Filmkritik: „Fear, Inc.“ (2016)

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FEAR, INC.

Story

 
 
 
Horror-Fan Joe gerät an ein mysteriöses Unternehmen, das seinen furchtlosen Kunden die ultimative Erfahrung in Sachen Horror verspricht. Wie es in unserem Lieblingsgenre nun mal üblich ist, wird das für blutige Momente sorgen. Was die Angstmacher sich so ausdenken, dürften die Auftraggeber ihr Lebtag so schnell nicht wieder vergessen.

 
 
 


 
 
 

FEAR, INC. – Kritik

 
 
 
Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Mit diesem alten Märchentitel lässt sich in wenigen Worten ein Film beschreiben, der auf einschlägigen Festivals mit Lob und Preisen ausgezeichnet wurde. FEAR, INC. heißt der neuer Horror-Spaß, der eigentlich gar nicht zum Lachen ist, weil Regisseur VINCENT MASCIALE es gar nicht gut mit dem Zuschauer meint. Statt mit lauten Schocks für schnellen Puls zu sorgen, schockiert der Filmemacher mit rabenschwarzer Handlung, die sich so schnell nicht durchschauen lässt. FEAR, INC. basiert auf einem Kurzfilm gleichen Titels, den VINCENT MASCIALE bereits 2014 gedreht und veröffentlicht hat. Einige der Beteiligten haben sich die Ehre gegeben, auch in der Spielfilmfassung mitzuwirken, die natürlich ein Stück professioneller in Szene gesetzt wurde, als es der Vierminüter war. So wird Meta-Horror á la SCREAM – SCHREI geboten in dem man sich über Horrorfilme und deren Klischees lustig macht. Doch das heitere Filme Zitieren verwandelt sich bald zum ultimativen Horror, denn FEAR, INC. schlägt nach der Halbzeit eine Wendung ein, die es in sich hat. Was dort gezeigt wird, ist definitiv nichts für zartbesaitete Gemüter.
 
 
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Joe Fost (leider äußerst anstrengend: LUCAS NEFF) ist ein Horrorfilm-Junkie, wie er im Buche steht. Er hat nahezu jeden Schocker gesehen und kennt sich im Genre bestens aus. Leider bringt der tägliche Horror-Konsum auch einige Nachteile mit sich, denn der Film-Nerd fühlt sich so langsam übersättigt und abgestumpft. Weil ihn kein Horror-Streifen mehr schocken kann, sucht er nach neuen Adrenalinkicks. Die versprechen die Leute hinter FEAR, INC. – einer ominösen Organisation, die sich auf das Erschrecken von Menschen spezialisiert hat. Leider ist Joe spät dran, denn das Unternehmen erklärt dem Interessenten am Telefon, dass man aufgrund der hohen Nachfrage dem gestellten Auftrag nicht nachkommen kann. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit dem unerschrockenen Horrorfilm-Fan. Kaum zu Hause angekommen, wird er zusammen mit seinen Freunden von einer vermummten Gestalt bedroht. Die macht Jagd auf die Clique und kennt kein Erbarmen. Nacheinander sterben die Freunde wie Fliegen und Joe muss sich einem Albtraum stellen, den er so vermutlich nicht kommen gesehen hat.
 
 
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Ist das ein unnötiges Sequel des Überraschungs-Hits SCARE CAMPAIGN? Zumindest legt das die Vermutung nahe, wenn man die Handlung zum Film liest und regelmäßig die Filmvorstellungen auf FILMCHECKER verfolgt. So haben wir vor einiger Zeit bereits einen ähnlichen, von David Finchers THE GAME (1997) beeinflussten Streifen besprochen, der dem hier vorliegenden FEAR, INC. nicht unähnlich ist. Natürlich können wir Entwarnung geben. FEAR, INC. ist selbstverständlich kein dreistes Plagiat zum wendungsreichen SCARE CAMPAIGN, in dem bitterböse Scherze eine neue Dimension des Schreckens einläuten. Dennoch hält sich der von Regisseur VINCENT MASCIALE inszenierte Horror-Spaß weitestgehend an dessen Machart und geht das Angstmachen überraschungsreich und schwarzhumorig an. Für Zuschauer und Protagonisten bedeutet das: Manipulativer Horror mit makabrer Note, der einzig darauf aus ist, hinters Licht zu führen. Drehbuchautor LUKE BARNETT hat sich für FEAR, INC. einige hinterlistige Wendungen ausgedacht, die man so vermutlich nicht kommen sehen wird. So folgt hier Twist auf Twist – eine Portion Zynismus gibt’s inklusive. Mehr über den raffinierten Plot zu verraten wäre fatal, denn FEAR, INC. lebt von seinen unerwarteten Wendungen und gemeinen Überraschungen. Wer demzufolge eine Leidenschaft für blutigen Galgenhumor besitzt, ist mit dieser fiesen Horror-Komödie bestens bedient – auch wenn ihm das Lachen schnell im Halse stecken bleiben wird.
 
