Filmreview: „Jug Face“ (2013)

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JUG FACE

Story

 
 
 
Tief in den Wäldern im Süden Amerikas liegt ein Dorf, dessen Bewohner eine unsichtbare Kreatur verehren, die in einem mysteriösen Schlammloch haust. Um den Schutz der Gemeinschaft zu wahren, wird das Wesen hin und wieder mit menschlichen Opfern besänftigt. Als die junge Ada (Lauren Ashley Carter) erfährt, dass sie als nächstes an der Reihe ist und zum Wohle der Gemeinde hingerichtet werden soll, versucht sie aus dem Dorf zu flüchten …
 
 
 


 
 
 

JUG FACE – Kritik

 
 
 
 
 
 
Achtung, Kritik beinhaltet Spoiler!
 
 
 
Wenn man stets hart und zielstrebig an seinen Träumen arbeitet, kann man Großes erreichen. So oder so ähnlich dachte vermutlich Newcomer CHAD CRAWFORD KINKE und dürfte sich zur Belohnung für seinem Debüt-Film JUG FACE vor Angeboten kaum noch retten können. Der talentierte Nachwuchsregisseur nahm 2011 an einem Drehbuchwettbewerb teil, den er auch für sich entscheiden konnte. Zusätzlich fand sein Werk erfreulicherweise rasch einen Geldgeber und konnte schnellstmöglich realisiert werden. Trotz mangelnder Bekanntheit und Low-Budget-Status konnte man für JUG FACE den international erfolgreichen Spezialeffekte-Künstler ROBERT KURTZMAN gewinnen, Mitbegründer der beliebten KNB-Effekt-Werkstatt und Kopf hinter den herrlich bösartigen Effekten von Filmen wie EVIL DEAD 2, FROM DUSK TILL DAWN oder BRIDE OF RE-ANIMATOR. Auch wenn der vorliegende Horrorfilm mit KURTZMAN an Bord große Kröselei verspricht, ist JUG FACE eben doch keines dieser drastischen Dinger geworden, in dem die Protagonisten nahezu im Blut ersaufen.
 
Im Mittelpunkt der kleinen Geschichte steht ein verschworenes Hinterwäldlervolk, das seine Zeit entgegen der Erwartung des Zuschauers nicht mit dem Abschlachten ahnungsloser Touristen verbringt. In JUG FACE huschen keine deformierten Kreaturen durchs Bild, die niederen Instinkten frönen. Stattdessen handelt der Film von einer religiösen Gemeinde, weit draußen in den Urwäldern Südamerikas, die sich durch ein geheimnisvolles Ritual Schutz verspricht. Auch die schüchtern dreinschauende Ada (LAUREN ASHLEY CARTER) gehört jener Gemeinschaft an und hat ein kleines Geheimnis. Sie ist einem Nachbarsjungen versprochen verschweigt aber, dass sie das Kind ihres Bruders Jessaby (DANIEL MANCHE) im Leib trägt. Während man gemütlich in den Alltag lebt, ist es vor allem eine mysteriöse Grube, die allen Dorfbewohnern Sorge bereitet. Dort haust eine unsichtbare Kreatur, die in regelmäßigen Abständen Opfergaben fordert und so die kleine Gemeinde dezimiert. Töpfer Dawai (SEAN BRIDGER) scheint dabei als Sprachrohr des Monsters zu fungieren, empfängt er doch Visionen und formt in Trance kleine Tongefäße mit den Gesichtern jener Dorfbewohner, die als nächstes am Rand der Grube geopfert werden sollen. Als Ada auf einem der Krüge ihr eigens Gesicht wiederentdeckt, bricht sie in Panik aus und vergräbt den Behälter im Wald. Das erweckt natürlich die Missgunst der Kreatur, worauf diese beginnt, wahllos die Mitglieder der Gemeinde zu schlachten. Grund für Ada, aus dem Dorf zu fliehen – in Dawai sieht sie einen Verbündeten.
 
