Filmkritik: „Halloween 2“ (2009)

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HALLOWEEN 2

(ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 | HALLOWEEN 2009)

Story

 
 
 
Auch Rob Zombie’s Michael Myers darf zurückkehren und versuchen das zu Ende zu bringen, was ihm im ersten Teil nicht gelungen ist.
 
 
 


 
 
 

ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 – Kritik

 
 
 
Rob Zombie’s Halloween“ gehörte zu den bis dato finanziell erfolgreichsten Teilen der Reihe und da verwundert es kaum, dass man Zombie eine Fortsetzung anvertraute. Die Herangehensweise in seinem Remake mag zwar zwiespältig aufgenommen worden sein, aber sie war immerhin eigenständig und bot so eine willkommene Abwechslung innerhalb der langen Reihe. Sein zweiter Teil hat die Fans dann allerdings noch zwiegespaltener hinterlassen. „Halloween 2“ ist ein sehr, sehr seltsames Filmerlebnis, welches optisch brillant ausgefallen ist, auf Story-Ebene aber sogar noch weniger zu erzählen hat, als alle vorherigen Teile.
 
 
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Wie schon beim Vorgänger ist es entscheidend, ob man die Kinofassung oder die längere Variante schaut. Obwohl die Unterschiede im ersten Teil nicht so gravierend waren, bekommt man dieses Mal im Director’s Cut schon eine andere Herangehensweise und ein alternatives Ende geboten, was den Film insgesamt durchaus etwas verändert. Im Grunde genommen geht es aber in beiden Varianten nur darum, dass Laurie erneut vor Michael flüchten muss. Alle haben die Geschehnisse aus dem ersten Teil überlebt, auch Dr. Loomis. Bereits am Anfang treibt Drehbuchautor Rob Zombie selbst einen großen Schabernack mit seinem Publikum. Satte 25 Minuten lässt er verstreichen, bis sich alles nur als Traum herausstellt. Erst danach geht das eigentliche Szenario los. Vielleicht liegt das daran, dass bewusst war, dass es gar nichts mehr zu erzählen gibt? Während der Vorgänger in der zweiten Hälfte schon eine Art Remake des Originals war, entfernt sich Zombie in seiner eigenen Fortsetzung sehr stark von der Vorlage. Das alleine muss nicht schlecht sein, aber sein Drehbuch ist dermaßen belanglos und inhaltslos, dass es schon negativ auffällt.
 
 
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Es gibt quasi nur eine neue Idee und diese wird dann längst nicht jedem Gefallen. Michael hat nun immer wieder Visionen von seiner Mutter und sich selbst als Kind, was eine sehr surreale Note mit ins Spiel bringt. Das ist für diese Reihe eine komplett eigenständige und neue Herangehensweise, die einem jedoch längst nicht schmecken muss. Auf der einen Seite ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig und er hätte neue Facetten offenlegen können, auf der anderen Seite profitiert die Handlung davon allerdings überhaupt nicht. Lediglich die Bildersprache wird dadurch aufregender. Und diese ist sowieso der größte Pluspunkt von „Halloween 2“. Während Zombie die Geschehnisse im ersten Teil fast schon zu bodenständig inszenierte, tobt er sich inszenatorisch nun völlig aus. Seien es die surrealen Szenen oder alleine die Halloween-Party mit Liveband. Es gibt hier viele tolle Bilder zu betrachten. Nahezu alles spielt sich bei Nacht ab, es regnet dauernd und das sorgt für eine herrlich düstere Atmosphäre. Aus handwerklicher Sicht ist das wieder mal stark gemacht und die Inszenierung kann sogar mehr punkten, als die aus dem Vorgänger, nur bringt das nicht besonders viel, wenn es ansonsten keinerlei Substanz gibt.
 
 
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In der längeren Fassung versucht man zwar Laurie Strode mehr Tiefgang zu verleihen, es bleibt jedoch dabei, dass ihre Figur belanglos bleibt. Die restlichen Charaktere sind noch unwichtiger und Sympathien kommen hier gar keine auf. Am schlimmsten trifft es jedoch Dr. Loomis. Was Herrn Zombie dabei geritten hat, diese Figur nun dermaßen als Arschloch darzustellen, weiß wohl nur der Teufel selbst. Die Darsteller können dabei nur einen undankbaren Job annehmen und selbst wenn hier niemand wirklich schlecht spielt, so leidet jede Leistung unter dieser miesen Figurenzeichnung. Malcom McDowell macht so jedenfalls keine Freude mehr, Scout Taylor-Compton müht sich erneut umsonst ab und die kleinen Rollen von Sheri Moon Zombie und Brad Dourif reißen nun auch nichts heraus. Danielle Harris ist unwichtig und nur interessant, weil sie ja bereits früher im vierten und fünften Teil der Reihe mitspielte und ein Schaulaufen von vielen bekannten B-Movie-Stars bleibt nun weitestgehend aus. Dass Daeg Faerch ausgetauscht werden musste, fällt natürlich auf, ist aber nicht weiter schlimm. Und Tyler Mane darf man nun sogar vermehrt ohne Maske sehen.
 
 
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Das liegt allerdings auch mit daran, dass „Halloween 2“ es gar nicht mehr so sehr auf den Killer Michael Myers abgesehen hat. Der verkommt hier eher zur Randfigur. Selbst wenn die Herangehensweise auf eine Art Psychogramm angelegt war, so besitzt sie dafür nicht genügend Tiefe. Dass Michael am Ende kurz spricht und ohne Maske zu sehen ist, darf man finden, wie man will. So oder so kommt dabei jedoch keinerlei typische „Halloween“-Stimmung mehr auf. Etwas Eigenständiges hat Zombie so zwar erschaffen, aber es passt einfach nicht. Der Unterhaltungswert ist leider auch nicht so toll. Besonders die ersten 25 Minuten lassen sich dabei noch als Highlight bezeichnen, denn hier geht es geradlinig und ohne Kompromisse zur Sache. Alles, was danach folgt, selbst das Finale, ist gewöhnungsbedürftig, gefüllt mit gewohnt derben Dialogen und vielen austauschbaren Figuren. Spannend ist daran absolut nichts mehr und trotzdem sorgen gerade die Bilder immer mal wieder für einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Außerdem geht es gewohnt derb zur Sache und der Soundtrack wurde selbstverständlich sehr gut ausgewählt.
 
 


 
 
 

ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
„Halloween 2“ von 2009 macht es dem Zuschauer nicht einfach. Das Drehbuch versagt auf fast ganzer Ebene. So gut manche Ansätze auch sein mögen, sie funktionieren im Endeffekt nicht. Außerdem ist die Handlung mehr als nur dünn. Die Figurenzeichnung macht es sich auf diesem Niveau bequem und deshalb können die Darsteller trotz solider Leistungen auch nicht überzeugen. Das besitzt nach einem richtig starken Start viel Füllmaterial und zu viele belanglose Szenen. Spannung sucht man ebenfalls vergebens. So bleibt am Ende ein wirklich hübsch bebilderter Horrorstreifen, der von der Inszenierung her absolut zu überzeugen vermag und nebenbei viel brachiale Gewalt zu bieten hat. Davon alleine entsteht nur leider noch kein guter Film. Das ist zwar schade, aber Zombie ist es hier nicht mehr gelungen, ansprechend mit der Figur von Michael Myers umzugehen, weshalb man nicht böse darum sein muss, dass danach ein Neustart folgte. Alles in einem noch knapp sehenswert!
 
 
 


 
 
 

ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 – Zensur

 
 
 
„Rob Zombie’s Halloween 2“ hatte es – wie sein Vorgänger – ebenso nicht leicht in Deutschland. Die Kinofassung wurde hierzulande erst gar nicht in deutscher Sprache veröffentlicht und von der FSK geprüft. Diese lief in Deutschland nur auf einigen Festivals mit Untertiteln. Vielmehr lag der Fokus bei der deutschsprachigen Fassung auf den längeren Director’s Cut. Dieser unterscheidet sich gegenüber der Kinofassung hauptsächlich darin, dass die Figur der Laurie Strode im Director’s Cut deutlich labiler dargestellt wird. Zudem besitzt der Director’s Cut ein anderes Ende. Im Gegensatz zur Kinofassung, überlebt Laurie Strode darin nicht und stirbt am Ende. Da die Kinofassung hierzulande nicht von der FSK geprüft wurde, ist diese gleichzeitig indiziert. Vom längeren Director’s Cut gibt es hingegegn mehrere deutsche Schnittfassungen. So kann man den Film in Deutschland nur in geschnittener Form (von Tiberius Film) kaufen. Die Verleihfassung trägt eine Prüfplakette der SPIO/JK, mit der Kennzeichnung „keine schwere Jugendgefährdung“. Diese ist um eine Minute gekürzt und indiziert. Weiterhin existiert eine „Kaufhausfassung“, die die Freigabe der FSK (keine Jugendfreigabe) trägt. In dieser Fassung fehlen 3 Minuten Filmmaterial. Wer den Director’s Cut ungeschnitten in deutscher Sprache sein Eigen nennen möchte, muss sich die ungeprüfte Auflage aus dem deutschsprachigen Ausland (Österreich) zulegen. Dort wurde die Uncut-Fassung von Nameless Media, EYK Media und Illusion Unlimited veröffentlicht. Zudem kann man nur im deutschsprachigen Ausland ebenso die Kinofassung in Deutsch erwerben. Fast alle dort veröffentlichten Releases des Director’s Cut beinhalten auch die Kinofassung.
 
 
 


 
 
 

ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase – geschnittener Director’s Cut)

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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase – geschnittener Director’s Cut)

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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase – geschnittener Director’s Cut)

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(c) Senator Home Entertainment (Blu-ray im KeepCase – ungeschnittener Director’s Cut & Kinofassung – auf 3000 Stück limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Halloween 2; USA 2009

Genre: Horror, Thriller, Action, Splatter

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1

Laufzeit: Kinofassung: 110 Minuten (uncut) | Director’s Cut: 119 Minuten (uncut) | Director’s Cut: 116 Minuten (cut)

FSK: keine Jugendfreigabe (geschnittene Fassung) | Spio-JK (geschnittene Fassung) | ungeprüft (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase | Mediabook

Extras: Audiokommentar mit Rob Zombie, Trailer, Trailershow, Outtakes, Making-of

Release-Termin: KeepCase (Cut-Erstauflage): 08.10.2010 | KeepCase (Cut-Zweitauflage): 14.01.2016 | KeepCase (Cut-Dittauflage): 17.03.2017 | KeepCase (Uncut-Auflage):

Release-Termin: KeepCase (Kinofassung): 24.09.2009 | KeepCase (Unrated Director’s Cut): 11.10.2013 | Mediabook mit beiden Fassungen: 25.03.2022

 

Rob Zombie’s Halloween 2 – Director’s Cut [Blu-ray im KeepCase – Erstauflage] geschnitten auf AMAZON bestellen

Rob Zombie’s Halloween 2 – Director’s Cut [Blu-ray im KeepCase – Zweitauflage] geschnitten auf AMAZON bestellen

Rob Zombie’s Halloween 2 – Director’s Cut [Blu-ray im KeepCase – Drittauflage] geschnitten auf AMAZON bestellen

