Filmkritik: „Killers“ (2014)

Killers-2014
 
 
 

KILLERS – IN JEDEM VON UNS STECKT EIN KILLER

Story

 
 
 
Der erfolgreiche japanische Bänker Nomura Shuhei (Kazuki Kitamura) geht einem äußerst bedenklichen Hobby nach. Er fängt junge Frauen von den Straßen Tokyos ein und sperrt sie in seine sterile, kalte Wohnung. Dort bringt er sie nach vollzogenem Geschlechtsakt auf grausame Art und Weise um, und das vor mehreren laufenden Kameras. Die fertig geschnittenen Videos seiner Morde lädt er im Internet hoch und erregt die Aufmerksamkeit des indonesischen Journalisten Bayu Aditya (Oka Antara), der sich von den Snuff-Videos zwar angeekelt, aber auch irgendwie fasziniert zeigt. Schon bald gibt Bayu den Stimmen in seinem Kopf nach und begibt sich ebenfalls auf einen mörderischen Streifzug. Über das Internet tauschen sich die beiden Männer zwischen ihren Eskapaden aus und formen eine seltsame und instabile Beziehung.
 
 
 


 
 
 

KILLERS – Kritik

 
 
 
Hinter dem brutalen Action-Krimi steht das asiatische Filmemacher-Duo mit dem markanten Namen „The Mo Brothers“, bestehend aus Timo Tjahjanto und Kimo Stamboel. Vor allem Ersterer hat sich im letzten Jahr mit zwei Produktionen in den Olymp der brutalsten und schrägsten asiatischen Filmemacher katapultiert. Mit seinem Beitrag zur Horror-Wundertüte „The ABCs of Death“ stach er in einer Gesellschaft aus 26 Regisseuren heraus und zeigte, zu was er fähig war. Die paar Minuten, die er mit „Libido“ zur Verfügung hatte, packte er randvoll mit absurden und grob gewalttätigen Perversitäten. Das Ergebnis mag unvergesslich und auf gewisse Art und Weise herausragend gewesen sein, doch wirft der Kurzfilm auch die Frage auf, ob eine derartig grausame Darstellung nur um ihrer Grausamkeit wegen existieren muss. In einem weiteren Segment eines Horrorfilm-Potpourris legte Tjahjanto zwar seine zornige Gewaltdarstellung ab, nicht jedoch den Wahnsinn seiner Inszenierung. Brutal, direkt, gruselig und fernab von jeglicher Vernunft schuf er mit „Safe Haven“ ohne Zweifel das beste Segment von „V/H/S 2“.
 
Nun wendet sich Tjahjanto seinem zweiten Langfilm zu und möchte im stattlichen, mehr als zwei Stunden dauernden Rahmen eine komplette Geschichte erzählen. Erneut tut er sich mit seinem Komplizen Kimo Stamboel zusammen und bildet mit ihm das explosive Duo „The Mo Brothers“, das sich 5 Jahre nach „Macabre“ zum zweiten Mal den Regie-Credit eines Langfilms teilt.
 
In „Killers“ ist der Name Programm. Stamboel und Tjahjanto malen ein Gemälde des Todes und bedienen sich dabei einer reichhaltigen Farbpalette. Eines der zentralen Themen des Films ist die Motivation hinter dem Morden, die bei den beiden Protagonisten grundverschieden daherkommt. Bei dem augenscheinlich erfolgreichen und souveränen Nomura entsteht sie durch eine tief verwurzelte psychologische Störung, bei dem Journalisten Bayu durch einen Kontrollverlust in seinem Leben. Einer tötet aus pathologischem Verlangen, der Andere aus Egoismus und Geltungsdrang. Der Gegensatz von internen und externen Faktoren, die beide Männer zu Killern machen, ist sehr interessant umgesetzt und verstärkt zudem das Motto des Films „Inside us lives a killer“.
 
Selbstverständlich schauen Fans der etwas gröberen Bilder hier nicht in die Röhre. Wie zu erwarten ist, setzen die Mo Brothers ihre kaltblütigen Tötungsszenen mit einer rohen Kompetenz um, die irgendwo zwischen Eleganz und Grausamkeit schwebt. Die Befürchtung, dass es sich bei „Killers“ nach „Libido“ erneut um eine selbstzweckhafte Menagerie aus abartigen Bildern handelt, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Die Gewaltspitzen sind effektiv und blutig inszeniert, aber driften nicht ins Übertriebene oder Bedenkliche ab. Oft besinnen sich die Filmemacher darauf, dass ein im Kopf des Zuschauers erzeugtes Bild eindrucksvoller sein kann als ein auf der Leinwand gezeigtes. Viel drastischer als das Blutvergießen ist in „Killers“ ohnehin die Snuff-Thematik, die sich mit dem voyeuristischen Aspekt von Mord und Tod befasst. Ein Gedankenansatz, der dank der modernen Grube unendlicher Perversionen, die gemeinhin als Internet bezeichnet wird, wohl nie an Relevanz verlieren wird.
 
Wenn man einen Film über die tödlichen Kreuzzüge zweier gestörter Männer macht, kann man nur so weit gehen, bis man sein Publikum verliert. So geschieht es leider auch bei „Killers“, denn spätestens zur Hälfte des Films sind Nomura und Bayu so weit von den (mental gesunden) Zuschauern entfernt, dass die Sympathie und somit die emotionale Verbindung zum Geschehen auf der Leinwand verloren gehen. Zu diesem Zeitpunkt macht „Killers“ einen Rückschritt und entwickelt sich von einem interessanten Psychogramm zurück zu einem zwar schön gefilmten, aber herkömmlichen Action-Krimi. Hier merkt man erstmals auch die Länge des Films, die mit 137 Minuten etwas übertrieben wirkt. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.
 