Auch wenn mit ROBERT KURTZMAN als F/X-Experte ein Garant für blutiges Treiben an Bord ist, überrascht, dass JUG FACE keine unnötige Splatterorgie geworden ist. Das hier geschilderte Grauen ist subtiler Natur, was natürlich nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass Regisseur CHAD CRAWFORD KINKE nicht hin und wieder daran Gefallen findet, Blutfontänen durch die Szenerie spritzen zu lassen. Voranging jedoch beschäftigt sich JUG FACE mit den Konflikten innerhalb der Gemeinschaft, wobei Parallelen zum Film THE VILLAGE von M. NIGHT SHYAMALAN (THE SIXTH SENSE) nicht von der Hand zu weisen sind. Während die Kreatur wahllos Opfer unter den Dorfbewohnern fordert, ist Hauptprotagonistin Ada die einzige, die einen klaren Entschluss fasst und dem geduldeten Abschlachten entkommen möchte. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und flüchtet in die naheliegende und dennoch befremdliche Kleinstadt, um dort nach Hilfe zu suchen. Während CHAD CRAWFORD KINKE ein goldenes Händchen für unglaublich stimmige Bilder besitzt, sind es vor allem die großartigen Schauspieler, die den Film bereichern. Allen voran LAUREN ASHLEY CARTER, die der Rolle der verunsicherten Ada die notwendige Glaubwürdigkeit verleiht. Ähnlich wie in BRIAN DE PALMAS King-Verfilmung CARRIE (1976) leidet Ada unter dem religiösen Fanatismus der eigenen Eltern. Während die permanente Angst vor der dominanten Mutter Loriss (brillant abgebrüht: SEAN YOUNG) dem Teenager schlaflose Nächte bereitet, sorgt das ruppige und durchweg kaltherzige Vorgehen der Selbigen nicht selten für unangenehmes Magengrummeln beim Zuschauer.
 
Dennoch; auch wenn CHAD CRAWFORD KINKE bei seinem ersten abendfüllenden Spielfilm eigentlich alles richtig macht, hinterlässt das ungenießbare Ende doch einen überraschend faden Nachgeschmack. Anders als erwartet entscheidet sich KINKE gegen ein Happy End, was in Anbetracht der Umstände nicht jedem Zuschauer gefallen dürfte. Trotzdem; trotz unkonventioneller Inszenierung ist JUG FACE ein recht sehenswertes Märchen für Erwachsene, dem zwar wenig Budget zur Verfügung stand, aber zu keiner Minute anzusehen ist, dass kaum Geld vorhanden gewesen ist. Trotz unsichtbaren Monsters, schafft es KINKE mit permanent unwohliger Atmosphäre zu überzeugen. Umso mehr möchte man es ihm gönnen, dass dem ambitionierten Regisseur bei seinem folgenden Werk mehr Geld zu Verfügung steht – auf das er als seine kreativen Visionen in die Tat umsetzen kann. Denn: Newcomer CHAD CRAWFORD KINKE sollte der Filmfan dringend im Auge behalten – der hat was drauf!
 
 
 


 
 
 

JUG FACE – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Ein packender, spannender und durchweg düsterer Mystery-Thriller in der Tradition von THE VILLAGE. Ein grandioses Horror-Debütwerk, das nicht ungesehen bleiben sollte.
 
 
 


 
 
 

JUG FACE – Zensur

 
 
 
Der Film JUG FACE ist eher subtiles Gruselmärchen, statt bluttriefender Horrorschocker. Es gibt hier zugunsten eines Rituals einige Kehlenschnitte zu begutachten, die eher „schmückendes Beiwerk“ sind. Ansonsten werden die Angriffe der unsichtbaren Kreature nur im Off zelebriert – der Zuschauer sieht nur das Ergebnis. Trotzdem ist JUG FACE in Deutschland erst für Volljährige geeignet. Der Film hat eine KEINE JUGENDFREIGABE-Kennzeichnung in der ungeschnittenen Filmversion erhalten.
 
 
 


 
 
 

JUG FACE – Deutsche Blu-ray

 
 
 
Jug-Face-Blu-ray

(c) Maritim Pictures

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Jug Face; USA 2013

Genre: Drama, Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 81 Min.