Rob Zombie’s Halloween 2 – Director’s Cut + Kinofassung [Blu-ray + DVD im Mediabook] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

ROB ZOMBIE’S HALLOWEEN 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film | Nameless Media | EYK Media | Illusion Unlimited)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Halloween – Das Nacht des Grauens (1978)
 
Halloween II – Das Grauen kehrt zurück (1981)
 
Halloween 3 (1982)
 
Halloween 4 – Michael Myers kehr zurück (1988)
 
Halloween 5 – Die Rache des Michael Myers (1989)
 
Halloween 6 – Der Fluch des Michael Myers (1995)
 
Halloween H20 (1998)
 
Halloween: Resurrection (2002)
 
Halloween (2018)
 
Halloween Kills (2021)
 
Halloween Ends (2022)
 
Rob Zombie’s Halloween (2007)
 

Filmkritik: „Terrifier 2“ (2022)

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TERRIFIER 2

Story

 
 
 
Art the Clown ist zurück – Ja dieses Mal besucht er sogar das Kino. Kommerzieller geht er deshalb aber nicht vor, im Gegenteil: Art metzelt sich brachialer als jemals zuvor durch über zwei Stunden Splatterkino.
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Kritik

 
 
 
Damien Leone ist das gelungen, was im Horrorgenre heutzutage kaum noch jemandem gelingt: Er hat eine ikonische Figur kreiert, die in ein paar Jahren vielleicht das Zeug zum Kult hat, wie es damals Jason, Freddy oder Michael Myers gelungen ist. Beeindruckend ist mit welch simplen Mitteln Leone das geschafft hat, aber sein Art the Clown ist wirklich eingängig, optisch einfach einprägsam. Nachdem der erste Solofilm von Art, „Terrifier“, ein völlig selbstzweckhafter, nahezu storyloser Splatterstreifen war, war sich die Filmwelt doch recht einig, dass Art Potenzial hat, der Rest aber echt zu simpel gestrickt war. Leone arbeitete an einer Fortsetzung, die nun alle Zweifler bekehren sollte. Völlig überraschend kam der Film dann sogar in die Kinos. Noch überraschender war die Tatsache, dass das Publikum angetan war und dem Werk somit einen hohen Gewinn erbrachte. Damit dürfte Damien Leone nun viele Schritte weiter auf der Karriereleiter aufsteigen. „Terrifier 2“ wird seine Fortsetzungen erhalten und von Leone dürfen wir wohl weiterhin brutalstes Genrekino erwarten. Aber ist „Terrifier 2“ denn eigentlich auch gut oder wieder nur ein lediglich auf Brutalität reduzierter Hype, der dann viel versprochen hat und wenig einhält? Tatsächlich ist der Film überraschend gut geworden. Er passt sogar ins Kino und stellt seinen Vorgänger mit Leichtigkeit in den Schatten.
 
 
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Art the Clown war zwar eigentlich tot, aber aus mysteriösen Gründen wird er wiederbelebt. Natürlich muss er dann auch sofort mit dem Töten weitermachen. Danach spielt sich das Treiben ein Jahr später an Halloween ab. Hier haben die Geschwister Sienna und Jonathan immer wieder seltsame Träume und Visionen von einem mordenden Clown und einem beängstigenden, kleinen Clown-Mädchen. Außerdem scheint die Sache etwas mit dem verrückt gewordenen und danach verstorbenen Vater von ihnen zu tun zu haben. Und überhaupt: Was ist Art the Clown eigentlich? Wer darauf eine echte Antwort erwartet, wird sich enttäuscht sehen und dennoch ist das Drehbuch von „Terrifier 2“ deutlich besser gelungen, als im ersten Teil. Dieser hatte nämlich streng genommen gar keine Geschichte, ja nicht mal eine Hauptfigur. Daraus hat Leone scheinbar gelernt und er spinnt seine Story um den Clown interessant weiter. Dabei wirft er eigentlich noch mehr Fragen auf, als welche beantwortet werden, doch das macht den Verlauf der Handlung tatsächlich recht aufregend. Wenn es da sogar eine Portion Fantasy mit ins Drehbuch schaffft, ist das ungewöhnlich, doch gerade deshalb funktioniert es so gut.
 
 
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Ungewöhnlich ist „Terrifier 2“ sowieso. Das wird schon bei einem Blick auf die Laufzeit klar. 138 Minuten ist für diese Art von Film eigentlich schon ein Novum. Im direkten Vergleich: „Terrifier“ lief lediglich 84 Minuten lang. Nun war zu befürchten, dass diese Laufzeit einfach viel zu gigantisch ist und ja, es hätte sie nicht zwangsläufig gebraucht. Man hätte das gesamte Treiben gut und gerne eine halbe Stunde verkürzen können. Trotzdem stört diese viel zu lange Laufzeit überraschend wenig, denn so viele Längen kommen gar nicht mal auf. Das liegt auch mit an der echt starken Inszenierung von Leone. Er treibt die Hinauszögerungen gerne mal auf die Spitze, lässt so aber auch Spannung und Atmosphäre entstehen. Wenn es dazu ständig einen Synthwave-Soundtrack zu hören gibt, könnte der Nostalgiefaktor kaum höher sein. Die Jahreszeit um Halloween wird ordentlich genutzt und wenn Art seine bösen Späße mit seinen Opfern treibt, dann fühlt man sich tatsächlich mal wieder an eine Zeit erinnert, in der Horrorfilme noch eine gewisse Faszination in einem selbst ausübten.
 
 
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Was das Besondere daran ist, ist gar nicht so leicht zu erklären, denn eigentlich mordet sich in „Terrifier 2“ einfach nur ein diabolischer Clown durch die Gegend. Allerdings funktioniert Art the Clown als Figur bemerkenswert gut. Das liegt vor allen Dingen an der gelungenen Optik, aber auch an David Howard Thornton, der mit seiner Mimik und Gestik alles richtig macht. Auch die Tatsache, dass der Clown trotz seiner enorm brutalen Taten immer wieder für Humor sorgt, macht das Geschehen abwechlungsreich. Und dann wäre da noch die erstaunliche Tatsache, dass Leone aus einem Budget von geschätzt ca. 250.000 Dollar unverschämt viel herausholt. Ja, „Terrifier 2“ hat es tatsächlich verdient im Kino zu laufen, denn alleine optisch ist er absolut gelungen. Die Schauwerte wurden ordentlich in die Höhe getrieben, es gibt starke Kulissen und das sehr lange Finale in der Geisterbahn ist einfach nur toll anzuschauen. Die Kameraarbeit weiß zu gefallen und eigentlich kann man die gesamte handwerkliche Arbeit nur loben.
 
 
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Dazu gehören selbstverständlich auch die Effekte. Es gibt immer wieder Nachrichten, die einen Hype auslösen – Wie in etwa, dass Zuschauer in Ohnmacht gefallen sind. Da werden die Erwartungen am Ende aber auch schnell mal zu hoch getrieben. Allerdings kann man aufatmen: „Terrifier 2“ ist wirklich brachial und zeigt Splatter, wie man ihn nicht oft zu sehen bekommt, schon gar nicht im Mainstream-Kino. Bereits im ersten Teil tobte sich Leone, von dem die Effekte auch selbst mit stammen, ordentlich aus, aber in der Fortsetzung steigert er sich natürlich erheblich. Es geht äußerst kreativ, unheimlich blutig und auch sadistisch zur Sache. Das ist teilweise jedoch schon wieder so übertrieben, dass es einem erfahrenen Genre-Zuschauer nicht schocken dürfte. Außerdem muss man sagen, sind die Effekte, so grandios sie auch von Hand getrickst wurden, einfach trotzdem als solche erkennbar. Man kann den Moralapostel also zu Hause lassen: „Terrifier 2“ ist nur ein Film. Als solcher ist er teilweise zwar echt grausam brutal, aber irgendwie gelingt es ihm auch, diese Tatsache schon fast amüsant darzustellen. Weiterhin ist es erstaunlich, dass er selbst ohne diese brachialen Szenen ganz ordentlich funktionieren würde.
 
 
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Das liegt daran, dass man hier einen schönen Kampf „Gut gegen Böse“ kreiert hat. Mit Sienna hat Art nun endlich einen richtigen Gegenspieler und Lauren LaVera spielt das zum Glück auch noch angenehm. Sowieso sind die Darsteller allesamt nicht schlecht für diese Preiskategorie. Ebenfalls ist die Figurenzeichnung erfreulich. Natürlich gibt es überwiegend Stereotypen, die belanglos sind, aber niemand wirkt hier störend. Selbst das Verhalten von vielen Charakteren ist nicht unbedingt unrealistisch oder gar nervig. Deshalb verfolgt man das Geschehen auch recht interessiert und kann in manchen Momenten sogar mit den Hauptfiguren mitfiebern. Und genau deshalb ist „Terrifier 2“ trotz übertriebener Überlänge niemals zu langweilig. Das Finale entpuppt sich zwar ebenfalls als zu lang, doch irgendwie macht es auch Spaß, dass es nicht zu Ende gehen mag. Man bekommt dafür nämlich einfach zu starke Bilder geboten, die teilweise schon fast ins Surreale abdriften. Und wenn dann noch eine Post-Credit-Szene erscheint, ist man tatsächlich auf den dritten Teil heiß. Von daher: Alles richtig gemacht Herr Leone!
 
 

 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
„Terrifier 2“ ist eine echte Überraschung und das in jeglicher Hinsicht. Damien Leone schraubt weiter am Kultpotenzial seiner Figur Art the Clown und hat sich spätestens jetzt einen echten Namen gemacht. Das Drehbuch hat er besser geschrieben. Es ist zwar immer noch simpel, besitzt aber einfach ordentliche Ideen. Diese Kreativität besitzt auch die Inszenierung und die Bilder, die hier entworfen werden, faszinieren einfach. Daraus entsteht eine tolle Atmosphäre, die von amüsant bis ekelerregend nahezu jede Facette abdeckt. Nicht mal die Darsteller machen dem einen Strich durch die Rechnung und auch die Figurenzeichnung könnte viel mieser sein. Daneben wird der Gorehound mehr als befriedigt, denn „Terrifier 2“ besitzt eine rohe Gewalt, die man von Kinofilmen so nicht gewohnt ist. Außerdem sind die Effekte wirklich sehr gut geworden. Sowieso ist die gesamte handwerkliche Arbeit eine Freude. Das ist mit 138 Minuten Laufzeit zwar wirklich zu lang ausgefallen, unterhält trotzdem überraschend gut und macht im Endeffekt einfach Spaß. Sollte Leone die Qualität nochmals steigern können, dürfte „Terrifier 3“ dann ein Meisterwerk werden!
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Zensur

 
 
 
Im Kino lief „Terrifier 2“ trotz Anlaufschiwerigkeiten (die FSK verweigerte anfangs mehrfach die Freigabe) am Ende doch ungeschnitten. Anders sieht es bei der deutschen Heimkinoversion aus. Hier kannte die FSK keine Gnade und verlangte vom Rechteinhaber Schnitte für eine Freigabe. Demzufolge ist die deutsche Kaufhaus-Fassung von „Terrifier 2“ geschnitten und frei ab 18 Jahren. Anbieter NAMELESS MEDIA hat schon verkündet, dass ein ungeprüftes Mediabook erscheinen wird. Die darin enthaltene Fassung wird uncut sein.
 