 
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FEAR, INC. – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Einfallsreiche Horror-Komödie mit bitterbös-zynischer Note, bei der einem das Lachen schnell vergehen wird. FEAR, INC. wurde nicht umsonst auf einschlägigen Filmfestivals von Kritikern und Filmfans gelobt. Der Film überzeugt nämlich durch frische Ideen, die das Horror-Genre dringend nötig hat. Hier erhält das Wort „Erschrecken“ eine gänzlich neue Bedeutung, was scheinbar aktuell in Mode zu sein scheint. Statt einen gruseligen Clown auf ahnungslose Fußgänger zu hetzen, hat sich hier eine skrupellose Organisation auf makabre Scherze spezialisiert. Wegen der unvorhersehbaren Handlung kann man da begründeterweise eine Empfehlung aussprechen, denn hier hält man endlich mal Horror in den Händen, der schockieren kann. In FEAR, INC. wird von THE SIXTH SENSE bis A NIGHTMARE ON ELM STREET alles zitiert, was in der Horror-Welt Rang und Namen hat. Das dürfte alteingesessene Genre-Fans freuen, die mit Sicherheit über die ein oder andere Anspielung ihrer Lieblingsfilm schmunzeln werden. Leider entwickelt sich die spaßige Hommage an beliebte Horrorklassiker bald zum blutroten Albtraum. FEAR, INC. besteht nämlich aus zwei Filmhälften. Die erste brennt sich durch Selbstironie und Filmzitate ins Gedächtnis, die zweite durch Blut, Splatter und bitterböse Wendungen. Mehr über die Handlung zu verraten, wäre dem Zuschauer unfair gegenüber. Der bekommt hier nämlich einen originellen Schocker vor die Linse, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt.
 
 
 


 
 
 

FEAR, INC. – Zensur

 
 
 
Die zweite Hälfte von FEAR, INC. hat es ganz schön in sich. So gibt es eine an SAW angelehnte Szene zu sehen, in der ein Gegenstand aus dem zugenähten Körper eines noch lebenden Protagonisten geholt werden muss. Hinzu gesellen sich Messerstiche, Kehlenschnitte, Kopfschüsse und ein Pfeil, der sich durch ein Auge einer Filmfigur bohrt. Mit etwas Glück gibt es für all das eine FSK16. Wir rechnen aber eher mit einer Freigabe für Erwachsene.
 
 
 


 
 
 

FEAR, INC. – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Scare Campaign (2016)
 
The Prank – Der Streich (2013)
 
The Jokesters (2015)
 
Cabin in the Woods (2011)

Filmreview: „Static – Bewegungslos“ (2012)

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STATIC – BEWEGUNGSLOS

Story

 
 
 
Mit dem plötzlichen Tod ihres kleinen Sohnes verändert sich das Leben des Schriftstellers JONATHAN und seine Frau ADDIE schlagartig. Trauer überschattet den Alltag. Keine Minute vergeht, ohne das sich die kleine Familie nicht an den Schicksalsschlag zurückerinnert sieht. Eines Abends klopft es energisch an der Türe und eine unbekannte Frau bittet das Paar um Hilfe. Mit Gasmasken vermummte Gestalten trachten nach dem Wohl der Fremden, so dass ihr JONATHAN und ADDIE bis zum nächsten Morgen Unterschlupf in den sicheren vier Wänden bieten. Doch die mysteriösen Männer verschaffen sich Zugang in das Haus des Schriftstellers und beginnen ein unangenehmes Katz- und Mausspiel mit den verschreckten Bewohnern …
 