FSK: FSK18 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Making of (ohne deutsche UT), Trailer

Release-Termin: 15.04.2014

 
 
 

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JUG FACE – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Village (2004)

Der letzte Exorzismus (2010)

Filmreview: „Stripped – Frisches Fleisch“ (2012)

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STRIPPED – FRISCHES FLEISCH

Story

 
 
 
Vier Freunde planen einen trinkfreudigen Ausflug nach Las Vegas, um dort eine Geburtstagssause halten zu können. Auch die hübsche Capri (Nicole Sienna) ist mit von der Partie. Sie wittert in dem Kurztrip eine günstige Mitfahrtgelegenheit, will sie doch in der Stadt ihren Boy-Freund Jake wiedertreffen. Unterwegs bemerkt einer der Freunde ein kleines Visitenkärtchen an der Windschutzscheibe des Autos, auf dem leicht bekleidete Damen eine Menge Spaß versprechen. Grund genug für die Clique, die Nummer auf dem Kärtchen zu wählen und die Adresse aufzusuchen, die ihnen eine verheißungsvolle Stimme am Telefon nennt. Fataler Fehler. Der erhoffte Bordellbesuch entwickelt sich rasch für alle Beteiligten zum wahren Albtraum. Denn was die Freunde nicht wissen: hinter dem schlüpfrigen Freudenhaus versteckt sich ein skrupelloser Organhändler-Ring …
 
 
 


 
 
 

STRIPPED – Kritik

 
 
 
Willkommen in unserer Rubrik Filme, die die Welt nicht braucht. Diesmal haben wir es, welch Überraschung, erneut mit einer dieser vollkommen minderbemittelten Found Footage-Gurken zu tun, die einmal mehr trefflich unterstreichen, wie aufgebläht dieses Subgenre bereits geworden ist. Innovation sucht man hier vergebens – wozu auch, wenn sich doch mit dem ständig gleichen Käse rasch einige harte Dollars verdienen lassen. Und so verwundert es kaum, dass STRIPPED spannungsarm nach dem allseits bekannten Wackel-Cam-Rezept geköchelt wird und dabei einmal mehr jeglichen Unterhaltungswert missen lässt.
 
Regisseur und Produzent J.M.R. LUNA, der bereits als Kameramann für diverse Kurzfilme und Werbespots verantwortlich zeichnete und sogar an Großproduktionen wie BURTONS CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK mitwirkte, war es vermutlich Leid, immer nur als kleiner Fisch im Hintergrund zu agieren, so dass er sich dazu entschloss, selbst einen ersten abendfüllenden Indie-Film zu produzieren und dazu auch gleich den Regieposten übernahm, um etwas Geld zu sparen. Was wirklich Gescheites ist hierbei natürlich nicht zustande gekommen, was auch kaum verwundert, führt man sich einmal vor Augen, wie dilettantisch unprofessionell das Ding zusammengezimmert wurde.
 
Als Erinnerungsvideo für einige pubertäre Jungspunde getarnt, begegnet uns mit STRIPPED quasi die Billig-Version des Organhandel-Schockers TURISTAS aus dem Jahre 2006 mit wackeligen Bildern und in unscharfer Handycam-Optik. Natürlich werden hier nicht einmal annähernd die Qualitäten der Vorlage erreicht. Das mag hauptsächlich daran liegen, dass der Film einfach zu lange braucht, eine Richtung zu finden. Bis der Film überhaupt zu Potte kommt, vergehen geschlagene 45 Minuten. Dabei müht der Regisseur sich nach Kräften, die hanebüchene Handlung mit unbedeutende Szenen aufzublähen, um so wenigstens auf Spielfilmlänge zu kommen. So füllt er die notdürftig zusammengesponnene Geschichte mit massig pubertärem AMERICAN PIE-Gequassel, das in seiner erschreckenden Bedeutungslosigkeit schnell zu nerven beginnt. Die wenigen, übrigens ausschließlich von Produzenten des Films gemimten Jungdarsteller verhalten sich reichlich unreif, was für den erwachsenen Zuschauer schnell zur Geduldsprobe wird. Da werden Saurier-Statuen auf dem Spielplatz einer Raststätte begattet, ein anwesender Protagonist beim harten Stuhlgang mit der Kamera gefilmt und besoffen durch die überfüllten Hallen der Spielcasinos gewandelt. Mit zehn Flaschen Bier intus mag das ja durchaus vergnüglich sein; für den nüchternen Filmfreund wirkt das aber alles andere als unterhaltsam und lässt die wenigen Figuren des Film nur noch unsympathischer erscheinen.
 
