Filmreview: „The Road“ (2012)

 

 

Die minderjährige Ella und ihre geliebte Cousine Janine suchen eines abends den ganz besonderen Kick. Einen Abstecher mit dem Auto von Janines Freund Brian kommt da gerade gelegen.

Weil keiner der drei einen gültigen Führerschein besitzt düst das Trio, fernab von Verkehrshektik und Polizei, auf eine abgelegene und verlassene Landstraße um dort einige frivole Übungs-Fahrstunden mit dem stibitzten Auto zu absolvieren.

Doch irgendetwas ist seltsam an diesem Ort. Die Straße scheint kein Ende zu finden und immer wieder werden die drei von einem unheimlichen Fahrzeug überholt, in dem kein Fahrer am Steuer zu sitzen scheint. Ein schier endloser Albtraum beginnt für die drei ahnungslosen Kinder der letztendlich in einem tragischen Ende gipfelt.

 

 

 

Horror aus den Philippinen bekommt der interessierte Filmfreund nicht alle Tage zu Gesicht.

Mit unter auch umso verwunderlicher und erfreulicher, wenn der Horror, der einem vorgesetzt wird auch noch richtig gut ist. „The Road“ des philippinischen Regisseurs Yam Laranas ist ein derartiger Fall, wobei die Bezeichnung „Horror“ nur bedingt richtig ist.

Sein aktueller Beitrag ist weniger Horror, dafür mehr Drama mit minimalen Geisterelementen, der sich wahrhaftig sehen lassen kann.

In drei kleinen Kurzgeschichten, erfährt der Zuschauer die mysteriösen Gegebenheiten um die sagenumwobene Straße von der man munkelt, dass sie immer wieder von den Sünden der Vergangenheit heimgesucht wird und auf der bereits einige Menschen auf unangenehme Weise das zeitliche Segnen mussten.

Hauptaugenmerk sei hierbei die wirklich groteske, aber umso innovative Erzählstruktur, mit der Regisseur Yam Larans vollends zu überzeugen weiß. Denn ähnlich wie zuletzt im amerikanischen Genre-Hit „Memento“ aus dem Jahre 2000 erzählt Laranas seine Story rückwärts. Sprich der Anfang des Films schildert das Ende, und das Ende des Werkes den Beginn der erschreckenden Gegebenheiten.

Demnach gestaltet sich der Einstieg in „The Road“ für den Zuschauer als relativ schwierig, vieles ergibt vorerst keinen wirklichen Sinn und wirkt wirr und unlogisch. Als Zuschauer sollte man daher etwas Geduld aufbringen, denn die anfänglichen Logiklücken schließen sich virtuos mit jeder weiteren Kurzgeschichte und ergeben letztendlich am Ende ein rundes und logisches Gesamtbild, das erschütternder nicht hätte sein können.

Aber nicht nur die Erzählweise von „The Road“ wirkt beeindruckend und fesselnd. Auch die schauspielerischen Qualitäten und die perfide Bildsprache wissen zu gefallen.

Die teilweise schön farb- und kontrastreichen Bilder wechseln sich mit düster- depressiven Bildkompositionen ab.

Die wenigen Protagonisten wissen auch ohne ausufernde und schöngeistige Dialoge den sehr traurigen Grundton der Erzählung überzeugend zu unterstreichen und reihen sich neben wunderschön melancholisch-verspielten Kamerafahrten grandios in das Filmgeschehen ein.

Dass „Yam Laranas“ in seiner aktuellen Produktion den Abstand zu klischeehaften bebilderten asiatischen Geisterfilmen bewahrt, darf man als interessierter Filmfreund nur begrüßen. Sein „The Road“ setzt NICHT auf mordgierige traurige Mädchen mit langen Haaren, die aus TV-Apparaten oder Wandspiegeln klettern. Vielmehr fokussiert er in seiner Geschichte den Zwischenmenschlichen Horror und Terror, der sich unaufhaltsam wie ein Virus, seinen Weg durch das Leben scheinbar unschuldiger Menschen frisst.

 

 

Den Philippinen ist es wahrlich geglückt, einen ernsten und zugleich auch beunruhigend traurigen Genre-Film zu schaffen. Als kleiner Anthologie-Streifen getarnt tischt uns hier „Yam Laranas“ ein kleines Genre-Highlight auf, dass man als Horrorfilmfreund ruhig einmal im Auge behalten sollte.

Ein kleiner stiller Film, der mit einer sehr innovativ umgesetzten Erzählstruktur punkten kann, und der trotz der enorm angespannten Atmosphäre viele schöne Bilder und Kamerafahrten zu bieten hat. Freunde bluttriefender Genre-Unterhaltung sei vor „The Road“ gewarnt. Hier wird keine Gewalt selbstzweckhaft zelebriert. Gewalt wird hier sehr sorgfältig eingesetzt und passiert vorwiegend im Off, was sich erheblich erfrischend von den meisten aktuellen Genreproduktionen abhebt. Wer hier auf einen schock-intensiven Horrortrip der Extraklasse hofft, dürfte ebenso enttäuscht werden. Mit „The Road“ erhält der offene Filmfreund ein ruhig erzähltes Drama, dass mit wenigen Geisterelementen als Symbolkraft überzeugen kann und das weniger auf plakative Schocks setzt.

Filmfreunde, die gänzlich entgegen jeglichen Mainstreams bestens unterhalten werden wollen, sind bei „The Road“ genau richtig! Sehenswerter Film!

 

 

 

Fazit 7/10 Punkte

 

Philippinischer Genre-Geheimtipp mit seltsamer, aber genialer Erzählstruktur.

FSK-Prognose: vermutlich mit etwas Glück ungeschnitten FSK 16 / könnte aber auch eine „Keine Jugendfreigabe“-Kennzeichnung werden

 

 

Hellraiser80

 

3 Kommentare zu „Filmreview: „The Road“ (2012)

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