Filmreview: „Hobo with a Shotgun“ (2011)

hobo with a shotgun
 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN

Story

 
 
 
Nachdem ein Obdachloser (gespielt von RUDGER HAUER) mit einem Güterzug in die Stadt Hopetown einkehrt um dort als Landschaftsgestalter ein neues Leben zu beginnen, ahnt er noch nicht, welch menschlicher Abschaum hier die Gegend beherrscht. Der widerwärtige Gangsterboss Drake und dessen missratene Söhnen Ivan und Slick sind einzig damit beschäftigt, im Ort Angst und Schrecken zu verbreiten und die Kriminalität zu legalisieren. Grausame Gewalt, Korruption und das Gesetz der Straße gehören in Hopetown zur Tagesordnung und so wird der unbekannte Landstreicher Zeuge, wie die junge Prostituierte Abby von den beiden skrupellosen Brüdern bedrängt wird. Ohne über dessen Folgen bewusst, schreitet der namenlose Fremde dazwischen und rette die verängstigte Frau aus den Fängen ihrer Peiniger. Doch Drake und seine Bande lassen nicht locker und fordern blutige Rache an jenem Obdachlosen, der die Autorität des gemeinen Dreiergespanns missachtet. Für den Hobo (was übersetzt Obdachloser heißt) Grund genug sich eine Schrotflinte zu besorgen und dem kriminellen Pack die Leviten zu lesen …
 
 
 


 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN – Kritik

 
 
 
Als im Jahre 2007 das Horror-Thriller Double-Feature GRINDHOUSE in den amerikanischen Kino anlief, haben die beiden Kult-Regisseure ROBERT RODRIGUEZ und QUENTIN TARANTINO nicht einmal ansatzweise vermutet, welche weitgreifende Erfolge sie mit dem trashigen Movie-Flick-Flack verbuchen würden. Das ambitionierte und durchaus innovative Film-Projekt vereinte dabei die beiden Filme PLANET TERROR und DEATH PROOF zu einem einzigen Kino-Beitrag und bestückte die Übergänge zwischen den Filmen mit ansprechenden Fake-Werbetrailern, angeblich demnächst anlaufender Action- und Horrorwerke. Das experimentelle GRINDHOUSE-Projekt, welche als liebevolle Hommage an das schmuddelige US-Erwachsenenkino der 70er und 80er Jahre erinnern sollte, hinterließ bei Fans des Genres derart prägenden Eindruck, dass Filmfreunde weltweit eine Realisierung der Fake-Trailer forderten. Dem Ruf der Fanbase wurde Gehör geschenkt und so war es nur eine Frage der Zeit bis mit MACHETE die erste Umsetzung eines Fake-Spots aus dem Trash-Double-Feature GRINDHOUSE folgte. Der weitestgehend exploitationlastige Grundton von MACHETE stand dem der beiden Filme PLANET TERROR und DEATH PROOF in nichts nach und so wurde auch die erste Umsetzung eines GRINDHOUSE-Fake-Trailers zu einem regelrechten Kassenschlager. Aufgrund des überraschenden Erfolges und aufgrund der Unersättlichkeit findiger Horrorfilmfans erreichte 2011 auch der Trailer zu HOBO WITH A SHOTGUN (übrigens der einzige Fake-Werbeclip, der aus einem Trailer-Wettbewerb hervorging) Spielfilmlänge, wurde jedoch (zumindest hierzulande) ohne Kinoauswertung direkt auf Blu-ray und DVD veröffentlicht.
 
Im direkten Vergleich zum Beitrag MACHETE stellt sich nun Fans auf Anhieb die Frage, ob HOBO WITH A SHOTGUN auf gleichem Niveau schwebt, wie die bisherigen Beiträge des Tarantino/Rodriguez’schen GRINDHOUSE-Universums. Die Frage ist mit einem schlichten „auf-jeden-Fall“ zu beantworten, denn JASON EISENER kehrt die bewusst trashig inszenierten Elemente seiner Vorgänger kreativ zusammen und formt daraus einen ebenso bösen, wie vollkommen grotesk-übertrieben Horror-Spaß. Fast schon mögen einige enthusiastische Genre-Freunde meinen, dass HOBO weitaus stimmiger und besser sei, als der zuvor abgedrehte MACHETE. Ob dem wirklich so sei, sollte jeder Filmfreund selbst beurteilen.
 
Fakt ist dennoch, dass HOBO WITH A SHOTGUN ebenso kongenial unterhält wie seine Vorgänger, aber dennoch vollkommen anders ist. Das mag vordergründig auch daran liegen, dass es sich hierbei um die erste Umsetzung eines Fake-Trailers handelt, dem kein großes Produktions-Budget zugrunde lag. Geschadet hat es dem Film in keinster Weise, überzeugt gerade die chaotische und weniger glattpolierte Optik und erinnert der Film doch in seiner Naivität und Absurdität an längst vergessenes Troma-Trash-Kino der 80er Jahre. Dass HOBO WITH A SHOTGUNjeglichen Mainstream-Sehgewohnheiten strotzt wird bereits zu Beginn des Filmes deutlich. Denn nach verheißungsvoll-trällernden Einleitungs-Credits geht gehörig die Post ab.
 
