Filmkritik: „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ (1987)

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HELLRAISER – DAS TOR ZUR HÖLLE

(HELLRAISER)

Story

 
 
 
Wer mit dem ominösen Würfel spielt, kann die Pforten zu anderen Dimensionen öffnen. Und wer sich hierhin verliert, geht auf ein Spiel ein, welches über die Grenzen der Lust hinausgeht.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Kritik

 
 
 
Nach dem doch recht enttäuschenden Remake von „Hellraiser“ kann man eigentlich nur eines tun: Sich die originale Reihe, insbesondere den ersten Teil, nochmal genüsslich anschauen. Dabei besteht natürlich immer das kleine Risiko, dass sich die Sehgewohnheiten so sehr verändert haben, dass einem das Original gar nicht mehr so gut gefällt, wie es früher einst der Fall war. „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ bleibt allerdings weiterhin ein Werk, welches im Horrorgenre einmalig ist und welches nicht nur von seinem Nostalgie-Faktor lebt. Selbst wenn das aus heutiger Sicht nicht mehr alles perfekt erscheinen mag, ist dieser unkonventionelle Horrorfilm immer noch eine Wucht, die man sich weiterhin ruhig alle paar Jahre anschauen darf.
 
 
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Basierend auf seiner Novelle „The Hellbound Heart“ drehte Clive Barker mit „Hellraiser“ seinen ersten Langfilm. Zuvor hatte er nur wenige Kurzfilme gedreht und Barker, der vom Hauptberuf her immer Autor war, zeigte schon hier, dass er auch als Regisseur durchaus etwas auf dem Kasten hat. Zwar folgten nicht mehr viele Filme, doch Barker blieb sich stets treu, verfilmte immer nur seine eigenen literarischen Vorlagen und da verwundert es kaum, dass er genau wissen musste, wie er seinen textlichen Stoff umzusetzen hat. In „Hellraiser“ geht es nun jedenfalls um den mysteriösen Würfel. Wer in seinem Besitz ist und das Rätsel löst, kommt mit den Zenobiten in Kontakt. Dies sind Reisende, von manchen auch als Dämonen angesehen, die gerne den Schmerz des Menschen erkunden. Frank nannte sich stolzer Besitzer von diesem Würfel, doch es kostete ihn sein Leben. Sein Bruder Larry zieht einige Zeit später mit seiner Frau in das verlassene Haus von Frank. Dabei kann er nicht ahnen, dass ein kleiner Unfall mit Blut bewirkt, dass das Herz von Frank wieder zu schlagen beginnt. Und außerdem sind dann auch die Zenobiten auf der Jagd nach Frank, denn niemand darf ihrer Hölle entkommen.
 
 
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Was sich einigermaßen simpel anhört und dies, zugegebenermaßen, auch ist, wird dennoch mit einer kleinen Portion Anspruch versehen. In „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ geht es mal nicht um irgendwelche Teenager, die sich mit einer Gefahr konfrontiert sehen. Hier spielen Lust und Leid, Begierde, Grenzenlosigkeit, Verrat und Betrug eine Rolle. Selbst wenn die sexuelle Komponente niemals stark gezeigt wird, so fühlt man sich ein wenig an BDSM erinnert und die Kombination von Lust und Leid liegt hier ständig in der Luft. Das ist auf jeden Fall ein Horrorfilm für Erwachsene, selbst wenn die FSK das mittlerweile anders sieht. „Hellraiser“ hatte damals erhebliche Schwierigkeiten in Deutschland, doch wie gewaltvoll es mittlerweile salonfähig ist, zeigt die neue Einstufung ab 16 Jahren. Sicherlich darf man hier keine Splatter-Granate erwarten, aber es gibt doch ein paar äußerst deftige Szenen und von daher wäre eine Freigabe für Erwachsene auch immer noch gerechtfertigt.
 
 
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Selbst wenn das Grundgerüst der Handlung relativ einfach erscheint, gibt es hier genügend Zutaten, die „Hellraiser“ ikonisch wirken lassen. Sei es diese Puzzlebox oder seien es einfach nur die Zenobiten an sich, die absolut zurecht zu Kultfiguren wurden. Besonders Pinhead, der hier noch nicht so genannt wird, hat es mit Jason Voorhees, Michael Myers und Freddy Krueger auf eine Stufe geschafft, aber sein Aussehen ist auch einfach genial. Doug Bradley, der das gekonnt spielt, konnte man sich danach gar nicht mehr aus dem Horrorbereich weg denken. Auch die anderen Zenobiten sehen stark aus. Es ist gerade der Kunst zu verdanken, eben nicht zu viel zu zeigen, dass diese Kreaturen einen so bleibenden Eindruck hinterlassen. Mehr zu sehen sind sie nämlich lediglich im letzten Drittel und selbst hier hält sich das in Grenzen. Der Horror lässt sich sowieso gerne Zeit. Lange Zeit gibt sich „Hellraiser“ sehr ruhig, nahezu unspektakulär, wirkt zuweilen fast wie ein Beziehungsdrama. Und trotzdem ist da von Anfang an dieser mehr als bedrohliche Unterton.
 
