheibe abschneiden dürfen und spannend ist das gesamte Treiben auch eher weniger. Dafür ist es aber verspielt gestaltet und in Kapitel unterteilt, ist handwerklich gut gemacht und besitzt ein paar abgefahrene Actionszenen, die dann auch nicht an der nötigen Brutalität geizen. Eine etwas bodenständigere Art und Weise, wie z.B. in „Rambo“ (der einen hier nicht selten in den Sinn kommt), wäre an manchen Stellen wünschenswert gewesen, aber das Resultat ist amüsant und erinnert an das gute, alte Exploitations-Kino!
 
 
 


 
 
 

SISU – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Sisu – Rache ist süß“ läuft aktuell in Deutschland im Kino und ist frei ab 18 Jahren. Die Fassung war ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

SISU – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Sony Pictures Germany)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Rambo II – Der Auftrag (1985)
 
Rambo III (1988)
 
John Rambo (2008)
 

Filmkritik: „John Wick: Kapitel 4“ (2023)

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JOHN WICK: KAPITEL 4

(JOHN WICK 4)

Story

 
 
 
John Wick muss sich bereits zum vierten Mal gegen all die bösen Auftragskiller in der Welt zur Wehr setzen und lässt den Bodycount damit in neue Dimensionen aufsteigen.
 
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Kritik

 
 
 
Bereits in meiner Kritik zum dritten Teil von „John Wick“ leitete ich mit dem Satz „John Wick ist ein Phänomen“ ein. Schon dort schrieb ich, dass die Einnahmen von Teil zu Teil gestiegen sind und das Publikum scheinbar nicht genug bekommen kann von dieser Figur. Nun, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, denn geändert hat sich daran absolut nichts. Schon wieder werden innerhalb weniger Tage Rekorde gebrochen und man darf gespannt sein, ob nach diesem Teil wirklich Schluss sein soll mit dieser (zu) lukrativen Reihe. Serien, Spin-off-Kinofilme etc. wurden bereits angekündigt und sind in der Mache, aber ein „John Wick 5“ erscheint alles andere als unrealistisch bei diesen Einspielergebnissen. Vielleicht lässt man sich damit jedoch besser etwas Zeit, denn so phänomenal „John Wick: Kapitel 4“ auch wieder aussehen mag – Die Reihe erschöpft sich so langsam an ihren eigenen Standards.
 
 
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Es erübrigt sich hier an dieser Stelle eigentlich etwas zur Handlung zur schreiben, denn im Endeffekt geht es sowieso wieder nur um das alte Szenario: John Wick muss sich allen stellen, die seinen Tod wollen. Und das sind eben nicht wenige. Manche versuchen es wegen des Geldes, manche werden dazu gezwungen und manche geraten auch einfach nur in die Sache mit hinein. Es war schon spätestens im zweiten Teil dieser Reihe die Kunst, aus diesem Minimum an Handlung das Maximum herauszuholen. Das hat man geschafft indem man eine fiktive Killer-Welt erschaffen hat, die ihren ganz eigenen Regeln folgt. Daran knüpft selbstverständlich auch „John Wick: Kapitel 4“ an. Abermals gibt es ein paar neue Regeln, an die man sich halten muss. Der Zuschauer, der dabei effektiv nachdenkt, der hat sowieso verloren. Man muss das alles so hinnehmen und sollte keine Fragen stellen, denn das würde den Spaß doch deutlich vermiesen. Allerdings fällt schon auf, dass die kreativen Ideen so langsam nachlassen. Entweder weil Derek Kolstad scheinbar als Drehbuchautor nicht mehr mit an Bord war oder einfach, weil es diesem Universum mittlerweile nicht mehr viel hinzuzufügen gibt?
 
 
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Man muss aber so fair sein und sagen, dass die Story in dieser Reihe noch nie die Hauptrolle spielte. Viel wichtiger ist da stylishe Action und hier liefert „John Wick: Kapitel 4“ obligatorisch ab. Alleine für die Schauwerte lohnt sich ein Kinobesuch. Egal ob anfangs kurz in der Wüste, ob mal wieder in einem super-stylishen Club oder ob in Paris – Man bekommt hier zu jedem Zeitpunkt etwas für das Auge geboten. Dabei kann man nicht mal behaupten, dass sich Regisseur Chad Stahelski mittlerweile nicht sogar selbst kopiert. Die meisten Einstellungen und Choreographien kommen einem sehr bekannt und vertraut vor. Und dennoch funktioniert es. Diese Reihe hat seine ganz eigenen Markenzeichen kreiert und diese werden natürlich bedient. So dürfen zahlreiche Nahkampf-Szenen mit Schusswaffen ebensowenig fehlen, wie der Einsatz eines Hundes. Trotzdem gelingt es Stahelski ab und an noch für den „Wow-Effekt“ zu sorgen. Etwa dann, wenn eine Szene komplett aus der Vogelperspektive gedreht wurde. Spätestens dann ist man von dieser Inszenierung doch wieder geflasht und mag all die Schwächen gerne verzeihen.
 
 
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Und Schwächen könnte man genügend finden, wenn man nur ein wenig an der Oberfläche kratzt. Eine sehr offensichtliche, förmlich ins-Gesicht-springende Schwäche ist die Laufzeit von sage und schreibe 169 Minuten! Klar, bisher wurde jeder Teil länger, aber diese Laufzeit erscheint so exorbitant hoch für diese Art von Film, dass man schon von Größenwahn sprechen könnte. Und nein, es hätte diese lange Spieldauer auch auf gar keinen Fall gebraucht. Sie stellt „John Wick: Kapitel 4“ im Endeffekt kein echtes Bein, macht ihn aber weniger kurzweilig, als er hätte sein können. Andererseits ist so Platz für unkonventionelle Entschleunigung. Das bemerkt man besonders in der ersten halben Stunde, in der es fast noch gar keine Action zu sehen gibt. Auch danach lässt man sich immer mal wieder gerne Zeit für ausufernde Szenen, in denen zwar wenig Gehaltvolles von sich gegeben wird, in denen man aber immerhin die Bilder genießen kann. Wenn dann am Ende der Abspann erscheint, fühlt man sich aufgrund der hohen Laufzeit etwas geschafft, fragt sich aber tatsächlich gleichzeitig, ob der Film denn nun wirklich so lang war.
 
 
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Genutzt wird die hohe Laufzeit immerhin dafür, dass man so manch eine interessante Figur in den Raum wirft. Über Keanu Reeves braucht man als Hauptfigur wohl mittlerweile kaum noch zu sprechen. Er bleibt natürlich das Gesicht der Reihe, darf dabei so wortkarg agieren, wie man es gewohnt ist und macht für sein Alter weiterhin eine klasse Figur, selbst wenn man ihm anmerkt, dass die Schnelligkeit einfach nicht mehr vorhanden ist. Viel interessanter ist aber sowieso die weitere Besetzung. Donnie Yen wertet „John Wick: Kapitel 4“ ungemein auf und Scott Adkins zaubert mit seiner Performance einfach nur ein Lächeln auf das Gesicht jedes Fans von B-Action-Movies. Schon nur diese beiden Darsteller lohnen sich, aber es gibt natürlich auch ein Wiedersehen mit Ian McShane als Winston, Laurence Fishburne als König und dem leider erst vor kurzem verstorbenen Lance Reddick als Charon. Außerdem kann Shamier Anderson als Mr. Nobody überzeugen und einen Clancy Brown zu sehen, hat auch noch nie geschadet. Etwas schade bleibt hingegen die Performance von Bill Skarsgård. Nicht weil sie schlecht wäre, aber als neuer „Endgegner“ kann er schlichtweg nicht genügend überzeugen.
 
 
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Dies wiederum liegt auch mit an der Figurenzeichnung, die nicht in allen Fällen gelungen ist. Wenn man ehemaligen Freunden von John Wick einen Hintergrund verleiht, funktioniert das noch solide, aber wenn dann plötzlich der neue Endgegner aus dem Nichts auftaucht und nichts anderes macht, als einfach böse zu sein, ist das nicht markant genug. Da müssen es dann schon eher die markanten Actionszenen richten und wenn diese vorkommen, dann gelingt es ihnen auch. Allerdings sollte man auch hier vorsichtig sein. Für seine enorme Laufzeit besitzt „John Wick: Kapitel 4“ davon nämlich gar nicht so viele, wie man vermuten dürfte. Meistens ist es relativ schnell wieder vorbei. Nur in der letzten Stunde, wenn es den Film Richtung Finale zieht, wird es natürlich mehr. Da werden dann selbstverständlich keine Gefangenen gemacht und es geht übertrieben und brachial zur Sache. Das eigentliche Finale ist mit seiner „Western-Mentalität“ dann auch noch mal sehr sympathisch. Doch selbst wenn der Bodycount innerhalb von Minuten ins zweistellige und innerhalb des gesamten Filmes locker ins dreistellige geht – Brutal wirkt dieses Werk so gar nicht mehr. Explizite Gewalt fehlt vollkommen und jegliches Blut eines Einschusses stammt sichtbar aus dem Computer. Die Effekte sind zwar gut, doch die Freigabe ab 18 Jahren wirkt deutlich überzogen. Würde man ein paar Spitzen schneiden, dann könnte das mittlerweile fast ab 12 Jahren durchgehen, weil einfach alles nur noch überzogen ist und die Gewalt hier nie spürbar wird. Zum Schluss sollen der tolle Score und Soundtrack natürlich nicht unerwähnt bleiben. Beides ergänzt das turbulente Treiben wie immer sehr passend und stimmungsvoll!

