Filmkritik: „Sea Fever“ (2019)

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SEA FEVER

Story

 
 
 

Während einer Fischereiexpedition machen Wissenschaftlicher Bekanntschaft mit einem tödlichen Parasiten.

 
 
 


 
 
 

SEA FEVER – Kritik

 
 
 
Es gibt immer noch Welten auf diesem Planeten, die von der Menschheit weitestgehend unerkundet geblieben sind. Eine dieser nennt sich Tiefsee und beherbergt Individuen, die so grotesk aussehen, dass man meinen könnte, sie wären aus einem Horrorfilm entsprungen. Was fantastisch anmutet, ist natürlich für die Filmindustrie immer wieder Grund genug daraus irgendwelche Schocker zu basteln. Da dringen nach Millionen von Jahren plötzlich Kreaturen vom Meeresboden an die Oberfläche, die nur ein Ziel kennen: ahnungslose Fischer, Taucher oder Badegäste zu terrorisieren. Offenbar auch Traumfilmstoff für Regisseurin NEASA HARDIMAN. Die hat in der Vergangenheit eher an Episoden für TV-Serien gearbeitet und liefert mit SEA FEVER ihr Langfilmregiedebüt ab.
 
 
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Darin ließ sich die Filmemacherin als bekennender Sci-Fi-Horror und Psychothriller-Fan von Streifen wie ARRIVAL, AUSLÖSCHUNG und THE THING inspirieren. Aber auch die aktuelle Klimakrise hatte maßgeblich Einfluss beim Entstehungsprozess des Drehbuchs. Letzteres wurde von Hardiman in Eigenregie verfasst, in welchem sie dem Thema Verantwortung auf den Grund geht. So erklärte die Regisseurin in Interviews, dass wir Menschen zwar nicht viel über den tiefen Ozean wissen, aber durch unser umweltfeindliches Handeln prägenden Einfluss auf die riesigen Ökosysteme unter Wasser haben. Zudem wirft sie in SEA FEVER die Frage in den Raum, inwieweit wir Verantwortung für uns selbst und für andere übernehmen müssen. Themen, die komplex erscheinen, aber nicht unbedingt tiefgründig erforscht werden. SEA FEVER ist mehr Horrorfilm als kritisches Unterfangen. Das muss aber nichts Schlechtes bedeuten.
 
 
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SEA FEVER erzählt die Geschichte der schüchternen Studentin Siobhan. Die landet im Rahmen ihres Meeresbiologiestudiums auf einem irischen Hochseefischereischiff, das hinaus aufs Meer fahren möchte, um dort einige wissenschaftliche Untersuchungen vornehmen zu können. Doch diese Seefahrt verläuft nicht nach Plan. Die Crew ignoriert Warnungen der Küstenwache und ändert den Kurs. Die Strafe folgt auf dem Fuß. Ein riesiger und nicht identifizierbarer Tintenfisch heftet sich an den Rumpf des Schiffes. Was jedoch anfangs als Sensation gefeiert wird, schlägt bald in pure Angst um. Das Wasserwesen meint, in dem Schiff tierische Beute gefunden zu haben und stößt blauen Schleim aus seinen Tentakeln aus. Darin enthalten: tödliche Parasiten, die die Crew-Mitglieder infizieren. Da stellt sich verständlicherweise Panik ein, denn niemand weiß, wie man sich vor dem mikroskopisch kleinen Killer schützen kann. Doch Studentin Siobhan hat einen Plan. Die kombiniert richtig und beweist Köpfchen. Was für ein Glücksfang.
 
 
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CABIN FEVER auf dem Meer. So ähnlich lässt sich SEA FEVER mit knappen Worten beschreiben, der ebenso von der Prämisse Gebrauch macht, dass eine mysteriöse Krankheit Menschen befällt und diese anschließend tötet. Statt tödlicher Viren werden hier jedoch kurzerhand kleine Larven für ein Massensterben verantwortlich gemacht. Minimale Unterschiede, die aber das gleiche Ziel haben: den Zuschauer mit ekligen Spezialeffekten bei Laune zu halten. Da explodieren schon mal Augäpfel. Zartbesaitet schüttelt es da verständlicherweise nicht unbegründet. Doch SEA FEVER hat mehr zu bieten als handgemachte Manschereien. Der Streifen macht sich Themen wie Klaustrophobie und Paranoia zu Eigen. Kaum mit der Gefahr konfrontiert, wird das Wasserfahrzeug zum Gefängnis. Umgeben von Wasser kann niemand entkommen, was sich natürlich auch auf die Stimmung des Films auswirkt. Da entsteht plötzlich Panik unter den Anwesenden, zumal bald niemand mehr weiß, wer als Wirt dient und den tödlichem Eindringling überträgt. Wem kann man vertrauen? Wer trägt den Erreger in sich? Und wer bringt anderen den Tod? Fragen, die vertraut klingen und Tempo in den anfangs gemächlich erzählten Film bringen.
 
