Filmreview: „Devoured – Verschlungen“ (2012)

devoured 2012
 
 
 

DEVOURED – VERSCHLUNGEN

Story

 
 
 
Die alleinerziehende Mutter Lourdes (Marta Milans) muss in einem Restaurant das nötige Kleingeld für die Operation ihres kranken Sohnes verdienen und wird dabei mit einer unheimlichen Bedrohung konfrontiert …
 
 
 


 
 
 

DEVOURED – Kritik

 
 
 
Wenn man sich in der Horrorfilmwelt umschaut, kann man meinen, den Filmemachern gehen die Ideen aus. Nicht selten werden hinreichend bekannte Filmstoffe dreist stibitzt und die notdürftig zusammengeklöppelten Geschichten mit übelkeiterregender Gewalt kaschiert. Denn nur so lässt sich in schnelllebigen Zeiten halbwegs zügig ’ne Menge Asche verdienen. Gerade weil viele dieser unbedachten Gewaltorgien nur selten eine Kino und Video-Freigabe bei deutschen Zensurbehörden erhalten, haben spitzfindige Rechteinhaber einen höchst wirtschaftlichen Weg gefunden, wie man noch schneller viel Geld in noch weniger Zeit erbeuten kann. Man veröffentlicht einfach seine Blutgranate im deutschsprachigen Ausland und limitiert das böse Stück Film auf möglichst geringe Stückzahlen, damit man dem Filmfan deutlich mehr Euronen als nötig aus der Brieftasche ziehen kann. Der kommende Gruseltrip DEVOURED dürfte dabei in keine der beiden Schubladen rutschen. Hier haben wir es mit einem höchst interessanten und klug durchdachten Geheimtipp zu tun, der sich einen Deut darum schert sein Handlung im Blut zu ersäufen. Der reguläre Weg über den deutschen Handel dürfte die mögliche Konsequenz sein, was den deutschen Filmsammler freuen dürfte, der endlich mal wieder einen guten Horrorfilm zum normalen Obolus in sein Regal stellen darf – ungeschnitten versteht sich. Der düstere Mysterythriller DEVOURED ist mal wieder so ein Fall, der von zwei Neulingen auf dem Gebiet des Spielfilms inszeniert wurde. Während Regisseur GREG OLLIVER bisher nur Dokumentationen gedreht hat und mit dem Dokumentarfilm LEMMY schon einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnte, liefert MARC LANDAU sein erstes Drehbuch ab und trifft damit alle Neune. Seine Geschichte versteht, sich gekonnt vom üblichen Horrormist der letzten Zeit abzuheben, wobei mit diesem intelligenten Stück Kino endlich Mal wieder ein Film ins Haus steht, der mit ganz einfachen Mitteln und kleinen Schritten versucht, dem Zuschauer das Gruseln näherzubringen. Interessanterweise setzt Regisseur GREG OLLIVER vernehmlich auf die subtile Wirkung des Bildes und die leisen Töne, denn gesprochen wird in DEVOURED ohnehin kaum. Stattdessen wird der zermürbende Zerfall der leidenden Hauptdarstellerin in ziemlich beunruhigende Bilder gepackt, die in ihrer schlichten Symbolhaftigkeit so erschütternd sind, dass man meinen könnte GREG OLLIVER hätte in seinem Leben nichts anderes gemacht, als psychologisch tiefgründige Horrorfilme zu drehen.
 