 
 

 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„John Wick: Kapitel 4“ macht es einem so leicht, dass es eigentlich schon zu leicht ist. Soll heißen: Wer die Reihe bisher mochte, kann damit eigentlich gar nichts verkehrt machen, aber die Abnutzungserscheinungen sind trotzdem deutlich spürbar. Dass man sich dann noch dazu entschieden hat, dieses „Nichts“ an Handlung auf stolze 169 Minuten Laufzeit aufzublähen, macht es selbstverständlich nicht leichter. Das ist schon weiterhin echt gut gemacht, doch die Figur John Wick verliert so langsam einfach ihren Reiz. Außerdem hat das absolut nichts mehr mit „harter“ Action zu tun, da fast jegliche Brutalität hier den Effekt verliert. Am Ende bleibt ein handwerklich stark gemachter Film mit zu hoher Laufzeit, der wegen seiner Schauwerte dennoch zu unterhalten vermag. In den besten Momenten ist das genial stark gemacht und in den schlechtesten fragt man sich, warum man sich das überhaupt anschaut.
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Zensur

 
 
 
„John Wick: Kapitel 4“ hat schon einige recht deftige Kämpfe zu bieten. Die FSK hat die Kinofassung für Erwachsene ungeschnitten freigegeben. Ins Kino kommt daher nur, wer mindestens 18 Jahre als ist.
 
 
 


 
 
 

JOHN WICK 4 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei LEONINE)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Terrifier (2016)
 
John Wick (2014)
 
John Wick: Kapitel 2 (2017)
 
John Wick: Kapitel 3 (2019)
 
Unknown Identity (2011)
 
Ein Mann sieht rot (1974)
 

Filmkritik: „Piggy“ (2022)

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PIGGY

(CERDITA)

Story

 
 
 
Nicht jeder liebt die Sommerzeit. Für die übergewichtige Sara bedeutet „Sommer“ nur, dass sie ständig mit dem Gelächter, den Urteilen und Beschimpfungen der Schulschönheiten zu kämpfen hat. Doch dann taucht ein mysteriöser Unbekannter im Dorf auf und plötzlich sind Saras Peinigerinnen spurlos verschwunden. Endlich scheint sich jemand für sie einzusetzen. Sara ist die einzige Zeugin der brutalen Tat; ein wortloser Pakt, den keiner von beiden verraten wird, ist geschlossen. Das Verbrechen erschüttert das Dorf und bald beginnen die Ermittlungen. Doch anstatt Licht ins Dunkel zu bringen, setzt Sara alles daran, die Spuren zu verwischen.
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Kritik

 
 
 
Ach, was haben wir uns satt gesehen! Wir befinden uns im Jahr 2023 und stehen seit gut einem halben Jahrhundert im Fokus eines permanenten medialen Trommelfeuers. Die kulturindustrielle Walze hat uns plattgemacht, langsam, sanft und unbarmherzig. Was übrig bleibt, ist ein degenerierter Haufen, deformierte Gestalten mit blutenden Augen und einem konstanten Fiepen in den Gehörgängen. Seien wir also ehrlich: wir können nicht mehr! Wir ertragen kein weiteres Spin-off einer 20teiligen Horrorserie, wir können die ewig gleichen, vorgezeichneten Abläufe nicht mehr sehen, wir wissen, wie die Filme der Kulturindustrie enden, bevor wir auch nur ihre Intros betrachtet haben. Wir sind satt, so satt, dass Piggy auf die Bühnen springen muss, um uns wieder zum Fressen zu zwingen. Aber Moment, wir sind ja erst beim Teaser.
 
 
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Der Film Piggy wurde von Carlota Pereda im Jahr 2019 zunächst als Kurzfilm gedreht, das Konzept erschien jedoch so erfolgreich, dass hieraus im Jahr 2022 ein hundertminütiger Spielfilm entstand. Die Rollenbesetzung bleibt dabei im Großen und Ganzen die Gleiche. Insbesondere die Hauptrolle Sara wird von Laura Galán sowohl im Kurz- als auch im Spielfilm herausragend dargestellt. Letztendlich stellt sich bei einer solchen Metamorphose des Mediums natürlich die Frage, ob ein solcher Film überleben kann. Schließlich handelt es sich bei Kurz- und Spielfilmen um meilenweit entfernte Ausdrucksformen, die in mancherlei Hinsicht schon als Antagonismen betrachtet werden können.
 
 
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Und so sticht hier auch das schlichte Gewand der Handlung heraus: ein dickes Mädchen wird von anderen Jugendlichen des Dorfes permanent aufs Übelste gemobbt bis ein Serienkiller vorbeikommt und die Opfer-Täter Positionen umkehrt. Weder Hintergrundgeschichten noch erklärende Dialoge werden dem Zuschauer für ein tieferes Verständnis der Situation angeboten. Anstelle dessen brilliert Piggy mit Bildern: das zur Fratze verzerrte heulende Gesicht von Carlota Pereda inmitten des widerlichen Mobs, ihre halbnackte bemitleidenswerte Gestalt in der Wildnis und last but not least ihr kurzes Aufbegehren, ihr Wechsel in die Täterposition sind auf ganzer Linie überzeugend. Neben Piggies Bildgewalt überzeugen aber auch die psychologischen Aspekte, die hier eingebaut wurden: die attraktiven Girls, die auch als amerikanische Cheerleader durchgehen könnten, stellen bei Piggy nur mobbende Randfiguren dar. Während wir jahrzehntelang von Angstschreien dieser Figuren in Hauptrollen bekannter US-Produktionen gequält wurden, verstößt Piggy typische Besetzungen des amerikanischen Teenie-Horrors in die Peripherie des Geschehens. So wird der Schwerpunkt der Darstellung provokativ umgedreht. Die Peripherie der Story wird zum Zentrum, der Außenseiter stellt nun die Hauptrolle des Geschehens dar.
 
 
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Dieser Wechsel der Perspektive geschieht in einem Ausmaß, dass schon als zynisch betrachtet werden kann. Das immense Grauen, dass den entführten Schönheiten zustößt, kann als typische Substanz des amerikanischen Horrorkinos verstanden werden. In Piggy wird diese Substanz hingegen nur äußerst reduziert dargestellt, während hierfür das dargestellte Leid der gemobbten Sara in all seiner Trivialität von den Kameras vollständig ausgekostet wird.
 
 
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Piggy wird durch dieses Verfahren zu einem großen Fuck-you-Zeichen an die westliche Kulturindustrie. Sowohl die Auswahl der Protagonisten als auch der Plot stellen sich gegen alles, was dem westlichen Konsummenschen zu eigen geworden ist. Das ästhetische Empfinden des Zuschauers wird hier immer wieder neu auf die Probe gestellt, bis letztendlich die kleine dicke Sara in den Armen des Serienmörders ihre ganz eigene Form der Schönheit gewinnt und wir uns an dem existenziellen Elend der schreienden Cheerleader-Schönheiten laben können.
 
 


 
 
 

PIGGY – Fazit

 
 
 
9 Punkte Final
 
 
 
Piggy überzeugt auf ganzer Linie. Durch den avantgardistischen Stil, die überzeugende Leistung der Schauspieler und die bildgewaltige Darstellung können die mangelnden Hintergrundaspekte und oberflächlichen Dialoge ausgeblendet werden. Piggy funktioniert als ein ästhetisches Gesamtpaket, dass dem kommerziellen Barbie-Horror das Fressbrett stopft und sich gegen die Ästhetik der aufgeblasenen Körperteile stellt. Ein Film der Außenseiter und Randfiguren, der auch im SoWi-Unterricht zum Thema Stigmatisierungsprozesse gezeigt werden könnte. Einziges Manko ist meines Erachtens die Ausweglosigkeit, die im Finale präsentiert wird: sowohl Saras gesellschaftliche Opferrolle als auch ihr kurzzeitiges finales Aufblühen in der Täterposition können sie nicht vom Stigma erlösen. Sie ist verdammt dazu, Piggy zu sein, egal ob sie sich nun einfügt oder an ihren Peinigern rächt. Doch was wäre die Alternative? Wie könnte sie der Gesellschaft entkommen, die sie geschaffen hat?
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Piggy“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

PIGGY – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) PIERROT LE FOU (Blu-ray + DVD im Mediabook)

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(c) PIERROT LE FOU (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Cerdita; Spanien 2021

Genre: Horror, Abenteuer, Drama

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Spanisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.33:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 100 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook | KeepCase

Extras: Kurzfilm PIGGY (2018), Interview mit Regisseurin Carlota Pereda auf dem Fantasy Filmfest, Trailer | zusätzlich im Mediabook: 24-seitiges Booklet inklusive Interview, Poster, Film auf DVD

Release-Termin: Mediabook + KeepCase: 02.12.2022

 

Piggy [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

Piggy [Blu-ray + DVD im Mediabook] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

PIGGY – Trailer

 
 


 
 
 

Oleg Katschingski

(Rechte für Grafiken liegen bei PIERROT LE FOU)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Carrie – Des Satans jüngste Tochter (1976)
 
Schrei wenn Du kannst (2001)
 
The Prank (2013)
 

Filmkritik: „Ash & Dust“ (2022)

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ASH & DUST

Story

 
 
 
In der verschneiten, ländlichen Umgebung Kanadas startet eine Spirale der Gewalt, nachdem ein junger Mann eine altes Schatzkästchen findet.