 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Terrifier 2; USA 2022

Genre: Horror, Splatter

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.78:1 | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 135 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (geschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase

Extras: Originaltrailer, Trailer-Show

Release-Termin: KeepCase: 06.04.2023

 

Terrifier 2 [Blu-ray im KeepCase] auf AMAZON bestellen

 
 


 
 
 

TERRIFIER 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Terrifier (2016)
 
All Hallows‘ Eve (2013)
 
Laid to Rest (2009)
 
ChromeSkull: Laid to Rest 2 (2011)
 

Filmkritik: „Slapface“ (2022)

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SLAPFACE

Story

 
 
 
Als wäre das Leben von zwei Brüdern nach dem Tod der Eltern nicht schon schwer genug, kommt auch noch ein dunkles Wesen aus dem Wald mit dazu.
 
 
 


 
 
 

SLAPFACE – Kritik

 
 
 
Indie-Filme sind wohl so ziemlich in allen Bereichen immer sehr gefragt, denn wenn Filmemacher ihr eigenes Ding durchziehen können, das nicht darauf aus ist möglichst viele Einnahmen zu machen, ist das Ganze einfach deutlich interessanter. Besonders interessant wird es, wenn es bei Indie-Produktionen in den Horrorbereich geht, weil Horrorfilme in der Regel doch ganz gerne konventionell erscheinen. „Slapface“ ist ein solcher Indie-Horrorfilme, der eigentlich mehr Drama darstellt, aber die übernatürliche Komponente nutzt, um dieses intensiver zu gestalten.
 
 
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Lucas und Tom haben ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist das Leben nicht mehr das, was es einst war. Besonders Lucas kommt kaum noch klar und wird zusätzlich regelmäßig Opfer von Mobbing. Sein älterer Bruder Tom ist dem Alkohol verfallen und wenn es mal wieder etwas zu regeln gibt unter den Brüdern, wird das Spiel Slapface gespielt. Eines Tages macht Lucas in einer Ruine im Wald jedoch eine anfangs erschreckende Entdeckung. Hier haust ein dunkles Wesen, welches jedoch scheinbar gerne mit dem Jungen befreundet wäre. Dies soll fatale Konsequenzen mit sich tragen. Wenn Kinder auf übernatürliche Wesen treffen, ist das sicher nichts, was man nicht schon etliche Male gesehen hat. Auch eine dramatische Coming-of-Age-Geschichte mit einzubauen, klingt jetzt erst mal wenig originell. „Slapface“ besteht eigentlich lediglich aus Zutaten, die man bereits gut kennt, verbindet diese jedoch auf seine eigene Art und Weise. Obwohl das Ergebnis trotzdem nicht gerade originell ist, besitzt das Drehbuch eine gewisse Eigenständigkeit. Dabei ist es vor allen Dingen das Ende, welches das Publikum spalten dürfte. Hier wird einem nämlich keine klare Antwort präsentiert und ein Interpretationsfreiraum bleibt vorhanden. Das Problem: So richtig stimmig wirkt keine Erklärung, die man sich zusammenreimen kann und das sorgt dann schon für kleine Abzüge.
 
 
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Regisseur und Drehbuchautor Jeremiah Kipp hat diesen Stoff bereits vor ein paar Jahren schon mal als Kurzfilm umgesetzt und ist sowieso am ehesten mit Kurzfilmen unterwegs, von denen er schon etliche gedreht hat. Erfahrung hat der Mann hinter der Kamera also und das merkt man „Slapface“ durchaus an. Dabei ist es vor allen Dingen der Minimalismus, der das Geschehen so effektiv macht. Hier gibt es kaum Effekte zu betrachten und die Kulissen sind schlicht. Trotzdem hat man ein paar eindrucksvolle Bilder hervor gezaubert und allgemein ist das handwerklich sehr stilsicher gemacht. Das bemerkt man auch an der Atmosphäre, die hier entsteht. Es braucht eine Weile, bis sich diese entfalten kann, doch wenn man sich auf das Szenario einlässt, wird man irgendwann von ihr gefesselt. Es ist vor allen Dingen das Drama, welches gut funktioniert, welches eine gewisse Trostlosigkeit versprüht und betroffen machen kann. Die Horror-Elemente sind da nur ein netter Zusatz. Hier braucht man keine billigen Jumpscares zu befürchten. Auch der Horror entfaltet sich nur langsam.
 
 
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Genau diese Langsamkeit macht „Slapface“ allerdings auch ein bisschen anstrengend. Man braucht schon Geduld für den Film, der sich trotz seiner relativ kurzen Laufzeit von nur 85 Minuten niemals so richtig kurzweilig anfühlt. Besonders die erste Hälfte wirkt nahezu schleppend, lässt keine Spannung aufkommen und ist fast etwas zu ereignislos. Trotzdem sind schon hier Szenen vorhanden, die Neugierde aufkommen lassen und wenn man am Ball bleibt, wird man belohnt. Nicht, weil es hinterher viel actionreicher zur Sache gehen würde, sondern weil sich das Geschehen gekonnt aufbaut und somit im Endeffekt auch stets unterhaltsamer wird. Das kleine Finale bietet dann doch noch ein paar Effekte mehr und nach dem sehr offenen Ende denkt man noch etwas über das Gesehene nach. Ein Zeichen dafür, dass „Slapface“ irgendetwas richtig gemacht haben muss. Richtig gut ist übrigens auch der Score, der effektiv eingesetzt wird.
 
 
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Ansonsten lebt der Film unbedingt noch von seinen beiden Hauptdarstellern. Die Leistung von Mike Manning ist ja schon echt ordentlich, wird aber definitiv noch von der von August Maturo getoppt. Das Spiel des damals 14-jährigen ist eindringlich und echt intensiv. In den recht überschaubaren Nebenrollen wissen ansonsten noch Mirabelle Lee und Libe Barer zu überzeugen, doch der Fokus liegt hier schon deutlich auf den beiden Hauptdarstellern. Da diese so ordentlich abliefern, ist es auch schön, dass man sich bei der Figurenzeichnung Gedanken gemacht hat, denn die Charaktere wirken niemals zu künstlich und besitzen ihre Tiefe. So funktioniert das Drama natürlich auch gleich noch mal deutlich besser.

 
 


 
 
 

SLAPFACE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
„Slapface“ erfindet das Rad nicht neu, besteht aus bekannten Zutaten und braut sich daraus seinen eigenen Mix aus Coming-of-Drama und Horrorfilm zusammen. Das Ergebnis lebt von einer trostlosen, packenden Atmosphäre und wird von zwei hervorragenden Hauptdarstellern getragen. Leider wirkt das offene Ende nicht komplett durchdacht, da die verschiedenen Lösungsansätze es sich entweder zu einfach machen würden oder aber keinen echten Sinn ergeben. Somit bleibt trotzdem ein Werk, über welches man sich Gedanken machen kann. Dass es dabei sehr langsam und minimalistisch zur Sache geht, macht den Unterhaltungswert alles andere als optimal, aber wenn man sich auf den ruhigen Ton einstellt, wird man am Ende doch mit einer fesselnden Stimmung belohnt, die einen mehr und mehr in ihren Bann zieht. Handwerklich ist das geschickt gemacht, der Score klingt bestens und somit kann man eine Empfehlung an alle aussprechen, die es gerne etwas unspektakulärer haben!
 
 
 


 
 
 

SLAPFACE – Zensur

 
 
 
„Slapface“ bietet nur wenig grafische Gewalt. Daher dürfte der Streifen von der FSK eine Freigabe ab 16 erhalten.
 
 
 


 
 
 

SLAPFACE – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Devil’s Backbone (2001)
 
I Am Not a Serial Killer (2016)
 
Our House (2018)
 

Filmkritik: „Ravage – Einer nach dem anderen“ (2019)

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RAVAGE – EINER NACH DEM ANDEREN

(RAVAGE | SWING LOW)

Story

 
 
 

Eine Naturfotografin wird Zeuge eines Verbrechens und entfacht so einen blutigen Überlebenskampf.


 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Kritik

 
 
 
Es gibt Filme im Horror-Genre, die lassen trotz immer gleichem Ablauf aufhorchen. Die Rede ist von sogenannten Rache- sowie Rape-and-Revenge-Filmen, die sich besonders seit dem Remake von I SPIT ON YOUR GRAVE unter Fans härterer Kinoware großer Beliebtheit erfreuen. Meist wird in dieser Art von Schockern den Protagonisten die Würde genommen. Die werden gequält, gefoltert oder missbraucht – und die Kamera hält darauf. Simple Gewalt-Rezepturen, die die niederen Instinkte des Zuschauers stimulieren sollen und ihren Ursprung im Drama DIE JUNGFERNQUELLE von 1960 fanden. Was jedoch damals schockierte, lockt heute kaum noch hinterm Ofen hervor. Die Zurschaustellung von Gewalt im Kino ist freizügiger geworden. Grenzen gibt es quasi nicht. Eine Tatsache, die auch der Horrorfilm RAVAGE für eigene Zwecke nutzt. Hier wird ebenfalls eine Frau zusammen mit einer handvoll Männer in einen Ring geworfen. Die für dieses Genre nicht unübliche Vergewaltigung wird zwar nur angedeutet. Dafür wird aber reichlich gerächt und das nicht gerade zimperlich. Regie-Newcomer TEDDY GRENNAN bedient sich ausgiebig beim Exploitationkino der 1970er. Es werden bekannte Klassiker dieser Zeit zitiert. Darunter Hoopers TEXAS CHAINSAW MASSACRE, Zarchis I SPUCK AUF DEIN GRAB sowie Boormanns BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE. Herausgekommen ist ein ganz brauchbarer Schmuddelfilm im Stile der Exploitation-Schocker der 1970er, welcher sich das ländliche Amerika zunutze macht, wo sich die Menschen von der Regierung abgehängt fühlen und nach eigenen Regeln leben. Wenn das mal keine vielversprechenden Aussichten sind.
 
 
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Manchmal sollte man die Nase nicht in Dinge stecken, die einen nichts angehen. Eine Weisheit, die Harper Sykes (ANNABELLE DEXTER-JONES aus #HORROR und AVA’S POSSESSIONS) erst zu spät begreift. Sie ist Naturfotografin und wird Zeuge einer Folterung. Doch damit nicht genug. Zuschauen reicht nicht. Sie hält das Verbrechen mit ihrer Kamera fest und gerät so in einen Strudel von Umständen, der sie in Lebensgefahr bringt. Die Täter bekommen nämlich von der heimlichen Beobachterin Wind und heften sich an die Fersen der ängstlichen Harper, um der Mitwissenden nach dem Leben zu trachten. Doch die junge Frau lässt sich nicht unterkriegen. Sie entwickelt einen Plan, wie sich die Verfolger abschütteln lassen. Statt mit den Ganoven zu reden, macht die Verfolgte blutigen Prozess. Das gefällt zwar der FSK nicht unbedingt, macht aber Sinn. Die Täter sind nämlich skrupellos und unmenschlich dazu. Wer schön ähnliche Genre-Filme gesehen hat, der weiß: Eine andere Sprache kennt das Böse im Horrorfilm nicht.
 