DEVOURED erzählt vom Schicksal der alleinerziehenden Lourdes (MARTA MILANS), die von Mexiko nach New York reist, wo sie Geld für eine wichtige Operation ihres kleinen Sohnes verdienen muss. Des nachts schrubbt sie in einem französischen Restaurant die Böden und deckt die Tische ein, damit tagsüber die dekadente Gesellschaft New Yorks dort den schönen Seiten des Lebens frönen kann. Abwechslung vom stupiden und einsamen Arbeitsalltag bieten Lourdes die allabendlichen Telefonate mit ihrem Kind, die kurzzeitig die üblen Schikanen ihrer Arbeitgeberin Kristen (KARA JACKSON) vergessen lassen. Die nutzt zusammen mit Küchenchef Billy (TYLER HOLLINGER) die missliche Lage der Gastarbeiterin aus und machen der besorgten Mutter das Arbeitsleben zur Hölle. Um möglichst schnell das Geld für die Operation aufbringen zu können, entscheidet sich Lourdes zu drastischeren Maßnahmen. Sie erweist einigen Restaurant-Gästen sexuelle Dienste gegen Geld, was bald zu ungeahnten Folgen führt. Türen schlagen wie von Geisterhand zu und eine gespenstische Präsenz scheint der jungen Mutter in jedem Winkel des Lokals zu folgen. Schnell wird der Arbeitsalltag für Lourdes zum Albtraum, denn sie ist fest davon überzeugt, dass es in diesem Restaurant spukt.
 
DEVOURED – VERSCHLUNGEN ist mehr Drama als Horror, wobei es sich OLLIVER nicht nehmen lassen hat, sich ausreichend beim düsteren Genre zu bedienen. Was sich anfänglich noch als bitteres gesellschaftskritisches Filmchen gibt, driftet im Verlauf der Handlung in weitaus unangenehme Sphären ab. Da sieht Lourdes plötzlich die verzerrte Fratze ihres Kindes im Spiegel grinsen und eine unheimliche Gestalt verfolgt die strebsame Mutter am Arbeitsplatz auf Schritt und Tritt. Zudem scheint es in der Umkleide zu spuken und plötzlich zuschlagende Türen erschrecken die fragile Lourdes fast zu Tode. Leicht verdient ist das Geld an diesem Arbeitsplatz mit Sicherheit nicht, zumal sich die junge Frau zusätzlich noch mit den Schikanen ihrer Vorgesetzten auseinandersetzen muss, die die Gastarbeiterin nicht nur einmal spüren lassen, in diesem Land nicht willkommen zu sein. Mit gesellschaftskritischen Seitenhieben wird in DEVOURED nicht gespart. Sei es Kritik an der im Land immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich und dem dekadenten und verschwenderischen Auftreten der gutbetuchten Gesellschaftsschicht, die meint mit Geld alles kaufen zu können. Oder die Frage nach dem Wert eines kranken Lebens, dass scheinbar nur dann gerettet werden kann, wenn man hierfür das nötige Kleingeld besitzt. In DEVOURED ist das Thema Geld allgegenwärtig, das regelt wer man ist, wie man lebt und ob man überlebt. Während man zuletzt bereits mit Erstaunen feststellen musste, mit welch hohen technischen Standard Debütfilme aus der Horrorsparte glänzen können, beweist natürlich auch Regisseur GREG OLLIVER mit seinem DEVOURED, dass man auch mit wenig Geld richtig gute Filme machen kann. Zwar spielt sich hier alles auf engstem Raum ab; nach günstig produzierter Videoware schaut das leider ganz und gar nicht aus. Der Film wurde mit MARTA MILANS als gebeutelte Seele hervorragend besetzt, die nicht nur den Film fast gänzlich allein tragen muss, sondern ebenso die Leistung vollbringt, nur anhand ihrer Mimik dem Zuschauer zu vermitteln, was ihr Charakter denkt und fühlt. Durch ihr zwar wortkarges aber stets zugängliches Schauspiel fühlt sich der Zuschauer schnell mit der Hauptdarstellerin verbunden und begleitet die leidende Protagonistin auf ihren von Angst und Einsamkeit geebneten Abstieg in den Wahnsinn. Finstere Gänge, farblose Bilder und fast schon nervenzehrende Stille untermauern das stetige ungute Gefühl der Verzweiflung und verbildlichen die Qualen, welche die Heldin durchleben muss, um das Leben ihres Kindes zu retten. Leider ernüchtert am Ende die Tatsache, dass auch OLLIVER auf den aktuell so beliebten Plottwist setzen muss, der im Horrorgenre zu einer unweigerlichen Selbstverständlichkeit geworden ist. Die paranormalen Vorkommnisse werden plausibel gelüftet und der Zuschauer erhält mit einer etwas arg derben Wendung nicht das Ende, dass man sich bei einem derartig todtraurigen Film vermutlich erhofft hätte.
 
