MESSIAS DES BÖSEN
Story
Arlett (Marianna Hill) reist an den Wohnort ihres leicht verwirrten Vaters, das gar nicht gesund wirkende Küstenkaff Point Dune und selbst einem zeitgemäß unbedarften Hippiemädchen wie ihr wird klar, dass hier einiges im Argen liegt. Fieserweise ist der alte Herr nicht aufzutreiben und bis auf ein paar vereinzelte Gestalten, besonders Thom (Michael Greer) und seine Freunde, ist die Einwohnerschaft des doch sehr H.P. Lovecraft-artigen Nests alles andere als hilfsbereit. Im Gegenteil. Nach einer Nacht im verlassenen und psychedelisch-vergruselten Malatelier des Vaters muss Arletty feststellen, dass die Dorfbevölkerung einer kannibalistischen Satanssekte angehört. Und Essenszeit ist immer.
MESSIAS DES BÖSEN – Kritik
Amerika, 1973. Es ist noch nicht lange her, dass die LSD-fritierte Manson Family in den Hügeln von Los Angeles den Mumpitz vom Summer Of Love auf den Kopf gestellt und die Wände von Roman Polanskis Haus mit dem Blut seiner Gattin, Model Sharon Tate, gestrichen haben. Die Filmwelt, selbst nicht arm an über Nacht erwachsen gewordenen Blumenkindern, reagiert und schafft ein kleines Subgenre von Horrorfilmen mit gewaltgeilen Sektenführern. I DRINK YOUR BLOOD von DAVID DURSTON 1970 geschossen, könnte der erste seiner Art sein und zeigt TROMAesken Supersplatter anderthalb Jahrzehnte vor TROMA. MESSIAS DES BÖSEN kam drei Jahre später und wuchs auf dem Mist von WILLARD HUYCK und GLORIA KATZ. Mag ja sein, denkt sich die geschätzte Leserschaft jetzt, nur warum erzählt der das jetzt hier. Nuja, beide sind alte Uni-Weggefährten vom Großen kinnlosen Rechteverwalter GEORGE LUCAS und sorgten später für wichtige Drehbuchmitarbeit an INDIANA JONES und, verschweigen wir es nicht, dem mächtigen und oft missverstandenen Meisterfilm HOWARD THE DUCK. Lachen Sie nicht, der Erpel bekommt demnächst ein Remake!
Aus der Cast herauszudeuten sind die legendären Charakterdarsteller-Asse ELISHA COOK, Jr. – bekannt aus diversen Film Noirs der 50er, unter anderem STANLEY KUBRICKS großem THE KILLERS und das Abraham Lincoln Double ROYAL DANO, die dem Drive-In Sektenheuler hier eine gewissen Aura alten Hollywoods verleihen. Die Hauptriege ist da, stört nicht, brilliert aber auch nicht auf dem Weg zum Oscar.
Donnerkeil, was für eine Perle des Irrsinns. Zu seligen Videozeiten erst unter diesem Titel, später unter dem Beklopptheitsnamen BLOOD BUSTERS veröffentlicht, beschert uns MARITIM mit MESSIAS DES BÖSEN einen US-Indiehorror-Schlocker der späten Autokinozeit. Und das in beachtlicher Qualität. Der Film hat den Ferkelcharme von Titeln, die man sich am besten im Double Feature mit ähnlichem Stoff und ähnlich gesinnten Freunden reinzieht. Finster, trashig und trotzdem nicht arm an Atmosphäre – was natürlich an den in nicht geringem Maße am Set gereichten Marihuana liegen könnte. Junge und schlecht frisierte Menschen bezeichnen solcherlei Programm heute einmal frech als Bahnhofskino, nicht einmal wissend, dass es, 20 Jahre vor der eigenen lumpigen Geburt Kinos in Bahnhöfen gegeben hat. MESSIAS DES BÖSEN dürfte keine Top 20 der Genrefilme des Jahrhunderts entern, macht aber doch Spaß. Selbstverständlich nur denjenigen unter uns Menschen mit viereckigen Augen, die sich an teilnahmslosen Hippieschauspielern, wirrer Handlung und der puren Zeitkapselhaftigkeit eines Filmes seiner Zeit nicht stören.
MESSIAS DES BÖSEN – Fazit
B-Movie-Amerika verarbeitet Charles Manson. Und das auch noch aus dem Stall von GEORGE LUCAS. Seventies-Horror vom Erlesensten. Nix für Anfänger.
MESSIAS DES BÖSEN – Zensur
Die deutsche Filmfassung ist uncut frei ab 18 Jahren. Filmliebhaber können daher bedenkenlos zur aktuellen Veröffentlichung aus dem Hause MARITIM PICTURES/ AL!VE AG greifen – hier wurde nix geschnitten.
MESSIAS DES BÖSEN – Deutsche DVD
TECHNISCHE DATEN
Originaltitel: Messiah of Evil; USA 1973
Genre: Horror, Thriller
Ton: Deutsch+Englisch Dolby Digital 2.0 (Stereo)
Untertitel: keine
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Laufzeit: ca. 86 Min.
FSK: Keine Jugendfreigabe (ungeschnittene Fassung)
Verpackung: Amaray mit Wendecover
Extras: Audiokommentar mit Regisseur/Autor William Huyck und Co-Autorin Gloria Katz, Dokumentation „Remembering Messiah of Evil“ über die Entstehung des Films [englisch, keine Untertitel] (20:38 Min.)
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MESSIAS DES BÖSEN – Trailer
Christian Ladewig
Ähnche Filme:
Die Tollwütigen (1970)
Nachts, wenn die Leichen schreien (1975)