Filmkritik: „Così fan tutte – Eine unmoralische Frau“ (1992)

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COSÌ FAN TUTTE – EINE UNMORALISCHE FRAU

(COSÌ FAN TUTTE | ALL LADIES DO IT)

Story

 
 
 
Wie so oft in Filmen dieser Art ist aus der Ehe von Paolo und Diana ein wenig die Luft raus. Ein wenig viel sogar. Man liebt sich noch, in der Kiste aber ist nix mehr los. Diana, nicht gerade mit dem Kreuz der äußerlichen Hässlichkeit geschlagen, verfällt den Avancen eines scharfen Franzosen und therapiert ihr schlechtes Gewissen durch das Beichten der Sex-Abenteuer bei ihrem Gatten. Der glaubt natürlich, Frauchen denkt sich die Sauereien nur aus und freut sich über den aphrodisierenden Nebeneffekt ihrer Stories. Das kann nicht ewig gut gehen.

 
 
 


 
 
 

COSÌ FAN TUTTE – Kritik

 
 
Erzählwerke aus dem anerkannten westlichen Kunst-Kanon zum Handlungsgerüst fürs Erotikkino zu machen ist seit Anbeginn des Films Usus. Die alten Stoffe kosten kein oder nur wenig Lizenzgeld, das Publikum darf verlässlich mit einem „Aha!“-Wiedererkennungseffekt rechnen und im „schlimmsten“ Fall, nämlich dem eines eher stumpfsinnigen Sex- oder gar Pornofilms, bekommt eine prosaisch-derbe Aneinanderreihung von Rammelszenen zumindest einen thematischen und optischen Zusammenhang verliehen. Der amerikanische Erotikmeister Radley Metzger war ein ganz Großer dieses Stils. Der Porno-Chic-Meilenstein THE OPENING OF MISTY BEETHOVEN (1976), sein wohl bekanntester Film, bedient sich der Handlung von George Bernard Shaws PYGMALION, bzw. der des berühmten Musicals MY FAIR LADY, das selbst auch auf Shaw basiert. Metzgers meisterlicher Inszenierung und der Detailverliebtheit des Set Designs ist zu verdanken, dass Mitte der Siebziger die Säle gefüllt sind mit Normalbürgern, die sich interessiert einen Film zu Gemüte führen, in dem ununterbrochen und in teilweise gynäkologischen Großaufnahmen gebumst wird.
 
 
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Womit wir bei Tinto Brass angelangt wären. Der 1933 geborene Mailänder zählt – nach avantgardistischen Frühjahren und einer Cinecittà-Karriere in Filmen aller Couleurs – zu den Granden des europäischen Ferkelfilms und soll sogar die Regie für den Film übernehmen, der dann unter der Leitung Stanley Kubricks als UHRWERK ORANGE weltberühmt werden soll. Später steht Brass zum Beispiel hinter dem ebenso monumentalen wie größenwahnsinnigen Römer-Fickfilm CALIGULA (1979). Der ist auch aus der Porno-Chic-Ära, kommt aber bedeutend bestialischer daher. Seit den Achtzigern dreht Brass immer wieder Erotik-Komödien mit einem Charme und einer Leichtigkeit, in der sich Liebesszenen an der Grenze zum deutlichen Erwachsenensportfilm und mediterrane Boulevard-Filmkunst die schwitzigen Händchen reichen. Ein Erfolgsrezept, dem der erkahlende Zigarrenraucher noch ein ganz besonderes, persönliches Gewürz beifügt: Eine dem Fetisch nahe, ihn über alles ästhetisierende und erhöhende Betrachtung des weiblichen Hinterteils. Seine Filme feiern das Damengesäß auf eine Art – das hatten wir schon einmal erwähnt – wie Russ Meyer es zeitlebens mit der weiblichen Brust getan hat. Auch auf Achsel- und Schambehaarung legt der Meister immer großen Wert. Die Drastik seiner eigenen Art von Softsex-Film sichert ihm einen festen Platz im Herzen von Zensoren und Indizierungs-Wüterichen. Auch COSI FAN TUTTE muss in Kino, auf Video und DVD und im Fernsehen zahlreiche Schnitte ertragen.
 
 
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Die klassische Vorlage, die in Mozarts letztem, finanziell und gesundheitlich niedergemähtem Lebensjahr entstandene Oper COSI FAN TUTTE, lässt sich im Film eigentlich kaum noch erkennen. Beinahe nur noch im Titel, wenn wir ehrlich sind. In der Prämisse des Singspiels von 1790 schließen zwei Wüstlinge der neapolitanischen Armee im Kaffeehaus eine Wette ab, wer die treue Gattin des anderen zuerst vom Pfad der Tugend abbringen kann. Daraus entwickeln sich die üblichen Irrungen und einige von Mozarts bekanntesten Melodien entstehen. Tinto Brass Fokus liegt dagegen auf der Figur der Diana als Erzählerin erotischer Eskapaden, die ihren lustmüden aber doch noch von ihr geliebten Mann und die Regenmäntel im Kino gleichermaßen rattig machen sollen. Da ist die Attraktivität von Claudia Koll, der wirklich mal wieder sehr sorgfältig ausgewählten Hauptdarstellerin, einer Italienerin, wie sie heute nicht mehr in den Fabriken gebaut werden, natürlich von Vorteil.
 
 
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COSÌ FAN TUTTE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Pralle Popo-Erotik von einem, der weiß, wie’s geht. COSI FAN TUTTE, nur noch vage als Mozart-Adaption zu erkennen, ist ein wahres Chefwerk europäischen Ferkelkinos an der Grenze zum Porno, das die Vorzüge und die Ausstrahlung von Hauptdarstellerin Claudia Koll ganz hervorragend zu inszenieren versteht. Auch liegt mit dieser Veröffentlichung die bisher längste Fassung des von der Schere geschundenen Films vor. Das ist löblich.
 
 


 
 
 

COSÌ FAN TUTTE – Zensur

 
 
 
COSÌ FAN TUTTE – EINE UNMORALISCHE FRAU erschien in Deutschland auf VHS nur gekürzt. 1994 wurde die Videokassette von der BPjS indiziert und erst 2019 wieder vom Index gestrichen. Auch die DVD von LASER PARADISE war nicht komplett. Gleiches galt auch für die DVD von DONAU FILM, welche 2019 herausgebracht wurde. Doch nun hat das Warten endlich ein Ende. Im Zuge der deutschen HD-Premiere durch WICKED VISION kann COSÌ FAN TUTTE – EINE UNMORALISCHE FRAU endlich erstmals in Deutschland ungeschnitten bewundert werden. Hut ab! Die deutsche Blu-ray ist vollständig aber auch nicht FSK-geprüft.
 
 
 


 
 
 

COSÌ FAN TUTTE – Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked-Vision | Donau Film (Scanavo-Box Blu-ray – auf 1000 Exemplare limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Così fan tutte; Italien 1992

Genre: Drama, Erotik, Komödien

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Italienisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.78:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 97 Minuten

FSK: ungeprüft (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Scanavo-Box

Extras: Alternatives Wendecover, Deutsche HD-Premiere und erstmals völlig unzensiert, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Thorsten Hanisch, Interview mit Regisseur Tinto Brass, Exklusives Interview mit Darstellerin Claudia Koll, Geschnittene Szenen, Trailer, Bildergalerie, DVD mit dem Hauptfilm

Release-Termin: Scanavo-Box: 21.12.2020

 

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COSÌ FAN TUTTE – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei Wicked-Vision | Donau Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Paprika – Ein Leben für die Liebe (1991)
 
Emmanuelle – Die Schule der Lust (1974)
 
Emmanuelle 2 – Garten der Liebe (1975)
 

Filmkritik: „Slaughter“ (1972)

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SLAUGHTER

Story

 
 
 
Der heimgekehrte Vietnam-Gewaltspezialist Slaughter (Jim Brown) muss mit Schrecken feststellen, dass sein Vater einem Mafia-Attentat zum Opfer gefallen ist. Erstes Umschauen im kriminellen Untergrund führt Slaughter erst zum Erlegen eines Gangsters und infolgedessen in den Knast. Dort macht ihm der Geheimdienst – in Form des großen amerikanischen Übel-Schauspielers Cameron Mitchell – ein verlockendes Angebot. Als Gegenleistung für seine Freiheit soll er einen Mafioso umnieten, der in einer südamerikanischen Bananenrepublik sein Drogenimperium aufgebaut hat. Im unmittelbaren Dunstkreis des Bösewichts: Dominic Hoffo, der Mörder von Slaughters Vater.

 
 
 


 
 
 

SLAUGHTER – Kritik

 
 
Nachdem wir kürzlich mit ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS einen noch eher seriös aufgemachten Kriminalfilm als einen der Wegbereiter für das afroamerikanische Actionkino der Siebzigervorgestellt haben, dürfen wir Euch heute mit Jack Starretts SLAUGHTER einen Blaxploitation-Knaller reinsten Wassers an die Herzen legen.
 