 
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Willkommen zu einem weiteren Streifen aus der Rubrik: Wenn Frauen Rachegelüste entwickeln. Spätestens dann sollte sich das männliche Geschlecht in Sicherheit bringen – wie diese unabhängige Produktion beweist. RAVAGE – der übrigens anfangs noch SWING LOW hieß – ist ein typischer Vertreter der Gattung Survival-Horror in Kombi mit Rache. Ähnlich wie in BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE muss sich hier ein Opfer durch die Wildnis arbeiten, um sich vor Verfolgern in Sicherheit zu bringen. Weil nur Flüchten auf Dauer eintönig wird, lässt Regisseur TEDDY GRENNAN seine Heldin zur Amazone werden. Die kombiniert schnell, dass Davonlaufen nichts nützt und dreht den Spieß einfach um. Damit macht es Grennan so Filmemachern wie CORALIE FARGEAT und STEVEN R. MONROE gleich. In deren Filmen standen auch starke Frauen im Mittelpunkt. Die mussten erst grausames über sich ergehen lassen, bis sie letztendlich über sich hinauswachsen konnten und den männlichen Gegenspielern den Marsch bliesen. Ein Martyrium, dass natürlich auch die Heldin in RAVAGE durchleben muss. Deren Charakterisierung ist rudimentär, was aber nicht unbedingt heißt, dass dieser Überlebens-Horror schlecht ist.
 
 
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Ganz im Gegenteil. Filmemacher TEDDY GRENNAN dosiert Schocks wohlüberlegt. Den ersten gibt es gleich zu Beginn des Streifens. Unüblich für diese Art von Filme nimmt man dem Zuschauer das Ende vorweg. So erfährt der Zuschauer direkt, dass die Hauptdarstellerin überleben wird. Die liegt übel zugerichtet im Krankenhaus und berichtet einem Polizisten in Etappen vom Überlebenskampf. In Rückblenden werden die Geschehnisse rekonstruiert und gefackelt wird nicht lang. Die erste Leiche ist schon nach wenigen Minuten zu beklagen. Dennoch ist Obacht gegeben. RAVAGE ist kein Splatterfeuerwerk. Gewalt wird reduziert eingesetzt. Kommt sie dann doch einmal, prasselt sie mit aller Härte auf das Publikum ein.
 
 
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Weitaus heimtückischer ist da der Ton des Films. Grennan schafft es als Newcomer ein permanentes Gefühl der Bedrohung entstehen zu lassen. So muss unsere Heldin stets auf der Hut sein, von ihren Peinigern nicht entdeckt zu werden. Dabei wird das unangenehme Treiben von aggressiven und plakativen Soundelementen begleitet. Der diktiert die ungeschönte Marschrichtung und lässt den Puls so einige Male schneller schlagen. Da übersieht man doch gern einmal, dass RAVAGE nur Schwarz und Weiß kennt. Regisseur TEDDY GRENNAN verharrt zu engstirnig in den klar definierten Formeln, welche Rache- und Überlebensfilmen zugrundeliegen. Es gibt nur Gut und Böse. Es gibt nur töten und getötet werden. Den Protagonisten werden keine Möglichkeiten für alternative Entscheidungen gegeben. So wird gemordet, gefoltert und geschrien bis der Abspann über die Mattscheibe flimmert. Fans dieser Film wird das egal sein. Die werden sich der bekannten Abläufe wegen trotzdem ganz wohlfühlen. Denen sei RAVAGE aber auch gegönnt.
 
 


 
 
 

RAVAGE – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Eine Frau gegen eine Horde Männer. Blutiger Überlebenskampf im Stile von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE. RAVAGE ist ein Survival-Thriller mit Rache-Anteil, der trotz überschaubarer Gewaltausbrüche ganz gut geworden ist. Das Anfängerwerk beginnt brachial, arbeitet danach am Spannungsbogen und wird am Ende noch einmal heftig. Dazwischen gut dosiert Gewalteskapaden für die Fanboys. Viel geredet wird nicht – stattdessen lässt Regisseur TEDDY GRENNAN Bilder sprechen. Die wechseln sich ab. Neben idyllischen Landschaftsaufnahmen und fiesem Blutszenen wird auch schwül-schwitzige Spätsommeratmosphäre geboten, mit der auch Michael Bay im Remake zu TEXAS CHAINSAW MASSACRE Eindruck hinterließt. Komplettiert mit aggressiven Soundelementen wird der Exploitation-Festschmaus zum Festschmaus für Rachefilm-Fans. RAVAGE ist für ein Regiedebüt ganz ordentlich – zumal Regisseur TEDDY GRENNAN ein gutes Händchen für Spannung, Technik und Schocks besitzt. Kann man gucken, wenn man ein Faible für ungeschliffenen Indie-Horror hat.
 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Zensur

 
 
 
RAVAGE hat einige blutige Momente zu bieten. Ein Protagonist wird geköpft, ein anderer von Gewehrmunition durchsiebst. Desweiteren wird eine Figur in einem Bullenkörper gesteckt. Danach wird der Kadaver zugenäht. Hierzulande hat es für RAVAGE trotz Selbstjustiz-Thematik überraschenderweise eine FSK16 geben. Und das sogar in der ungeschnittenen Fassung!
 
 
 


 
 
 

RAVAGE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Swing Low; USA 2019

Genre: Horror, Thriller, Krimi

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 84 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase

Extras: Trailer

Release-Termin: KeepCase: 04.03.2021

 

Ravage – Einer nach dem anderen [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

RAVAGE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Brainstorm Media | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Revenge (2017)
 
Blutrache – Blood Hunt (2017)
 
I’ll never die alone (2008)
 
Carnage Park (2016)
 

Filmkritik: „You Die – Du lebst noch 24 Stunden“ (2018)

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YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN

(YOU DIE: GET THE APP, THEN DIE)

Story

 
 
 

Die eigentlich lebensfrohe Asia verfällt in Panik, als sie mitbekommt, dass jemand eine mysteriöse App auf ihr Telefon gespielt hat, die den baldigen Tod bringen wird.

 
 
 


 
 
 

YOU DIE – Kritik

 
 
 
Neue Technologien verlangen neue Horrorfilme. Eine derer nennt sich Smartphone und gehört mittlerweile zum festen Bestandteil des Alltags. Kaum eine Minute vergeht, ohne das man nicht einen Blick aufs Mobiltelefon wirft. Da werden Nachrichten gelesen, in Dating-Apps gestöbert oder sinnfreie Youtube-Videos geschaut – der unverzichtbare Begleiter bietet Kurzweil ohne Grenzen. Doch je einfacher Handyanwendungen in der Handhabe auch werden, umso leichtsinniger wird man mit deren Umgang. Da werden bedenkenlos Spiele und Programme aus App-Stores geladen ohne dabei Konsequenzen zu bedenken. Viele derer beinhalten Viren oder Schadprogramme. Einmal auf dem Handy ist der Ärger groß. Unseriöse Programmierer sind nämlich auf persönliche Daten aus. Die versuchen durch eigentlich witzige Erweiterungen an Kreditkartendaten oder Bankkonten von Nutzern installierter Apps zu kommen. Eine Tatsache, die die Heldin des folgenden Films wohl lieber in Kauf genommen hätte, als das, was ihr durch Leichtsinn in YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN (Originaltitel: YOU DIE: GET THE APP, THEN DIE) passiert.
 
 
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Asia heißt die Gute und wollte sich eigentlich nur mit zwei Freunden einen netten Filmabend machen. Doch eine seltsame Begegnung im Supermarkt um die Ecke wirft schaurige Schatten voraus. Dort wird sie nämlich von einem Fremden angesprochen, der um das Telefon bittet, weil er einer Bekannten eine SMS schreiben möchte. Eine Entscheidung, die unserer Heldin zum Verhängnis wird. Die gibt bedenkenlos das Smartphone aus der Hand, ahnt aber nicht, dass der Fremde ihre eine Todesapp auf das Handy spielt. Nun bekommt Asia regelmäßig Anrufe von einem Programm namens „You Die“, das nicht nur dafür sorgt, dass die Mittzwanzigerin plötzlich Geister sieht. Ein Todescountdown lässt darauf schließen, dass nach 24 Stunden etwas Schlimmes passieren wird. Ganz Unrecht hat Asia mit ihrer Vorahnung nicht. Die verfällt in Paranoia, weil ihre Lebenszeit schwindet. Da heißt es nun: Lösungen finden. Zusammen mit Freunden versucht sie daher hinter das Geheimnis der App zu kommen, um den eigenen Todescountdown stoppen zu können.
 
 
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Horror aus Italien, der sich einer Thematik bedient, die frisch ist und kreative Möglichkeiten bietet, dem Zuschauer schlaflose Nächte zu bereiten. Doch alles weit weg von charmant. YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN ist ein einfältiges Filmchen mit Geister- und Found-Footage-Elementen, das nichts mit seiner unverbrauchten Idee anzufangen weiß. Die Verläufe sind vorhersehbar und bedienen sich altbekannten Horrorfilmregeln, welche bereits auch schon bei den vielen RING-Filmen aus Fernost auf Zelluloid gebannt wurden. Ein Todescountdown und grausige Gestalten, die für Angst und Schrecken sorgen sollen. Klingt nach einer sicheren Bank, ist aber im Falle von YOU DIE ein langweiliges Unterfangen, das sich zieht wie Kaugummi.
 
 
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Wir sehen, wie eine junge Frau permanent Anrufe von einem mysteriösen Handyprogramm erhält, die als Vorboten für die immer gleichen Schreckmomente dienen sollen. Jump-Scares hat diese italienische Produktion aber auch dringend nötig. Während unsere Hauptdarstellerin mit ihren Ängsten überall auf Unverständnis stößt, weil sie Dinge sieht, die andere nicht sehen können, verrennt sich der Film in eine Schleife immer wieder gleicher Abläufe. Paranoia, Anruf, Schreckmoment. Paranoia, Anruf, Schreckmomente. Da stellt sich eine gewisse Monotonie ein und dem Zuschauer werden die Augen schwer. So reißen billige Schocks immer wieder aus dem Dämmerschlaf und lassen schnell zur Erkenntnis kommen, dass man nichts verpasst, wenn man YOU DIE nicht gesehen hat.
 
 
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YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN ist kein herausragender Gruseltrip. Zwar machen einige Make-up-Effekte was her, die fies entstellte Protagonisten zeigen, welche es nicht geschafft haben, das Rätsel der Software vor Ablauf des Countdowns zu lösen. Dass allein macht das Kraut aber nicht fett und lässt in der Vergangenheit schwelgen, wo italienische Horrorfilme – wie SUSPIRIA oder CANNIBAL HOLOCAUST – sichere Garanten für potenzielle Kultfilme waren. YOU DIE erinnert stark in der Machart an den kürzlich erschienenen COUNTDOWN. Dieser ist zwar auch keine Sternstunde des Horrorkinos, besitzt aber Drive. Darin wird der Zuschauer durch einen konventionellen Film gehetzt, der mit extravaganten Todesmomenten im Stile eines FINAL DESTINATION für Abwechslung sorgt. Von Extravaganz ist YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN dagegen weit entfernt. Der Film baut immer nur kurze Spannungsfragmente auf und versucht erst gar nicht Wege zu finden, um den Spannungsbogen halten zu können. Das Ergebnis: Ein Schnarcher vor dem Herrn, der so schnell aus den Köpfen verschwunden sein wird, ehe man bis drei zählen kann.
 
