Filmkritik: „Sie sind verdammt“ (1963)

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SIE SIND VERDAMMT

(THE DAMNED | THESE ARE THE DAMNED)

Story

 
 
 
Simon, ein amerikanischer Tourist, tatsächlich hat er nach einer Scheidung seine bürgerliche Existenz in den Staaten quasi aufgelöst, lässt sich in London nieder, wo er das attraktiv-freche Straßenmädchen Joan kennenlernt. Wie bestellt lockt ihn das Mädel in einen schlechteren Teil der Stadt. Hier lauert eine Bande grober Rockabilly-Rabauken, „Teddy Boys/Teds“, wie man in damals in England gesagt hat. Simon bekommt die Fresse voll und wird ausgeraubt. Chef der Bande ist der brutale King (der brutale Oliver Reed), passenderweise Bruder von Joan. Der in einem nicht näher bezeichneten Armeejob tätige Bernard und seine Freundin, die Abstrakt-Künstlerin Freya, kümmern sich um den blessierten Touristen. Um King zu provozieren, besucht Joan Simon auf seinem Mietboot und bricht mit ihm auf eine quasi-romantische Reise ins Ungewisse auf. Die Teds machen sich auf die Jagd, King als furcht einflößender Häuptling des Rocker-Stamms ist angegriffen. Hier beginnt der zweite und insgesamt wichtigere Handlungsstrang von „Sie sind verdammt“ seine Entfaltung. Sie legen an Land an und verstecken sich im Atelier Freyas, auf das sie zufällig stoßen. In der Nacht stürzen die beiden, weiterhin auf der Flucht vor King, von einer Klippe. Ihre Retter sind merkwürdige Kinder, die in einer weitläufigen futuristischen Militäreinrichtung leben und die beiden Verletzten mitnehmen. Bernards kameraüberwachte und streng geheime Militäranlage. Es stellt sich heraus, dass die Kinder, emotionslos, kühl und wenig lebendig, fast wie künstliche Menschen wirkend, eine ausgeklügelte, genetisch modifizierte Züchtung der Regierung sind. In ihnen liegt die Hoffnung, nach dem Dritten Weltkrieg den Homo sapiens am Leben zu erhalten. In der täglichen Kommunikation mit einem per Monitor zugeschalteten Wissenschaftler der Armee werden sie gedrillt auf „den Tag, an dem ihr alles verstehen werdet“.
 
 
 


 
 
 

SIE SIND VERDAMMT – Kritik

 
 
 
Für filmische Reaktionen auf die Tagespolitik, die sogenannte Realität also, war Hammer Films nicht unbedingt bekannt. Ist schon was anderes als heimelig-schaurige Vampir-Filme. Dementsprechend obskur auch „Sie sind verdammt“. Für die Story über die irre Bedrohung des Kalten Krieges holte man sich dann auch den fast genrefremden Joseph Losey auf den Regiestuhl. Eine Konstellation, die man sich so nicht ausdenken könnte. Joseph Losey (1909-1984), ein in Europa und den USA gleich-heimischer Regisseur (in Wisconsin geboren) dreht einen finsteren Science-Fiction-Schocker für Hammer Films! Zugegebenermaßen hatte man schon bei harmloseren Weltraumfilmen der Studio-Frühzeit zusammengearbeitet. Joseph Losey war einer der wenigen Filmemacher seiner Generation, deren Status als Auteur und Favorit der Kritik noch zu Lebzeiten anerkannt war. Schon früh unterhielt sich Losey offen mit der Presse über seine Filmideen und Einflüsse aus der Kinogeschichte. 1977 war er sogar an einem in Deutschland erschienenen Büchlein über sein Werk beteiligt. Sein bekanntester Film ist die äußerst giftige Charakterstudie „Der Diener“ (1963), in dem der immer traurig dreinschauende Schauspieler Dirk Bogarde als Butler die traditionell festgelegten Beziehungen zwischen Personal und Geldadel pervertiert. Sehr gut, genau wie sein 1951 veröffentlichtes Remake von Fritz Langs Weimarer Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. In „Sie sind verdammt“ verwebt Losey die Science-Fiction der viele Jahrzehnte reale Angst vorm alles zerkrümelnden Atomschlag gekonnt mit den rüden, irgendwo aber noch im britischen Realismus fußenden Jugendbanden-Aggressionen der ersten Filmhälfte. Erinnert ein wenig an Lindsay Andersons bekannteren „If…“ (1968) und dessen überbordende Gewaltfantasien unter Internatsschülern in England. Kings fiese Teddys spiegeln anschaulich auf der kleinsten Ebene wider, aufgrund welcher negativer Charaktereigenschaften die Menschheit überhaupt darüber nachdenken muss, sich um ein Leben nach der Bombe zu kümmern. D.H. Lawrence´ in Deutschland recht unbekannter Endzeit-Roman „The Children Of Light“ galt als dem Film Vorlage. Sein bedrückender Ton, etwa, wenn die Kinder ihre Betreuer in den Strahlenschutzanzügen als „Schwarzen Tod“ bezeichnen, macht auch „Sie sind verdammt“ aus.
 
 
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SIE SIND VERDAMMT – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Nicht nur, weil der Film zur magischen Kategorie „nach dem Titel hat sich eine Punkband benannt“ gehört, ist „Sie sind verdammt“ ein wunderbares Scheibchen Plastik. Obwohl „The Damned“ schon was Größeres waren. Ein ungewöhnlicher und entdeckenswerter Film, bei dem man nicht darauf käme, es mit einer Produktion aus dem Hause Hammer zu tun zu haben. Ein faszinierender Mix aus britischer Tristesse und Science-Fiction, die zwischen verrückt und nachvollziehbar oszilliert.
 
 


 
 
 

SIE SIND VERDAMMT – Zensur

 
 
 
Die deutsche Fassung auf DVD ist genauso ungeschnitten, wie die bisher im TV ausgestrahlten Fassungen des Films. Auf dem Cover der DVD-Erstveröffentlichung ist ein blauer FSK-Flatschen ausgedruckt. Der ist auch berechtigt, denn nach deftigen Gewaltmomenten sucht man vergebens – es handelt sich schließlich um einen Film von 1963.
 
 
 


 
 
 

SIE SIND VERDAMMT – Deutsche DVD

 
 
 
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(c) Explosive Media | Sony (DVD KeepCase)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: The Damned | These are the Damned; USA 1963

Genre: Horror, Science Fiction

Ton:Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)

Untertitel: Keine

Bild: 2.2.35:1 anamorph 16:9, PAL

Laufzeit: ca. 91 Min.

FSK: FSK16 (ungeschnittene Fassung)

Verpackung: KeepCase mit Wendecover

Extras: Bildergalerie seltener Artworks, Original Kinotrailer, Trailershow

Release-Termin: 28.08.2015

 

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SIE SIND VERDAMMT – Trailer

 
 


 
 

Christian Ladewig

(Rechte für Packshot, Abbildungen und Szenenbilder liegen bei EXPLOSIVE MEDIA | SONY)

 
 
 
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