 
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Hauptdarsteller Jim Brown, das Verkaufsmerkmal des Films, zählt, gemeinsam mit Fred „The Hammer“ Williamson, Richard Roundtree oder Jim Kelly zu den Ikonen dieser Art Film. Vor seiner Zeit als Schauspieler absolviert dieser Bison von einem Mann eine Karriere auf der Position des Fullbacks im American Football, von der die Experten dieses eigentümlichen und ruppigen Sports aus Übersee noch heute schwärmen. Wir reden hier tatsächlich von einem generationsübergreifend herausragenden Talent der Kategorie Pelé, Zidane oder Franz Beckenbauer, würden wir’s denn auf hiesige Verhältnisse übertragen wollen. Der Übergang vom Rasen auf die Bühne, bzw. vor die Kamera gelingt dem Athleten mit Bravour. Er spielt Haupt- und Nebenrollen in Dramen, Literaturverfilmungen, Thrillern und sogar progressiven Western, bevor er zu einem der Gesichter der Blaxploitation wird und sich hinter den populäreren Kollegen nicht verstecken muss. SLAUGHTER ist sein erster Film im Genre. Viele weitere Herrenfilme folgen und – so ist das bei Genres und ihren Spielregeln – ähneln sich schon alle ein wenig. Noch in den frühen Neunzigern reicht die Anwesenheit von Brown als Kommentator aus, um einer der ersten UFC-Shows die nötige sportliche Ernsthaftigkeit zu verleihen.
 
 
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Dem Strickmuster nach schießen, dreschen und bumsen sich die schwarzen Machos durch ihre Filme und haben es mit Gangstern, Hinterwäldlern, Ku-Klux-Klan-Rassisten und anderem Gesocks zu tun. Auch in SLAUGHTER sind die Mafia-Lumpen üble Rassenhasser. Besonders Vatermörder Dominic Hoffo kann die dunkelhäutigen Miteinwohner des Landes überhaupt nicht leiden. Das liegt auch daran, dass seine Freundin, das Gangsterbräutchen Ann (gespielt von einem verblühenden Starlet von einst, Stella Stevens) nur zu gern der sexuelle Lockvogel für den schwarzen Potenzprotz sein möchte. Rassismus-Motivation: Penisneid. Gibt’s bestimmt öfter. Die Tatsache, in Hoffos Rolle den gewohnheitsmäßig am Rad drehenden Charakter-Schreischauspieler Rip Torn (erst 2019 mit stolzen 88 Jahren abgetreten) zu sehen, erfüllt uns natürlich mit besonderer Dankbarkeit.
 
 
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Den Regisseur, Jack Starrett ist das, kennt der geneigte Bahnhofskino-Vorsteher als den Macher zahlreicher Biker-Filme wie RUN, ANGEL, RUN oder THE LOSERS. Als Schauspieler brilliert der texanische Stuntfachmann in der Rolle des unappetitlichen Hilfssheriffs im ersten RAMBO-Film und als in Prügelszenen eingesetzter Nebenrollen-Knecht in so ziemlich jeder Fernsehserie der Siebziger und Achtziger. SLAUGHTER ist sein erster von zwei Blaxploitation-Filmen. Im Folgejahr dreht er noch den knusprigen Damen-Actioner EIN FALL FÜR CLEOPATRA JONES. Im Horrorfilm ist er nur einmal aktiv und lässt 1975 den schrägen „Satansjünger in der Wüste“-Klopper VIER IM RASENDEN SARG aufs Publikum los.
 
 
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SLAUGHTER – Fazit

 
 
 
8 Punkte Final
 
 
SLAUGHTER ist ein Aushängeschild des derberen Blaxploitation-Films, dem man seine Low-Budget-Herkunft zwar ansieht, daran aber nichts Negatives erkennen kann. Jim Brown in seiner ersten Genrerolle hat eine Präsenz ohne gleichen und Action-Regisseur Jack Starrett lässt professionell die Fetzen fliegen. Tipp!
 
 


 
 
 

SLAUGHTER – Zensur

 
 
 
SLAUGHTER erschien auf VHS in Deutschland nur in einer um 38 Sekunden geschnittenen Veröffentlichung. Wie die meisten Exploitationfilme in den 1980ern wurde auch SLAUGHTER auf dem Index gesetzt. Von 1983 bis 2008 war der Streifen indiziert. Auf DVD erschien der Kultfilm nie. Das ändert sich aber jetzt. Der Anbieter WICKED VISION hat SLAUGHTER neu prüfen lassen und erhielt für die ungeschnittene Fassung eine Freigabe ab 16 Jahren. Diese befindet sich auf der erhältlichen DVD und Blu-ray. Geil!
 
 
 


 
 
 

SLAUGHTER – Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked-Vision (KeepCase Blu-ray – auf 1.500 Exemplare limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Slaughter; USA 1972

Genre: Thriller, Action, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 92 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Scanavo-Box

Extras: Europäische HD-Premiere, Sammelschuber für 10 Filme mit Spottlack-Veredelung, Von LSP-Medien restauriertem Kinoton, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach, Exklusiv: Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese,
Exklusiv: „Der Gangster als stilbewusster Antiheld“ Episode 1, Deutscher Kinovorspann, Originaltrailer, Bildergalerie, DVD mit dem Hauptfilm

Release-Termin: Scanavo-Box: 18.12.2020

 

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SLAUGHTER – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei Wicked-Vision)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Foxy Brown (1974)
 
In der Hitze der Nacht (1967)
 
Die Organisation (1971)
 
Ein Mann sieht rot (1974)
 
Dirty Harry (1971)
 

Filmkritik: „Reborn“ (2018)

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REBORN

Story

 
 
 
In „Reborn“ erfahren wir was passiert, wenn eine Totgeburt von einem Psychopathen aufgezogen wird und an ihrem sechzehnten Geburtstag mehr über ihre Vergangenheit wissen will.

 
 
 


 
 
 

REBORN – Kritik

 
 
Paranormale Fähigkeiten haben es natürlich besonders dem Horrorbereich schon immer sehr angetan. Einer der größten Klassiker in diesem Bereich kam wohl 1976 heraus, nämlich die Romanverfilmung von „Carrie“. Seitdem versuchen sich immer mal wieder Filmchen an Figuren, die eine übernatürliche Begabung haben. So auch „Reborn“, dem allerdings kaum etwas einfällt, was ihm eine Daseinsberechtigung verschaffen würde.
 
 
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Tess landet als Totgeburt im Leichenschauhaus. Hier arbeitet ein Psychopath mit Vorliebe für Leichen. Als plötzlich ein mächtiges Gewitter anbricht, wird die kleine Tess wie durch Zauberhand wieder lebendig. Der Irre nimmt sie daraufhin mit nach Hause und zieht sie auf. Sechzehn Jahre später hat Tess Fragen über ihre Herkunft und sie muss bald feststellen, dass sie auch im Besitz einiger Fähigkeiten ist. Aber ob sie diese für den guten Zweck einsetzt auf der Suche nach ihrer Mutter, ist eher fraglich. Dass die Story nicht besonders viel zu erzählen hat und keineswegs originell erscheint, lässt sich noch am ehesten verzeihen, denn gut geklaut ist manchmal eben doch besser, als schlecht selber ausgedacht. Leider wirkt das Drehbuch in „Reborn“ aber enorm konstruiert und ziemlich hölzern. Man kauft dem Werk seine Geschichte einfach nicht richtig ab. Außerdem ist das Szenario arg vorhersehbar, so dass der Zuschauer sich stets denken kann, was als nächstes geschieht und damit auch immer Recht behält.
 
 
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Das raubt vor allen Dingen Spannung. Obwohl „Reborn“ nur 77 Minuten (mit Abspann) lang ist, zieht er sich spätestens in der zweiten Hälfte ganz schön in die Länge. Hier ist aber auch wirklich kaum etwas los. Die flotte Einleitung geht dabei noch in Ordnung und danach kann man kurz die Hoffnung haben, dass man die Fähigkeiten von Tess für Action nutzen wird, aber der Bodycount bleibt erschreckend gering und mehr als sich von einem lahmen Mord zum nächsten zu hangeln, geschieht hier nicht. Abgesehen davon, dass Tess nur Dinge mit Strom steuern kann, ist ihre Begabung nun auch nichts Neues, aber es wird sowieso viel zu selten Gebrauch davon gemacht. Scheinbar versteht sich das Ganze auch fast mehr als Drama und so kommt es zu vielen ruhigen Szenen, in denen es um die Mutter geht. Wäre das nicht alles so platt und unglaubwürdig, hätte es funktionieren können, aber die Drama-Anteile sind eher misslungen, weil man überhaupt keinen Draht zu den Charakteren erhält. Die Figurenzeichnung ist einfach nur konstruiert und wirkt als Mittel zum Zweck, was sie ja nun mal auch ist. Das Finale hält ebenfalls keine Highlights parat und so muss man sich überwiegend langweilen. Wer es gerne etwas blutiger hat, wird enttäuscht sein, denn die Morde sind sehr harmlos und besitzen leider keine so guten Effekte.
 
 
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Nun hat man es trotzdem nicht mit einer Totalkatastrophe zu tun, denn „Reborn“ besitzt tatsächlich ein paar Qualitäten. So überzeugt schon mal die Optik und aus handwerklicher Sicht ist das Produkt sogar ganz gut zu gebrauchen. Man sieht zwar, dass nicht so viel Geld zur Verfügung stand, aber die Inszenierung von Julian Richards ist an manchen Stellen ambitioniert und allgemein sieht der Film ganz schick aus. Außerdem sind die Darsteller in Ordnung. Scream Queen Barbara Crampton übernimmt eine überraschend große Rolle, gibt sich nicht zu viel Mühe, agiert aber auf einem passablen Niveau. Auch über Kayleigh Gilbert kann man nicht so viel meckern, denn eine solche Rolle kann man wesentlich mieser spielen. Mit Michael Paré ist noch ein bekannter Name mit dabei, aber er hat hier nur die Rolle des unnötigen Polizisten erhalten und kann daraus nun wirklich nichts machen. Die restliche Anzahl der Darsteller ist sehr überschaubar und hier wird sonst nicht viel verlangt.
 