Am Ende bleibt ein uneingeschränkt empfehlenswerter Geheimtipp, der all jenen Fans ans Herz gelegt sei, die auch beim Horrorfilm einen gewissen Anspruch voraussetzen, um gut unterhalten zu werden. Wer die Qualität eines Horrorfilms nur vom Blutgehalt und der Anzahl der Leichen abhängig macht, ist hier vollkommen falsch. DEVOURED ist ein unangenehmer Mysteryfilm, mit guter Besetzung und sehr gutem Drehbuch. Da kann man Regisseur GREG OLLIVER und Drehbuchautor MARC LANDAU nur viel Glück wünschen, dass es ihnen gelingt mit ihrem gelungenen Gruselauftakt maximale Erfolge zu erzielen. Glaubt man dem Filmplakat, hat DEVOURED bereits einschlägige Festivals überzeugen können – für das FILMCHECKER-Team absolut verständlich!
 
 
 


 
 
 

DEVOURED – Fazit

 
 
 
7 Punkte Final
 
 
 
Ein Brett von Film – uneingeschränkt empfehlenswerter Geheimtipp für all jene Freunde der gruseligen Unterhaltung, die eine Leidenschaft für subtile Horrorfilme jenseits des Mainstreams hegen.
 
 
 


 
 
 

DEVOURED – Zensur

 
 
 
DEVOURED – VERSCHLUNGEN ist ein eher ruhig inszenierter Film, der sich mit dem subtitle Gruseln beschäftigt. Gerade wegen dem etwas sehr finsteren Endes wurde DEVOURED hierzulande ab FSK16 freigegeben – ungeschnitten versteht sich. Die erhältliche Scheibe hat jedoch den roten „Keine Jugendfreigabe“-Stempel erhalten. Grund hierfür: Das Bonusmaterial der Heimkinofassung.
 
 
 


 
 
 

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(c) Maritim Pictures

 
 
 

TECHNISCHE DATEN


Originaltitel: Devoured; USA 2012

Genre: Drama, Horror, Thriller

Ton: Deutsch Dolby Digital 2.0 Stereo, Englisch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS-HD MA 5.1

Untertitel: Keine

Bild: 1,77:1

Laufzeit: ca. 89 Min.

FSK: Der Film ist eigentlich FSK16. Die BD wurde wegen dem Bonus jedoch erst ab 18 Jahren freigegeben

Verpackung: Amaray mit alternativem Wendecover

Extras: Trailer

Release-Termin: 22.07.2014

 
 
 

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DEVOURED – Trailer

 
 


 
 

Marcel Demuth / Hellraiser80

 
 
 
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Ein Kommentar zu „Filmreview: „Devoured – Verschlungen“ (2012)

  1. Hey, besonderen Dank wollte ich für den Kommentar zu ‚Nothing left to fear‘ machen. Ich hatte am Ende des Filmes so ein Gefühl der Unvollständigkeiten und auch der Unlogik. Wieso zum Teufel muss er sein Blut geben um das Portal zu öffnen? Öffnet sich es auch ohne Blut? Wenn nicht, wieso habe ich dann das Gefühl, dass es dem Dorf zu wider ist und sie eigentlich nichts von diesem ‚Dämon‘ haben? Ich meine, ich würde nur so ein Portal öffnen, wenn ich etwas davon haben würde. Nunja, der Pastor war ja scheinbar mit diesem Dämon verbunden und hatte etwas davon… ich wollte mich bedanken, durch das Fazit, fühlte ich mich verstanden und vertraue jetzt auf eure anderen Kritiken. Danke.

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