 
 


 
 
 

STATIC – Kritik

 
 
 
Einmal mehr wird das Horror-Genre das Mekka für unerfahrene Filmemacher, die sich nach Lust und Laune kreativ ausprobieren können und dabei sogar nicht selten noch Filme schaffen, die sich von der breiten Masse dummer Mainstreamware abzuheben wissen. Mit einfachen Mitteln werden Gruselfilmchen produziert, die aus dem minimalem Budget das Maximum herauszukitzeln versuchen und es oftmals vortrefflich verstehen, denn Zuschauer mittels gemeiner Schocks und bluttriefendem Splatter das Fürchten zu lehren. Inzwischen legendäre Filmemacher wie SAM RAIMI, PETER JACKSON oder JOHN CARPENTER haben es eindrucksvoll vorgemacht und ihren Einstand mit kleinen Indie-Werken (u.a. DARK STAR, EVIL DEAD, BAD TASTE) gegeben, die ihnen den Weg für eine vielversprechende Karriere geebnet haben.
 
Der kommende Mystery Thriller STATIC – BEWEGUNGSLOS lässt ebenfalls auf Großes hoffen. Auch hier handelt es sich um das günstig gedrehte Erstlingswerk eines noch unbekannten Regie-Debütanten, der sich bisher durch Musikvideos hervorgetan hat und sich nun mit seinem ersten Low-Budget-Beitrag auch auf dem Spielfilmmarkt behaupten möchte. TODD LEVIN geht hierbei einen arg unkonventionellen Weg. Statt sich hier in einem munteren Blutbad zu ergehen, um die Aufmerksamkeit interessierter Horrorfilmfans für sich zu gewinnen, hat LEVIN sich bei seinem ersten abendfüllenden Spielfilm für die subtilere Variante entschieden. Gemeinen Mord und Totschlag sucht man hier vergebens. In STATIC zählen vorwiegend die leisen Töne und eine konsequent atmosphärische und ruhige Inszenierung, die sich zwar viel Zeit für ihre wenigen Figuren nimmt aber nicht darauf verzichtet, diese wenig später durch die Filmhölle gehen zu lassen. Schauspieler MILO VENTIMIGLIA (HEROES) spielt den gebeutelten Familienvater beeindruckend zermürbt und konnte bereits im Endzeit Thriller THE DIVIDE eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er nicht nur den charmanten Burschen von nebenan mimen kann, sondern durchaus das Potenzial besitzt, fiesere und gemeine Rollen zu spielen. Ihm zur Seite steht Serien-Sternchen SARAH SHAHI (DAWSON´S CREEK, SUPERNATURAL, DAMAGES) als qualvoll leidende Mutter, die mit ihrem dauer-verängstigten Hundeblick auch den Grundton der Geschichte prägt. STATIC wird so von einer ziemlich depressiven und stark beunruhigenden Stimmung begleitet, die den Verlust des geliebten Kindes allgegenwärtig macht und die kleine Familie reinste Höllenqualen durchleiden lässt.
 
Erst nachdem Nachbarin RACHEL (SARAH PAXTON – THE INKEEPERS) an der Haustür klopft und um Hilfe bittet, da sie vermeintlich von Gasmasken-tragenden Fremden verfolgt wird und dringend Unterschlupf bis zum Morgen benötigt, wird der Film aus seiner Trauer-Lethargie gerissen und kommt allmählich in Fahrt. Einerseits hegt die Familie Misstrauen gegenüber der etwas seltsam anmutenden Unbekannten, andererseits bahnen sich wenig später jene maskierten Männer ihren Weg ins Haus und entführen die fragile RACHEL. Durch den Wandel vom erschütternden Drama zum hektisch geschnittenen Home-Invasion-Thriller gewinnt STATIC enorm an Tempo, was sich auch anhand der Spannungsschraube rasch bemerkbar macht, die im Verlauf der Handlung immer fester gezogen wird und den Zuschauer bis zum erlösenden Ende im Unklaren lässt, welche Intentionen die Eindringlinge den nun überhaupt hegen. Hierbei gelingt es Neuregisseur TODD LEVIN erstaunlich souverän, den Filmfan mit allerlei raffinierten Wendungen zu verwirren, was auch gut funktioniert und den überraschenden Schlusstwist so ziemlich unvorhersehbar gestaltet. Mehr über den handwerklich soliden und packend umgesetzten Thriller zu verraten, wäre dem interessierten Zuschauer gegenüber unfair.
 