 


 
 
 

REBORN – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
„Reborn“ wäre solide gewesen, wenn er nicht so ereignislos daher käme. Die Story ist zwar ausgelutscht und das Drehbuch nicht gut geschrieben, doch gerade weil die Inszenierung passabel ist und die Darsteller (samt anhörbarer, deutscher Synchronisation) nicht zu negativ auffallen, hätte man daraus etwas machen können. Es passiert nur leider fast nichts, das Drama ist unglaubwürdig und die paar Morde machen kaum einen Horrorfilm daraus. Etwas mehr Action, mehr Gewalt und allgemein höhere Schauwerte wären nicht verkehrt gewesen. So bekommt man einen ziemlich lustlosen Versuch „Carrie“ mit „Der Feuerteufel“ zu paaren, der zwar noch deutlich schlechter hätte ausfallen können, für den man aber leider auch keine Empfehlung aussprechen kann.
 
 


 
 
 

REBORN – Zensur

 
 
 
„Reborn“ erschien in Deutschland ungeprüft auf Blu-ray und DVD im Mediabook. Sollte dennoch irgendwann mal eine FSK-geprüfte Filmveröffentlichung erscheinen, dürfte „Reborn“ ohne Probleme eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten.
 
 
 


 
 
 

REBORN – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) RAWSIDE ENTERTAINMENT / WICKED VISION (Mediabook mit BD + DVD – Cover A – auf 222 Stück limitiert)

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(c) RAWSIDE ENTERTAINMENT / WICKED VISION (Mediabook mit BD + DVD – Cover B- auf 222 Stück limitiert)

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(c) RAWSIDE ENTERTAINMENT / WICKED VISION (Mediabook mit BD + DVD – Cover C – auf 222 Stück limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN

Reborn; USA 2018

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 77 Min.

FSK: ungeprüft (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Making-of Synchro, Trailer, Slideshow, Film auf DVD und 24-seitiges Booklet mit einem Text von Christoph N. Kellerbach

Release-Termin: Mediabook: 04.12.2020

 

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Reborn [Mediabook – Cover B] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

Reborn [Mediabook – Cover C] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

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REBORN – Trailer

 
 


 
 
 

Benjamin Falk

(Rechte für Grafiken liegen bei RAWSIDE ENTERTAINMENT / WICKED VISION)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Carrie – Des Satans jüngste Tochter (1976)
 
Der Feuerteufel (1984)
 
Stephanie – Das Böse in ihr (2017)
 
Dark Touch (2013)
 

Filmkritik: „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ (1970)

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ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS

(THEY CALL ME MISTER TIBBS!)

Story

 
 
 
Detective Virgil Tibbs ermittelt in San Francisco im Fall einer ermordeten Prostituierten. Im Kreis der Verdächtigen finden sich ein unsauberer Hausbesitzer mit Verbindungen ins Rotlichtmilieu und ein exaltierter Straßenprediger, der sich als zeitgemäßer Vermittler zwischen den Rassen und sozialen Schichten inszeniert. Nachdem die Spur fälschlicherweise zum Hausmeister der Wohnung des Opfers führt, muss Tibbs umdenken.

 
 
 


 
 
 

ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS – Kritik

 
 
Geiler Seventies-Thriller mit einer knackigen Besetzung. Sidney Poitier ist das am härtesten gekochte Ei am Platz, der immer kurz vorm Überschnappen stehende Martin Landau stiehlt ihm als Mann Gottes fast die Show und mit den Baddies Ed Asner und Anthony Zerbe, rappelt auch die Nebenrollencrew im Karton. ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS ist die zweite von drei Verfilmungen der an die zehn Bücher über den schwarzen Polizisten des Titels. Verspätet, in den Achtzigern, erscheint – fast wie ein kleines Revival – noch eine Fernsehserie. Auf Sidney Poitier in der Hauptrolle muss hierbei aber, zu Gunsten von Howard Rollins, verzichtet werden. Dafür spielt Rod Steiger erneut seine Oscar-Rolle aus dem Original. Im Gegensatz zu IN DER HITZE DER NACHT, diesem legendären und vielfach mit Preisen prämierten Vorläufer, ermittelt Virgil Tibbs diesmal nicht im schwer rassistischen Backwoods-Setting des Bundestaates Mississippi. Er ist Detective bei der Polizei von San Francisco, was sich auch in der Filmmusik aus der Feder des großen afroamerikanischen Produzenten Quincy Jones widerspiegelt. Statt mit ländlichen, von heimeligem Countryklang beeinflussten Stücken wird die Action diesmal von rhythmischen Funk-Sounds, die besser zum urbanen Background der nordkalifornischen Metropole passen, unterstrichen.
 
 
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Aber nicht nur musikalisch und vom städtischen Handlungsort her wird einem ganz besonderen, beliebten Genre der Steigbügel gehalten: Blaxploitation, also das dezidiert schwarze Action- und Kriminalkino, das in den Siebzigern das große Ding in den Filmtheatern der Vereinigten Staaten wird, ist ohne eine emanzipierte Heldenfigur wie Sidney Poitiers hartgesottenem Bullen Virgil Tibbs kaum denkbar. Die Ursprünge von SHAFT, SUPERFLY und vielen anderen der von Kultstars wie Fred Williamson oder Jim Brown verkörperten Leinwandmachos liegen deutlich hier.
 
 
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Dazu passt auch hervorragend der Originaltitel des Films. Auf Englisch heißt er nämlich THEY CALL ME MISTER TIBBS. Der Satz ist die Antwort, die im ersten Teil der Redneck-Sheriff kassiert, nachdem er den schwarzen Kollegen herablassend fragt, wie ihn die Kollegen im Norden denn anreden. Ein solches Selbstbewusstsein gegenüber Weißen im noch nicht lange von der Segregation befreiten US-Süden ist 1967 ein absolutes Novum in der Popkultur und zeigt den noch immer menschenverachtend miserabel behandelten Schwarzen ihre gesetzlich zugesicherte, in der Realität allerdings längst nicht verankerte Gleichberechtigung auf. Heute, in Zeiten, die eine „Black Lives Matter“-Bewegung notwendig machen, könnte man denken, das Elend ist bis heute noch nicht ausgerottet. Da helfen auch acht Jahre unter der Regierung Obama nur oberflächlich. Vielleicht wird’s ja 2021 besser. Falls Führer Trump nicht noch zum atomaren Knopf langt.
 
 
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ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Sehr schön. Wo IN DER HITZE DER NACHT anno 1967 noch eine Krimihandlung mit dem Hinweis zur Selbsthilfe fürs afroamerikanische Publikum verbindet, weiß Virgil Tibbs in der Fortsetzung vier Jahre später schon genau, was er zu melden hat und haupt dem Gesocks der Großstadt den Arsch voll. ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR MISTER TIBBS ist ein unterhaltsamer Blaxploitation-Vorläufer mit funky Soundtrack und für Fans sicher kein Fehlkauf.
 
 


 
 
 

ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS – Zensur

 
 
 
ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS wurde 1970 ungeschnitten in den deutschen Kinos aufgeführt und lief anschließend regelmäßig ungeschnitten im Free-TV. Leider blieb dem Streifen in Deutschland eine VHS-Veröffentlichung verwehrt. Erst 2003 entschloss sich Anbieter MGM zu einer DVD-Veröffentlichung des Sequels. Dank WICKED VISION erfolgt nun eine weitere Heimkinoveröffentlichung – und zwar direkt auf Blu-ray. Die darauf enthaltende Filmfassung ist ebenso komplett und frei ab 16 Jahren.
 
 
 


 
 
 

ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS – Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked-Vision (KeepCase Blu-ray – auf 1.500 Exemplare limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: They Call Me Mister Tibbs!; USA 1970

Genre: Mystery, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 109 Minuten

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Scanavo-Box

Extras: Europäische HD-Premiere, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Thorsten Hanisch, Exklusiv: Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese, Exklusiv: Featurette: „Von Mr. Tibbs zu John Shaft: Neue Stars und Perspektiven“, Originaltrailer, Bildergalerie, DVD mit dem Hauptfilm

Release-Termin: Scanavo-Box: 18.12.2020

 

Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

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Unterstützt WICKED VISION und kauft die hochwertige Sammlerveröffentlichung im WICKED Shop!

 
 


 
 
 

ZEHN STUNDEN ZEIT FÜR VIRGIL TIBBS – Trailer

 
 



 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei Wicked-Vision

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Foxy Brown (1974)
 
In der Hitze der Nacht (1967)
 
Die Organisation (1971)
 
Ein Mann sieht rot (1974)
 
Dirty Harry (1971)
 

Filmkritik: „Der Biggels-Effekt“ (1986)

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DER BIGGELS-EFFEKT

(BIGGLES | BIGGLES: ADVENTURES IN TIME)

Story

 
 
 
Im New York des Jahres 1986 gerät der junge Jim Ferguson in ein Zeitloch. Das katapultiert ihn ins Jahr 1917, wo er dem britischen Kampfpiloten James „Biggles“ Bigglesworth die Haut rettet. Zurückgeworfen in die Gegenwart erklärt ihm der greise Ex-Kampfflieger Raymond, dass Ferguson und Biggles Zeit-Zwillinge sind, die sich in der Not gegenseitig retten können. Gemeinsam und nach vielen Wechseln der Zeitebenen, geraten die beiden in die Lage, den drohenden Endsieg der Nazis verhindern zu können.