Hier werden Menschen geköpft, Kinder verbrannt und Arme gebrochen – alles vollkommen politisch inkorrekt und dennoch wunderbar unterhaltsam. Die übertriebenen Gewaltexzesse sind derart befremdlich und überzogen, dass sich HOBO WITH A SHOTGUN teilweise anfühlt, als würde man der filmische Erwachsenen-Version eines Looney-Toons-Comics beiwohnen. Der groteske und Comic-ähnliche Unterton wird zudem mit verfremdeten und übertönten Farben erreicht, deren Intensität das längst vergessene Technicolor-Kino der 70er Jahre erneut aufleben lässt. Argento-Fans dürften vermutlich bei derart befremdlicher Farben-Flut direkt an Argentos SUSPIRIA (1977) erinnert werden, dessen Film im groben ebenso von derart innovativen und drastischen Farb-Nuancen zehrt.
 
 
Nach MACHETE (2010) folgt nun mit HOBO WITH A SHOTGUN, die bereits zweite Umsetzung eines Fake-Trailers des GRINDHOUSE-Projektes aus dem Jahre 2007. Auch der Beitrag des Newcomers JASON EISENER hält sich streng an die Regeln des gewalttätigen Bahnhof-Kinos der wilden 70er Jahre. Anstatt sich mit einer dramaturgisch plausiblen Geschichte zu beschäftigen, konzentriert sich das Rache-Drama auf reichlich Gore, Fäkalsprache und Gewalt. Hier wird Selbstjustiz der Gewalt wegen zelebriert und scheint einziges Mittel zum Zweck Konflikte lösen zu können. Schöngeistige Filmkritiker und Otto-Normal-Filmfreunde werden vermutlich kaum irgendeinen hochphilosophischen Sinn hinter alle dem Nonsens entdecken können. Trotzdem, dass Konzept ist zwar simpel, aber dennoch genial.
 
Der comiclastige Unterton überspielt die Geschehnisse des Films grandios und schafft es einmal mehr, dass sinnfreie Exploitation-Kino der 70er Jahre auf die heimische Mattscheibe zu transferieren. Selten war Filmvergnügen erfrischender und kreativer. Teilweise fühlt man sich als Zuschauer an die experimentelle Spaß- und Trash-Ära der TROMA-Studios zurückerinnert. Denn auch hier gilt es nachwievor, einfach den Kopf auszuschalten um dem superben Treiben genüsslich beiwohnen zu können. Dass dem bewusst schlecht-inszenierten und reanimierten Grindhouse-Kino noch lange nicht die Puste ausgegangen ist, beweist die demnächst anlaufende Fortsetzung von MACHETE. Auch Nachwuchsregisseur JASON EISENER und RUDHER HAUER haben beteuert, an eine Fortsetzung von HOBO WITH A SHOTGUN interessiert zu sein. Man darf gespannt sein!
 
 
 


 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN – Fazit

 
 
8 Punkte Final
 
 
 
Ein Grindhouse-Knaller wie er im Buche steht – derb, sinnfrei und absolut politisch inkorrekt.
Muss man gesehen haben!
 
 
 


 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN – Deutsche Veröffentlichung

 
 
 
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Wir bedanken uns bei dem Label UNIVERSUM FILM, das uns freundlicherweise für diese Film-Besprechung eine Ansichtsfassung zur Verfügung gestellt hat. Die Blu-ray besticht durch tadelloses, knackig-farbenfrohes Bild und punktet mit einer handvoll nennenswerter Extras. Die ungeschnittene Filmfassung ist aktuell beim Händler Eures Vertrauens (einschlägige Onlineshops, wie CYBER-PIRATES.ORG/ MEDIA-DEALER.DE) zu bekommen. Da der Film hierzulande mit einer SPIO-Kennzeichnung (keine schwere Jugendgefährdung) in den Handel kam, wurde er aufgrund des kontroversen und gewalttätigen Inhalts nachträglichen indiziert und darf somit nicht mehr in stationären Fachmärkten verkauft werden. Übrigens gibt es neben der regulären Blu-ray-Fassung auch eine limitierte Mediabook-Ausgabe, die neben einem ansprechenden Buchteil auch die DVD mit an Bord hat. Die schicke Aufmachung kann ebenfalls wie die normale Variante im Keep Case in den oben genannten Shops gekauft werden.

 
 
 


 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN – Zensur

 
 
 
Die deutsche Blu-ray mit SPIO/JK-Kennzeichnung ist ungeschnitten! Aufgrund der Indizierung bekommt man HOBO WITH A SHOTGUN nicht im regulären Handel. Hier sollte man Shops (bevorzugt im deutschsprachigen Ausland) aufsuchen, die derart Produkte im Sortiment führen.
 
 
 


 
 
 

HOBO WITH A SHOTGUN – Trailer

 
 


 
 
 

Hellraiser80

 
 
 
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