 
 
 


 
 
 

ASH & DUST – Kritik

 
 
Als großer Fan langsamer, unzugänglicher, kryptischer und dialogarmer Arthouse-Filme, die in erster Linie durch ihre einprägsamen Bilder oder ihre Atmosphäre überzeugen, war ich doch eigentlich sehr glücklich, diesen kanadischen Indie-Thriller rezensieren zu dürfen. Auf der deutschen Blu-ray ist schließlich von einem einzigartigen Filmerlebnis die Rede, von einem „intensive[n] Film, düster und grossartig!“. Und auch die vage auf dem Backcover erzählte Rachestory in farbentsättigter, verschneiter Umgebung, klang genau so, wie ich mir einen solchen Streifen wünschen würde.
 
 

„You can’t outrun faith!“

 
 
Vielleicht ein Hauch Fargo-Feeling, sollte sich „Ash & Dust“ nicht zu ernst nehmen, vielleicht aber auch eher eine dauerhaft angespannte, authentische Thriller-Storyline wie in „Wind River“, was sollte mich nur erwarten? Würde der Film gar so poetisch, eigensinnig und Cormac McCarthy-esk wie „Hold the Dark“ werden? Alles noch gut möglich nach dem leicht billig wirkenden, inhaltlich aber perfekt passenden Intro: In entsättigten Bildern wird festgehalten, wie ein verwundeter, am Bein blutender Mann durch die verschneite Landschaft rennt, dann folgt ein zylindertragender Reiter und erschießt ihn, schnappt sich eine kleine Schatulle.
 
 

„Before you embark on a journey of revenge, dig two graves.“

 
 
Nach diesem durchaus interessanten, wortkargen Einstieg geht es weiter im Hier und Jetzt mit dem weiblichen Sheriff einer Kleinstadt, die mitten auf einem Feld eine gekreuzigte, brennende Leiche findet. Ein tiefer Männerchor röhrt dazu im Soundtrack, kein Wort wird gesprochen und die Opening Signals einen schweigsamen, metaphorischen Rachedramas mit ggf. leicht übernatürlichem Einschlag verfestigen sich. Ein junger Mann mit schwangerer Freundin schaufelt ein Grab für seinen frisch verstorbenen Hund, dabei stößt er auf die mysteriöse kleine Box/Schatulle vom Anfang. Derweil wird im anderen „Handlungs“pfad eine weitere Leiche entdeckt, mit aufgeschossener Brust. Eine Szene später lebt besagte Leiche allerdings noch, da sich langsam aber sicher die achronologische Erzählstruktur von „Ash & Dust“ offenbart, die zusammen mit dem ausbleibenden Dialog, dem quälend langsamen Pacing und der demotivierenden, farblosen und eintönigen Farbpalette endgültig dafür verantwortlich ist, dass man maximal distanziert zu dem Geschehen bleibt. Auch wenn man noch folgen kann, ist alles dermaßen unterkühlt, monoton, oft gesehen und egal, dass jede Chance auf einen neuen „Blue Ruin“ oder auch nur einen durchschnittlichen Gangster-Rachethriller mit Arthouse-Faktor in Rekordzeit vergessen werden kann. Nach 20 Minuten dieses prinzipiell kurzweiligen 84-Minüters hatte ich bereits den Verdacht, dass dieser Film zwar recht atmosphärisch und ganz hübsch auf der Oberfläche ist, nur eben auch unfassbar leer und langweilig dahinter. Aber trotzdem habe ich natürlich noch jede Chance gegeben, hier mehr als einen bemüht minimalistischen, lieblosen Amateurfilm zu sehen – doch dann folgt innerhalb von 15 Minuten die volle Breitseite an dem, dass hier alles nicht klappt.
 
 
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Nachdem wir mit einem einzelnen, kleinen Brocken Backstory vertröstet werden, um auch nur irgendwie am Ball zu bleiben – so wurde die frühere Partnerin unserer weiblichen Protagonistin scheinbar von einer Gang umgebracht – startet eine abermals dialoglose Montage mehrerer Charaktere, die ich kaum kenne und die mir völlig egal sind, dabei, wie sie zu trauriger Klaviermusik bedröppelt gucken, Alkohol trinken oder rudimentären Tätigkeiten nachgehen. Das überstanden, wird ein bärtiger Mann irgendwo im Wald gefoltert; was wohl möglichst hart und schonungslos wirken soll, aufgrund peinlichst unpassender Stock-Sounds aber nur trashig rüberkommt. Auch dabei ist ein Antagonist mit Augenklappe, der an bewusst selbstironische Astron 6-Retrovideos erinnert, aber nicht an irgendeinen auch nur ernst zu nehmenden Charakter oder Film. Und dann, um den Vogel abzuschießen, belohnt dieser unsägliche Blödsinn den ambitionierten Zuschauer noch mit dem mit Abstand miesesten CGI-Tier, das ich in einer langen Zeit gesehen habe. Schallendes Gelächter machte sich breit, denn selbst „The Asylum“, die sich zumeist Welten weniger ernst nehmen, hätten hier einen besseren Job geleistet. Wie dieser Effekt in dieser Form im Film bleiben konnte, ist mir wahrlich schleierhaft – aber immerhin gab es einen kurzen Grund, unterhalten zu sein. Unterhaltung bleibt ansonsten nämlich, ihr könnt es euch schon fast denken, gehörig auf der Strecke. Das wäre bei einem bewussten Brechen von Genrekonventionen, bei einem spektakulär gefilmten oder editierten, oder erzählten Film mit irgendeinem bemerkenswerten Soundtrack auch vielleicht noch in Ordnung, gäbe es hier starke Dialoge oder Charaktere oder Actioneinlagen, Spannung, Gewalt, Erotik, beeindruckende Naturpanoramen, auch nur IR-GEND-WAS als letzten Strohhalm, an den man sich als verwirrter, wahlweise unter- oder überforderter, so oder so aber desinteressierter Zuschauer noch hängen kann.
 
 

„Just tell us where is is and nothing bad happens.“

 
 
Doch dem ist nicht so, bei weitem nicht. Langeweile regiert, Langeweile in optischer Form durch farbentsättigte, ewig grau ausgewaschene, eintönige Bildkompositionen und Settings, inhaltliche Langeweile durch eine simple, konsequenzlose, achronologische Geschichte mit einem Minimum an Dialogen oder Charakteren, für die man sich auch nur annähernd interessiert. Zeit für röhrende Chöre, die in Zeitlupe abgespielte Aufnahmen metaphorisch aufladen sollen, findet dieser Streifen jederzeit – aber wieso einen irgendwas davon kümmern sollte, bleibt schleierhaft.
 
 
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Als Kurzfilm hätte sich „Ash & Dust“ vielleicht noch retten können, da ein unerklärtes Mysterium mit ein paar hübschen, unverbrauchten Bildern für ein paar Minuten Unterhaltung auf jeden Fall reichen kann – doch selbst mit knapp bemessenen 81 Minuten zieht sich diese lachhaft austauschbare, charakterlose Crime-Tale wie Kaugummi, wird zum Finale hin noch einmal richtig absurd und dümmlich, auf Krampf artistisch, in letzter Instanz peinlich
 
 


 
 
 

ASH & DUST – Fazit

 
 
 
2 Punkte Final
 
 
 
Träger, anstrengender, monotoner, langweiliger und ideenloser Pseudo-Arthouse-Drama-Thriller mit einer hässlichen Fassade, unter der sich ein billig inszeniertes Vakuum statt einer Story befindet. Durch ein Fehlen von Charakteren, Subtext, Dialog oder vernünftigem Pacing leider absolut ungenießbar.
 
 
 


 
 
 

ASH & DUST – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Ash & Dust“ ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Wegen einigen von der FSK höher eingestuften Werbefilmchen zu anderen Titeln des Anbieters auf der Disc, befindet sich auf selbiger ein roter FSK-Sticker.
 
 
 


 
 
 

ASH & DUST – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) I-ON New Media (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Ash & Dust; Kanada 2022

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: keine

Bild: 2,39:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 84 Min.

FSK: Film: FSK16 (ungeschnittene Fassung) | Blu-ray wegen Bonus: Keine Jugendfreigabe

Verpackung: KeepCase

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: KeepCase: 24.06.2022

 

ASH & DUST [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

ASH & DUST – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei I-ON New Media)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Stay Out Stay Alive (2019)
 

Filmkritik: „Violation“ (2020)

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VIOLATION

Story

 
 
 
Eine unglücklich mit ihrem Mann zusammen lebende Frau trifft sich mit ihrer entfremdeten Schwester und deren Freund in idyllischer Naturumgebung, wobei alte Narben wieder aufreißen.
 