 
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SEA FEVER verfügt nämlich über ein ähnliches Handlungskonzept, das sich bereits JOHN CARPENTER mit seinem DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT zunutze machte. Dort konnte eine außerirdische Lebensform jede Gestalt von Lebewesen annehmen, was dazu führte, dass Antarktis-Forscher bald nicht mehr wussten, wer von den Kumpels menschlich ist und wer imitiert. So wurden aus Freunden Feinde, was natürlich die Spannung unter den Protagonisten ankurbelte und für psychologischen Horror sorgte. Letzterer ebnet sich auch in SEA FEVER den Weg zum Ziel. Da kippt in der Halbzeit die Stimmung. Aus Neugierde und Forscherdrang wird Ausweglosigkeit und Chaos. Rezepturen, die dem Spannungsaufbau förderlich sind. Kaum ist der erste infiziert, wird eine wissenschaftliche Expedition zum Überlebenstrip. Das bannt vor dem TV-Gerät und der Herzschlag wird schneller. Für einen Horrorfilm unabdinglich.
 
 
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Unterm Strich ist SEA FEVER ein standardisierter Horrorthriller, den sich Fans von Körper-Horror schon mal ansehen können. Die Darsteller sind gut gewählt, in technischer Hinsicht macht der Streifen eine hervorragende Figur und auch die Atmosphäre stimmt. In puncto Originalität gewinnt SEA FEVER aber keinen Filmpreis. Spätestens hier kann Regisseurin NEASA HARDIMAN die TV-Herkunft nicht leugnen. Ihr Langfilmdebüt ist kurzweilig – wie die Episode einer Fernsehserie. Blickt man aber hinter die Fassade makelloser Bilder, bleibt ein austauschbares Handlungsgerüst über, auf dem die meisten Horrorfilme aufbauen. Auch SEA FEVER bedient sich dem vertrautem Prinzip moderner Genrefilme. Darin geht es in der Regel ums Erschrecken oder zeigefreudiges Sterben. Letzterem widmet sich SEA FEVER besonders ausgiebig. Wem das bewusst ist, wird trotzdem gut unterhalten werden.
 
 


 
 
 

SEA FEVER – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Spannender Körper-Horror, der Filme wie THE ABYSS, CABIN FEVER und THE THING zitiert. SEA FEVER gewinnt keinen Originalitätspreis. Viel Substanz besitzt dieser Streifen nicht. Der Film zieht seinen Reiz aus der Tatsache, dass darin auf eine Weise gestorben wird, die in Zeiten von COVID-19 erschreckender denn je ist. Hier stecken sich Filmfiguren mit einem Parasiten an, der mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen ist. Als wäre das nicht schon erschreckend genug, trägt man den Übeltäter aus Unachtsamkeit von Mensch zu Mensch weiter. Unterstrichen wird die unbequeme Thematik mit Hilfe ekliger Spezialeffekte. Regisseurin NEASA HARDIMAN weiß, wie Spannung geht. Ihr gelingt es einfach klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen und Panik entstehen zu lassen. Ein geschickter Schachzug, denn so bekommt der Zuschauer nicht unbedingt davon Wind, dass die Story von SEA FEVER gerade einmal auf einen Bierdeckel passt.

 
 
 


 
 
 

SEA FEVER – Zensur

 
 
 
SEA FEVER ist keine Gewalt oder Splattergranate. Die Spezialeffekte sind zwar eklig, befinden sich aber im FSK16-Bereich. Daher kann man getrost von einer Jugendfreigabe für diesen Body-Horror ausgehen.
 
 
 


 
 
 

SEA FEVER – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen stammen von Dust)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Das Ding aus einer anderen Welt (1982)
 
The Thing (2011)
 
Cabin Fever (2016)
 

Kritik: „Orion 3000 – Raumfahrt des Grauens“ (1966)

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ORION 3000 – RAUMFAHRT DES GRAUENS

(IL PIANETA ERRANTE)

Story

 
 
 
Die Zukunft schreiben wir. Und wieder mal fliegen die Fetzen auf der seit Äonen geprügelten Erde. Unerklärte außerirdische Einflüsse lösen eine Kette von Naturkatastrophen aus, die weite Teile des blauen Planeten in Schutt und Asche legen. Gleichzeitig berichten die Raumfahrtbehörden der Großmächte von einem praktisch aus dem Nichts aufgetauchten Himmelskörper, der mit den Störungen des irdischen Gleichgewichts zu tun haben muss und sich gleich auch noch mit beängstigender Geschwindigkeit auf den Weg hier her macht. Unter der Leitung von Captain Jackson (Giacomo Rossi Stuart) startet ein Erkundungsschiff ins All und findet zum losgerissenen Planeten eine Erklärung kosmischen Ausmaßes, auf die in der Art auch der alte H.P. Lovecraft gekommen sein könnte. Mehr zu verraten wäre unfair.