 
 
 


 
 
 

DER BIGGELS-EFFEKT – Kritik

 
 
W.E. Johns‘ Buchreihe über Biggles (im Deutschen knallhart auf die Schreibweise „Biggels“ umgeproft), Ferguson und ihre Zeitsprünge soll bereits 1968 verfilmt werden, Schreibprozess und Casting sind abgeschlossen, sogar die Kulissen stehen schon. Leider geht die Verfilmung mit Haudegen James Fox in der Hauptrolle den Weg alles budgetär falsch Kalkulierten auf der Welt und die Johns-Fans müssen bis Mitte der Achtziger auf eine Adaption warten. Die sieht im Script noch aus wie eine in Pulp-Roman-Ästhetik getränkte Luftfahrt-Abenteuer-Charade im Indiana-Jones-Stil und vergisst fast den Kern der Story: Die Zeitreisen. In seiner letzten Kinorolle als Airforce-Veteran Raymond dürfen wir die britische Horrorfilm-Ikone Peter Cushing bewundern. In seiner Autobiographie schreibt der große englische Mime, dass sein Leben schon 1971, mit dem Tod seiner Gattin, zuende gewesen sei. Direkt nach dem schweren Einschlag in Cushings Alltag nimmt er mehr und mehr ab, wirkt immer geisterhafter und eingefallener in seinem Auftreten. Nach DER BIGGELS-EFFEKT beendet der legendäre Professor van Helsing dann auch seine Karriere und tritt bis zu seinem Tode nicht mehr auf.
 
 
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Regie führt der Brite John Hough. Der, nächstes Jahr feiert er seinen achtzigsten Geburtstag, zählt zu jener bedauernswerten Kategorie von Filmschaffenden, die erst dann ausreichend Anerkennung für ihr Schaffen erfahren werden, wenn sie dereinst der Schlag trifft. Er leitet bereits in den Sechzigern die Aufnahme bei Folgen von MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE (den ersten „Avengers“), dreht 1971 für Hammer den schnittigen DRACULAS HEXENJAGD, 1973 für den großen Konkurrenten Amicus TANZ DER TOTENKÖPFE und 1974 in den USA den in Drive-In-Theater-Kennerkreisen beliebten Road-Movie-Exploitationer KESSE MARY – IRRER LARRY mit Peter Fonda. Besonders interessant aber sind John Houghs Arbeiten in der Welt des Kinder-Horrors, also der gruseligen Filme zugeschnitten auf ein jugendliches Publikum. Tatsächlich zeichnet er gleich für drei hochbedeutsame Vertreter der Spielart verantwortlich: 1975 DIE FLUCHT ZUM HEXENBERG und drei Jahre später dessen Fortsetzung DER SIEG DER STERNENKINDER. Beide Alien-Kiddie-Abenteuerfilme bestechen durch ihre sorgfältige, routinierte Inszenierung und eine ganz besondere Atmosphäre. Sie taugen noch 2006 einem auch schönen Remake mit Dwayne „The Rock“ Johnson zur Vorlage. Houghs 1980 gedrehter SCHREI DER VERLORENEN, eine meisterlich orchestrierte Okkultismus- und Dämonologie-Geschichte, ist der wohl Unheimlichste im Reigen der Kinder-Verschreckungsfilme. Der Titel teilt sich innerhalb des Walt-Disney-Kanons den Meisterpokal des gruseligen Kinomatinee-Spielfilms mit der Zeichentrick-Fantasy TARAN UND DER ZAUBERKESSEL von 1986. Der Gehörnte König, Motherfuckers! Sein DER BIGGELS-EFFEKT darf sich hingegen nicht der Markierungen dieser wenig erforschten Unterkategorie des Kinos der Phantastik bedienen. Minderjährige Protagonisten, die eigentlich schon genug mit sich und ihrem inneren Entwicklungstrubel zu tun haben, landen mitten in allerlei übernatürlichen Kalamitäten und verstehen die Welt endgültig nicht mehr. Ferguson und Bigglesworth sind beide erwachsene Männer – was sie aber nicht vor den Wirrungen des Zeitreisegeschäfts schützt.
 
 
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DER BIGGELS-EFFEKT – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Distinguiert britisches Zeitreise-Actiongeholze mit charmantem Pulp-Abenteuer-Einschlag. John Houghs Verfilmung der Sci-Fi-Bücherwelten von W.E. Johns erinnert an Kriegszeiten-Science-Fiction wie DAS PHILADELPHIA EXPERIMENT oder den herrlichen Japaner TIME SLIP von 1979. Der traurige Peter Cushing betritt die Bühne in DER BIGGELS-EFFEKT ein letztes Mal. Nur einer von vielen Gründen, diesem vergessenen Zukunfts- (und Vergangenheits- natürlich) Film ein paar Stündchen zu widmen. Kalte Winterabende und so.
 
 


 
 
 

DER BIGGELS-EFFEKT – Zensur

 
 
 
DER BIGGELS-EFFEKT erschien bisher nur auf VHS-Kassette. Dort war der Streifen aber leicht geschnitten. Leider erfolgte nie eine DVD-Auswertung. Das ändert sich aber jetzt. Das Label WICKED VISION hat sich dem Film angenommen und veröffentlicht die erste ungeschnittene Filmfassung in Deutschland auf DVD und Blu-ray. Als i-Tüpfelchen feiert der Streifen hierzulande sogar seine deutsche HD-Premiere. Wenn das mal nichts ist. Sci-Fi-Fans wird das freuen.
 
 
 


 
 
 

DER BIGGELS-EFFEKT – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover A – limitiert auf 333 Stück)

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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover B – limitiert auf 333 Stück)

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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover C – limitiert auf 333 Stück)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Biggles; Großbritannien | USA 1986

Genre: Abenteuer | Kinder | Familie | Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 92 Min.

FSK: FSK12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Film zusätzlich auf DVD, Eine limitierte Sammelkarte! (Nur für die ersten 100 Vorbesteller im Wicked Shop), Erstmals mit deutschem Ton in Stereo!, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach, My Friends Call Me Biggles“: Interview mit Neil Dickson, „A Matter of Time“: Interview mit Alex Hyde-White, „The Stunts of Biggles“: Interview mit Stuntman Dinny Powell, TV-Mitschnitt: „Saturday Superstore“ (1986), TV-Mitschnitt: „Blue Peter“ (1986), Making-of Dokumentation, Musik-Videos, Video Game Promo, Deutscher Trailer, Originaltrailer, TV-Spots, Bildergalerie

Release-Termin: Mediabook: 25.09.2020

 

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DER BIGGELS-EFFEKT – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei Wicked Vision Media)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Zurück in die Zukunft (1985)
 
Zurück in die Zukunft II (1989)
 
Zurück in die Zukunft III (1990)
 

Filmkritik: „Das Grauen auf Schloss Witley“ (1965)

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DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY

(DIE, MONSTER, DIE!)

Story

 
 
 
Arkham, in England, anstatt, wie üblich Massachusetts. Das Herrenhaus (meinetwegen auch Schloß) der Familie Witley ist bei der Landbevölkerung nicht gerade wohlgelitten. Grausige, übernatürliche Dinge sollen hinter den Mauern vorgehen, der alte Nahum Witley (Boris Karloff, zeitypisch leider im Rollstuhl) mit widernatürlicher Wissenschaft experimentieren. Susan, Nahums Tochter, ist mit dem Amerikanier Stephen liiert. Als der auf Inselbesuch kommt, wird der Alte stinkig, will nicht, dass der Schwiegersohn in spe hier übernachtet. Am liebsten wäre ihm gar ein promptes Ende der Beziehung. Warum? In seinem Gewächshaus erforscht Nahum die Wirkung eines auf seinem Grund niedergegangenen Komenten auf die örtliche Pflanzenwelt. Der gleiche Himmelskörper, der für das Verdorren der gesamten Fauna im Umland verantwortlich ist.

 
 
 


 
 
 

DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY – Kritik

 
 
American International Pictures (AIP) nimmt gewohnheitsmäßig keine Gefangenen, wenn’s um’s Verballern äußerst sparsam angesetzter Budgets unter der Maßgabe maximaler Effektivität und Kassenklingelei geht. Da ist’s fast verzeihlich, wenn AIPs hart arbeitende Drehbuchteufel sich beim Adaptieren populärer Horrorliteratur dermaßen viele künstlerische Freiheiten gönnen, dass die Vorlagen zum Schluss gerne mal nur noch an den Namen der Figuren zu erkennen sind. So geschehen auch bei „Das Grauen auf Schloß Witley“. Die Geschichte könnte so auch dem Edgar-Allan-Poe-as-imagined-by-Roger-Corman-Filmzyklus entstammen. Spuk-Gemäuer, Horror-Altstar, langezogener Plot, herausragende Leistungen von Licht, Kamera und Soundtrack, die über das fehlende Produktionsgeld hinwegtäuschen – alles da. Verfilmt wird H.P. Lovecrafts berühmte Geschichte „Die Farbe aus dem All“, etstanden im Jahr 1927. Die Figurennamen sind zusammengebastelt aus denen von Charakteren dieser Story und der ein Jahr später verfassten Geschichte „Das Grauen von Dunwich“, wo die Protagonisten ja die Redneck-Voodoohexer der Familie Wateley (hier zu „Witley“ verknappt) sind.
 