 


 
 
 

YOU DIE – Fazit

 
 
4 Punkte Final
 
 
Das ist alles nur geklaut – ejo, ejo. Für den Gruselfilm YOU DIE zeichnen drei (!) Regisseure verantwortlich. ALESSANDRO ANTONACI, DANIEL LASCAR und STEFANO MANDALA stecken hinter YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN und zeigen eindrucksvoll, dass zu viele Köche den Brei verderben können. Die Ereignisse plätschern behäbig dahin und wirklich gruselig will es partout nicht werden. Statt zu gruseln, wird das Nervenkostüm des Zuschauers strapaziert. Im Film selbst klingelt nämlich ständig das Telefon. Damit will sich die diabolische App zu Wort melden, die im Fokus dieser italienischen Produktion liegt. Leider nervt der etwas andere Bösewicht mit seinem ständigen Geklingel so ziemlich früh, was durch unkoordinierten Einsatz von zu lauten Jump-Scares zusätzlich verstärkt wird. YOU DIE besitzt wohl eines der unoriginellsten Drehbücher des Filmjahres 2020 und klaut frech bei Genre-Hits wie RING, SHUTTER und diversen asiatischen Gruselkandidaten. Viele eigene Ideen werden nicht mitgebracht. Stattdessen wird geklaut, kopiert und nachgemacht. Ein Zeichen dafür, dass die Macher besser nach etwas anderem suchen sollten, mit dem sie ihr Geld verdienen wollen. Wer als ambitionierter Filmemacher weder Kreativität beweist noch eigene Ideen besitzt, sollte keine Horrorfilme mehr drehen. Letztere entpuppen sich häufig als Kopien weitaus besserer Filme. Mit solchen Methoden schwindet die Leidenschaft zum Horror allmählich. Wo sind die kreativen Schocker mit Hirn, deren Verläufe man nicht kommen sieht?
 
 
 


 
 
 

YOU DIE – Zensur

 
 
 
YOU DIE – DU LEBST NOCH 24 STUNDEN hat wenig Gewaltmomente zu bieten. Der Film bietet eher lautet Schreckmomente, als blutiges Gemetzel. Hierzulande hat das für eine FSK16 gereicht. Die deutsche Veröffentlichung ist ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

YOU DIE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: You Die: Get the App, Then Die; Italien 2018

Genre: Horror, Thriller, Mystery

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Italienisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 94 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase

Extras: Original Trailer, Trailershow

Release-Termin: KeepCase: 05.08.2021

 

You Die – Du lebst noch 24 Stunden [Blu-ray im KeepCase] auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

YOU DIE – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen stammen von Dark Sky Films | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Countdown (2019)
 
Killer App (2017)
 
Bedeviled – Das Böse geht online (2016)
 

Filmkritik: „True Fiction – Kill your Idol“ (2019)

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TRUE FICTION – KILL YOUR IDOL

(TRUE FICTION)

Story

 
 
 

Wenn Experimente außer Kontrolle geraten. Eine Amateur-Schriftstellerin begibt sich in die Hände ihres Idols und lässt sich auf Psychospiele ein, die bald die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen lassen.

 
 
 


 
 
 

TRUE FICTION – Kritik

 
 
 
Filme aus der Mache von BRADEN CROFT scheinen eine sichere Bank zu sein. Mit HEMORRHAGE drehte der Filmemacher bereits 2012 ein intensives und erschütterndes Psychodrama, das vor allem durch filmischen Tiefgang überzeugen konnte. Offenbar ist Anspruch eines der wichtigsten Attribute, die der Regisseur beim Inszenieren seiner Produktionen beherzigt. Der will sein Publikum fordern und nicht immer die gleichen Geschichten erzählen, die man schon dutzende Male auf der Mattscheibe hatte. Eine Tatsache, die auch gleich im neusten Film des Kanadiers eine Rolle spielt. TRUE FICTION – KILL YOUR IDOL nennt sich der Spaß, der alles andere – nur nicht lustig ist. Croft verbeugt sich hier vor gleich zwei Genre-Beiträgen, die erfahrenen Zuschauern ein Begriff sind. So ließ er sich einerseits von der King-Verfilmung MISERY inspirieren, aber auch das Zwei-Personen-Stück HARD CANDY hatte Einfluss. Beide Filme erzählen von Personen, die aus Besessenheit beinahe schon im Wahn handeln. TRUE FICTION hat ähnlichen Verlauf.
 
 
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Wirklich erfolgreich ist die 20-jährige Hobby-Schriftstellerin Avery Malone (SARA GARCIA) nicht. Ein Grund mehr, warum sie sich für eine Stelle als Assistentin bei ihrem Lieblingsautor Caleb Conrad (JOHN CASSINI) bewirbt, um sich dort ein paar Kniffe abschauen zu können. Der will einen neuen Roman schreiben und benötigt Unterstützung. Zufälligerweise kommt die junge Frau in die engere Auswahl und freut sich wahnsinnig, als die den Job bekommt. Doch der bekannte Schriftsteller hat eine andere Vorstellung vom Assistieren. Der überredet Avery an einem Experiment teilzunehmen, das als Basis für ein neues Buch dienen soll. Was folgt, ist grotesk: Die Probandin wird mit Ängsten konfrontiert, damit Conrad deren emotionale Reaktionen dokumentieren, kontrollieren und verstehen kann. Weil TRUE FICTION immer noch im Horror-Genre beheimatet ist, dürfte klar sein, dass das Psycho-Experiment schnell außer Kontrolle gerät. Avery verliert den Bezug zur Realität und kann bald nicht mehr differenzieren, was tatsächlich passiert oder ihrem vernebelten Verstand entspring. Spätestens jetzt wirds blutig.
 
 
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Das hat man nicht kommen gesehen. TRUE FICTION – KILL YOUR IDOL ist eine waschechte Überraschung. Das Kammerspiel beginnt unscheinbar und ruhig, ändert aber schnell seinen Ton. Regisseur BRADEN CROFT hat mit seinem dritten Spielfilm ein effektives Verwirrspiel auf Zelluloid gebannt, bei dem nichts ist, wie es scheint. Während im ersten Teil der Handlung die erfolglose Avery Malone den perversen Angst-Experimenten ihres Vorbilds ausgeliefert ist, dreht Croft in der Halbzeit den Spieß einfach um. Da werden auf einmal Opfer-Täter-Rollen vertauscht, nur um die Karten kurz vor Ende abermals neu zu mischen. Wer ist denn nun in dieser Handlung der Bösewicht und zu was wird das alles hier führen? Ganz so einfach ist TRUE FICTION nicht zu durchschauen. Immer wenn man meint, genug Antworten gefunden zu haben, kommt ein neuer Twist um die Ecke, der alles über Bord wirft. Das macht diesen Psychotrip zu einem gelungenen Genre-Beitrag, in dem es sogar relativ blutig einhergeht. Da mündet ein spannendes Psychospiel plötzlich in deftige Splatterei und die Protagonisten werden mit reichlich Kunstblut übergossen. Klingt alles verwirrend, macht aber am Ende Sinn. Mehr über den Fortlauf der Handlung zu verraten, wäre dem Publikum unfair zugegen. TRUE FICTION zehrt von der Tatsache, dass Regeln missachtet werden und der Zuschauer verblüfft wird. Das macht den Streifen zu erfrischender Genre-Unterhaltung für verregnete Wochenenden. Deshalb: Unbedingt auf die Horrorfilm-Watchlist setzen!
 
 
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TRUE FICTION – Fazit

 
 
7 Punkte Final
 
 
Eine bitterböse Wundertüte, die alle Beteiligten durch die Hölle gehen lässt. TRUE FICTION – KILL YOUR IDOL zeigt, was passiert, wenn Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen. Regisseur BRADEN CROFT – der übrigens auch den Horrorfilm FEED THE GODS inszenierte – hat hier eine weitere Version des King-Buches MISERY auf Film gebannt, die aber Indie-Horror alle Ehre macht. Statt vertraute Abläufe abzuhandeln, traut sich der Filmemacher was, das man sich eigentlich nur im Indie-Kino trauen kann. Er verlässt bekannte Pfade und erzählt eine Geschichte, deren Verlauf man so nicht kommen sieht. In diesem Psycho-Horror wird gekonnt mit der Erwartungshaltung des Publikums gespielt. Hinzukommt, dass gleich mehrere Wendungen für Verwirrung sorgen. Nicht zu ahnen, was passieren wird – daraus zieht TRUE FICTION seinen Reiz. Wem es im Genre daher nach Neuerungen dürstet und mal über den Tellerrand schauen will, muss diesen unabhängigen Psycho-Horror sehen. Festival-Geheimtipp!
 
 
 


 
 
 

TRUE FICTION – Zensur

 
 
 
Während sich die erste Filmhälfte eher mit psychologischer Gewalt beschäftigt, geht es in der zweiten Hälfte recht blutig zu. So werden unter anderem Finger abgetrennt und die beiden Protagonisten bieten sich ein Gewalt-Duell der Extraklasse. Hierzulande ist der Film leider erst für Volljährige Filmfans geeignet. Der Streifen bekam eine ungeschnittene Freigabe mit rotem FSK-Flatschen.
 
 
 


 
 
 

TRUE FICTION – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: True Fiction; Kanada 2019

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 96 Minuten

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase

Extras: Trailer

Release-Termin: KeepCase: 20.05.2021

 

True Fiction – Kill Your Idol [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

TRUE FICTION – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Abbildungen stammen von 775 Media Corp | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Audition (1999)
 
Extremity – Geh an deine Grenzen (2018)
 
Misery (1990)
 

Filmkritik: „Satanic Panic“ (2019)

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SATANIC PANIC

Story

 
 
 

Verdammt, die Satanisten kommen: Pizza-Lieferantin gerät versehentlich in eine Sitzung versnobter Satanisten und muss neben ihrer Jungfräulichkeit auch noch ums eigene Leben bangen.

 
 
 


 
 
 

SATANIC PANIC – Kritik

 
 
 
Dass sich hinter Türen vermeintlich gut gesitteter Menschen gern mal abscheuliche Dinge abspielen, ist im Horror-Genre schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Da verwandeln sich brave Familienväter wie in THE STEPFATHER gern mal in Psychopathen oder unschuldig dreinschauende Kinder werden als Handlanger des Bösen entlarvt – THE PRODIGY oder DAS OMEN lassen grüßen. Irgendwo zwischen genannten Streifen reiht sich SATANIC PANIC ein. Auch hier passieren Dinge in Häusern wohlhabender Bürger, von denen man nie ahnen würde, dass diese Leute Bündnisse mit dem Teufel schließen. Das ist Horror made in America, der den Mut wagt sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Ein gewagtes Unterfangen haben doch seit den Erfolgen der SCARY MOVIE-Streifen mehrfach Filmemacher versucht, Subgenres des Horrorfilms zu persiflieren. Viele derer sind damit gescheitert. Nur eine handvoll Filme sind in Erinnerung geblieben, über die man auch heute noch redet. Da kann man nur hoffen, dass SATANIC PANIC zündende Ideen mitbringt, um bleibenden Eindruck hinterlassen zu können. Mit platten Späßen und Fäkalhumor gewinnt man nämlich schon lange keinen Blumentopf mehr.
 