 
 


 
 
 

VIOLATION – Kritik

 
 
Der Orchestersoundtrack stimmt an Opern oder klassische Musik erinnernde Melodien an und unterlegt damit die ersten Einstellung eines nebligen Sees im Wald, deren Schärfebereich sich langsam verlagert. Anschwellende Vogelgesänge und Zeitlupenaufnahmen eines unfassbar hübschen Wolfes gesellen sich dazu, vermitteln eine Arthouse-Atmosphäre und Naturverbundenheit, bevor Donner einsetzt und Unheil androht.
 
 
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Angespannte Klänge untermalen nun eine ansonsten stille Autofahrt, verschnitten mit hübsch komponierten, künstlerischen Umgebungsaufnahmen. Ganz im Kontrast zu der auf Eis liegenden Stimmung im Auto des scheinbar unglücklichen Paars steht nun die ausgelassene, freundliche Atmosphäre der Gastgeber; eines jungen Pärchens mit Grundstück direkt am Wald. Die folgenden Szenen charakterisieren unsere Protagonistengruppe nun durch natürliche, glaubhafte und realistische Einstellungen sowie Dialoge, Diskussionen und Andeutungen, präsentiert abermals mit klassischer Musik, gespiegelten Shots, symmetrisch durchkomponierten Bildern der herumtollenden, zu zweit durch den Wald ziehenden, grillenden oder den Trip aufgrund einer langsam kippenden Stimmung verlassen wollenden Handlungsträger. „Handlung“ ist dabei auch ein gutes Stichwort, denn wenn nach knapp einer halben Stunde erstmalig überdeutliches Foreshadowing kommt und durch aufbrausende Geigen erstes Konfliktpotential entdeckt wird, scheint die Richtung schon recht eindeutig – nur bleiben dem Film zu diesem Zeitpunkt noch etwa 80 Minuten für den Ablauf der geteasten Ereignisse und wem das deutlich zu lang vorkommt, der liegt leider wirklich nicht falsch: Denn „Violation“ kann zwar für etwa eine halbe Stunde gewinnbringend seine Charaktere aufbauen, den Konflikt etablieren und in einer sehr langen, unerwartet mutigen Szene für Spannung sorgen – hat danach aber auch wirklich mit enormer Überlänge zu kämpfen.
 
 
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Die Erzählstruktur dieses Films sorgt nämlich dafür, dass sowohl die Frage nach dem „Was?“ als auch die nach dem „Warum?“ nach weniger als der Hälfte der Laufzeit beantwortet werden, was nur noch weniger interessantes Füllmaterial, Nebenstränge, Detailfragen und natürlich ewige, elegische Zeitlupenszenen mit Chorsoundtrack zur Zwangsästhetisierung lässt, um die restliche Stunde zu füllen. Und während die Aufnahmen des Wolfs zu Beginn des Films noch charmant waren und punkten konnten, hat jede weitere nichtssagende, den Plot auf oberflächlichste Weise metaphorisch noch einmal und noch einmal wiederkauende „Arthouse“-Szene mich später nur noch zum Augen-aus-dem-Kopf-Rollen gebracht. Wann immer die Geschichte sich erzählt, nimmt sie sich viel Zeit für realistische und lange Dialogszenen – diese wären jedoch nur dann clever oder spannend, wüsste man nicht schon längst, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Dass die tragisch-unangenehme Schlüsselszene des Films dann noch erneut so ästhetisch und „erhebend“ inszeniert wird, ist dabei nicht ganz unproblematisch, kann ohne Spoiler aber nicht sinnvoll ausdiskutiert werden.
 
 
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Die Mischung aus ätzend langsamer Arthouse-Überinszenierung, extrem vorhersehbaren – sowie zu dem Zeitpunkt bereits belanglosen – Dialogszenen, einigen schwer nachvollziehbaren Entscheidungen in Schlüsselmomenten und einer immer wieder zu nüchternen, ruhigen und distanzierten Erzählhaltung ist es also, die dafür gesorgt hat dass dieser Film bei mir leider größtenteils für Langeweile gesorgt hat und so gar nicht wirken konnte. Was das jedoch keinesfalls heißen soll, dass „Violation“ ein handwerklich, technisch schlecht gemachter Film sei – das Editing ist zweckdienlich und teils sehr pointiert, die Bilder sind immer wieder überzeugend, das Sound-Design wirkt professionell. Auch der Cast überzeugt durch die Bank weg, gerade Hauptdarstellerin und Regisseurin Madeleine Sims-Fewer liefert eine mitreißende und persönlich wirkende Performance, aber auch Anna Maguire und Jesse LaVercombe wissen ihren Rollen Leben und Charakter einzuhauchen, ohne dass man es hier nur mit sympathischen, nachvollziehbaren Stereotypen zu tun hätte.
 
 
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Fans simpler, aber psychologisch unterfütterter und hochwertig produzierter Dramen mit Genreeinschlag können „Violation“ also sicherlich mal eine Chance geben, denn wirklich im Argen liegen hier nur das Script sowie eine Szene, was beides subjektiv ist. Von Filmfehlern, einem allzu unrealitischen Plot oder misslungenen Effekten kann hier keine Rede sein – mir hat die Struktur aber trotzdem den Genuß genommen.
 
 


 
 
 

VIOLATION – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Überlanger, erst zu viel zu schnell, dann zu wenig zu langsam erzählender Drama-Thriller mit einigen hübschen Bildern und überzeugend gespielten Parts. Dennoch, wenn ich noch eine verdammte nichtssagende Zeitlupenszene mit Chor im Hintergrund erdulden muss, wars das endgültig mit meiner Toleranz für minimalistische, hochpolierte Langweiler.
 
 
 


 
 
 

VIOLATION – Zensur

 
 
 
„Violation“ wurde im April 2022 erstmals in Deutschland in vier Mediabook-Auflagen veröffentlicht. Diese waren FSK-ungeprüft und ungeschnitten. Mitte Juli 2022 erschien die von der FSK geprüfte Kaufhausfassung im günstigeren KeepCase. Die darin enthaltene Fassung ist ebenso ungeschnitten und frei ab 18 Jahren. Angesichts einiger sehr realistischer Gewaltmomente in Zusammenhang mit Rache-Thematik mutet es seltsam an, dass „Violation“ eine ungeschnittene FSK-Freigabe erhalten hat. Offenbar hatte die FSK einen guten Tag. Vor einigen Jahren wäre ein Film wie „Violation“ niemals komplett durch die FSK gekommen.
 
 
 


 
 
 

VIOLATION – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Nameless Media | Eurovideo Medien (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Nameless Media (Blu-ray + DVD im Mediabook – jeweils auf 444 Stück limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Violation; Kanada 2020

Genre: Horror, Drama, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 107 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase, Mediabook

Extras: Blu-ray gemastert von einem 4K Master, Redband-Trailer, Greenband-Trailer, Treffe die Filmemacher, zusätzlich im Mediabook: Film auf DVD, Booklet

Release-Termin: Mediabooks: April 2022 | KeepCase: 14.07.2022

 

Violation [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

VIOLATION – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Nameless Media | Eurovideo Medien)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Autumn Blood – Die Zeit der Rache (2013)
 
Elle (2016)
 
Get My Gun – Mein ist die Rache (2017)
 

Filmkritik: „The Retaliators“ (2021)

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THE RETALIATORS

Story

 
 
 
Als die Tochter eines Pastors brutal ermordet wird, dürstet es dem Mann Gottes nach Rache und diese führt noch in viel finstere Gefilde, als er sich vorstellen kann.
 
 
 


 
 
 

THE RETALIATORS – Kritik

 
 
 
Metal bzw. Hard Rock und Horrorfilme gehen schon gerne mal Hand in Hand, haben aber vor allen Dingen in jüngster Vergangenheit immer mal wieder eine schöne Symbiose erfahren dürfen. Bei „The Retaliators“ geht es zwar thematisch überhaupt nicht um Musik, doch da der Film von Better Noise Films produziert wurde, die auch das Label Better Noise Music führen, bekommt man hier einen umfangreichen Soundtrack zu hören und zudem treten einige Herrschaften des Alternative Metals oder auch des Hard Rocks auf. Ob das alleine jedoch für einen guten Film ausreicht?
 
 
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Mitnichten! Schon beim Drehbuch fangen die Probleme an, denn „The Retaliators“ wurde ganz schön durchwachsen geschrieben. So ist bereits der Einstieg holprig geraten. Nachdem einem kurz klar gemacht wurde, dass da eine große Gefahr lauert, beginnt die Einleitung mit Vater und Töchtern. Hier verschwendet man allerdings seine Zeit, denn eine echte Beziehung ist für den Zuschauer niemals greifbar und die Szenen besitzen keine Wirkung. Auch der lange Dialog bei einem Drogendealer wirkt gänzlich austauschbar. In der ersten Hälfte häuft sich die Frage, was das Ganze denn eigentlich soll und es dauert wirklich zu lange, bis die ziemlich simple Story mal auf den Punkt kommt. Sobald sich das Geheimnis jedoch lüftet und man das erzählerische Experimentieren hinter sich lässt, kann „The Retaliators“ deutlich mehr punkten. In der zweiten Hälfte wirkt das wie eine Mischung aus „7 Days“ und „Haus der Vergessenen“. Glaubwürdig ist das alles nicht, reichlich übertrieben dafür allemal und so richtig originell will der Mix leider nicht wirken. Dafür muss man der Geschichte jedoch lassen, dass sie anfangs nicht zu vorhersehbar ist.
 