Immerhin kriegt der Film kurz vor Ende noch halbwegs die Kurve und die Geschehnisse führen zum obligatorischen Blut- und Leichenzoll. Nachdem die Freunde das vermeintliche Bordell ausfindig gemacht haben und auf den schnellen Beischlaf hoffen, vergeht ihnen alsbald der Spaß, als sie plötzlich bei lebendigen Leibe von einem vermummten Arzt ausgeweidet werden. Während die Geschehnisse bis dato aus der typischen Egosicht geschildert wurden, werden die Morde nun aus dem Blickwinkel von Überwachungskameras gezeigt. Überraschenderweise funktioniert das erstaunlich gut, zumal das spartanisch eingerichtete und düstere Setting durchaus seinen Reiz besitzt und die verwinkelte Kulisse für einige unangenehme Momente sorgt. Dennoch, wer nun hofft hier hilflose Opfer sehen zu dürfen, die schön explizit durch den Fleischwolf gejagt werden, dürfte schnell eines Besseren belehrt werden. Blutige Schauwerte gibt es hier kaum zu bewundern. Trotzdem wirkt das hier dokumentierte Gewinsel, Geschrei und Gejammer ziemlich hart, was durchaus dafür sorgen dürfte, dass dem Thriller STRIPPED in hiesigen Gefilden keine Jugendfreigabe attestiert werden dürfte.
 
Wer auch nach den unzähligen Wackelcam-Gurken der letzten Zeit weiterhin Gefallen am Found Footage-Genre findet, kann gern einen Blick riskieren. Der Rest wird auch mit STRIPPED garantiert nichts anzufangen wissen. Auch dieser Schocker ist nichts anderes als ein weiterer, hölzerner Wackelcam-Beitrag unter ach so unzählig vielen!
 
 
 


 
 
 

STRIPPED – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Fieser Found Footage-Thriller, der ein wenig an die Organhandel-Schocker TURISTAS oder CAGED erinnert. Dennoch, wirklich fesselnd wie seine Vorlagen ist J.M.R. LUNAS günstig zusammengeklautes B-Movie noch lange nicht!
 
 
 


 
 
 

STRIPPED – Zensur

 
 
 
Wirklich viele „böse“ Schauwerte besitzt STRIPPED nicht, so dass die ungeschnittene Filmfassung in Deutschland die FSK mit KEINE JUGENDFREIGABE passieren hat.
 
 
 


 
 
 

STRIPPED – Deutsche Blu-ray

 
 
 
STRIPPED-FRISCHES-FLEISCH-Blu-ray

(c) Maritim Pictures

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: STRIPPED; USA 2012

Genre: Horror, Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: keine

Bild: 1.77:1 (1080p)

Laufzeit: ca. 80 Min.

FSK: FSK18 – Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Trailershow

Release-Termin: 13.05.2014

 
 
 

Stripped – Frisches Fleisch [Blu-ray] ungeschnitten auf AMAZON kaufen

 
 
 


 
 
 

STRIPPED – Trailer

 
 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

 
 
 
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Filmreview: „Last Passenger“ (2013)

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LAST PASSENGER – ZUG INS UNGEWISSE

Story

 
 
 
Lewis Shaler (Dougray Scott) ist vielbeschäftigter Arzt und alleinerziehender Vater. Auf dem Weg nach Hause begibt er sich mit seinem kleinen Sohnemann in den letzten Zug nach London, wo er der schönen Fremden Lewis ( Kara Tointon) begegnet und sich ihr sofort verbunden fühlt. Doch die Liaison währt nicht lang. Als der Zug nicht wie erhofft am Zielbahnhof ankommt, die Notbremsen nicht zu funktionieren scheinen und weit und breit kein Zugbegleiter anzutreffen ist, schwant den wenigen Passagieren Übles. Ein irrer Selbstmörder hat die Kontrolle des Zugs übernommen und will unweigerlich mit Gefährt und Besatzung in den Tod rasen. Können die Reisenden ihrem Schicksal entkommen?
 