 
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Dies liegt selbstverständlich daran, dass der Zuschauer bereits in der kurzen Einleitung darauf vorbereitet wird, dass er es hier mit einer finsteren Macht zu tun hat. Der gesamte Aufbau danach ist vollkommen gelungen und frei von Längen, weil hier trotz eher geringeren Tempos viel in kurzer Zeit erzählt wird. Hinzu gesellen sich dann von Anfang an die phänomenalen Effekte. Das sieht schon alles reichlich toll aus, ist blutig, schleimig und natürlich von Hand getrickst. Abgesehen von minimalen, veralteten Computereffekten ist hier absolut alles genial gestaltet und macht auch aus heutiger Sicht noch etwas her. Schon allein diese starken Effekte sorgen für eine tolle Atmosphäre, aber insgesamt ist die Stimmung unschlagbar. Wenn die Zenobiten sich mal sehen lassen, strahlen sie eine unglaubliche Bedrohung aus. Mal ganz abgesehen davon, dass „Hellraiser“ eine sehr unkonventionelle Art des Bodyhorrors darstellt, gesellen sich hier mehrere Facetten zusammen, die das Ganze abwechslungsreich machen. Neben einer Art Drama mit leichten Kammerspiel-Anleihen gibt es nämlich auch surreale Aspekte und die Zenobiten erinnern dann fast noch an eine Art Gothic-Horror. Auf jeden Fall entsteht hier eine fesselnde, magische, fantasievolle und auch perverse, düstere und beklemmende Atmosphäre.
 
 
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Diese wird von den restlichen Darstellern sehr gut transportiert. Andrew Robinson und Clare Higgins funktionieren in ihren Rolle ausgezeichnet. Dass die eigentliche Heldin dann eher nur eine Nebenfigur spielt, ist ebenfalls ein Grund, weshalb in „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ alles etwas weniger konventionell verläuft. Ashley Laurence macht auf jeden Fall eine sehr gute Figur und sehr viel mehr Darsteller benötigt der Film auch gar nicht. Ebenfalls eine nahezu perfekte Figur macht Barker als Regisseur selbst, weil er seinen „Hellraiser“ so klasse inszeniert hat. Hier wird nicht mal Effekthascherei betrieben, weil alle Effekte ein Ziel verfolgen und selbst die Brutalität niemals zu selbstzweckhaft eingesetzt wird. Mit simplen Licht-Effekten, guten Sound-Spielereien und eben den tollen Masken der Zenobiten, zaubert Barker ein grauenvoll-schönes Zusammenspiel hervor. Das ist handwerklich trotz oder gerade wegen des nicht zu hohen Budgets wirklich ganz hervorragend gestaltet, besitzt nebenbei einen passenden Score und ein schön offenes Ende, welches ja sowieso noch längst nicht das Ende bedeuten sollte.

 
 


 
 
 

HELLRAISER – Fazit

 
 
 
9 Punkte Final
 
 
 
„Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ mag aus heutiger Sicht, also 36 Jahre nach Erscheinung, ein wenig angestaubt wirken. Das heutige Horrorgenre bringt solche Perlen allerdings nicht mehr zustande und dass dieses Werk in seiner Art und Weise einzigartig bleibt, beweist das stumpfe Remake nur zu gut. Hier passt einfach alles zusammen. Es gibt eine simple, aber geheimnisvolle Geschichte zu verfolgen, die gerade nur so viel verrät, um ihr folgen zu können, ansonsten aber mysteriös bleibt und so von großem Reiz ist. Die Darsteller spielen das sehr gut, die Figuren sind einprägsam und besonders die Zenobiten haben sich ihren Kultstatus mehr als verdient. Die Inszenierung von Barker ist herrlich altmodisch und trotzdem kreativ, die Atmosphäre lebt von einer bedrohlichen Finsternis und das Zusammenspiel von Lust und Leid kommt hier trotz nur dezenter Andeutungen wunderbar zur Geltung. Daneben gibt es ganz starke Make-up-Effekte zu sehen und allgemein sind die Tricks hier eine Wucht. Außerdem ist das Ganze selbst aus heutiger Sicht nicht unbedingt harmlos und bietet ein paar tolle Splatter-Momente. Das ist immer noch unterhaltsam und einfach stark gemacht!
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ ist mittlerweile ungeschnitten und frei ab 16 Jahren im stationären Handel erhältlich. Das war nicht immer so. So wurde „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ nur um eine über 2,5 Minuten gekürzte Fassung auf Video veröffentlicht, die trotz FSK18-Freigabe im Jahr 1988 auch noch auf dem Index landete. Erst 2011 erschien eine erste legalen Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray in Deutschland durch Kinowelt/Studiocanal. 2013 wurde der Kultfilm vom Index gestrichen. Im Jahr 2017 folgte eine Neuprüfung durch die FSK. Diese attestierte dem Splatterfilm eine Freigabe ab 16 Jahren in der ungeschnittenen Fassung.
 
 
 


 
 
 

HELLRAISER – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Turbine Medien)

 
 
 
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