 
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Darstellerische Höchstleistungen sollte nun ebenfalls niemand erwarten, wobei der Film trotzdem ganz solide gespielt wird und mit einigen bekannten Namen aufwartet. Bekannt natürlich nur dann, wenn man gerne moderne Metal-Acts wie „Five Finger Death Punch“ oder „Papa Roach“ hört. So sind z.B. Ivan Moody, Zoltan Bathory und Jacoby Shaddix zu sehen. Aber auch Tommy Lee (Mötley Crüe) schaut mal vorbei. Das sind alles eher kleinere Rollen in denen nicht viel geschauspielert werden muss, die aber auch keineswegs fehlplatziert wirken. Die Arbeit der „echten“ Darsteller übernehmen dann Michael Lombardi (etwas fehlbesetzt), Marc Menchaca (reichlich düster) und Joseph Gatt (was für ein Tier!). Dies machen sie insgesamt brauchbar und dass die ganzen Typen nicht markant wären, kann man nun wirklich nicht behaupten. In einer winzig kleinen Rolle ist sogar Robert Knepper zu sehen. Die Figurenzeichnung bleibt allerdings höchst platt und legt es nicht gerade darauf an glaubwürdig zu wirken. Hier ist alles konstruiert und künstlich.
 
 
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Diese Tatsache stellt der Machart ab und zu ein Bein, denn lange Zeit kann sich „The Retaliators“ nicht so richtig entscheiden, was er eigentlich darstellen möchte. So wirkt er anfangs wie ein langweiliges Drama und mutiert dann zu einer Art düsterem Thriller. Gerade in diesem mittleren Teil wäre es wichtig gewesen, dass die Charaktere organisch wirken, was eben leider nicht der Fall ist. So verpufft hier auch die wohl gewünschte Wirkung. Sobald sich der Film dann aber auf das besinnt, was er im Endeffekt wohl am ehesten sein möchte, nämlich knallharter Horror, wird es schlagartig besser. Die letzte halbe Stunde ist schon ein Highlight. Hier gibt es viel Action und brachialen Splatter zu betrachten. Harmlos ist das nun echt nicht und die Effekte stammen überwiegend von Hand, was schön anzusehen ist. Dass der Soundtrack aus viel härterem Rock besteht, passt bei der Besetzung und dem Label natürlich und war zu erwarten.
 
 
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Hier besitzt „The Retaliators“ auch immer ein wenig Videoclip-Ästhetik, was nicht verwunderlich ist, denn das Regie-Duo Samuel Gonzalez Jr. und Bridget Smith haben auch beide schon Musikvideos gedreht. Aber neben einigen Kurzfilmen auch bereits ein paar Filme. Eine gewisse Erfahrung sieht man dem Resultat durchaus an. Optisch ist das alles schon ansprechend gestaltet. Wenn die harten Rocker sich in Nacht-Clubs aufhalten, die Musik dazu laut dröhnt, ist das zwar nichts, was man optisch nicht bereits kennt, seine Wirkung erzielt das aber dennoch. Sowieso kann man der Inszenierung kaum Vorwürfe machen. Am ehesten den, dass man hier etwas unentschlossen war, ob man es nun ruhig und nachdenklich oder doch möglichst laut und hektisch gestalten will. So ist jedoch immerhin für Abwechslung gesorgt, die sich auch durch die gesamte Atmosphäre zieht. Was in einem Moment nämlich noch düster und leise erscheint, ist im nächsten schon total chaotisch und schrill.

 
 


 
 
 

THE RETALIATORS – Fazit

 
 
6 Punkte Final
 
 
„The Retaliators“ besitzt genauso viel Licht, wie auch Schatten. Zu den Schattenseiten gehört auf jeden Fall das durchwachsene Drehbuch, welches gerade die Einleitung ganz schön versemmelt und viel zu lange nicht richtig auf den Punkt kommen will. Dafür kann sich die handwerkliche Arbeit sehen lassen und die Inszenierung bereitet einige hübsche Szenen auf. Die Darsteller werden nicht unbedingt gefordert, machen ihre Sache jedoch brauchbar und es macht schon Spaß, dass der Film stark in der Metal/Hard-Rock-Welt verankert ist. Leider ist die Figurenzeichnung ziemlich schwach geraten und man kauft hier niemanden seine Rolle so richtig ab. Entschädigung gibt es dafür vor allen Dingen im starken Finale, in dem es richtig krachen darf. Hier löst sich „The Retaliators“ von seiner Unentschlossenheit und bietet ein schönes Splatter-Fest. Ist die etwas wirre und unnötige erste Hälfte also erst mal überstanden, macht der Film letztendlich doch noch Spaß
 
 
 


 
 
 

THE RETALIATORS – Zensur

 
 
 
„The Retaliators“ ist alles andere als harmlos. Zwar wird nicht jede Gewalt-Szene explizit gezeigt, doch gerade im Finale splattert es gewaltig. Außerdem bekommen Filme mit Selbstjustiz-Thematik in Deutschland sowieso gerne höhere Freigaben. WSollte es „The Retaliators“ ungekürzt nach Deutschland schaffen, wird der Streifen einen roten Sticker erhalten.
 
 
 


 
 
 

THE RETALIATORS – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Better Noise Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Haus der Vergessenen (1991)
 
7 Days (2010)
 

Filmkritik: „Catch the Fair One – Von der Beute zum Raubtier“ (2021)

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CATCH THE FAIR ONE – VON DER BEUTE ZUM RAUBTIER

(CATCH THE FAIR ONE)

Story

 
 
 
Kaylee hat sich geschworen, ihre Schwester wieder zu finden, koste es was wolle.
 
 
 


 
 
 

CATCH THE FAIR ONE – Kritik

 
 
 
Es scheint mir wirklich, je ausgegorener und entschlackter, tonal überzeugender und kurzweiliger, spannender und alles in Allem gelungener die Filme, desto kürzer und simpler können auch meine Reviews gehalten werden – „Catch the Fair“ One ist ein spannender, geradliniger und rauher Thriller, der Realismus höher priorisiert als Stilisierung oder Action und wenn man jetzt noch einen Einblick in die Story kriegt, ist auch fast schon alles gesagt.
 
 
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Die Boxerin Kaylee trainiert vor ihrem nächsten Kampf auf einem roten Teppich, über Wasser halten tut sie sich und ihre Tochter mit einem Job als Kellnerin. Da ihre Schwester Weeta vor einiger Zeit verschwunden ist, kanalisiert sie die Frustration und den Schmerz dieser Erfahrung sichtlich in den Kampfsport, was Kali Reis‘ äußerst physische Performance vom ersten Moment an deutlich werden lässt. Seit nunmehr zwei Jahren fehlt Weeta in ihrem Leben und jede Spur fehlt, seit nunmehr zwei Jahren gibt sich Kaylee dafür die Schuld und verletzt sich selber. Ein einzelner, wuchtig inszenierter Kampf gegen einen echten Berg von Mann, ein unterkühltes bis feindseliges Gespräch mit ihrer entfremdeten Mutter – dann startet auch schon die Anspannung.
 
 
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Denn die eine Fährte, die nach zwei Jahren dann eben doch an die Oberfläche gelangt, ist die einer Menschenhändlerorganisation, die junge Frauen zwangsprostituiert – und die Kaylee nun, ganz im Foxy Brown-Style unter dem Deckmantel einer weiteren Prostituierten, unterwandern will. Doch da hören die Parallelen auch schon wieder auf, denn während Foxy Brown bei aller sozialpolitischen Relevanz so leichtfüßig wie exploitativ daherkommt, ist „Catch the Fair One“ hingegen an bitteren, unverblümt realistischen Szenen interessiert, die ohne unnötige Drastik einfach konzeptionell so unangenehm sind, dass sie sich beim Zuschauer einbrennen. Szenen ohne Kleidung sind hier nicht sexy und dienen nicht der voyeuristischen Befriedigung des male gazes, sondern sind beklemmend, Menschen abwertend und objektifizierend, nie erstrebenswert. Das Verabreichen von Heroin ist keine trippige, psychdelische oder halbnackte Szene sondern tut beim Zusehen weh, auch weil der Kontext hier besonders perfide ist. Vom selbstzweckhaften „misery porn“ oder einer insgesamt unangenehmen Filmerfahrung distanziert sich Josef Wladykas Debütwerk trotzdem mit Leichtigkeit, denn dafür ist man als Zuschauer zu investiert in den Charakter und die Story, dafür ist die Inszenierung zu wertig, dafür ist der Soundtrack zu imposant, nervös und bedrohlich, Spannung verursachend. Wer aufgrund solcher Beschreibungen und einer Boxerin als Protagonistin jetzt viel Action erwartet oder ausgefeilte Straßenkampf-Konfrontationen, der liegt allerdings falsch.
 