 
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Shit happens! Eigentlich wollte sich Sam (HAYLEY GRIFFITH) nur etwas Geld dazuverdienen. Die nimmt einen Job als Pizza-Lieferantin an, der sie sprichwörtlich in Teufels Küche bringen wird. Nicht nur, dass die Kunden knauserig sind und kaum Trinkgeld für ausgelieferte Pizzen geben. Auch mit Moral, Respekt und Anstand nehmen es die Bürger einer amerikanischen Kleinstadt nicht sonderlich ernst. Da kommt Sam ganz unfreiwillig einer großen Verschwörung auf die Schliche. In einem noblen Villenviertel werden mysteriöse Rituale abgehalten. Dort bereitet sich ein unheimlicher Okkultisten-Zirkel auf die Niederkunft Baphomets vor. Um das Ritual erfolgreich zu beenden braucht man aber eine Jungfrau. Da erweist sich die naive Sam als ideales Opfer, die nichtsahnend in eine der geheimen Zeremonien genannten Zirkels platzt und die Aufmerksamkeit von Anführerin Danica Ross (REBECCA ROMIJN) auf sich lenkt. Da ist guter Rat teuer, denn das Oberhaupt der Satanisten-Gemeinschaft ist mit allen Wassern gewaschen. Das lässt nichts unprobiert, um das jungfräuliche Objekt der Begierde zu opfern.
 
 
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Abgedrehter Okkultismus-Spaß mit hohem Unterhaltungswert, der überraschenderweise von einer Frau inszeniert wurde. CHELSEA STARDUST zeichnet als Regisseurin verantwortlich und bezeichnet sich selbst als großer Fan des Genres. Die wurde bereits als Kind mit dem Horrorfilm-Virus infiziert, nachdem ihr der Vater im Alter von zehn (!) Jahren Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD und Tod Browning’s DRACULA gezeigt hatte. Mittlerweile hat sie das Hobby zum Beruf gemacht. So konnten erste Erfahrungen im Horrorfilm-Business bei niemand geringerem als JASON BLUM gesammelt werden. Der ist mit seinem BLUMHOUSE PRODUCTIONS in Hollywood erste Anlaufstelle für Horrorfilme und hat wohl beinahe jeden bekannten Mainstream-Schocker mitproduziert, der in den letzten Jahren entweder im Kino oder fürs Heimkino ausgewertet wurde. Für Regie-Neuling CHELSEA STARDUST optimale Lehrjahre. Die Filmemacherin war an der Arbeit von so konventionellen Blumhouse-Filmen wie THE DARKNESS, INCARNATE oder auch JESSABELLE mitbeteiligt. Ein großer Vorteil, der SATANIC PANIC zugutekommt.
 
 
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Die Horrorkomödie ist derart souverän inszeniert und auf den Punkt gebracht, dass man meinen könnte, hier würde ein schon viele Jahre erfahrener Kenner auf dem Regiestuhl sitzen. Die Witze passen, die Handlung wird zügig abgespult und obendrein gibt es auch noch zig Schauwerte für Horrorfilmfans zu bestaunen, die es in sich haben. SATANIC PANIC hält einen Mix aus Körperflüssigkeiten und Blut parat, der natürlich derart übertrieben über die Mattscheibe flimmert, dass man das alles hier nicht ernst nehmen kann. Da bleibt kein Auge trocken zumal Situationskomik und Wortwitz so genau pointiert wurden, dass man diesen Horror-Spaß einfach liebhaben muss. SATANIC PANIC ist eine freche Verbeugung vor dem Genrekino der Achtzigerjahre, die sich zu keiner Minute ernst nimmt. Hier werden diverse Klischees durch den Kakao gezogen, die man in den vielen Okkult-Horrorfilmen der letzten Jahrzehnte zu sehen bekommen hat. Da dürfen Jungfrauen-Witze ebenso wenig fehlen, wie Dämonenspäße und Ritual-Albernheiten. Wer jetzt aber Bedenken hat, dass SATANIC PANIC in typisch amerikanischen Humor abdriftet, wird positiv überrascht sein. Auf pubertären Fäkalhumor und Gags unter der Gürtellinie wird verzichtet. Dafür gibt es ein Bienchen ins Muttiheft.
 
 
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SATANIC PANIC – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Satanischer Spaß, der gute Laune verbreitet. SATANIC PANIC ist selbstironischer Old-School-Horror mit Charme, Blut und sympathischen Helden. CHELSEA STARDUST schlägt sich wacker als Regisseurin. Die war bereits Assistentin von Hollywoods Meister des Horrors JASON BLUM und bekommt für den zweiten Spielfilm auch gleich noch Verstärkung von der beliebten Horrorzeitschrift FANGORIA. Letztere hat SATANIC PANIC mitproduziert und weiß schließlich, was Horrorfilmfans wollen. Alles gute Voraussetzungen, die ein Fest für Genre-Fans garantieren. SATANIC PANIC macht einfach Spaß, weil er sich niemals zu ernst nimmt und doch Respekt vorm Horror-Genre zollt. Die Gags sitzen, die Handlung ist herrlich überdreht und an blutigen Schabernack hat man auch noch gedacht. So muss eine Horrorkomödie neueren Datums aussehen.
 
 
 


 
 
 

SATANIC PANIC – Zensur

 
 
 
SATANIC PANIC hat schon einige abgefahrene Splatter-Späße zu bieten. Es wird Blut gekotzt und Hälse durchgeschnitten. In einer Szene sehen wir sogar, wie jemand seinen Arm in ein Einschussloch bohrt und im Körper des Opfers nach etwas sucht. Ziemlich grotesk – aber auch sehr lustig. Weil SATANIC PANIC alles halb so ernst nimmt, hätte man eigentlich gedacht, dass der Film hierzulande ohne Probleme eine FSK16 erhalten würde. Weit gefehlt. Kurrioserweise hat SATANIC PANIC eine Erwachsenenfreigabe mit rotem FSK-Sticker bekommen.
 
 
 


 
 
 

SATANIC PANIC – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Satanic Panic; USA 2020

Genre: Horror, Komödien

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 89 Minuten

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im KeepCase

Extras: Trailer

Release-Termin: KeepCase: 08.04.2021

 

Satanic Panic [Blu-ray im KeepCase] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

SATANIC PANIC – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei RLJE Films | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Tucker & Dale vs Evil (2010)
 
Deathgasm (2015)
 
Zombieland (2009)
 

Filmkritik: „Matriarch – Sie will dein Baby“ (2018)

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MATRIARCH – SIE WILL DEIN BABY

(MATRIARCH)

Story

 
 
 

Werdende Eltern geraten im englischen Hinterland an eine ominöse Familie, die nicht sehr ehrenwert mit Durchreisenden umgeht.

 
 
 


 
 
 

MATRIARCH – Kritik

 
 
 
Willkommen im ländlichen England. Da wo sich kleine Ortschaften inmitten wiesenbedeckter Hügellandschaften verstecken und sich malerische Wanderwege verschlafen ihren Weg durch die Natur bahnen, kann die Idylle oft trügerisch sein. Wenn uns Horrorfilme etwas beigebracht haben, dann ist es die Lehre vom falschen Frieden. So passiert es vor allem im Backwood-Horrorfilm nicht selten, dass sich das Böse ausgerechnet dort versteckt hält, wo es einem nach Erholung und Rückzug dürstet. Da verwandeln sich pittoreske Dörfer plötzlich zum Vorhof der Hölle oder traumhafte Waldabschnitte werden in Jagdarenen umfunktioniert, wo ahnungsloses Menschen-Freiwild ums Überleben kämpfen muss. Der britische MATRIARCH reiht sich in jene Reihe fieser Filme ein, die mit genau jenen Filmzutaten Unwohlsein hervorrufen wollen. Da geraten ungläubige Stadtmenschen im Hinterland an bibeltreue Christen, die nach ganz eignen Regeln leben. Dass da schnell Reibungspunkte entstehen, liegt auf der Hand. Filme wie BLUTGERICHT IN TEXAS oder EDEN LAKE lassen grüßen.
 
 
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Die werdenden Eltern Rachel (CHARLIE BLACKWOOD) und Matt Hopkins (SCOTT WICKERS) befinden sich auf der Durchreise. Doch die Reise wird jeher unterbrochen, als ein umgefallener Baum die Fahrbahn kreuzt und man mit dem Fahrzeug genau hineinrast. Das Auto ist zwar Schrott, doch allen geht es gut. Aber was nun? Man sucht nach Hilfe und verirrt sich in einem Gehöft, deren Eigentümer auf den unangemeldeten Besuch nicht gut zu sprechen sind. Das ändert sich aber schnell, als man von der bevorstehenden Schwangerschaft des nach Hilfe suchenden Paares erfährt. Man bietet Rast an und lädt zum Essen ein. Doch die Stimmung kippt, als Rachel plötzlich die Tochter der Wohltäter wiedererkennt. Schnell stellt sich nämlich raus, dass es sich hier um ein Mädchen handelt, das seit Jahren als verschollen gilt. Keine guten Voraussetzungen um Freundschaften zu schließen. Das wollen die Gastgeber auch gar nicht. Die überfallen die werdenden Eltern und halten sie in den eigenen vier Wänden gefangen. Na bravo. Was für eine doofe Situation.
 
 
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Okay, okay – vielleicht mutet es dann doch etwas sehr übertrieben an, wenn man MATRIARCH mit den oben genannten Nervenbrechern vergleicht. Zwischen diesen Filmen und dem doch sehr zurückhaltenden MATRIARCH liegen nämlich Welten. Der Film hat zwar von der MPAA ein Rated R für Gewalt und verstörendes Verhalten erhalten, dennoch sollte man hier keine ultra-brutale Schlachtplatte erwarten. MATRIARCH erinnert eher an so unscheinbare Genre-Perlen wie DARK PARADISE. In diesem zu Unrecht vergessenen Horrorthriller aus dem Jahr 1988 verzichtete man ebenfalls auf reißerische Schauwerte und Gewaltausbrüche. Stattdessen fokussierte man das Erzählen einer grotesken Handlung und bahnte so dem Grauen langsam den Weg durch die Geschichte. Gleicher Verlauf ist auch in MATRIARCH Programm. Mit wenigen finanziellen Mitteln erzählt man hier zurückhaltenden Hinterwäldler-Horror ohne Schnörkel und kaum Filmblut. In Anbetracht des reißerischen Filmplakats irreführend. Das suggeriert nämlich einen Folterfilm aller erste Güte. Perverse Folterspiele bleiben aber aus. Dafür bekommt der Zuschauer einen gradlinigen Überlebenskampf zweier Städter zu sehen, die irgendwie versuchen müssen sich aus den Fängen einer skurrilen Familiensippe zu befreien. Letztere wirkt nicht immer bedrohlich und böse. Das Böse verhält sich teils unbeholfen und tollpatschig. Das nagt an der Glaubwürdigkeit der Geschehnisse, zumal sich auch die Opfer nicht immer klug verhalten und nur selten mit kompromissloser Härte gegen ihre Peiniger vorgehen. Im echten Leben dürfte man da als Überlebender wohl weniger Gnade kennen. Da schlägt man besser noch einmal mit der Schaufel auf den Kopf des Fieslings, wenn der am Boden liegt. Sicher ist sicher.
 