 
 


 
 
 

LAST PASSENGER – Kritik

 
 
 
Führt man sich einmal viele durchaus gelungene Horrorfilme der letzten Dekaden vor Augen, so fällt verblüffend oft auf, dass es sich hier um Genrebeiträge handelt, die von Jungregisseuren inszeniert wurden, die vorher wenige bis gar keine Regieerfahrungen vorweisen konnten. Gerade im Horrorbereich scheint der Trend allmählich weg vom kommerziellen Mainstream, hin zum günstig hergestellten Independentfilm zu gehen, wobei das natürlich nicht zwangsläufig negativ gewertet werden sollte. Auch der vorliegende LAST PASSENGER ist einer dieser einfallsreich umgesetzten Filmbeiträge, der ohne millionenschweres Budget auskommen musste und es trotzdem schafft, den Puls des ahnungslosen Zuschauer ordentlich in die Höhe zu treiben. Regisseur und Co-Drehbuchautor OMID NOOSHIN, der zuletzt auf dem Gebiet des Kurzfilms einige Regie-Erfahrungen sammeln konnte, inszeniert mit LAST PASSENGER seinen ersten abendfüllenden Spielfilm und beweist mit seiner minimalistisch erzählten Geschichte eindrucksvoll, dass es manchmal nur ein wenig Einfallsreichtums bedarf, einen schweißtreibenden und spannenden Schocker zu realisieren. Das sah vermutlich auch das britische Produktionshaus UK FILM COUNCIL (IRON LADY und MY WEEK WITH MARYLIN) so und fungierte als verlässlicher Geldgeber.
 
In LAST PASSENGER erlebt der Filmfreund die hilflosen Interaktionen einiger ahnungsloser Reisender, die vehement alles erdenklich Mögliche unternehmen, um einen außer Kontrolle geratenen Zug in ihre Gewalt zu bringen und das eigene Überleben zu sichern. Hierbei versucht Regisseur OMID NOOSHIN sein erschütterndes Szenario so glaubwürdig wie möglich zu zeichnen. Auch wenn die Verhaltensmuster der wenigen Fahrgäste zu Beginn noch den vermeintlich typischen Klischees des Genres unterliegen, so ändert sich das im Verlauf der Handlung, so dass LAST PASSENGER am Ende sogar gänzlich ohne Unsympathen auskommt. Das Verhalten der wenigen Fahrgäste erscheint vollkommen nachvollziehbar, ihre Verzweiflung wirkt stets authentisch, wobei sich der Zuschauer nicht nur einmal dabei ertappen dürfte, das Szenario selbst zu hinterfragen und dabei eine Antwort zu finden, wie er sich selbst in einer derart verzweifelten Situation verhalten würde. Auch wenn die zugrundeliegende Idee des Films nicht wirklich originell erscheint und die Charaktere ein wenig Zeit benötigen, um die zündenden, letztlich rettenden Gedanken in die Tat umzusetzen, so schafft es NOOSHIN mit einer Leichtigkeit, eine erschreckend klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, die den Grundton der Geschichte vortrefflich zu unterstreichen weiß. Hier sorgt nicht die Enge der Zugabteile für ein beklemmendes Angstgefühl, sondern die Hilflosigkeit der Charaktere, die vorerst rein gar nichts unternehmen können, den Zug stoppen zu können. Wer gerade gegen Filmmitte einige der durchaus adrenalinfördernden Szenen kaum ertragen kann und nicht hinschauen mag, wenn die Fahrgäste versuchen von Außen die Abteile zu entkoppeln, dem sei an dieser Stelle vergewissert, dass der Film natürlich ein gutes Ende nimmt.
 
Dennoch, bis der erlösende Abspann über den Bildschirm flimmert, erlebt der Filmfreund Suspense-Unterhaltung aller erster Güte. Wer eine Vorliebe für kurzweilig-unterhaltsames Thriller-Kino hegt, ist mit LAST PASSENGER optimal beraten. Ein Thriller der zwar nicht ganz befreit von budgetbedingten Schnitzern ist; für ein Regie-Debüt jedoch erstaunlich souverän in Szene gesetzt wurde.
 