 
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Konfrontationen gibt es wenige, aber die die es gibt sind kurz und schmerzhaft, nüchtern und realistisch. Das Editing ist unauffällig und routiniert, die Bildsprache ikonisiert teils die Protagonistin, wirkt aber nie zu künstlich. Und auch wenn der weitere Verlauf der Handlung dieses gerade einmal 78 Minuten kurzen Films recht schnörkellos verläuft und man keine großen Überraschungen erwarten darf – so reicht das bei einer derart humorlosen, gnadenlosen und geerdeten Inszenierung auch einfach aus, um mitzufühlen, mitzuleiden und sich auf die spannende Gradwanderung der Identifikation zu begeben. Denn auf wessen Seite man in welcher Szene ist, wen man noch nachvollziehen kann und wen nicht, das ist sicherlich eine kleine Diskussion wert. Das Finale zeigt dann noch einmal, fast schon frech grinsend, wo eben der Unterschied zwischen einem „Taken“, einem Hollywood-Actionfilm mit Klischeeeinlagen und dem typischen Ende, und einer so viel mehr Einschlagswucht und Unterschied machenden Produktion wie „Catch the Fair One“ liegt – Chapeau!
 
 


 
 
 

CATCH THE FAIR ONE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Rauer, realistischer, nüchterner und trotzdem äußerst spannender, effektiver Thriller mit starker Hauptdarstellerin.
 
 
 


 
 
 

CATCH THE FAIR ONE – Zensur

 
 
 
„Catch the Fair One – Von der Beute zum Raubtier“ hat von der FSK in der ungeschnittenen Filmversion eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten.
 
 
 


 
 
 

CATCH THE FAIR ONE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Meteor Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Catch the Fair One; USA 2021

Genre: Krimi, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.78:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 85 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: KeepCase: 03.03.2023

 

Catch the Fair One – Von der Beute zum Raubtier [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

CATCH THE FAIR ONE – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Memento Films International | Meteor Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Peppermint: Angel of Vengeance (2018)
 
Colombiana (2011)
 
Hard Candy (2005)
 

Filmkritik: „Bloodline“ (2018)

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BLOODLINE

Story

 
 
 

Der Vertrauenslehrer einer High School nimmt private Probleme zum Anlass, um seine Wut an all jenen auszulassen, die den Schülern in seinen Sitzungen Böses wollen.

 
 
 


 
 
 

BLOODLINE – Kritik

 
 
 
RYAN REYNOLDS hat es in THE VOICES getan, ELIJAH WOOD konnte es im Remake zu MANIAC nicht lassen und auch ZAC EFRON hat in EXTREMELY WICKED, SHOCKINGLY EVIL AND VILE versucht, das ihm auferzwungene Image des smarten Hollywood-Schönlings abzuschütteln. In allen erwähnten Filmen haben genannte Schauspieler die Rollen getauscht und sich von anderen Seiten gezeigt. Statt sympathische Chaoten zu verkörpern, mutierten sie zu Serienmördern, die nur eines im Sinn hatten: kaltblütig zu morden. Genau Gleiches hat jetzt auch SEANN WILLIAM SCOTT vor. Der avancierte über Nacht als Partyschmeißer Steve Stifler in der erfolgreichen Teeniekomödie AMERICAN PIE zum Publikumsliebling und wurde diese Rolle nicht mehr los. Alle zukünftigen Filmauftritte schlugen in ähnliche Kerbe. Etwas, das der Schauspieler jetzt mit BLOODLINE ändern möchte.
 
 
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Darin spielt er den kühlen Ehegatten Evan, der sich sein Brot als Vertrauenslehrer an einer High School verdient. Doch der Alltagstrott wird durch gute Nachrichten unterbrochen. Zusammen mit Frau Lauren erwartet er ein Kind. Großes Glück, das bald einschlägige Veränderungen mit sich bringt. Die frischengebackenden Eltern sind nämlich mit ihrer Rolle überfordert. Der Säugling schreit und will kein Gramm zunehmen. Eine Belastung, die vor allem Evan zu einer besonderen Art des Stressabbaus zwingt. Er greift zum Messer und ermordet kurzum die Erziehungsberechtigten jener Schüler, die ihre Kinder missbrauchen und körperlich züchtigen. Leider ist Wut allein keine Rechtfertigung für Mord. Eine Tatsache, die auch unser Antiheld einsehen muss. Bald werden nämlich die Leichen seiner Opfer gefunden und die Gesetzeshüter kommen dem Familienvater auf die Schliche.
 
 
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Gutaussehender Publikumsliebling in böser Rolle, die SEANN WILLIAM SCOTT ganz gut steht. Für das für Horrorfilme bekannte Horrorstudio BLUMHOUSE PRODUCTIONS macht er mal keine Späße und bleibt bierernst. Damit wandelt auch die Schockerschmiede auf neuen Pfaden. Anders als die bisherigen von JASON BLUM produzierten Streifen ist BLOODLINE erstaunlich erwachsen und fokussiert kein junges Publikum. Zwar bleiben die Bilder glattgebügelt. Dafür sind die Figuren diesmal nicht so schönoperiert wie in den meisten Genre-Werken der amerikanischen Horrorfilmschmiede. Doch damit nicht genug. BLOODLINE ist der erste von JASON BLUM produzierte Streifen, der auch in puncto Gewalt neue Kapitel aufschlägt. Was sich die Spezialeffekte-Macher hier haben einfallen lassen, ist schon hart anzusehen. Zu sehen gibt es krude Mordsequenzen, die lang zelebriert werden. Offenbar zu hart für die hiesige FSK. Laut Labelinformationen wollte die Prüfbehörde anfänglich keine Freigabe erteilen. Bei so detailreichen Ansichten aufgeschlitzter Kehlen kein Wunder. Zartbesaitete Zuschauer werden an dieser Stelle gewarnt, denn BLOODLINE geht mit seinen Opfern nicht zimperlich ins Gericht.
 
 
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Dennoch sollte erwähnt werden, dass das hier vorliegende Psychogramm eines Serienmörders mit Mühe und Not am Ende doch ungeschoren das Prüfgremium passieren konnte. Leider scheint die Bezeichnung „Psychogramm“ etwas weit hergeholt. Die Erklärungen für das Morden wurden aus der Horror-Klischee-Kiste hervorgekramt und sind Bodensatz. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Psyche unseres Antihelden findet kaum Beachtung. Stattdessen wird die Ursachenforschung im Eiltempo abgehakt, damit dem blutigen Treiben mehr Zeit eingeräumt werden kann. Mal wieder ist die Mutter an allem schuld. Killer Evan musste in Kindertagen mit ansehen, wie der boshafte Stiefvater Aggressionen an der Mutter ausgelassen hat. Die Folge: ein Ödipussreflex. Klingt hanebüchen – ist es auch. Aber von Horrorfilmen erwartet man keine intellektuelle Unterhaltung.
 
 
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Fakt ist, dass BLOODLINE trotz oberflächlicher Erklärungen ein ganz passabler Thriller ist, der einen Vertrauenslehrer zum ultimativen Rächer gepeinigter Schüler umfunktioniert und dabei überraschend spannend bleibt. Der Zuschauer wird begleitend vom aggressiven Score von Mord zu Mord getrieben. Die Stimmung bleibt kühl und düster. Damit schwimmt der durchgestylte Serienkiller-Thriller auf der aktuell beliebten Selbstjustiz-Welle, die sich seit JOHN WICK, EQUALIZER und dem Remake zu DEATH WISH in Genre-Kreisen wieder großer Beliebtheit erfreut. Es wird gerächt und gemordet, als gebe es keinen Morgen mehr. Ein paar unerwartete Wendungen gibt es inklusive. So werden all jene gut bedient, die eine Leidenschaft für diese Art von Filmen besitzen. Dass BLOODLINE als Hollywood-Produktion in Sachen Ästhetik eine hervorragende Figur macht, dürfte den Streifen in die Karten spielen. Kann man schauen.
 
 


 
 
 

BLOODLINE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Böser, konsequenter und eiskalter Serienkiller-Thriller mit ordentlichem Härtegrad aus dem Hause Blumhouse. BLOODLINE ist keine ernstzunehmende Charakterstudie eines Serienmörders, der unentdeckt mordet. Gezeigtes strotzt vor Horror-Klischees und erinnert oft an die TV-Serie DEXTER. Was aber ganz gut gefällt, sind Look und die Wandelbarkeit von Darsteller SEANN WILLIAM SCOTT. Der verkörpert hier einen ruhigen und in sich gekehrten Killer und distanziert sich so von seinem Blödel-Image. Statt Späße unter der Gürtellinie und Idioten-Humor überzeugt der AMERICAN PIE-Star mit permanenter Ernsthaftigkeit. Etwas, das dem Schauspieler sehr gut steht. Dieser sollte sich öfters in derartigen Rollen zeigen.
 
 
 


 
 
 

BLOODLINE – Zensur

 
 
 
Schenkt man dem Label NAMELESS MEDIA Glauben, soll BLOODLINE anfänglich große Probleme mit einer FSK-Freigabe gehabt haben und erhielt keine Freigabe. Die Begründung: „Von Jugendschutzrelevanz sind die zahlreichen kaltblütigen, expliziten Tötungen von Evans wehrlosen Opfern“. Darum wurde der Streifen vor der regulären deutschen Kaufhausfassung mit SPIO/JK-Kennzeichnung im Mediabook von NAMELESS MEDIA veröffentlicht. Offenbar hatte aber die FSK letztendlich doch Gnade und erteilte dem Streifen in ungeschnittener Form überraschend eine FSK-Freigabe mit rotem Freigabe-Flatschen. Das verwundert aufgrund der Härte, hat aber zur Folge, dass BLOODLINE nun vom eigentlichen Lizenzinhaber LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT als KeepCase und im limitierten Steelbook ungeschnitten in die Kaufhäuser gebracht werden kann. Horrorfilmfans wird das freuen.
 