Ein Million Dollar soll STATIC – BEWEGUNGSLOS gekostet haben. Eine Investition, die sich durchaus gelohnt hat. Auch wenn LEVIN kaum Budget zur Verfügung gestanden hat, um seine kleine, wendungsreiche Geschichte so effektiv wie möglich zu erzählen, überrascht dennoch, wie selbstsicher das Stück Zelluloid in Szene gesetzt wurde. Spannend ist STATIC allemal, wobei die hier bebilderte Umsetzung der Bezeichnung „Horrorfilm“ nur bedingt gerecht werden möchte. Mit modernem Terrorkino a la KIDNAPPED, HOME SWEET HOME oder gar FUNNY GAMES hat STATIC – BEWEGUNGSLOS kaum etwas gemein. Hier hält der Genre-Fan einen kleines, trauriges Mystery-Drama in Händen, das mit schön düsteren Bildern bestückt wurde und mit wirklich guten schauspielerischen Leistungen brillieren kann. Trotz aller Lobeshymnen mag man dann dennoch irgendwie nicht so recht verstehen wollen, warum STATIC – BEWEGUNGSLOS eigentlich anfänglich als kassenträchtiges 3D-Filmchen konzipiert wurde. Das mag zwar bei schön reißerisch und effekthascherisch umgesetzter Dutzendware funktionieren; das dreidimensionale Kino-Gimmick wirkt im Falle von STATIC schon irgendwie arg erzwungen. Nichtsdestotrotz ist STATIC 3D (so der Ursprungstitel) natürlich auch in seiner räumlichen Darstellung ein erstaunlich sehenswerter Beitrag, der sich vom blutigen und gewaltgeilen Splatter-Nonsens der letzten Monate positiv abzuheben versteht.
 
 
 


 
 
 

STATIC – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Zermürbendes Home-Invasion-Drama mit unvorhersehbaren Wendungen und brillanten darstellerischen Leistungen. Pflichtprogramm für Freunde mysteriöser Gruselschocker!
 
 
 


 
 
 

STATIC – Zensur

 
 
 
Es handelt sich hier um ein eher zermürbendes Drama mit Home-Invasion-Elementen. Blut fliesst hier bis auf eine kleine Einschusswunde keines, so dass der Film in Deutschland frei ab 16 Jahren ist.
 
 
 


 
 
 

STATIC – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Sunfilm / Tiberius Film

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Static; USA 2012

Genre: Horror, Mystery, Drama

Ton: Deutsch (DTS-HD MA 7.1), Englisch (DTS-HD MA 7.1)

Untertitel: Deutsch

Bild: 2,35:1 (1920x1080p)

Laufzeit: ca. 83 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover (ohne FSK-Flatschen)

Extras: Trailershow, Trailer

Release-Termin: 03.04.2014

 
 
 
STATIC – BEWEGUNGSLOS wird in zwei verschiedenen Blu-ray-Veröffentlichungen in den Handel gebracht. Neben der 2D-Veriante gibt es auch noch eine 3D-Disc inklusive 2D-Fassung. Wer über das nötige Equipment verfügt, sollte nach der dreidimensionalen Filmfassung Ausschau halten.
 
 
 

Static – Bewegungslos [Blu-ray]

 

Static – Bewegungslos [3D Blu-ray + 2D Version]

 
 
 


 
 
 

STATIC – Trailer

 
 


 
 

Hellraiser80/ Marcel Demuth

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Home Sweet Home (2012)

In their Skin (2012)

The Aggression Scale (2012)

Kidnapped (2010)

The Strangers (2008)

Funny Games (1997)

Funny Games – Remake (2007)

Them (2006)

Filmreview: „The Amityville Haunting“ (2011)

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THE AMITYVILLE HAUNTING

Story

 
 