 
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Boris Karloff als verrückter Wissenschaftler, der mit der Strahlung aus einem Kometen Mutationsexperimente an Pflanzen macht, ist auch so eine Sache, die deutlich mehr „AIP“ als HPL“ ruft. Will sagen, so eine eher bodenständige Mad-Scientist-Schote mit strahlenden Helden gegen den greisen Finsterling im Laborkittel entspricht nicht der Arbeitsweise des Schöpfers von außerirdischen Grauensgottheiten wie dem Großen Cthulhu, Shub-Niggurath und des ihnen gewidmeten Subgenres des „Cosmic-Horror“. Nein, das früher häufige, mit der Qualitätssteigerung der Möglichkeiten von Computereffekten inzwischen weniger oft fallende Attribut „unverfilmbar“ trifft auf die Welten H.P. Lovecrafts noch immer zu und lässt seine Fans weiter auf adäquate Adaptionen seiner Geschichten und ihrer Atmosphäre warten. Richard Stanley geht mit „Die Farbe aus dem All“ schonmal in die richtige Richtung, tappt aber in die Falle, Nicolas Cage einen Nicolas-Cage-Film machen zu lassen.
 
 
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„Das Grauen auf Schloß Witley“ sieht – wie erwähnt AIP-typisch – klasse aus. Das liegt auch an Regisseur Daniel Haller, der wirklich bei Dutzenden Filmen – inklusive des kompletten Horrorkataloges – seines „Heimatstudios“ gelernt hat, mit wenig Mitteln große und beeindruckende Optik zu zaubern. Unter anderem findet sich Hallers Set-Design bei 1963 in Roger Cormans „Die Folterkammer des Hexenjägers“, einer großen Vincent-Price-Show, deren Plot auch ein bunter Lovecraft-Eintopf ist aber als Poe-Verfilmung vermarktet wird. Großer Cthulhu, steh uns bei, ist das kompliziert! 1969 kehrt er zu Lovecraft zurück und arbeitet als Regisseur am psychedelischen „Voodoo Child„. Hinter diesem sicherlich von einem Jimi-Hendrix-Fan ausgesuchten Filmtitel steckt dann tatsächlich eine fantasievolle, wenn auch nicht sonderlich originalgetreue Adaption von „The Dunwich Horror“.
 
 
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DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Als frühe Verfilmung der Ideen H.P. Lovecrafts, gebührt „Das Grauen auf Schloss Witley“ ein besonderer Platz in den Annalen des Horror-Genres. Die Gang bei American International Pictures verwurstet gleich mehrere Stories des Meisters aus Providence für das Drehbuch. Das Endergebnis ist okay – wirklich vom Hocker reißt einen der Film leider nicht. Ein Schicksal das er sich mit einem Großteil der HPL-Filme teilt. Boris Karloff ein weiteres Mal als gebrechlichen Senior im Rollstuhl zu sehen, tut im Herzen weh.
 
 


 
 
 

DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY – Zensur

 
 
 
„Das Grauen auf Schloss Witley“ lief 1968 in den westdeutschen Kinos und wurde dort in der ungeschnittenen Fassung mit einer Freigabe ab 16 Jahren gezeigt. Die folgenden VHS- und DVD-Veröffentlichungen waren ebenfalls ab 16 und ungeschnitten. Das hat sich auch bei der Blu-ray-Auswertung nicht geändert. Diese ist nach wie vor für Sechzehnjährige geeignet und uncut.
 
 
 


 
 
 

DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover A – limitiert auf 444 Stück)

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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover B – limitiert auf 444 Stück)

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(c) Wicked Vision Media (Mediabook – Cover C – limitiert auf 333 Stück)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Die, Monster, Die!; Großbritannien | USA 1965

Genre: Horror, Mystery, Science Fiction

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 80 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: 44-seitiges Booklet mit einem Text von Dr. Rolf Giesen & dem Original Comic zum Film, Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen & Dr. Gerd Naumann, Deutsche Nostalgie-Fassung (4:3), Deutsche Titelsequenz, Umfangreiche Bildergalerie, Trailer, Film zusätzlich auf DVD

Release-Termin: Mediabook: 14.09.2018

 

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Das Grauen auf Schloss Witley [Mediabook – Cover C] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 

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DAS GRAUEN AUF SCHLOSS WITLEY – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken liegen bei Wicked Vision Media)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Curse (1987)
 
Saat des Bösen (2008)
 
Die Farbe (2010)
 
Die Farbe aus dem All (2019)
 

Filmkritik: „Hatchet for the Honeymoon“ (1970)

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HATCHET FOR THE HONEYMOON

(RED WEDDING NIGHT | IL ROSSO SEGNO DELLA FOLLIA)

Story

 
 
 
Der Chef eines wohlhabenden Modehauses hat mit einem Kindheitstrauma zu kämpfen und kommt diesem nur näher, wenn er weiterhin junge Frauen umbringt…

 
 
 


 
 
 

HATCHET FOR THE HONEYMOON – Kritik

 
 
Wer Dario Argento seinen Lieblingsregisseur nennt, der sollte vermutlich schon früher einmal einen Mario Bava-Film gesehen haben, doch tatsächlich ist mir diese Freude bisher verwehrt geblieben, um nun also mit „Il Rosso segno della Follia“ aka. „Hatchet for Honeymoon“ aka „Red Wedding Night“ meinen Einstieg zu wagen. Mit zwischen sich verwischenden Farb- oder Blutspitzern auf Erde (oder Asche) aufblitzenden Porträts zu einer endlos schönen Score mit betörenden Trompeten gestaltet sich die dreiminütige Opening-Credit-Sequenz als neugierig machende, ästhetische Einstimmung, unvermittelt darauf rast ein Zug auf den Zuschauer und bereitet viszerale Kameraarbeit vor, bei der der Meister selber Hand angelegt hat. Modern wirkende, schnelle Schnitte spiegelnder Gesichter mahnen innerhalb von Sekunden an expressionistische Giallo-Sequenzen an, in der Tat inszeniert sich nun in verträumten, verzerrten Bildern mit hyperrealistisch stilisiertem Blut ein Doppelmord, in dem 7 Minuten lang bis auf „John!“ kein Dialog zu hören ist.
 
 
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John Harrington, so informiert uns ein Voiceover und laut dem gelungenem, 10-minütigen Bonusvideos von Marcus Stiglegger, ein Hitchcock-Verweis anhand eines Monologs über das Leben von Fliegen bzw. Insekten allgemein, der mich an Lees nächtliche Schneckenszene aus „The Wicker Man“ erinnert hat, heißt unser Protagonist und schnell offenbart er uns, dass er von Erinnerungen geplagt wird und aufgrund dieser bereits fünf Frauen umgebracht hat, die rund um sein Brautmodegeschäft vergraben liegen. Die zu Recht eifersüchtige Frau des in wunderbar farbenfrohen, grellen early 70s-Hemden posiernden Playboys schläft laut eigener Aussage nie und erwähnt recht nebensächlich dass sie zur einer Seance eingeladen wurde, das bildhübsche neue Model Helen schneit auch vorbei und biedert sich erfolgreich an. Ein großartig dekoriertes Set voller Schaufensterpuppen sorgt für eindrucksvolle Bilder, abseits des Ästhetikempfindens zieht sich der Film hier allerdings bereits nach knappen 18 Minuten, da John hier minutenlang „nur“ eine Puppe küsst und seine Mordwaffe präsentiert, das titelgebende Beil…
 
 
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Nachdem die Seance wenig ereignisvoll verläuft, besucht Inspektor Russel Johns Gewächshaus und lässt in blumigen Metaphern hervorschimmern, dass er dem umtriebigen Modelmörder längst auf der Schliche zu sein scheint. John wirkt überheblich unbekümmert und erinnert zu 70s-Reißzooms nur an den „richtigen Dünger“, die reizvolle Atmosphäre zwischen den Ermittlungen, der selbstüberhöhten, narzisstischen aber verstörten Darstellung Johns, dem schwarzen Humor und der Giallo-Ästhetik wird dabei durch eine nahezu experimentelle Score unterstützt, die spieluhrartige Melodien und an Italowestern erinnernde, große Gefühle mit schrillen E-Gitarrenriffs kontrastiert, die punktuell unfreiwillig komisch wirken können. In dem Ofen „für die Blätter“, der aber scheinbar in der Lage ist, menschliche Knochen zu verbrennen, den man eben so stehen hat im Gewächshaus, verbrennt John sein nächstes Opfer und kommt seinem Trauma wieder näher, als Zuschauer habe ich einzig durch generelles Genre-Vorwissen jetzt schon erraten können, wie sich sein Trauma wohl auflösen wird, was der Dramaturgie nicht in die Hände spielt. Die verzerrenden Spiegelbilder in bunten Farben und schneller Schnittfolge hingegen sind erneut als visuelles Schmankerl hervorzuheben – bitter nötig auch um die folgenden Szenen auszugleichen, in der partout nicht auf den Punkt kommen oder die Story weitertreiben wollende Dialoge die optisch ansprechenden Szenen inhaltlich sinnlos dehnen, während das zu oft genutzte, wenn auch harmonische Hauptstück des Soundtracks unpassenderweise auch in einer Clubszene gespielt wird, in der Leute wild tanzen.
 