 
 


 
 
 

BLOODLINE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Lighthouse Home Entertainment (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Lighthouse Home Entertainment (Blu-ray im limitierten Steelbook)

(c) Nameless Media (Blu-ray + DVD im Mediabook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Bloodline; USA 2018

Genre: Horror | Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 97 Min.

FSK: Mediabooks: Spio/Jk-geprüft (ungeschnittene Fassung) | Keepcase / Steelbook: keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase im Wendecover + Steelbook + Mediabook

Extras: Trailer, Trailershow | zusätzlich im Mediabook: Booklet und Hauptfilm auf DVD

Release-Termin: Mediabook: 16.10.2020 | Keepcase: 26.02.2021 | Steelbook: 23.04.2021

 

Bloodline [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

Bloodline [Blu-ray im Steelbook] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

Bloodline [Blu-ray + DVD im Mediabook – Cover A] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

Bloodline [Blu-ray + DVD im Mediabook – Cover B] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

BLOODLINE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen stammen von Lighthouse Home Entertainment / Nameless Media)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Maniac (1980)
 
Dahmer (2002)
 
Alexandre Ajas Maniac (2012)
 
Scars of Xavier (2017)
 
Simon Killer (2012)
 

Filmkritik: „Party des Grauens“ (1976)

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PARTY DES GRAUENS

(DEATH WEEKEND | INFERNO IM MOOR | THE HOUSE BY THE LAKE)

Story

 
 
 

Der schmierige Zahnarzt Harry bumst gerne und lädt sich in diesem Sinne das ehemalige Model Diane in seine Ferienhütte ein. Er erzählt ihr zwar, dort würde eine Party steigen, sagt aber nicht, dass außer ihr und ihm (und seinem Aal) eigentlich keine weiteren Gäste eingeplant sind. Auf dem Weg ins ländliche Kanada legen sich die beiden mit dem angesoffenen Sportwagenfahrer Lep und seinen räudigen Kumpels an, als der die Power seiner Karre präsentieren will. Es kommt wie’s kommen muss und die Unholde lauern dem Pärchen, das keins ist, auf und veranstalten eine Menschenschinderei nach alter Väter Sitte.

 
 
 


 
 
 

PARTY DES GRAUENS – Kritik

 
 
 
William Fruet, mit strammen 87 noch immer unter den Lebenden, kann auf eine ungemein fruchtbare Karriere als Regisseur und Drehbuchdoktor zurückblicken. Neben zahllosen Episoden von Fernsehserien aller erdenklicher Genres fertigt der Kanadier in den Siebzigern und Achtzigern ein paar sichtlich kostengünstige aber sehr unterhaltsame Horror- und Exploitationfilme an, von denen der äußerst asoziale Backwoods-Schänder TRAPPED (1982) besonders erwähnenswert ist. 1976 entsteht, als Fruets zweiter Film, PARTY DES GRAUENS. Der ist nicht minder derb.
 
 
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In der wichtigsten Rolle des Films, als Drecksacks Lep nämlich, sehen wir Don Stroud, einen echten Beach Boy und Surfer erster Generation aus Hawaii, den es über die Arbeit als Stuntman irgendwann vor die Kamera geführt hat. Aus Interviews geht hervor, dass der Mann in Wirklichkeit ein ziemlich relaxter und dufter Typ ist. Das hält ihn aber nicht davon ab, in neun von zehn Rollen Lumpenhunde und Galgenstricke liederlichster Garnitur zu verkörpern. PARTY DES GRAUENS lässt ihn ein weiteres Mal alle Register seines schurkischen Könnens ziehen. Lep ist ein Baddie-Charakter, den man als Zuschauer vom ersten Auftritt an mit dem Schritt voran in eine Kreissäge werfen möchte. Das treue Gartengerät Häcksler wäre auch okay. Zusammen mit seinen debilen Kumpanen frönt der Saubock Schnaps und Marihuana in ungesundem Maß, was der Enthemmung im Quälen der Gefangenen ordentlich die Sporen gibt. Meine Herren!
 
 
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Vorbild der Produktion könnte durchaus Sam Peckinpahs STRAW DOGS – WER GEWALT SÄT sein. Der gilt in seiner Schonungslosigkeit schließlich als Klassiker unter den Filmen, in denen unbescholtene Protagonisten von Mordbrennern besucht und terrorisiert werden. Dort wie hier muss der belästigte Bürger das innere Wildschwein befreien, um den Spieß irgendwann in rächender Absicht herumzureißen. Diese Aufgabe fällt maßgeblich der armen Diane zu, was PARTY DES GRAUENS sogar noch eine als feministisch zu lesende Nuance verleiht.
 
 
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Angesiedelt zwischen der guten alten Menschenjagd, den Regeln des Rachefilms und dem, was man heutzutage Home Invasion nennt, nimmt der vom späteren GHOSTBUSTERS-Regisseur Ivan Reitman produzierte Fiesefilm hier – im Gegensatz zu Lep und seinen Teufeln – keine Gefangenen. Das wussten zu seligen Videozeiten auch die Zensurteufel verschiedener Länder und so landet der Film im panischen England zum Beispiel auf der ebenso berühmten wie paranoiden Liste der Video Nasties. Auch hierzulande hat Fruets grober Kino-Keil seinerzeit keinen leichten Stand. Das wird jetzt vielleicht anders.
 
 
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PARTY DES GRAUENS – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Komischer Titel, ist doch der Auslöser der ganzen Misere im Wald, dass die Party gar nicht stattfindet. Nichtsdestotrotz ist William Fruets Film ein Mosaikstein im großen Bild der Seventies-Exploitation, den der Schweinefilmliebhaber von Rang mit Vergnügen seiner Videothek einverleiben wird.
 
 
 


 
 
 

PARTY DES GRAUENS – Zensur

 
 
 
PARTY DES GRAUENS lief im Kino ungeschnitten und frei ab 18 Jahren. Im Jahr 1983 wurde der Film indiziert und wurde nach Ablauf der 25 Jahre auf Liste A folgeindiziert. Das ist bis heute so. Doch NSM RECORDS interessiert das nicht. Das Filmlabel aus Österreich hat sich die Rechte geschnappt und den indizierten Streifen ungeschnitten zum ersten mal im deutschsprachigen Ausland auf Blu-ray veröffentlicht. Der Filmfan hat die Wahl zwischen diversen Mediabooks und einer Blu-ray KeepCase. Die auf den Scheibe gepresste Fassung ist ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

PARTY DES GRAUENS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) NSM Records (Blu-ray KeepCase)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover A – auf 333 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover B – auf 333 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover C – auf 111 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover D – auf 111 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover E – auf 222 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover F – auf 111 Stück limitiert)

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(c) NSM Records (limitiertes Mediabook – Cover G – auf 111 Stück limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Death Weekend | Kanada 1976

Genre: Horror, Thriller, Klassiker

Ton: Deutsch DTS HD 2.0, Englisch DTS HD 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 92 Min.

FSK: KeepCase: ungeprüft (ungeschnittene Fassung) | Mediabook: ungeprüft (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wechselcover | Mediabook

Extras: Audiokommentar von Marco Erdmann vom Wicked Vision Magazin,
Originaltrailer | zusätzlich im Mediabook: 16-seitiges Booklet von Lars Dreyer-Winkelmann und den Film auf DVD

Veröffentlichung: Mediabook: 12.07.2019 | KeepCase: 28.08.2020

 
 
NSM hat 2019 sieben limitierte Mediabooks mit zusätzlichem Booklet zum Film veröffentlicht. Seit August 2020 kann man PARTY DES GRAUENS auch als deutsche Blu-ray im KeepCase erwerben. Die darin enthaltene Filmfassung ist selbstverständlich ebenso ungeschnitten und – wie die Mediabooks – von deutschen Zensurbehörden ungeprüft. Interessant: PARTY DES GRAUENS besitzt noch keine weltweite Blu-ray-Auswertung. NSM RECORDS hat einige Jahre nach verwertbarem HD-Material gesucht, weil das vom Lizensgeber gelieferte Material nicht brauchbar gewesen war. Nach langer Suche hat man zwei mehr oder weniger gute Filmrollen gefunden und das 35mm-Material-Material neu abtasten lassen. Auf dieser Grundlage besteht nun die erste weltweite Blu-ray. Diese ist natürlich keineswegs referenzwürdig, wie der teils sehr übertriebene Kontrast zeigt. Dennoch kann man froh sein den seltenen Rachefilm endlich in einer Qualität zu sehen, die immer noch besser ist, als jede DVD und VHS des Klassikers.
 