 
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MATRIARCH ist ein waschechter Indie-Horrorfilm, der aus eigenen Mitteln gestemmt wurde. So gehört die Produktion zum ersten Langspielfilm der Produktionsfirma NEW LIGHT FILMS, die Regisseur SCOTT VICKERS zusammen mit STEVEN LITTLE gegründet hatte, um günstige Independent-Film drehen zu können. Beide lernten sich bei Dreharbeiten zur BBC Serie RIVER CITY kennen und wollten eigene Spielfilme drehen. Leider mangelte es bereits beim ersten Streifen an Produzenten, die das Vorhaben unterstützen wollten. Frustriert wollte man den Traum von der eigenen Filmproduktion aufgeben. Da passiert da Unfassbare. Bei einem von Scott geleiteten Film- und Fernsehkurs in Glasgow zeigte ein Teilnehmer Interesse. Der besaß eine Farm und stellte diese für den ersten Spielfilm zur Verfügung. Doch dabei sollte es nicht bleiben. ALAN CUTHBERT sorgte nicht nur für den stimmigen Schauplatz in MATRIARCH. Der ambitionierte Brite gab sogar die Landwirtschaft auf, verkaufte sein Haus und stieg mit ins Filmbusiness ein. In Anbetracht dessen, dass MATRIARCH mit einem Mikrobudget von gerade einmal 60.000 $ gedreht wurde und somit genauso teuer gewesen ist, wie das 1999 inszenierte BLAIR WITCH PROJECT, eine Glanzleistung. MATRIARCH ist keineswegs perfekt. Dennoch ist diese britische Horror-Indie ein Beweis dafür, dass man kein millionenschweres Budget benötigt, um halbwegs gescheite Film zu drehen. Da kann sich das geldgierige Hollywood schon mal eine Scheibe von abschneiden.
 
 
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MATRIARCH – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
 
In drei Wochen geschrieben und mit gerade einmal 60.000 $ in knapp zwei Wochen auf Film gebannt. Newcomer SCOTT VICKERS ist ein richtiges Arbeitstier. Der hatte den Traum vom eigenen Spielfilm und tat alles daran, diesen zu erfüllen. Keine Hürde war ihm zu hoch, kein Weg war ihm zu weit. Das Ergebnis: MATRIARCH – der erste Langfilm des selbsternannten Filmfans. Dafür schrieb der ambitionierte Filmemacher selbst das Drehbuch, nahm auf dem Regiestuhl Platz und ließ es sich auch nicht nehmen, eine der Hauptrollen im Film zu übernehmen. MATRIARCH (der übrigens anfangs noch MOTHER hieß) ist natürlich kein Vergleich zu so thematisch ähnlichen Schockern wie ESCAPE FROM CANNIBAL FARM oder INBRED. Dafür hat man versucht, den Film nach mehr aussehen zu lassen, als er gekostet hat. Die Schauspieler sind brauchbar und auch die Kulisse des britischen Hinterlands verursacht Unbehagen. Wer demnach eine Vorliebe für Backwood-Horror-Thriller besitzt, kann sich MATRIARCH schon mal geben.
 
 
 


 
 
 

MATRIARCH – Zensur

 
 
 
MATRIARCH hat kaum Gewalt zu bieten. Ein Mann wird lebendig begraben, ein Körper wird von Schrotgewehrkugeln durchbohrt und mit einem Knüppel werden Köpfe eingeschlagen. Weiterhin kommt ein Dolch zum Einsatz und Pistolenmunition tut ihr Übriges. MATRIARCH hat eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten. Die Fassung ist ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

MATRIARCH – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Matriarch; Großbritannien 2018

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.78:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 92 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wendecover

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: 04.07.2019

 

Matriarch – Sie will dein Baby [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

MATRIARCH – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei New Light Films)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Inside (2016)
 
Inside (2007)
 
Inbred (2011)
 
Escape from Cannibal Farm (2017)
 

Filmkritik: „Book of Monsters“ (2018)

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BOOK OF MONSTERS

Story

 
 
 

Auf der Geburtstagsparty einer Außenseiterin geht es plötzlich blutig zu, weil böse Kreaturen aus einem Buch befreit werden.

 
 
 


 
 
 

BOOK OF MONSTERS – Kritik

 
 
 
Böse Bücher gehören im Horrorfilm mindestens genauso zum Standard wie teuflische Kinder, maskierte Psychopathen oder verfluchte Häuser. In den meisten Fällen schlummert auch in diesen Schriftstücken das abgrundtief Böse, das nur ein Ziel kennt: das Ende der Menschheit. Voraussetzung hierfür ist, dass die richtigen Passagen aus genau diesen Büchern gelesen werden. Wurden die ausgesprochen, öffnet man die Tore für Dämonen, Geister und andere Höllen-Kreaturen. Mit denen ist alles andere, als zu spaßen, wie auch die folgende Splatterkomödie beweist. Hier ist bereits der Titel Programm. BOOK OF MONSTERS lässt die Monster frei und geizt zweifelsohne nicht mit Schauwerten. Für die ist STEWART SPARKE verantwortlich, der offenbar ein großer Verfechter von Horror-Autor H.P. LOVECRAFT ist. Von dessen Cthulhu-Mythos hat sich der Regisseur für seinen Film inspirieren lassen. Das aber nicht zum ersten Mal. Bereits im Erstlingswerk THE DARK BELOW waren die Einflüsse des Schriftstellers nicht zu übersehen. Darin machte eine Meeresbiologin Bekanntschaft mit einem seltsamen Wesen aus der Tiefe, das alles andere als friedlich gesinnt war. Gleiches trifft natürlich auch auf die Kreaturen im zweiten Streich des ambitionierten Filmemachers zu. Die treiben es bunt auf der Mattscheibe und zetteln auch noch eine Splatterorgie an. Sowas hört man als Horrorfilmfan gern.
 
 
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Wenn fantasiebegabte Kinder nicht ernst genommen werden. Genauso ergeht es der kleinen Sophie. Die musste mit ansehen, wie die eigene Mutter von Kreaturen aus ihrem Märchenbuch in Stücke gerissen wurde. Doch leider wollte ihr niemand Glauben schenken. Viele Jahre später feiert Sophie ihren 18. Geburtstag und staunt nicht schlecht, als ihr genau jene Geschichten-Fibel vom Vater in die Hände gedrückt wird. Da werden Erinnerung an das furchtbare Ereignis von damals wach. Doch der Teenager hat anderes im Sinn. Die will lieber eine Geburtstagsfeier veranstalten und lädt hierzu Freunde und Klassenkameraden ein. Leider verläuft die Party schnell in ungeahnte Bahnen. Monster fallen über die Gäste her und richten an Blutbad an. Da ist guter Rat teuer. Doch Sophie kennt sich aus. Die erlebt ein Déjà-vu und weiß die Höllenwesen kommen. Es ist das vom Vater geschenkte Buch, welches die Tore für Monster öffnet. Ein Kampf gegen das Böse wird demzufolge unausweichlich. Kein Problem für die wackere Sophie. In der Schule Außenseiterin verwandelt sie sich in BOOK OF MONSTERS zur tapferen Kampfamazone. Nicht schlecht!
 
 
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Hurra, die 1980er sind zurück. Nun ja, nicht ganz. BOOK OF MONSTERS ist mal wieder einer dieser Horrorfilme, der auf Retro macht und versucht die Atmosphäre jener Ära auf Zelluloid zu bannen. Das haben in den letzten Jahren viele Filmemacher auf ähnliche Weise versucht, sind damit aber kläglich gescheitert. Da verwundert es dann doch schon sehr, dass es ausgerechnet einem No-Budget-Streifen gelingt genau jenes Gefühl auf Film festzuhalten, welches vor allem in Video-Produktionen genannten Jahrzehnts transportiert wurde. BOOK OF MONSTERS tritt in Fußstapfen von so Horror-Ware wie NIGHT OF THE DEMONS, SPOOKIES – DIE KILLERMONSTER, BAD TASTE oder Troma-Quatsch wie ATOMIC HERO. Die zeichneten sich vor allem durch eines aus: handgemachte Spezialeffekte, Splatter-Irsinn und jede Menge Spaß. Genau diese Zutaten verhelfen BOOK OF MONSTERS zum Ziel. Hier wurde mit minimalem Budget maximaler Aufwand betrieben. Im Minutentakt werden Körper ausgeweidet, Köpfe abgetrennt und literweise Kunstblut vor der Kamera verschüttet. Die Spezialeffekte sind einfach, dafür aber kreativ. So sehen wir dämonische Gartenzwerge, die an Hälsen knabbern, riesige Monster unter deren Kostümen wahrscheinlich mehrere Schauspieler gesteckt haben und natürlich: Blut, Blut, Blut. Da wird es garantiert nicht langweilig, zumal sich BOOK OF MONSTERS zu keiner Minute ernst nimmt und eine so unschuldige Naivität versprüht, dass man den Streifen nur gernhaben muss.
 
 
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Dabei ist BOOK OF MONSTERS eigentlich nichts Großes. Der Streifen wurde zum großen Teil mittels KICKSTARTER gestemmt – einer Webseite auf der sich seit Jahren Filmemacher tummeln, um sich dort das Geld für ihre Horrorstreifen von spendablen Genre-Fans zu holen. Ein Geben und Nehmen also, was sich im Falle von BOOK OF MONSTERS als gelungen und erfolgreich herausgestellt hat. Horrorkenner bekommen hier das, was sie von Horrorfilmen erwarten und Regisseur STEWART SPARKE konnte sich im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten richtig kreativ austoben. Das Resultat ist schwer unterhaltsam, zumal keine Minute vergeht in der nicht irgendetwas passiert. Da vergehen die knapp 80 Minuten wie im Fluge und der Zuschauer ist zufrieden. BOOK OF MONSTERS ist klein – keine Frage. Was aber mit wenigem Budget auf die Beine gestellt wurde, ist mehr als beachtlich. Da merkt man mal wieder, dass Hervorragendes inszeniert werden kann, wenn Fanboys auf dem Regiestuhl sitzen. Dass Regisseur STEWART SPARKE einer derer ist, lässt sich nicht bestreiten. Der weiß, was Genre-Liebhaber wollen und gibt ihnen das auch. Das freut den Horrorfilmfan.
 
 
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BOOK OF MONSTERS – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Klein aber oho. BOOK OF MONSTERS ist liebenswerter Old-School-Horror, der nicht nur reichlich Blut, sondern auch jede Menge Spaß versprüht. Knapp 150.000 £ hat die britische Splatterkomödie gekostet – davon kamen knapp 45.000 £ durch Crowdfunding in die Kasse. Das knappe Budget kann die Produktion zwar nicht verbergen. Dennoch hat man sich nicht unterjochen lassen. Das Ergebnis schaut nach mehr aus, als es letztendlich gekostet hat, was vermutlich auch daran liegt, dass Regisseur STEWART SPARKE keinen Leerlauf zulässt. Der feiert sein Fun-Splatter-Feuerwerk in einem beachtlichen Tempo ab, dass erst gar nicht auffällt, dass einige Spezialeffekte (Stichwort: dämonische Gartenzwerge) etwas sehr improvisiert anmuten. BOOK OF MONSTERS verbeugt sich vor dem Schaffen des Schriftstellers H.P. LOVECRAFT, ist aber auch gleichzeitig Hommage an das Monster-Horror-Kino der 1980er, wo man noch kreativ mit Kleister, Gips und Elektronik Spezialeffekten Leben einhauchte. Wer handgemachte Manschereien bevorzugt und ein Faible für taffe Frauen hat, die sich gegen Dämonen zur Wehr setzen, ist mit dem charmanten BOOK OF MONSTERS gut beraten.
 