Von daher: Nächster Halt: LAST PASSENGER – wir wünschen eine gute Fahrt! .
 
 
 


 
 
 

LAST PASSENGER – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Schweißtreibend inszenierter Suspense-Thriller für Nervenstarke. Ein Beitrag, der gerade für jene Genre-Fans interessant sein dürfte, die ein Faible für sauber inszenierte Filme hegen, deren Spannungsschraube von Minute zu Minute fester gezogen wird. Überraschend guter Indie-Beitrag!
 
 
 


 
 
 

LAST PASSENGER – Zensur

 
 
 
Der Film ist nicht brutal und zeigt kaum Grausamkeiten. Zwar sterben im Film auch Menschen, der FSK war der packende Zugentführungs-Thriller aber immerhin eine FSK12 wert und ist somit auch für Minderjährige geeignet.
 
 
 


 
 
 

LAST PASSENGER – Deutsche Blu-ray

 
 
 
LAST PASSENGER Blu-ray

(c) Universum Film

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Last Passenger; Großbritannien 2013

Genre: Thriller

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 (1920x1080p)

Laufzeit: ca. 97 Min.

FSK: FSK 12 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Amaray mit Wendecover

Extras: Making Of, Featurette, Interviews, B-Roll, Visual Effects, Sound Design

Starttermin: 17.01.2014

 
 
 
LAST PASSENGER ist ein kleiner Indie, der mit wenig Budget auskommen musste und das merkt man auch. Vor allem beim Bild der Blu-ray aus dem Hause UNIVERSUM FILM macht sich das magere Kapital bemerkbar. Das Bild ist viel zu hell und schaut durchweg milchig und arg kontrastarm aus. Zudem sind die Farben verwaschen, was aber immerhin zum Charakter der altmodischen Wagon-Kulisse passt. Beim Ton schaut es da schon etwas besser aus. Die Stimmen sind stets klar zu verstehen und die klapprigen Umgebungsgeräusche des Zugabteils sorgen für eine angenehme Räumlichkeit. Kommt es dann ab Filmmitte zum Zusammenprall mit einem Auto scheint das Heimkino aus seinem Winterschlaf zu erwachen. Der anfänglich eher zurückhaltende und eher dialogreiche Thriller überrascht mit lautem Getose, das druckvoll aus den Boxen schallt. Zudem kommt in den wenigen Actionszenen der Subwoofer vermehr zum Einsatz. Vor allem die Explosion gegen Filmende überzeugt. Im wirklich hübsch animierten Hauptmenü findet der Zuschauer selbstverständlich eine kleine Anzahl an Extras. Die sind zwar recht übersichtlich ausgefallen, überzeugen aber durch Qualität. So gibt es ein Making of (ca. 3 Minuten), eine B-Roll (ca. 6 Minuten) und 13 Interviews mit diversen Beteiligten (ca. 30 Minuten) zu sehen. Weiterhin haben noch drei Features über die Kameraarbeit, die visuellen Effekte und das Sound Design (zusammen ca. 13 Minuten) den Weg auf die Blu-ray gefunden. Ein BD-Live-Zugang und der Trailer in Deutsch und Englisch runden das Extrapaket ab. Leider gibt es mal wieder keine deutschen Untertitel für die Boni, so dass die meisten Extras kaum zu gebrauchen sind. Dafür entschädigt eine umfangreiche Trailershow mit sechs weiteren Filmen aus dem Katalog des Anbieters. Wer sich immer noch nicht mit dem FSK-Flatschen anfreunden kann, darf den Einleger gern umdrehen, denn ein Wendecover liegt bei.
 