 
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Leicht überlagernde Tonspuren sorgen für falsche Erwartungen, die Bava freudig mit überraschend-schwarzhumorigen Bildschnitten unterwandert oder enttäuscht, das perfideste und prägnanteste Bild des Films dürfte dann die deutlich an „Tenebre“ oder „Suspiria“ erinnernde Szene sein, in der die kunstvoll blutende und ausgestreckte Hand eines Opfers sich mitten zwischen den suchenden Inspektoren spiegelt, die ahnungslos unter der sterbenden Person liegen. Waren die Szenenverläufe bis zu diesem Zeitpunkt, etwa der 50-Minutenmarke, noch allzu vorhersehbar bis repetitiv und schienen zu geradlinig auf ihr Finale zuzusteuern, so überrascht Bava nun mit einem neuen Genreelement, das die Dynamik des Films ändert und einerseits für Verlaufsspannung sorgt, andererseits aber auch eine groteske Note mit sich bringt, die sich für mich nicht ganz in die Tonalität des Films gefügt hat. So läuft beim zweiten Clubbesuch zwar passend funkige und schnelle Musik, dafür aber ist der Besuch selber recht absurd in seiner Bildsprache, auch wirkt die Thematik plötzlich weniger seriös und beängstigend und deutlich ähnlicher einer „Geschichten aus der Gruft“-Folge, die auf teils abstrusen, unterhaltsamen Grusel aus ist. Die entfesselte Kameraführung entlang der malerischen Sets, die zahlreichen Schwenks und Neigungen sowie spannende Winkel vertrösten, das Finale kann mit poetisch-romantischem Dialog aufwarten und der gekonnte Schnitt sorgt für reibungslose, inspirierende Übergänge – dazu wird der Soundtrack so dissonanz und ambient-ähnlich wie noch nie. Doch wenn am Ende eine letzte, optisch sehr ansprechende Sequenz zum ein letztes Mal triumphal aufkommendem Soundtrack präsentiert wird, überwiegt leider nicht der Eindruck eines Films der so wild oder expressionistisch war, wie seine besten Passagen.
 
 
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Schauspielerische Extrapunkte dürften Genrefans gut und gerne nicht nur für die unterkühlte, charmante und überzeugend soziopathische, wenn auch nie sonderlich nahe gehende Performance von Stephen Forsythe vergeben, sondern zweifelsohne auch für die umwerfende Genrediva Dagmar Lassander als Helen und Laura Betti, einer Grande Dame des italienischen Kinos, als Johns Frau. Dass dieser so geradlinig und minimalistisch wirkende Film an Argento sowie Geschichten aus der Gruft, an eine Mörderkomödie ebenso wie an ein ernstes Psychodrama erinnern würde, hätte ich nach den teilweise sehr schleppenden, ersten 60 Minuten nicht gedacht und sehenswert kurios vermischt auf Genre- sowie tonaler Ebene ist „Hatchet for Honeymoon“ definitiv – nur von einem dramaturgisch versierten Film kann schwerlich geredet werden.
 
 
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HATCHET FOR THE HONEYMOON – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Wunderschöne Stilübung mit Kostümen, Perspektiven, Setdesigns und expressionistischen Morden zum Verlieben, ein wichtiger Film für Giallo-Fans und ein sehenswerter Bava zweifelsohne – doch so verziert die Rahmenbedingungen, so mager das Script, das weder als ernstes Psychodrama, noch als Thriller je wirklich klappt und zu langsam erzählt wird. Fast sieben, nach erster Sichtung aber „nur“ 6/10.
 
 


 
 
 

HATCHET FOR THE HONEYMOON – Zensur

 
 
 
Die Veröffentlichung von „Hatchet for the Honeymoon“ erschien hierzulande stets ungeschnitten. Das war auf VHS so und ändert sich auch auf der jetzt erhältlichen Blu-ray des Kassikers nicht. Der wurde sogar neu geprüft und ist bereits für Zwölfjährige geeignet.
 
 
 


 
 
 

HATCHET FOR THE HONEYMOON – Deutsche Blu-ray

 
 
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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover A – auf 888 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover B – auf 444 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Blu-ray KeepCase Erstauflage)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Blu-ray KeepCase Zweitauflage)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Il rosso segno della follia; Italien | Spanien 1970

Genre: Horror, Mystery, Krimil

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Italienisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.78:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 88 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook | KeepCase

Extras: Deutscher Audiokommentar von Bava- Experte Pelle Felsch, Vorwort von Schauspielerin Dagmar Lassander, „A Hatchet for Dagmar“: brandneues & exklusives Interview mit Schauspielerin Dagmar Lassander, „My Dying Bride“: brandneues & exklusives Video-Feature mit Prof. Dr. Marcus Stiglegger, Deutsche Titel- & Endsequenz, Italienische Titel- & Endsequenz,Spanischer Werberatschläge, Fotobuste (Italienischer Aushang), Artwork Galerie, Hidden Features, Originatrailer, Trailershow | zusätzlich im Mediabook: DVD mit dem Hauptfilm, 24-seitiges Booklet mit Text von Dr. Marcus Stiglegger

Release-Termin: Mediabook: 30.03.2016 | KeepCase-Erstauflage: 30.03.2016 | KeepCase-Zweitauflage: 25.05.2020

 

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HATCHET FOR THE HONEYMOON – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken und Packshots liegen bei Wicked-Vision)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Blutige Seide (1964)
 
The Girl Who Knew Too Much (1963)
 
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1970)
 
Tenebrae (1982)
 

Filmkritik: „Gate II – Das Tor zur Hölle“ (1990)

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GATE 2 – DAS TÖR ZUR HÖLLE

(GATE II: THE TRESPASSERS)

Story

 
 
 
Einige Jahre sind vergangen seit den horriblen Abenteuern, in die der Schüler Glen und sein Kumpel Terry verwickelt waren. Jetzt kreisen die Gedanken des Letztgenannten wieder zunahmend um das teuflische Portal in Glens Garten. Bloß ist der inzwischen weggezogen und kann so Terry auch nicht davon abhalten, seinen seit damals gewachsenen okkultistischen Interessen folgen zu wollen. Terrys Leben ist ein Saures. Sein Vater säuft und lässt die Familie an die Wand fahren. Da bietet sich ja quasi an, einen Dämonen zu beschwören, der die Sache in richtige Bahnen lenkt. Wenn diese Faust’schen Geschäfte nur nicht immer so schlecht enden würden…

 
 
 


 
 
 

GATE 2 – Kritik

 
 
Tibor Takaczs schlägt wieder zu. Drei Jahre nach seinem Debüt, dem überraschenden Achtungserfolg GATE – DIE UNTERIRDISCHEN, lässt der ungarisch-kanadische Regisseur mit der Punker-Vergangenheit seine satanischen Minimonster ein zweites Mal auf die gierige Fantasy- und Horror-Zuschauerschaft los. Bei GATE II – DAS TOR ZUR HÖLLE ist das Gebotene nicht mehr ganz so originell wie beim ersten Teil – aber immer noch bunt und wild genug, um das Videothekenpublikum von einst und jetzt auch uns ein weiteres Mal zu unterhalten.
 
 
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Koboldsmonster im Taschenformat sind 1990 noch ordentlich im Trend. Das zeigen die Fortsetzungen beliebter Filmreihen ähnlichen Zuschnitts wie CRITTERS oder GHOULIES und auch GREMLINS 2 und Charles Bands zahlreiche Puppenhorror-Projekte stehen in den Startlöchern. Ja, ganz besonders dessen produktionsstarke Full Moon Studios würden sich ab 1993 geradezu über schwarzhumorigen Horror mit Miniatur-Ungetümern definieren. Das ist bis in die Gegenwart der Fall. Die Effekte sind erwartungsgemäß kostengünstig und vom alten Schlag, also zwischen Stop-Motion, Hintergrundprojektionen und Belichtungstricks angesiedelt. Als so etwas wie eine CGI-Werkbank muss in jenen Tagen höchstens eine robuste elektronische Rechenmaschine wie der Commodore Amiga 500 rödeln.
 
 
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Stephen Dorff, Hauptdarsteller des ersten Teils, war seinerzeit zum saisonalen Anschmacht-Star fürs weibliche Publikum und somit zu teuer für ein Independent-Studio geworden und man musste das Drehbuch um seinen Freund Terry (Louis Tripp) herum schreiben. Auch ok – lebt ein Film wie GATE II – DAS TÖR ZUR HÖLLE ja nun nicht unbedingt vom besonders feinzeslierten und auf die exakte Besetzung zugeschnittenen Charakterstudium. Nein, der Plot ist ein Faust’sches Moralspiel mit modernisierenden Tupfern und an den richtigen Stellen auch mal ironischem Unterton. Dem Produktionsdesign und den FX sieht man ihre Entstehungszeit an. Das gibt natürlich Instant-Sonderpunkte im für Genreprogramme von einst so wichtigen Nostalgiebereich.
 
 
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GATE 2 – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Auch GATE II – DAS TOR ZUR HÖLLE zählt mal wieder zu jener Art von Fantastischem Film, dessen Rezeptur im Sande der Zeit verlaufen zu sein scheint. Minimonster, Angst vorm wahren Horror des echten Lebens, grell gezeichneter Okkultismus. Alles Ingredenzien, von denen die Filmemacher Post-SCREAM und verhaftet im ästhetischen Kino- und Streaming-Einheitsbrei der Generation Netflix mehr Angst haben als der Deibel vorm Weihwasser. Deliziöser Film. Ja, ist so.
 
 


 
 
 

GATE 2 – Zensur

 
 
 
Die Veröffentlichung von GATE 2 – DAS TOR ZUR HÖLLE erschien hierzulande auf VHS ungekürzt mit FSK 18-Freigabe, aber auch als knapp dreiminütige zensierte 16er-Fassung – ebenfalls auf VHS. Auf dem Index stand der Streifen aber nicht. Trotzdem war nach der Video-Veröffentlichung viele Jahre Funkstille. Auch eine legale DVD-Auflage folgte nicht. Das Label WICKED VISION änderte das aber. Im Juni 2018 veröffentlichte das ambitionierte Indie-Label die Fortsetzung zum ersten Mal auf Blu-ray in deutscher Sprache. Die darauf enthaltene Fassung ist ungeschnitten und nach einer Neuprüfung sogar ab 12 (!) Jahren freigegeben.
 