 
 


 
 
 

BOOK OF MONSTERS – Zensur

 
 
 
Wegen diverser Splatter-Szenen in denen Körper zerissen und geteilt werden, hat BOOK OF MONSTERS hierzulande eine Freigabe mit blauen FSK-Sticker erhalten: FSK16. Die Fassung ist ungeschnitten.
 
 
 


 
 
 

BOOK OF MONSTERS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (KeepCase Blu-ray)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Book of Monsters; USA 2018

Genre: Horror, Komödien, Trash

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 84 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase ohne Wendecover

Extras: Trailer, Trailershow

Release-Termin: 02.01.2020

 

Book of Monsters [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 


 
 
 

BOOK OF MONSTERS – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Dark Rift Films | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Night of Something Strange (2016)
 
The Demon’s Rook (2013)
 
Night of the Demons (2009)
 
Night of the Demons (1988)
 

Filmkritik: „Extremity – Geh an deine Grenzen“ (2018)

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EXTREMITY – GEH AN DEINE GRENZEN

(EXTREMITY)

Story

 
 
 

Das macht vollkommen Sinn: Die schwer traumatisierte Allison verspricht sich durch ein Unternehmen Linderung von inneren Dämonen, indem sie sich freiwillig terrorisieren, schikanieren und demütigen lässt. Kleiner Tipp von uns: Eine fachgerechte psychologische Betreuung hätte einen besseren Effekt gehabt.

 
 
 


 
 
 

EXTREMITY – Kritik

 
 
 
Neue kranke Welt: Es scheint ja heutzutage Menschen zu geben, denen so ein bisschen Geisterbahn nicht mehr ausreicht, um den ultimativen Horror-Kick erleben zu können. Da wird nach immer krasseren Methoden gesucht, um den Adrenalinpegel hoch halten zu können. Längst haben sich da lukrative Märkte erschlossen, die nur ein Ziel kennen: Kunden gegen Geld zu Tode zu ängstigen und dabei möglichst schonungslos, perfide und grausam vorzugehen. Ein Trend, der sich vor allem in Amerika großer Beliebtheit erfreut. Dort wachsen Unternehmen wie Pilze aus dem Boden, die den Kunden auf Wunsch zum freiwilligen Probanden eines realen Horrorfilms machen. Etwas Folter gefällig? Kein Problem. Wenn der Auftraggeber gut zahlt, erlebt der den gewünschten Terror am eigenen Leib. So kann es passieren, dass dieser auf offener Straße überwältigt und verschleppt wird, um dann irgendwo im Nirgendwo gedemütigt, beschimpft oder psychisch gequält zu werden. Es scheint offenbar noch nicht genug Elend auf der Welt zu geben. Manch kranker Fantasie sind eben keine Grenzen gesetzt.
 
 
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Genau jenem kontroversen Thema nimmt sich nun ANTHONY DIBLASI an. Der dürfte vielen Horrorkennern nach MOST LIKELY TO DIE und CASSADAGA kein Unbekannter sein. Zuletzt überraschte der mit dem Sekten-Horror LAST SHIFT und erntete vor allem auf einschlägigen Filmfestivals Lob. Umso mehr freut es, dass der Filmemacher dem Horror-Genre treu bleibt und einen neuen Versuch wagt, um im Gespräch zu bleiben. Mit seinem polarisierenden EXTREMITY – GEH AN DEINE GRENZEN gelingt das zweifelsohne, denn was der ambitionierte Regisseur hier auf Zelluloid bannt, ist schon harter Tobak. Darin ist Allison auf der Suche nach Extremen. Die will endlich ihre inneren Dämonen loswerden, von denen sie seit Jahren verfolgt wird. So leidet die Mittzwanzigerin unter einem schwerwiegenden Trauma, das den Alltag zum Horror macht. Um dem täglichen Schrecken zu entkommen, kompensiert sie brutale Underground-Filme. Doch irgendwann reicht die Flucht in die Welt des Genre-Films allein nicht mehr aus, um Erlebtes verarbeiten zu können. Deshalb beschließt sie sich ihren Ängsten zu stellen und nimmt an einem zweifelhaften Programm namens „Perdition“ teil, von dem sie im Internet erfahren hat. Hierbei wird sie gegen Bezahlung an ihre psychischen Grenzen gebracht und permanent von Kameras gefilmt, damit sich die Youtube-Gemeinde an den grenzwertigen Erfahrungen der Teilnehmerin ergötzen kann. Leider scheint Allison ein harter Brocken zu sein. Die zeigt sich von den Terror-Attacken der professionellen Angstmacher nur wenig beeindruckt, was das Terror-Unternehmen stutzig macht. Ist Allison etwa gar nicht hier, um sich zu Tode ängstigen zu lassen? Natürlich nicht. Für die Terror-Bude Grund genug den eigentlichen Intensionen der Auftragsgeberin auf den Grund zu geben. Leider nutzt man dafür fragwürdige Methoden, die jedem Psychologen die Haare zu Berge stehen lassen. Bis der Traumatisierten plötzlich die Sicherungen durchbrennen und alles aus dem Ruder läuft.
 
 
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Im wahrsten Sinne des Wortes schwere Kost. EXTREMITY macht seinem Filmtitel alle Ehre. Hier werden Heldin und Publikum an Grenzen gebracht. Permanente Terror-Attacken ohne roten Faden sollen den Willen des Opfers brechen und den Zuschauer an den Rand des psychisch ertragbaren treiben. Um das Ziel zu erreichen, verzichtet Regisseur ANTHONY DIBLASI auf einen geradlinigen Erzählfluss und füllt stattdessen sein Machwerk mit wahllos aneinandergereihten Terrorszenen, die einzig darauf abzielen den Filmfan zu verstören. Das mag anfangs noch ganz interessant erscheinen, wird aber mit fortlaufender Spielzeit zu einer anstrengenden Angelegenheit, weil der nicht enden wollende Dauer-Terrorbeschuss irgendwann genau das Gegenteil bewirkt: Müdigkeit. Da treiben maskierte Männer in einem leerstehenden Industriekomplex ihr Unwesen und stellen allerhand zweifelhaftes Zeug mit ihren Opfern an. Dabei wird keineswegs in Richtung Gore oder Gewalt geschielt. Sieht man vom gegensätzlichen Finale ab, ist EXTREMITY eher ein Horrorfilm, der von psychologischer Panikmacherei Gebrauch macht, um zu polarisieren. So wird ganz beiläufig aufgeklärt, wer die Drahtzieher des kuriosen Unternehmens sind und in wirren Rückblenden erläutert, welch tragische Erlebnisse Heldin Allison dazu getrieben haben, sich durch diese Art der Traumabewältigung Erlösung zu versprechen. Letzteres wird vor allem in der zweiten Filmhälfte zum Hauptthema gemacht. Hier wird tief in der Psychoanalyse-Kiste gekramt – glaubhaft erscheint das aber zu keiner Minute. Weil EXTREMITY aber bei genauerer Betrachtung kaum Handlung besitzt und die Hauptdarstellerin unzugänglich bleibt, entsteht auch zu keinem Zeitpunkt Mitgefühl mit dem Opfer oder ein Spannungsbogen, der den Zuschauer an die Glotze fesselt. So bleibt die Erkenntnis, dass 100 Minuten ganz schön lang sein können und Regisseur ANTHONY DIBLASI mit EXTREMITY – wie seine Filmheldin in einer Szene zu Beginn des Streifens – so ziemlich ins Klo gegriffen hat. Nach dem genialen LAST SHIFT eine richtige Enttäuschung. Muss man echt nicht sehen!
 
 
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EXTREMITY – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
 
Erst Psycho-Horror, dann Splatterfilm. In EXTREMITY – GEH AN DEINE GRENZEN nutzt die traumatisierte Allison eine etwas andere Psychotherapie. Die zahlt freiwillig für Terror und will sich durch ein Unternehmen an die Grenzen des Ertragbaren bringen lassen. Warum? Weil sie sich von inneren Dämonen befreien möchte. Leider übernehmen die bald selbst das Ruder und machen die Leidtragende zur unaufhaltsamen Killermaschine. Stoff, der zusammengefasst eigentlich ganz klasse klingt. Was Regisseur ANTHONY DIBLASI dann aber letztendlich auf Film gebannt hat, ist alles andere als rosig. Der Hauptteil des Films wurde mit wahllos aneinandergereihten Terror-Szenen gefüllt. Dazwischen wird in Rückblenden erläutert, welch geheimnisvolles Schicksal Heldin Allison umgibt. Spannung? Fehlanzeige! Erst im Finale wird es endlich mal interessant und dabei auch gleich aus dem Vollen geschöpft. Dann überschlagen sich Ereignisse und Fans fürs Grobe bekommen auch endlich mal etwas Rot zu sehen. Im Verglich zum eher psychologischen Rest des Films reichlich übertrieben, weil sich der nicht enden wollende Terror-Beschuss plötzlich in einen deftigen Splatterfilm verwandelt. Leider kommt das Gorefest zu spät. Wegen der wirren Aneinanderreihung sinnbefreiter Terror-Momente, denen es an Spannung mangelt, dürften die meisten Zuschauer früh abgeschalten haben. Hinzukommt, dass die Figuren unsympathisch bleiben und deren Ableben zu keiner Zeit berührt. Das zeichnet nicht unbedingt einen guten Horrorfilm aus.
 
 
 


 
 
 

EXTREMITY – Zensur

 
 
 
Erst Terror, dann Splatter. Bis zum Finale gibt es kaum Schauwerte. Hier wird in erster Linie terrorisiert und erschreckt. Erst in den letzten 15 Minuten ändert sich der Ton. Dann geht es ordentlich zur Sache. Da wird ein Protagonist erschossen, einem anderen Charakter die Gesichtshaut vom Kopf gezogen. Außerdem wird ein Protagonist regelrecht mit einem Messer abgeschlachtet. EXTREMITY hat wohl aufgrund des blutigen Endes eine FSK18 erhalten. Hierzulande erschien der Film ungeschnitten über TIBERIUS FILM.
 
 
 


 
 
 

EXTREMITY – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Tiberius Film (Blu-ray im KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Extremity; Kanada 2018

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 98 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wendecover

Extras: Extreme Talk-Interview mit Anthony DiBlasi, Behind The Scenes, Deleted Scenes, Fatal Bleeding Selects, Trailer

Release-Termin: 02.05.2019

 

Extremity – Geh an Deine Grenzen [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON bestellen

 
 
 


 
 
 

EXTREMITY – Trailer

 
 


 
 
 

Marcel Demuth

(Rechte für Grafiken liegen bei Dark Elegy Films | Tiberius Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Blackout Experiments (2016)
 
Martyrs (2008)
 
Scare Campaign (2016)
 
Fear, Inc. (2016)
 
Ruin Me (2017)