 
 

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LAST PASSENGER – Trailer

 
 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

 
 
 
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Filmreview: „The Mooring“ (2012)

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The Mooring

Story

 
 
 
Alle 40 Sekunden verschwindet ein Mensch unter oftmals ungeklärten Umständen. So auch in Nord-Idaho, wo eine Gruppe Teenager hinaus in die Natur pilgert, um eine schöne Zeit ohne lästige Telefone, Tablets und MP3-Player zu erleben. Es soll ein Sommer der Veränderungen werden, eine Zeit, in der die Mädchen lernen sollen, dass da draußen auch eine spannende Welt fernab von Chat, TV und Videospielen darauf wartet, erkundet zu werden. Als ihr Hausboot mitten im Nirgendwo strandet und die einzig erwachsene Begleitperson krampfhaft darum bemüht ist, die pubertäre Herde im Zaum zu halten, trifft die Gruppe auf ein seltsam-ungleiches Pärchen, dass nichts Gutes im Schilde zu führen scheint. Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Duo schlägt alsbald in Furcht um, denn hinter der vermeintlich freundlichen Fassade, verbirgt sich das personifizierte Böse. Schneller als die Kids erahnen können, sehen sich die hilflosen Mädchen mit einem unmenschlichen Killer-Paar konfrontiert, dass nur ein Ziel kennt: die Gruppe möglichst grausam zu dezimieren …
 
 
 


 
 
 

The Mooring – Kritik

 
 
 
Wer regelmäßig den „Filmchecker“-Filmblog verfolgt dürfte mittlerweile bereits erkannt haben, dass wir zwar große Horrorfilmfans sind, bei uns aber der Spaß am Genre ein frühes Ende findet, wenn in Genre-Werken Kinder selbstzweckhaft missbraucht, gefoltert oder sonst wie zu Tode gemeuchelt werden. Auch wenn wir natürlich durchaus zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können, birgt derart Thematik einen bitteren Nachgeschmack und findet bei uns nur selten Zustimmung.
Der Film „The Mooring“ ist ein derartiger Kandidat, der sich aus Sensationsgeilheit heraus auf das Hinrichten unschuldiger Kinder konzentriert, und unter dem Deckmantel wahrer Gegebenheiten versucht, eine schockierende Geschichte zu erzählen. Überhaupt rechtfertigt das Genre in letzter Zeit diverse Produktionen damit, dass die oftmals haarsträubenden Geschichten, auf wahrhaftig zugetragenen Ereignisse zurückzuführen sind. Ob das im Endeffekt nun wirklich der Fall ist, bleibt oft vollkommen ungeklärt, zumal es nicht selten dubios erscheint, dass sich die fragwürdigen Filmchen einzig auf das Zurschaustellen möglichst gemeiner Foltereffekte reduzieren.
 
The Mooring“ stellt da natürlich keine Ausnahme dar und begründet den dürftigen Plot damit, dass alle 40 Sekunden irgendwo auf der Welt Menschen unter mysteriösen Umständen abhanden kommen und ihr rätselhaftes Verschwinden in nur wenigen Fällen aufgeklärt werden kann. Um diese etwas sehr allgemein gehaltene Aussage schön reißerisch zu bekräftigen, „verschwindet“ in „The Mooring“ natürlich nicht nur eine Person, sondern gleich eine ganze Gruppe ahnungsloser halbwüchsiger Mädchen, die von einem vollkommen gerissenen Pärchen erst durch Wald und Wiesen gejagt und anschließend genretypisch nach bekannten 10-kleine-Jägerlein-Prinzip ins Jenseits befördert werden. Der krude Realismus ist dem Film hierbei erschreckend förderlich, denn die pubertierenden Kinder wirken echt und authentisch, ihr Handeln stets nachvollziehbar und realistisch. War es im britischen Survival-Thriller „Eden Lake“ ein sich liebendes Pärchen, dass sich mit einer bedrohlichen Gruppe pöbelnder Jugendlicher konfrontiert sah und um das eigene Überleben kämpfen musste, so werden in „The Mooring“ die Rollen quasi vertauscht. Hier wird eine Gruppe kleiner Mädchen von einem tyrannischen Killer samt pubertierender Freundin aufs unmenschlichste terrorisiert. Interessanterweise sind die beiden Geschichten nicht wesentlich unterschiedlich, denn die eigentliche Grundaussage beider Filme thematisiert eine vollkommen verrottete, perspektivlose Jugend, die durch das Ausleben niederer Instinkte versucht, die quälend lange (Frei)Zeit halbwegs produktiv totzuschlagen. Der Killer des Films handelt aus purer Freude am Töten heraus. Seine wesentlich jüngere Freundin wird zur Mittäterin aus Liebe deklariert, deren Interaktionen von einer erschreckenden Unterwürfigkeit begleitet werden und die nicht einmal annähernd hinterfragt, zu was sie da ihr eigentlich liebender Freund verleitet.
 