 
Trotz grausamer Vorgeschichte bezieht Familie Benson das unheimliche Amityville –Spukhaus, indem Jahrzehnte zuvor ein blutiges Familienmassaker stattfand. Nach anfänglich unerklärbaren Phänomenen freundet sich die 6-jährige Tochter Melanie mit einem imaginären Freund namens „John“ an, der ihr erzählt, dass er seit sehr langer Zeit in dem alten unheimlichen Haus leben würde. Doch niemand will dem kleinen Mädchen so recht Glauben schenken. Als der Vater nach diversen seltsamen Vorfällen besorgt um das Wohl seiner Kinder ist, lässt er überall im Haus Überwachungskameras installieren und muss erschreckend feststellen, dass die Familie scheinbar doch nicht ganz so allein im Haus ist, wie anfänglich vermutet …
 
 
 


 
 
 

THE AMITYVILLE HAUNTING – Kritik

 
 
 
Nachdem das Found-Footage-Genre mit dem Kassenschlager PARANORMAL ACTIVITY weltweit richtig bekannt wurde und bei Filmfans auf dem gesamten Globus für reichlich Nervenkitzel gesorgt hat, scheinen sich nun auch Ableger bekannte Horrorklassiker der recht lukrativen Filmmethode zu bedienen. Der wohl bekannteste unter den Spukhausfilmen THE AMITYVILLE HORROR (1979) zog bisher unzählige Fortsetzungen nach sich. Doch vermutlich wurde die Kuh noch nicht gänzlich leer gemolken. Im Zuge erfolgreicher Wackelcam-Hits wie V/H/S 2 und erfolgreichem Geisterkino, dürfte es niemanden überraschen, dass auch jenes Horror-Franchise noch einmal für eine Vermarktung herhalten musste, um maximale Gewinne auf die Konten raffgieriger Produzenten fließen zu lassen.
 
THE AMITYVILLE HAUNTING schaut handwerklich durchaus solide aus, insofern man schwindelfrei genug ist, dass planlose Umhergewackel der Digitalkamera ertragen zu können. Denn wie in unzähligen anderen derartigen Werken zuvor, sieht man das Geschehen vorwiegend aus der Sicht von Haus- und Überwachungskameras. Regisseur GEOFF MEED scheint seine Hausarbeiten gründlich erledigt zu haben, denn die Erfolgszutaten eines PARANORMAL ACTIVITY werden auch in THE AMITYVILLE HAUNTING verwendet. So finden sich auch hier bekannte Schockelemente und Kameraperspektiven wieder, die man bereits im besagten Found-Footage-Kassenschlager zu sehen bekam. Oftmals wurde so dreist kopiert, dass man sogar meinen könnte einem weiteren Sequel aus dem PARANORMAL ACTIVITY-Universum beizuwohnen. Von Türen, die sich wie von Zauberhand schließen bis hin zu Kindern, die mit imaginären Freunden quasseln werden alle erdenklich bekannten Spukhausklischees abgehakt und bis zum Erbrechen wiederholt. Gerade weil THE AMITYVILLE HAUNTING nichts Eigenständiges und Neues zu sagen hat und sich die Geschehnisse im Gruselhaus arg hölzern und unspektakulär gestalten, macht sich schnell Langeweile beim Zuschauen breit. Die technische Komponente des Kamerabild-Totalausfalls beim bevorstehenden Erscheinen der bösartigen Präsenz mit der Tochter Melanie gern die Freizeit verbringt, ist zwar anfangs durchaus effektiv, beginnt jedoch nach der zehnten Wiederholung gehörig auf die Nerven zu gehen. Scheinbar war Regisseur GEOFF MEED darum bestrebt, die nicht vorhandene Spannung und die ungruselige Spukatmosphäre mit jener Zutat steigern zu wollen, bewirkt aber den gänzlich gegenteiligen Effekt. Leider hat THE AMITYVILLE HAUNTING nicht nur mit wilder Wackelei zu kämpfen. Auch mit der Logik hapert es im neusten AMITYVILLE-Teil – von wirklicher Gruselstimmung ganz zu schweigen. Die Handlungsbeweggründe der Protagonisten sind selten nachvollziehbar. So leuchtet nicht ein, die Familie überhaupt noch in ihrem gruseligen Heim hält, wenn bereits die Vorgeschichte ihres neuen Heims bekannt ist und innerhalb weniger Tage nach Einzug schon drei Menschen im Haus ums Leben bekommen sind.
 