 
 
 


 
 
 

ORION 3000 – Kritik

 
 
 
Diese schicke Sci-Fi-Story hat in Italien vier Filmteile hervorgebracht, die man aber auch getrennt voneinander ansehen kann ohne sich größer zu ärgern. Eigentlich ist ORION 3000 – RAUMFAHRT DES GRAUENS eine ganz geile Sache und ein geradezu majestätisch gefüllter Truthahn für Freunde von Genrefilmen, deren Verbindung zu ihrem Herkunftsland man sich so gar nicht erklären kann. Klar, man kennt aus Italien eigentlich alles. Nichts Menschliches sollte dem engagierten Freund der Leinwände Cinnecittàs fremd sein. Natürlich viel berüchtigter Splatterhorror mit Kannibalen und Zombies, stylish aufgebrezelte Giallo-Thriller, allerlei eingeölte Gladiatoren-Reißer, quatschige Erotikfilmchen und knorrige Spaghetti-Western waren die tragenden Säulen einer furchtlosen Kinoindustrie, die auf der Jagd nach Unterhaltung und Profit weder Freund noch Feind kannte. Weltraumopern hingegen schienen aber kein gesondert landestypisches Subgenre zu sein. Selbst passionierte Italofilm-Verschlinger kennen vielleicht Mario Bavas PLANET DER VAMPIRE von 1965 und inzwischen offiziell als „Inspirationsquelle“ für Ridley Scotts ALIEN anerkannt. Ein paar STAR WARS B-Kopien, gut. Alfonso „Al Bradley“ Brescias saftiger DIE BESTIE AUS DEM WELTALL vielleicht noch. In soft- oder hardcore zu haben, beides grausig. Danach ist auch schon Schluss. Die italienischen Weltraumabenteuer aus den Sechzigern sind dabei noch mal eine ganz eigene Schule. Die Atmosphäre der Filme ist klar ihrem Jahrzehnt zuzuordnen, erinnert mit den mysteriös blinkenden Sperrholz-Kommandobrücken und knautschigen Astronautenanzügen aus dem Baumarkt teils an das RAUMSCHIFF ENTERPRISE, teils an die vielen Eurospy-Krimis, wie sie nach dem durchschlagenden Erfolg des Agenten Nullnullsieben wie die Pilze aus dem Boden Mitteleuropas geschossen waren. Wieso dann das „eigentlich“? Nun ja, Teil drei von vier ist nicht wirklich der knackigste unter den Einträgen der Reihe, ist aber nichtsdestoweniger noch immer dufte. Der Abschluss der Saga, DÄMONEN AUS DEM ALL, wird an gleicher Stelle dieser Tage auch noch besprochen werden.
 
 
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Toll: Auch der Blick auf die sagenhafte Gesamtkarriere Antonio Margheritis wird uns immer lückenloser ermöglicht. Nach und nach werden alle Preziosen aus der mächtigen Filmographie des Volldampfregisseurs zugänglich gemacht. Mit seinen fantasievollen Ausflügen in die Raumfliegerei liegen nun ein paar besonders schöne Beispiele für „Anthony M. Dawsons“ Schaffen vor. Wie hier schon einmal festgehalten, bietet das Werksverzeichnis Margheritis Filme aus jedem Genre, das dem Fan italienischen Bahnhofskinos das Herz im Brustkorb tanzen lässt und auch der Kosmos war ihm nicht fremd. Schön, ihn auf der Reise begleiten zu dürfen.
 
 
 


 
 
 

ORION 3000 – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
Margheriti-Science-Fiction? Restauriert und das sogar Blu-ray-tauglich? Schon wieder Weihnachten? ORION 3000 – RAUMFAHRT DES GRAUENS kann mit Fug und Recht behaupten, ein exotisches Geschöpf zu sein. Italo-Sci-Fi ist kein unendlich weites Feld und Interessierte können sich mit diesem Film und Bavas PLANET DER VAMPIRE einen ordentlichen Einstieg ins Genre ermöglichen.
 
 
 


 
 
 

ORION 3000 – Zensur

 
 
 
ORION 3000 – RAUMFAHRT DES GRAUENS wurde bereits ungeschnitten in die Kinos gebracht und ebenso in der kompletten Fassung auf VHS veröffentlicht. Die ebenfalls erhältlichen BD- und DVD-Heimkinomedien sind ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

ORION 3000 – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) CMV LASERVISION

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Il pianeta errante; Italien 1966

Genre: Science Fiction, Klassiker

Ton: Deutsch DD 2.0 (Mono)

Untertitel: Keine

Bild: 1.78:1 (1920 x 1080p)

Laufzeit: ca. 81 Min.

FSK: FSK12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wechselcover

Extras: Deutscher Kinotrailer, Bildergalerie, Trailershow

Release-Termin: Erstauflage CMV: 13.02.2015 | Zweitauflage NEW VISION FILM: 05.02.2016

 

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ORION 3000 – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

Die Rechte aller verwendeten Bilder liegen bei CMV LASERVISION | NEW VISION FILM

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Raumschiff Alpha (1965)
 
Tödliche Nebel (1966)
 
Dämonen aus dem All (1967)
 
Planet der Vampire (1965)
 
Die Bestie aus dem Weltall (1957)
 
Raumschiff Enterprise (1966)