Dramaturgisch darf man von „The Mooring“ nicht viel erwarten. Die Szenarie gestaltet sich erstaunlich wortkarg, die Gegebenheiten werden Sachlichkeit protokolliert. Zudem wird für eine präzise Charakterentwicklung keine Zeit investiert, sodass die Kinder gesichtslos bleiben und ihr Ableben unwichtig erscheint. Stattdessen vergeudet der Film viel zu viel Laufzeit damit, die Kinder beim Davonlaufen und bei ihrer unweigerlichen Suche nach möglichen Verstecken zu begleiten. In regelmäßigen Abständen erliegt eines der Kinder in bester „King of the Hill“-Manier einem Kugelhagel aus der Ferne und wird wenig später vom triumphierenden Täter aus der Nähe begutachtet.
 
Was sich Regisseur „Glenn Withrow“ bei seinem ersten abendfüllenden Langfilm eigentlich gedacht hat, dürfte vermutlich nie geklärt werden. Horrorfilm hin oder her; das Martyrium der hier bebilderten Mädchen wirkt geschmacklich indiskutabel. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wer an derart moralisch zweifelhaften Filmchen so seinen Gefallen finden wird. Fakt ist, dass „The Mooring“ gerade aufgrund der Tatsache, dass hier Kinder im Akkord dezimiert werden, unerträglich hart wirkt. Auch wenn der Film unnötig viel Zeit damit vergeudet, die Kids rastlos durch die Wälder zu hetzen und kaum Schauwerte für Gorehounds zu bieten hat, so ist „The Mooring“ dennoch schwer zu verdauen. Die nüchterne und durchweg emotionslose Atmosphäre unterstreicht den vollkommen unzugänglichen Kontext des Films, wobei vor allem das Ende für ratlos zuckende Schultern sorgen dürfte. Da sich die Kinder leider davor scheuen, sich dem kaltblütigen Killer-Paar zu stellen und ausschließlich wie kleine Rehkitze verschreckt durch das Dickicht des Waldes sausen, will so wahrlich keine Spannung aufkommen. Regisseur „Glenn Withrow“ ist allein damit beschäftigt, die verstörten Mädchen möglichst lang durch das Gebüsch zu scheuchen, um sie dann unspektakulär über die Klinge springen zu lassen. Das wirkt auf Dauer trotz der realistischen Interaktionen der Opfer unglaublich ermüdend. Da „The Mooring“ kein Tatsachenbericht sein möchte, sondern eine fiktive Geschichte erzählen will, fehlt hier eindeutig ein konsequenter Racheakt, der die Mädchen wachrüttelt und zur Tat schreiten lässt. Immerhin achtet der Film präzise darauf, den Handlungsakt des Täters nicht im Blut zu ertränken. Die Morde passieren vorwiegend im Hintergrund; oftmals bekommt der Zuschauer nur das Resultat der perfiden Handlungen zu Gesicht.
 
 
 


 
 
 

The Mooring – Fazit

 
 
 
4 Punkte Final
 
 
 
Derber Survival-Schocker für hartgesottene Filmfreunde, der durchaus kontroversen Zündstoff bieten und einmal mehr die Debatte in den Raum werfen wird, wie weit man eigentlich in einem Horrorfilm gehen darf.
 
 
 


 
 
 

The Mooring – Zensur

 
 
 
Eine mögliche deutsche Fassung dürfte ungeschnitten das „Keine Jugendfreigabe„-Symbol zieren, obwohl fraglich bleiben dürfte, ob ein Film mit derart Thematik überhaupt je nach Deutschland finden wird.
 
 
 


 
 
 

The Mooring – Trailer

 
 
 


 
 

Hellraiser80

 
 
 
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