Filmkritik: „Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale“ (2020)

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BLOODY HELL – ONE HELL OF A FAIRY TALE

(BLOODY HELL)

Story

 
 
 
Ein Ex-Knacki im Urlaub gerät in die Hände einer äußerst unangenehmen Familie mit mysteriösen Beweggründen

 
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Kritik

 
 
Der australische Drehbuchautor und Regisseur Alister Grierson zeichnet sich bereits für diverse Werke wie „Sanctum“ oder „Kokoda“ verantwortlich, doch weder eine Comedy, noch einen allzu brutalen oder gar splatterigen Film hat er bisher inszeniert – umso erfreulicher also, dass „Bloody Hell“ nach langer Zeit mal wieder als Punktlandung im Bereich des reinen Unterhaltungsfilms zu sehen ist, da hier ohne Kompromisse, unnütze Dramaturgie oder totgeguckte Klischees ein höchst charismatischer und spannender Protagonist präsentiert wird, dessen innerer Monolog am laufenden Band Spaß macht, so aussichtslos die Situation auch wirkt. Aber der Reihe nach:
 
 

„In some versions you’re The Dark Knight, in others you’re The Joker!“

 
 
Nach einem atmosphärischen und gut fotografierten Opener im finnländischen Wald geht es zu gezupfter Countrygitarre nach Idaho, wo ein junger, gutaussehender Mann in der Bank ansteht, um „Maddy“, die hübsche Bankangestellte, zu sprechen. Die Rede ist von Rex, unserem von Ben O’Toole verkörperten Protagonisten, vermutlich in der bisherigen Rolle seines Lebens. Zackig geschnitten, professionell inszeniert und kurzweilig wird nun erzählt wie bewaffnete Bankräuber das Gebäude stürmen, Ben in Selbstjustiz alle davon fertigmacht, dafür als Held gefeiert wird, aber auch 8 Jahre ins Gefängnis kommt. Seines zweifelhaften Ruhms überdrüssig entscheidet er kurzerhand nach Finnland zu ziehen, um dort neu anzufangen.
 
 

„Fee Fi Fo Fum – I smell the blood of an American. May he alive, or may he dead, I grind his bones to make my bread.“

 
 
Direkt am Flughafen trifft Rex auf mehrere, ältere Finnen die irgend etwas unverständliches nuscheln, ihn merkwürdig beäugen und seine Paranoia auslösen, doch ein beruhigendes Selbstgespräch auf der Toilette später hat sich unser vermutlich nur überreagierender, PTSD- geplagter Protagonist genug beruhigt, um in den Flieger zu steigen. Jedes dieser Selbstgespräche zwischen Rex und seinem inneren Ich wird dabei durch technisch einwandfreie Szenen inszeniert, in denen O’Toole zweimal zu sehen ist und flüssig auf sich selbst reagiert, mit sich selbst diskutiert. Und so, durch einen Betäubungsgasangriff, ohne auch nur die kleinste Verschnaufpause, gelangen wir also nach weniger als 20 Minuten bereits nach Finland, wo Rex in einem dreckigen, schick beleuchteten Keller von der Decke baumelt und seinen rechten Unterschenkel vermisst…
 
 
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Wie so oft bei guten, überraschenden Filmen soll auch an dieser Stelle gar nicht weiter erzählt werden, denn auch wenn weder die Antagonisten, noch das Setting an sich allzu originell oder neu sind, so ist es hier einerseits das „Wie“, andererseits das „Warum“, das in einigen Flashbacks amüsant erzählt wird oder durch bissiges, witziges Writing immer wieder überzeugen kann. Die Selbstgespräche sind super realistisch und schwarzhumorig, die Kamerafahrten durch die Böden, Etagen und Decken des alten Hauses beeindruckend und flüssig, hauptsächlich aber reicht schon O’Toole in dieser sehr ungünstigen Situation beim Hadern mit sich selber, um zu unterhalten.
 
 
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Denn auch wenn mir eine Offenbarung sowie Ausführung jener etwas zu trashig und häufig gesehen ist, wir wenig über die Entführerfamilie erfahren und der Film sich im zweiten Akt mit zu viel Hintergrundgeschichte trotzdem noch etwas ausbremst, so überwiegt in erster Linie die Freude darüber, mal wieder einen charakterbasierten Film zu sehen, der um die Stärke seines Schauspielers und Drehbuchs weiß und darum nicht großartig versucht, mit Gore, Sadismus oder unnötig aneckenden Witzen auf sich aufmerksam zu machen.
 
 
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Was jedoch nicht heißen soll, dass „Bloody Hell“ harmlos wäre, ganz im Gegenteil: So amüsant und schwarzhumorig dieser Film auch sein mag, im der dramatische Kern ist tragisch, glaubhaft und funktioniert, wird gut erzählt und sorgt für mehr als nur die oberflächlichste Unterhaltung. Der Charakterwandel ist interessant nachzuvollziehen und wirkt nie zu aufgesetzt und auch wenn der Film es nie nötig hat, unbekannte Nebencharaktere für Gore-Einlagen zu töten, so ist der Gore, der dann später aufkommt, absolut schonungslos, wunderbar handgetrickst und geradezu kathartisch zu nennen. Man liest es schon raus, ich war höchst amüsiert von und zufrieden mit „Bloody Hell“: Trotz wenigen Settings und „kleiner“, simpler Story wurde hier ein großartig galliges, von vorne bis hinten frisches und spaßiges Script auf höchst brutale, clevere, sympathische Weise konsequent umgesetzt. Mit einem fantatischen Hauptdarsteller in einer auf ihn zugeschnittenen Rolle, spitzen Dialogen, höchst witzigen Galgenhumor-Einlagen, nicht zu unterschätzenden, brutalen Mini- Massakern und fast perfektem Pacing. Wäre ein Charakter ausgetauscht, eine Szene etwas umgeschrieben, ich wäre bei ganzen 8/10 Punkten, so aber schrappt der Film ganz knapp daran vorbei.
 
 
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BLOODY HELL – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
Bitterböse, witzige, sarkastische, höchst kurzweilige Comedy mit deftigen Gewalteinlagen, tragischer Backstory und fantastischer Performance von Ben O’Toole.
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung von „Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale“ ist ungeschnitten und frei ab 18 Jahren.
 
 
 


 
 
 

BLOODY HELL – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Splendid Film (Blu-ray im KeepCase)

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(c) Splendid Film (2 Blu-rays im Mediabook)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Bloody Hell; Australien | USA 2020

Genre: Horror, Thriller, Komödie

Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.39:1 (1080p) | @23,976 Hz

Laufzeit: ca. 94 Minuten

FSK: keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: Blu-ray im Keepcase | Mediabook

Extras: Making-of, Original-Trailer | zusätzlich im Mediabook: Film „We Summon the Darkness“ auf Blu-ray, 20-seitiges Booklet

Release-Termin: Mediabook | KeepCase: 24.09.2021

 

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BLOODY HELL – Trailer

 
 


 
 
 

Alexander Brunkhorst

(Rechte für Grafiken liegen bei Splendid Film)

 
 
 
Ähnche Filme:
 
The Aggression Scale – Der Killer in dir (2012)
 
Very Bad Things (1998)
 

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