Sohnemann und Kameramann (er filmt die Ereignisse mit seiner Kamera) Tyler ist dabei von unglaublich dummer Sorte. Nicht nur, dass seine Rolle mit einem Statisten besetzt wurde; sein Hang zum logischen Denken scheint mit dem Bezug seines neuen Zimmers auch abhanden gekommen zu sein. So bleibt wenig einleuchtend, warum sich der Sohnemann nach all den mysteriösen Ereignissen im Haus nicht die Mühe macht und sich das von ihm gefilmte Kameramaterial anschaut. Denn hätte er frühzeitig sein Filmmaterial nach Merkwürdigkeiten durchforstet, wären dem Zuschauer und den Protagonisten manch Dummheit erspart geblieben, THE AMITYVILLE HAUNTING ist Fastfood-Horror für Zwischendurch. Während Spukhausfreunde und Fans des polarisierenden Found-Footage-Genres mit Sicherheit gut unterhalten werden, dürften alte Horrorfilm-Hasen an diesem austauschbaren Einheitsbrei nur wenig Gefallen finden. Für Letztere sei empfohlen den Original-AMITIYVILLE aus dem DVD-Regal zu kramen und in den Player zu legen. Auch wenn der Klassiker nicht mehr der Frischeste ist und im Gegensatz zu effekthascherischen Mainstream-Erfolgen wie THE CONJURING reichlich bieder daherkommt, ist der von STUART ROSENBERG inszenierte Erstling immer noch um Welten besser, als das was GEOFF MEED mit seinem THE AMITYVILLE HAUNTING serviert.
 
 
 


 
 
 

THE AMITYVILLE HAUNTING – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Was sich da wie ein weiterer Teil der beliebten AMITYVILLE-Reihe aufzuzwängen versucht, ist eigentlich weniger AMITYVILLE HORROR als vielmehr PARANORMAL ACTIVITY. Der bekannte Spukhaus-Klassiker wurde hier mit derzeit beliebten Found-Footage-Elementen kombiniert und ist eine Schlaftablette vor dem Herrn. Gerade weil wackelige Kameras seit Jahren in fast jedem zweiten Horrorfilme auf den Zünder gehen, verursacht THE AMITYVILLE HAUNTING mehr Frust statt Unterhaltung. Die altbekannte Geschichte des Horrorhauses besitzt kaum Neuerungen und der Gruselfaktor wird auf Sparflamme geköchelt, schließlich gruseln Schockeffekte nicht, die man so ähnlich schon zig Mal auf dem Bildschirm hatte. Eine öde Rückkehr in das vermutlich bekannteste Spukhaus der Welt.
 
 
 


 
 
 

THE AMITYVILLE HAUNTING – Zensur

 
 
 
Die deutsche Veröffentlichung von THE AMITYVILLE HAUNTING ist ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Wegen dem Bonus der hiesigen Heimkinofassung wurden Selbige jedoch erst ab 18 Jahren freigegeben. Demnach ziert die deutsche Fassung der KEINE JUGENDFREIGABE-Flatschen.
 
 
 


 
 
 

THE AMITYVILLE HAUNTING – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Star Movie / Edel Germany

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: THE AMITYVILLE HAUNTING; USA 2011

Genre: Thriller, Horror

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Keine

Bild: 1.78:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 86 Min.

FSK: Film eigentlich FSK16, wegem dem Bonusmaterial jedoch: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Originaltrailer, Interviews mit Augenzeugen

Release-Termin: 06.12.2012 (Erstauflage) – 18.07.2014 (Zweitauflage)

 
THE AMITYVILLE HAUNTING erschien bereits Ende 2012 von GREAT MOVIE auf Heimkinomedium. Nun, zwei Jahre später kommt der Streifen in einer Neuauflage in die Händlerregale. STAR MOVIE / EDEL GERMANY werten die gleiche Scheibe mit leicht verändertem Rückcover erneut auf DVD und Blaustrahl aus. Der Inhalt bleibt gleich.
 
 
 

The Amityville Haunting [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

THE AMITYVILLE HAUNTING – Trailer

 
 
 


 
 

Hellraiser80/ Marcel Demuth

 
 
 
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