Trotzdem ist „Killers“ ein guter und lohnenswerter Film. Die Themen von Mord und Mördern, die von den Mo Brothers in ihren früheren Werken fast ausschließlich für Schockwerte genutzt wurden, verstricken sich hier zu einer interessanten und komplexen Geschichte über die Ursachen und Konsequenzen des Tötens. Gewürzt mit guten schauspielerischen Leistungen, einigen deftigen Szenen und einem sehr eleganten visuellen und akustischen Stil fügt sich „Killers“ zu einem rohen, brutalen aber trotzdem tiefgründigen Film zusammen.
 
 
 


 
 
 

KILLERS – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Die zweite Regie-Arbeit der Mo Brothers zeigt nicht nur zwei gewohnt kompetente Filmemacher, die wissen, wie man Bilder, Töne und Gedanken effektiv zusammenknüpft. Mit „Killers“ gehen sie über einen ekstatischen Blutrausch hinaus und hinterfragen nicht nur die gewalttätigen Aktionen ihrer Protagonisten, sondern auch das voyeuristische Verhalten des Horror-Fans. Eine beinharte und sehr stylische Tour de Force durch die Gedanken zweier Mörder.
 
 
 


 
 
 

KILLERS – Zensur

 
 
 
Rein von den Schauwerten her ist „Killers“ gar nicht so bedenklich, wie man erwarten könnte. Abgesehen von der großzügigen Verteilung von Kunstblut gibt es kaum Szenen, bei denen sich der Magen umdreht. Allerdings verleihen die Kaltblütigkeit und ein mehr oder weniger starker Hauch von Sadismus dem Film eine weitaus „schlimmere“ Qualität. Die besonders heikle Thematik der Snuff-Videos hat das Schicksal von „Killers“ schließlich besiegelt und eine ungeschnittene deutsche Fassung unmöglich gemacht. Die erhältliche, deutsche Fassung ist um 11 Minuten geschnitten. Wer den Streifen ungeschnitten in deutscher Sprache haben möchte, muss den Umweg über Österreich in Kauf nehmen. Dort veröffentlicht ILLUSIONS UNLTD. FILMS ein Mediabook mit der kompletten Filmfassung.
 
 
 


 
 
 

KILLERS – Deutsche Blu-ray

 
 
 
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(c) Sunfilm / Tiberius Film (geschnittene Filmfassung)

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Killers; Indonesien / Japan 2013

Genre: Action, Drama, Krimis

Ton: Deutsch DTS-HD MA 7.1, Japanisch DTS-HD MA 7.1

Untertitel: Deutsch

Bild: 2.35:1 @24Hz (1080p)

Laufzeit: ca. 127 Min.

FSK: Keine Jugendfreigabe (um 11 Minuten geschnittene Fassung)

Verpackung: Schwarze Amaray mit Wendecover

Extras: Trailershow

Release-Termin: 06.11.2014

 
Die deutsche Heimkinofassung zum Film KILLERS aus dem Hause SUNFILM / TIBERIUS FILM ist leider um knapp 11 Minuten geschnitten. Sammler und Horrorfans, die nur komplette Streifen ins Filmregal stellen wollen, sollten sich im deutschsprachigen Ausland nach der ungeschnittenen Filmversion umschauen. Dort hat der Anbieter ILLUSIONS UNLTD. ein hochwertiges Mediabook veröffentlicht, dass KILLERS in der ungeschnittenen, deutschen Fassung beinhaltet.
 

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KILLERS – Mediabook

 
 
 
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Nachdem KILLERS bereits als stark geschnittene, deutsche Fassung in den Handel gebracht wurde, schafft nun das österreichische Label ILLUSIONS UNLTD. Abhilfe und veröffentlicht den Überraschungs-Hit vom FANTASY FILMFEST 2014 auch als hochwertige Sammleredition im beliebten Mediabook. Wie bei den Filmen des Anbieters üblich ist die darin enthaltene Fassung ungeschnitten – auf dem Cover rankt diesbezüglich der „Unrated“-Vermerk. Im Buch selbst ist der Film als DVD und Blu-ray enthalten, wobei die vorliegende Veröffentlichung leider einen Wermutstropfen besitzt: es gibt keinerlei Extras. Bis auf den Trailer zum Film und etwas Eigenwerbung in Form einer überschaubaren Trailershow lassen sich keinerlei filmbezogene Extras auf den Scheiben finden. Das ist bedauerlich, zumal die letzten Mediabooks und Digipacks aus dem Hause ILLUSIONS UNLTD. mit umfangreichem Komplettpaket überzeugen konnten. Immerhin gibt es filmbegleitende, deutsche Untertitel und einen 24 Seiten umfassenden Buchteil, der um einige Hintergrundinformationen und Fotos aus dem Film KILLERS bereichert wurde. Zudem ist die strenge Limitierung vermutlich ohnehin Grund genug, sich das hübsch gestaltete Mediabook ins Sammlerregal zu stellen. Die aufwendige Verpackung kann diesmal in drei verschiedenen Covermotiven gekauft werden. Jedes der Bücher wurde auf 1000 Stück limitiert, so dass die Auswahl nicht gerade leicht fallen dürfte.
 
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KILLERS – Trailer

 
 


 
 

Timo Löhndorf

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Ein Kommentar zu „Filmkritik: „Killers“ (2014)

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