 

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PARTY DES GRAUENS – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Die Rechte aller verwendeten Bilder und fürs Packshot liegen bei NSM Records)

 
 
 
Ähnliche Filme:
 
Wer Gewalt sät (1971)
 
Straw Dogs – Wer Gewalt sät (2011)
 
Funny Games (1997)
 
Ich spuck auf dein Grab (1978)
 
Trespass (2011)
 

Filmkritik: „Ravage – Einer nach dem anderen“ (2019)

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RAVAGE – EINER NACH DEM ANDEREN

(RAVAGE | SWING LOW)

Story

 
 
 

Eine Naturfotografin wird Zeuge eines Verbrechens und entfacht so einen blutigen Überlebenskampf.


 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Kritik

 
 
 
Es gibt Filme im Horror-Genre, die lassen trotz immer gleichem Ablauf aufhorchen. Die Rede ist von sogenannten Rache- sowie Rape-and-Revenge-Filmen, die sich besonders seit dem Remake von I SPIT ON YOUR GRAVE unter Fans härterer Kinoware großer Beliebtheit erfreuen. Meist wird in dieser Art von Schockern den Protagonisten die Würde genommen. Die werden gequält, gefoltert oder missbraucht – und die Kamera hält darauf. Simple Gewalt-Rezepturen, die die niederen Instinkte des Zuschauers stimulieren sollen und ihren Ursprung im Drama DIE JUNGFERNQUELLE von 1960 fanden. Was jedoch damals schockierte, lockt heute kaum noch hinterm Ofen hervor. Die Zurschaustellung von Gewalt im Kino ist freizügiger geworden. Grenzen gibt es quasi nicht. Eine Tatsache, die auch der Horrorfilm RAVAGE für eigene Zwecke nutzt. Hier wird ebenfalls eine Frau zusammen mit einer handvoll Männer in einen Ring geworfen. Die für dieses Genre nicht unübliche Vergewaltigung wird zwar nur angedeutet. Dafür wird aber reichlich gerächt und das nicht gerade zimperlich. Regie-Newcomer TEDDY GRENNAN bedient sich ausgiebig beim Exploitationkino der 1970er. Es werden bekannte Klassiker dieser Zeit zitiert. Darunter Hoopers TEXAS CHAINSAW MASSACRE, Zarchis I SPUCK AUF DEIN GRAB sowie Boormanns BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE. Herausgekommen ist ein ganz brauchbarer Schmuddelfilm im Stile der Exploitation-Schocker der 1970er, welcher sich das ländliche Amerika zunutze macht, wo sich die Menschen von der Regierung abgehängt fühlen und nach eigenen Regeln leben. Wenn das mal keine vielversprechenden Aussichten sind.
 
 
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Manchmal sollte man die Nase nicht in Dinge stecken, die einen nichts angehen. Eine Weisheit, die Harper Sykes (ANNABELLE DEXTER-JONES aus #HORROR und AVA’S POSSESSIONS) erst zu spät begreift. Sie ist Naturfotografin und wird Zeuge einer Folterung. Doch damit nicht genug. Zuschauen reicht nicht. Sie hält das Verbrechen mit ihrer Kamera fest und gerät so in einen Strudel von Umständen, der sie in Lebensgefahr bringt. Die Täter bekommen nämlich von der heimlichen Beobachterin Wind und heften sich an die Fersen der ängstlichen Harper, um der Mitwissenden nach dem Leben zu trachten. Doch die junge Frau lässt sich nicht unterkriegen. Sie entwickelt einen Plan, wie sich die Verfolger abschütteln lassen. Statt mit den Ganoven zu reden, macht die Verfolgte blutigen Prozess. Das gefällt zwar der FSK nicht unbedingt, macht aber Sinn. Die Täter sind nämlich skrupellos und unmenschlich dazu. Wer schön ähnliche Genre-Filme gesehen hat, der weiß: Eine andere Sprache kennt das Böse im Horrorfilm nicht.
 
 
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Willkommen zu einem weiteren Streifen aus der Rubrik: Wenn Frauen Rachegelüste entwickeln. Spätestens dann sollte sich das männliche Geschlecht in Sicherheit bringen – wie diese unabhängige Produktion beweist. RAVAGE – der übrigens anfangs noch SWING LOW hieß – ist ein typischer Vertreter der Gattung Survival-Horror in Kombi mit Rache. Ähnlich wie in BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE muss sich hier ein Opfer durch die Wildnis arbeiten, um sich vor Verfolgern in Sicherheit zu bringen. Weil nur Flüchten auf Dauer eintönig wird, lässt Regisseur TEDDY GRENNAN seine Heldin zur Amazone werden. Die kombiniert schnell, dass Davonlaufen nichts nützt und dreht den Spieß einfach um. Damit macht es Grennan so Filmemachern wie CORALIE FARGEAT und STEVEN R. MONROE gleich. In deren Filmen standen auch starke Frauen im Mittelpunkt. Die mussten erst grausames über sich ergehen lassen, bis sie letztendlich über sich hinauswachsen konnten und den männlichen Gegenspielern den Marsch bliesen. Ein Martyrium, dass natürlich auch die Heldin in RAVAGE durchleben muss. Deren Charakterisierung ist rudimentär, was aber nicht unbedingt heißt, dass dieser Überlebens-Horror schlecht ist.
 
 
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Ganz im Gegenteil. Filmemacher TEDDY GRENNAN dosiert Schocks wohlüberlegt. Den ersten gibt es gleich zu Beginn des Streifens. Unüblich für diese Art von Filme nimmt man dem Zuschauer das Ende vorweg. So erfährt der Zuschauer direkt, dass die Hauptdarstellerin überleben wird. Die liegt übel zugerichtet im Krankenhaus und berichtet einem Polizisten in Etappen vom Überlebenskampf. In Rückblenden werden die Geschehnisse rekonstruiert und gefackelt wird nicht lang. Die erste Leiche ist schon nach wenigen Minuten zu beklagen. Dennoch ist Obacht gegeben. RAVAGE ist kein Splatterfeuerwerk. Gewalt wird reduziert eingesetzt. Kommt sie dann doch einmal, prasselt sie mit aller Härte auf das Publikum ein.
 
 
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Weitaus heimtückischer ist da der Ton des Films. Grennan schafft es als Newcomer ein permanentes Gefühl der Bedrohung entstehen zu lassen. So muss unsere Heldin stets auf der Hut sein, von ihren Peinigern nicht entdeckt zu werden. Dabei wird das unangenehme Treiben von aggressiven und plakativen Soundelementen begleitet. Der diktiert die ungeschönte Marschrichtung und lässt den Puls so einige Male schneller schlagen. Da übersieht man doch gern einmal, dass RAVAGE nur Schwarz und Weiß kennt. Regisseur TEDDY GRENNAN verharrt zu engstirnig in den klar definierten Formeln, welche Rache- und Überlebensfilmen zugrundeliegen. Es gibt nur Gut und Böse. Es gibt nur töten und getötet werden. Den Protagonisten werden keine Möglichkeiten für alternative Entscheidungen gegeben. So wird gemordet, gefoltert und geschrien bis der Abspann über die Mattscheibe flimmert. Fans dieser Film wird das egal sein. Die werden sich der bekannten Abläufe wegen trotzdem ganz wohlfühlen. Denen sei RAVAGE aber auch gegönnt.
 
 


 
 
 

RAVAGE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Eine Frau gegen eine Horde Männer. Blutiger Überlebenskampf im Stile von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE. RAVAGE ist ein Survival-Thriller mit Rache-Anteil, der trotz überschaubarer Gewaltausbrüche ganz gut geworden ist. Das Anfängerwerk beginnt brachial, arbeitet danach am Spannungsbogen und wird am Ende noch einmal heftig. Dazwischen gut dosiert Gewalteskapaden für die Fanboys. Viel geredet wird nicht – stattdessen lässt Regisseur TEDDY GRENNAN Bilder sprechen. Die wechseln sich ab. Neben idyllischen Landschaftsaufnahmen und fiesem Blutszenen wird auch schwül-schwitzige Spätsommeratmosphäre geboten, mit der auch Michael Bay im Remake zu TEXAS CHAINSAW MASSACRE Eindruck hinterließt. Komplettiert mit aggressiven Soundelementen wird der Exploitation-Festschmaus zum Festschmaus für Rachefilm-Fans. RAVAGE ist für ein Regiedebüt ganz ordentlich – zumal Regisseur TEDDY GRENNAN ein gutes Händchen für Spannung, Technik und Schocks besitzt. Kann man gucken, wenn man ein Faible für ungeschliffenen Indie-Horror hat.
 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Zensur

 
 
 
RAVAGE hat einige blutige Momente zu bieten. Ein Protagonist wird geköpft, ein anderer von Gewehrmunition durchsiebst. Desweiteren wird eine Figur in einem Bullenkörper gesteckt. Danach wird der Kadaver zugenäht. Hierzulande hat es für RAVAGE trotz Selbstjustiz-Thematik überraschenderweise eine FSK16 geben. Und das sogar in der ungeschnittenen Fassung!
 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Swing Low; USA 2019

Genre: Horror, Thriller, Krimi

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 84 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase

Extras: Trailer

Release-Termin: KeepCase: 04.03.2021

 

Ravage – Einer nach dem anderen [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

RAVAGE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Brainstorm Media | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Revenge (2017)
 
Blutrache – Blood Hunt (2017)
 
I’ll never die alone (2008)
 
Carnage Park (2016)