 
 


 
 
 

GATE 2 – Deutsche Blu-ray

 
 
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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover A – auf 333 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover B – auf 222 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover C – auf 333 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (VHS-Retro-Edition inklusive Teil 1 – Cover A)

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(c) Wicked-Vision (VHS-Retro-Edition inklusive Teil 1 – Cover B)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Gate II: The Trespassers; Kanada | USA 1990

Genre: Horror, Mystery, Grusel, Fantasy

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0, Englisch DTS-HD MA 2.0

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 93 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook, VHS-Retro-Edition

Extras: 24-seitiges Booklet mit einem Text von Stuart Taylor Corman, (Deutsch/Englisch), 2K Scan vom Interpositive, Deutsche Nostalgie-Fassung (4:3), „Return to the Nightmare“: Ein Rückblick auf „Gate II“ inklusive Interviews mit Regisseur Tibor Takacs, Drehbuchautor Michael Nankin und Special Visual Effects Creator Randall William Cook, „From The Depths“: Interview mit Special Make-up Effects Creator Craig Reardon, Videotheken-Promo, Video-Promo, Deutscher, Trailer, Originaltrailer, Bildergalerie, Deutscher Trailer: „Gate – Das Tor zur Hölle“, zusätzliche DVD mit allen Inhalten wie auf der Blu-ray

Release-Termin: Mediabook: 15.06.2018 | VHS-Retro-Edition: 30.10.2019

 

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GATE 2 – Trailer

 
 


 
 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Grafiken und Packshots liegen bei Wicked-Vision)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Gate – Die Unterirdischen (1987)
 
Ghoulis (1985)
 
The Hole – Wovor hast Du Angst? (2009)
 

Filmkritik: „The Dunwich Horror“ (1970)

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THE DUNWICH HORROR

(VOODOO CHILD)

Story

 
 
 
Wilbur Whateley hypnotisiert eine junge Studentin und nimmt sie mit nach Dunwich, um dort Unvorstellbare Kräfte zu wecken…

 
 
 


 
 
 

THE DUNWICH HORROR – Kritik

 
 
Beim Namen „Lovecraft“ düfte einem jeden Horrorfan vermutlich erst einmal warm ums Herz werden, geht es um die filmischen Adaptionen seiner Werke aber, so stammt der Grusel nicht vom kosmischen Horror, sondern der zumeist mangelnden Qualität derer. Gehversuche den zumeist subtilen, unaussprechlichen und phantasmagorischen Grusel auf die Leinwand zu bannnen gab es im Laufe der Geschichte viele, einige ambitionierter als andere, und genau auf diese Eigenschaft sollten die Titel auch geprüft werden, um Ihnen gerecht zu werden.
 
 
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„Ambition“ war beim Dunwich Horror, bei uns im Zuge des Zeitgeistes und Zombie/Voodoo-Flairs unverständlicherweise in „Voodoo Child“ umbenannt, definitiv vorhanden, sollte der Film doch erst von Mario Bava inszeniert werden und Horror-Urgestein Christopher Lee ebenso besetzen wie Peter Fonda, selbst Boris Karloff sollte in der ewig in der Produktionshölle steckenden Partie mitmischen. Doch statt Genrestars mit Weltruhm vor und hinter der Kamera zu kriegen, oder auch nur eine Herzblutangelegenheit von Fans für Fans, ist diese AIP-Produktion mit weniger als einer halben Million Dollar Budget nicht nur für Lovecraftpuristen ungenießbar, sondern vermutlich auch ganz allgemein weit, weit weg von der ursprünglichen Vision des Projekts.
 
 
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Eine schwitzende, stöhnende Frau mit einem Kreis auf der Stirn liegt auf lila Bettlaken und windet sich, relativ unvermittelt und nichtssagend danach folgt dann das schicke Cartoon-Intro mit Silhouetten und einer klassischen Score, die frappierend an Willow’s Song aus „The Wicker Man“ erinnert. Wieso man hier einen sexy posenden Teufel vorfindet, wo Lovecraft mit den üblichen, christlichen Vorstellungen von Himmel und Hölle doch eigentlich recht wenig zu tun hat, ist mir zwar ein Rätsel, zumal das auch zu dem „deutschen“ Titel „Voodoo Child“ null passt, aber gut.
 
 
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Amüsant-absurd wird innerhalb der ersten Minuten Film dann direkt mit dem Necronomicon locker über den halben Unicampus gelaufen, bevor erste Überblenden zum Meer und druidischen Kulten, atmosphärisch rotes Licht in der Bar und eine Backstory über einen gehangenen Verwandten aus Dunwich dann tatsächlich recht schnell Assoziationen zum guten Howard Phillips aufkommen lassen. Hauptdarsteller Dean Stockwell wirkt zu diesem Zeitpunkt dabei noch am ehesten geistesabwesend overactend oder schlafwandelnd-gelangweilt, Ed Begley kann dafür charismatisch aufdrehen und eine denkwürdige Performance als Dr. Henry Armitage abliefern. Sandra Dee als naive Nancy darf unbedarft ihre erste Genreerfahrung sammeln, wird aber den gesamten Film über einfach unter Drogen gesetzt und trink fortlaufend fröhlich ihren vergifteten Tee, ohne die ständige Müdigkeit und Folgen des Konsums je zu hinterfragen, was für vergnügliche Trashmomente sorgt. 18 Minuten im Film dann, kündigen sich erste Horrorvisionen an, die mit der Fahrt auf einen leuchtenden Stein enden.
 
 
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Sam Jaffe darf als kauziger Opa unseres Antihelden (?) Wilbur kurz Nancy erschrecken, anschließend kontrastiert der Film das impressionistische Setdesign der argentoesquen, bunten Farben und Lichter und Wände, mit alptraumhaften, unzusammenhängenden Einstellungen wilder, undefinierter Kannibalenstämme, die am ehesten an die unangenehmste Seite von Lovecrafts Werk erinnern, seinem beiläufigen bis inhärenten Rassismus. Das verdaut, gilt es jedoch definitiv die langsam einsetzenden, interessant-psychdelischen Stilmittel des Films zu loben, da „The Dunwich Horror“ viel mehr ein Kind seiner Zeit und Produktionsumstände ist, denn eine Lovecraft-Adaption, die mit dem Autor des Originals zu verbinden sei. Soll heißen, dass wir eine leicht progressive/durch Trommeln ergänzte Version des erneut sehr an „Wicker Man“ erinnernden main themes zu hören kriegen, eine verriegelte und rüttelnde Tür mit unsagbarem Schrecken dahinter, Nacktheit in den Kannibalenträumen…..und nur noch etwa jede zweite Szene Leerlauf.
 
 
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Denn der Plot von „Dunwich Horror“ ist derart simpel, geradlinig und vorhersehbar gestrickt, dass man auch ohne jedes Lovecraft-Vorwissen schnelll weiß, was Wilbur plant, warum Dr. Armitage und Elizabeth hinterher reisen und wieso diese Produktion eine Laufzeit von nur 88 Minuten hat, denn selbst die zu füllen, fällt teils schon wirklich schwer.
 
 
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Die Backstory ist relativ aufwendig und künstlich mysteriös gehalten, nur um im Endeffekt sehr wenig Auswirkungen auf das Hier und Jetzt zu haben, die Vorlage von Lovecraft ist nur noch in den grobsten Zügen enthalten und spielt sich fast nur im Dialog ab. Visuelles Erzählen mit einer orchestralen Score, kargen Stimmung und verlassenen Ländereien hätten bestens gepasst, stattdessen erklingt hier kein Soundtrack oder immer nur der gleiche und die wenige interessanten Sets weichen im späteren Verlauf fast durchgängig einem einzelnen Altar, an dem sich der Film nach etwa der Hälfte seiner Laufzeit auch ausschließlich aufhält.
 
 
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Wilbur präsentiert nämlich Tattoos und eine behaarte Brust, erklärt noch wie wichtig es sei dass Nancy nackt auf dem Altar liege, entkleidet sie aber zu keinem Moment. Deplatziertes Betouchen oder den Po streicheln scheint dabei wenig ritualistisch bemüht, ikonisch sind zweifelsohne aber die Szenen des eigentlichen Rituals, in denen Stockwell angenehm spezifisch und doch routiniert wirkend seine präzisen Bewegungen ausführt. Gleichzeitig dreht „The Dunwich Horror“ mit seinen wohl impressionistischsten, einprägendsten und besten Szenen der gesamten Laufzeit dann richtig auf, wenn eine im perfekten Ausmaß gezeigte bzw. verdeckte, beunruhigende Kreatur mit grellenden schreien im psychdelisch-bunten 70s-Farbenfilter Opfer sucht und aus der verriegelten Tür ausbricht…
 
 
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Ich würde an dieser Stelle jetzt keine weitere Nacherzählung mehr betreiben aus Ängsten der Spoiler, doch aufgrund des enorm behäbigen, langsam Pacings des Films und der merkwürdigen Entscheidung, das Finale so zu inszenieren, wie es inszeniert wurde, macht es wirklich keinen Unterschied mehr – „The Dunwich Horror“ ist minimalistisch, kurz und kommt ohne große Überraschungen aus. Komplett ohne Soundtrack oder Atmosphäre folgen nur noch skurill-witzige bis behäbig-langweilige Szenen, in denen sich in der Bibliothek gekloppt wird, in denen Polizisten sinnlos in ihren Tod rennen, in denen die Tiere aus Angst durchdrehen oder wenig aufwendige Autounfälle in nebligen Wäldern inszeniert wurden. Das ist immer wieder charmant, kultig, retro, mit ein paar stimmig untersichtigen POV-Perspektiven gedreht und durch kreischende Synthesizer und die handgemachte Kreatur ziemlich unterhaltsam, aber eben auch mindestens genau so trashig, plump, unlogisch und repetitiv.
 
 
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Wieso niemand anders am Altar ist, wo doch gerade noch ein ganzer Lynchmob hinter Wilbur her war, ob jede Fehlgeburt zu einem kosmischen Monster zwischen den Welten wird oder nicht, warum durch einen Blitz gefühlt göttliche Intervention symbolisiert wird nachdem im Intro bereits unpassend der christliche Teufel abgebildet war, wieso es zwischendurch einen Bildfilter gibt der aussieht wie ein über die Kamera gelegtes Stofftuch und wieso die Nacktheit und Jungfräulichkeit Nancys mehrfach erwähnt wird, nur um dann nie wieder wichtig zu werden, das sind so Fragen, auf die man vermutlich keine Antwort mehr kriegen kann und ja, massive Pacingprobleme sorgen für einen zu langen, zu langsamen Retrotrip von Gruselfilm, der insbesondere Lovecraftfans absolut nicht empfohlen werden kann. Doch wer Lust auf stellenweise atmosphärische, leicht psychdelische Late60s/70s-Kost hat, wahlweise zum Reinfühlen oder Beömmeln, mit ein paar netten Performances und Effekten, der darf defnitiv mal einen Blick werfen.
 
 


 
 
 

THE DUNWICH HORROR – Fazit

 
 
 
5 Punkte Final
 
 
Trotz seiner Kürze noch zu langer, von Produktionsproblemen geplagter, leicht psychdelischer 70s-Grusel mit trashigen sowie atmosphärischen Einlagen und maximal oberflächlichstem Lovecraft-Bezug, der durch sein Design und seinen Zeitgeist aber durchaus eine Entdeckung wert sein kann.
 
 


 
 
 

THE DUNWICH HORROR – Zensur

 
 
 
Die Veröffentlichung von „The Dunwich Horror“ erschien hierzulande nur ein einziges Mal legal – und das auf VHS. Die damalige Videoveröffentlichung war ungeschnitten und frei ab 16 Jahren. Erst 2007 hörte man wieder etwas vom Gruselklassiker. Dieser wurde ungeschnitten im PayTV ausgestrahlt. Danach folgte 2010 ein illegales DVD-Bootleg in schlechter Qualität. Nun liegen die Rechte bei Wicked-Vision. Das Label hat sich dem Streifen angenommen und in einer hochwertigen Blu-ray-Sammlerveröffentlichung in den Handel gebracht. Der Release in ungeschnitten und ebenso frei ab 16 Jahren. Toll!
 
 
 


 
 
 

THE DUNWICH HORROR – Deutsche Blu-ray

 
 
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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover A – auf 333 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover B – auf 222 Exemplare limitiert)

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(c) Wicked-Vision (Mediabook – Cover C – auf 333 Exemplare limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Dunwich Horror; USA 1970

Genre: Horror, Mystery, Grusel

Ton: Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 2.0 (Mono)

Untertitel: Deutsch

Bild: 1.85:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 90 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Mediabook

Extras: Trailer beim Start: Die Monster Die! (1:55 Min.), Monster Squad (1:49 Min.), Audiokommentar 1: von Dr. Gerd Naumann und Dr. Rolf Giesen, Audiokommentar 2: von Jörg Kopetz (vom Wicked-Vision Magazin), Deutscher VHS-Vorspann (4:36 Min.), Deutsche Nostalgie-Fassung (4:3), „Trailers from Hell“ mit Darren Bousman (2:36 Min.), Originaltrailer (2:17 Min.), Selbstlaufende Bildergalerie (3:49 Min./ 44 Bilder), DVD mit dem Hauptfilm, Hörbuch-CD „Das Grauen von Dunwich auf 2 CDs, 24-seitiges Booklet mit Text von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad.

Release-Termin: Mediabook: 14.09.2018

 

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THE DUNWICH HORROR – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken und Packshots liegen bei Wicked-Vision)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
Junges Blut für Dracula (1970)
 
Der Todesschrei der Hexen (1970)
 
Im Todesgriff der roten Maske (1969)
 

Filmkritik: „Miss Zombie“ (2013)

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MISS ZOMBIE

Story

 
 
 
Die Untote Sara wird von einer Familie vorübergehend gehalten, um niedere Arbeiten am Hof zu verrichte. Bald schon spannt sich die Situation an und offenbart, wo Menschlichkeit beginnt und aufhört.

 
 
 


 
 
 

MISS ZOMBIE – Kritik

 
 
Die Vorfreude war wieder groß, durch filmchecker meinen mittlerweile zweiten Film von SABU besprechen zu dürfen, denn nach dem sehr guten „Mr. Long“ war die Erwartungshaltung auf sein früher erschienenes, schwarz weißes Zombie-Werk, so dachte ich zumindest, eine ziemlich hohe.
Doch wenn ich je dachte vorbereitet zu sein und es so gar nicht war, obwohl ich mittlerweile gut die Hälfte der Filmographie des vielbeschäftigten Japaners erkundet habe, so wohl bei diesem Titel: „Miss Zombie“ hat mich am ehesten an den grandiosen „The eyes of my mother“ erinnert, und an keinen Film von SABU.
 
 
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„Miss Zombie“ ist ein hochästhetisierter Arthouse-Film ohne Soundtrack, der vereinzelte Umgebungsgeräusche, Röcheln und Atmen, schleifende Schritte oder das schmerzlos endlose Schrubben des Bodens z.B. intensiviert um eine befremdliche Soundkulisse zu schaffen, die den Zuschauer bewusst isoliert und mit der leidenden, ausgebeuteten, missbrauchten Zombieprotagonistin synchronisieren lässt. Die minimalistische Handlung passt sich hier an die oftmals statischen Perspektiven an, mit denen diese Gleichung über Diskriminierung und soziale Unterschiede, Klassenkämpfe und die Ausbeutung junger Frauen in todtraurigen, aber immersiv ästhetischen Bildern erzählt wird.
 
 
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Die Tonalität früherer, meist von Kleinkriminellen erzählender, Filme des Regisseurs wird durch die bewusste Entschleunigung, das Auslassen turbulant komödiantischer Momente und die schiere Bildgewalt gefühlt bewusst gemieden, im Detail – Identifizierung mit dem Zombie bzw. verfehmten Teil der Gesellschaft als Protagonistin, schicksalhafte Tode durch Unfälle, Rache mit Stichwaffen – findet man seine Handschrift jedoch wieder. Ein humanistischer Zombiefilm der als nötige Reinterpretation des totkopierten, aber selten so radikal neu interpretierten Motivs des Untoten gesehen werden kann, aber auch als Arthouse-Sozialdrama.
 
 
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Was zwischen dem symbolischen sowie wortwörtlichen Spiel mit hochkontrastiertem Licht und Schatten in brutalistischen Designerwohnungen auffällt, ist, dass ich eine solch drastische und detailliert gezeigte Gewalt, wenn auch nur punktuell vorhanden, noch nicht von SABU gesehen habe. Dazu gehören auch audiovisuelle Anleihen an das Cyberpunk-Genre, wenn mit industriellen Störgeräuschen, Stroboskoplicht und schnellen Schnitten gearbeitet wird in diesem Film, der sich sonst wie eine Valiumüberdosis anfühlt.
 
 
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Ein bisschen zu stumpf oder unnuanciert als Stilmittel war mir das schon, wieso die Sequenz in Farbe genau dort anfängt und aufhört, wo sie es tut, ist mir nicht klar, auch hab ich einfach einmal zu oft gesehen, wie flüchtende Menschen in Filmen grundlos stolpern – doch abseits dieser Makel dürfte es wirklich „nur“ das Pacing dieses endlos langen 85-Minüters sein, das Leute vom Genuß eines – wenn man will – vielschichtigen und sehenswerten Arthouse-Sozialdramas abhält. Und das wäre wirklich schade.
 
 


 
 
 

MISS ZOMBIE – Fazit

 
 
 
6 Punkte Final
 
 
Endlos schönes, endlos langsames Kunstfilmdrama im Zombiefilmgewand, das sich durch seine Bilder, Deutungsebenen, sein Sounddesign und ein Überdenken der Thematik an sich auszeichnet.
 
 


 
 
 

MISS ZOMBIE – Zensur

 
 
 
Die Veröffentlichung von „Miss Zombie“ hat von der FSK in der ungeschnittenen Fassung die Einstufung „FSK16“ erhalten.
 
 
 


 
 
 

MISS ZOMBIE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Donau Film | Wicked-Vision (KeepCase Blu-ray – auf 1.000 Exemplare limitiert)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Miss Zombie; Japan 2013

Genre: Horror, Mystery, Drama

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Japanisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bild: 2.35:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 85 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Scanavo-Box

Extras: Vorwort von Prof. Dr. Marcus Stiglegger, Deutscher Trailer, Originaltrailer, 16-seitiges Booklet von David Renske, DVD mit dem Hauptfilm

Release-Termin: Scanavo-Box: 31.03.2020

 

Miss Zombie [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

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MISS ZOMBIE – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Donau Film | Wicked-Vision

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Eyes of My Mother (2016)
 
The Comedy (2012)
 
Pontypool (2008)